Freitag, 7. August 2015 / Nr. 180 Uri Zentralschweiz NEUE LUZERNER ZEITUNG NEUE ZUGER ZEITUNG NEUE NIDWALDNER ZEITUNG NEUE OBWALDNER ZEITUNG NEUE URNER ZEITUNG 21 BOTE DER URSCHWEIZ Dealer verstrickt sich in Widersprüche GERICHT Für das Landgericht Uri ist klar: Ein 25-jähriger Altdorfer war Drahtzieher eines grossen Drogendeals. Handydaten, Fingerabdrücke und Komplizen haben ihn entlarvt. Der 25-Jährige hatte zugegeben, dass er gemeinsam mit dem 23-Jährigen eine grosse Menge Betäubungsmittel in eine Wohnung in Altdorf gebracht hatte. Jedoch stritt er ab, den entsprechenden Deal abgewickelt zu haben und somit Käufer der 8 Kilogramm «Speed» gewesen zu sein. Das nahmen ihm die Richter nicht ab. «Die Ausführungen der beschuldigten Person sind wenig glaubhaft», heisst es im begründeten Urteil. FLORIAN ARNOLD [email protected] Grosses Drogenlager aufgespürt Das Landgericht Uri hat drei Männer wegen eines grossen Drogendelikts schuldig gesprochen. Sie haben 8 Kilogramm Amphetamin («Speed») beschafft. Als Drahtzieher und Käufer sehen die Richter einen 25-jährigen Altdorfer. Diesem wird eine teilbedingte Freiheitsstrafe von 22 Monaten auferlegt, von denen acht Monate unbedingt vollzogen werden. Beteiligt gewesen war auch ein 29-jähriger Altdorfer, der zu einer unbedingten Freiheitsstrafe von 20 Monaten und einer Busse von 500 Franken verurteilt wurde – der Mann war vorbestraft. Der Dritte im Bunde, ein 23-jähriger Mitläufer aus Altdorf, kommt mit einer bedingten Freiheitsstrafe von zwölf Monaten davon. Die Urteile liegen seit Mai vor. Nun hat das Gericht die Begründung veröffentlicht. Das ist passiert: Am 10. Mai 2010 meldet sich ein anonymer Anrufer bei der Urner Kantonspolizei. Er sagt, dass es in Altdorf zu einem grossen Drogendeal gekommen sei. Die Polizisten stellen in einer Wohnung 8219,5 Gramm Amphetamin, 61,1 Gramm Kokain, 26,4 Gramm Haschisch und 1068 Gramm Marihuana sicher. Die Polizei nimmt den heute 29-jährigen Wohnungsbesitzer sowie den Mitläufer fest. Der heute 25-jährige Drahtzieher taucht ab, stellt sich aber im November 2010 der Polizei. Nach den Befragungen ist unbestritten: Ausländische Dealer haben das Rauschgift mit einem Fahrzeug in die CoopTiefgarage in Altdorf gebracht. Dort haben der 23-Jährige und der 25-Jährige ein Paket mit Drogen entgegengenommen und in die Wohnung gebracht. Die beiden beteuern aber, sie seien davon ausgegan- gen, dass es sich um eine leichtere Droge als «Speed» gehandelt hätte, etwa um Haschisch. Keiner der Beschuldigten nimmt auf sich, den Kauf abgewickelt zu haben. Während die Beschreibungen des 25-Jährigen darauf hinweisen, dass der 29-jährige Wohnungsbesitzer mit den ausländischen Lieferanten verhandelte, behauptete dieser das Gegenteil. Der 23-jährige Mitläufer beschuldigte zuerst ebenfalls den 25-Jährigen, schwächte seine Aussagen aber bei der Konfrontation mit dem Beschuldigten wieder ab. «Die Ausführungen der beschuldigten Person sind wenig glaubhaft.» LA N D G E R I C H T U R I Das Gericht kommt zum Schluss, dass sich der 23-Jährige bei der Konfrontation aus Selbstschutz zurückhaltender ausgedrückt habe. Die Aussagen des 23-Jährigen und des 29-Jährigen stimmten im Wesentlichen überein, während bei den Ausführungen des Drahtziehers Zweifel aufkommen. So hatte dieser ausgesagt, der 29-jährige Wohnungsbesitzer habe sich am besagten Tag um die Mittagszeit bei ihm gemeldet. Doch die Handydaten entlarvten den 25-Jährigen: Er selber hatte sich kurz vor 16 Uhr beim Wohnungsbesitzer gemeldet. Er soll Dealer bedient haben Laut Aussagen des 23- und des 29-Jährigen haben sich die ausländischen Dealer mit dem 25-Jährigen in einem Raum unterhalten, in dem ein Tresor aufbewahrt wurde. Fingerabdrücke auf drei Plastikbechern, die in diesem Raum gefunden wurden, stammen vom 25-Jährigen, was darauf hindeutet, dass