Wald früher- Wald heute

Waldpädagogikzentrum Ahlhorn
Wald früher – Wald heute
Veränderungen im Lebensraum Wald unter dem Einfluss des Menschen
Sekundarstufe 1
Information für Schulen
Wald früher - Wald heute
Info zur Vor- bzw. Nachbereitung
Inhalt:
- Wir machen am Beispiel des Gehnwaldes eine Zeitreise durch den Wald.
In einem 150 Jährigen Laubholzbestand werden wir uns zunächst mit dem Beschäftigen, wie
der Wald früher ausgesehen hat, wie er früher genutzt worden ist und warum sich die
Waldbilder geändert haben
Um diesen Lebensraum kennen zu lernen, werden wir eine Übung machen zum Kennenlernen
der unterschiedlichen Baumarten. Wir besprechen den Laubfall und in Verbindung mit einer
kleinen Übung den Nährstoffkreislauf.
- Wie sieht der Wald heute aus.
Dazu gehen wir in einen Fichtenwald, besprechen den Unterschied zum vorherigen Waldbild.
Welche Probleme ergeben sich daraus am Beispiel der Borkenkäfer und des Waldsterbens
- An der Station Borkenkäfer ( Käferfalle, befallene Käferbäume )werden wir die Entwicklung
des Borkenkäfers besprechen und dazu eine Rechenaufgabe zur Massenentwicklung der
Borkenkäfer durchführen.
- Durch von Menschen verursachte Luftverschmutzung ist der Wald seit vielen Jahren stark
geschädigt („saurer Regen“). Wir besprechen die Ursachen und lernen in einem geschädigten
Waldbestand mit einer kleinen Übung, die unterschiedlichen Schadstufen anzusprechen.
- Wir werden unterwegs verschiedenen Bäumen und Sträuchern, vielleicht auch verschiedenen
Tieren oder Tierspuren begegnen. Typische Merkmale werden wir erarbeiten, um sie wieder
zu erkennen
- Abschließend werden wir in einem Fichtenwald einig Laubbäume pflanzen, um nachhaltig
dazu beizutragen, dass wir auch zukünftig von den Leistungen des Waldes profitieren können
Wozu brauchen wir den Wald?
Nutzfunktion :
Rohstoff Holz , Trinkwasser , Arbeitsplatz , ….
Schutzfunktion :
Luftreinhaltung , Sauerstoffproduktion ,
Erosionsschutz ,Windschutz , Tier – und
Pflanzenvielfalt , ………..
Erholungsfunktion : Wandern , Reiten , Joggen ,
…..
Die Aufgabe der Förster ist, alle Funktionen des Waldes möglichst gleichrangig zu gewährleisten. Um
dieses zu ermöglichen, ist das so genannte „LÖWE- Waldbauprogramm“ entwickelt worden.
LÖWE = Langfristige ökologische Waldentwicklung
Wie sah der Wald früher aus?
Ursprünglich lag der Waldanteil in Nds bei ca. 85 %.
Nach der letzten Eiszeit hatte sich aufgrund des Klimas
und der Bodenverhältnisse flächendeckend der Laubwald
mit Schwerpunkt bei der Rotbuche ausgebreitet.
Noch heute hätten wir ohne menschliche Beeinflussung
überwiegend Buchenwälder in Nds.
Was passierte mit zunehmender Besiedlung?
- Rodung und Abbrennen des Waldes , um Ackerflächen anzulegen ( Wanderfeldbau )
- Holznutzung als Brennholz , Bauholz
- Holz einziger Energieträger bis zur Nutzung der Steinkohle ( 19.
Jhr.) fürs Handwerk ( Bäcker, Töpfer , Schmiede usw. )
- Köhlerei ( Holzkohlegewinnung )
- riesiger Holzbedarf
- für Salinen zum Salzsieden , d.h. Verdampfen von Salzsole =>
Lüneburger Heide
- für die Metallverhüttung , Glasherstellung und im Bergbau
- weitere Holznutzungen : Harznutzung ( Teer , Pech ) ,
Rindennutzung für die Gerberei
- Vieheintrieb in den Wald :
„ Schweineweide: Schweine ernähren sich von Bucheckern und
Eicheln ( Winter )
„ Großviehweide „ Rindvieh und Pferde fressen Blätter und Zweige
der jungen Bäume ( Sommer )
„ Waldweide „ Schafe und Ziegen fressen an jungen Bäumen
Die Viehdichte im Wald lag z.T. bei 35 – 100 Stck Vieh / 100 ha.
