Angetextet mit "Die Laudatio des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller zur Verleihung des Landesverdienstordens." ‚Das Weib schweige im Gottesdienst.‘ Dieser Satz aus dem Korintherbrief gehört zu den Schriftstellen der Bibel, die heute unweigerlich Protest hervorrufen. Und in der Tat: Man muss kein Kirchenrebell sein, um dem Heiligen Paulus bei dieser Ansicht nicht folgen zu können. Die Kirchengeschichte hat viele Beispiele, bei denen Frauen in der Kirche den Herren der Schöpfung tüchtig die Leviten gelesen oder einfach nur ihren Glauben in tätige Hilfe umgesetzt haben. Ob Friederike Sittler jemals wirklich in der Kirche oder im Gottesdienst geschwiegen hat, ist nicht bekannt. Sicher ist aber, dass sie sich regelmäßig zu Wort meldet, wenn es um die Kirche, um Glauben und um Religion geht. Da kommt die Journalistin mit allen ins Gespräch, die sie zwischen Himmel und Erde trifft. Seit 2002 ist sie Leiterin der Redaktion Kirche und Religion im rbb und berichtet fundiert und anschaulich über Gott und die Welt. Im Christentum ist die aus Westfalen stammende katholische Theologin besonders zu Hause und auch für sie persönlich ist immer klar, dass sich Christsein auch in der Praxis bewähren muss. Die Verpflichtung zur Nächstenliebe nimmt sie so ernst, dass sie sich neben ihrer Tätigkeit in Rundfunk und Fernsehen der Aktion ‚Laib und Seele‘ verschrieben hat – und zwar mit ‚Leib und Seele‘! Im Team mit Sabine Werth, die bereits Trägerin des Berliner Verdienstordens ist, und der Berliner Tafel, den Kirchen und dem rbb hat sie diese Aktion aus der Taufe gehoben und eine Lebensmittelverteilung ins Leben gerufen, bei der mehr als 1.200 Ehrenamtliche in über 45 Ausgabestellen rund 45.000 Menschen pro Monat versorgen. Man kann sich also nur wünschen, dass sich Friederike Sittler auch künftig nicht an irgendein Schweigegebot hält. Liebe Frau Sittler, ich freue mich, Ihnen nun den Verdienstorden des Landes Berlin übergeben zu dürfen.
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