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Stadt Zürich
Schulgesundheitsdienste
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Schulärzte-Tagung, 3. Dezember 2015, Fachschule Viventa
«Lebenswelt der Jugendlichen - Aspekte für die schulärztliche Tätigkeit»
Einleitung G. Lauber
Liebe Schulärztinnen und Schulärzte, liebe Organisatorinnen und Organisatoren, liebe Frau RR Steiner
Ich möchte Sie ganz herzlich zur heutigen Schulärzte-Tagung in der Fachschule Viventa begrüssen.
Grundsätzlich beruhigt es mich immer sehr, vor so vielen kompetenten Ärztinnen und Ärzten zu sprechen. Denn dann weiss ich: Wenn ich hier vorne einen Schwächeanfall erleiden sollte, bekäme ich
eine hundertfach abgesicherte, fachkundige Behandlung gleich vor Ort. Ich kann Ihnen versichern:
Das entspannt ungemein…..
In der Stadt Zürich blickt der Schulärztliche Dienst auf eine lange Tradition zurück. So wurde bereits
1904 - also vor 111 Jahren - der erste Schularzt ernannt. In dieser Zeit waren die Schulen selber oftmals Ursache von Gesundheitsproblemen. Die hygienischen Bedingungen waren - aus heutiger Sicht
- häufig kritisch bis furchtbar. So mussten öfters Schulen und Schulzimmer desinfiziert werden, damit
Schulen nicht selber zum Infektionsherd wurden. Zu den Aufgabengebieten des Schularztes gehörte
die Prävention von Tuberkulose, allgemein die Bekämpfung von Seuchen, die Behandlung von Mangelerkrankungen wie z.B. Kropf, Rachitis, Unterernährung (man stelle sich vor: über 50 % der Schüler/innen hatten einen Kropf!) sowie die Behandlung von Hauterkrankungen.
Was es damals schon gab, waren Reihenuntersuchungen bei allen neu eingetretenen Schülerinnen
und Schülern. Diese schulärztlichen Untersuchungen kennen Sie alle bestens aus Ihrem Tagesgeschäft. Für die heutige Zeit eher ungewöhnlich ist, dass der Schularzt damals auch die Wohnverhältnisse und die sanitären Verhältnisse von Familien überprüfte, deren Kinder als «verwahrlost,
schwachsinnig und/oder körperlich gebrechlich» bezeichnet wurden. Ebenfalls speziell war, dass der
Schularzt auch für die Zahnhygiene zuständig war. Der Schularzt hatte, ich zitiere, «die Schüler in
wirksamer und eindringlicher Weise auf die so dringend notwendige gute Erhaltung der Zähne aufmerksam zu machen». Sie sehen: Prävention hatte schon damals einen hohen Stellenwert!
Seit 111 Jahren kümmern sich Schulärzte und Schulärztinnen in der Stadt Zürich um die Gesundheit
von Schulkindern. Im vergangenen Schuljahr wurden in der Stadt Zürich knapp 11'000 Kinder in
schulärztlichen Gesundheitsvorsorgen untersucht. Zum Vergleich: 11'000 Kinder, dies entspricht bereits der Bevölkerungsgrösse einer Stadt!
Insgesamt nahmen 97 % der Eltern das Angebot der schulärztlichen Gesundheitsvorsorge in Anspruch, nur 3 % liessen diese lieber beim Privatarzt durchführen. Dies spricht für ein gut verankertes,
breit akzeptiertes und von Elternseite her sehr geschätztes Angebot.
Das Angebot wird aber nicht «nur» geschätzt, es führt auch zu einem hohen medizinischen Versorgungsgrad mit sehenswerten Erfolgen wie z.B. im Impfbereich:
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So erreichen Stadtzürcher Jugendliche bei Masern gemäss einer Untersuchung der Universität Zürich
eine Durchimpfungsquote von 95 %. Diese hohe Durchimpfungsquote entspricht erfreulicherweise
sogar den vom Bundesamt für Gesundheit angestrebten (schweizweit aber bei weitem nicht erreichten) Vorgaben zur Masernelimination. Solche Erfolge dürfen sich sehen lassen.
Das Thema der heutigen Tagung sind Jugendliche. Jugendliche gelten in der Gesundheitsförderung
als eher schwierig zu erreichende Zielgruppe. Bei der Erhöhung der Durchimpfungsquote erzielt der
Schulärztliche Dienst aber gerade bei den Jugendlichen die besten Resultate. Dies wohl v.a. deshalb,
weil viele Jugendliche kaum mehr regelmässig beim Kinderarzt sind. Hier kann der Schulärztliche
Dienst durch seine schulärztlichen Untersuchungen in den 8. Klassen wichtige Impflücken schliessen.
So sind denn auch die Impfquoten nach den Vorsorge-Untersuchungen in den 8. Klassen sehr viel
höher als sie es vor der Vorsorge-Untersuchung waren. Dies gilt insbesondere für die HPV- und die
Hepatitis B-Impfung (wo wir die Impfquoten jeweils zwischen 10-20 % erhöhen können!), in kleinerem
Umfang aber auch bei Diphterie und Keuchhusten.
Eine weitere Erfolgsgeschichte: In der Stadt Zürich führen die Schulärztinnen und Schulärzte seit ca.
25 Jahren - also schon seit einem Vierteljahrhundert! - mit allen Jugendlichen in den 8. Klassen individuelle Gesundheitsgespräche durch. In diesen Gesprächen geht es darum, spezifische Gesundheitsrisiken zu erkennen sowie die Gesundheitskompetenzen der Jugendlichen zu stärken. Mit den
Jugendlichen wird besprochen, wie sich Lebensstil und Alltagsentscheidungen auf ihre Gesundheit
und ihr Wohlbefinden auswirkt und wie sie dieses positiv beeinflussen können. Diese individuellen
Gesundheitsgespräche werden von den Jugendlichen sehr geschätzt. Vom Schulärztlichen Dienst
werden sie als so nützlich und wertvoll beurteilt, dass ähnliche Gesundheitsgespräche neu auch für
die 5. Klasse eingeführt werden.
Für die wichtige Arbeit, welche Sie als Schulärztinnen und Schulärzte oder als Praxisassistentinnen
für unsere Schulkinder leisten, spreche ich Ihnen meinen Respekt und meinen Dank aus. Nun wünsche ich Ihnen allen eine interessante und lehrreiche Tagung.
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