Consumer Panels WEIHNACHTSGABEN 2015: SCHENKEN & TEILEN Consumer Index Total Grocery 10 | 2015 Geschenkeausgaben bleiben hoch, aber 2015 wird mehr für Spenden abgezweigt – Potenzial für FMCG: 1,5 Mrd. € Die Sorgen wachsen Risiko Arbeitsmarkt „Arbeitslosigkeit wird in den nächsten Monaten (stark) steigen” sagen 39% Auf Geheiß des römischen Kaisers Augustus machten sich Joseph und Maria vor nunmehr 2015 Jahren nach Bethlehem auf, um sich an ihrem Heimatort ‚schätzen‘ zu lassen - es war die erste ‚Volkszählung‘ der (biblischen) Neuzeit. Bei Fragen zu ihrer Behausung hätten sie wohl ‚obdachlos‘ angegeben. So kam das Christkind in einem Stall zur Welt. Die Weihnachtsgeschichte ist für die Christen in Deutschland – und nicht nur für sie – in diesem Jahr keine Erzählung aus ferner Zeit, sondern von großer Aktualität. Fast eine Million Flüchtlinge aus Syrien und anderen nahöstlichen Krisengebieten sind in den letzten Wochen nach Deutschland gekommen. Viele von ihnen haben zu Beginn der kalten Jahreszeit kein festes Dach über dem Kopf und müssen wohl auch den Winter in Zelten und Behelfsunterkünften verbringen. Um die Not dieser Menschen zu lindern, spenden die Deutschen nicht nur Schuhe und Kleidung, sondern auch deutlich mehr Geld als in anderen Jahren. Dabei kommt ihnen ihre Schenkfreude nicht abhanden; allerdings fallen die Weihnachtsgeschenke diesmal ein bisschen kleiner aus, wie die GfK bei der jährlich wiederkehrenden Umfrage unter ihren Panelteilnehmern ermittelt hat. Neun von zehn Verbrauchern in Deutschland wollen auch in diesem Jahr wieder Weihnachtsgeschenke kaufen und dafür durchschnittlich 274 Euro ausgeben. Das sind elf Euro bzw. rund vier Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Zusammen ergibt das aber immer noch die stattliche Summe von 14,3 Mrd. Euro, die zusätzlich zum ‚normalen‘ Weihnachten 2015: Geschenke für die Lieben – und für den Handel Die Freude am Schenken und die Geschenkeausgaben bleiben auf hohem Niveau 91% 274 € 14,3 Mrd. € der Deutschen wollen in diesem Jahr Weihnachtsgeschenke kaufen wollen sie dafür im Durchschnitt ausgeben werden diese Einkäufe dem Einzelhandel einbringen * Hochrechnung auf die Gesamtbevölkerung ab 14 Jahren © GfK | Quelle: GfK Individualpanel; Umfrage unter 4.241 Personen zwischen 14 und 75 Jahren im Zeitraum 23.10. – 03.11.2015 – Päckchenfoto: S. Hofschlaeger/Pixelio.de der Befragten. Als Gründe nennen sie: Flüchtlingssituation 69% Wirtschaftslage 16% Saisoneffekte / Witterung 13% Beschäftigungssituation 13% VW-Skandal 3% © GfK | Konsumklimaindex Den Deutschen schwindet ein bisschen der lange Zeit gepflegte Optimismus. Knapp 40 Prozent der im Rahmen der aktuellen Konsumklimastudie befragten Verbraucher befürchten, dass die Arbeitslosigkeit in Deutschland in den nächsten Monaten steigen könnte. Und die Mehrheit dieser skeptischen Verbraucher glaubt, dass dafür vor allem die aktuelle Flüchtlingssituation verantwortlich ist. Andererseits erwartet aber auch die Mehrheit der Verbraucher, die keine Beschäftigungsrisiken kommen sehen, dass die Flüchtlinge dem Arbeitsmarkt in Deutschland sogar guttun. Weitere Informationen erhalten Sie bei: Dr. Wolfgang Adlwarth +49 (0) 911 395 3664 [email protected] Dr. Robert Kecskes +49 (0) 211 93 65 32 10 [email protected] 1 – Consumer Index 10|2015 Umsatz in die Kassen des Handels fließen. Die Mindereinnahmen von rund 700 Mio. Euro gegenüber 2014 werden zudem durch steigende BargeldGeschenke (plus 3%) teilweise kompensiert. Der überwiegende Teil dieser rund 3,5 Mrd. Euro wird irgendwann in den nächsten Monaten ebenfalls im Einzelhandel ausgegeben. Ein verspätetes Weihnachtgeschenk für den Handel, das ihm den Start ins neue Jahr erleichtert. Weihnachten 2015: Leichter Ausgabenrückgang – mehr Geldgeschenke Die Budgets werden ein wenig umgeschichtet – weniger schenken, mehr spenden Durchschnittsbetrag für Geschenkekäufe in € Geschenkevolumen für den Handel in Mrd. € Geldgeschenke in Mrd. € -4% 285 288 285 -5% 274 14,9 15,2 15,0 14,3 +3% 2012 2013 2014 2015 2012 2013 2014 2015 3,4 3,3 3,4 3,5 2012 2013 2014 2015 * Hochrechnung auf die Gesamtbevölkerung ab 14 Jahren © GfK | Quelle: GfK Individualpanel; Umfrage unter 4.241 Personen zwischen 14 und 75 Jahren im Zeitraum 23.10. – 03.11.2015 Wieviel der Einzelne für Weihnachtsgeschenke ausgibt, liegt neben der generellen Bereitschaft vor allem am Einkommen, wobei in diesem Jahr in allen Einkommensklassen ein wenig gespart wird. Daneben spielt auch das Alter eine Rolle. Ältere geben zwei- bis dreimal mehr für Weihnachtsgeschenke aus als Jüngere, was wohl auch an der Vielzahl der zu beschenkenden Enkel liegt. Auch hier gilt aber, dass die Ausgaben diesmal in allen Altersgruppen leicht geringer ausfallen. Hauptgrund für den Rückgang der Geschenkeausgaben ist, dass die Menschen das ‚Fest der Nächstenliebe‘ diesmal noch wörtlicher nehmen als sonst. Die Spendenausgaben der Deutschen stiegen laut GfK Spendenmonitor im Jahr 2015 (Januar bis September) um 409 Mio. auf 3,4 Mrd. €; das ist ein Plus von rund 14 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Vor allem die Zahl der Spender ist gestiegen (+27%), aber auch die Häufigkeit der Spenden. Mit einem Plus von rund 40 Prozent war der Spendenzuwachs im September besonders stark, und der größte Teil davon entfiel auf die Flüchtlingshilfe. Diese Spenden dürften bis Ende des Jahres noch deutlich steigen. Besonders Ältere (+37 €) und Menschen um die dreißig (+63 €) bringen in diesem Jahr deutlich mehr Geld für Spenden auf als 2014. Entsprechend geringer sind vor allem bei ihnen diesmal die geplanten Ausgaben für Weihnachtsgeschenke (-32 € bzw. -24 €). Ein anderer Grund für Zurückhaltung bei den Geschenkekäufen ist bei gut einem Drittel der Haushalte aber auch die Sorge, dass sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt verschlechtern könnte. Dazu passt die wieder steigende Sparneigung: Vorsorge war den Deutschen schon immer sehr wichtig. Weihnachten 2015: Jüngere verschenken gerne Lebensmittel, Getränke und Kosmetik Geplante Ausgaben für ausgewählte Kategorien in % Alter in Jahren Region ø 14-24 25-34 35-44 45-54 55-64 65-74 West Ost Lebensmittel / Getränke 34,9 32,9 23,6 16,6 15,0 14,1 21,2 26,0 22,2 Kosmetikartikel / Parfüm 34,4 27,8 23,6 22,7 21,4 18,6 24,2 25,6 24,5 Gutscheine 28,2 32,5 25,6 25,9 24,1 22,2 26,2 26,6 26,3 7,7 7,5 11,9 27,1 33,5 44,6 22,4 23,9 22,7 CD / DVD 19,0 18,7 19,8 17,2 11,7 8,3 16,0 15,0 15,8 Bücher 33,8 42,2 41,8 32,9 33,6 38,7 37,2 35,2 36,8 Bargeld © GfK | Quelle: GfK Individualpanel, Umfrage unter 4.241 Personen