Manuskript

SWR2 MANUSKRIPT
ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE
SWR2 Musikstunde
Metamorphosen und andere
Verwandlungen (4)
Von Wolfgang Sandberger
Sendung:
Donnerstag, 22. September 2016
Redaktion:
Ulla Zierau
9.05 – 10.00 Uhr
Bitte beachten Sie:
Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere
Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR.
Mitschnitte auf CD
von allen Sendungen der Redaktion SWR2 Musik sind beim SWR Mitschnittdienst
in Baden-Baden für € 12,50 erhältlich. Bestellungen über Telefon: 07221/929-26030
Kennen Sie schon das Serviceangebot des Kulturradios SWR2?
Mit der kostenlosen SWR2 Kulturkarte können Sie zu ermäßigten Eintrittspreisen
Veranstaltungen des SWR2 und seiner vielen Kulturpartner im Sendegebiet besuchen.
Mit dem Infoheft SWR2 Kulturservice sind Sie stets über SWR2 und die zahlreichen
Veranstaltungen im SWR2-Kulturpartner-Netz informiert.Jetzt anmelden unter 07221/300 200 oder swr2
2
„Musikstunde“ mit Wolfgang Sandberger
Metamorphosen und andere Verwandlungen (4)
SWR 2, 19. September – 23. September 2016, 9h05 – 10h00
Herzlich willkommen, auch heute geht es in der SWR 2 Musikstunde wieder um
Metamorphosen und andere musikalische Verwandlungen. Ich bin Wolfgang
Sandberger.
Signet
Zum Auftakt der Musikstunde heute lassen wir eines der berühmtesten Tierchen
der Musikgeschichte an den Start: die Hummel von Nikolai Rimsky Korsakov. In
der aberwitzigen Bearbeitung des Pianisten György Cziffra wird der Hummelflug
aber fast zum Kamikaze-Flug einer angriffslustigen Wespe:
Musik 1
Nikolaj Rimski-Korsakow/György Cziffra
Hummelflug
Arcadi Volodos, Klavier
Sony SK 62691 LC 6868
1.36’’
Wespe oder Hummel, Hummel oder Wespe – Arcadi Volodos zum Auftakt in der
SWR 2 Musikstunde mit dem Hummelflug von Nikolai Rimsky Korsakov. So berühmt
diese Hummel-Nummer auch ist, das Werk, aus dem diese Miniatur stammt, ist
heute so gut wie vergessen: Die Märchenoper vom Zaren Saltan, eine Oper von
Rimski-Korsakov nach einer Dichtung von Alexander Puschkin.
In diesem Märchen geht es um Prinzen und Prinzessinnen, Zauberer und Zaren,
Eichhörnchen und goldene Nüsse - und eben auch um eine Hummel. Fürst
Guidon wird in dieser Geschichte nämlich in eine Hummel verzaubert. Nach der
Verwandlungsszene folgt im Orchestergraben wie zum Beweis für die gelungene
Metamorphose eben der „Hummelflug“. Tja, wir wollen nicht kleinlich sein, aber:
wäre der Komponist streng der dichterischen Vorlage gefolgt, dann gäbe es
heute gar keinen Hummelflug. Denn: bei Puschkin wird der Fürst nicht in eine
Hummel, sondern in eine Mücke verwandelt. Das Brummen einer Hummel hat
Rimski-Korsakow wohl angenehmer und süßer in den Ohren geklungen als das
leise, fiese Sirren einer Mücke.
