Stockholm University St

Erfahrungsbericht
Studiengang:
Semester:
Gastuniversität:
Stadt:
Land:
Volkswirtschaftslehre - Bachelor
HWS 2015
Stockholm University
Stockholm
Schweden
Die Erfahrungsberichte werden von Studierenden verfasst und spiegeln nicht die Meinung der
Universität Mannheim wider. Jeder Bericht wird vor der Veröffentlichung geprüft; die Universität behält
sich das Recht zur Kürzung vor.
Aus Spam- und Datenschutzgründen werden Name und E-Mail-Adresse des Verfassers nicht im Internet
veröffentlicht. Bei Interesse an weiteren Informationen kann das Akademische Auslandsamt eine
Anfrage an den Verfasser des Berichts versenden, in welcher dieser gebeten wird, sich mit dem
Interessenten/der Interessentin in Verbindung zu setzen.
1. Vorbereitung (Planung, Organisation und Bewerbung bei der Gasthochschule) und Ankunft
Nach der Platzzusage durch den Fachbereich wird man von der Universität Mannheim sehr
schnell angemeldet. Anfang Mai meldet sich die Stockholmer Universität und schickt eine
Reihe von Formularen und Infoblättern. Der Kontakt mit der Stockholmer
Austauschkoordinatorin verlief stets schnell, freundlich und unkompliziert.
Ende Mai bekommt man eine Mail, die darüber informiert wie man sich für Wohnheimplätze
bewirbt. Man hat bis Mitte Juni Zeit, sich darum zu kümmern. Bis Ende Juni bekommt man
anschließend Bescheid, ob man einen Platz bekommen hat. Bekommt man einen Platz, muss
man innerhalb von zwei Wochen die erste Rate der Miete überwiesen haben.
Spätestens zu dieser Zeit sollte man sich auch um einen Flug kümmern, da Flüge zum
Wohnheimeinzugstermin tendenziell schnell ausgebucht sind. Ich habe mich für einen Flug
von Frankfurt zum Stockholmer Flughafen Arlanda entschieden und bin mit SAS geflogen.
Insgesamt verlief die gesamte Vorbereitung aber sehr entspannt, da man von allen Seiten über
alle Fristen o.Ä. informiert wird und auch genug Zeit bleibt, alles innerhalb dieser Fristen zu
erledigen.
2. Unterkunft (Kosten, Unterbringung allgemein, etc.)
Ich hab mich entschieden bei der Wohnheimlotterie teilzunehmen, was ich aufgrund der
angespannten Wohnungssituation in Stockholm auch jedem dringend empfehlen würde.
Ich hatte das Glück, nicht leer auszugehen und bekam das Wohnheim Fjällräven genannt
Fjällis zugewiesen. Dies war nicht meine Erstwahl, aber ich war froh, überhaupt etwas
bekommen zu haben. Fjällis ist das teuerste Wohnheim, es liegt etwas außerhalb der
Innenstadt und man benötigt ungefähr 25-30 Minuten zum Campus Frescati. Dafür bekommt
man aber sehr gut ausgestattete Zimmer mit privater Kochnische, privatem Bad und einem
eigenen Balkon mit schöner Aussicht auf die umliegende Natur. Da man nicht zwangsläufig
jeden Tag in die Uni muss wie in Mannheim, hält sich der tägliche Fahrtaufwand auch in
überschaubaren Grenzen. Das Wohnheim kostet für das gesamte Semester rund 20000 SEK.
Das sind ungefähr 2120 Euro. Bei knapp fünf Monaten vor Ort macht das einen
Monatsmietpreis von ungefähr 420 €. Das ist sicherlich viel im Vergleich zu Mannheim, aber
sehr günstig für Stockholmer Verhältnisse. Darüber hinaus ist ein Supermarkt in Fußnähe und
sehr viel Natur, so dass man gut joggen gehen kann.
3. Studium an der Gasthochschule
Grundsätzlich ist das Semester in Stockholm in zwei Perioden unterteilt. Deshalb hat man
optimaler Weise zwei Kurse je Periode. Nach jeder Periode werden die beiden Kurse schriftlich
geprüft. Eine Klausur dauert in Stockholm grundsätzlich 180 Minuten, so dass jeder die Zeit
hat, alles was er weiß (und mit der Frage zu tun hat) sauber und in Ruhe zu Papier zu bringen.
