Materialsammlung für den Unterricht

Teilen verbindet – Material zum Martinsfest
Materialsammlung zum Martinsfest 2015
Martinszug am 10.November 2015
Teilen verbindet: Flüchtlinge willkommen! oder
„Martin und die neuen Nachbarn“
zusammengestellt von Gabriele Alten-Höhn
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Inhalt
1. Einführung „Teilen verbindet: Flüchtlinge willkommen!“ oder
„Martin und die neuen Nachbarn“ –
1.1.
Vorbemerkungen
1.2.
Warum immer mehr Menschen aus dem Nahen Osten und Afrika flüchten!
1.3.
Zum rechtlichen Status der Flüchtlinge
1.4.
Wie die meisten Flüchtlinge nach Europa kommen!
1.5.
Aus welchen Ländern die meisten Flüchtlinge nach Europa kommen.
1.5.1. Schüler-Aktion: Wandzeitung zu einem Heimatland der Neuen Nachbarn
gestalten! (Klassen 7-12)
1.6.
Was Menschen brauchen, die im fremden Land ankommen!
1.6.1. Schüler-Aktion: Eine eigene Hilfsaktion starten! (Klassen 7-12)
2. Materialien zur Unterrichtsgestaltung (Klassen 1-6)
2.1.
Die Martinslaterne 2015 „Martin und die neuen Nachbarn“ und das Preisausschreiben für alle Klassen und Kurse
2.2.
Das Symbol „Herz“
2.2.1. HAP Grieshaber, Herzauge
2.2.2. Schüler-Aktion: „Herz“-Bildworte darstellen
2.2.3. Zeichnung „Herzauge“
2.2.4. Zeichnung „Ein Herz mit offenen Türen“
2.3.
Was „Herz“ und „Tür“ miteinander verbindet.
2.4.
Das Symbol „Tür“
2.4.1. Hausspruch
2.4.2. Der Goldene Schlüssel
2.4.3. Die Türklinke
2.4.4. Zeichnung „Schlüssel“
2.4.5. Schüler-Aktion: „Tür“-Bildworte gestalten
2.5.
Biblische „Tür“-Bildworte
2.6.
Zur Auslegung der biblischen „Tür“-Bildworte
3. Wie es dazu kam: ein Weckmann zu Sankt Martin!
3.1.
Rezept für Weckmänner (Stutenkerle) mit Tonpfeife
4. Literatur
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1. Einführung
Nachbarschafts- und Straßenfeste sind in vielen Stadtteilen eine gute Gewohnheit geworden,
um wenigstens einmal jährlich gemeinsam zu essen, zu trinken, miteinander ins Gespräch zu
kommen und sich besser kennenzulernen. Für unsere Gesellschaft ist es ein Glücksfall, wenn
Menschen miteinander friedlich leben wollen, die man sich nicht aussucht; Nachbarn sind
nicht unbedingt Freunde. Manchmal ist die einzige Verbindung zwischen Nachbarn das
Haus, dieselbe Haustür, die man sich teilt. Dann trennen sich die Wege, man hat sich nichts
zu sagen und nichts miteinander zu tun.
Der Kölner Erzbischof Kardinal Woelki hat mit der Flüchtlingshilfe „Aktion Neue Nachbarn“ die Christen des ganzen Bistums aufgerufen, sich die Menschen, die in unserer Städten
Asyl beantragen, zu Nachbarn zu machen: Christen helfen Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten, alles zurückgelassen oder verloren haben und in einem fremden Land, in
unserer Nachbarschaft neu beginnen müssen.
Ziel der Aktion ist es, die Willkommenskultur für Flüchtlinge im Erzbistum Köln zu fördern,
stärker ins Bewusstsein zu rücken, was Flüchtlinge dringend brauchen und eine Vernetzung
aller kirchlichen und nicht-kirchlichen Akteure und Initiativen zu ermöglichen.
Im November 2014 sind zunächst in einem Soforthilfefonds 1 Million Euro zur Verfügung
gestellt worden, dann noch einmal 1 Million für Initiativen der Flüchtlingshilfe in den Gemeinden. Im Dezember 2014 wird die Hilfe für Flüchtlinge und Menschen in Not auf 12,5
Millionen Euro erhöht; 10 Millionen sollen in den Fonds für Not- und Katastrophenhilfe der
Diözesanstelle Weltkirche fließen. Mit dem Geld soll in den nächsten Jahren den von Katastrophen Betroffenen nachhaltiger geholfen werden; besonders in den Krisengebieten des
Nahen Ostens und in Afrika sollen die Fluchtgründe, Armut und Hunger, bekämpft werden.
Es liegt ganz in der Tradition des Sankt Martinsfestes, auf die Not von Menschen unserer
Zeit und in unserer Nachbarschaft aufmerksam zu machen und zu helfen.
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1.1.
Vorbemerkungen
In den folgenden Materialien zur Unterrichtsgestaltung finden Sie im 1. Kapitel Informationen zum Thema „Asyl und Flüchtlinge“, Hinweise zu einigen Herkunftsländern der Flüchtlinge und ein Überblick, was Menschen, die in einem fremden Land neu anfangen müssen,
dringend brauchen. Das 2. Kapitel führt ein in die Symbole „Herz“ und „Tür“, die Symbole,
die im Logo der „Aktion Neue Nachbarn“ zusammengeführt werden.
Das Material zur Unterrichtsgestaltung und die Vorlage für eine Martinslaterne 2015 soll es
Ihnen ermöglichen, schnell auf konkrete Ideen und Gestaltungsmöglichkeiten zugreifen zu
können.
