Jetzt wird das Brot aus heurigem Mehl gebacken

Jetzt wird das Brot aus heurigem Mehl gebacken
Gutschein an den Käufer des „erschte hüürige Brot“ übergeben
Gut zweieinhalb Monate ist es nun her, seit der Thaler Weizen geerntet wurde. Nun wird das
erste Brot aus Mehl dieses Weizens verkauft.
Der für den Normalbürger doch ziemlich ungewöhnliche Tagesrhythmus der Bäcker ist
gemeinhin bekannt. Diesen ungewöhnlichen Rhythmus leben natürlich auch die beiden
Bäcker Anton Nick in Matzendorf und Walter Flückiger in der Klus. Will man dann also den
Weg des ersten Brötchens, welches aus diesjährigem Mehl gebacken wurde, verfolgen, so
muss man früh aus den Federn. Von den Thaler Weizenfeldern gelangten die Körner einst in
die Landi nach Oberbipp, von dort zur Mühle nach Lotzwil und – nunmehr als Mehl – in die
Bäckereien Nick und Flückiger. Der erste Sack des heurigen Mehls wurde bei Walter Flückiger
in der Klus abgeliefert und schliesslich zu Mütschli verarbeitet. Und eben diese Mütschli
warteten nun frühmorgens auf ihren Käufer.
„Ich habe eine treue Stammkundschaft, und die schätzen es sicher auch, dass sie Brot
kaufen, das auch wirklich aus der Region stammt“, erklärt Walter Flückiger an jenem Morgen
in seinem Tea-Room, und die Stammkunden pflichten „Walti“ nickend bei. Einer der
Stammkunden, der morgens auf dem Arbeitsweg noch Brötchen holt, ist der Kestenholzer
Patrick Sägesser. Er war der glückliche Käufer des „ersten hüürigen Brotes“, der den
Gutschein über zweihundert Franken der so-natürlich GmbH aus den Händen der Verkäuferin
Maria Baumgartner entgegen nehmen durfte. Auf die Frage, ob er denn gewusst habe, dass
seine Mütschli aus Thaler Weizen gebacken wurden, gibt er unumwunden zu, dass er von
dem Projekt des Thaler Brotes zwar schon gehört habe, allerdings nicht gewusst habe, was
es genau damit auf sich habe. Jetzt wo er weiss, dass er mit dem Kauf seiner Mütschli nicht
einfach nur den Bäcker in der Region, sondern eine ganze Produktionskette bis hin zum
Landwirt unterstützt, hat er natürlich eine ganze Reihe von Argumenten, auch in Zukunft
seine Pausenbrötchen nicht beim Grossverteiler, sondern in der familiären Atmosphäre des
Dorfbäckers zu kaufen.
Die Grossverteiler gaben auch in der anschliessenden Diskussion noch zu reden. „Der Druck
ist enorm“, erklärt Walter Flückiger. „Seit der Einführung der Mehrwertsteuer ist es uns
wegen des Konkurrenzdrucks und den tiefen Preisen beim Grossverteiler nicht gelungen,
diesen Mehraufwand zu decken“, resümiert er die Entwicklung der letzten Jahre. Das von
viTHAL ins Leben gerufene Projekt mit dem Thaler Brot ist für den Bäcker also nicht nur ein
Beitrag zur gesunden, regionalen Ernährung der Bevölkerung, sondern auch eine Chance,
mit den regionalen Produkten auf dem hart umkämpften Markt bestehen zu können. Es
bleibt zu hoffen, dass der Einsatz der beiden Thaler Bäcker auf beiden Gebieten – sowohl im
Bestreben um eine gesunde Ernährung als auch im Kampf gegen Bauern- und Lädelisterben
– reichlich Früchte tragen wird.
Die beiden Bäckereien Flückiger in der Klus und Nick in Matzendorf verwenden für die
Herstellung ihrer Backwaren ausschliesslich Thaler Mehl. Was auf den ersten Blick nicht
sonderlich aufregend klingt, ist einerseits für die Schweiz wohl einzigartig, andererseits gar
nicht so einfach, wie man meinen könnte. In einer vierteiligen Serie erzählten wir, wie aus
dem Thaler Getreide Thaler Brot wird.
Legende Foto:
v.l.n.r.: Maria Baumgartner (Bäckerei Flückiger), Patrick Sägesser (Gewinner Wettbewerb),
Walter Flückiger, Stefan Müller (viTHAL)