Der heutige Wildbestand liegt bei etwa 5 – 10 Stck Schalenwild /
100 ha, was für eine natürliche Verjüngung des Waldes bereits
problematisch ist.
- Streunutzung : Humus wird dem Wald entnommen , um damit Ackerflächen aufzudüngen
(„ Plaggennutzung“), dadurch wurde der Nährstoffkreislauf nachhaltig gestört. Heideflächen breiten
sich aus.
Jedermann nutzte den Wald, aber niemand sorgte für die Verjüngung
und damit für den Erhalt des Waldes ( keine Nachhaltigkeit ! ).
Übernutzuzng der Wälder , Rückgang des Waldbestandes in Nds. auf 10 % .
Wanderdünen , Erosion , Heideflächen
Es folgen seit etwa 150 Jahren ((Schwerpunkte: um 1900 und
nach dem 2. Weltkrieg)) die gezielte Wiederaufforstung und
damit der Beginn der geregelten Forstwirtschaft,
„ Niemals mehr ernten als auch ständig nachwächst „.
Aufgeforstet wurde seinerzeit mit anspruchslosen,
schnellwachsenden Baumarten, wie Kiefer und Fichte.
Mittlerweile hat Nds. wieder einen Waldanteil von 22 %. Allerdings
hat sich die Baumartenverteilung sehr stark verändert. Lediglich 35 %
sind Laubholz und 65 % sind Nadelholz.
.
U.a. entstehen auf großer Fläche Monokulturen
Unterschied Mischwald und Monokultur
Mischwald :
mehrere Baumarten , höhere Artenvielfalt ,
stufig aufgebaut, naturnah .
Monokultur : eine Baumart , geringe Artenvielfalt ,
anfällig für Massenvermehrungen ( Käfer , Schmetterlinge ) ,
Windwurf und Waldbrand , naturfern
Typische Probleme der Monokulturen
Windwurf : flachwurzelnde Fichten, einschichtige hohle
Bestände ohne Stufigkeit
Borkenkäferbefall: gute Ernährungsmöglichkeit für
Insekten, wenig Feinde
durch Artenarmut
Borkenkäfer : Ein typisches Problem der Monokulturen
Borkenkäfer
Borkenkäfer können bei massenhaftem Auftreten ganze Waldbestände
zum Absterben bringen. Sie legen direkt unter der Rinde Fraßgänge
an, wo anschließend Eier abgelegt werden aus denen nach ca. 2
Wochen Larven entstehen. Die Larven beginnen zu fressen wodurch
die typischen Brutbilder entstehen.
Durch die Fraßtätigkeit unmittelbar unter der Rinde in der Bastschicht
wird der Saftstrom
(Kohlenhydrate von oben nach unten) unterbrochen und bei starkem
Befall stirbt der Baum ab. Besonders gefährdet sind durch Windwurf
oder Wassermangel geschwächte Bäume, weil deren Widerstandskraft
geschwächt ist. Gesunde Bäume schützen sich durch Harzfluss.
Die Entwicklung vom Ei bis zum voll entwickelten Jungkäfer dauert
etwa 8 Wochen. Die Käfer legen idR 2 Bruten an, bei günstiger
Witterung werden die Jungkäfer der 1. Brut noch geschlechtsreif und
legen ihrerseits auch noch eine Brut an. Man kann davon ausgehen,
dass dort wo ein Weibchen Eier abgelegt hat ca. 60 Jungkäfer
entstehen. Die Entwicklung ist aber stark abhängig vom Wetter und vom Vorhandensein von
bruttauglichem Material.
Die Tiere überwintern unter der Rinde oder im Humus und im Frühjahr beginnen sie, bruttaugliches
Material zu suchen. Wenn sich ein Käfer einbohrt, entsteht ein Duftstoff
( Mischung aus Baum – und Körpergeruch ) , welcher andere Käfer
ebenfalls anlockt hier zu brüten . Dieser Duftstoff ist mittlerweile künstlich
nachgemacht worden und wird als Folienbeutel in Käferfallen gehängt, um
Borkenkäfer hier hinein zu locken. Man spricht von den sogenannten
Soziallockstoffen, die auf beide Geschlechter wirken, während die
sogenannten Sexuallockstoffe nur auf Männchen wirken (Sexuallockstoffe
werden bei Schmetterlingen eingesetzt).
