Pläne werfen Fragen auf - ver.di | Landesbezirk Niedersachsen

Sparkasse Göttingen
16.01.2016
Groner Tor: Pläne werfen Fragen auf
Sparkassen-Zentrale mit fünf Büros für drei Vorstände – inklusive Duschen / Hald:
„Keine Fusion geplant“
Von Michael Brakemeier
Noch Großbaustelle: Am Groner Tor soll 2018 die neue Sparkassen-Zentrale eröffnet werden.Foto: Pförtner
Göttingen. Die Sparkasse Göttingen will 2018 am Groner Tor ihre neue Zentrale beziehen. Nach
Unterlagen, die dem Tageblatt vorliegen, befindet sich die Vorstandsetage künftig im fünften
Obergeschoss. Zwei Details fallen dabei auf: Für das derzeitige Vorstandstrio sind fünf
Vorstandsbüros geplant. Und: Jedes Büro ist mit einer sogenannten „Nasszelle“, einem kleinen
Badezimmer, ausgestattet.
„Wir sind eins“, diesen Slogan hatte Sparkassenchef Rainer Hald in seiner Rede beim SparkassenEmpfang am Dienstag vor den anwesenden 1100 Gästen immer wieder angeführt. Ein Blick auf die
geplante Vorstandsetage der neuen Sparkassen-Verwaltung am Groner Tor lässt allerdings anderes
vermuten: „Wir sind bald fünf.“
In einer dem Tageblatt vorliegenden Ergänzung zum Brandschutzkonzept sind im obersten Stockwerk
fünf Vorstandsbüros – zwischen 41 und 46 Quadratmeter groß – eingezeichnet. Jedes ist mit einer
rund fünf Quadratmeter großen Nasszelle ausgestattet, vorgesehen ist darin jeweils eine Dusche. Das
größte der fünf Büros liegt in der süd-östlichen Ecke des Neubaus. Zum Vorstandsbereich gehören
außerdem zwei Vorstandssekretariate, ein Foyer und ein knapp 100 Quadratmeter großer
Sitzungsraum.
„Es gibt noch keine abschließende Raumplanung“, kommentiert Sparkassenvorstand Rainer Hald die
eingereichten Pläne. Der „exakte Flächenbedarf“ liege erst in etwa zwei bis drei Monaten vor. „Wo
der Vorstand einmal sitzen wird, wissen wir noch nicht“, sagt Hald. „Der obere Bereich wird
mitnichten so aussehen.“ Ob die Bäder künftig eine Dusche haben werden, sei ebenfalls offen. Es
werde aber die Möglichkeit dazu geben, so Hald.
Mit der Planung des Neubaus ist die Göttinger EBR Entwicklungsgesellschaft gemeinsam mit der
DAL Bautec beauftragt. Diese hätten den Auftrag, „ein zukunftsfähiges Gebäude zu planen, welches
auch sich ändernde Rahmenbedingungen der nächsten Jahre und Jahrzehnte berücksichtigt“, heißt es
in einer schriftlichen Antwort von Michael Rappe, Leiter der Direktion Vorstandsreferat und
Kommunikation, auf eine Tageblatt-Anfrage. Die Details der Raumbedarfsplanung hierzu würden von
den Fachbereichen der Sparkasse bearbeitet, stünden aber noch nicht fest. Eine Erörterung oder
Entscheidung dieser Konzepte habe es daher im Sparkassen-Vorstand noch nicht gegeben. Erst mit
Abschluss der Raumplanung für alle Bereiche des Neubaus könne die endgültige Entscheidung zum
zukünftigen Standort des Vorstandes erfolgen. Mit der EBR hat die Sparkasse, nachdem sich der
Verwaltungsrat im September 2014 für den Neubau ausgesprochen hatte, einen Festpreis vereinbart.
Das Investitionsvolumen der Sparkasse beträgt insgesamt 50 Millionen Euro. „Für den Bauantrag
wurden der EBR durch die DAL – so wie es üblich ist – möglichst hohe Anforderungen an Klima,
Lüftung und Sanitär gestellt, um bei künftigen Planungsänderungen möglichst keine Nachträge
erforderlich zu machen“, heißt es aus der Sparkassen-Vorstandsetage. Bedeutet übersetzt: In das
Gebäude ist „alles reingestopft worden, was geht“, sagt Hald.