Geht es in der Oper um solche Verwandlungen, dann ist auch die Zauberin
Alcina nicht weit: Diese barocke Famme fatale, die Ritter und andere
männlichen Wesen auf ihre Zauberinsel lockt, um sie zu verführen. Und ist Alcina
dann der Männerherzen überdrüssig, werden die Liebhaber eben entsorgt,
kurzum: einfach weg-verwandelt, in Steine, Pflanzen oder wilde Tiere. Doch das
3
Schöne einer Händeloper: nach ein paar Stunden Irrungen und Wirrungen gibt’s
am Ende wie fast immer das barocke lieto fine, das happy end: Die Zauberurne
der Alcina wird zerschlagen und nun sind die verzauberten Ritter erlöst: sie
wandeln sich wieder zu Menschen und Händel hat dazu einen eindrucksvollen
Metamorphose-Chor geschrieben:
Musik 2
2‘22
Georg Friedrich Händel
Opera seria „Alcina“, daraus: Chor „Dall’orror di notte cieca“
Les Arts Florissants, Ltg.: William Christie
Erato 857380233-2
Absage…
Die Musik zu diesem Verwandlungschor hat Händel übrigens zuvor schon einmal
in einer Verwandlungsszene verwendet: in seiner frühen Kantate Apollo e Dafne
aus dem Jahr 1709. Apollo schaut da zu, wie Dafne sich in einen Lorbeerbaum
verwandelt. Sicher hat Händel die eine Metamorphose da an die andere
erinnert. Diese Wiederverwendung einer eigenen Musik in einem neuen Werk
nennt die Musikwissenschaft „Parodieverfahren“. In der Barockzeit sind solche
‚Zweitverwertungen’ keineswegs verpönt gewesen, und die Komponisten hatten
ganz unterschiedliche Motive für eine solche Metamorphose ihrer Musik.
Arbeitsökonomische Gründe sind das eine, doch mitunter ist es für einen
Komponisten gar nicht so einfach gewesen, der alten Musik einen neuen Text zu
unterlegen, da müssen wir dann nach anderen Motiven für das Aufgreifen bereits
komponierter Musik suchen. Beispiel: die Echoarie aus dem Weihnachtsoratorium
von Johann Sebastian Bach. Ursprünglich hat Bach diese Echo-Arie für die
Kantate „Hercules auf dem Scheide-Wege“ geschrieben: Herkules befragt in
dieser Szene das "Treue Echo" nach dem rechten Weg und der antike Held
bekommt - im wahrsten Sinne des Wortes: naturgemäß - die richtige Antwort,
wie es sich bei einem Echo eben verhält: es kann nur wiederholen, was zuvor
gesagt wurde.
Dieses "Drama per musica" - wie Bach seine Herkules-Kantate genannt hat - ist
eine Glückwunschkantate zum 11. Geburtstag des Kurprinzen Friedrich Christian
von Sachsen, der sich mit dem so starken wie tugendhaften Herkules identifizieren
sollte. Die Aufführung des Werkes am 5. September 1733 ist ein großes
Freiluftspektakel gewesen, an dem der junge Kurprinz seine Freude gehabt
haben dürfte. Bach hingegen dürfte diesem ehrenvollen Auftrag mit gemischten
Gefühlen entgegen gesehen haben: Denn Geburtstags- oder auch andere
Widmungskantaten waren musikalische Eintagsfliegen.
Die Musik solcher Werke ist nach der einmaligen Aufführung zu dem bestimmten
Anlass zumeist in der Versenkung verschwunden. Bach wäre aber nicht Bach,
hätte er sich hier nicht zu helfen gewusst: Gut ein Jahr später hat er diese und vier
4
weitere Arien aus der Herkules-Kantate in sein Weihnachtsoratorium
übernommen - natürlich mit einem anderen Text. Doch die Musik hat er so quasi
‚gerettet’ - und bis heute erklingt sie ja auch immer wieder zur Weihnachtszeit.
Einen kleinen Haken indes hat die Metamorphose dieser Musik: im
Weihnachtsoratorium nämlich hat das barock-typische Echo-Spiel seinen
eigentlichen Sinn doch verloren: In der Dramaturgie stimmiger also scheint die
erste Fassung, in der Herkules das treue Echo nach der richtigen Entscheidung
befragt, hier mit der Altistin Elisabeth von Magnus als Herkules…
Musik 3
CD 4 Track 5
5.12
Johann Sebastian Bach
"Treues Echo" aus der Kantate "Hercules auf dem Scheide-Wege" BWV 213
Elisabeth von Magnus, Alt
Amsterdamer Barockorchester, Ltg. Ton Koopman
Erato 063017578 2 LC 0200
Die Echo-Erie des Herkules aus dem Drama per musica „Hercules auf dem
Scheidewege“, mit der Altistin Elisabeth von Magnus. Bach hat diese Arie später
aufgegriffen in seinem Weihnachtsoratorium, dort übrigens als Sopranarie: die
Metamorphose einer Musik also.
