LITERATURVERLAG DROSCHL www.droschl.com Roger Caillois Patagonien und weitere Streifzüge »Den wahren Dimensionen der Erde ausgeliefert, gezwungenermaßen achtsamer auf die Natur und weniger bedrängt durch seinesgleichen, findet der Mensch sich, ohne daß er es weiß, auf subtile Weise befreit.« In diesen zum ersten Mal auf deutsch vorliegenden Essays umkreist Caillois eines seiner wichtigsten Themen, die so ephemere Anwesenheit der Spezies Mensch auf der Erde, von verschiedenen Seiten: sei es die ungeheuer abweisende Landschaft Patagoniens, seien es die Ebenen und Einöden des äußersten Südens Argentiniens, die wuchernden Dschungel Amazoniens oder die Steppen Sibiriens, aber auch surrealistische Objekte wie eine eigenartig bemalte Schneiderpuppe oder Albrecht Dürers rätselhafter Stich »Melencolia« bzw. die Beschäftigung des Malers mit Mineralien. Und hinter all dem entdeckt er in der äußersten Reglosigkeit der »toten Gesteine« die Wunder und Dynamiken eines anderen Lebens, Explosionen und Turbulenzen, die den Wundern der menschlichen Kunst vielleicht sogar überlegen sind – nicht nur an Dauer, sondern auch an Schönheit. Caillois’ Schreiben ist streng und aufs Äußerste verdichtet: »An jenem Tag, an dem ich diese Notizen veröffentlichte, nicht ohne sie vorher von jedem anekdotischen oder malerischen Detail gereinigt zu haben, um meinen Seiten die Kargheit jener Landschaft zu verleihen, an jenem Tag wurde ich zum Schriftsteller wider Willen.« Von der Überlegenheit der menschenleeren Landschaften, der großen Ebenen und der Schönheit der Steine Roger Caillois (1913 – 1978) war 1935/36 Mitbegründer sowohl des Collège de Sociologie (mit Georges Bataille) als auch der antifaschistischen Gruppierung Contre-Attaque (mit André Breton) und ging 1939 für die Zeit des Zweiten Weltkriegs nach Argentinien; danach machte er als Herausgeber und Lektor sowohl Jorge Luis Borges, aber auch Pablo Neruda, Miguel Ángel Asturias, Victoria Ocampo oder Die Handschrift von Saragossa von Jan Potocki in Frankreich bekannt. Er war Soziologe (Der Mensch und das Heilige, 1939; Die Spiele und die Menschen: Maske und Rausch, 1958), Philosoph, Literaturkritiker und -theoretiker und vereinte sehr früh natur- und kulturwissenschaftliche Interessen. Bei Droschl erschien 2004 Die Schrift der Steine. © Gallimard/Jacques Robert Aus dem Französ. und mit Nachbemerkungen von Rainer G. Schmidt Essay 66 Dt. Erstausgabe 2016 128 Seiten, 17,5x11,5 cm, kt. ISBN 978-3-85420-974-4 18 €.– Literaturverlag Droschl A-8043 Graz Stenggstraße 33 Telefon +43/316/32-64-04 Fax +43/316/32-40-71
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