Vielleicht interessieren Sie und Ihre Klassen sich dafür, selber eine Martinslaterne zum Thema „Martin und die neuen Nachbarn“ zu entwickeln. Die Klassen mit den schönsten Fackeln werden prämiert. Näheres dazu bei der Kick-off-Veranstaltung im September 2015.
Wenn Ihre Klasse gerne backt, dann können Sie ganz am Ende dieser Materialsammlung auf
den Geschmack kommen und eines der besten Rezepte für einen Martinswecken ausprobieren.
Die Schüleraktionen haben wir noch einmal in einem Word-Dokument zusammengefasst.
Sie können sie von dort kopieren und in eigene Arbeitsblätter übernehmen.
1.2.
Warum immer mehr Menschen aus dem Nahen Osten und Afrika flüchten!
Der Bürgerkrieg in Syrien hat seit den Demonstrationen im Frühjahr 2011 gegen die syrische
Regierung (Baath-Partei/Baschar al-Assad) mehr als 220.000 Syrern das Leben gekostet. 3
Millionen Syrer sind zur Flucht ins Ausland und 9 Millionen Syrer zur Flucht im eigenen
Land gezwungen. Seit 2014 besetzt die Terrormiliz Islamischer Staat ein Drittel des Landes,
die Hälfte ist unter Kontrolle der Syrischen Armee, der Rest wird von der „Freien Syrischen
Armee“ und kurdischen Milizen beherrscht. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon spricht von
dem Bürgerkrieg in Syrien als der "schlimmsten humanitären Katastrophe unserer Zeit", vier
von fünf Bürgern leben in Armut.
Was in Syrien geschieht, ist ein Beispiel für die Dramatik und Problematik der Flüchtlinge
aus dem Nahen Osten und Afrika. Beispiellos ist dort die Gewalt der Terrorgruppe Islamischer Staat, die in afrikanischen Ländern und im Nahen Osten unter verschiedenen Namen
einen islamistischen Gottesstaat errichten wollen. Mord und Gewalt, Versklavung und Vergewaltigung, Armut sind die traurigen Gründe, warum in den letzten drei Jahren die Zahl
der Flüchtlinge angestiegen ist, die in Europa Schutz und Hilfe suchen.1
1
Die Arbeitshilfe "Flucht, Migration und Asyl im Film" bietet didaktische Tipps, Infos, Lehrplanbezüge zu ausgewählten Filmen sowie theoretische Anregungen zum Thema. Die Arbeitshilfe ist online
als PDF-Datei und als Heft in der Medienzentrale erhältlich.
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1.3.
Zum rechtlichen Status der Flüchtlinge
Syrer, die in Deutschland ankommen, werden direkt als Flüchtlinge anerkannt und
müssen nicht erst Asyl beantragen, weil die Bundesregierung ein Kontingent für
Flüchtlinge aus Syrien festgelegt hat. Alle anderen Frauen und Männer, die in
Deutschland als Flüchtlinge anerkannt werden wollen, müssen Asyl beantragen. Arbeiten dürfen nur die Menschen, die als Flüchtlinge anerkannt sind. Die Genfer
Flüchtlingskonvention2 hat festgelegt: Kein Mensch, der Asyl beantragt, darf zurückgewiesen werden, bevor sein Flüchtlingsstatus geklärt ist. Außerdem darf ein Asylbewerber, der ohne erforderliches Visum eingereist ist, nicht bestraft werden, wenn
er sich sofort bei den Behörden gemeldet hat.3 Anerkannte Flüchtlinge sind Menschen, die wegen ihrer Zugehörigkeit zu einer „Rasse“ oder einer bestimmten sozialen Gruppe, einer Religion oder Nationalität verfolgt werden, Menschen, die wegen
ihrer politischen Überzeugung verfolgt werden.
1.4.
Wie die meisten Flüchtlinge nach Europa kommen!
Das Mittelmeer gilt als eines der meistbefahrenen Meere der Welt. Regelmäßig überqueren
Flugzeuge die Region, Schiffe, auch Kriegsschiffe patrouillieren vor den Küsten, Fracht- und
Passagierschiffe steuern die Mittelmeerküsten an. Trotzdem verschwinden Boote im Mittelmeer: Mehr als 3500 Menschen4 sind seit 2014 ertrunken, gestorben, mit seeuntüchtigen Booten ohne Steuermann im Mittelmeer untergegangen. 2014 sind 125.790 Männer über das Mittelmeer nach Italien gekommen, 18.200 Frauen und mehr als 26.000 Kinder. Die Hälfte der
Kinder ist ohne Familie nach Europa gekommen.
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge5 rechnet im Jahr 2015 mit 450.000 Flüchtlingen, die in Deutschland Asyl beantragen werden. Sie alle versuchen, Krieg, Vertreibung,
Armut und Unterdrückung zu entkommen. Fast die Hälfte der Asylanträge in der ersten
Hälfte des Jahres 2015 sind von Menschen aus dem Kosovo und Albanien (4.319 Erstanträge)
gestellt worden; aus Syrien sind mehr als 4.224 Flüchtlinge registriert worden.
Wer aus Afrika und der arabischen Halbinsel nach Europa kommt, muss sich Schlepperbanden anvertrauen, die die Flüchtlingsrouten beherrschen und vorgeben, die Flüchtlinge
auf sicheren Wegen nach Europa zu bringen. Die Familien bezahlen meist mehr als 1000€ für
Die Genfer Flüchtlingskonvention (Abkürzung GFK; eigentlich „Abkommen über die Rechtsstellung
der Flüchtlinge“) wurde am 28. Juli 1951 auf einer UN-Sonderkonferenz in Genf verabschiedet und
trat am 22. April 1954 in Kraft. Ergänzt wurde sie am 31. Januar 1967 durch das „Protokoll über die
Rechtsstellung der Flüchtlinge“, das am 4. Oktober 1967 in Kraft trat. Der Konvention sind 145 Staaten
beigetreten, dem Protokoll 146. 143 Staaten sind sowohl der Konvention, als auch dem Protokoll beigetreten.