zwischen 14 und 75 Jahren im Zeitraum 23.10. – 03.11.2015 2 – Consumer Index 10|2015 Weihnachten 2015: Adventsbräuche werden nach wie vor sorgsam gepflegt Angaben in % Adventskranz aufhängen 71 Weihnachtsdeko basteln 70 Plätzchen backen 69 Gekaufter Adventskalender mit Schokolade / Süßigkeiten Gekaufter Adventskalender mit Bildern 31 46 65 Adventskalender Stollen backen 10 Keine Weihnachtsbräüche 9 18 5 Anderer gekaufter Adventskalender Selbstgebastelter Adventskalender © GfK | Quelle: GfK Individualpanel; Umfrage unter 4.241 Personen zwischen 14 und 75 Jahren im Zeitraum 23.10. – 03.11.2015 Auch in diesem Jahr stehen Bücher wieder ganz oben auf den Wunschzetteln und den Einkaufslisten der Verbraucher, allerdings mit einen deutlichen Rückgang gegenüber 2014. Auch Bekleidung, Schmuck und Accessoires, Abos und Eintrittskarten sowie CDs und DVDs werden deutlich seltener auf dem Gabentisch liegen. Häufiger leisten sich die Haushalte eine neue Einrichtung oder einen neuen Computer. Fast Moving Consumer Goods bleiben vom Rückgang der Geschenkekäufe ebenfalls nicht verschont, die Einbußen sind aber deutlich geringer als beispielsweise bei Büchern. Ein gutes Fünftel aller Konsumenten will in diesem Jahr Lebensmittel und Getränke als Geschenk einkaufen, ein knappes Viertel Kosmetikartikel und Parfum. Beide haben ihren deutlichen Schwerpunkt bei den Jüngeren. Bei geplanten Ausgaben von durchschnittlich 44 bzw. 52 Euro summiert sich die Geschenkenachfrage bei Lebensmitteln und Getränken auf rund 650, bei Kosmetik und Parfüm auf rund 840 Millionen Euro. Das sind zusammen gut zehn Prozent der gesamten Ausgaben für Weihnachtsgeschenke. Parfümerien und Drogeriemärkte dürfen sich zudem noch auf ein üppiges ‚Gutschein-Geschäft‘ von mehr als 100 Mio. Euro freuen. Wie die Verbraucher, so kauft auch der Weihnachtsmann seine Geschenke häufig im Internet ein. Das gilt vor allem für Abos/Tickets und digitale Produkte. Wie die stationären Geschäfte, so müssen sich aber auch die Online-Händler in diesem Jahr auf eine eher stagnierende Geschenkenachfrage einstellen. Für die Meisten geht Weihnachten viel zu schnell vorbei. Sie beginnen deshalb schon Wochen vorher, sich mit Adventsbräuchen darauf einzustimmen. In sieben von zehn Haushalten werden Adventskränze aufgehängt, werden Weihnachtsdekorationen gebastelt und Plätzchen gebacken. Ein Adventskalender hilft vor allem den Jüngsten, die Wartezeit aufs Christkind zu verkürzen. Ein Adventskalender hängt in zwei von drei Haushalten. Zwei Drittel davon werden im Handel erworben, ein Drittel ist selbstgebastelt. Auch mit dem Aufstellen und dem Schmücken des Weihnachtsbaums warten viele nicht bis Heiligabend. Rund die Hälfte der Haushalte beginnt schon Tage, oder gar Wochen vorher damit, die Wohnung weihnachtlich herzurichten. In 22,5 Mio. Haushalten wird 2015 ein Weihnachtsbaum aufgestellt. Im Durchschnitt kostet der ‚Tannenbaum‘ 36 Euro, was sich auf mehr als 800 Mio. Euro summiert. In den allermeisten Fällen handelt es sich dabei tatsächlich um einen ‚Tannenbaum‘, nämlich um eine Nordmanntanne; nur ein knappes Zehntel der Haushalte bevorzugt ‚rieselfreie‘ Plastikbäumchen. Während wir hier auf Weihnachtsbräuche und Geschenkabsichten schauen, ist im Berichtsmonat dieses Consumer Index vom