Frauen und Männer am Arbeitsmarkt 2014

Der Arbeitsmarkt in Deutschland – Frauen und Männer am Arbeitsmarkt 2014
Statistik/Arbeitsmarktberichterstattung, Juni 2015
Der Arbeitsmarkt in Deutschland
Frauen und Männer am Arbeitsmarkt 2014
Impressum
Titel:
Der Arbeitsmarkt in Deutschland - Frauen und Männer am Arbeitsmarkt 2014
Veröffentlichung:
Juni 2015
Herausgeber:
Bundesagentur für Arbeit
Statistik/Arbeitsmarktberichterstattung
Rückfragen an:
Nicole Fleischer
Christian Mackenrodt
Regensburger Straße 104
90478 Nürnberg
E-Mail:
[email protected]
Telefon:
0911 179-1080
Fax:
0911 179-1383
Internet:
http://statistik.arbeitsagentur.de
Register: "Arbeitsmarktberichte", Menüpunkt: Personengruppen
http://statistik.arbeitsagentur.de/Navigation/Statistik/Arbeitsmarktberichte/Personengruppen/Persone
ngruppen-Nav.html
Zitierhinweis:
Bundesagentur für Arbeit, Statistik/Arbeitsmarktberichterstattung (2015): Der Arbeitsmarkt in
Deutschland – Der Arbeitsmarkt in Deutschland - Frauen und Männer am Arbeitsmarkt 2014, Nürnberg.
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für Arbeit.
2
Der Arbeitsmarkt in Deutschland – Frauen und Männer am Arbeitsmarkt 2014
Inhaltsverzeichnis
Das Wichtigste in Kürze .................................................................................................................................................................. 4
1.
Erwerbsneigung und Erwerbsbeteiligung ............................................................................................................................... 5
1.1
Erwerbsneigung und -beteiligung in Deutschland ............................................................................................................. 5
1.2
Erwerbstätigkeit in Europa ................................................................................................................................................ 7
2
Beschäftigung ........................................................................................................................................................................ 9
2.1
Beschäftigung im Zeitvergleich ......................................................................................................................................... 9
2.2
Soziodemographie der Beschäftigten .............................................................................................................................. 10
2.3
Beschäftigung nach Branchen ......................................................................................................................................... 10
2.4
Formen der Beschäftigung .............................................................................................................................................. 12
2.5
Beschäftigung nach Bundesländern ............................................................................................................................... 14
3
4
Arbeitslosigkeit ..................................................................................................................................................................... 15
3.1
Arbeitslosigkeit im Zeitvergleich...................................................................................................................................... 15
3.2
Soziodemographie der Arbeitslosen ................................................................................................................................ 16
3.3
Besondere Personengruppen .......................................................................................................................................... 17
3.4
Dynamik und Dauer der Arbeitslosigkeit .......................................................................................................................... 18
3.5
Arbeitslosigkeit nach Bundesländern .............................................................................................................................. 19
3.6
Erwerbslosigkeit in Europa .............................................................................................................................................. 20
Förderung ............................................................................................................................................................................ 21
Glossar ......................................................................................................................................................................................... 22
3
Das Wichtigste in Kürze

Die Erwerbsneigung und Erwerbsbeteiligung von Frauen und Männern sind in Deutschland in den letzten zehn Jahren
deutlich gestiegen.

Zwar haben sich die Unterschiede zwischen den Geschlechtern verringert, doch auch 2013 waren deutlich mehr Männer
als Frauen erwerbstätig.

Nur in wenigen Ländern Europas ist die Erwerbsbeteiligung insgesamt und insbesondere von Frauen so hoch wie in
Deutschland.

Frauen und Männer sind unterschiedlich in den verschiedenen Formen der Erwerbstätigkeit vertreten: Rund zwei Drittel der
Selbstständigen sind Männer. Die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sind ebenfalls mehrheitlich männlich. Minijobs
sind hingegen eine Frauendomäne.

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen ist zuletzt stärker gewachsen als die der Männer.

In Ostdeutschland ist der Anteil sozialversicherungspflichtig beschäftigter Frauen an der Bevölkerung höher als in Westdeutschland.

Teilzeitbeschäftigung kommt bei Frauen weiterhin deutlich häufiger vor als bei Männern.

Frauen sind überproportional im tertiären Sektor, Männer häufiger in der Landwirtschaft und der Industrie beschäftigt.

Die Arbeitslosenquoten von Frauen und Männern haben sich in den letzten Jahren angenähert. Die weibliche Arbeitslosenquote liegt momentan etwas unter der Quote der Männer.

Männer haben ein höheres Risiko ihre Beschäftigung zu verlieren und arbeitslos zu werden, aber auch bessere Chancen
Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer Beschäftigung wieder zu überwinden.

Der Anteil Langzeitarbeitsloser ist bei Frauen höher als bei Männern.

Frauen stehen deutlich häufiger als Männer vor der Herausforderung neben der Arbeitsuche alleine für die Erziehung eines
oder mehrerer Kinder verantwortlich zu sein.

Frauen sind nicht ganz entsprechend ihrem Anteil an den Arbeitslosen und ihrer relativen Betroffenheit von Arbeitslosigkeit
an der Förderung durch arbeitsmarktpolitische Maßnahmen beteiligt.
4
Der Arbeitsmarkt in Deutschland – Frauen und Männer am Arbeitsmarkt 2014
1. Erwerbsneigung und Erwerbsbeteiligung
Sowohl die Erwerbsneigung als auch die Erwerbsbeteiligung
von Frauen und Männern ist in den letzten Jahren deutlich
gestiegen. Auch im internationalen Vergleich wird dies deutlich: Nur in wenigen europäischen Volkswirtschaften ist die
Beteiligung von Frauen und Männern am Erwerbsleben so
hoch wie in Deutschland. Trotzdem existieren auch am deutschen Arbeitsmarkt weiterhin erhebliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern.
1.1 Erwerbsneigung und
-beteiligung in Deutschland
2013 gingen in Deutschland 39,6 Millionen Menschen einer
Erwerbstätigkeit nach – 21,2 Millionen Männer und
18,4 Millionen Frauen. Addiert man zu den Erwerbstätigen
die Zahl der Erwerbslosen, ergibt sich eine Zahl von insgesamt 41,8 Millionen Erwerbspersonen, die dem deutschen
Arbeitsmarkt 2013 zur Verfügung standen.1
ERWERBSPERSONEN
2013 lebten in Deutschland 26,3 Millionen Frauen und 26,6
Millionen Männer im erwerbsfähigen Alter zwischen 15 und
65 Jahre. Die Zahl der Frauen in dieser Altersgruppe, die
eine bezahlte Tätigkeit ausübten oder suchten, ist in den
zehn Jahren von 2003 bis 2013 um rund eine Million auf
19,0 Millionen angestiegen. Nur aufgrund dieses deutlichen
Plus bei den weiblichen Erwerbspersonen konnte auch die
Zahl der 15- bis 64-jährigen Erwerbspersonen insgesamt um
gut eine halbe Million wachsen.
Bildet man als Maß für die Erwerbsneigung die Erwerbsquote, indem man die Zahl der Erwerbspersonen in Relation zur
Bevölkerung setzt, zeigt sich innerhalb der letzten zehn
Jahre sowohl bei Frauen als auch bei Männern ein Anstieg.
Die Erwerbsneigung der Frauen ist jedoch deutlich stärker
gestiegen als die der Männer: Waren 2003 nur 66,1 Prozent
der Frauen zwischen 15 und 65 Jahren erwerbstätig oder auf
der Suche nach einer Erwerbstätigkeit, galt dies 2013 bereits
für 72,4 Prozent (Abb. 1).
Abbildung 1
Erwerbsquoten und Erwerbstätigenquoten von Frauen und Männern
Anteil der Erwerbspersonen bzw. Erwerbstätigen an der Bevölkerung (15 bis unter 65 Jahre)
Männer
Frauen
Erwerbsquote
80,3%
82,3%
72,4%
Erwerbsquote
66,1%
77,7%
68,8%
Erwerbstätigenquote
2013
2012
2011
2010
2009
2008
2007
2006
2005
2004
2003
2013
2012
2011
2010
2009
2008
2007
2006
2005
Erwerbstätigenquote
2004
2003
58,8%
70,9%
Datenquelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus
1
Zu Begriffsdefinitionen und fachlichen Erläuterungen siehe Glossar.
5
Die Erwerbsquote der Männer erhöhte sich innerhalb dieses
Jahrzehnts lediglich um zwei Prozentpunkte. Der Abstand
hat damit zwar weiter abgenommen, die Erwerbsquote der
Männer liegt aber weiterhin deutlich über derjenigen der
Frauen.
ERWERBSTÄTIGKEIT
Ausschlaggebend für den Anstieg der Erwerbspersonen ist –
bei rückläufiger Bevölkerungszahl – ein deutliches Wachstum bei den Erwerbstätigen. Deren Zahl ist im Jahrzehnt
2003 bis 2013 um knapp drei Millionen Erwerbstätige zwischen 15 und 65 Jahren gestiegen. Mit einem Plus von über
2,1 Millionen trugen Frauen mehr als doppelt so stark zu
diesem Wachstum bei wie Männer. Die Zahl der erwerbslosen Menschen ist in Deutschland im gleichen Zeitraum zurückgegangen.
Während die Zahl der erwerbstätigen Männer in der Wirtschaftskrise 2009 zurückgegangen und in den Jahren danach nur leicht anstiegen ist, ist das Wachstum bei den
Frauen seit 2005 ungebrochen. Auch der Anteil der männlichen Erwerbstätigen an allen Männern zwischen 15 und 65
Jahren – die Erwerbstätigenquote – hat sich zuletzt nur leicht
und aufgrund einer gestiegenen Erwerbsbeteiligung Älterer
erhöht. Die Erwerbstätigenquote der Frauen ist in den letzten
Jahren hingegen durch ein Plus in allen Altersgruppen spürbar angestiegen. Von 2003 bis 2013 hat sie sich um zehn,
die der Männer um knapp sieben Prozentpunkte erhöht.