3 Weitere Informationen finden Sie unter www.aktion-neue-nachbarn.de/wer-ist-fluechtling
4
Über die jeweils neuesten Entwicklungen können Sie sich informieren: www.bamf.de
5
Vgl. Anm. 2
2
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die Aufnahme auf den Flüchtlingsweg. Im folgenden Abschnitt werden wenigstens einige
Länder kurz skizziert, aus denen die Flüchtlinge kommen6.
1.5.
Aus welchen Ländern die meisten Flüchtlinge nach Europa kommen.
Die meisten afrikanischen Flüchtlinge kommen aus Eritrea (34.000 Flüchtlinge). Seit der Unabhängigkeit von Äthiopien herrscht Präsident Isaias Afwerki brutal über Eritrea. Eine Opposition und unabhängige Medien gibt es nicht, Andersdenkende verschwinden in Gefängnissen und werden gefoltert. Afwerki hat das Land abriegeln lassen wie Nordkorea.
In Mali (9900 Flüchtlinge) ist es zwar seit dem Ende des französischen Militäreinsatzes im
Frühjahr 2013 wieder still geworden. Doch der Konflikt im Norden des Landes zwischen
Tuareg-Rebellen, die sich mit Islamisten verbündet haben und der Zentralregierung in Bamak, ist nicht vorbei.
In Nigeria (9000 Flüchtlinge) leiden die Menschen unter massiver Korruption und der Terrorgruppe Boko Haram, die seit 2009 für einen islamistischen Staat kämpft. Hunderte Schülerinnen wurden entführt und sind nicht wieder freigelassen worden. Allein 2014 tötete Boko
Haram mehr als 10.000 Menschen. Zwar ist Nigeria die größte Volkswirtschaft Afrikas. Doch
vom Ölreichtum profitieren nur wenige. Nigeria zählt laut Transparency International zu
den korruptesten Ländern der Welt.
Gambia (8700 Flüchtlinge) ist eines der ärmsten Länder der Welt, rund die Hälfte der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze, 60 Prozent sind Analphabeten. Politisch mag Gambia
stabil sein, Präsident Yahya Jammeh herrscht seit über 20 Jahren. Doch Hoffnung auf wirtschaftliche Besserung gibt es kaum - das Land verfügt über keine Rohstoffe und lebt vom
Tourismus sowie dem Export von Erdnüssen, Reis und Hirse.
Die palästinensische Flüchtlingskrise (6100 Flüchtlinge) reicht Jahrzehnte zurück und ist
bis heute einer der Kernaspekte des Nahostkonflikts. Millionen Palästinenser leben in den
Nachbarstaaten Syrien, Libanon und Jordanien, in der Regel ohne Bürgerrechte. Ob sie alle
als Flüchtlinge gelten können, ist Teil des Streits; eine Hoffnung auf Rückkehr nach Israel
oder die palästinensischen Gebiete haben sie nicht. Im Gaza-Streifen ist die politische und
wirtschaftliche Lage seit Jahren dramatisch. Er ist international seit der Machtübernahme der
radikalislamischen Hamas 2007 isoliert. Mehrmals kam es danach zu militärischen Konflikten mit Israel. Das dicht besiedelte Gebiet ist vollständig von internationaler Hilfe abhängig.
Die Arbeitslosigkeit und das Bevölkerungswachstum sind hoch. Im syrischen Bürgerkrieg
gerieten die Bewohner palästinensischer Viertel von Damaskus („Hölle“) zuletzt zwischen
6In:
Sabine Bohland, ARD-tagesschau vom 21.04.2015, z.Zt. Nairobi (mit Videos über die Herkunft der
Flüchtlinge vom Mittelmeer zum Downloaden): http://www.tagesschau.de/ausland/eufluechtlinge-107.html; weitere ausführliche Informationen zu den Ländern in www.bamf.de
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die Fronten. Das dürfte noch mehr junge Menschen dazu verleiten, ihr Heil in der Flucht
über das Mittelmeer zu suchen.
Somalia (5800 Flüchtlinge) ist das wohl klassische Beispiel für einen gescheiterten Staat. Erst
seit 2012 gibt es wieder eine international anerkannte Zentralregierung, deren Einfluss jedoch nur wenig über die Hauptstadt Mogadischu hinausreicht. Jahre des Bürgerkriegs haben
Somalia zu einem zerrissenen Staat gemacht. Im UN-Entwicklungsindex wird Somalia unter
den Staaten geführt, zu denen es kaum Angaben gibt. Im Süden leidet die Bevölkerung immer wieder unter großer Dürre, auch in diesem Jahr werden dort Hunderttausende nur dank
der Unterstützung der Hilfsorganisationen überleben können. Die Folgen des Bürgerkrieges
spüren indes auch die Nachbarstaaten: Die islamistische al-Shabaab Miliz terrorisiert nicht
nur den Süden des Landes, sondern greift inzwischen auch Ziele in Kenia an.
Schüler-Aktion: Wandzeitung zu einem Heimatland der Neuen Nachbarn
gestalten!
