Referat von Daniel Oberholzer, Dozent Fachhochschule

Einführung in das Konzept der Funktionalen Gesundheit
Vom Modell zum Konzept der Gelingenden Teilhabe
FHNW und comparta AG © – D.Oberholzer / C. Oberholzer
17.03.2016
Die Entwicklung des Konzepts der Funktionalen Gesundheit
ICIDH / ICIDH-2 (Int. Classification of Impairment,
Disability and Handicap)
Krankheitsfolgenmodell; störungs- und defizitorientierten
Ansatz
Internationale
Klassifikationen
ICD-10 und DSM V
Klassifikation und
Diagnoseinstrument
Das Modell der Funktionalen Gesundheit
Individuelle Lebens- und
Entwicklungssituation
International Classification of
Functioning, Disability and
Health ICF
Klassifikationsinstrument
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Das Modell zum Konzept der Funktionalen Gesundheit - Functioning
Individuelle Lebens- und Entwicklungssituation
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Die normative Setzung zum Modell
Funktionale Gesundheit
Individuelle Lebens- und Entwicklungssituation
Definition:
Ein Mensch gilt dann als funktional gesund, wenn
er möglichst kompetent und mit einem möglichst
gesunden Körper an möglichst normalisierten
Lebensbereichen teilnimmt und teilhat
Behinderung ist…
Definition:
Ein Mensch gilt dann als behindert, wenn er aus
etwelchen Gründen nicht in der Lage ist, möglichst
kompetent und möglichst gesund, an möglichst
normalisierten Lebensbereichen teilzunehmen und
teilzuhaben
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Das Modell als Arbeitsinstrument in der Konzeption der Funktionalen
Gesundheit
Körperfunktionen /strukturen
Aktivitäten
Teilhabeorte
Personenbezogenen
Faktoren
Umweltfaktoren
Gesundheit
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Erfassen – Ordnen – Klären – Verstehen – angemessene Hilfe leisten
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Die neu gewonnene Ziel und Wirkungsorientierung
Individuelle Lebens- und
Entwicklungssituation
Normative Setzung:
Jeder Mensch soll die
Möglichkeit haben,
möglichst kompetent und
gesund, an möglichst
normalisierten
Lebensbereichen
Normative Setzung:
teilzunehmen und
teilzuhaben.
Mitbestimmte und
gleichberechtigte
Teilhabe
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Fokus Empowerment
Ziel jeder Hilfeleistung ist die Selbstbefähigung zur kompetente Teilhabe
Selbstbefähigung meint, einem Menschen die Möglichkeit bieten, sich selbstsicher,
selbstbewusst, selbstbestimmt oder auch selbständig zu erleben
Selbständigkeit heisst aber nicht, dass Menschen alles alleine machen müssen
Jeder Mensch hat ein Recht auf Hilfe
Empowerment meint, Kompetente Teilhabe durch kompetente Unterstützung
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Was meint kompetente Teilhabe – Der dreifache Kompetenzbegriff
Personenbezogene Qualitäten
Stabilität und Sicherheit
Wertschätzung und –schöpfung
Vielfalt
gute Lebensenergie
Qualitäten des Raumes
Möglichst ‘normalisierte’
Teilhabebedingungen, welche
sich am Lebens- und am
Entwicklungsalter der
TeilnehmerInnen orientieren
Kompetente Teilhabe von der Person
aus gesehen
Kompetente Teilhabe vom Raum
aus gesehen
Persönlichkeitsentwicklung als Kompetenzentwicklung
Regelbezogenes Leben
Was darf / soll gemacht werden und was nicht?
• Das Angebot von Aktivitäten und
Teilhabemöglichkeiten
• Das Angebot von Gestaltungsmöglichkeiten
• Entwicklung einer stabilen und positiv besetzten
Selbstkonzeption (Psychologisches Selbst /
Körperselbst)
• Personbezogene Kompetenzen
• Handlungskompetenzen
• Kognitive Kompetenzen u.a.