Weihnachtsgeschäft im Handel noch nicht viel zu sehen. Es sei denn, man betrachtet es als ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk, dass die FMCG-Sortimente wertmäßig mit 1,3 Prozent im Plus sind, obwohl kein positiver Kalendereffekt (Oktober: ± 0) daran mitgewirkt hat. 3 – Consumer Index 10|2015 Das gilt freilich nicht für jede einzelne Kategorie. Die Süßwaren beispielsweise profitierten im Oktober 2015 durchaus von höheren Preisen im Vergleich zum Vorjahresmonat; sie lagen um drei Prozent über Vorjahr. Trotzdem schafften die Süßwaren auch noch ein Absatzplus von drei Prozent, was unter anderem an der im Vergleich zum letztjährigen Oktober deutlich kühleren Witterung lag. Zusammen ergibt das einen Umsatzzuwachs von sechs Prozent im Oktober 2015 – wenn das mal keine gute Einstimmung auf das kommende Weihnachtsgeschäft ist. Bleiben wir fürs Erste bei den Wachstumssortimenten. Dazu gehörten im Oktober 2015 ausschließlich Foodund Getränkesegmente. Am stärksten legte das Frischesortiment zu, allerdings einzig aufgrund des kräftigen Wachstums von Obst und Gemüse. Im Grunde setzt sich hier der Trend fort, der schon zuletzt das Geschehen bei Obst und Gemüse bestimmt hat: der Preistrend. Eine gewisse Ausnahme bildeten im Oktober 2015 die Kartoffeln. Hier hatten sich die Verbraucher in den vorangehenden Monaten wegen der zum Teil bis zu 50 Prozent höheren Preise in Kaufzurückhaltung geübt. Im Oktober stiegen die Preise dagegen ‚nur‘ noch um rund 30 Prozent, und die Haushalte wollten angesichts dieser ‚günstigen‘ Entwicklung wohl nicht mehr auf ihre geliebte Kartoffel verzichten. Deshalb haben wir hier im Oktober erstmals seit Monaten wieder ein Mengenplus (+4,7%). Die ‚süßen‘ Herstellermarken müssen sich aber noch ein bisschen ins Zeug legen, damit Weihnachten zu einem ‚Fest‘ für sie wird. Während nämlich die Marken zum Sonderpreis und die Handelsmarken im Oktober gewachsen sind, haben die Herstellermarken im Regal im Oktober Umsätze und Marktanteile eingebüßt. Edeka, Rewe, Lidl und Kaufland konnten mit ihren ‚süßen‘ Eigenmarken im Oktober zweistellig zulegen. Auch Promotionware wurde von den Konsumenten deutlich stärker gekauft. Diese Promotionentwicklung zieht sich durch fast alle Süßwarenkategorien, während die Handelsmarken vor allem innerhalb der Schokowaren (Tafelschokolade, Pralinen, Riegel) deutlich zulegten. Die Märkte für Fleisch und Wurst sind nicht wirklich eingebrochen durch die Meldung der WHO, dass diese Produkte krebserregend sein können. Die Mengen sind zwar leicht rückläufig, aber das waren sie zum Teil in den Vormonaten auch schon. Während der Oktober 2014 ein besonders schöner war, kann man das vom Oktober 2015 gar nicht behaupten. Der war nämlich nass und kalt. Dem Grillmarkt tut das überhaupt nicht gut. Sortimentsentwicklung bei Fast Moving Consumer Goods Veränderungsraten (Wert) für FMCG zum Vorjahreszeitraum in % VÄ 2015 : 2014 OKTOBER FMCG Total (inkl. Fachhandel) VÄ 2015 : 2014 01 - 10 0,7 1,3 Food & Getränke 1,0 1,8 Food 0,9 2,5 Frischeprodukte 1,8 3,3 Fleisch / Wurstwaren - 0,7 -1,0 Obst / Gemüse 14,2 Brot / Backwaren Molkereiprodukte, weiße Linie 0,1 -0,3 Molkereiprodukte, gelbe Linie - 1,0 -1,0 - 4,9 -4,4 Süßwaren * 6,1 Tiefkühlkost / Eis 1,1 -0,7 Heißgetränke (inkl. Milchkonzentrate) 3,7 -1,3 Home- / Bodycare 7,3 0,2 -2,5 Alkoholhaltige Getränke Wasch- / Putz- / Reinigungsmittel 0,4 1,9 Getränke 3,2 - 0,6 0,6 Sonstige Nahrungsmittel Alkoholfreie Getränke 6,6 -1,0 - 0,4 0,8 0,2 -2,9 Kosmetik / Körperpflege * -0,5 1,1 Papierwaren -0,3 0,1 © GfK | Quelle: GfK ConsumerScan (rp), *GfK ConsumerScan Individual (rp) 4 – Consumer Index 10|2015 So wurden im Oktober 2015 fast zehn Prozent weniger Grillfleisch eingekauft als im Oktober 2014. Auch bei der Bratwurst verzeichnen wir ein Mengenminus von fünf Prozent. Bei gleichzeitig moderaten Preissteigerungen ist das sicherlich auch ein Grund für das leichte Minus im Gesamtmarkt. Bei Brot und Backwaren helfen die leicht gestiegenen Preise, den schon längerfristigen Trend rückläufiger Einkaufsmengen etwas zu kompensieren. Der im Vergleich zum Vorjahr deutlich kühlere Oktober (im Durchschnitt um knapp 3,5 Grad weniger als 2014) und insbesondere der kurze Wintereinbruch in der Monatsmitte haben die Nachfrage nach alkoholfreien Getränken quasi ‚eingefroren‘. Klassische Erfrischungskategorien wie Süßgetränke (v.a. Limonaden), Wasser und Wasser mit Zusatz gaben teils deutlich nach, während die fruchthaltigen Getränke - auch aufgrund des im Vergleich zum Vorjahr niedrigeren Preisniveaus – mengenmäßig mit einem einprozentigen Minus davonkamen. Treiber in dieser Kategorie sind weiterhin die 100%-Fruchtsäfte, bei denen insbesondere das kleine Premiumsegment der gekühlten Säfte immer beliebter wird. Des einen Leid, des anderen Freud‘ – der Oktober war ein guter Monat für Heißgetränke. Sie erzielten auf breiter Basis mengenmäßige Zugewinne. Beim Röstkaffee stammt das Wachstum weiterhin aus den Mehrwertsegmenten, insbesondere Espresso/Caffe Crema und Kapseln. Auch Tee ist im Oktober 2015 – unterstützt durch die kühle Witterung – im Vergleich zum Vorjahresmonat vorangekommen. Bei den meisten alkoholischen Getränken haben sich die Verbraucher im Oktober eher zurückgehalten. Positive Ausnahmen sind nach wie vor die leicht-alkoholischen Mixgetränke auf Weinbasis. Besonders hoch in der Verbrauchergunst steht das Trendsegment Rum. Die Rum-Nachfrage legte schon weit vor den eigentlichen Wintermonaten deutlich zu. Die Entwicklung im Biermarkt war im Oktober mit jeweils rund drei Prozent Minus bei Menge und Umsatz insgesamt recht frostig. Man darf sicher nicht alles aufs Wetter schieben, aber mit einiger Sicherheit hatte auch der im Vorjahr sehr schöne und in diesem Jahr zu kalte und zu nasse Oktober seinen Anteil daran, dass es diesmal mit dem Bier nicht so gut gelaufen ist. Besser erging es den Kategorien, die mit Absicht in Schockstarre versetzt werden. Für die Tiefkühlkost war der Oktober 2014 ein Monat mit positivem Vorzeichen, was im laufenden Jahr ja nicht immer so war. Die bisherige Wachstumskategorie Speiseeis trug im Oktober nicht mehr zum Wachstum bei – der Sommer ist nun spürbar vorbei. Dafür steht aktuell bei Kategorien wie TK-Gemüse, TK-Komplettfertiggerichte und TK-Fisch & Meeresfrüchte ein Plus. Das gilt auch für TK-Pizza & Snacks, wobei hier die Snackprodukte für einen insgesamt positiven Umsatzverlauf sorgen. Bei den TK-Kartoffelprodukten setzt sich indes der negative Trend der Vormonate fort. Bei den Molkereiprodukten hat auch im Oktober wieder der Basiseffekt für