Sprecht darüber, aus welchen Ländern die Großeltern, Eltern oder Kinder Eurer Klasse kommen. Sucht Euch ein Land aus, über das Ihr genaue Informationen einholt (Politische Parteien/Diktatur, Religion, Bevölkerung/Anteil der
Kinder, Landschaft, Städte, Wirtschaft). Stellt die Ergebnisse auf einer Wandzeitung aus.
1.6.
Was Menschen brauchen, die im fremden Land ankommen!
Wer in einem neuen Land ankommt, wird meistens in Gemeinschaftsunterkünften
untergebracht. Jeder Mensch in unserem Land hat Anspruch und ein Recht auf angemessenen Wohnraum. Deshalb hat Kardinal Woelki die Gemeinden aufgefordert,
Pfarrhäuser den ausländischen Familien zur Verfügung zu stellen, die durch die Zusammenlegung der Pfarreien frei geworden sind. Auch manches Pfarrheim kann
besseren Wohnraum anbieten als die großen Sporthallen der Städte. Gesucht werden
im ganzen Erzbistum Wohnungen, die Flüchtlingen zur Verfügung gestellt werden
können.
Wenn den Neuen Nachbarn eine Chance gegeben werden soll, wenn es gelingen soll,
dass Männer, Frauen, Familien ein eigenständiges und selbstverantwortetes Leben
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aufbauen, müssen sie sich im neuen Land orientieren lernen. Dabei können Ehrenamtliche helfen: Sie begleiten zu Behördengängen, helfen Kindern bei den Hausaufgaben oder unterstützen sie dabei, die Sprache zu erlernen. Ehrenamtliche können
bei der Jobsuche helfen, vermitteln Kontakte zu potenziellen Arbeitgebern. Ehrenamtliche können bei möglichen Arbeitgebern vorfühlen und die Bereitschaft fördern,
Praktika, befristete Tätigkeiten oder auch eine feste Stelle mit einem Flüchtling zu
besetzen.
Aus dem Bericht eines Syrers aus Damaskus:
„Das Erste, was meine Frau, meine Tochter und ich von Berlin sahen, war eine Bushaltestelle
in Neukölln. Dort setzten uns die Schleuser ab. Wir wussten erst einmal gar nicht, wo wir
waren. Ich sprach einen Mann auf Englisch an und er antwortete auf Arabisch. Das hat uns
sehr überrascht. Die ersten sechs Monate lebten wir in einem Flüchtlingsheim in Pankow.
Wir teilten uns Küche und Bad mit 60 Personen. Vor den Duschen gab es nur durchsichtige
Türen, also haben wir nachts geduscht, wenn die anderen schliefen. … Zum Glück lernten
wir eine Deutsche von der Flüchtlingsinitiative „Pankow hilft“ kennen. … Aber ohne die
Hilfe von Deutschen ist es für Flüchtlinge fast unmöglich eine Wohnung zu finden. Viele
Bekannte von uns leben seit Jahren in Heimen. So kann man nicht in Deutschland ankommen.“7
Diese Geschichte mag ein Beispiel dafür sein, wie wichtig die Hilfe vor Ort ist: Es
gibt Wohnungen, es gibt viele Einrichtungen, die Flüchtlingen helfen; aber die
Flüchtlinge müssen davon erfahren.
Schüler-Aktion: Eine eigene Hilfsaktion starten!
Schaut Euch die Hilfe-Möglichkeiten genau an, die auf der Internetseite der
Flüchtlingsaktion des Erzbistums angegeben sind http://www.aktion-neuenachbarn.de/index.php/themen/angebote/ und überlegt, ob Ihr eine Hilfsaktion
übernehmen könnt. Sprecht mit betroffenen Familien, die in Eurer Nähe wohnen.
•Habt Ihr schon einmal daran gedacht, Hausaufgabenhilfe für die Kinder anzubieten, denen niemand helfen kann?
7
ZEIT-MAGAZIN Nr. 22, 28. Mai 2015, Die furchtbar komplizierte Normalität. Endliche eine Wohnung finden,
ständige Behördengänge, neue Schulfächer, der Umgang mit der Angst und die Sache mit der Jobsuche: Fünf
Geschichten aus dem Alltag von Flüchtlingen, geschrieben in deutscher und arabischer Sprache
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2. Materialien zur Unterrichtsgestaltung8 (Klassen 1-6)
Ungewöhnlich war es eigentlich nicht, was der Soldat Martin im Jahr 334 am Stadttor
von Tours in Frankreich getan hat: Er hat einem spärlich bekleideten frierenden Bettler die Hälfte seines Mantels gegeben. Das kann doch jeder, denken manche. Was ist
schon dabei?
In der Tat, teilen könnte jeder! Damals hat außer Martin niemand geholfen. Im Gegenteil. Die gesehen haben, wie Martin seinen Mantel teilt, haben sich über den Soldaten lustig gemacht, der jetzt mit halbem Mantel herumlief. Heute noch können
manche darüber lachen, was Martin gemacht hat; Bertolt Brecht schreibt in einem
Vers des Dramas Mutter Courage und ihre Kinder:
Der heilige Martin, wie ihr wisst,
ertrug nicht fremde Not.
Er sah im Schnee ein’ armen Mann
Und er bot ihm seinen halben
Mantel an.
Da frorn sie alle beid zu Tod.
Der arme Mann sah nicht auf irdischen Lohn!
Und seht, da war es noch nicht Nacht
Da sah die Welt die Folgen schon:
Selbstlosigkeit hatt‘ ihn so weit gebracht!
