Stadt Zürich Schulgesundheitsdienste Schulgesundheitsdienste Amtshaus Parkring 4 8027 Zürich Tel. +41 44 413 85 11 Fax +41 44 413 88 48 http://www.stadt-zuerich.ch/ssd Schulärzte-Tagung, 3. Dezember 2015, Fachschule Viventa «Lebenswelt der Jugendlichen - Aspekte für die schulärztliche Tätigkeit» Einleitung G. Lauber Liebe Schulärztinnen und Schulärzte, liebe Organisatorinnen und Organisatoren, liebe Frau RR Steiner Ich möchte Sie ganz herzlich zur heutigen Schulärzte-Tagung in der Fachschule Viventa begrüssen. Grundsätzlich beruhigt es mich immer sehr, vor so vielen kompetenten Ärztinnen und Ärzten zu sprechen. Denn dann weiss ich: Wenn ich hier vorne einen Schwächeanfall erleiden sollte, bekäme ich eine hundertfach abgesicherte, fachkundige Behandlung gleich vor Ort. Ich kann Ihnen versichern: Das entspannt ungemein….. In der Stadt Zürich blickt der Schulärztliche Dienst auf eine lange Tradition zurück. So wurde bereits 1904 - also vor 111 Jahren - der erste Schularzt ernannt. In dieser Zeit waren die Schulen selber oftmals Ursache von Gesundheitsproblemen. Die hygienischen Bedingungen waren - aus heutiger Sicht - häufig kritisch bis furchtbar. So mussten öfters Schulen und Schulzimmer desinfiziert werden, damit Schulen nicht selber zum Infektionsherd wurden. Zu den Aufgabengebieten des Schularztes gehörte die Prävention von Tuberkulose, allgemein die Bekämpfung von Seuchen, die Behandlung von Mangelerkrankungen wie z.B. Kropf, Rachitis, Unterernährung (man stelle sich vor: über 50 % der Schüler/innen hatten einen Kropf!) sowie die Behandlung von Hauterkrankungen. Was es damals schon gab, waren Reihenuntersuchungen bei allen neu eingetretenen Schülerinnen und Schülern. Diese schulärztlichen Untersuchungen kennen Sie alle bestens aus Ihrem Tagesgeschäft. Für die heutige Zeit eher ungewöhnlich ist, dass der Schularzt damals auch die Wohnverhältnisse und die sanitären Verhältnisse von Familien überprüfte, deren Kinder als «verwahrlost, schwachsinnig und/oder körperlich gebrechlich» bezeichnet wurden. Ebenfalls speziell war, dass der Schularzt auch für die Zahnhygiene zuständig war. Der Schularzt hatte, ich zitiere, «die Schüler in wirksamer und eindringlicher Weise auf die so dringend notwendige gute Erhaltung der Zähne aufmerksam zu machen». Sie sehen: Prävention hatte schon damals einen hohen Stellenwert! Seit 111 Jahren kümmern sich Schulärzte und Schulärztinnen in der Stadt Zürich um die Gesundheit von Schulkindern. Im vergangenen Schuljahr wurden in der Stadt Zürich knapp 11'000 Kinder in schulärztlichen Gesundheitsvorsorgen untersucht. Zum Vergleich: 11'000 Kinder, dies entspricht bereits der Bevölkerungsgrösse einer Stadt! Insgesamt nahmen 97 % der Eltern das Angebot der schulärztlichen Gesundheitsvorsorge in Anspruch, nur 3 % liessen diese lieber beim Privatarzt durchführen. Dies spricht für ein gut verankertes, breit akzeptiertes und von Elternseite her sehr geschätztes Angebot. Das Angebot wird aber nicht «nur» geschätzt, es führt auch zu einem hohen medizinischen Versorgungsgrad mit sehenswerten Erfolgen wie z.B. im Impfbereich: Seite 1 von 2 So erreichen Stadtzürcher Jugendliche bei Masern gemäss einer Untersuchung der Universität Zürich eine Durchimpfungsquote von 95 %. Diese hohe Durchimpfungsquote entspricht erfreulicherweise sogar den vom Bundesamt für Gesundheit angestrebten (schweizweit aber bei weitem nicht erreichten) Vorgaben zur Masernelimination. Solche Erfolge dürfen sich sehen lassen. Das Thema der heutigen Tagung sind Jugendliche. Jugendliche gelten in der Gesundheitsförderung als eher schwierig zu erreichende Zielgruppe. Bei der Erhöhung der Durchimpfungsquote erzielt der Schulärztliche Dienst aber gerade bei den Jugendlichen die besten Resultate. Dies wohl v.a. deshalb, weil viele Jugendliche kaum mehr regelmässig beim Kinderarzt sind. Hier kann der Schulärztliche Dienst durch seine schulärztlichen Untersuchungen in den 8. Klassen wichtige Impflücken schliessen. So sind denn auch die Impfquoten nach den Vorsorge-Untersuchungen in den 8. Klassen sehr viel höher als sie es vor der Vorsorge-Untersuchung waren. Dies gilt insbesondere für die HPV- und die Hepatitis B-Impfung (wo wir die Impfquoten jeweils zwischen 10-20 % erhöhen können!), in kleinerem Umfang aber auch bei Diphterie und Keuchhusten. Eine weitere Erfolgsgeschichte: In der Stadt Zürich führen die Schulärztinnen und Schulärzte seit ca. 25 Jahren - also schon seit einem Vierteljahrhundert! - mit allen Jugendlichen in den 8. Klassen individuelle Gesundheitsgespräche durch. In diesen Gesprächen geht es darum, spezifische Gesundheitsrisiken zu erkennen sowie die Gesundheitskompetenzen der Jugendlichen zu stärken. Mit den Jugendlichen wird besprochen, wie sich Lebensstil und Alltagsentscheidungen auf ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden auswirkt und wie sie dieses positiv beeinflussen können. Diese individuellen Gesundheitsgespräche werden von den Jugendlichen sehr geschätzt. Vom Schulärztlichen Dienst werden sie als so nützlich und wertvoll beurteilt, dass ähnliche Gesundheitsgespräche neu auch für die 5. Klasse eingeführt werden. Für die wichtige Arbeit, welche Sie als Schulärztinnen und Schulärzte oder als Praxisassistentinnen für unsere Schulkinder leisten, spreche ich Ihnen meinen Respekt und meinen Dank aus. Nun wünsche ich Ihnen allen eine interessante und lehrreiche Tagung. Seite 2 von 2
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