rückläufige Umsätze gesorgt. Im vergangenen Jahr waren beide Linien noch um gut drei bzw. fünf Prozent gewachsen. Seither haben die im Oktober 2014 einsetzenden Preissteigerungen für Nachfrage- und Umsatzrückgänge gesorgt. In den kommenden Monaten dürften sich die negativen Veränderungsraten folglich abschwächen, jedenfalls sofern es keine größeren Veränderungen im Markt gibt. Nach einem sehr positiven September ist der Oktober für Körperpflege/Kosmetik wieder deutlich verhaltener verlaufen. Trotz des leichten Umsatzrückgangs von einem halben Prozent im Oktober bleibt die Gesamtjahresentwicklung aber nach wie vor positiv. Das Minus im Oktober rührt nicht etwa von geringeren Ausgaben der Konsumenten her, sondern liegt vor allem an einer leicht rückläufigen Einkaufsfrequenz. Diese ist insbesondere in den Bereichen Rasieren, Duft und Zahnbürsten zu spüren. Auch die Sonnenpflege hat im Vergleich zum Oktober 2014 mit Umsatzeinbußen zu kämpfen, was hier aber sichtlich mit der trüberen Witterung zu tun hat. Andere Bereiche wie Gesichtspflege/-reinigung, Hand&Body und die dekorative Kosmetik konnten dagegen im Oktober teilweise deutlich aufholen. Das reichte jedoch nicht aus, um das Gesamtergebnis der Körperpflege/Kosmetik ins Plus zu drehen. Überhaupt scheinen die eher pflegenden Warengruppen (Gesichtspflege, Hand&Body) nach dem sehr heißen Sommer jetzt deutlich aufzuholen. Die Wasch-/Putz- und Reinigungsmittel büßten im Oktober 2015 im Vergleich zum Vorjahrfast drei Prozent Umsatz ein. Dadurch wird auch das bisherige Jahresergebnis nahe an den ‚Nullpunkt‘ gedrückt. Ursächlich für die Verluste im Oktober ist – ungeachtet von speziellen Entwicklungen in einzelnen Warengruppen – auch der Basiseffekt zum Vorjahresmonat, in dem der Sortimentsbereich mit gut vier Prozent im Plus war. Beide Bereiche, die Waschmittel wie auch die Putz-/ Reinigungsmittel, haben ihren Anteil an den Umsatzrückgängen im Oktober 2015. Innerhalb der Waschmittel waren insbesondere die Vollwaschmittel rückläufig, und hier sind es wiederum vor allem die SB-Warenhäuser, die für Verluste sorgen. Feinwaschmittel entwickelten sich indes leicht positiv, können die Verluste der Vollwaschmittel aber nicht kompensieren. Auch die Weichspüler büßten im Oktober Umsätze ein. Im Bereich der Putz-/Reinigungsmittel resultiert das leichte Minus aus der rückläufigen Entwicklung einer 5 – Consumer Index 10|2015 Vertriebsschienenanteile im Lebensmitteleinzelhandel Nach Handelspanelsystematik – ohne Fachhandel, Basis: Wert in % VÄ 2015 : 2014* OKTOBER Umsatzanteile in % 2012 2013 2014 7,4 7,9 8,4 23,0 22,3 22,1 Drogeriemärkte 26,1 26,7 43,7 43,7 42,8 159,8 165,1 167,9 + 3,3 + 3,4 0,1 SB-Warenhäuser 25,9 VÄ 2015 : 2014* 01 - 10 – 0,8 -1,7 LEH-Food-Vollsortimenter 3,6 Discounter + 3,5 – 0,3 1,8 Mrd. Euro + 0,9 1,5 VÄ zum Vorjahr in % +1,7 * eigene Berechnungen auf Basis GfK ConsumerScan (rp), Bonsumme FMCG (inkl. Frische) © GfK | Quelle: GfK ConsumerScan; IRI Grundgesamtheiten, Stand jeweils zum Jahresende Vielzahl von Warengruppen wie Geschirrspülmittel (Hand und Maschine), Spezialreiniger (Fenster-/Glas-, Küchenreiniger) und WC-Reiniger. Auffallend positiv entwickeln sich dagegen nach wie vor die WC Steine. Die negative Entwicklung in den Drogeriewarengruppen spiegelt sich