er die Ausländer bedient hat. Der 25-Jährige hatte vor Gericht abgestritten, je im grossen Stil mit Drogen gehandelt zu haben. Aussagen der beiden anderen Verurteilten jedoch weisen in die Richtung, dass der 25-Jährige im Kanton Uri ein «gefragter Mann» gewesen sein soll – gerade was den Handel mit Kokain betrifft. Dem Gericht lag ein einschlägiges Handyfoto vor, das den Beschuldigten lächelnd mit einem Plastiksäcklein voller weissen Pulvers zeigt. Der Verteidiger des 25-Jährigen vermutete hinter dem anonymen Anrufer einen «agent provocateur», also einen verdeckten Ermittler. Das entkräften die Richter jedoch. Abklärungen bei der Polizei hätten ergeben, dass zwischen dem Anrufer und der Polizei «keine ermittlungsrelevanten Verbindungen» bestünden, wie der Polizeikommandant beteuert habe. Daneben hatte der Verteidiger bemängelt, ein Grossteil der belastenden Aussagen der anderen Involvierten seien bei einer Konfrontationseinvernahme aller Beschuldigter nicht bestätigt worden. Der Verteidiger berief sich dabei auf die geltende Strafprozessordnung, die vorschreibt, dass den Aussagen der Konfrontationsbefragung am meisten Gewicht zugemessen werden soll. Die Richter betonen aber, dass die neue Strafprozessordnung zum Zeitpunkt der Tat noch nicht in Kraft gewesen sei. Viele Menschen in Gefahr gebracht «Das Gericht wertet das Verschulden der beschuldigten Person als sehr schwer», heisst es im Urteil. Mit den 8 Kilogramm Drogen hätte auf dem Markt ein Umsatz von bis zu 100 000 Franken erzielt werden können. Da das «Speed» gestreckt war, betrug der Reingehalt an Amphetamin 786 Gramm. Die Grenze für einen nach Bundesgericht «schweren Fall» liegt bei 36 Gramm. Die beschuldigte Person habe somit in Kauf genommen, viele Menschen zu gefährden. Das Gericht erachtet deshalb eine teilbedingte Freiheitsstrafe von 22 Monaten als angemessen. Dem 25-Jährigen kommt entgegen, dass er keine Vorstrafen vorweisen muss und das Verfahren über fünf Jahre dauerte. Er muss 9500 Franken an Gerichtskosten tragen. Auch Einheimische erhalten eine Bühne für ihre Töne ALPENTÖNE Von traditioneller Blas- und Volksmusik bis zu Hip-Hop: Einheimische zeigen, wie gross die musikalische Vielfalt in Uri ist. brett sind Eigenkonstruktionen. Als Verstärkeranlage dient ein ausrangiertes Radio in einem zweckentfremdeten Staubsauger. Damit wird das humoristisch-musikalische Quintett dem Namen Gisel-Müsig vollauf gerecht. Die Rapper von Trife Life und die Blues-Rocker von Seismograph haben sich unter dem Namen Schiibähunt zusammengetan. Bei der Band mischen sich wildes Gitarrengeheul, treibende Drumbeats, ein Hauch von Poesie und das Dröhnen des Synthesizers. Schiibähunt wird beim Auftritt vom Urner Hip-Hop-Urgestein Roberto Stella mit Freestyle-Rap und Beatbox-Einlagen unterstützt. Zehn einheimische Formationen bringen während des Musikfestivals Alpentöne Urner Vielfalt auf den Unterlehn. «Auch tagsüber gibt es am Festival interessante Gruppen zu entdecken», sagt Reto Jäger, der zum zweiten Mal für das musikalische Programm verantwortlich ist. Das Spektrum am Samstag und Sonntag, 15. und 16. August, auf dem Unterlehn sei sehr breit. «Einzig auf härtere Rockmusik verzichten wir», sagt Jäger. «Dies, obwohl es auch in diesem Bereich interessante Sachen gäbe.» Zurück aus den Vereinigten Staaten Urchig andere Volksmusik Einfach und trotzdem nicht ganz normal ist der Stil, den die fünf Musiker von «20 Uhr Tagesschau» pflegen. Seit 13 Jahren ist die etwas andere Ländlerkapelle mit einer bunten Mischung aus traditionellen Tänzen und wirkungs- vollen Arrangements unterwegs. Die untypische Besetzung mit Schwyzerörgeli, Schlagzeug und Klavier ist das unverwechselbare Markenzeichen. Beim Start vor sechs Jahren konnten einige von ihnen weder ein Instrument spielen noch Noten lesen. Heute bietet