Beneidenswert, wer frei davon.9
Auch wenn B. Brecht mit seinem Salomon-Song Gerechtigkeit statt Barmherzigkeit
fordert, fragt es sich: Warum sehen die einen Notleidende, wollen ihre Not wenden
und andere laufen vorbei und sehen – nichts, wollen nichts sehen? Warum unterstützen die einen Flüchtlingshilfe und andere sehen in den Fremden lediglich Ausländer, die sich in Deutschland bereichern?
Das Bild der Martinslaterne 2015 überträgt das Handeln des heiligen Martin in unsere Zeit und will uns motivieren, in der Hilfe für die Flüchtlinge unserer Jahre die
8
Unterrichtsmaterialien zum Flüchtlingsthema für alle Stufen in: IMPULSE aus der Hauptabteilung
Schule und Hochschule Nr. 109/01.2015. Besonders zu empfehlen das Bilderbuch Claude K. Dubois,
Akim rennt, Frankfurt (Moritz Verlag) 2013.
9 In: B. Brecht, Mutter Courage. Salomon-Song, Gesammelte Gedichte Band 4, Frankfurt 1978, 1195
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Worte Jesu zu erkennen: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt,
das habt ihr mir getan.“10 Schauen wir uns die Martinslaterne einmal genauer an.
2.1.
Die Martinslaterne 2015 „Martin und die neuen Nachbarn“
Wir haben eine Martinslaterne entwerfen lassen, deren Vorlage Sie gerne übernehmen können bzw. die Ihnen als Anregung dienen kann! (siehe eigene Datei!)
Das Bild der Martinslaterne 2015 zeigt den Soldaten Martin ohne Pferd. Er ist an seinem Mantel zu erkennen. Martin öffnet eine Tür (= die Seite eines Herzens) für Kinder, Frauen und Männer, die von einem Boot kommen, das glücklicherweise am Ufer
angekommen ist. Er hält die Tür, die Tür des Herzens weit offen für die, die Schutz
suchen: Hinter ihnen liegt ihre Heimat, in der viele Häuser, ihre Lebensgrundlage
zerstört worden sind und das Meer, das für viele Menschen zum Grab geworden ist.
Die Hilfsaktion Martins vor fast 1600 Jahren hat Schule gemacht. Deshalb zeigt die
Martinslaterne den heiligen Martin im Jahr 2015. Martin will uns sagen: Öffnet eure
Herzen für die Menschen, die vor Gewalt und Armut geflohen und lebend bei uns in
Europa angekommen sind.
Wie kann es gelingen, unsere Wahrnehmungen, Gedanken und Gefühle für die Not
der anderen zu schärfen? Worauf müssen wir selber achten, um Ähnliches heute tun
zu können, was Martin getan hat?
Wie kann es gelingen, mit Kopf und Herz die Menschen um sich herum wahrzunehmen, berührt zu sein von einem Menschen, der in Not geraten ist und sich selber
nicht helfen kann? Nicht darüber hinwegsehen, nicht denken, selber schuld, sondern
Hilfe holen, nachdenken, miteinander reden. Wie kann gemeinschaftliches Miteinander und gegenseitige Hilfsbereitschaft gefördert werden? Vielleicht können die
Symbole „Tür“ und “Herz“, die das Logo der Flüchtlingshilfe prägen (die Tür des
Herzens öffnen), weitere Impulse liefern für die Entwicklung eigener KlassenMartinslaternen.
10
Matthäus 25, 40b. Zur Deutung und zur biblischen Begründung der Flüchtlingsaktion des Erzbistums Köln vgl.
in der Materialsammlung zum Fest des Heiligen Martin 2014 Teilen verbindet mit den Nächsten, den Fernen
und mit Gott, 2.6. Schüler-Aktion: Zur Deutung der Weltgerichtsrede und die 7 Werke der Barmherzigkeit.
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2.2.
Das Symbol „Herz“
Jedes Kind kann sein eigenes Herz fühlen: Hand aufs Herz und jeder Herzschlag ist
zu spüren. Bei jedem Herzschlag spüren wir unser lebenswichtiges Organ, das Blut
durch den Körper pumpt. Täglich transportiert das Herz fast 1700 Liter Blut. Das
Herz arbeitet ohne Pause ein Leben lang.
Wer Herzklopfen hat, spürt förmlich, wie das Blut durchs Herz strömt. Oder haben
wir aus einem anderen Grund Herzklopfen? Mit diesem Gedanken sind wir bei weiteren Bedeutungen des Symbols „Herz“:
In vielen Redewendungen, Sprichwörtern, Märchen, in der Bibel ist das Herz gleichbedeutend mit dem ganzen Menschen mit allen seinen guten und schlechten Gefühlen, guten und bösen Gedanken. Sehr alt ist die Vorstellung, das Herz sei der „Sitz
der Liebe“, deshalb ist das Herz zum Symbol für die Liebe und Verbundenheit zweier Menschen geworden. Unsere Sprache erzählt davon, welche Rolle das Herz dabei
spielt, wie wir leben, handeln, denken und fühlen.
2.2.1. HAP Grieshaber, Herzauge
1937 wollte der Holzschneider Helmut Adolf Paul Grieshaber ein Kinderbuch herausgeben, das er „Herzauge“
nannte. Damals hatten die Nationalsozialisten in Deutschland die Macht übernommen und niemand wollte ihm,
dem nazi-kritischen Künstler, Papier verkaufen, auf das er
das Kinderbuch hätte drucken können. Grieshaber wollte
nicht aufgeben und hatte eine Idee, wie er sich Papier beschaffen könnte. Er bat Kinder, in den Papierladen zu gehen, um Papier zu holen. Das klappte; die Kinder bekamen das Papier, so dass Grieshaber das Buch drucken
konnte. Allerdings wurde erst 1969 das Kinderbuch Herzauge, das Grieshaber seiner Tochter Ricca widmete, von einem Verlag aufgenommen, gedruckt und verkauft.