2013 waren 68,8 Prozent der Frauen in Deutschland zwischen 15 und 65 Jahren erwerbstätig; bei den Männern
waren es 77,7 Prozent. Am stärksten ausgeprägt ist die
unterschiedliche Beteiligung der Geschlechter am Erwerbsleben bei den 35- bis unter-40-Jährigen und in der Altersgruppe 60 bis unter 65 Jahre. In diesen Zahlen manifestiert
sich offenbar die Phase der Familiengründung, die bei Frauen eher zur Unterbrechung des Erwerbslebens führt, und
das frühere Renteneintrittsalter von Frauen.
FORMEN DER ERWERBSTÄTIGKEIT
Rund drei Viertel der Erwerbstätigen in Deutschland sind
sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Neben diesen zählen geringfügig entlohnt Beschäftigte, Beamtinnen und Beamte, Selbstständige und mithelfende Familienangehörige
sowie Menschen in Arbeitsgelegenheiten zu den Erwerbstätigen. Die Beteiligung von Frauen und Männern an diesen
Formen der Erwerbstätigkeit fällt unterschiedlich aus
(Abb. 2).
Abbildung 2
Formen der Erwerbstätigkeit - Frauenanteil
Juni 2014*, Jahresdurchschnitt 2013**, Jahresdurchschnitt 2014***
sozialversicherungspflichtig
Beschäftigte*
Selbstständige/
Mithelfende
Familienangehörige**
46%
ausschließlich
geringfügig
entlohnt
Beschäftigte*
34%
Beamtinnen/
Beamte**
Datenquelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus, Statistik der BA
6
64%
im Nebenjob
geringfügig
entlohnt
Beschäftigte*
56%
44%
Arbeitsgelegenheiten***
40%
Daten der Selbständigen/ Mithelfenden Familienangehörigen und
Beamtinnen/ Beamten nach der Stellung im Beruf
Der Arbeitsmarkt in Deutschland – Frauen und Männer am Arbeitsmarkt 2014
Nur gut ein Drittel der Selbstständigen und mithelfenden
Familienangehörigen ist weiblich. Blendet man die mithelfenden Familienangehörigen aus, fällt der Frauenanteil bei
den 4,2 Millionen Selbstständigen noch etwas geringer aus.
Der Anteil weiblicher Selbstständiger ist unter den Jüngeren
bis 35 Jahre am höchsten und nimmt mit zunehmendem
Alter kontinuierlich ab. Bei den rund zwei Millionen Beamtinnen und Beamten ist der Frauenanteil in den letzten Jahren
deutlich gestiegen und lag 2013 bei 44 Prozent. Personen in
Arbeitsgelegenheiten sind mehrheitlich männlich. Die Zahl
der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Arbeitsgelegenheiten ist rückläufig. Dagegen ist geringfügige Beschäftigung
eine Frauendomäne. Deutlich mehr als die Hälfte der im
Nebenjob geringfügig entlohnt Beschäftigten und fast zwei
Drittel der ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigten
sind Frauen.
ZUKÜNFTIGE ENTWICKLUNG UND
FACHKRÄFTESICHERUNG
Aufgrund des demografischen Wandels wird die Zahl der
Erwerbspersonen in Deutschland bis 2030 voraussichtlich
deutlich zurückgehen. Dadurch besteht die Gefahr, dass sich
ein Mangel an Fachkräften entwickelt. Auch wenn die Erwerbsneigung der Frauen weiter steigt, wird dies wahrscheinlich nicht den Effekt des Bevölkerungsrückgangs ausgleichen. Bei den Frauen wird damit eine Entwicklung eintreten, die für die Männer schon in den letzten Jahren begonnen hat: Trotz steigender Erwerbsquote, sinkt die Zahl der
Erwerbspersonen.2
In der Arbeitszeit besteht ein großer Unterschied zwischen
den Geschlechtern: Vor allem Mütter arbeiten nicht so viele
Arbeitsstunden wie Männer und Frauen ohne Kinder.3 Eine
Möglichkeit rückläufigen Zahlen bei den Erwerbspersonen
und einem drohenden Mangel an Arbeitskraft zu begegnen,
kann in einer Umwandlung von Teilzeit- in Vollzeitstellen und
einer Erhöhung der durchschnittlichen Arbeitszeit berufstätiger Mütter liegen.
1.2 Erwerbstätigkeit
in Europa
Die Erwerbsbeteiligung deutscher Männer zählt zu den
höchsten in Europa. Und auch die Erwerbsbeteiligung von
Frauen ist nur in wenigen Ländern Europas so hoch wie in
Deutschland. Das war nicht immer so: Noch vor zehn Jahren
belegte Deutschland im europäischen Vergleich einen mittle4
ren Rang.
ERWERBSBETEILIGUNG
In kaum einem anderen europäischen Land Europas ist ein
so großer Teil der Bevölkerung am Erwerbsleben beteiligt
wie in Deutschland. Nur in der Schweiz, den Niederlanden
und Island waren – gemessen an ihrem Anteil an der erwerbsfähigen Bevölkerung – mehr Männer erwerbstätig als
in Deutschland (Abb. 3).
Die Erwerbstätigenquote von Frauen liegt in allen europäischen Ländern unter der von Männern. In Skandinavien ist
die Erwerbsbeteiligung von Frauen am höchsten, im Süden
Europas, vor allem in Italien und Griechenland, am geringsten (Abb. 4). Deutschland gehört mittlerweile zu den Ländern
mit der höchsten Erwerbstätigenquote von Frauen. Nur in
den skandinavischen Ländern Island, Norwegen, Schweden
und Dänemark sowie in der Schweiz waren 2014 anteilmäßig mehr Frauen zwischen 15 und 65 Jahren erwerbstätig.
2004 gehörte Deutschland noch nicht zu dieser Spitzengruppe und belegte u. a. hinter dem Vereinigten Königreich, den
Niederlanden und Österreich einen Mittelfeldplatz.
In Skandinavien ist auch der Unterschied in der Erwerbstätigenquote von Frauen und Männern am geringsten ausgeprägt. In Deutschland fällt der Geschlechterunterschied etwas geringer aus als im europäischen Durchschnitt.
2
siehe hierzu: Bundesministerium für Soziales und Arbeit (2013): Arbeitsmarktprognose 2030. Eine strategische Vorausschau auf die Entwicklung von
Angebot und Nachfrage in Deutschland. Berlin. URL:
http://www.bmas.de/DE/Service/Publikationen/a756-arbeitsmarktprognose2030.html
3
Vgl. auch: Statistisches Bundesamt (2015): Erwerbstätige Mütter sind im
Schnitt 27 Stunden pro Woche berufstätig. Pressemitteilung Nr. 171. Wiesbaden. URL:
https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2015/05
/PD15_171_122.html
4
In diesem Abschnitt werden Daten zur Erwerbsbeteiligung verwendet, wie
sie von der europäischen Statistikbehörde Eurostat publiziert werden. Diese
Daten können geringfügig von den national veröffentlichten Daten abweichen.
7
BESCHÄFTIGUNGSPOLITISCHE ZIELE –
„EUROPA 2020“
Abbildung 3
Erwerbstätigenquoten von Männern (15 bis unter
65 Jahre) im europäischen Vergleich
Jahresdurchschnitt 2014
In einem nationalen Reformprogramm6 hat sich Deutschland
weitergehende Ziele gesetzt. Es beinhaltet eine Erwerbstätigenquote von 77 Prozent insgesamt und 73 Prozent bei den
Frauen. Auch diese nationalen Ziele wurden 2014 mit der
Erwerbstätigenquote von 77,7 Prozent und einer FrauenErwerbstätigenquote von 73,1 Prozent erreicht.
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Ein Ziel des Europäischen Rates innerhalb der Strategie
„Europa 2020“ ist eine Erwerbstätigenquote von 75 Prozent
für die 20- bis 64-jährigen Frauen und Männer5. Als eines
der wenigen Länder der Europäischen Union hat Deutschland dieses Ziel für die Bevölkerung insgesamt 2014 bereits
erfüllt. Mit Schweden gibt es lediglich ein Land der EU, das
dieses Ziel nicht nur insgesamt, sondern auch separat sowohl für Frauen als auch für Männer erreicht hat.
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Abbildung 4
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50% bis unter 60,0%
60% bis unter 70%
70% und höher
Erwerbstätigenquoten von Frauen (15 bis unter
65 Jahre) im europäischen Vergleich
Jahresdurchschnitt 2014
Datenquelle: Eurostat
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50% bis unter 60,0%
60% bis unter 70%
70% und höher
Datenquelle: Eurostat
5
Europäische Kommission (2010): Beschluss des Rates über Leitlinien für
beschäftigungspolitische Maßnahmen der Mitgliedstaaten, Leitlinie 7. Brüssel.
URL: http://eurlex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=COM:2010:0193:FIN:DE:PDF
6
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (2014): Nationales Reformprogramm. Berlin. URL:
http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/Publikationen/nationalesreformprogramm2014,property=pdf,bereich=bmwi2012,sprache=de,rwb=true.pdf
8
Der Arbeitsmarkt in Deutschland – Frauen und Männer am Arbeitsmarkt 2014
2 Beschäftigung
Die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten bilden mit
Abstand die größte Gruppe der Erwerbstätigen in Deutschland. Die Vielzahl und hohe Qualität der über Beschäftigte in
Deutschland zur Verfügung stehenden Daten erlauben eine
differenzierte Betrachtung geschlechtsspezifischer Unterschiede.7 Diese bestehen in der Verteilung der Geschlechter
nach Branchen und der Beschäftigung in Teilzeit und Minijobs.
