Ri.chter. schUeßt.endgültig· · ' . ' Am heutigen Mittwoch endet in Hessisch Lichtenau eine Ära: Die Maschinenfabrik Richter schließt nach 70 Jahren ihre Tore für immer. Firmenchef Axel Richter (Foto).wird in den kommenden Wochen noch die letzten verbliebenen Maschinen verkaufen. Nachdem die Firma in finanzielle Schwierigkeiten geraten war, verloren 106 Mitarbeiter ihren Job. (fst) Foto: BreiZier SEITE 7 Bilder vom letzten Flrmenbesuch: http:/fzu.hna.defRichterEnde Werra-Meißner-Kreis Mittwoch, 30. September 2015 Maschinenfabrik Richter schließt heute die Hallen Der letzte Stahlriese entsteht: Axel Richter, Chef der Maschinenfabrik, vor einer Wasserkraft-Turbine. Der Ring mit zehn Metern Durchmesser wird später aus zwei Halbmonden zusammengesetzt. Es ist der letzte Kundenauftrag, den die Firma noch abarbeitet. Alle Fotos: Brenler Abschied der Giganten 70 Jahre lang waren gewaltige Metallteile das Spezialgebiet der Maschinenfabrik Richter DasThema .......•................•. 70 Jahre Unternehmensgeschichte gehen heute zu Ende: Die Maschinenfabrik Richter in Hessisch Lichtenau schließt die Tore. Der Schweißbetrieb ist bereits seit Ende Juni stillgelegt, jetzt folgt die Mechanik. Eine Übernahme des Betriebs ist gescheitert, der gesamte Maschinenpark steht zum Verkauf. Wir machten mit Firmenchef Axel Richter einen letzten Rundgang durch die Hallen. VoN KATHRIN BRETZLER HESSISCH LICHTENAU. Die riesigen Maschinen haben in der Schweißerei der Maschinenfabrik Richter Abdrücke hinterlassen. Wo sie standen, hat der braune Hallenboden helle Flecke. Aufgeräumt sieht es in den Hallen aus, in Holzkisten sortiert liegen Schrauben, Werkzeuge und Spannmaterial. In den Ecken stehen auf Ständern nach Größe geordnet Bohrer und Fräser und warten auf Abnehmer. Der Ausverkauf des Hessisch Lichtenauer Traditionsunternehmens hat schon lange begonnen. Auf der Internetseite verkündet Finnenchef Axel Richter die Wahrheit knapp und direkt: "Unser Unternehmen wurde 1945 gegxündet und zum 30. September 2015 geschlossen. Wrr verkaufen unseren gesamten Maschinenpark." Am Anfang tat dem 70Jährigen das weh, "aber jetzt habe ich damit abgeschlossen", sagt er. Interessenten fiir die Spezial-Maschinen gebe es genug, schließlich habe er "keine Sachen von der Stange". Über 90 Prozent der Anfragen kämen aus dem Ausland. Indien, Rumänien, Frankreich um nur ein paar Nationalitäten der Käufer zu nennen, die be- Schneidemaschine für Riesenbleche: ln der schon fast leer gereits einen Teil der Giganten räumten Vorbereitungshalle der Schweißerei steht noch die abtransportiert haben. größte Brennschneidemaschine des Unternehmens. Sie schneidet In der Mechanik steht Zer- Bleche bis zu einer Dicke von 24 Millimetern und mit einer Größe spanungsmechaniker Mattbias von acht mal 24 Metern. Die Anlage ist die letzte von dreien, die Förster am Computer des Bohr- noch nicht verkauft ist. werkdrehers und überwacht die Produktion des letzten Auf- schlagplatz bei .Hann. Münden trags, den die Maschinenfabrik habe er "in der Weser verfiir einen Kunden bearbeitet: senkt". 250 000 Euro hat ihn Eine Turbine für ein Wasser- die Befestigung der Kai-Mauem kraftwerk. Der Durchmesser gekostet, die nötig war, damit des Stahlkolosses beträgt zehn Kräne dort sicher stehen könMete~. Der riesige Ring wird nen. Er selbst wird dort nichts später aus · zwei Halbmonden mehr verschiffen. Vielleicht aus Stahl zusammengesetzt. nutze der Kasseler WärmetauDas Turbinen-Oberteil wird seher-Spezialist Schmidt'sche derweil noch im Prunkstück Schack, der jetzt unter dem Nades Betriebs bearbeitet: der Ka- men Arvos fumiert, den Anlerussell-Drehmaschine. Der da- geplatz noch, spekuliert er. Mit Verkauf dE:r Maschinen malige hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) ist für Axel Richter aber noch schaute 2009, zur Blütezeit des nichtalles vorbei. Mit 27 seiner Unternehmens, persönlich vor- Mitarbeiter, die teilweise webei, um sie einzuweihen. Sechs gen"langer Betriebszugehörig- Alles eine Nummer größer: Millionen Euro hat sie gekos- keit noch bis Februar 2016 be- Schrauben waren bei der Firma tet, "das zahlt mir heute natür- zahlt werden, stehen noch Ver- Richter nie millimetergroß und lich keiner mehr". sagt Richter. handlungen vor dem Arbeits- grammschwer, sondern immer Auch das Geld fiir den Um- gericht in Kassel an. kleine Schwergewichte. HINTERGRUND Im Maiverkündete Richter das Ende Letzter Kundenauftrag: Zerspanungsmechaniker Matthias Förster überwacht am Computer die Produktion eines Teils einer WasserkraftTurbine. Das Bohrwerk für die gigantischen Teile selbst ist 20,5 Meter mal fünf Meter groß. Bis heute Abend wird in der Mechanik-HaUe noch gea"rbeitet: Unser Bild zeigt das bereits stillgelegte Portai-Fräswerk, eine der ältesten Richter-Maschinen., Es fräste flache Teile bis zu einer Länge von 18 Metern. Ende Mai verkündete Axel Richter die Stilllegung des Betriebs. Die Schweißerei (Adam Richter & Sohn Maschinenbau GmbH)schloss Ende Juni, heute folgt die Mechanik (Maschinenfabrik AG). Als Grund hatte der Firmenchef angegeben, nach Unstimmigkelten mit der Kasseler Bank kein Material für Aufträge mehr kaufen zu können. Eine Übernahme scheiterte an den gesetzlichen Bestimmungen des Betriebsübergangs. Diese sehen vor, dass den teils jahrzehntelangen Mitarbeitern nicht gekündigt werden darf.(kbr)
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