Die DAL Bautec ließ eine Tageblatt-Anfrage, ob Bäder und Nasszellen inzwischen zur
Standardeinrichtung von Sparkassenzentralen gehören, unbeantwortet. Michael Schier, Sprecher des
Sparkassenverbandes Niedersachsen, gibt an, dass über die Ausstattung von Sparkassengebäuden
„jede Sparkasse in eigener Verantwortung“ entscheidet. Informationen, wie die Sparkassengebäude im
Lande ausgestattet sind, habe der Landesverband daher nicht. Hald schloss aus, dass die möglichen
fünf Vorstandsbüros, die in den Plänen auftauchen, etwas mit einer möglichen Fusion der Göttinger
Sparkasse mit weiteren südniedersächsischen Sparkassen zu tun haben. „Es gibt keine Pläne“, sagte
Hald. Überlegungen zu Fusionen seien ausschließlich Aufgabe der Träger von Sparkassen. In
Göttingen ist das der Sparkassenzweckverband, an dem Stadt und Landkreis zu gleichen Teilen
beteiligt sind. „Für die Träger stellen deshalb Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler und Landrat
Bernhard Reuter klar, dass es keine Planungen für eine Fusion gibt“, heißt es in der schriftlichen
Antwort der Sparkasse auf die Tageblatt-Anfrage.
Andere Signale gibt es dazu aktuell aber aus den Reihen des Verwaltungsrates: Mit der Fusion der
Kreise Göttingen und Osterode liege eine Fusion der Sparkassen in den nächsten Jahren nahe. Als
weiteres Kreditinstitut könnte die vergleichsweise kleine Sparkasse in Bad Sachsa hinzustoßen. Vor
dem Hintergrund von Fusionsgesprächen zwischen den Sparkassen in Hildesheim, Peine, Goslar,
Gifhorn und Wolfsburg sowie den Sparkassen Hameln und Weserbergland werde auch eine Fusion in
Südniedersachsen kommen, heißt es aus Kreisen des Verwaltungsrates, dem außer Landrat und
Oberbürgermeister Rats- und Kreistagsmitglieder angehören. An den Sitzungen nehmen auch
Beschäftigten- und Gewerkschaftsvertreter teil.
„Wir sind eins“, hatte Sparkassenchef Rainer Hald beim Sparkassen-Empfang gesagt.
KOMMENTAR
Zimmer frei
DAL Bautec
Von Uwe Graells
▶ Fünf Zimmer mit fünf Nasszellen für drei Vorstände – das nennt man wohl bauen mit Weitsicht.
Und im noch jungen Jahr gibt es für die Kommunalwahl im Herbst völlig überraschend ein Thema mit
reichlich Zündstoff: die Sparkassenfusion.
Im neuen Großkreis Göttingen gibt es noch fünf eigenständige Häuser und mit Northeim eine weitere
Sparkasse direkt vor der Tür. Wer soll ab wann in den fünf Zimmern sitzen? In Osterode, Duderstadt,
Bad Sachsa und Hann. Münden werden die Verantwortlichen abwiegeln und die lokale Flagge hissen.
Verständlich, denn kein Kommunalpolitiker, kein Verwaltungsrat wird ein paar Monate vor der
entscheidenden Kommunalwahl am 11. September verkünden, dass angesichts der wirtschaftlichen
Rahmenbedingungen eine Fusion und damit die Aufgabe der Selbstständigkeit die sinnvollste Lösung
wäre.
Auf lange Sicht geht kein Weg an weiteren Zusammenschlüssen vorbei. Das klassische
Geschäftsmodell der Sparkassen und Banken ist durch die lange Niedrigzinsphase massiv unter Druck,
und der nach den Wirrungen der Bankenkrise 2009 von der Politik platzierte Verbraucherschutz
fordert personalintensive Beratungen und Verwaltungsaufwände. Eine große Sparkasseneinheit für
Südniedersachsen wird irgendwann kommen. Nein, sie muss sogar kommen.
Die Diskussion zur jetzigen Zeit ist allerdings taktisch das Schlimmste, was passieren konnte. Die
Raumpläne für die Vorstandsetage sind nun öffentlich. Die Verantwortlichen für den Neubau am
Groner Tor hätten wissen müssen, dass eine solch weitreichende Botschaft mit dem Einreichen der
Pläne bei den Behörden nicht unbemerkt bleiben kann. Dass die Benennung der Zimmer mit fünf
Vorstandsräumen durchrutscht, ist ein Anfängerfehler – von der Tatsache, dass auch noch jeder sein
eigenes kleines Bad mit Dusche bekommt einmal ganz abgesehen.
Bei der DAL Bautec handelt es sich um ein bundesweit tätiges Unternehmen der SparkassenFinanzgruppe. Die Kernaufgabe liegt in der Umsetzung von Baumaßnahmen bei Sparkassen. Sie hat
nach eigenen Angaben bundesweit mehr als 180 Sparkassengebäude realisiert. mib