die Bläserklasse 18+ an ihren Konzerten ein vielfältiges Programm aus der Rock-, Pop- und Filmmusik sowie auch einige Werke aus der symphonischen Blasmusik. Im Ausbildungsorchester für Erwachsene machen 45 Bläser zwischen 20 und 82 Jahren mit. Sie sind zwischen Cham und Göschenen zu Hause und proben einmal pro Woche in Altdorf. Einzig Saxofon und Handorgel sind bei der Gisel-Müsig aus Flüelen normale Instrumente. Bass, Pauke oder Wasch- Die Gisel-Müsig (oben) sowie die Frauenband Bougainville. urh/PD Der Urner Songschreiber Mario Schelbert ist nach halbjährigem Aufenthalt in Michigan und Tennessee zurück, um mit seiner Akustikband Moes Anthill schräge Geschichten aus seinem kommenden Album Oddities zu erzählen. Seit 2011 tüftelt die Urner Formation Zunderobsi an ihrem Musikstil. Angefangen hat das Quartett mit neuer Schweizer Volksmusik. Zunderobsi hat sich von Stilrichtungen aus aller Welt inspirieren lassen und stetig neue Klänge erforscht. Bougainville spielt seit gut drei Jahren zu dritt oder zu viert. Die Songs aus der Feder von Singer-Songwriterin Dominique Grütter vermischen Melancholie mit Witz und Charme. Die poetischen Stücke zwischen Folk, Pop, Balladen und Chansons haben das Leben geschrieben. Die Frauen singen in Mundart und auf Französisch. Zu dritt unterwegs ist die Formation Einzig und dr Andr. Benno Muheim, Matteo Schenardi und Livio Baldelli singen und sinnieren zwischen den Zeilen über am Rand Notiertes und nicht nur ernst Gemeintes. Das Projekt Duo Zindhelzli entstand vor zehn Jahren im Wohnzimmer von Ivo Facchin, der mit Nick Baumann an Song-Ideen und Beats bastelte. Ihre Vision war Hip-Hop in «Ürner»Dialekt. Zwei Jahre später traten sie mit ihrer Liveband Nikovi auf. Für Alpentöne ist das Duo wieder so unterwegs, wie einst alles begonnen hatte. Der Sound der Band Pluvia ist geprägt von eingängigen Melodien. Die vor 15 Jahren gegründete Indie-Band überrascht mit abwechslungsreichen Songs: Mal kantig und direkt, mal leichtfüssig und tanzbar. MARKUS ZWYSSIG [email protected] Mehr junge Musiker und mehr Frauen FESTIVAL sda. Das internationale Musikfestival Alpentöne widmet sich nach einigen Experimentierjahren wieder mehr der Tradition und der Volksmusik. Es findet vom 14. bis 16. August auf Plätzen und in Lokalen in Altdorf statt. Musiker aus dem Alpenraum zeigen an über 50 Konzerten und Veranstaltungen ihr Können. Die Musik rührt aus dem Grenzbereich zwischen Klassik, Jazz, Folk und Volksmusik. Die Szene falle durch eine deutliche Verjüngung auf, schreibt der künstlerische Leiter Johannes Rühl zum Programm. Zudem habe er den Eindruck, dass immer mehr Frauen die erste Geige spielen würden. Bekannte Gesichter Eröffnet wird das Festival denn auch von vier Frauen und einem Mann. Neben dem Quintett Alma setzen auch Jazzsängerin Lia Pale aus Österreich sowie Corin Curschellas, Patricia Draeger und Barbara Gisler zusammen mit dem Frauentrio Ganes aus Italien weibliche Akzente. Zur jungen Interpretengeneration am «Alpentöne» zählen Studierende der Musikakademien aus Luzern, dem finnischen Helsinki und Limerick in Irland. Neben den jungen Künstlern kehren auch bekannte Gesichter nach Altdorf zurück, die das im Jahr 1999 gegründete Festival seit Beginn geprägt haben. Zu ihnen zählen etwa Erika Stucky, die mit der Blaskapelle Da Blechhauf’n ein Musiktheater bietet, Künstler Christian Zehnder und der blinde Ziehharmonikaorchesterleiter Otto Lechner. Das Festival wird zudem räumlich erweitert. Als Lokal hinzu kommt das Sacklager, ein ehemaliges Getreidelager des Bundes. In den vierstöckigen Hallen ist unter dem Titel Balgerei eine Installation mit Akkordeons und Staubsaugern vorgesehen. Zudem bespielen Akkordeonist Hans Hassler und Schlagzeuger Benjamin Brodbeck die Hallen.
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