Grieshaber wollte mit seinem Bild aufrütteln und fragen: Könnt ihr denn nicht mehr
sehen, was wirklich passiert? Könnt ihr nicht euer Herz sprechen lassen? Wollt ihr
nicht mit euren Gefühlen wahrnehmen, was mit vielen Menschen um euch herum
passiert? Auch Grieshaber hat die Erfahrung gemacht, dass die meisten Menschen
aus Angst um sich selbst, Not und Unglück vieler Menschen nicht sehen und hören
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und erst recht nichts dagegen sagen wollten. Die Verbindung zwischen Auge und
Herz war bei vielen Menschen unterbrochen. So erinnert uns der Farbholzschnitt
„Herzauge“ daran, sich zu fragen, ob wir mit Kopf und Herz leben. Oder auf Kosten
des Herzens die Augen verschließen.11
Schüler-Aktion: Sprecht über „Herz“-Bildworte und findet weitere
Bildworte, schreibt diese auf eine Wandzeitung und spielt die Bildworte, versucht, die Bildworte szenisch dazustellen.
• Wer herzkrank ist, muss den Arzt und Herzspezialisten aufsuchen. Wem
das Herz bricht, hat ein anderes Leid. Welches?
• Wem hast du schon mal dein Herz ausgeschüttet?
• Wen hast du in dein Herz geschlossen?
• Wer ist in eurer Klasse ein Herz und eine Seele?
• Wer hat ein Herz aus Stein?
Findet weitere Redewendungen, die davon sprechen, was wir mit dem
Herzen erfahren!
•
•
•
11
Vgl. H.Halbfas, Religionsunterricht für die Grundschule. Lehrerhandbuch 1, Düsseldorf 1983, 308f. Unter
http://www.reutlingen.de/ceasy/modules/core/resources/main.php5?id=11685-0&download=1 finden Sie
sowohl die Titelseite des Kinderbuches von 1937 als auch eine ausführliche Beschreibung, wie das Bild „Herzauge“ entstanden ist.
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12
Schüler-Aktion: Male die folgende Zeichnung „Herzauge“ aus.
Kennzeichne durch Deine Farbgebung, dass Kopf und Herz zusammen gehören, das Auge auf das Herz, das Herz auf das Auge angewiesen ist!
•
12
Die Zeichnung ist genommen aus H.Halbfas, Religionsbuch für das 1.Schuljahr.Arbeitsheft,Düsseldorf
1999, 43
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Schüler-Aktion: Schneide das Herz mit den beiden Herztüren aus. Schreibe in
das Herz die Menschen, Tiere, Dinge, die du in dein Herz geschlossen hast.
Falte die beiden Herztüren über deinen Namen zusammen.
13
Schüler-Aktion: Male die Zeichnung „Herzauge“ aus. Kennzeichne
durch Deine Farbgebung, dass Kopf und Herz zusammen gehören
und auf diese Weise zum Handeln motivieren!
•
•
•
13
B. Ort, L.Rendle, K.Bürgermeister, fragen - suchen - entdecken. Religion in der Grundschule /
Arbeitshilfen ½, Freiburg 2006, 1.0.3.
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2.3.
Was „Herz“ und „Tür“ miteinander verbindet.
Ein altes Gedicht (in mittelhochdeutscher Sprache) soll in unserem Zusammenhang
die Verbindung herstellen zwischen den beiden Symbolen „Herz“ und „Tür“: Mit
einem Schlüssel können in der Regel nur Türen ab- und aufgeschlossen werden:
Dû bist mîn, ich bin dîn:
Des solt dû gewis sîn.
Dû bist beslozzen
in mînem herzen:
verlorn ist daz slüzzelîn:
dû muost immer drinne sîn.14
Das Liebes- Gedicht ist leicht zu verstehen und prägt sich gut ein, manchmal ein Leben lang: Auf diese Weise kann das Gedicht zur Herzensbildung werden. Das Herz
kann die Liebe einschließen, umschließen und ein Leben lang festhalten. Wer sich die
Liebe bewahren kann, wird in der Regel keinen Menschen achtlos übersehen und
liegen lassen.
2.4.
Das Symbol „Tür“
Wer eine Tür öffnet und durch sie hindurch geht, betritt einen Raum, der nach außen
hin abgeschlossen ist. Türen (und Fenster) haben eine zweifache Bedeutung: Sie öffnen und verschließen den Raum für andere. Offene Türen sind ein Zeichen für Gastfreundschaft, stets verschlossene Türen scheinen ein Geheimnis zu bergen. Wenn
eine Tür zufällt, bin ich ein- oder ausgeschlossen, werde ein- oder ausgesperrt. Von
Tür- und Schlüssel-Erlebnissen erzählen das Gedicht „Der Hausspruch“, das Märchen „Der goldene Schlüssel“, die Kurzgeschichte „Die Türklinke“.
14
Gedicht in H. Halbfas, Religionsbuch für das 1. Schuljahr, Düsseldorf 1983, 66
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2.4.1. Hausspruch15
In meinem Haus
da wohne ich,
da schlafe ich,
da esse ich.
Und wenn du willst,
dann öffne ich
die Tür
und lass dich rein
In meinem Haus
da lache ich.
da weine ich,
da träume ich.
Und wenn ich will,
dann schließe ich
die Tür
und bin allein.