Nicht nur Bach hat auf seine Musik zurückgegriffen, später haben das unzählige
Kollegen getan: Kaum ein anderer Komponist ist jedenfalls so oft bearbeitet
worden wie der einstige Thomaskantor. Zu den Bach-Werken, die im Laufe der
Zeit die meisten Metamorphosen erfahren haben, gehört das Wohltemperierte
Klavier - wer hat diese Präludien und Fugen nicht alles gespielt und bearbeitet!
Wolfgang Amadeus Mozart etwa, der durch den Baron Gottfried van Swieten auf
Bach aufmerksam geworden ist. Der musikbegeisterte Diplomat van Swieten ist
ein großer Bach-Enthusiast gewesen; berühmt geworden sind seine musikalischen
Soireen, die auch Mozart in ihren Bann gezogen haben: „Ich gehe alle Sonntage
um 12 Uhr zum Baron van Swieten“ - so berichtet Mozart - „und da wird nichts
gespielt als Händel und Bach. - Ich mach mir eben eine Collection von den
Bachischen Fugen“.
Das Wohltemperierte Klavier hat Mozart beeindruckt, so sehr zumindest, dass er
auch seiner Schwester, dem Nannerl Stücke aus dieser Sammlung nicht
vorenthalten wollte. Mozart schreibt:
„Allerliebste Schwester! Hier schicke ich Dir ein Präludio und eine dreistimmige
Fuge. Es ist ungeschickt geschrieben. Das Präludio gehört vorher, dann folgt die
Fuge darauf. Ich wünsche nur, daß du es lesen kannst, weil es gar so klein
geschrieben ist, und dann, daß es dir gefallen möge.“
Die Gebrauchsanleitung von Mozart, das Präludium sei vor der Fuge zu spielen,
zeigt, dass für die Mozarts die barocke Welt bereits ein wenig aus den Fugen
geraten war. Wie dem auch sei: Die Bach-Begeisterung Mozarts hat ganz
5
konkrete Spuren hinterlassen, in Mozarts Bearbeitungen einiger Fugen aus dem
Wohltemperierten Clavier für Streicher. Hier die dreistimmige dis-moll Fuge aus
dem ersten Band, die Mozart in seiner Streicherversion nach d-moll transponiert
hat: Bach nach Bach.
Musik 4
Bach/Mozart
Fuge in d-Moll nach BWV 853, 8 für Streichtrio
L'Archibudelli
Sony SK 46 497 LC 6868
3.38''
Absage…
Der dreistimmige Streichersatz verwandelt diese Bachsche Clavier-Fuge in ein
neues Klangbild. Das sicher prominenteste Stück aus dem Wohltemperierten
Clavier ist gleich das erste Präludium, das C-Dur-Präludium. Der Bach-Biograph
Philipp Spitta hat dieses Präludium im ersten Band seiner Bachbiographie von
1873 ausführlich besprochen, was heißt ‚besprochen’: Spitta, der Gelehrte ist
geradezu ins Schwärmen geraten. Er nennt das Präludium ein "Stück von
unsagbarem Zauber, über das eine große, selige Melodie körperlos hinziehe, wie
Engelsgesang durch die stille Nacht über flüsternde Büsche und Bäume". Einmal
ganz abgesehen von der romantischen Sprache dieses Bildes: Der Vergleich mit
einem „Engelsgesang“ zeigt, dass Spitta hier wohl nicht Bachs Original im Ohr
hatte, sondern die Bearbeitung von Charles Gounod, genauer: die 1859 erstmals
aufgeführte Vokalversion dieser Bearbeitung mit dem Titel Ave Maria. Tja, da
kann man dann auch an einen Engel denken…
Musik 5
Johann Sebastian Bach/Charles Gounod
Präludium C-dur/Meditation „Ave Maria“
Angelika Kirchschlager, Mezzosopran
Robert Lehrbaumer, Orgel
LC 00992 PREISER RECORDS, EAN 0717281908290
2‘26
…in der Bearbeitung von Charles Gounod. Die Idee zu dieser Metamorphose soll
übrigens Fanny Mendelssohn gehabt haben, die Schwester von Felix, die auf
einer Italienreise Gounod getroffen hat, was sage ich: die junge Dame hat dem
jungen Franzosen in Rom das Herz geraubt.
Kleine Kostprobe aus dem Tagebuch von Fanny: Gounod – so heißt es da - sei
„entsetzlich lebhaft“, „hyperromantisch und leidenschaftlich“, und „wie
betrunken und halb toll“, wenn sie nur eine Taste anrühre.