Abbildung 5
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte
jeweils Juni 2004 und 2014
Männer
Frauen
16,2 Mio
14,6 Mio
13,9 Mio
2.1 Beschäftigung
im Zeitvergleich
1,5 Mio
0,8 Mio
11,9 Mio
Teilzeit
6,3 Mio
3,9 Mio
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten hat
sich von Juni 2004 auf Juni 2014 um 14 Prozentpunkte auf
30,2 Millionen erhöht. Wie bei allen Erwerbstätigen profitierten auch bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten
Frauen überproportional vom Wachstum. Die Zahl der weiblichen Beschäftigten ist innerhalb dieses Jahrzehnts um rund
zwei Millionen angewachsen – das ist nicht nur relativ, sondern auch absolut ein größeres Plus als bei den Männern
(Abb. 5).
13,7 Mio
14,6 Mio
Vollzeit
7,9 Mio
7,5 Mio
2004
2014
2004
2014
Datenquelle: Statistik der BA
KONJUNKTUR- UND JAHRESVERLAUF
Die Beschäftigungsentwicklung der letzten zehn Jahre war
bei den Frauen wesentlich konstanter und weniger konjunkturreagibel als bei den Männern. In der Wirtschaftskrise
2008/2009 ging die Beschäftigung von Männern deutlich
zurück, in den Jahren danach konnte sie ähnlich stark wachsen wie die der Frauen. Ein zentraler Faktor, warum die
Beschäftigung von Männern stärker dem Auf und Ab der
Wirtschaft folgt, liegt in der unterschiedlichen Beschäftigung
nach Branchen. Während Männer überproportional im konjunkturabhängigen Verarbeitenden Gewerbe tätig sind, arbeiten überdurchschnittlich viele Frauen in weniger konjunkturabhängigen Dienstleistungsbranchen wie dem Gesundheitsund Sozialwesen.
Mit einem Hoch im Spätsommer und einem Tief zu Jahresbeginn schwanken die Beschäftigtenzahlen bei Männern
auch im Jahresverlauf stärker als bei Frauen. Diese Entwicklung ist ebenfalls in Zusammenhang mit geschlechtsspezifischen Schwerpunkten bei der Berufswahl zu sehen. So
arbeiten z.B. sehr viel mehr Männer als Frauen in Berufen,
7
zur Datengrundlage der Beschäftigungsstatistik siehe: Bundesagentur für
Arbeit (2014): Qualitätsbericht. Statistik der sozialversicherungspflichtigen und
geringfügigen Beschäftigung. Version 7.5. Nürnberg. URL:
http://statistik.arbeitsagentur.de/StatischerContent/Grundlagen/Qualitaetsberichte/GenerischePublikationen/Qualitaetsbericht-Statistik-Beschaeftigung.pdf
deren Beschäftigung ein klares Saisonmuster besitzt, wie
beispielsweise in Bau- und Außenberufen.
VOLL- UND TEILZEIT
Wesentlich verantwortlich für den weiblichen Beschäftigungsboom der letzten Jahre ist Teilzeitbeschäftigung.
6,3 Millionen Frauen arbeiteten 2014 in Teilzeit. Zwar hat
sich auch die Zahl der teilzeitbeschäftigten Männer auf
1,5 Millionen erhöht, der Anstieg bei den Frauen fällt in absoluten Zahlen jedoch viel stärker aus. Diese Aussage ändert
sich auch nicht, wenn man berücksichtigt, dass sich die
Erfassung von Teilzeitbeschäftigung verbessert hat, was den
Anstieg aufgrund eines technischen Effekts etwas überzeichnet, da von den vor Dezember 2012 als vollzeitbeschäftigt Gemeldeten offenbar ein Teil tatsächlich in Teilzeit arbei8
tete.
8
Hintergrund dieses technischen Effekts waren Umstellungen in den Lohnabrechnungsprogrammen der Arbeitgeber, die zu einer Überprüfung und Aktualisierung der Angaben zur Arbeitszeit führten. Eine Abschätzung für die Größenordnung dieses Umstellungseffekts liefert die Auswertung, dass
neun Prozent der im Dezember 2012 gemeldeten Teilzeitbeschäftigten zum
Juni 2011 als vollzeitbeschäftigt gemeldet worden waren. Für weitere Details
siehe: Bundesagentur für Arbeit (2013): Methodenbericht. Neue Erhebungsinhalte „Arbeitszeit“, „ausgeübte Tätigkeit“ sowie „Schul- und Berufsabschluss“
in der Beschäftigungsstatistik. Nürnberg. URL:
http://statistik.arbeitsagentur.de/StatischerContent/Grundlagen/Methodenberichte/Beschaeftigungsstatistik/GenerischePublikationen/Methodenbericht-Neue-Erbebungsinhalte-Arbeitszeita-
2.2 Soziodemographie der Beschäftigten
Über alle Altersgruppen hinweg beträgt der Frauenanteil
46 Prozent (Abb. 6).
Auch in der Altersstruktur der sozialversicherungspflichtig
beschäftigten Frauen machen sich die Jahre der Familiengründung und die geringere Erwerbsneigung älterer Frauen
bemerkbar.
NATIONALITÄT
ALTERSSTRUKTUR
9
2014 waren beschäftigte Frauen und Männer im Mittel
42 Jahre alt. Unmittelbar zum (möglichen) Beginn des Erwerbslebens liegt der Frauenanteil an den Beschäftigten
unter 40 Prozent, bis Mitte Zwanzig steigt er auf 48 Prozent,
geht anschließend wieder zurück und bleibt bis zum Alter
von 50 Jahren vergleichsweise niedrig. Erst bei den über-50Jährigen steigt der Anteil weiblicher Beschäftigter nennenswert an. In den älteren Jahrgängen, die kurz vor dem Renteneintritt stehen oder dieses Alter bereits erreicht haben,
sind wiederum überproportional viele Männer beschäftigt.
Abbildung 6
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach
Alter, Geschlecht und Arbeitszeit
Juni 2014
55
45
35
25
15
Alter
250.000
500.000
Datenquelle: Statistik der BA
ausgeubte-Taetigkeit-sowie-Schul-und-Berufsabschluss-in-derBeschaeftigungsstatistik.pdf
9
Berechnet wurde das Median-Alter der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zum 30. Juni 2014. Dieses beträgt sowohl für Frauen als auch für
Männer 42 Jahre, d. h. die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland war zum
Stichtag 42 Jahre alt oder jünger und ebenfalls die Hälfte 42 Jahre oder älter.
10
Frauen und Männer setzen in ihrer Berufswahl und bei den
Branchen, in denen sie tätig sind, unterschiedliche Schwerpunkte. Mit dem Gesundheits- und Sozialwesen sowie Erziehung und Unterricht gibt es Wirtschaftszweige, in denen
viel mehr Frauen als Männer tätig sind. Das Baugewerbe
und der Bereich Bergbau, Energie- und Wasserversorgung
sowie Entsorgung sind dagegen Männerdomänen.
FRAUEN- UND MÄNNERDOMÄNEN
65
250.000
2.3 Beschäftigung nach Branchen
Männer
Vollzeit
Teilzeit
Frauen
Vollzeit
Teilzeit
500.000
Zehn Prozent der sozialversicherungspflichtig beschäftigten
Männer und sieben Prozent der Frauen besitzen nicht die
deutsche Staatsangehörigkeit. Sowohl bei den Frauen als
auch bei den Männern stellten Beschäftigte türkischer Nationalität mit Abstand die größte Gruppe. Auf Platz zwei und
drei folgen Polinnen und Polen sowie Italienerinnen und
Italiener. Der Männer- und Frauenanteil zwischen den Nationen variiert deutlich: Unter den türkischen Beschäftigten
waren mehr als zwei Drittel Männer, während beispielsweise
die Mehrheit der in Deutschland sozialversicherungspflichtig
beschäftigten russischen und ukrainischen Arbeitskräfte
Frauen waren.
Mit fast 3,3 Millionen sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen und einem Anteil weiblicher Beschäftigter im
erwerbsfähigen Alter von 77 Prozent war im Juni 2014 das
Gesundheits- und Sozialwesen absolut und relativ ein Wirtschaftszweig mit sehr vielen Frauen. Ebenfalls sehr viele
Frauen waren im Bereich Erziehung und Unterricht beschäftigt (Frauenanteil 71 Prozent). In Privathaushalten und sonstigen Dienstleistungen, zu denen u. a. Reisebüros und CallCenter zählen und in der öffentlichen Verwaltung waren
knapp zwei Drittel der Beschäftigten Frauen. Allgemein sind
Frauen überproportional im tertiären Sektor, Männer hingegen in der Landwirtschaft und der Industrie vertreten. Von
Männern dominiert ist das Baugewerbe – fast neun von zehn
Beschäftigten im erwerbsfähigen Alter sind hier Männer. Im
Bergbau, der Energie- und Wasserversorgung traf dies auf
rund vier von fünf Beschäftigten zu. Im Bereich Verkehr und
Lagerei und im Verarbeitenden Gewerbe waren drei von vier
Beschäftigten Männer (Abb. 7).
Der Arbeitsmarkt in Deutschland – Frauen und Männer am Arbeitsmarkt 2014
Abbildung 7
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Branchen, Geschlecht und Arbeitszeit
15 bis unter 65 Jahre, Anteile in Prozent
Juni 2014
Frauen
Vollzeit
Insgesamt
25
Gesundheits- und Sozialwesen
Erziehung und Unterricht
Sonst. Dienstleistungen, Priv. Haushalte
Öff. Verwaltung, Verteidigung; Sozialvers.
Gastgewerbe
Finanz- und Versicherungsdienstl.
