Eine kleine Überraschung gab es doch

Zugg
Montag, 18. Januar 2016 / Nr. 13
Zentralschweiz
N E U E LUZ E R N E R Z E I T U NG
N E U E Z U G E R Z E I T U NG
N E U E N I DWAL D N E R Z E I T U N G
N E U E O B WA L D N E R Z E I T U N G
N E U E U R NE R Z E I T U NG
11
B OT E D E R U R S C H W EI Z
Eine kleine Überraschung gab es doch
REGIERUNGSRAT Die CVP
konnte in der Ersatzwahl ihren
Sitz problemlos verteidigen.
Und die SP freut sich über
den Wahlausgang.
HARRY ZIEGLER
[email protected]
Grosse Überraschungen waren für die
gestrige Ersatzwahl in den Regierungsrat
kaum zu erwarten. Der CVP gelang es,
mit Martin Pfister den Sitz von Peter
Hegglin zu halten. Und dies relativ eindrücklich. Bei einem absoluten Mehr
von 13 966 Stimmen wurde der CVPKandidat, Kantonsrat Martin Pfister,
Baar, mit 17 844 Stimmen deutlich gewählt. Ein überraschend gutes, wenn
auch erwartetes Resultat erzielte Kantonsrat Zari Dzaferi (SP, Baar) mit 8540
Stimmen. Mit 1547 Stimmen weit abgeschlagen war der Kandidat der Piraten, Stefan Thöni, Steinhausen. Nötig
wurde die Ersatzwahl, weil CVP-Finanzdirektor Peter Hegglin im letzten Herbst
in den Ständerat gewählt worden war.
Mit der Wahl Martin Pfisters bleibt der
Zuger Regierungsrat zusammengesetzt
wie bisher, nämlich aus je zwei Vertretern der CVP, FDP und SVP sowie
einer Vertreterin der Alternative-die
Grünen (ALG).
Der neu gewählte Zuger Regierungsrat Martin Pfister (CVP, Baar, Mitte)
gestern im Gespräch mit Parteifreunden.
Verkündigung verpasst
Bereits kurz nach Öffnung des Informationszentrums im Zuger Kantonsratssaal um 12.30 Uhr verkündete Landschreiber Tobias Moser die Wahlergebnisse. Abwesender war dabei Martin
Pfister, der neu gewählte Regierungsrat.
Das habe nicht am Wetter gelegen,
«Nach dem Resultat
der achten Gemeinde
habe ich die Schuhe
angezogen.»
M A RT I N P F I ST E R
sagte er nach seinem Eintreffen. Er habe
die Resultate aus den Gemeinden zu
Hause in Allenwinden abgewartet.
«Nach dem Resultat der achten Gemeinde habe ich dann die Schuhe angezogen», schmunzelte er. Das war offenbar zu spät. «Ich bin sehr zufrieden
mit dem Resultat», sagte der Kantonsrat
und CVP-Parteipräsident. Denn diese
Wahl sei mit gewissen Unwägbarkeiten
verbunden gewesen. «Wir hatten bisher
keine Erfahrungen mit Ersatzwahlen im
neuen Majorzsystem», so Pfister. «Zudem hat Zari Dzaferi überrascht, einen
sehr starken Wahlkampf geführt und
uns recht herausgefordert.» Man habe
bis zum Schluss nicht recht gewusst,
wie die Wahl laufen werde. «Natürlich
habe ich gehofft – und es hat geklappt»,
sagte der 52-Jährige. Es wäre nicht nur
Bild Stefan Kaiser
für ihn, sondern auch für seine Partei
ein extrem schlechtes Zeichen gewesen,
wenn dieser Wahlgang verloren gegangen wäre. Pfister hat bereits 2014 an den
Regierungsratswahlen teilgenommen
und das absolute Mehr erreicht, schied
aber als überzählig damals aus.
Für ihn bedeute die Wahl beruflich
eine grosse Umstellung. Der selbstständig im Verbandsmanagement tätige
Martin Pfister wird nun seine Mandate
niederlegen müssen. «Mein Partner wird
die Firma führen.» Zudem dürfte sich
die kantonale CVP in absehbarer Zeit
nach einem neuen Präsidenten oder
einer neuen Präsidentin umsehen müssen. Eine Favoritin auf den Posten dürfte die aktuelle Vizepräsidentin, Kantonsrätin Monika Barmet, Menzingen, sein.
«Lohn für die letzten Wochen»
«Ich bin mit meinem Resultat hochzufrieden», sagte SP-Kandidat Zari Dzaferi (30), Baar gestern. «Das ist der Lohn
für die letzten, intensiven Wochen.» Es
sei ihm mit seiner Kandidatur gelungen,
Stimmen weit über das eigentliche SPStimmenpotenzial hinaus zu gewinnen.