Im Vergleich zu Mannheim sicherlich eine entspanntere Prüfungssituation. Der Fokus der
Kurse liegt viel mehr als in Mannheim auf wissenschaftlichen Papern, die vor und nach jeder
Vorlesung gelesen werden sollen. Das Kursniveau würde ich als etwas niedriger als in
Mannheim einschätzen, wobei die Professoren einen engeren Kontakt zu ihren Studenten
pflegen als Mannheimer Professoren.
Trotz niedrigerem Kursniveau würde ich sagen, dass das Lernen in Stockholm intensiver ist, da
man sich länger und detaillierter mit den Themen auseinander setzt und genug Zeit bekommt
die Dinge vollständig zu verstehen, da man keine Übungen oder Tutorien hat.
Der Kurs Financial Economics wurde in diesem Semester das erste Mal gehalten. Der Professor
ist ein sehr kompetenter Junior-Professor, der den Kurs auf durchgängig sehr hohem Niveau
gehalten hat. Sowohl mathematisch als auch inhaltlich deckte der Kurs vieles ab. Allgemein
war er aber eher anwendungs- als theoretisch orientiert.
Der Kurs behandelt allgemeine Themen wie CAPM, Bond Pricing und die Efficient Market
Hypothesis. Er bietet einen interessanten Einblick und eine interessante Einführung in die
Thematik. In diesem Kurs muss man ein Problem Set bearbeiten, dass einem eine Extrafrage in
der Klausur erspart und daher definitiv bearbeitet werden sollte. Grundsätzlich finde ich den
Kurs sehr empfehlenswert.
Der Kurs Intermediate Development Economics wird ebenfalls von einem sehr guten JuniorProfessor gelehrt, der (zumindest bei mir) ein sehr großes Interesse an den Themen geweckt
hat. Er war sehr engagiert und lieferte viele Beispiele und Paper aus der jüngeren Forschung.
Der Kurs behandelt allgemein Themen zum Verständnis von Armut. Man bekommt vor der
Klausur die Möglichkeit eine Präsentation zu halten, die 10 Minuten lang ist und ein
allgemeines Thema der Entwicklungsökonomie behandelt. Die Punkte werden anschließend
zur Klausurpunktzahl addiert und daraus ergibt sich die Gesamtnote. Man sollte diese
Möglichkeit durchaus nutzen. Grundsätzlich finde ich den Kurs sehr empfehlenswert.
Der Kurs Labour Market Economics wird von zwei Professoren gehalten. Das Niveau in diesem
Kurs würde ich als niedrig bezeichnen, da die mikroökonomischen Modelle kaum über das
Niveau von Mikro A/B hinausgehen. Ansonsten ist der Kurs relativ interessant. Man sollte sich
aber dennoch überlegen, ob man ihn belegen möchte.
Der Kurs International Economics wurde dieses Semester erstmals von einem Professor des
IFN (Institutet för Närvlingsförskning) gehalten. Allgemein behandelt der Kurs eher die
mikroökonomische Seite von Handel. Dies ist nicht zwangsläufig uninteressant, bietet aber
auch keinen großen Mehrwert, wenn man die Mikroökonomik A/B in Mannheim schon gehört
hat. Das Kursniveau war höher als in Labour Economics, aber wäre in Mannheim sicherlich
höher gewesen. Dennoch kein schlechter Kurs mit sympathischem Professor, der sehr (!) gut
erklären kann und einem das Zuhören leicht macht. Grundsätzlich empfehlenswert.
Der erste Schwedisch-Sprachkurs, der kostenfrei angeboten wird, findet in einem großen
Hörsaal statt, was aber kein großes Problem ist, da man dennoch viel Material zur Verfügung
gestellt bekommt, die Sprache selbst zu erlernen.
Der zweite Kurs ist wesentlich kleiner (~15-20) dadurch kommt mehr Interaktion zu Stande. Es
ist aber sehr lehrer-abhängig, ob das positiv oder negativ ist.
4. Alltag und Freizeit
In Schweden empfiehlt es sich grundsätzlich, eine Kreditkarte zu haben, da Bargeld eigentlich
nur von Touristen benutzt wird (in manchen Läden wird teilweise überhaupt kein Bargeld
akzeptiert!). Ich habe mich im Vorfeld für die DKB Studenten- Kreditkarte entschieden, mit
der ich stets sehr zufrieden war.
Grundsätzlich ist vieles sehr viel teurer als in Deutschland, aber mit der Zeit bekommt man
heraus, was man wo und wann kaufen muss, damit man nicht deutlich zu viel ausgeben muss.
