Pantha du Prince – “The Triad” Die Triade weist hinaus aus der

PanthaduPrince–“TheTriad”
DieTriadeweisthinausausderEngebinärerOppositionen,digitalerNullenundEinsen
undstarrerGegensätze.Tertiumdatur:AufseinemneuenAlbum„TheTriad“lässt
HendrikWeberaliasPanthaduPrincekontrollierteEntweder/Oder-Ordnungenweit
hintersichundöffnetsichaufverschiedeneWeisedenUnvorhersehbarkeitensozialer
undtechnischerInteraktion.DieStückesindinwechselndenDreier-Konstellationenmit
denCo-MusikernJoachimSchütz,StephanAbry,ScottMou,BendikHovikKjeldsberg,
KassianTroyerundThiloKuhnentstanden.StattsolitärerEntscheidungeneiner
Produzenten-undDJ-FigurspieltenImprovisationundEmpathiedabeieine
entscheidendeRolle.WeberhatsichaufeinenlangwierigenProduktionsprozess
eingelassenunddasmusikalischeMilieujenseitsderIch-Maschineneuorganisiert.
NachdemermusikalischeSkizzenvorformulierthatte,wurdendieseinkollaborativen
ProzessenimStudiodesBandkollektivsMetabolismusaufderschwäbischenAlb
ausgearbeitet.ZuständevonInstabilitätundInfragestellungwarenausdrücklich
erwünschtundmachtenneueFormenmöglich.SowirdauchdiestureUnterscheidung
zwischenTechnologieundNaturaufgelöst–imSinneeines„mechanicalromanticism“,
wieJohnTreshdiesinseinemBuch„TheRomanticMachine.UtopianScienceand
TechnologyafterNapoleon“nennt.HendrikWeberhatdasBuchwährendder
AufnahmengelesenundfandseineeigeneWahrnehmungs-undProduktionsweisedarin
wieder.InobsessiverKleinstarbeitwurdedasauratischePotenzialder„charismatischen
Technologien“(JohnTresh)ausgetestet,zumEinsatzkamenmehrerelegendäre70er
Jahre-Analog-Synthesizer.DurchdasfeinaustarierteMenschen&Maschinen-Settingist
einhochauflösenderundgesättigterKlangentstanden,dersichopulentund
multidimensionalausbreitet.WiedersozialeProzesswirkendiealtenMaschinen
entschleunigend,StimmungenundEnergiefelderbauensichlangsamaufundkommen
alsHookoderatmosphärischeVerdichtungofterstamEndedesTrackszusichselbst-
einVerwandlungsgeschick,dasandieVorgehensweisevonArthurRussellerinnert.
ÜberUmwegeentfaltetsicheineoftmaßloseEuphorie,unddasnichtnurindem
programmatischenStück„Youwhat?Euphoria!“DerGestusderÜbertreibungwird
flankiertvonmitreißendenBasslinien,hymnischenStimmenund–wennespasst-dem
himmlischenSignifierGlocke,zudemWeberseitseinemProjekt„TheBellLaboratory“
einebesondereBeziehungunterhält.Erstaunlichist,dassdieMusik,obwohlsie
unendlichforderndklingt,dochauchzumbeiläufigenHintergrundhörengeeignetist.
IhreFülleistkeinAuftrumpfen.
Undebenimmermitdabeiauf„TheTriad“:DasAußenunddieAnderen,wandernde
Masken,andereStimmen,überwältigendeNatureindrückeundalternative
Lebensformen.UndsoistdennHendrikWebersStimme,dieinvierTrackszuhörenist,
nichtalsOriginaltoneinerthronendenSängerfigurzuverstehen,sondernalsTool,das
Teileinestechno-organischenProzessesistundselbstzur„romantischenMaschine“
wird.DieFrage,wiesozialeExperimentedasSelbstverändernkönnen,beschäftige
WeberauchwährendeineslängerenAufenthaltsanderVillaAurorainLosAngeles.An
derWestküstebegabersichaufdiehistorischenSpurenalternativer
LebensgemeinschaftenundfanddortkonkreteUtopienvor,dieihnselbstnochals
gescheiterteinspiriertenundmitderFragekonfrontierten,wieautarkeStrukturen
möglichsind,nichtzuletztinderMusik.UmesmitangemessenemPathoszusagen:Auf
„TheTriad“lässtder„mechanischeRomantiker“solchekonkretenUtopienneu
erklingen.PanthaduPrincezeigtunsdenWeginkünstlicheParadiese.Wennwirvom
WegabkommenundunsimNebelverirrensollten,machtdasallesnochvielbesser.
AramLintzel,Februar2016