Warum ich eine Leica Monochrom für totalen Unsinn erachte

Der SW-Modus - oder - Warum
ich eine Leica Monochrom für
totalen Unsinn erachte
11.000 Euro für eine Kamera und ein 35mm Objektiv mit einer
1.4er Blende. Für viele etwas „erschreckendes“, für viele aber
auch was ganz normales. Genau so viel muss man für eine
aktuelle Leica M Monochrom (6.800€) und ein Leica Summilux-M
35 1.4 ASPH (4.200€) auf den Tisch legen und bekommt dafür
eine Kamera, die an edlem Aussehen und Markengeilheit kaum zu
überbieten ist. Die Leica M Monochrom liefert einem zudem im
wahrsten Sinne des Wortes „die Reduzierung auf das
Wesentliche“ und lässt sogar die Farbe aus dem Sensor weg und
liefert einem reine Schwarz-Weiß-Aufnahmen auf die
Speicherkarte. Farbfotos sind nicht möglich mit dieser Kamera.
Diese Kamera ist nun mit dem zweiten Release mit einem 24
Megapixel Sensor auf den Markt gekommen und ziert fast alle
aktuellen
Fotozeitschriften.
Sicher
eine
der
vieldiskutiertesten und gleichzeitig begehrtesten Kameras
schlechthin. Reizt mich diese Kamera? Auf jeden Fall! Kaufe
ich mir diese Kamera? Auf keinen Fall!
Warum reizt mich eine solche Kamera?
Eine Leica ist für einen Fotofuzzy immer ein positiver Reiz.
Ich habe lange, wirklich lange und intensiv mit einer
digitalen Leica M9 und einer analogen Leica M6 gearbeitet und
habe beide geliebt. Die Langsamkeit ist erstaunlich
Effektivitätssteigernd in der Fotografie. Widerspricht sich
das nicht? Nein, das tut es nicht, denn die Konzentration beim
Fotografieren auf das Motiv und die Grundeinstellungen wie
Fokus, Blende und Ausschnitt ist bei keiner anderen Kamera
(zwangsweise) so hoch wie bei einer Leica M.
Warum kaufe ich mir eine solche Kamera nicht?
Das sogar die Farbe aus dem Sensor verbannt wird, ist in
meinen Augen eher ein Marketing-Gag und eine gewollte
Reduzierung für die es meines Erachtens keinen Grund gibt und
genau da fange ich an, die legendäre und geschichtsträchtige
Marke Leica aus Wetzlar innerlich auszulachen. Das diese
Leica, die in meinen Augen künstlich kastriert wurde, dann
noch so viel Geld kostet, ist in meinen Augen als Marketer
durchaus nachvollziehbar, aber als Nutzer einer Kamera die für
mich Ergebnisse liefern muss, wiederum nicht akzeptabel. Auch
nicht, obwohl diese Kamera so verdammt edel daherstrahlt.
Wenn, dann wäre eine „normale“ Leica M in meinen Augen die
bessere Wahl. Gegen diese sprechen aber leider wieder genug
andere Gründe in meinen Augen, denn von der Bildqualität her
haben andere die Leicas schon länger überholt. Ich möchte
betonen das dieser Beitrag hier keinesfalls ein Leica-Bashing
sein soll, sondern vielmehr meine Gedanken zur Leica MMonochrom und dem SW-Modus anderer „normaler“ Kameras erklären
soll. Leica baut gnadenlos gute Objektive und auch die Kameras
sind vom allertfeinsten in der Mechanik und in der Haptik. Da
wird eine Canon, Nikon, Sony, und die anderen leider nie
herankommen.
Alternativen? Gibt es diese?
Aber hallo, und wie es diese gibt! Eindeutig Ja. In Sachen
„Anfass-Gefühl“ leider nein, wie ich oben im letzten Absatz
schon erwähnte, aber in Sachen Ergebnisse, die die Werkzeuge
liefern soll, gibt es sehr wohl Alternativen und meines
Erachtens sogar deutlich bessere. Es ist ja kein Geheimnis
mehr, das ich in den vergangenen 18 Monaten zum echten SonyFan und Verfechter der Alpha-A7-Serie geworden bin. Die Sony
der A7-Serie sind meines Erachtens sehr gute und vielseitigere
Alternativen zur Leica-M-Serie. Der eingebaute elektronische
Sucher ist erstklassig und muss nicht erst als Aufstecksucher
angesteckt werden. Die Rausch-Armut der Sensoren ist deutlich
fortschrittlicher und die Adaptierbarkeit der Leica Linsen an
dieses System (und auch der anderen sehr guten Linsen anderer
Hersteller…) mit der ausgezeichneten Fokussierhilfe, namens
Focus-Peaking, macht die A7-Serie zu einer sehr ernsten
Alternative zum Leica M-System.