Es gibt nämlich auch Läden wie Lidl in Stockholm, auch wenn diese nicht zwangsläufig in
unmittelbarer Nähe zum Wohnheim liegen.
Sicherlich ist ein Semester in Stockholm teurer als in Mannheim, aber wenn man unnötig
teure Einkäufe vermeidet, kann man mit dem gleichen Budget wie in Mannheim plus dem
Erasmus-Stipendium auskommen.
Kulturschocks sind aufgrund der geringen Entfernung zu Deutschland nicht zu erwarten, auch
wenn manches etwas entspannter abläuft als in Deutschland. An die Sprache gewöhnt man
sich relativ schnell, da sie sehr ähnlich zum Deutschen ist und somit zumindest die meisten
Schilder und Warnhinweise mit etwas Phantasie verstanden werden können.
Das Wetter ist sicherlich ein wichtiger Punkt, wenn man in Schweden das Wintersemester
verbringen möchte. Grundsätzlich sei gesagt, dass jedes Vorurteil über kurze Tage und
Eiseskälte tatsächlich zutrifft, man sich im Vorfeld aber dennoch gut darauf vorbereiten kann
und es im Endeffekt nicht so schlimm ist, wie es klingt.
Reisen sollte man so viel wie möglich am Anfang des Semesters, da man dann aus
akademischer Sicht noch die meiste Zeit dafür hat und das Wetter auch noch angenehm und
warm ist. Besonders empfehlenswert sind Ausflüge nach Uppsala, Inseln in den Stockholmer
Schären (insbesondere Sandhamn oder Vaxholm sind schöne Inseln), Mariefred (eine kleine
typisch schwedische Stadt) und natürlich Stockholm selbst. Gute Wochenendreisen sind Riga,
Kiruna, Oslo, Kopenhagen oder St. Petersburg. Ansonsten kann man sich auch sehr gut
Studentenvereinigungen für Reisen anschließen, muss jedoch beachten, dass die Reisen sehr
schnell ausgebucht sind, und man sich deshalb sehr schnell anmelden sollte.
Zum Weggehen am Abend empfiehlt sich die Gegend rund um Östermalm oder Södermalm,
auch wenn die Clubs teilweise unverschämt teuer sind, bieten sie in der Regel eine gute
Qualität an Musik und anderem. Typische Erasmus – Parties werden von ESN veranstaltet und
lohnen sich teilweise auch (oftmals sehr(!) voll).
Stockholm an sich ist definitiv eine Reise wert. Dort ein halbes Jahr zu leben ist
natürlich umso schöner. Die Menschen dort sind grundsätzlich sehr freundlich, warmherzig
und hilfsbereit. Es spricht auch jeder (vom Kassierer über den Busfahrer bis zum Klempner)
ein verständliches Englisch, so dass eine Kommunikation problemlos möglich ist. Dennoch
sollte man so schnell wie möglich ein gewisses Grundvokabular an Schwedisch aufbauen,
damit man auch einfachste Alltagssituationen auf Schwedisch meistern kann.
5. Fazit (beste und schlechteste Erfahrung; Abschlusswort an Ihre Nachfolger)
Alles in allem ist es eine sehr gute Idee, sein Auslandssemester in Stockholm verbringen zu
wollen. Die Universität genießt einen herausragenden Ruf. Die Stadt ist eine der schönsten
und sichersten weltweit. Die Menschen sind sehr freundlich. Ich denke, dass Stockholm eines
der schönsten Austauschziele unseres Fachbereichs ist und man sollte sich von den (wahren)
Gerüchten über ein hohes Preisniveau nicht abschrecken lassen.
An der ausländischen Partnerhochschule besuchte Kurse:
KursKurs
bezeichnung
EC2108
Financial Economics
Credits
Bemerkungen
7,5
Anerkennung an der
Universität Mannheim
ja
-
EC2302
Intermediate Development Economics
7,5
ja
-
EC2301
International Economics
7,5
ja
-
EC2102
Labor Market Economics
7,5
ja
-
Swedish for international Students – Course 1
(4,5)
-
Swedish for international Students – Course 2
(7,5)
-
Massenveranstaltung,
dennoch empfehlenswert, da
man das Gröbste der Sprache
lernt.
Kleinere Gruppe (~20); sehr
viel Interaktion, was dem
Niveau deutlich auf die
Sprünge hilft. Ich habe es
nicht bereut, auch wenn der
Kurs immer spätabends war.
Man nimmt sehr viel mit und
die Atmosphäre war stets
konstruktiv (Kursniveau ist
aber sehr lehrerabhängig)
Summe
30