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Teil 5 Schluss
Am 16.03.1945 erfolgte ein letzter Jabo-Angriff auf Rimlingen. Es sollte der bislang
schwerste Angriff werden. Im Ortsteil Algäu wurden viele Häuser total zerstört, keines blieb
unbeschädigt. An der Kirche gingen alle Fenster zu Bruch. Das Dach wurde halb abgedeckt.
Das Haus von Peter Reinert neben der Kirche ging in Flammen auf und brannte aus. Das
zweigeschossige Wohnhaus mit Stall und Scheune von Margaretha Meiers im Algäu wurde
durch 2 Bombentreffer vollständig zerstört. Im Keller ihres Hauses Schutz suchend überlebten
die Bewohner nur durch besonders glückliche Umstände. Soldaten gruben die verschüttete
Familie wieder aus. Neben dem Verlust ihres Hauses musste Frau Meiers auch den Tod des
Familienvaters und 5 ihrer Brüder beklagen. Alle waren an der Front gefallen. Mitten in der
Straße in Höhe des Hauses von Schwarze-Paulus hatte eine Bombe ein riesiges Loch
aufgerissen.
Weiter wurden folgende Häuser schwer beschädigt: Das Haus von Franz Klein
(unbewohnbar); das Haus von Franz Paulus (nur der hintere Hausteil war noch bewohnbar);
das Haus von Josef Zimmer (die Familie wohnte noch in 1-2 Zimmern); das Haus Heuser war
stark beschädigt wie auch das Haus von Vinzenz Mertes; das Haus Riga war totalzerstört.
Dass keine Toten zu beklagen waren grenzte an ein Wunder. Viele der Rimlinger
Dorfbewohner waren allerdings von den Soldaten vorgewarnt worden. Sie hatten in ihrer
Funkstation, die im Birkwald stand, einen Funkspruch der Amerikaner mit der Aufforderung
zur Kapitulation erhalten. Die Führung im Divisionsstabbunker meldete, dass sie weiter
kämpfen und sich nicht ergeben wolle. Daraufhin erfolgte der Angriff. Nach dem Angriff
suchten die Soldaten am Abend des 16.03. dann doch noch zum Glück für Rimlingen das
Weite. Einige wenige blieben und gerieten in amerikanische Gefangenschaft. Die meisten
Leute waren vor dem Angriff nach Honteshaus geflüchtet.1 Hier suchten sie Schutz in den 3
Stollen, in denen schon viele von ihnen seit Wochen hausten.
Am 16.03.1945 wird über Bewegungen von Teilen der 26. US-Infanteriedivision des
Generalmajors Willard Paul gemeldet: „Die 26. Division drückt südlich in Richtung Merzig;
sie macht Saarhölzbach und Mettlach feindfrei.“ Am 17.03.1945 überquerte das 261.
Infanterieregiment der Division unter Oberst William E. Carraway die Saar in der Nähe von
Menningen und nahm die Höhe südlich von Merzig. In der Stadt gab es keine Kämpfe mehr.
Die Amerikaner stießen nach Osten vor.2 Am 16.03.1945 eroberten die Amerikaner Losheim.
Von Serrig und Zerf kommend rollten die Panzer des Generals Patton vor und besetzten in
den nächsten Tagen den Hochwaldraum.
1
Alois Zimmer beobachtete den Angriff von Honteshaus aus, ca. 20 Jabos sollen angegriffen
haben.
2
CHRISTOFFEL Edgar, Krieg am Westwall 1944/45, S. 525.
Ehemaliges Kriegerdenkmal auf dem Rimlinger Friedhof
Die Nacht vom 16.03.1945 auf den 17.03.1945 blieb in Rimlingen ganz ruhig. Der Einmarsch
der Amerikaner erfolgte dann am 17.03.1945. Zuerst wurde das Dorf von Panzern umstellt.
Dann kam die Infanterie von Bachem aus an der Kopp vorbei und auf der anderen Seite am
Friedhof entlang. Nun besetzten sie den Ort. Mit vorgehaltener Schusswaffe marschierten sie
links und rechts der Straße. Ich sah einen deutschen Soldaten mit erhobenen Händen vom
Stollen im Losheimer Weg zur Straße gehen. Hinter ihm ging ein Amerikaner, der ihn immer
wieder nach vorne stieß. Die Zivilbevölkerung musste sich an verschiedenen Stellen im Ort
sammeln. Die Leute im Bachemer Weg waren in der Wirtschaft Schütz und wurden von einem
Soldaten bewacht. Dieser rauchte 2 Zigaretten gleichzeitig und aß Schokolade. Dann nahm er
Herrn Baltes aus Merzig mit vorgehaltenem Karabiner die Uhr ab. Herr Baltes nahm die
Taschenuhr ab und übergab sie mit Kette und Schlüssel.3
3
Augenzeugenbericht von Helmut Schiffmann
Die Leute aus Honteshaus kehrten ins Dorf zurück. So auch Alois Zimmer. Als er die ersten
Häuser des Dorfes erreicht hatte, wurde er von einem Schuss in der Schulter getroffen.
Die Bewohner rund um die Kirche mussten alle zur Brücke. Die Amerikaner standen hier mit
Maschinengewehren. Die älteren Leute wurden in die doch sehr in Mitleidenschaft gezogene
Kirche getrieben. Wir Mädchen mussten in die Scheune von „Hisselisch“ (Familie Schmidt).
Dort warteten wir und wären vor Angst bald gestorben. Uns wurde kein Leid angetan. Die
Amerikaner hatten 4 Geiseln genommen: Mein Vater Peter Kasper, meine Brüder und
„Frantzen Vater“ (Weiand). Die vier standen auf dem Platz an der Brücke. Sollten sich noch
Soldaten im Dorf befinden, hätte man die Geiseln dafür verantwortlich gemacht und sollten
erschossen werden. Schon wollte man die Geiseln mit einem LKW abtransportieren, als
Kaplan Eberhard beim Kommandanten der Amerikaner intervenierte. Er konnte englisch und
bot sich selbst als Geisel für das ganze Dorf an. Der Kommandant akzeptierte und die vier
wurden frei gelassen. Aber die Soldaten waren schon abgezogen und der Kaplan wurde auch
nach Hause geschickt Wir Mädchen blieben bis 6 Uhr in der Scheune. Dann durften wir in
Gruppen in verschiedene Häuser. Ich ging ins Haus Lauer, die mit uns verwandt waren. Erst
am Abend durften wir nach Hause. Es wurde eine Ausgangssperre erlassen. Die galt auch für
die nächsten Tage Nach 6 Uhr durfte sich niemand mehr auf der Straße aufhalten.4
Der Krieg in Rimlingen war zu Ende.
4
Augenzeugenbericht von Marianne Klauck, geb. Kasper
Auszug aus:
Hans Peter Klauck
(unter Mitarbeit von Helmut Schiffmann)
Krieg in Rimlingen
1914-1918
1939-1945
Die Gefallenen und Vermissten
130 Steiten, viele Fotos
erscheint im Novemer 2004
dvg-Verlag, Großrosseln
Preis: 11.90 Euro + Porto u. Versand
Bezugsquellen:
dvg-Verlag, Ludweilerstr. 125, 66352 Großrosseln
Hemut Schiffmann, Rimlinger Str. 48, 66679 Rimlingen
Hans Peter Klauck 06831/83128