Workshops - Deutscher Museumsbund

WORKSHOPS
1. Susanne Beutler | Dipl. Museologin, Gedenkstätte Museum in der »Runden Ecke«: Vom
Sammelsurium zur wissenschaftlich dokumentierten Sammlung
Der Workshop vermittelt die nötigen Schritte der Inventarisierung musealer und bibliographischer
Objekte sowie Fotos aus einer ungewöhnlichen Sammlung, die während der Auflösung der
Leipziger Staatssicherheit im Zuge der Friedlichen Revolution entstanden ist. Die wissenschaftliche
Dokumentation von Arbeitsgegenständen, mit denen Stasi-Offiziere noch in jüngster
Vergangenheit die SED-Diktatur gegen das eigene Volk sicherten und die vom damaligen
Bürgerkomitee zunächst ohne konkretes Konzept zusammengetragen worden waren, stellte hohe
Anforderungen, da keinerlei Erfahrungswerte vorlagen und zu vielen Objekten umfangreiche
Forschungsarbeiten notwendig waren. Aktuell sind mehr als 50.000 Fotos und Objekte aus der in
ihrer Geschlossenheit einmaligen musealen Sammlung der Gedenkstätte in der Datenbank IMDAS
Pro erfasst. Im Workshop vermittelt die Museologin ihre Erfahrung beim Aufbau der musealen
Sammlung und stellt die Bearbeitung ausgewählter Objektgruppen, wie Abzeichen oder technische
Geräte aus dem Bereich Überwachung und Postkontrolle ebenso vor wie die Probleme bei der
sachgerechten Magazinierung.
2. Dr. Frédéric Bußmann | Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Museum der bildenden Künste
Leipzig & Dr. Iris Edenheiser | Wissenschaftliche Sammlungsleiterin, Reiss-EngelhornMuseen Mannheim: I'll be your mirror! – Was wir einander geben können. Zum Umgang
mit Dingen in ethnologischen und Kunstmuseen
Ausgehend von den Debatten um das Humboldt-Forum, das in der Verortung direkt gegenüber der
Museumsinsel und mit seiner globalen Ausrichtung potenziell ein Impulsgeber für die nach wie vor
stark Europa-zentrierte deutsche Kunstgeschichte sein könnte, widmet sich der Workshop den
unterschiedlichen Strategien des Umgangs mit Objekten in ethnologischen und in Kunstmuseen.
Anhand von Ausstellungspräsentationen im GRASSI Museum für Völkerkunde und dem Museum der
Bildenden Künste beleuchten wir theoretisch und praktisch die Probleme und Chancen, die sich aus
den jeweiligen spezifischen Objektzugängen ergeben. Mögliche Themenfelder für den grundlegend
dialogisch ausgerichteten Workshop sind u.a. die ethnologische ‚Krise der Repräsentation‘ im
Museum, Globalität in deutschen Kunstmuseen und der Kunstgeschichte, De-Kolonisierung beider
Sparten, Klassifizierungen entlang der Linie ‚art vs. artifact‘ und Inter- und Transdisziplinarität sowie
Transmedialität in der kuratorischen Praxis.
3. Christine Fischer | Veranstaltungsmanagement, GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig
& Sandra Vacca | Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Virtuelles Migrationsmuseum Köln:
Kulturelle Vielfalt und Migration im Museum – Chancen, Herausforderungen und
Methoden
Seit einigen Jahren beschäftigen sich immer mehr KuratorInnen, MuseumspädagogInnen und
SammlungsleiterInnen mit der Thematik der Migration und der kulturellen Vielfalt. Von der
Neusichtung der Sammlung bis hin zu partizipativen Projekten werden wir gemeinsam mit den
TeilnehmerInnen unterschiedliche Methoden erkunden, wie Migration und kulturelle Vielfalt in
Museen thematisiert werden können.
4. Dr. Maike Günther | Kuratorin, Stadtgeschichtliches Museum Leipzig: Aus dem
Nähkästchen geplaudert – Alltag und Sorgen eines Kurators in der
Ausstellungsvorbereitung
Die Arbeit des Kurators ist mehr als die Entwicklung eines Narrativs und die Auswahl bestimmter
Objekte. Es gilt, die verschiedenen Abläufe und Zeitpläne der einzelnen Gewerke inhaltlich,
technisch und organisatorisch zu verzahnen. In dem Workshop wird das Gesamtpaket kuratorischer
Tätigkeit vorgestellt, zu dem auch die Budgetplanung und das Einwerben von Drittmitteln, die
Zuarbeiten für die Öffentlichkeitsarbeit und Katalogerstellung sowie die Zusammenarbeit mit dem
Gestalter gehören.