Arbeitsbogen : Massenvermehrung Borkenkäfe
Borkenkäfer
äfer
Ein weiteres Problem für den gesamten Wald :
Waldsterben durch Luftschadstoffe .
Waldsterben
Schädigungen in der Nähe von Industrieansiedlungen sind nicht neu. Bereits 70 n.Chr. bemerkt der
römische Geograph Plinius, dass in Spanien in der Umgebung von Metallschmelzen die gesamte
Vegetation verschwindet.
International wird das Problem, Schäden durch saure Niederschläge, 1972 auf der 1.
Umweltschutzkonferenz in Stockholm erstmalig erwähnt. Sprecher der skandinavischen Länder
machen darauf aufmerksam, dass in tausenden der skandinavischen Seen der Fischbestand
verschwindet und beobachten Schäden am Wald.
Ursache : „ Übersäuerung der nährstoffarmen Böden durch Industrieabgase aus Großbritannien
bzw.Mittel- und Osteuropa“ .
Der Vorwurf bleibt zunächst ungehört und die Politik der hohen Schornsteine wird fortgesetzt. Also
ein Ferntransport der Schadstoffe weg von den Industriestandorten mit der Folge , dass tatsächlich z.B.
die Luft im Ruhrgebiet besser wird aber fernab von Industriegebieten der Wald sehr stark geschädigt
wird.
Durch diese Beobachtungen sensibilisiert wird bundesweit seit 1984 jährlich eine
Waldzustandserhebung gemacht, wo der Zustand der Bäume auf festgelegten Flächen untersucht wird.
Über das gesamte Bundesgebiet ist ein Gitternetz gelegt worden, mit einer
Rasterweite von 4 x 4 Km . Überall dort, wo der Schnittpunkt auf eine Waldfläche fällt, wird der
Kronenzustand von 24 markierten Waldbäumen begutachtet. (Ausgeschiedene Aufnahmebäume
werden durch Nachbarbäume ersetzt).
Man vergleicht dabei die tatsächlich vorhandenen gesunden Nadeljahrgänge mit den theoretisch
möglichen Nadeljahrgängen und ordnet so den einzelnen Baumarten Schadstufen zu .Im optimalen
Zustand kann die Wta 10 – 12 Jahrgänge haben , die Fi 7 – 9 Jahrgänge , die Kiefer max. 3 Jahrgänge
.
Schadstufen : 0 = bis 10% Nadel / Blattverlust
1 = 11 – 25%
2 = 25 - 60 %
3 = 61 - 99 %
4 = über 99 %
Zustand 2010 in Nds.:
Schäden zeigen (mind. Stufe 2):
21 % der über 60 jährigen Bäumen sind geschädigt!
> 60 jährig nach Baumarten
getrennt
Fi = 28 %
Ki = 14 %
Bu = 26 %
Ei = 34 %
Woran erkennt man den kranken Baum ?
Bei den Nadelbäumen verhältnismäßig leicht , indem man die Anzahl der tatsächlich vorhandenen
Nadeljahrgänge vergleicht mit dem , was optimal möglich ist .. Bevor die Nadeln absterben kommt es
zu einer Gelbfärbung der Nadeln ( Mg – Mangel durch Übersäuerung ). Entnadelung erfolgt von
innen nach außen.
Bei kranken Laubbäumen verfärbt das Laub bereits im Juni / Juli, die Blätter sind sehr klein, buschig
angeordnet. Die Kronenteile sind häufig abgestorben, gleichzeitig treiben am Stamm so genannte
Wasserreiser aus ( so genannte Angstreiser ). Es kommt zu einer Kronenverlagerung von oben nach
unten.
Welche Schadstoffe sind verantwortlich?
Es gibt dazu verschiedene Theorien. Fest steht, dass Schadstoffe wie Schwefeldioxid und Stickoxide
verantwortlich gemacht werden müssen. Beides Stoffe , die bei der Verbrennung von Kohle und Erdöl
entstehen wobei Schwefel hauptsächlich in der Industrie entsteht und Stickoxide hauptsächlich im
Autoverkehr.
Schwefel verbindet sich in der Luft mit Wasser zu Schwefelsäure und schwefeliger Säure und kann
mit dem Wind über weite Strecken transportiert werden bevor es von den Bäumen aus der Luft
ausgefiltert wird. Es lagert sich auf den Nadeln ab, bzw. tropft ab und reichert sich im Boden an. Auf
den Nadeln wird durch die Säure die Außenhaut zerstört, die Schadstoffe dringen ein. Dabei wird u.a.
der Schließmechanismus der Blätter zerstört und die Bäume verdunsten unkontrolliert viel Wasser.