Mit ihrem Klavierspiel, da hat Fanny also die Herzkammern von Gounod erobert,
Fanny, die ja tatsächlich eine ausgezeichnete Pianistin gewesen ist, zu gern nur
6
wüssten wir, wie das Wohltemperierte Clavier unter ihren Fingern geklungen
haben mag.Wie weit sich eine Nummer aus dem Wohltemperierten Clavier fort-entpuppen
kann, zeigt uns jetzt in der SWR 2 Musikstunde die folgende Bach-Metamorphose:
der wohltemperierte Ragtime, den Paul Hindemith 1921 zu Papier gebracht hat zu einer Zeit, als Hindemith sehr viel Spaß daran hatte, die Musik von anderen zu
parodieren, Spaß auch am Grotesken fand und überhaupt an der
Unterhaltungsmusik der 1920er Jahre. An seine Verleger Willy und Ludwig Strecker
hat er damals mit ironischem Unterton geschrieben:
„Können Sie auch Foxtrotts, Bostons, Rags und anderen Kitsch
gebrauchen? Wenn mir keine anständige Musik mehr einfällt, schreibe
ich immer solche Sachen.“ Der Ragtime (wohltemperiert) ist in dieser Zeit
entstanden, ein amüsanter „Vatermord“, bei dem Hindemith das Thema der cmoll-Fuge aus dem ersten Teil des wohltemperierten Klaviers von Bach quasi über
die Klinge der Unterhaltungsmusik springen lässt:
Musik 6
CD Track 10
3.15‘‘
Paul Hindemith
Rag time (wohltemperiert)
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg, Ltg. Ingo Metzmacher
EMI 556970 LC 00542
von Paul Hindemith, zu dessen Lebzeiten dieses Stück übrigens nie aufgeführt
worden ist. Zum ersten Mal öffentlich gespielt worden, ist dieser Bach-Ragtime
erst am 21. März 1987 in Berlin - am 302. Geburtstag also von Johann Sebastian
Bach.
Wir bleiben noch bei Metamorphosen a la Hindemith: 1944 sind in New York die
Symphonic Metamorphosis von Hindemith aufgeführt worden, und die Musik, die
wir daraus jetzt hören, hat eine wirklich abenteuerliche Metamorphose hinter
sich: Anno 1804 hat Carl Maria von Weber im „Dictionnaire de musique“ von
Rousseau geblättert und ist dort eher zufällig auf ein chinesisches Thema
gestoßen. Der exotische Esprit dieser Noten hat den jungen Weber so fasziniert,
dass er daraus gleich eine chinesische Ouvertüre gemacht hat, die in der
originalen Gestalt leider nicht mehr erhalten ist. Fünf Jahre später aber hat
Weber dann in Ludwigsburg eine Schauspielmusik geschrieben zu Schillers
Turandot, ein tragikomisches Märchen nach Gozzi, und was lag bei diesem Sujet
um die chinesische Prinzessin Turandot näher als diese chinesische Ouvertüre
wieder aufzugreifen. Schillers Turandot hat sich nie so richtig durchgesetzt, und
auch Webers Musik ist heute kaum präsent. Die Ouvertüre aber ist wirklich
originell oder in den Worten des Komponisten Weber: „Trommeln und Pfeifen
tragen die seltsame, bizarre Melodie vor, die dann, vom Orchester ergriffen, in
7
verschiedenen Formen, Figuren und Modulationen festgehalten und ausgeführt
ist. Gefälligen Eindruck kann es nicht hervorbringen; aber ein ehrenwerth
gedachtes Characterstück mag es sein.“
Nun, den Wert dieser Musik erkannt, hat Paul Hindemith, der diese TurandotOuvertüre aufgegriffen hat, eben in den besagten symphonischen
Metamorphosen, vier Sätze über Themen von Carl Maria von Weber. Die
Turandot-Musik ist der zweite Satz, eine Musik, die Hindemith übrigens nur vom
Klavier her gekannt hat: in seinem Nachlass hat sich jedenfalls ein 4-händiger
Klavierauszug dieser Musik erhalten und natürlich war da der Ehrgeiz noch größer,
diese Musik für schwarz-weiße Tasten in eine große farbige Partitur zu verwandeln
– im Sinne der sinfonischen Metamorphose, oder wie Hindemith das formuliert
hat:
Er habe „die Musik Webers leicht gefärbt und ein bisschen schärfer gemacht – es
sei ein wirkliches Vergnügen, sie zu sehen und zu hören“
Musik 7
Track 2
8.03‘‘
Paul Hindemith
Turandot, Scherzo, der 2. Satz aus den Symphonischen Metamorphosen von
Themen von Carl Maria von Weber
NDR-SO, Ltg. Christoph Eschenbach
Ondine 1214-2
Absage…aus den Symphonischen Metamorphosen von Paul Hindemith uraufgeführt worden ist diese Musik am 20. Januar 1944 in New York und nach
dem Zweiten Weltkrieg wurde diese Weber-Bearbeitung eines der erfolgreichsten
Orchesterstücke von Hindemith. Gleich bei seinem allerersten Konzert wieder in
Deutschland hat Hindemith es selbst dirigiert: am 10. Oktober 1948 - hier in
Baden-Baden.