Gina Ruck-Pauquèt in: B. Ort, L. Rendle, K. Bürgermeister, fragen - suchen - entdecken. Religion in
der Grundschule/Arbeitshilfen ½, Freiburg 2006, 1.0.2
15
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2.4.2. Der Goldene Schlüssel
Zur Winterszeit, als einmal ein tiefer Schnee lag, musste ein armer Junge hinausgehen und
Holz auf einem Schlitten holen. Wie er es nun zusammengesucht und aufgeladen hatte, wollte er, weil er so erforen war, noch nicht nach Hause gehen, sondern erst Feuer anmachen und
sich ein bisschen wärmen. Da scharrte er den Schnee weg, und wie er so den Erdboden aufräumte, fand er einen kleinen goldenen Schlüssel.
Nun glaubte er, wo der Schlüssel wäre, müsste auch das Schloss dazu sein, grub in der Erde
und fand ein eisernes Kästchen.
„Wenn der Schlüssel nur passt!“, dachte er. „Es sind gewiss kostbare Sachen in dem Kästchen.“
Er suchte, aber es war kein Schlüsselloch da, endlich entdeckte er eins, aber so klein, dass man
es kaum sehen konnte. Er probierte und der Schlüssel passte glücklich. Da drehte er einmal
herum: öffnete den Deckel – was wohl in dem Kästchen lag?
Brüder Grimm
2.4.3. Die Türklinke
Ein Maler hatte ein ‚Haus des Friedens‘ gemalt. Groß und stabil, fest wie eine Arche.
Die Farben freundlich und harmonisch. Eine friedliche Stimmung lag in dem Bild.
Ein kleiner Junge betrachtete das Bild ganz aufmerksam. Plötzlich fragte er: „Vater,
auf diesem Bild fehlt die Klinke an der Haustür. Wie soll da der Friede ins Haus
kommen?“
Der Vater, nicht wenig erstaunt, antwortete: „Die Türklinke hat der Maler bestimmt
nicht vergessen, er hat sie einfach weggelassen. Der Friede kann nur ins Haus kommen, wenn wir ihm von innen her die Tür öffnen und ihn bei uns wohnen lassen.“16
16
3
Aus: W. Hoffsümmer, Kurzgeschichten 3, Mainz 1992
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Schüler-Aktion: Überlege, mit welchem Schlüssel du aufschließt und mit
welchem Schlüssel du abschließt. Was ist für dich wichtiger: Auf- oder abschließen? Male den Schlüssel aus und stelle dir vor, für wen du dein Herz
aufschließen willst.
17
17
Zeichnung in: B. Ort, L. Rendle, K. Bürgermeister, fragen - suchen - entdecken. Religion in der Grundschule/Arbeitshilfen ½, Freiburg 2006, 1.0.8
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Schüler-Aktion: Bildet zwei Schülergruppen; eine Gruppe stellt ein Bildwort
in einer kleinen Spielszene dar; die andere Gruppe muss das Bildwort erraten. Dann wechselt die Rollen.
● jemandem die Tür öffnen
● jemandem die Tür weisen
● für jemandem zum Türöffner werden
● die Tür fällt ins Schloss
● vor der eigenen Tür kehren
● der letzte macht die Tür zu
● zwischen Tür und Angel
●
●
●
2.5.
Biblische „Tür“-Bildworte
Psalm 107
„Sie danken dem Herrn für seine Gnade, für sein wunderbares Tun an den Menschen, weil er die ehernen Tore zerbrochen, die eisernen Riegel zerschlagen hat. Denen es schlecht ging, die mehr tot als lebendig waren, niedergebeugt wegen ihrer
schweren Vergehen, denen vor jeder Speise ekelte, die nahe waren den Pforten des
Todes, die dann in ihrer Bedrängnis schrien zum Herrn und die er ihren Ängsten
entriss, denen er sein Wort sandtee, die er heilte und vom Verderben befreite. Sie alle
danken dem Herrn für seine Gnade, für sein wunderbares Tun an den Menschen.“
Deuteronomium 6,9
Die wichtigsten Gebote Gottes sollen den Menschen allgegenwärtig sein, deshalb
werden sie an die Türpfosten und Stadttore geschrieben: „Du sollst sie auf die Türpfosten deines Hauses und in deine Stadttore schreiben.“
Johannes 10, 9a
Jesus sagt: „Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht wird gerettet werden.“
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Offenbarung 3,20
„Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten und wir werden Mahl halten, ich mit ihm und er mit
mir.“
2.6.
Zur Auslegung der biblischen Bildworte:
Nach dem Zeugnis der heiligen Schrift lässt sich Gott von den Menschen finden, die
Gott suchen. Aus christlicher Sicht ist Gott einem Kind, einem Mann oder einer Frau
nahe, wenn sie sich nach Gott sehnen. Der Wunsch, mit Gott verbunden zu sein, von
Gott beschützt zu sein, ist bereits die Erfüllung dieses Wunsches. Die Sehnsucht nach
Gott ist wie eine Tür, die aufgeschlossen wird. Um Gott zu erfahren, um mit Gott
verbunden zu sein, dafür gehen viele Menschen in sich, suchen die Einsamkeit und
Stille.
Der Weg, den Jesus zeigt, ist der Einsatz, die Liebe für die nächsten Menschen. Wer
die Lebensweise Jesu beherzigen kann, wer den nächsten Notleidenden sieht und
hilft, für den ist die Tür zu Gott geöffnet. Martin, der Soldat, hat nachher die Erfahrung gemacht, dass sich für ihn die Tür geöffnet hat: Ihm wurde die Einsicht geschenkt, im Bettler Jesus Christus selbst geholfen zu haben. Diese Erfahrung hat sein
Leben verändert, Martin hat sich taufen lassen und ist Christ geworden.
