Situation aus Sicht eines Rollstuhlfahrers

Die Situation im Kreis hinsichtlich der Barrierefreiheit aus Sicht eines
Rollstuhlfahrers ( Elektrorollstuhl und Schieberollstuhl ) von Gabriel Pfeiffer
Die Türen von öffentlichen Gebäuden öffnen sich nicht automatisch, so kommt ein
Rollstuhlfahrer auch nicht eigenständig hinein...es gibt auch keine Klingel um
jemanden rufen zu können (z.B. Kurverwaltung Kellenhusen, Kinos,
Gemeinde/Amtshäuser...).
Wenn die Rollstuhlfahrer an einer öffentlichen Sitzung teilnehmen möchten, können
sie das auch nicht, weil diese oft in den oberen Etagen stattfindet und es keine
Aufzüge gibt und einen Rollstuhlfahrer mit Elektrorollstuhl auch nicht geholfen
werden kann, um dann nach oben zu gelangen.
In den meisten Einkaufszentren gibt es zwar Behinderten-WC, hier gibt es aber keine
Möglichkeit (z.B. Klapptische, die groß und hoch genug sind) einen Erwachsenen zu
wickeln. Sogar in den Krankenhäusern gibt es zwar Behinderten-WC, aber auch darin
gibt es keine Möglichkeit einen Erwachsenen zu wickeln. Alle öffentliche
Behinderten WC`s bieten keine Möglichkeit Erwachsene zu wickeln.
In den Schwimmbädern (und Erlebnisbädern) gibt es keine Wickelmöglichkeit für
erwachsene Rollstuhlfahrer, es gibt auch keine Liegen, an denen man vernünftig
schwimmfertig gemacht werden kann und die Behindertenparkplätze werden auch oft
vom Personal genutzt oder von den anderen Besuchern und wenn man sich beim
Personal beschwert, heißt es : "wir sagen Bescheid" ... aber in Wirklichkeit ändert es
sich nicht, wir müssen uns dann mit einem Parkplatz weit entfernt oder mit einem
begnügen, der zum Ausladen eines Rollstuhlfahrers zu eng ist. Das Tropische
Schwimmparadies Weißenhäuser Strand ist z.B. für Rollstuhlfahrer gar nicht
geeignet.
In den meisten Restaurants sind keine Plätze , wo man als Rollstuhlfahrer mit
Elektrorollstuhl oder Schieberollstuhl vernünftig am Tisch sitzen kann, es gibt genug
Behinderte, die sich nicht auf einem Stuhl umsetzen können, weil sie keine
Rumpfstabilität haben. Die Tische haben oft einen Fuß in der Mitte des Tisches und
somit kann der Rollstuhlfahrer nicht weit genug am Tisch heranfahren. In den
meisten Restaurants stehen die Tische auch sehr eng nebeneinander, so ist es für
Rollstuhlfahrer auch schwierig durchzukommen. Viele Restaurants haben Eingänge,
wo man Treppen überwinden muss oder die Eingangstüren nicht breit genug sind und
dies sind weitere Probleme.
In den Berufsschulen gibt es keine Möglichkeit für Rollstuhlfahrer teilnehmen zu
können, weil die Klassenräume nicht behindertengerecht sind, sich viele
Klassenräume in den oberen Etagen befinden und es keine Aufzüge gibt .
Das Berufsbildungswerk Bugenhagen in Timmendorfer Strand hat leider nicht die
Möglichkeit, mich aufzunehmen, weil die Berufsschule dort nicht geeignet für
Rollstuhlfahrer ist...
Auch ist das "Förderzentrum Kastanienhof" - Schule für Geistig und
Körperbehinderte) nicht wirklich barrierefrei / behindertengerecht, auch dort öffnen
sich die Türen, weder am Eingang, noch zu irgendeinen anderen Raum automatisch.
Es gibt auch keine Vorrichtung um die Türen zu öffnen... der Rollstuhlfahrer kann
sich auch hier nicht eigenständig und alleine bewegen, weil er immer jemandem
braucht, der ihm die Türen öffnet, wenn keiner da ist, hat der Rollstuhfahrer keine
Möglichkeit hinaus oder hinein zu kommen. Er kann sich auch nicht irgendwie
anders bemerkbar machen.
Das Kopfsteinpflaster in den Fußgängerzonen /Starndpromenaden ist sehr
ungeeignet, weil man als Rollstuhlfahrer durchgeschüttelt wird und das ist sehr
unangenehm, weil die Vibrationen in den Rücken und Kopf gehen und das ist sehr
schmerzhaft.
Viele Fußgängerwege sind sehr schmal und man kann dort nur sehr schwer fahren,
man muss sehr aufpassen, das man nicht runter kippt, viele Kantsteine sind auch nicht
richtig abgesetzt, so dass dann das Überqueren wieder erschwerend ist.
Viele Straßen in den Kurbädern sind ohne Bürgersteige und ohne
Mindestgeschwindigkeitsschildern, so dass ich als Rollstuhlfahrer oft Angst haben
muss, dass mich der Autofahrer nicht rechtzeitig erkennt, weil hier doch ziemlich
schnell gefahren wird, hier wäre es sinnvoll Schrittgeschwindigkeitsschilder
(Spielstraßenschilder) zu montieren. In diesen Straßen parken auch viele Autos am
Straßenrand, so ist es für mich hier gefährlicher, sicher an mein Ziel zukommen.
Auf den Strandpromenaden können die Rollstuhlfahrer im Sommer nicht richtig
fahren, weil die Touristen/ Mitmenschen keine Rücksicht auf einen Rollstuhlfahrer
nehmen. Promenaden werden so errichtet, dass Hindernisse für Rollstuhlfahrer
entstehen...mitten in der Promenade wird Kopfsteinpflaster gelegt...
Auch ist es sehr schwierig mit dem Rollstuhl weit genug ans Wasser zu kommen,
weil die Plattenwege, die dafür errichtet wurden, sehr verschoben und verkantet sind,
so kommt man nur schlecht voran.
Auch die Teilnahme am Sport für Rollstuhlfahrer wird von den Krankenkasse
zusätzlich erschwert, da diese es für nicht notwendig erachten, einen sportgerechten
Rollstuhl zu genehmigen, hier wird Prävention für Behinderte "klein" geschrieben.