«Das stimmt zuversichtlich für die Zukunft», so Dzaferi. Er habe immer gesagt,
er mache keine halben Sachen, deshalb
habe er sich auch in diesem Wahlkampf
stark engagiert. «Offenbar mit Erfolg»,
sagt er. Er könne sich durchaus vorstellen, dass sein Porträt bei weiteren
Gelegenheiten im Kanton Zug von den
So wählten die Zuger Gemeinden
Martin Pfister,
CVP
Zari Dzaferi,
SP
Stefan Thöni,
Piraten
Zug
4216
2470
385
Oberägeri
1001
216
61
Unterägeri
1297
427
81
Menzingen
833
342
50
Baar
3293
1901
254
Cham
2126
1077
213
Hünenberg
1560
625
127
Steinhausen
1256
737
175
Risch
1253
483
124
Walchwil
646
140
47
Neuheim
363
122
30
17 844
8540
1547
Total
Quelle: Staatskanzlei Zug
Stimmbeteiligung: 38,5%
Regierungsratswahlen
KOMMENTAR
Ersatzwahl (absolutes Mehr: 13 966 Stimmen)
Martin Pfister, Baar (neu)
CVP
17 844
hlt
gewä
Zari Dzaferi, Baar (neu)
SP
ewählt
nicht g
8540
Stefan Thöni, Steinhausen (neu)
Piraten
1547
ewählt
nicht g
Quelle: Staatskanzlei Zug / Grafik: Janina Noser
Plakatwänden lächle. Etwas verhaltener
zeigte sich Stefan Thöni (30) von der
Piratenpartei. «Mein Resultat liegt im
erwarteten Bereich.» Erstaunt habe ihn
das ausgezeichnete Resultat von Zari
Dzaferi. Er habe damit gerechnet, dass
die CVP den Sitz werde halten können.
Überhaupt werde die Piratenpartei versuchen, nachdem sie seit kurzem einen
Sitz im Kantonsrat hat, sich vermehrt
in die kantonale Politik einzubringen.
«Unser Ziel für die nächsten Jahre ist
klar: Wir wollen an den nächsten Kantonsratswahlen zwei bis drei Sitze gewinnen», erklärte Thöni.
Der nächste linke Regierungsrat?
«Was Zari Dzaferi hier geleistet hat,
ist hervorragend», freute sich SP-Parteipräsidentin Barbara Gysel. Das zeige
auch das Resultat. «Ich wage zu behaupten, mit diesem Resultat wird Dzaferi irgendwann Regierungsrat», sagt
Gysel lachend.
Tatsächlich hat die Linke es nicht nur
im Kanton Zug schwer, sich in Exekutivwahlen durchzusetzen. Im Kanton Uri
wird die SP alles daran setzen müssen,
den Sitz des scheidenden Regierungsrates Markus Züst zu halten. Und hier
in Zug hält momentan Manuela Weichelt
(Alternative-die Grünen) den einzigen
linken Sitz in der kantonalen Exekutive.
«Vom Wählerpotenzial her sollte die
Linke im Kanton Zug schon mit zwei
Sitzen in der Regierung vertreten sein»,
führte Barbara Gysel aus. Das war nach
den Wahlen von 2006 letztmals der Fall.
Damals wurden mit Patrick Cotti und
Manuela Weichelt zwei ALG-Kandidaten
gewählt. Das Nachsehen hatten die
Sozialdemokraten Markus Jans und Hubert Schuler. Vier Jahre später, 2010,
wurde Cotti abgewählt. Seit damals
versucht die Linke im Kanton vergeblich,
einen zweiten Sitz in der Exekutive zu
holen. Das dürfte allenfalls noch schwieriger werden, sollte der Regierungsrat
tatsächlich von heute sieben auf fünf
Mitglieder verkleinert werden. «Das ist
eine Schnapsidee», sagt Barbara Gysel
dazu. Momentan wird dieses Szenario
im Kanton geprüft.
Gegen die Wahl kann noch Einsprache
erhoben werden. Ab der Publikation im
«Zuger Amtsblatt», die gemäss Landschreiber Tobias Moser am Freitag erfolgt, ist eine Einsprache während 20
Tagen möglich. Danach muss das Wahlresultat durch den Kantonsrat erwahrt
werden. Dies dürfte – sofern keine verzögernden Einsprachen eingehen – in
der Sitzung vom 25. Februar geschehen.
Danach wird der neue Regierungsrat
vereidigt. Bis dahin dürfte auch bekannt
sein, wie die Direktionen verteilt sind.
Martin Pfister bestätigt, dass er auf den
Dienstag, 19. Januar, bereits zur Regierungsratssitzung eingeladen worden ist.
Dass dann die definitive Verteilung
vorgenommen wird, scheint wahrscheinlich.
Harry Ziegler
zur Ersatzwahl
in den Zuger
Regierungsrat
Noch wählt
Zug Kontinuität
P
olitische Experimente
wagen die Zuger
Stimmbürger selten.
So verteidigte die CVP
mit Martin Pfister aus Baar
erwartungsgemäss den Regierungsratssitz von Peter Hegglin, der in den Ständerat gewählt wurde.
Allerdings hat nicht einfach
nur die stärkste Partei im
Kantonsrat gewonnen – die
Zugerinnen und Zuger zeigen
mit diesem Wahlausgang,
dass ihnen die Kontinuität in
ihrer Regierung wichtig ist.
Zu gross sind die aktuellen
Herausforderungen für den
Kanton. Zu gross jedenfalls,
um jetzt parteipolitische
Experimente zu wagen. Zu
denken ist an die NFA-Frage,
die Probleme im Asylwesen,
aber auch an die Kantonsfinanzen, die aus dem Lot
geraten.
Die Erwartung an die
Regierung ist klar: In dieser
Zusammensetzung müssen
Lösungen her. Gelingt dies
nicht oder nur ungenügend,
könnten die Zugerinnen und
Zuger sich bei den nächsten
Wahlen experimentierfreudig
zeigen. Die Linke wäre ziemlich sicher dafür zu haben.
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