5. Angelica Hoffmeister zur Nedden | Leitende Restauratorin, GRASSI Museum für
Völkerkunde zu Leipzig: Verborgene Botschaften – Der Umgang mit rituellen Gaben im
Museum
Thema des Workshops ist die Restaurierung einer Figur des Namthösa, der in seiner Bodenplatte
eine dreieckige Öffnung besitzt, die aus konservatorischen Gründen geöffnet wurde und in dessen
Innern wir eine Vielzahl an Weihegaben fanden. Diese Weihegaben aus Schriftrollen,
Räucherstäbchen, Trockenfrüchten und einer „Seele“ wurden konserviert und gereinigt. Der nun
darauf folgende Umgang wirft viele Fragen auf und lädt zur gemeinsamen Diskussion ein: Wurde die
Figur entweiht durch das Öffnen der Skulptur und Herausnehmen der Gaben? Sollen die Gaben in
die Figur replatziert werden? Muss die Figur danach wieder neu geweiht werden – auch wenn sie
sich jetzt im Museum befindet? Dürfen die Weihegaben ausgestellt werden?
6. Dr. Sonja Kinzler | Historikerin und freie Ausstellungskuratorin: Kuratieren als Beruf. Tipps
zum Weg in die Selbstständigkeit
Für viele VolontärInnen ist noch nicht klar, wie es für sie beruflich weitergeht. Eine Möglichkeit ist es,
sich auf das Kuratieren von Ausstellungen zu konzentrieren. Das Berufsbild „freier KuratorIn“ ist
gerade in den nicht auf Kunst bezogenen Museen allerdings nicht klar konturiert. Was macht die
Arbeit einer freien Kuratorin aus? Könnte die inhaltliche und organisatorische Konzeption von
historischen Ausstellungen eine berufliche Perspektive für mich sein? Der Workshop bietet
praktische Impulse und Raum für Fragen.
7. Frank Lustig | Freier Ausstellungsgestalter: Praxis für Ausstellungsgestaltung – Prozesse
während der Ausstellungsproduktion
Der gestalterische Aspekt nimmt bei der Ausstellungskonzeption eine wesentliche Rolle ein. Dabei
gilt: Je stärker das kuratorische Konzept und die Aussage sind, desto besser kann Gestaltung dieses
bedienen. Gestaltung kann der Erzählung eine individuelle, den räumlichen Anforderungen
entsprechende Bühne schaffen und die Vermittlung von Inhalten unterstützen. Der Workshop gibt
Einblick in die verschiedenen Prozesse der Ausstellungsgestaltung von der Idee bis zur Realisation.
8. Tanja Neumann | Medienwissenschaftlerin und Social Media Managerin: Soziale Medien im
Einsatz für die Kultur
Zahlreiche deutsche Museen nutzen die Plattformen des Web 2.0 bereits für ihre Zwecke. Das
Spektrum ist breit; es werden unterschiedliche Plattformen bespielt und verschiedene Strategien
verfolgt. Was kann man mit Social Media erreichen, wie findet man den passenden Ansatz für die
eigene Institution – und wie setzt man ihn im Alltag erfolgreich um?
9. Stefan Querl | Stellv. Leiter und pädagogisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter, Gedenkort Villa
ten Hompel: Fettnapf, Floskeln, Gänsefüßchen – eine selbstkritische Sicht auf
Programme in Gedenkstätten
Zeitgeschichte vermitteln, Opfer der Gewaltherrschaft und den Widerstand damals würdigen,
gegen Vorurteile und Antisemitismus wirken, für eine wehrhafte Demokratie gegen „Legida“,
„Pegida“, Vorurteile, Fremdenhass und politische „Fettnäpfchen“ einstehen: Die Erwartungen, die
aktuell die Gesellschaft an NS-Gedenkstätten, Erinnerungsorte und an Programme gegen
Rechtsextremismus stellt, sind ausgesprochen hoch. Andererseits gibt es KritikerInnen, die
Führungsformate mit Jugendgruppen und die Projekte für Schulklassen an den Orten sowie das
allgemeine Sprechen über den Holocaust in Floskeln, in Klischees und in Gänsefüßchen deutlich
anprangern. Die Zeitzeugengeneration trete schließlich zudem bald ab, wird dann häufig noch
hinzugesetzt. Der Workshop wendet sich mit Nachdruck gegen Stimmen und Stimmungen, die eine
abnehmende Relevanz der Kapitel Shoah, NS-Regime und Zweiter Weltkrieg suggerieren. Er sucht
aber auch selbstkritisch nach Schwächen und Stärken in der Gedenkstättenpädagogik, im
Historisierungsprozess und in der Gestaltung von Ausstellungen. Er möchte zu einem kollegialen
Dialog mit den Museen einladen. Es gilt in dem gemeinsamen Forum, die Gedenkstätten als Orte
der Geschichts- und vor allem auch einer Streitkultur neu zu entdecken und zudem die Thematik des
Erinnerns an die deutsch-deutsche Teilung bis 1989/90 nicht auszusparen.
10. Dr. Susanne Richter | Direktorin, Museum für Druckkunst Leipzig: Marketing im Museum.
Eine Chance für die Zukunft?
Museen stehen heute zunehmend unter Druck. Sie buhlen mit anderen Kultur- und
Freizeiteinrichtungen um Aufmerksamkeit. Kann gezieltes Marketing im Kulturbereich helfen?
