Advent bei Familie Hindemith: eine Entdeckung! So sahen es viele

Advent bei Familie Hindemith: eine Entdeckung!
So sahen es viele der 30 anwesenden Mitglieder im Richard-Wagner-Verband (RWV)
Frankfurt, die erstmals den Kuhhirtenturm in Sachsenhausen besuchten und am
5. Dezember (nicht nur) bei Dresdner Christstollen und Söhnlein Rheingold-Sekt zu
einem adventlichen Treffen zusammenkamen.
1923 war der erfolgreiche junge Komponist Paul Hindemith einem Angebot der Stadt
Frankfurt gefolgt und hatte den mittelalterlichen Turm als Wohnung ausbauen lassen.
Finanzieren konnte er die Sanierungsmaßnahme dank eines inflationsresistenten 1.000Dollar-Honorars des Wiener Pianisten Paul Wittgenstein, dem er eine Sonate für die linke
Hand geschrieben hatte. Bis zu seinem Umzug nach Berlin 1927 lebte Hindemith gemeinsam mit Mutter und Schwester in den durchaus beengten historischen Mauern.
Heute ist im Kuhhirtenturm das Hindemith-Kabinett untergebracht, das zahlreiche Exponate
aus dem Nachlass des Komponisten zeigt, darunter private Fotos, Handschriften, die Viola
d’amore und sogar seine Modelleisenbahn. Direktorin Susanne Schaal-Gotthardt vom
Frankfurter Hindemith-Institut zeichnete in farbigen Bildern die künstlerische Entwicklung und
die Lebensstationen des Komponisten nach, die ihn - nicht zuletzt als Verfemten der NaziZeit - um die halbe Welt führten.
Wer den lohnenswerten Besuch nachholen möchte, kann das bei den dort stattfindenden
Vorträgen oder Kammerkonzerten des Hindemith-Instituts tun oder während der sonntäglichen Öffnungszeiten. Nicht nachholbar jedoch ist der glänzende Aufritt von Kilian
Fröhlich. Als musikalischen Höhepunkt spielte der 25-jährige Cellist und Student an der
Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt die Suite Nr. 6 für Violoncello in
D-Dur von Johann Sebastian Bach - der, wie wir erfuhren, als erster Komponist Solostücke
für Cello geschrieben hat. Von Paul Hindemith (ein „Muß“ im Kuhhirtenturm) spielte der
brillante Musiker zudem die Sonate für Violoncello solo op. 25, die er extra für diesen Anlass
in sein Repertoire aufnahm. Für seine Interpretation spendete ihm der voll besetzte Saal
zurecht lang anhaltenden Beifall.
Viel Lob (in Abwesenheit) gab es auch für den Pirnaer Bäcker Walther, der die Besucher mit
seinem köstlichen Dresdner Stollen verwöhnte – freilich importiert durch den Vorsitzenden
des RWV Frankfurt, der zwischen 1990 und 1999 in der sächsischen Landeshauptstadt
lebte.
Autoren: Hannelore Schmid und Dirk Jenders
14.12.2015