Handel; Instandhalt. u. Reparatur v. KfZ
Wirtschaftliche Dienstleistungen
Information und Kommunikation
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei
Verarbeitendes Gewerbe
Verkehr und Lagerei
Bergbau, Energie, Wasser/ Entsorgung
Baugewerbe
39
31
33
33
29
33
25
27
23
22
18
15
14
7
Teilzeit
Vollzeit
Teilzeit
21
49
42
15
40
32
30
27
23
6
27
20
11
61
10
62
7
73
11
67
6
77
82
Datenquelle: Statistik der BA
Anzeichen für eine grundlegende Änderung dieser Schwerpunkte von Männern und Frauen gibt es zumindest auf Ebene der Fachkräfte kaum. In der Berufswahl und Tätigkeit der
1,4 Millionen sozialversicherungspflichtig beschäftigten Auszubildenden spiegeln sich weitgehend die hergebrachten
Muster. Der beliebteste Ausbildungsberuf bei jungen Männern 2013/14 war Kfz-Mechatroniker, bei Frauen stand die
medizinische Fachangestellte auf Platz eins der beliebtesten
Ausbildungsberufe.
AKTUELLE ENTWICKLUNG
Beschäftigte
Insgesamt
in Mio
Männer
20
44
47
29,98
5
4,24
1,15
9
28
33
30
42
5
7
4
14
2
4
6
5
6
2
8
3
5
1,11
1,70
0,93
0,99
4,15
4,19
0,92
0,24
6,58
1,53
0,54
1,69
Anteile ohne nicht zuordenbare Angaben
zahlen gab es nur im Bereich Bergbau, Energie- und Wasserversorgung sowie im Finanz- und Versicherungssektor.
Tendenziell hat sich die Beschäftigung in Branchen mit einem hohen Frauenanteil etwas besser entwickelt als in den
männerdominierten Wirtschaftszweigen. So verzeichneten
z.B. die Bereiche Erziehung und Unterricht, Gesundheitsund Sozialwesen sowie das Gastgewerbe, in denen mehrheitlich Frauen beschäftigt sind, überdurchschnittliche
Wachstumsraten. Daraus resultiert, dass 2014 die Zahl der
sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im erwerbsfähigen
Alter gegenüber dem Vorjahr bei den Frauen stärker gewachsen ist als bei den Männern.
In fast allen Branchen ist die Zahl der Beschäftigten im erwerbsfähigen Alter von 2013 auf 2014 angestiegen. Insgesamt errechnet sich ein Anstieg binnen Jahresfrist um
536.000 Beschäftigte. Dies entspricht einem Plus von knapp
zwei Prozent. Am stärksten gewachsen sind wirtschaftliche
Dienstleistungen im Bereich Immobilien und im Umfeld des
Verarbeitenden Gewerbes (+165.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte zwischen 15 und 65 Jahre). Ebenfalls
sechsstellig – mit einem Beschäftigtenplus von 109.000
Personen im erwerbsfähigen Alter – war das Wachstum im
Gesundheits- und Sozialwesen. Auf Rang drei folgt das
Verarbeitende Gewerbe (+66.000 Beschäftigte zwischen 15
und 65 Jahren). Merkliche Rückgänge in den Beschäftigten11
KONSEQUENZEN
Die unterschiedliche Verteilung der Geschlechter auf die
Branchen hat vielfältige Folgen: Unterschiedliche saisonale
und konjunkturelle Muster der Beschäftigung (siehe auch
2.1) werden dadurch ebenso beeinflusst wie geschlechtsspezifische Veränderungen der Arbeitslosenzahlen im Konjunktur- und Jahresverlauf. Die Tatsache, dass Frauen
überwiegend in Branchen tätig sind, die in den letzten Jahren
stark gewachsen sind, war offenbar ein Katalysator für den
10
Anstieg der weiblichen Erwerbstätigenquote.
Nicht zuletzt ist die unterschiedliche Beschäftigung der Geschlechter nach Branchen ein bedeutender Aspekt für die im
Durchschnitt geringere Entlohnung von Frauen, die unter
dem Schlagwort „gender pay gap“ diskutiert wird.11
2.4 Formen der Beschäftigung
Teilzeitarbeit und Minijobs sind Frauendomänen. Mehr als
viermal so viele Frauen wie Männer arbeiten in Teilzeit; fast
zwei Drittel aller ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigten sind weiblich. Die weitaus stärkere Nutzung dieser
beiden Beschäftigungsformen durch Frauen stellt zwei der
markantesten Unterschiede zwischen den Geschlechtern am
Arbeitsmarkt dar.
TEILZEITBESCHÄFTIGUNG
45 Prozent aller Frauen arbeiteten im Juni 2014 in Teilzeit,
d. h. weniger als die tariflich oder vertraglich normalerweise
vereinbarte Arbeitszeit. Ab einem Alter von 30 Jahren steigt
die Teilzeitquote bei Frauen deutlich an und liegt ab Ende 30
über 50 Prozent. Bei Männern zeigt sich in diesem Alter kein
Anstieg. Insgesamt arbeitet rund jeder elfte Mann in Teilzeit.
In allen Wirtschaftszweigen arbeiten mehr Frauen im erwerbsfähigen Alter in Teilzeit als Männer. Im Bereich Erziehung und Unterricht, im Gesundheits- und Sozialwesen
sowie im Handel sind mehr Frauen teil- als vollzeitbeschäf10
Vgl. Brenke, Karl (2015): Wachsende Bedeutung der Frauen
auf dem Arbeitsmarkt. DIW Wochenbericht Nr. 5. Berlin. URL:
http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.495833.de/15-5.pdf
11
Gemäß der Verdiensterhebung des Statistischen Bundesamtes lagen die
Brutto-Stundenlöhne von Frauen 22 Prozent unter denen von Männern. Dabei
handelt es sich um das sogenannte unbereinigte gender pay gap, bei dem
nicht der Durchschnittsverdienst von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern
verglichen wird; u. a. werden dabei Unterschiede, die sich durch eine unterschiedliche Beschäftigung nach Branchen ergeben, nicht berücksichtigt
(Statistisches Bundesamt (2015): Verdienstunterschied zwischen Frauen und
Männern in Deutschland weiterhin bei 22 Prozent. Pressemitteilung Nr. 99.
Wiesbaden. URL:
https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2015/03
/PD15_099_621pdf.pdf?__blob=publicationFile). In der zweiten Jahreshälfte
2015 wird die Entgeltstatistik der Bundesagentur für Arbeit veröffentlicht, die
für die sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen und Männer einen
Vergleich der Verdienste nach Branchen ermöglicht.
12
tigt. In einigen Branchen übertrifft die Teilzeitquote der Frauen die der Männer um ein Vielfaches: In der öffentlichen
Verwaltung ist fast die Hälfte der Frauen, aber nur rund jeder
zehnte Mann in Teilzeit angestellt. Im Finanz- und Versicherungssektor sind mehr als vier von zehn Frauen teilzeitbeschäftigt, aber nur jeder 19. Mann (siehe auch Abb. 7).
Der Arbeitsmarkt in Deutschland – Frauen und Männer am Arbeitsmarkt 2014
MINIJOBS
Über 30 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte
arbeiteten zur Jahresmitte 2014 in Deutschland. 7,8 Millionen Menschen waren geringfügig Beschäftigte. Diese Beschäftigungsform wird umgangssprachlich oft als „Minijob“
bezeichnet. Geringfügige Minijobberinnen und -jobber können diese Tätigkeit neben einer weiteren Beschäftigung
ausüben (geringfügig Beschäftigte im Nebenjob) oder ausschließlich im Minijob beschäftigt sein (ausschließlich geringfügig Beschäftigte). Ausschließlich geringfügig beschäftigt
waren 2014 insgesamt 5,3 Millionen Personen, 4,2 Millionen
davon im Alter zwischen 15 und 65 Jahren.
Die geringe Abgabenlast, die pauschal vom Arbeitgeber zu
tragen ist, und das deutsche Steuersystem („Ehegattensplitting“) machen Minijobs zumindest auf den ersten Blick zu
einer attraktiven Erwerbsform für Paare, die nicht beide
Vollzeit arbeiten.12 Unter diesen Rahmenbedingungen erscheint es bei einem traditionellen Rollenverständnis nicht
verwunderlich, dass mehr als zwei Drittel der ausschließlich
geringfügig entlohnt Beschäftigten im erwerbsfähigen Alter
Frauen sind. In den ländlichen Regionen Westdeutschlands
liegt der Frauenanteil sogar oft über 70 Prozent.
Ein Teil der Minijobberinnen und -jobber kann ohne staatliche Unterstützung nicht den eigenen Lebensunterhalt bestreiten und ist auf Leistungen aus der Grundsicherung für
Arbeitsuchende angewiesen. Im Juni 2014 waren 490.000 –
mit einem Frauenanteil von 59 Prozent mehrheitlich weibliche – erwerbsfähige Leistungsberechtigte ausschließlich
geringfügig entlohnt beschäftigt. Zwei Sichtweisen sind auch
auf diese Tätigkeit möglich: Einerseits mag der Minijob ein
erster Schritt aus der Arbeitslosigkeit und Hilfebedürftigkeit
sein, andererseits eine Beschäftigungsform, die dauerhaft
ein zu geringes Einkommen bietet, um die Abhängigkeit von
staatlichen Leistungen zu überwinden.
Mit fast einer Million ausschließlich geringfügig entlohnt
Beschäftigten ist der Handel mit Instandhaltung und Reparatur von Kfz die Branche mit der größten Zahl an Minijobbenden. Das Gastgewerbe ist – auch im Vergleich zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten – eine Branche mit
vielen Minijobs: Ähnlich wie bei der sozialversicherungspflichtigen Teilzeitbeschäftigung ist auch bei den Minijobs
der Frauenanteil im Gesundheits- und Sozialwesen sowie im
Finanz- und Versicherungssektor besonders hoch (Abb. 8).