Da mich das Reduzieren auf reine Schwarz-Weiß-Fotos (wie bei
der Leica M-Monochrom) schon sehr reizte, habe ich mir in den
letzten Tagen, die ich ja nur spazierend oder liegend (auf
keinen Fall sitzend) verbringen durfte, mit dem SW-Modus
meiner Sony A7R beschäftigt.
Die nachfolgenden Bilder sind alle Out-of-the-Cam-Jpegs und
lediglich über Lightroom auf 1000px Kantenlänge verkleinert
worden. Die Bilder sind entweder auf meiner Couch oder bei
einem kleinen Spaziergang um den See entstanden nach einem
Arztbesuch.
Alle Bilder sind mit der Sony A7R und dem Sony Zeiss Distagon
35 1.4 (meines Erachtens das beste Objektiv der Welt!)
aufgenommen worden mit den folgenden SW-Modus-Einstellungen:
Man
kann
mit
den
Einstellungen
die
Wirkung
und
die
kamerainterne Bearbeitung der Schwarz-Weiß Aufnahmen deutlich
beeinflussen. Ich habe mich ganz bewusst für die harte und
scharfe Variante mit +3 bei den Kontrasten und +2 bei der
Schärfung entschieden. Mir gefallen diese harten Schwarz-WeißBilder so am besten.
Das schöne an diesem Modus ist, das man reine Schwarz-WeißJpegs bekommt und zeitglich die echten (und im Falle meiner
Sony eben auch farbigen) RAWs auf die Speicherkarte geliefert
bekommt, wenn man JPG fine+RAW als Bildmodus auswählt.
Was ist der Vorteil der von mir verwendeten Kombination?
Nun zum einen ganz klar die Vielseitigkeit des Systems.
Autofokus, wenn man will, Farbe, wenn man diese will,
Rauscharme Fotos bis in die hohen ISO Bereiche, Dynamikumfang
wie bei kaum einer anderen Kamera und eben auch den extrem
guten Sucher neben der extremen vielfältigen Adaptierfähigkeit
des E-Mount-Bajonetts und der am Markt erhältlichen Adapter
mit der man ganz sicher jedes auf diesem Planeten gebaute
Objektiv inkl. einer Salami an das Bajonett adaptieren kann.
Dennoch kann ich das System so einstellen und mich auf das
wesentliche Konzentrieren. Mit der von mir verwendeten Sony
Zeiss Distagon 35 1.4 Linse habe ich einen echten Blendenring
und das pure Fotografiegefühl.
Einen nicht unerheblichen Vorteil mölchte ich nicht unerwähnt
lassen, der Preis! Mit der Kombination vin Sony A7R (1.599€)
und dem Sony Zeiss Distagon (1.699€) komme ich auf eine
Investition von 3.298 Euro und ich spare damit sanfte 7.702
Euro mit denen ich viel Farbe in mein Leben bringen kann. Wer
schon nur Schwarz-Weiß-Bilder mag braucht doch viel Farbe im
echten Leben, oder?
Ich werde den Schwarz-Weiß-Modus weiterhin nutzen und
weiterhin damit experimentieren und mich weiterhin sehr
glücklich und zufrieden mit meinem Sony System der Aufgabe des
Bildermachens widmen.
Dennoch möchte ich betonen, das ich die Leica Kameras und
besonders deren Objektive als sehr hochwertig erachte und es
durchaus eine Daseinsberechtigung für dieses System gibt,
zumindest für die Kameras die auch Farbe können. Das ich in
diesem Blogbeitrag Apple mitg Windows, ähhh Äpfel mit Birnen
verglichen habe ist mir durchaus klar, aber besteht unser
ganzes Leben nicht aus Äpfel und Birnen?
Schöne Grüße – Euer Fotofuzzy – Jörg Langer
p.s.: Diesen Beitrag habe ich an meinem neuen Stehtisch
geschrieben… ich lasse mich so schnell nicht unterkriegen…