Qualitäten der Hilfe
• ‘Choreograph’
• Stellvertretung für (ohne Person)
• ‘Assistenz’ (im Auftrag von…)
• Begleitung (MIT)
• Beratung (TIP)
• Kulturvermittlung (VOR)
• Mediation (VER-)
• Fürsorge (FÜR/GEGEN)
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Kompetente Begleitung / Hilfe
Teilhabebezogene Begleitung und Unterstützung
• Die Teilhabemöglichkeiten kennen
• Die Teilhabemöglichkeiten aufzeigen
• Selbstverantwortung (den Willen) stützen
• Informationen geben, beim Lernen helfen
• Beim Üben helfen
• Beim Können helfen
• Fürsorge
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Beschreibung und Bewertung der Teilhabe (Funktionalen Gesundheit) und
Definition der Hilfen zur Kompetenten Teilhabe
Raumkonzept
Teilhabekonzept
Beschreibung und Bewertung der Kompetenten Teilhabe
beschreibt die individuelle Teilhabe an den definierten Teilhabeorten im Lebenslauf
beschreibt die Qualität der personbezogenen Kompetenzerfahrungen
beschreibt die Qualität der raumbezogenen Kompetenzen
beschreibt die Qualität des Zusammenspiels von person- und raumbezogener
Kompetenzentwicklungen
Bewertet die Kompetente Teilhabe in Bezug auf das Lebens- und Entwicklungsalter
Modell der Funktionalen
Gesundheit (Landkarte) als
Instrument zur Entwicklung
und Rekonstruktion von
Lebens- und
Entwicklungssituationen
(Landschaften)
Beschreibung der notwendigen Begleitung und
Hilfen
beschreibt die notwendigen Hilfen, die zur kompetenten Teilhabe notwendig sind und die
Formen der Realisierung.
beschreibt die Ausrichtung der Hilfen (personbezogen; teilhabeortebezogen;
wechselspielbezogen)
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Lebensbereiche
Übersicht über die Teilhabechancen
Raum- und Teilhabekonzept
Beschreibung und Erklärung der Lebensbereiche und Aktivitätenmuster
Nicht normalisierte Räume und Muster müssen begründet und immer wieder reflektiert werden
Ausgerichtet auf das Ziel:
Funktionale Gesundheit – Teilhabe und Kompetenzentwicklung durch Empowerment
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Beispiel Raum- und Teilhabekonzept eines Angebotes
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Die Erarbeitung der Raum-und Teilhabekonzepte –
Alltag wahrnehmen und reflektieren
Kooperation und Mitbestimmung in den Alltag miteinbeziehen
Das Konzept der Teilhabe meint:
alltägliche Aktivitäten
alltägliche Kooperationen
Mitbestimmung und Wahlmöglichkeiten
soziale Rollen
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Zusammenhang von Raum-und Teilhabekonzepten und ‘Teilhabeplanung’
Vorlage Einrichtung / Organisation
Alle erfassten Räume (und weitere) können
in einer einrichtungsspezifischen
Raumübersicht (Lebensbereichsanalyse)
dargestellt werden
Vorlage Abteilung / Angebot / Gruppe wird für sich erstellt oder
aus Vorlage Organisation übernommen und auf Abteilung / Angebot/ Gruppe
angepasst
Hier findet die Reflexion des Angebots statt. Ggf. werden Anpassungen und
Weiterentwicklungen notwendig
Alle erfassten Räume (und weitere) können in einer angebotsspezifischen
Raumübersicht (Lebensbereichsanalyse ebene Angebot) dargestellt werden
Hilfen
Personenbezogene Einschätzung der Teilhabe Teilhabeplanung (‘Wertschätzungsanlass’)
Vorlage von Abteilung / Angebot/ Gruppe wird
übernommen . Die relevanten Tätigkeiten werden
gekennzeichnet sowie die erfüllten Erwartungen. Zum
Schluss werden die für die Teilhabe und Person
bedeutsamen Hilfeleistungen beschrieben.
Die für eine Person wichtigen Teilhabe-Räume können in einer personenspezifischen
Raumübersicht (Lebensbereichsanalyse) dargestellt werden. Die effektive Teilhabe wird raumund personenkompetenzbezogen beschrieben und bewertet (Integrationsanalyse) und mit den
notwendigen Hilfen in Bezug gesetzt
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‘Teilhabeplanung’ – Teilhabebezogen (statt förderorientiert) / verständlich
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Grundsatzentscheide
Die traditionelle Förderplanung wird durch eine personbezogene Teilhabeplanung
ersetzt
Teilhabeplanung heisst,
• zusammen mit dem betreffenden Menschen werden die
Teilhabemöglichkeiten angeschaut und auf ihre Normalisierung
reflektiert
• zusammen mit dem betreffenden Menschen wird die effektive
Teilhabe an den verschiedenen Teilhabemöglichkeiten angeschaut
und in Bezug auf die kompetente Teilhabe reflektiert
(personbezogen und raumbezogen)
• zusammen mit dem betreffenden Menschen wird die Hilfe definiert,
die für die kompetente Teilhabe nötig ist
Die Teilhabeplanung findet mit und in der Teilhabeorientierten Prozessgestaltung statt
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Verfahren und Instrumente der teilhabeorientierten Prozessgestaltung und
Dokumentation – die alltagsbezogene Prozessgestaltung (PGS A)
Die Dokumentation der alltagsbezogenen Prozessgestaltung bezieht sich auf die
konzeptualisierte Teilhabe und bildet kompetente Teilhabe aus dem Alltag ab.