im Ergebnis der Drogeriemärkte wider. Sie gewinnen im Oktober nur minimal hinzu, stabilisieren aber ihr bisheriges gutes Jahresergebnis. Die Papierwaren haben im Oktober 2015 nur geringfügig Umsätze eingebüßt. Zurückzuführen ist dies vor allem auf einen stabilen Trend der größten PapierwarenKategorie trockenes Toilettenpapier. Zudem konnte das deutliche Wachstum der Papiertaschentücher die Verluste bei den Baby-Windeln kompensieren. Die Discounter entwickelten sich zur Abwechslung mal besser als der Markt. Das Plus von knapp zwei Prozent – ohne Unterstützung von Kalender und Preisen – ist einer der höchsten Zuwächse seit längerem. Trotzdem bleibt ihre Jahresperformance im roten Bereich. Preise für Packaged Goods im LEH (Vollsortimenter, Discounter, Drogeriemärkte) Preisveränderungsraten* FMCG (ohne Frische) gegenüber dem Vorjahresmonat in % 2013 06 07 08 09 2014 10 11 12 01 02 + 2,0 03 04 05 06 07 08 09 10 + 1,4 2015 11 12 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 + 0,4 2,4 2,0 2,8 2,3 2,9 2,7 2,0 2,5 1,9 0,3 4,6 1,0 1,4 1,1 1,3 1,3 1,0 0,5 0,3 0,0 0,8 2,3 0,2 0,8 0,2 0,6 -0,3 -0,3 -0,2 Jahresmittelwerte** * basierend auf dem Haushaltsindex Bezahlte Preise mit Wert-Gewichtung des jeweiligen Monats; FMCG ohne Frische, 316 Warengruppen ** Durchschnitt der monatlichen Preisveränderung, gewichtet mit dem Umsatz des jeweiligen Monats © GfK | Quelle: GfK ConsumerScan (rp) 6 – Consumer Index 10|2015 Für die SB-Warenhäuser war der Oktober ein eher schwacher Monat. Das Minus aus dem diesjährigen entspricht exakt dem Plus aus dem letztjährigen Oktober. Aufs bisherige Jahr 2015 gesehen sieht die Sache etwas besser aus; ein ausgeglichenes Jahresendergebnis ist aber mehr denn je in weiter Ferne. Die LEH-Food-Vollsortimenter zeigten indes auch im Oktober 2015 wieder, was schon seit langem ihre Attraktivität für die Verbraucher ausmacht: ein breites und zugleich fokussiertes Sortiment, große Auswahl in den einzelnen Kategorien, ein vielfältiges Frischeangebot und ein entsprechender Bedienservice an der Fleisch-, Wurst- und Käsetheke. Dazu eine große Variationsbreite bei den Preisen zwischen PreiseinstiegsEigenmarken und Premiumprodukten der Markenhersteller. Mit diesem Konzept haben sie gegenüber allen anderen Vertriebsschienen einen entscheidenden Vorsprung. Und der drückt sich seit vielen Monaten auch in Zahlen und Ergebnissen aus. Es ist noch gar nicht so lange her, da standen die Food-Vollsortimenter noch mit dem Rücken zur Wand, bedrängt von den Discountern und den Drogeriemärkten. Die Zeiten sind längst passé. Wenngleich man auch sehen muss, dass die ‚Zeiten‘, nämlich die hervorragenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland, die anhaltend gute Konjunktur und die Konsumlaune der Verbraucher, ihnen derzeit noch in die Karten spielen. Zumindest bei der Verbraucherstimmung gibt es in den letzten Wochen allerdings Veränderungen, die durchaus auf einen Dämpfer für den privaten Konsum hindeuten können. Können, aber nicht müssen. Denn solange die Preisinflation so gering ist wie in fast jedem Monat des laufenden Jahres, und solange Lohn- und Gehaltszuwächse echte Kaufkraftzuwächse bleiben, sind das eher hypothetische Gefahren. 7 – Consumer Index 10|2015
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