3. Wie es dazu kam: ein Weckmann zu Sankt Martin!
In den frühen Zeiten der Kirche war es üblich, sonn- und feiertags nach dem Gottesdienst all
denen einen Kommunionersatz zu reichen, welche die Eucharistie nicht empfangen konnten
oder durften. Das waren z. B. daheimgebliebene Kranke oder Taufbewerber. Ihnen bot man
gesegnetes, aber nicht geweihtes Brot an. Dieser Brauch geht auf das urchristliche Liebesmahl („Agapefeier“) zurück und wird heute noch in der orthodoxen Liturgie gefeiert. Im
Laufe der Zeit erhielt das dabei verwendete Gebäck eine auf den Festinhalt bezogene Form.
Man nennt es deshalb „Gebildebrot“. 18
Der „Weckmann“ ist ein solches Gebildebrot. Er war ursprünglich wohl nur am Nikolaustag,
später auch am Martinstag und in der gesamten Adventszeit üblich. Weckmänner (in Westfalen Stuten- oder Piepenkerle, sonst auch Printen- oder Hanselmänner) sind also mit Weizenteigmehl geformte Figuren. Dargestellt wurde dabei immer ein Bischof. Die heute meist
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Vgl. zum Folgenden M. Micheel (Hg.), Begleitheft zur CD - Sankt. Martin. Geschichten und Lieder vom
Teilen, Paderborn (Bonifatiuswerk) 22014
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vorgefundene Tonpfeife ist ein Irrtum! Dreht man die Pfeife mit dem Kopf nach oben, erkennt man noch heute, dass ursprünglich ein Bischofsstab angebracht war. Die Bezeichnung
Printenmann drückt die Form des Gebildebrotes aus, Stutenkerl und Wecken, Wegge und
Weckmann bezeichnen Teigart und Form des Gebäcks.
3.1.
Rezept für Weckmänner (Stutenkerle) mit Tonpfeife
Zutaten:
300 g Weizenmehl, 1 Portion Hefe, 1 Teelöffel Salz, 80 g Zucker, 1/8 l lauwarme Milch, 80 g
weiche Butter, 2 Eigelb,
1 Prise Safran
Zum Garnieren:
einige Rosinen und Tonpfeifen (evtl. bei der Bäckerei erbitten)
Und so geht’s:
Hefe, Zucker und Milch anrühren und 15 Min. stehen lassen. Mehl in eine Schüssel sieben, in
die Mitte die Hefe geben und an den Rand Salz, Zucker, Butter, Eigelb und Safran. Nun diese
Zutaten von der Mitte aus mit der Hefe gut verrühren. Den Teig gehen lassen, dann ausrollen und „Weckmänner“ ausschneiden. Diese auf ein gefettetes Backblech legen und mit verquirltem Eigelb bestreichen. Rosinen als Augen und Knöpfe eindrücken und eine Tonpfeife
der Länge nach auf eine Seite des Weckmanns drücken. Die Figuren gehen lassen und dann
bei 175 °C bis 200 °C 15 bis 18 Min. hellbraun backen.
Schüler-Aktion:
Fragt Flüchtlingsfamilien nach ihren eigenen Brot-Rezepten, backt und teilt miteinander das Brot – auch nach Sankt Martin.
Unser Material finden Sie ab Anfang Juli 2015 auf unserer Webseite:
www.martinszug-bonn.de
Dort gibt es auch noch das Material des letzten Jahres mit vielen Texten und Anregungen.
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Quellen
Die mit *-gekennzeichneten Quellen sind in der Mediothek der Katholischen Schulpastoral, Gangolfstr. 14, 53111 Bonn, 98 588 70 auszuleihen. Dort finden Sie weiterführende Literatur.
1. B. Ort, L.Rendle, K.Bürgermeister, fragen - suchen - entdecken. Religion in der
Grundschule / Arbeitshilfen ½, Freiburg 2006*
2. B. Brecht, Mutter Courage, Gesammelte Gedichte Band 4, Frankfurt 1978
3.
H.Halbfas, Religionsbuch für das 1.Schuljahr.Arbeitsheft,Düsseldorf 1999*
4. H.Halbfas, Religionsunterricht für die Grundschule. Lehrerhandbuch 1, Düsseldorf
1983*
5. http://www.reutlingen.de/ceasy/modules/core/resources/main.php5?id=116850&download=1
6. http://www.tagesschau.de/ausland/eu-fluechtlinge-107.html
7. M. Micheel (Hg.), Begleitheft zur CD - St. Martin. Geschichten und Lieder vom Teilen, Paderborn (Bonifatiuswerk) 22014*
8. Medienzentrale des Erzbistums Köln, Arbeitshilfe Flucht, Migration und Asyl im
Film, 2015
9. W. Hoffsümmer, Kurzgeschichten 3, Mainz3 1992
10. www.aktion-neue-nachbarn.de
11. www.aktion-neue-nachbarn.de/wer-ist-fluechtling
12. www.bamf.de
13. IMPULSE aus der Hauptabteilung Schule und Hochschule Nr. 109/01.2015*
14. Claude K. Dubois, Akim rennt, Frankfurt (Moritz Verlag) 2013*
15. ZEIT-MAGAZIN Nr. 22, 28. Mai 2015
Materialsammlung zum Fest des Hl. Martin 2015
Herausgegeben von der Citypastoral Bonn am Bonner Münster
Redaktion: Gabriele Alten-Höhn
Verantwortlich: Msgr. Wilfried Schumacher
Gerhard-von-Are-Strasse 5
53111 Bonn
www.bonner-muenster.de | www.martinszug-bonn.de
www.martinszug-bonn.de
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