Teilhabebereichs- und sozialraumorientierte Prozessgestaltung
Person
Alltagsbezogene und
empowermentgestützte
Prozessgestaltung
Hilfe
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Die Aufgaben der teilhabebezogenen Prozessgestaltungen
Die Prozessgestaltung PGS A
bezieht sich auf die Alltagssituationen.
Alltägliche Teilhabemöglichkeiten werden raumbezogen in
den Raum- und Teilhabekonzepten beschrieben.
Alltagsbezogene und empowerment-gestützte
Prozessgestaltung
Die PGS A gibt Orientierung über die alltägliche kompetente
Teilhabe einer Person und beschreibt kontinuierlich, welche Hilfen
diese zur kompetenten Teilhabe braucht.
Dieser Hilfebedarf gliedert sich in einen Grundbedarf (Teilhabe) und
einen Veränderungsbedarf.
Die Prozessgestaltung hat also die Aufgabe, die persönliche Teilhabe
festzuhalten und verständlich zu machen. Dies betrifft auch den
Hilfebedarf der Person.
In Teilhabedokumenten oder zusammenfassenden Teilhaberückblicken
wird die Teilhabe beschrieben und bewertet.
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Verfahren und Instrumente der teilhabeorientierten Prozessgestaltung –
die teilhabe- und sozialraumorientierte Prozessgestaltung (PGS TS)
Teilhabebereichs- und sozialraumorientiert
Lebensbereichsübergreifend
Teilhabe-Management
Teilhabe- und Sozialraumorientierte Prozessgestaltung
Person
Alltagsbezogene und empowerment-gestützte
Prozessgestaltung
Alltagsbezogene und empowerment-gestützte
Prozessgestaltung
Hilfe
Alltagsbezogene und empowerment-gestützte
Prozessgestaltung
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Die Aufgaben der PGS TS und TM
Die Prozessgestaltung TS
(teilhabebereichsspezifisch und sozialraumorientiert)
hat zum einen die Funktion eines Standorts. Gemeinsam mit dem/der
KlientIn und Bezug nehmend auf die Teilhabedokumentation wird
die Lebens- und Entwicklungssituation in ausgewählten
Lebensbereichen differenziert beschrieben und mit Blick auf die
Funktionale Gesundheit bewertet.
Auch die PGS TS soll Orientierung bieten –
in einem biographischen wie zukunftsgerichteten Focus.
Sie ist als wertschätzende Auseinandersetzung mit der Teilhabe
zu verstehen.
Wird die personenbezogene Prozessgestaltung auf die gesamte
Lebens- und Entwicklungssituation angewandt, wird sie
zum Teilhabe-Management, also zur PGS TM.
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Teilhabe-Management
Alltagsbezogene und empowermentgestützte Prozessgestaltung
Alltagsbezogene und empowermentgestützte Prozessgestaltung
Alltagsbezogene und empowermentgestützte Prozessgestaltung
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Zusammenfassung - die Teilhabeorientierte Prozessgestaltung
Die teilhabeorientierte Prozessgestaltung ist das zentrale Verfahren
• zur Beschreibung und Gestaltung der Angebote
• zur Realisierung der teilhabebezogenen Hilfen
• zur Bewertung und Weiterentwicklung der Angebote und der individuellen Teilhabe
Diese unterscheidet eine auf die Funktionale Gesundheit ausgerichtete,
empowermentgestützte Alltagspraxis (PGS A),
sowie ein Teilhabe-Management, welches auf den Erhalt oder die Verbesserung der
Funktionalen Gesundheit in einem bestimmten Teilhabebereich (PGS TS) oder auf die
gesamte Lebenssituation einer Person ausgerichtet ist (PGS TM).
Die Prozessstruktur ist bei beiden Prozessgestaltungen gleich. Die Verfahren erfüllen
aber andere Aufgaben.
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