Abbildung 8
Ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigte nach Branchen und Geschlecht
ausschließlich
geringfügig
entlohnt
Beschäftigte
Insgesamt
in Mio
15 bis unter 65 Jahre, Anteile in Prozent
Juni 2014
Frauen
Männer
Insgesamt
68
32
4,17
Gesundheits- und Sozialwesen
Erziehung und Unterricht
Sonst. Dienstleistungen, Priv. Haushalte
Öff. Verwaltung, Verteidigung; Sozialvers.
Gastgewerbe
Finanz- und Versicherungsdienstl.
Handel; Instandhalt. u. Reparatur v. KfZ
Wirtschaftliche Dienstleistungen
Information und Kommunikation
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei
Verarbeitendes Gewerbe
Verkehr und Lagerei
Bergbau, Energie, Wasser/ Entsorgung
Baugewerbe
82
61
78
66
67
79
72
66
55
63
69
42
47
44
18
39
22
34
33
21
28
34
45
37
31
58
53
56
0,41
0,18
0,46
0,06
0,57
0,04
0,83
0,78
0,10
0,05
0,31
0,23
0,02
0,14
Datenquelle: Statistik der BA
12
Nicht beachtet wird dabei oft, dass der minijobbende Part – meist die Frau
– vom anderen ökonomisch abhängig wird und auch bei Zahlung der freiwilligen Beiträge kaum Rentenansprüche erwirbt.
13
2.5 Beschäftigung
nach Bundesländern
Gut jede zweite Frau im erwerbsfähigen Alter in Deutschland
ist sozialversicherungspflichtig beschäftigt. In Ostdeutschland ist die Beschäftigungsquote von Frauen höher als im
Westen. Auch die Unterschiede zwischen den Geschlechtern
sind hier geringer (Abb. 9).
Die Beschäftigungsquote setzt die quantitativ bedeutendste
Erwerbstätigengruppe, die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, ins Verhältnis zur Bevölkerung. Wie die Erwerbstätigenquote liegt auch die Beschäftigungsquote für Frauen
mit 52,1 Prozent unter dem Wert für Männer (59,5 Prozent).
Die regionalen Unterschiede sind allerdings beachtlich:
60 Prozent der Sächsinnen im erwerbsfähigen Alter sind
sozialversicherungspflichtig beschäftigt, aber deutlich weniger als jede zweite Frau in Nordrhein-Westfalen. Generell
liegt die Beschäftigungsquote der Frauen in Ostdeutschland
mit 56,5 Prozent über der in Westdeutschland mit
51,1 Prozent.
In Nordrhein-Westfalen ist der Unterschied in den Beschäftigungsquoten von Frauen und Männern mit über
zehn Prozentpunkten am größten. Im Osten Deutschlands ist
der Unterschied gering. In Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin übertraf 2014 die Beschäftigungsquote
von Frauen sogar die der Männer.
Abbildung 9
Beschäftigungsquoten von Frauen in Prozent
15 bis unter 65 Jahre, Vergleich zu Männern
Juni 2014
Beschäftigungsquote der Frauen liegt um ...
Prozentpunkte über/ unter der der Männer
SchleswigHolstein
51,6
Beschäftigungsquote
Deutschland
Frauen: 52,1
Männer: 59,5
Mecklenburg-Vorpommern
Brandenburg
Hamburg
Bremen
Berlin
53,8
47,0
Berlin
49,0
Sachsen
Niedersachsen
Sachsen-Anhalt
50,6
Brandenburg
Sachsen58,6
Anhalt
Thüringen
Nordrhein57,3
Westfalen
Hamburg
47,7
Sachsen
59,9
Thüringen
Schleswig-Holstein
58,9
Hessen
51,1
Bremen
RheinlandPfalz
Hessen
50,0
Bayern
Saarland
47,6
Rheinland-Pfalz
Bayern
54,7
BadenBaden-Württemberg
Württemberg
53,2
Niedersachsen
Saarland
unter
50,0%
50,0% bis unter 55,0%
Nordrhein-Westfalen
55,0% bis unter 60,0%
+2,5
+0,5
+0,3
MecklenburgVorpommern
57,9
-0,5
-2,2
-2,5
-3,6
-5,2
-6,7
-8,2
-8,3
-8,8
-9,2
-9,7
-9,9
-10,4
60,0% und mehr
Datenquelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus, Statistik der BA
14
Bevölkerung zum 31.12.2013
Der Arbeitsmarkt in Deutschland – Frauen und Männer am Arbeitsmarkt 2014
3 Arbeitslosigkeit
Die Arbeitslosigkeit von Frauen und Männern konnte in den
letzten Jahren abgebaut werden. Die Arbeitslosenquote von
Frauen liegt mittlerweile unter der Quote von Männern. Bestimmte Probleme von Frauen am Arbeitsmarkt wie die Herausforderung alleinerziehend und arbeitsuchend zu sein,
geringere Abgangschancen und ein höherer Anteil an Langzeitarbeitslosen bestehen aber fort.
quote aus, die für Frauen 2014 6,6 Prozent und für Männer
6,8 Prozent betrug (Abb. 10).
Die Arbeitslosenquote der Frauen lag damit das sechste
Jahr in Folge – wenn auch teils sehr knapp – unter der Quote der Männer. Die Regel aus den 1990er-Jahren, dass
Arbeitslosigkeit in erster Linie weiblich ist, hat ihre Gültigkeit
verloren.
3.1 Arbeitslosigkeit im
Zeitvergleich
AKTUELLE ENTWICKLUNG
RELATIVE BETROFFENHEIT
Von 2013 auf 2014 ist sowohl die Arbeitslosigkeit von Frauen
als auch von Männern gesunken. Die Arbeitslosigkeit bei
Männern konnte stärker reduziert werden als bei Frauen –
die Arbeitslosenquote der Männer sank um 0,2 Prozentpunkte, die der Frauen um 0,1. Wie im Vorjahr waren 46 Prozent
aller Arbeitslosen weiblich. Der merkliche Rückgang der
saisonbereinigten Arbeitslosigkeit auch im vierten Quartal
2014 signalisiert, dass der Abbau der Arbeitslosigkeit im
Jahresverlauf nicht an Schwung verloren hat.
Diese positive Entwicklung bei den absoluten Arbeitslosenzahlen drückt sich auch in einer rückläufigen Arbeitslosen-
In der Arbeitslosenversicherung konnte die Arbeitslosigkeit
sowohl für Frauen als auch für Männer deutlich stärker redu-
Die Zahl der arbeitslosen Menschen ist in Deutschland im
Jahresdurchschnitt 2014 auf 2,9 Millionen gesunken – das
sind fast zwei Millionen weniger als noch 2005, als die Arbeitslosigkeit einen Höchststand hatte. Jüngere unter
25 Jahre konnten in besonderem Maße von der guten Arbeitsmarktlage profitieren.
Abbildung 10
Arbeitslosenquoten (bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen) nach Geschlecht
Jahresdurchschnitte
Frauen
12,2%
11,8%
10,6%
9,5%
8,2% 8,3%
7,9%
2014
2013
2012
6,7% 6,6%
2011
2007
2006
2005
2004
2003
2002
2001
2000
1999
1998
1997
1996
1995
2008
7,4%
Männer
7,0% 6,8%
2010
9,2%
8,5%
2009
11,7%
10,8%
Datenquelle: Statistik der BA
15
ziert werden als in der Grundsicherung für Arbeitsuchende.
Der Anteil arbeitsloser Frauen, die im Rechtskreis SGB II
betreut wurden, ist folglich auf 69 Prozent, der Anteil bei den
Männern auf 67 Prozent gestiegen.
Besonders günstig war 2014 die Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland. Die Zahl der arbeitslosen unter-25-jährigen Frauen sank um sechs Prozent und belief
sich auf 110.000. Insgesamt waren im Jahresdurchschnitt
gut eine Viertelmillion jüngere Menschen arbeitslos.
3.2 Soziodemographie der Arbeitslosen
Männer sind im Vergleich zu Frauen relativ häufig am Anfang und Ende des Berufslebens arbeitslos. Frauen sind
relativ oft in der Mitte des Erwerbslebens ohne eine bezahlte
Arbeit. Insgesamt verfügen arbeitslose Männer etwas häufiger über eine abgeschlossene Berufsausbildung als Frauen.
ALTERSSTRUKTUR
In der Altersgruppe unter 25 Jahre sind deutlich mehr Männer als Frauen arbeitslos. Auch wenn man die Jüngeren auf
die Gesamtzahl bezieht, sind mehr junge Männer als Frauen
arbeitslos: So war mehr als jeder elfte arbeitslose Mann
jünger als 25 Jahre, aber nur jede zwölfte Frau. Ähnlich ist
das Bild bei den Älteren über 55 Jahre. In dieser Altersgruppe sind ebenfalls Männer relativ häufig arbeitslos. Bei den
Frauen ist der Anteil Arbeitsloser in der Mitte des Erwerbslebens zwischen 25 und 55 Jahren vergleichsweise hoch
(Abb. 11).