Handelt es sich um eine lästige Pflicht oder um eine Chance für die Zukunft? Was bedeutet das für
junge Kuratoren im Museum?
11. Peter Schüller | Wissenschaftlicher Mitarbeiter Bildung, Kunstsammlung NRW: Zwischen
Bildungstheorien und Besucherstudien – Zur Diskussion über Ziele der
Vermittlungsarbeit der Kunstmuseen
Museums- und Ausstellungsbesuche können von BesucherInnen und KunstvermittlerInnen mit den
unterschiedlichsten Zielen oder Erwartungen verbunden werden. Das Bewusstsein und die klare
Formulierung der Zielvorstellungen kann für die Kommunikationsprozesse vor, während und nach
dem Museumsbesuch günstig sein. In diesem Workshop sollen mögliche Zieldimensionen diskutiert,
deren Begründung gesucht und der Frage nach den Entscheidungs- bzw. Auswahlprozessen im
Zusammenhang mit Veranstaltungsplanungen nachgegangen werden. Der Workshop lädt ein zum
Informations- und Meinungsaustausch rund um die Begriffe Bildungstheorie, -wert, -inhalt und -ziel
und fragt nach persönlichen Motivationen. Das britische Beschreibungsmodell der GLOs soll als
hilfreiches Instrumentarium für Planungen und Nachbetrachtungen besprochen werden.
12. Dirk Schütz | Geschäftsführer, Kulturmanagement Network GmbH: KandidatIn werden –
Wie ich mich optimal auf Bewerbungsverfahren vorbereite
Wie finde ich die Stelle, die zu mir passt? Wie finde ich den richtigen Einstieg in den Arbeitsmarkt?
Welche Stolpersteine gibt es? Der Workshop soll die TeilnehmerInnen bei der Optimierung Ihrer
Bewerbungsunterlagen, ihrer strategischen Positionierung im Bewerbermarkt sowie bei der
Vorbereitung von Bewerbungsverfahren und -gesprächen unterstützen.
13. Stadtarchiv Leipzig und Sächsisches Wirtschaftsarchiv Leipzig e.V.: Synergieeffekte
zwischen Museen und Archiven
Amtliches Schriftgut, Fotografien, Tagebuchaufzeichnungen: In Archiven warten erstaunliche
Kostbarkeiten darauf, entdeckt zu werden. Diese Zeugnisse der Zeitgeschichte verstehen sich auch
als potenzielle Leihobjekte für Museen, um beispielsweise ein Kunstwerk in seiner
Entstehungsgeschichte und Bedeutung näher zu beschreiben, die einstmalige Resonanz
einzufangen oder ebenso Exponat zu sein. Ziel des Workshops ist es, im Dialog und am Beispiel zu
erörtern, welche Vorteile eine Kooperation für beide Seiten mit sich bringt und wie diese langfristig
umgesetzt werden kann. Praktisch werden Grundlagen der Zusammenarbeit, Recherchestrategien
sowie die Aufbereitung archivischer Quellen näher gebracht.
14. Dr. Thomas Töpfer | Leiter Schulmuseum – Werkstatt für Schulgeschichte Leipzig & Juliane
Urban: Rollenspiele als Format der Bildungs- und Vermittlungsarbeit im Museum
Rollenspiele haben sich in den vergangenen Jahren im Repertoire der musealen Bildungs- und
Vermittlungsarbeit fest etabliert. Gerade für Kinder- und Jugendliche erleichtern sie den Dialog mit
den Objekten und Inhalten in Museen und Ausstellungen, die über die Wissensvermittlung hinaus als
Erlebnisorte wahrgenommen werden. Ausgehend von den vielfältigen Rollenspielen des
Schulmuseums Leipzig (Volksschule 1900, Schule in der DDR – Zivilcourage heute), die die
TeilnehmerInnen des Workshops kennenlernen, sollen Möglichkeiten und Grenzen dieses Formats
diskutiert und über Zielgruppen und Qualitätskriterien nachgedacht werden.
15. Prof. Dr. Dr. Markus Walz | Professor für Theoretische und Historische Museologie, HTWK
Leipzig: Gegenwartsdinge – gesammelt, gealtert ... Geschichtszeugnisse?
Das Paradigma des Sammelns, Bewahrens und Überlieferns gerät auf den Prüfstand, wenn rezentes
Material aus dem aktuellen Gebrauch oder gar frisch aus dem Atelier oder der Fabrik in die
Museumssammlungen wandert. Die Annahme, dass es intersubjektiv überprüfbare,
wissenschaftliche Auswahlkriterien gebe, lässt sich für Gegenwartssammlungen leicht widerlegen,
weil Geschichte (oder jedes andere relevante vergangene Phänomen wie historische Kunst oder
eine vergangene kulturelle Praxis) nicht mit der Summe aller verstrichenen Gegenwarten identisch
ist. Dieser Workshop diskutiert, wer warum wie was zur Bewahrung auswählen soll. Außerdem
sprechen wir darüber, wie sich die nächste Generation mit einer so zustande gekommenen
Überlieferung auseinandersetzen kann.