Zum anderen werden durch die Übersäuerung Nährstoffe ausgewaschen wie z.B. das Mg und es
kommt zur Gelbfärbung der Nadeln bevor sie dann ganz abfallen. (Mg ist für die Chlorophyllbildung
verantwortlich).
Im Boden kommt es durch die Übersäuerung ebenfalls zu einer Nährstoffauswaschung. Der
Überschuss an Wasserstoffteilchen ( Übersäuerung ) führt außerdem dazu, dass Metalle freigesetzt
werden (ab pH 5), wie z.B. das 3- wertige Aluminium. Dieses Aluminium vernichtet Pilze die sich an
den Wurzeln der Bäume befinden. Viele Bäume können nur mit Hilfe dieser Pilze Wasser und
Nährsalze aufnehmen, sie geben dafür den Pilzen Kohlenhydrate ab. ( Mykorrhizapilze)
Aus den Stickoxiden entstehen zusammen mit Kohlenwasserstoff die so genannten Photooxidantien,
zu denen das Ozon gehört. Dieses Ozon ist extrem pflanzengiftig, greift u.a. die Außenhaut der Blätter
an, wodurch andere Schadstoffe eindringen können.
.Ein weiteres Problem ist die zunehmende Stickstoffbelastung u.a. durch die Gülleausbringung. Pro
Jahr und Hektar gelangen etwa 60 kg auf den Boden. Der Wald kann lediglich ca. 10 kg abbauen oder
verbrauchen je nach Standort. Der Rest gelangt als Nitrat in das Grundwasser. Die Bäume reagieren
auf den Überschuss an Stickstoff bei gleichzeitigem Mangel an K. Ca und Mg mit großer
Frostempfindlichkeit und Insektenbefall.
Schadstoffe und besonders auch Wassermangel durch sinkenden Grundwasserstand führen zu einem
Dauerstress, der die Widerstandskraft der Bäume so stark strapaziert, so dass es schließlich nach
extrem trockenem Sommer oder Insektenbefall zum Absterben der Bäume kommt.
Gegenmaßnahmen:
Reduzierung des Schadstoffausstoßes: Der Schwefelausstoß ist zwischen 1989 und 1994 um 52%
reduziert worden. Der Stickoxidausstoß um 24% .
Kompensationskalkungen , wodurch weitere Säureeinträge neutralisiert werden sollen . Wirkt aber nur
an der Oberfläche und Nährstoffdefizite werden dadurch nicht behoben. Kalkung nicht
unproblematisch , weil es ein Eingriff in das Waldökosystem darstellt . Empfindliche Bereiche (
Moore, Fließgewässer, Heideflächen ) werden auf jeden Fall ausgespart. Gekalkt wird mit 3 to / ha.
Der Bedarf des Bodens aber kleinflächig sehr unterschiedlich (Einige Flächen bräuchten 40 to / ha!).
Wichtig: Ursachen reduzieren!
Arbeitsbogen : Waldschadensaufnahme
Es folgt auf dem Weg zum letzten Waldbild eine kleine
Botanikübung. Mit Hilfe von einfachen Bestimmungshilfen müssen
Bäume und Sträucher erkannt werden.
.
Wie soll der Wald zukünftig aussehen
Durch die Wiederaufforstung der übernutzten Waldflächen mit anspruchslosen und
schnellwachsenden Baumarten, wie Kiefer und Fichte sind auf großer Fläche anfällige und naturferne
Reinbestände entstanden. Ziel der Landesforsten ist es, im Landeswald auf ca.90 % der Fläche
langfristig Mischwald anzulegen mit hohem Laubholzanteil (65 %). Durch Windwurf oder Käferfraß
geschädigte Nadelholzbestände werden mit Laubholz ergänzt, unter älteren Nadelholzbeständen wird
Laubholz gepflanzt, so dass unter dem Dach des noch vorhandenen Waldbestandes die nächste
Waldgeneration heranwachsen kann.
Jeder Teilnehmer pflanzt zum Abschluss
der Veranstaltung einige ( 3 – 5 ) junge Bäume.
Der zukünftige Wald:
- Naturnah
- Artenreich
- Nachhaltig
- Hohe Erholungsfunktion