QUALIFIKATION
Fehlende Qualifikation stellt für sehr viele Arbeitslose eine
Hürde bei der Integration ins Erwerbsleben dar. Mehr als
1,3 Millionen arbeitslose Menschen hatten 2014 keine abgeschlossene Berufsausbildung. Der Anteil arbeitsloser Frauen
ohne Ausbildung betrug 47 Prozent, immerhin rund jede 13.
hatte allerdings einen akademischen Abschluss. Bei den
arbeitslosen Männern war der Anteil ohne abgeschlossene
Berufsausbildung etwas niedriger (45 Prozent), der Akademikeranteil aber ebenfalls geringer als bei den Frauen. Im
Durchschnitt über alle Altersgruppen sind die Unterschiede
zwischen Frauen und Männern gering. Die Mittelwerte verhüllen allerdings Unterschiede zwischen den Jahrgängen:
Die jüngeren arbeitslosen Frauen sind besser qualifiziert als
die gleichaltrigen Männer. Über zwei Fünftel der 20- bis 34Jährigen besaß eine abgeschlossene betriebliche oder schulische Ausbildung, jede elfte einen akademischen Abschluss;
Abbildung 11
Arbeitslosigkeit nach Merkmalen und Geschlecht
Anteil an allen Arbeitslosen in Prozent
Jahresdurchschnitt 2014
Frauen
8,3
72,1
unter 25 Jahre
9,5
70,0
25 bis unter 55 Jahre
55 Jahre und älter
19,6
20,6
Deutsche
80,7
82,5
Ausländer
19,3
7,5
17,5
Akademische Ausbildung*
45,7
betriebliche/ schul. Ausbildung*
46,9
ohne abgeschl. Berufsausbildung*
18,9
4,1
12,1
Datenquelle: Statistik der BA
16
Männer
6,9
47,8
45,3
Alleinerziehende
1,5
Berufsrückkehrende
0,1
Nichtleistungsempfänger
10,5
*Berechnung der Anteilswerte ohne dem Merkmal keine Angabe
Der Arbeitsmarkt in Deutschland – Frauen und Männer am Arbeitsmarkt 2014
unter den gleichaltrigen Männern hatte hingegen über die
Hälfte keine abgeschlossene Berufsausbildung. Ab Mitte
Dreißig kehren sich die Verhältnisse um und der Anteil Arbeitsloser ohne Berufsausbildung ist bei Frauen höher als
bei Männern.
rückehrenden Frauen. Aufgrund ihres Alters – fast alle
(97 Prozent) sind jünger als 55 Jahre – und ihrer überdurchschnittlichen Qualifikation – über zwei Drittel verfügen über
eine abgeschlossene Berufsausbildung – stellen sie aber
eine interessante Gruppe zur Sicherung des Fachkräftebedarfs dar.
NATIONALITÄT
Rund eine von fünf arbeitslosen Frauen hatte 2014 nicht die
deutsche Staatsangehörigkeit. Der Anteil von Ausländerinnen an allen weiblichen Arbeitslosen hat sich damit innerhalb
der letzten zehn Jahre fast verdoppelt; bei den Männern
stieg der Ausländeranteil von 14 auf 17 Prozent.
3.3 Besondere Personengruppen
Arbeitslose Nicht-Leistungsempfängerinnen und -empfänger
sind mit einer Zahl von 289.000 eine große, allerdings heterogene Gruppe von Arbeitslosen, die ungefähr zu gleichen
Teilen Frauen und Männer umfasst. Die fast ebenso große
Gruppe der Alleinerziehenden besteht hingegen fast ausschließlich aus Frauen. Die wesentlich kleinere Gruppe der
arbeitslosen Berufsrückkehrenden umfasst ebenfalls fast nur
Frauen (siehe auch Abb. 11).
ALLEINERZIEHENDE
Weibliche Arbeitslose tragen sehr viel öfter als Männer die
alleinige Verantwortung für ein Kind. Die Zahl der alleinerziehenden Frauen, die arbeitslos gemeldet waren, lag 2014
mit gut einer Viertelmillion um mehr als das zehnfache über
der Zahl der arbeitslosen alleinerziehenden Männer. Insgesamt ist fast jede fünfte Arbeitslose alleinerziehend. Zwischen 30 und 40 Jahren erzieht fast jede dritte Arbeitslose
allein eines oder mehrere Kinder.
In der Arbeitslosenversicherung waren 2014 nur 29.000
Alleinerziehende registriert. Die weiteraus größere Zahl der
Alleinerziehenden (247.000) wurde von einem Jobcenter im
Rechtskreis SGB II betreut.
ARBEITSLOSE NICHT-LEISTUNGSBEZIEHERINNEN UND -BEZIEHER
Arbeitslosigkeit und der Bezug von Geldleistungen aus der
Arbeitslosenversicherung oder Grundsicherung für Arbeitsuchende gehen oft Hand in Hand, sind aber unterschiedliche
Tatbestände. Etwas mehr als jeder zehnte arbeitslose Mann
und etwas weniger als jede zehnte arbeitslose Frau bezog
2014 keine Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung
oder der Grundsicherung für Arbeitsuchende.
Die Gründe, warum eine arbeitslose Person keine Leistungen erhält, sind verschieden und die arbeitslosen NichtLeistungsempfängerinnen und -empfänger eine heterogene
Gruppe: Möglich ist u. a., dass der Anspruch auf Arbeitslosengeld erloschen ist und aufgrund des Einkommens der
Eltern, des Partners oder der Partnerin oder das Vorhandensein von Vermögen kein Anspruch auf Leistungen aus der
Grundsicherung für Arbeitsuchende besteht. Auch wenn nie
ein Anspruch auf Leistungen bestand, z.B. bei Selbstständigen, die ihre Tätigkeit aufgeben und eine abhängige Beschäftigung suchen, kann eine Arbeitslosmeldung ohne
Leistungsanspruch erfolgen. Da Zeiten der Arbeitslosigkeit
von den Trägern der Rentenversicherung als beitragsfreie
Anrechnungszeiten berücksichtigt werden können, ist die
Arbeitslosmeldung für eine Vielzahl von Personen ohne
Leistungsanspruch prinzipiell von Interesse.
Personen, die nach der Familienphase den Wiedereinstieg
ins Berufsleben suchen, können ebenfalls ohne Leistungsbezug arbeitslos gezählt werden. Als Berufsrückkehrende
registriert waren 2014 allerdings lediglich 7.800 Personen
ohne Leistungsbezug.13
BERUFSRÜCKKEHRENDE
Berufsrückkehrende sind Frauen und Männer, die ihre Erwerbstätigkeit oder Arbeitslosigkeit zur Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen unterbrochen haben und innerhalb angemessener Zeit wieder in den Beruf
zurückkehren wollen (§ 20 SGB III). Arbeitslose Berufsrückkehrerinnen und Berufsrückkehrer sind eine vergleichsweise
kleine Gruppe. Mit einem Frauenanteil von 96 Prozent waren
2014 die meisten der insgesamt 57.000 arbeitslosen Berufs-
13
Möglich ist, dass Wiedereinsteigerinnen und -einsteiger aufgrund von
Unwissen, aber auch wegen der Verpflichtungen, die eine Arbeitslosmeldung
zur Folge hat, diese vermeiden. Zu den möglichen Gründen siehe auch:
Allmendinger, Jutta/Hennig, Marina/Struth, Stefan (2009): Erwerbsverläufe
und Weiterbildungsbeteiligung von Wiedereinsteigerinnen. Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB). Berlin. URL:
http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Broschuerenstelle/PdfAnlagen/wiedereinsteigerinnen,property=pdf,bereich=bmfsfj,sprache=de,rwb=true.
pdf
17
NICHT-ARBEITLOSE ARBEITSUCHENDE
AUFGRUND VON KINDERN, HAUSHALT UND
PFLEGE
ZUGANGSRISIKEN UND ABGANGSCHANCEN
Neben diesen drei Gruppen, die als arbeitslos registriert
waren und damit dem Arbeitsmarkt 2014 unmittelbar zur
Verfügung standen, gibt es Personen, die dem Arbeitsmarkt
aufgrund der Erziehung von Kindern oder der Pflege von
Angehörigen nicht unmittelbar zur Verfügung stehen, aber
dennoch eine Erwerbstätigkeit suchen. Ein Teil davon wird –
wenn er sich bei einer Agentur oder einem Jobcenter meldet
– nicht als arbeitslos, sondern nur als arbeitsuchend geführt.
2014 zählte diese Gruppe der nicht-arbeitslosen Arbeitsuchenden, die aufgrund von Kindern, Haushalt und Pflege
nicht erwerbstätig waren, 8.700 Personen. Die große Mehrheit (94 Prozent) waren Frauen.
3.4 Dynamik und Dauer der Arbeitslosigkeit
Das Risiko arbeitslos zu werden ist für Frauen seit Jahren
geringer als für Männer. Einmal arbeitslos sind ihre Chancen, die Arbeitslosigkeit zu beenden, aber ebenfalls niedriger.
Bezieht man die Zahl der Personen, die ihre Beschäftigung
verloren haben und sich arbeitslos melden, auf die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, erhält man ein Maß für das
Risiko arbeitslos zu werden. Das Gegenstück ist die Abgangschance, die die Zahl der Arbeitslosen, die eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt ergreifen, in Relation zum Arbeitslosenbestand setzt.
Für Frauen ist das Risiko arbeitslos zu werden geringer als
für Männer. Sind sie jedoch arbeitslos geworden, finden sie
schwerer als Männer eine Beschäftigung und bleiben häufiger arbeitslos. Im Vergleich zum Vorjahr ist 2014 das niedrige Risiko für beschäftigte Frauen und Männer arbeitslos zu
werden erneut leicht gesunken. Die Chancen, durch die
Aufnahme einer Beschäftigung Arbeitslosigkeit zu überwinden, sind für Männer höher als für Frauen. Die Abgangschancen der Männer schwanken im Lauf der Jahre stärker
als die der Frauen. Hier manifestiert sich, dass die Beschäftigungsmöglichkeiten von Männern stärker dem Konjunkturverlauf folgen. Die Abgangschancen Arbeitsloser haben sich
zuletzt nur wenig verändert. Die Aussichten arbeitsloser
Frauen auf eine neue Beschäftigung sind leicht gestiegen,
für arbeitslose Männer sind die Abgangschancen etwas
gesunken (Abb. 12).