So, nach dieser furiosen Musik ziehen wir jetzt den Regler ein bisschen nach
unten: bei der folgenden Metamorphose müssen wir jedenfalls schon etwas
genauer hinhören, um in der monotonen Welt der Minimal Music, die
über den amerikanischen Komponisten Philipp Glass gesagt hat: „Bei Phil Glass
sei es ein bisschen wie bei einer Zugfahrt einmal quer durch Amerika: Wenn Sie
aus dem Fenster sehen, scheint sich stundenlang nichts zu verändern, doch wenn
sie genau hinsehen, bemerken Sie, dass sich die Landschaft sehr wohl verändert
– langsam, fast unmerklich.“
„Metamorphosis“ – so heißen einige Klavierstücke von Philipp Glass, komponiert
1988 und inspiriert durch die Erzählung „Die Verwandlung“ von Franz Kafka. Die
Metamorphose Nummer 1 aus diesem Album ist bei Sience Fiction Fans richtig
bekannt geworden, denn diese Nummer wird in einer Episode der Neuverfilmung
von Battlestar Galactica gespielt, eine Mega-Serie aus Kanada und den USA in
vier Staffeln und da erzählt in einer kleinen, aber berührenden Episode die
8
Kampfpilotin Kara "Starbuck" Thrace, dass ihr Vater dieses Stück komponiert und
gespielt habe: Metamorphosis One
Musik 8
Philipp Glass
Metamorphosis 1
Jeroen van Veen, Klavier
7’00
Begonnen haben wir die Musikstunde heute mit dem Hummelflug, der
Verwandlungsmusik aus der Märchenoper vom Zaren Saltan, am Ende lassen wir
nun einen ganzen Schwarm Wespen schwirren. Schon Aristophanes kannte diese
stechenden Insekten und in seiner antiken Komödie „Die Wespen“ geben die
fliegenden Tierchen nicht gerade ein positives Bild ab: Schon die alten Griechen
kannten die Vorstellung, dass Wespen aggressiv werden, wenn in ihr Nest
gestochen wird – und in diesem Sinne mutiert eine Gruppe von Richtern in dieser
Komödie zu einem aggressiven Wespenschwarm…
In gediegenem Alt-Griechisch kam diese Komödie dann anno 1909 in Oxford auf
die Bühne. So traditionsbewusst diese Aufführung in Oxford auch gewesen sein
mag, ganz modern und aktuell ist die Bühnenmusik gewesen, Musik aus der Feder
von Ralph Vaughan Williams – das prominenteste Stück aus dieser
Schauspielmusik ist die fulminante Ouvertüre, da schwirren zu Beginn die Streicher
und bei richtigem Tempo beginnt sogar die Luft aggressiv zu flimmern…Weitere
Flugobjekte findet man dann in der Partitur eigentlich nicht, das Ganze erinnert
mit den breiten und farbigen Bläsern vielmehr an Filmmusiken der frühen 20ziger
Jahre. „Die Wespen“ von Ralph Vaughan Williams hier mit dem London
Philharmonic Orchestra. Am Pult: Vernon Handley
Musik 9
10’05
Ralph Vaughan Williams
The Wasps
London Philharmonic Orchestra, Ltg.: Vernon Handley