Abbildung 12
Zugangsrisiken in und Abgangschancen aus Arbeitslosigkeit nach Geschlecht in Prozent
gleitende Jahresdurchschnitte Dezember 2008 bis Dezember 2014
Männer
8,09
7,68
8,23
7,40
7,25
7,23
5,79
5,67
5,81
6,77
5,33
Zugangsrisiken
0,80
0,76
0,73
0,70
0,68
2009
2010
2011
2012
2013
2014
0,86
2013
0,82
Abgangschancen
2012
0,89
2011
0,93
2010
0,95
2009
0,99
2008
1,09
2014
1,23
2008
18
6,03
Frauen
1,06
Datenquelle: Statistik der BA
5,79
5,25
Der Arbeitsmarkt in Deutschland – Frauen und Männer am Arbeitsmarkt 2014
VERBLEIB NACH BESCHÄFTIGUNGSAUFNAHME
Frauen überwinden zwar seltener als Männer ihre Arbeitslosigkeit durch die Aufnahme einer Beschäftigung, wenn dieser Fall aber eintritt, gelingt es den ehemals arbeitslosen
Frauen jedoch besser als Männern sich am Arbeitsmarkt zu
etablieren und einen Rückfall in die Arbeitslosigkeit zu vermeiden. Eine Verbindung von Arbeitslosen- und Beschäftigtenstatistik ermöglicht es für die Arbeitslosen, die 2013 eine
Tätigkeit am ersten Arbeitsmarkt aufgenommen haben, festzustellen, ob sie einen Monat, ein halbes Jahr und ein Jahr
später noch sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren.
Dies war für 61 Prozent der Frauen und für 55 Prozent der
Männer der Fall. Zwei Drittel der Kundinnen der Arbeitslosenversicherung und gut der Hälfte der arbeitslosen Frauen
in der Grundsicherung für Arbeitsuchende gelang solch eine
nachhaltige Integration ins Erwerbsleben.
DAUER UND LANGZEITARBEITSLOSIGKEIT
Mit einer durchschnittlichen bisherigen Dauer von
73 Wochen waren arbeitslose Frauen 2014 im Mittel sieben Wochen länger im Arbeitslosenbestand als Männer.
Knapp zwei Fünftel der arbeitslosen Frauen (516.000) waren
ein Jahr oder länger arbeitslos, und werden daher als langzeitarbeitslos bezeichnet. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen
liegt bei Frauen damit wie in den Jahren zuvor über dem
Anteil langzeitarbeitsloser Männer (36 Prozent). Nicht nur
der Anteil Langzeitarbeitsloser an allen Arbeitslosen, son-
dern auch deren absolute Zahl ist in den letzten beiden Jahren gestiegen. Langzeitarbeitslosigkeit betrifft vor allem ältere Frauen (Abb. 13). In der Altersgruppe über 50 Jahre war
rund jede zweite Arbeitslose langzeitarbeitslos. In dieser
Altersgruppe sind Frauen auch spürbar stärker von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen als Männer.
3.5 Arbeitslosigkeit nach
Bundesländern
Die Abstände in der Arbeitslosenquote zwischen den Bundesländern sind zuletzt zurückgegangen, aber immer noch
deutlich ausgeprägt. Im Süden Deutschlands ist die Arbeitslosigkeit nach wie vor deutlich geringer als im Osten und
Norden. Die geringste Arbeitslosenquote für Frauen und
Männer wurde mit 3,7 bzw. 3,8 Prozent 2014 in Bayern erreicht (Abb. 13). Am höchsten war die FrauenArbeitslosenquote in Bremen (10,6 Prozent). Den höchsten
Wert für die Männer wies Mecklenburg-Vorpommern auf
(12,0 Prozent).
Mecklenburg-Vorpommern ist auch das Bundesland, in dem
die Differenz der Arbeitslosenquoten von Frauen und Männer mit 1,7 Prozentpunkten am größten ist. Auch in Berlin
sind Frauen spürbar seltener von Arbeitslosigkeit betroffen
als Männer. Baden-Württemberg ist das einzige Bundesland,
in dem bei relativer Betrachtung mehr Frauen als Männern
arbeitslos sind.
Abbildung 13
Bestand an langzeitarbeitslosen Frauen und Männern nach Altersgruppen
Jahresdurchschnitt 2014, Anteil langzeitarbeitsloser Frauen und Männer an allen Arbeitslosen
46%
39%
42%
44%
25%
12%
24%
20 bis u.
25 Jahre
25 bis u.
30 Jahre
30 bis u.
35 Jahre
35 bis u.
40 Jahre
40 bis u.
45 Jahre
48%
46%
45 bis u.
50 Jahre
57%
53%
49.000
78.000
80.000
73.000
63.000
65.000
57.000
59.000
58.000
57.000
46.000
39.000
14.000
11.000
2.000
1.000
49%
Männer
11%
15 bis u.
20 Jahre
35%
31%
52%
50 bis u.
55 Jahre
55 bis u.
60 Jahre
61.000
43%
90.000
34%
42%
83.000
39%
90.000
Frauen
60 bis u.
65 Jahre
Datenquelle: Statistik der BA
19
Abbildung 14
Arbeitslosenquoten (bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen) von Frauen in Prozent
Vergleich zu Männern
Jahresdurchschnitt 2014
Arbeitslosenquote der Frauen liegt um ...
Prozentpunkte über/ unter der der Männer
SchleswigHolstein
6,4
Arbeitslosenquote
Deutschland
Frauen: 6,6
Männer: 6,8
Bremen
10,6
MecklenburgVorpommern
10,3
Hamburg
7,1
Berlin
10,3
Niedersachsen
6,5
SachsenAnhalt
10,5
NordrheinWestfalen
8,1
Hessen
5,7
Thüringen
7,8
Brandenburg
8,9
Sachsen
8,6
RheinlandPfalz
5,3
Saarland
7,2
BadenWürttemberg
4,0
Bayern
3,7
unter
6,0%
6,0% bis unter 8,0%
8,0% bis unter 10,0%
10,0% und mehr
Baden-Württemberg
Niedersachsen
Hessen
Saarland
Thüringen
Bayern
Rheinland-Pfalz
Nordrhein-Westfalen
Sachsen-Anhalt
Sachsen
Bremen
Schleswig-Holstein
Hamburg
Brandenburg
Berlin -1,5
Mecklenburg-Vorpommern -1,7
+0,1
+0,0
+0,0
+0,0
+0,0
-0,1
-0,1
-0,2
-0,3
-0,5
-0,6
-0,7
-0,8
-0,9
Datenquelle: Statistik der BA
3.6 Erwerbslosigkeit in Europa
Die international vergleichbare Erwerbslosenquote belief sich
in Deutschland 2014 auf 5,1 Prozent. Das war die niedrigste
Quote in der Europäischen Union. Im Durchschnitt der
28 EU-Staaten war die Erwerbslosenquote der 15- bis 64Jährigen 2014 mit 10,3 Prozent mehr als doppelt so hoch.
Anders als in Deutschland, wo die Erwerbslosenquote der
Frauen mit 4,7 Prozent unter der von Männern lag
(5,4 Prozent), war die weibliche Erwerbslosenquote im
Durchschnitt der EU-Staaten etwas höher als die männliche
(10,4 bzw. 10,2 Prozent). Ähnlich wie das nationale Muster
variiert auch europaweit die Erwerbslosenquote der Männer
im Lauf der Jahre stärker als die der Frauen.
Während in Deutschland in den letzten Jahren die Erwerbstätigkeit gestiegen und die Erwerbslosigkeit zurückgegangen
ist, war dies in vielen europäischen Ländern nicht der Fall.
20
Im EU-Durchschnitt stagnierte in den letzten Jahren die
Erwerbstätigenquote und die Erwerbslosenquote stieg. Erst
2014 konnte sich der Arbeitsmarkt etwas erholen und die
Erwerbslosenquote ging im EU-Schnitt im Vergleich zum
Vorjahr etwas zurück, während die Erwerbstätigenquote
stieg.
Die schlechte Lage auf dem Arbeitsmarkt, die sich in hohen
Erwerbslosenquoten ausdrückt, ist vor allem in den süd- und
osteuropäischen Staaten ein Hindernis für eine stärkere
Erwerbsbeteiligung von Frauen und Männern. Während im
EU-Schnitt die weibliche und männliche Erwerbslosenquote
kaum differieren, waren in den Staaten mit ohnehin hoher
Erwerbslosigkeit, wie Griechenland und Spanien, Frauen
noch stärker von Erwerbslosigkeit betroffen als Männer.
Der Arbeitsmarkt in Deutschland – Frauen und Männer am Arbeitsmarkt 2014
4 Förderung
Frauen und Männer profitieren entsprechend ihrem Anteil an
den Arbeitslosen und der relativen Betroffenheit von Arbeitslosigkeit in annähernd gleicher Weise von Fördermaßnahmen. Unterschiede im Einsatz der Instrumente können unterschiedlichen Bedarfen in der Unterstützung von Frauen
und Männern folgen. Sieben Prozent der Personen, die 2014
an einer Maßnahme teilnahmen, waren Ausländer, sechs
Prozent Ausländerinnen.
INSTRUMENTE DER ARBEITSMARKTPOLITIK
MINDESTBETEILIGUNG VON FRAUEN
Männer profitierten überdurchschnittlich oft von Maßnahmen
zur Berufswahl und -ausbildung wie ausbildungsbegleitenden Hilfen. Ein Schwerpunkt in der Qualifizierung von Frauen
liegt in der Förderung der beruflichen Weiterbildung. Gut
jede fünfte Maßnahmeteilnahme einer Frau galt der beruflichen Weiterbildung, aber nur fast jede sechste von Männern.
Der Gesetzgeber verpflichtet Arbeitsagenturen und Jobcenter die berufliche Situation von Frauen zu verbessern und
Frauen mit den Mitteln der Arbeitsmarktpolitik entsprechend
ihrem Anteil an den Arbeitslosen und ihrer relativen Betroffenheit von Arbeitslosigkeit zu fördern (§ 1 Abs. 2 Nr. 4
SGB III). Basierend auf dem Anteil von Frauen an allen Arbeitslosen und den geschlechtsspezifischen Arbeitslosenquoten kann eine Mindestbeteiligung für Frauen an Fördermaßnahmen berechnet werden. Dieser Sollwert von
45,1 Prozent wurde 2014 mit einem Frauenförderanteil von
43,6 Prozent knapp verfehlt. In der Arbeitslosenversicherung
wurde die Zielförderquote von 42,5 Prozent mit einem Frauenförderanteil von 43,3 Prozent erreicht.
Insgesamt nahmen 2014 im Jahresdurchschnitt 359.000
Frauen und 471.000 Männer an einer arbeitsmarktpolitischen
Maßnahme teil. Gegenüber 2013 ist sowohl die Zahl der
Teilnehmerinnen als auch die der Teilnehmer etwas zurückgegangen (Abb. 15). Rund die Hälfte der Maßnahmeteilnehmer und knapp die Hälfte der Teilnehmerinnen wurden
im Rechtskreis SGB III von einer Arbeitsagentur betreut.
Knapp die Hälfte der insgesamt 152.000 Förderungen der
beruflichen Weiterbildung zielt darauf, einen anerkannten
Berufsabschluss zu erwerben. Mehr als jede vierte Teilnehmerin will einen Beruf in der Altenpflege erlernen (10.400
Teilnahmen von Frauen im Jahresdurchschnitt 2014). Ebenfalls beliebt sind Ausbildungen im Büro- und Sekretariatswesen und der Steuerberatung (5.700 bzw. 2.600 Teilnehmerinnen) sowie im Bereich Erziehung, Sozialarbeit, Heilerzie-
Abbildung 15
Einsatz arbeitsmarktpolitischer Instrumente nach Geschlecht
Jahresdurchschnitt 2014 und Zeitreihe
471.000
19%
359.000
Aktivierung u. berufl. Eingliederung
Berufliche Weiterbildung
Förderung abhängiger Beschäftigung
Förderung der Selbständigkeit
Maßn. zur Teilh. behinderter Menschen
Sonstige Maßnahmen
21%
24%
9%
4%
8%
36%
Frauen
Männer
Ausländer
Frauen
Ausländer
958.000
7%
5%
858.000
830.000
7%
6%
7%
6%
51%
50%
49%
37%
37%
37%
2012
2013
2014
16%
10%
4%
9%
Männer
Deutsche
41%
Frauen
Deutsche
Männer
Datenquelle: Statistik der BA
21
hungspflege (2.400 Teilnehmerinnen). Männer streben am
häufigsten einen Abschluss im Bereich Post und Lagerwirtschaft (3.700 Teilnehmer) und Maschinenbau- und Betriebstechnik an (3.300 Teilnehmer). Auf Rang drei folgen Qualifizierungen in der Altenpflege (2.800 Teilnehmer), einem
Bereich, in dem mehr als jede vierte neu begonnene Ausbildung zur examinierten Fachkraft durch eine Agentur für
Arbeit oder ein Jobcenter gefördert wurde.
FÖRDERUNG VON AUSLÄNDERINNEN UND
AUSLÄNDERN
51.000 Maßnahmeteilnehmerinnen und 61.000 Maßnahmeteilnehmer hatten 2014 nicht die deutsche Staatsbürgerschaft. Bei einem Anteil von 18 Prozent an allen Arbeitslosen
belief sich der Anteil der Personen ohne deutschen Pass an
den Maßnahmeteilnahmen auf 14 Prozent. Sechs Prozent
der Maßnahmen wurden von einer ausländischen Frau,
sieben Prozent von einem Ausländer belegt. Der Anteil aus-
22
ländischer Personen an allen Geförderten ist in den letzten
beiden Jahren angestiegen.
In der Förderung von Ausländerinnen und Ausländern
kommt Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung sowie zur Berufswahl und -ausbildung eine vergleichsweise große Bedeutung zu. Eine Förderung zur Aufnahme einer Erwerbstätigkeit z.B. durch einen Eingliederungs- oder Gründungszuschuss findet seltener statt. Ebenso nehmen Beschäftigung schaffende Maßnahme eine weniger bedeutende Rolle ein.
Auch in der Förderung von Ausländerinnen und Ausländern
existieren Unterschiede zwischen den Geschlechtern. So
spielt die Förderung der beruflichen Weiterbildung für ausländische Frauen eine größere Rolle als für die nichtdeutschen Männer.
Der Arbeitsmarkt in Deutschland – Frauen und Männer am Arbeitsmarkt 2014
Glossar
Abgangschance/Chance, Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung zu beenden
Die Abgangschance bezieht den Abgang aus Arbeitslosigkeit eines Monats in Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt einschließlich (außer-)betrieblicher Ausbildung
auf den Arbeitslosenbestand des Vormonats. Um saisonale Schwankungen auszugleichen, wird ein gleitender Jahresdurchschnitt verwendet. Aufgrund von
Datenrevisionen kann es zu Abweichungen mit früheren Veröffentlichungen kommen.
Beschäftigungsquote
Die Beschäftigungsquote ist der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (einer bestimmten Personengruppe) an der entsprechenden Gesamtbevölkerung. Im Gegensatz zur Erwerbstätigenquote berücksichtigt die Beschäftigungsquote nur die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, nicht aber bspw. Selbstständige oder Minijobber; sie ist daher niedriger als die Erwerbstätigenquote.
Erwerbspersonen
Erwerbstätige und Erwerbslose bilden die Gruppe der Erwerbspersonen.
Erwerbslose
Zu den Erwerbslosen zählt, wer nicht erwerbstätig ist, aber in den letzten vier Wochen aktiv nach einer neuen Tätigkeit gesucht hat.
Erwerbsquote
Die Erwerbsquote ist ein Maß für die Beteiligung der Wohnbevölkerung am Erwerbsleben. Sie wird berechnet als Anteil der Erwerbspersonen (Erwerbstätige und
Erwerbslose) an der Bevölkerung. Wie bei der Beschäftigungsquote und der Erwerbstätigenquote ist eine Einschränkung auf Personengruppen möglich, z.B. die
Bevölkerung im Alter von 15 bis unter 65 Jahren.
Erwerbstätige
Als Erwerbstätiger gilt gemäß dem Konzept der ILO, wer älter als 15 Jahre ist und pro Woche mindestens eine Stunde gegen Entgelt arbeitet; auf den zeitlichen
Umfang der Tätigkeit kommt es nicht an.
Erwerbstätigenquote
Die Erwerbstätigenquote ist der Anteil der Erwerbstätigen (einer bestimmten Personengruppe) an der entsprechenden Gesamtbevölkerung. Im Gegensatz zur
Beschäftigungsquote werden hier neben den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten auch andere Erwerbstätige berücksichtigt; die Erwerbstätigenquote liegt
daher höher als die Beschäftigungsquote.
Förderung von Frauen – Mindestbeteiligung nach § 1 Abs. 2 Nr. 4 SGB III
Die Agenturen für Arbeit und die Träger der Grundsicherung für Arbeitsuchende sind verpflichtet zur Verbesserung der beruflichen Situation von Frauen beizutragen. Frauen sollen mindestens entsprechend ihrem Anteil an den Arbeitslosen und ihrer relativen Betroffenheit von Arbeitslosigkeit gefördert werden (§ 1 Abs. 2
Nr. 4 SGB III). Der angestrebte Förderanteil für Frauen berechnet sich wie folgt:
rkFAF = AanALF * rkALQF / (AanALF * rkALQF + AanALM * rkALQM)
(AanALF: Anteil der Frauen an den Arbeitslosen nach dem Rechtskreis; rkALQF: rechtskreisanteilige Arbeitslosenquote Frauen; AanALM: Anteil der Männer an
den Arbeitslosen nach dem Rechtskreis; rkALQM: rechtskreisanteilige Arbeitslosenquote Männer)
Geringfügig Beschäftigte
Seit April 2003 gilt das zweite Gesetz für moderne Dienstleistung am Arbeitsmarkt, in dem auch der Bereich der geringfügigen Beschäftigung (Minijobs) neu
geregelt wurde. Es sind zwei Arten von geringfügigen Beschäftigungen zu unterscheiden:
1. geringfügig entlohnte Beschäftigung: Eine geringfügig entlohnte Beschäftigung nach § 8 (1) Nr.1 SGB IV liegt vor, wenn das Arbeitsentgelt aus dieser Beschäftigung (§ 14 SGB IV) regelmäßig im Monat 450,- € nicht überschreitet. Bei Kombination einer sozialversicherungspflichtigen Hauptbeschäftigung mit einem MiniJob bleibt dieser sozialversicherungsfrei.
2. kurzfristige Beschäftigung: Eine kurzfristige Beschäftigung liegt nach § 8 (1) Nr.2 SGB IV vor, wenn die Beschäftigung für eine Zeitdauer ausgeübt wird, die im
Laufe eines Kalenderjahres seit ihrem Beginn auf nicht mehr als 2 Monate oder insgesamt 50 Arbeitstage nach ihrer Eigenart begrenzt zu sein pflegt oder im
Voraus vertraglich begrenzt ist.
Zugangsrisiko/Risiko, aus sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung heraus arbeitslos zu werden
Das Risiko, aus sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung heraus arbeitslos zu werden, bezieht den Zugang in Arbeitslosigkeit aus Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt einschließlich (außer-)betrieblicher Ausbildung eines Monats auf den Bestand an sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung des Vormonats. Um
saisonale Schwankungen auszugleichen, wird ein gleitender Jahresdurchschnitt verwendet. Aufgrund von Datenrevisionen kann es zu Abweichungen mit früheren
Veröffentlichungen kommen.
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