Nach Mary Shelley in der Bühnenfassung von Anne Hertel

Kommando:
Spitz Bube
Nach Mary Shelley in der Bühnenfassung von Anne Hertel
Kommando: Spitz Bube
Idee, Entstehung und Träger 3
Inszenierung 4
Inhalt und Figuren 5
Chor und Bühnenbild 6
Die Idee
Wir wollten ein Stück machen…
Ein Stück nach unseren Vorstellungen und dabei einen Ort schaffen, an dem wir uns
probieren, ausdrücken, voranschreiten, unsere Grenzen suchen und überschreiten
können. Eine unabhängige Gemeinschaft, in der jeder Interessierte seinen Platz
einnehmen kann und wo am Ende ein Stück von jedem Einzelnen auf der Bühne steht. Also
gründeten wir, Benjamin Janzen und Paul von Mikulicz, 20 Jahre alt, das Projekt
„Kommando: Spitz Bube“, um der Idee einen Namen zu geben. Der Spitzbube steht hierbei
für Entschlossenheit und den Willen etwas Eigenes und Anderes zu machen, aber auch für
Spaß und ein Fünkchen Schabernack. Die Verantwortung verteilt sich auf die Schultern, die sie tragen
können und wollen.
Die Grundidee: ein mobiles Ensemble. Egal in welcher Stadt, es gibt immer junge
Menschen mit Zeit und Willen etwas zu schaffen. So gibt es für jeden Bereich einer
Inszenierung junge „Laien“, die ihre Grenzen und Fähigkeiten erfassen wollen, sei es im
Bereich Bühnenbild, Schauspiel, Choreographie, Musik, Pädagogik, Dramaturgie oder Regie.
Allerdings fehlen diesen Menschen die nötigen Rahmenbedingungen, um ihre Begabungen und die
Grenzen ihres Könnens auf einem professionellen, selbständigen Level auszutesten und
weiterzuentwickeln. Seit Benjamin und ich diese Inszenierung planen, haben wir schon einige finden
können, die den Prozess unterstützen und mitmachen möchten.
Wir wollen Mary Shelley’s Klassiker „Frankenstein“ auf die Bühne bringen. Frankensteins
Schöpfung soll aber nicht als missglücktes, hässliches Monster dargestellt werden, sondern
als eine bildhübsche, idealisierte Frau.
Wer wir sind:
Kennengelernt haben wir uns 2013 als Teilnehmer bei TheaterTotal. Während dieser Zeit
stellten wir fest, dass wir gerne zusammenarbeiten und uns ergänzen. Benjamin
organisierte in den letzten Monaten selbständig die Inszenierung von Ibsens „Wildente“ in
Bielefeld und führte Regie. Die Inszenierung erhielt erstaunlich positive Rezensionen, vor
allem da nur „Laien“ an der Produktion beteiligt waren. Motivation und Hingabe der
Darsteller, eine exakte Vorstellung des Regisseurs und das fein herausgearbeitete
Bühnenbild verliehen der Inszenierung ihren Charme. Diese Motivation in allen Bereichen
wollen wir übernehmen, um auch „Frankensteins Monster“ diese Professionalität zu
verleihen. Während der Inszenierung pflegten wir einen regen Austausch, entschieden uns
dann nach der Premiere ein gemeinsames Stück auf die Beine zu stellen.
TheaterTotal als Träger
Schirmherr unseres Projektes ist der Alumniverein von TheaterTotal in Bochum.
TheaterTotal ist ein europaweit einzigartiges Theaterausbildungsprojekt, das jährlich bis
zu 30 jungen Erwachsenen die Möglichkeit bietet, in einer zehnmonatigen Ausbildung
professionellen Dozenten die verschiedenen Bereiche des Theaters von Schauspiel, Regie,
Gesang und Tanz bis hin zu Bühnen- und Maskenbildnerei und Kulturmanagement sowie
Licht- und Tontechnik kennen zu lernen. Höhepunkt der Ausbildung ist eine dreimonatige Tournee,
die durch die Herkunftsorte der TeilnehmerInnen führt. So kommt man pro Jahrgang auf ca. 55
Aufführungen. Der Alumniverein unterstützt Menschen wie uns, die nach der Ausbildung bei
TheaterTotal den Schritt in die Selbstständigkeit wagen wollen.
Inszenierung, Austausch und Tournee
Mit der Inszenierung soll eine Plattform geschaffen werden, die es jungen Menschen ermöglichen
soll, ihre Leidenschaft und Fähigkeiten auszuleben. So hat eine Freundin von uns, die Dramaturgin
werden möchte, aus dem Originaltext eine Stückfassung angefertigt, womit sie die Grundlage für
unsere Arbeit geschaffen hat. Auch in den anderen Bereichen wie der Musikalischen Leitung,
Chorarbeit, Schauspiel, Bühnenbild oder der Organisation gibt es viele, die sich einbringen und Teil
des Projektes werden wollen.
Unser derzeitiges Team
Regie und Bühnenbild : Benjamin Janzen
Regieassistenz: Paul von Mikulicz
Dramaturgie: Anne Hertel
Musikalische Leitung: Paul Langer
Gesang: Artur Skrzypek
Design und Technik: Lennart Weski
Zudem würden wir gerne eine kleine Tournee zu organisieren. Hierbei soll der Fokus
hauptsächlich auf Schulen liegen, da wir in der Inszenierung Thematiken wie
Schönheitsideale, Pornographie, alltägliche Vernetzung via Internet und die
Persönlichkeitsentwicklung im digitalen Zeitalter thematisieren wollen. Wir wollen gerade
junge Menschen, die in die Generation Smartphone hineingeboren wurden, zu kritischem
Denken und Handeln anregen und mit ihnen über Themen wie Rollenklischees und Sexismus
diskutieren.
So soll es nach den Aufführungen Aussprachen mit Schülern geben oder abseits davon in
Workshops zu Schauspiel, Regie oder Musik. Den Schülern soll Mut gemacht werden, über
den Tellerrand zu schauen, eigenständig zu arbeiten und vielleicht sogar eigene Projekte
zu planen. Es könnte auch eine Bereicherung bei der Orientierung nach dem
Schulabschluss darstellen.
Die Inszenierung soll nicht als etwas Externes wahrgenommen werden, sondern soll den
Schülern und Inszenierenden die Möglichkeit bieten einen Austausch auf allen Ebenen
stattfinden zulassen. So würden wir auch gerne Teil des Unterrichts sein, ob Schauspiel, Regie,
Technik, Organisation oder Stückarbeit. Unsere Erfahrungen teilen und über die Zusammenarbeit ein
genaueres Bild unseres Publikums auch hinsichtlich der Tournee gewinnen. Denn Theater,
das Selbstbewusstsein auf einer Bühne zu stehen oder sich in der intensiven Arbeit zu
öffnen, tut jedem gut.
Inhaltlicher Überblick
Der unscheinbare Agent Victor Frankenstein entdeckt das Mädchen Ellé und sieht in ihr
seine Chance auf Erfolg und Ruhm. Diese entwickelt sich schnell zu einer populären
Schönheit, die in allen Medien großen Erfolg feiert. Auch Frankenstein wird durch seine
„Schöpfung“ ein rasanter Aufstieg zuteil. Als sie jedoch von Victor schwanger wird, gerät
sein Konzept ins Wanken. Er überzeugt Ellé von einer Abtreibung als einzig
vernünftigen Ausweg. Bei einer Pressekonferenz berichtet Victor von der tragischen
Fehlgeburt des ungeborenen Kindes. Ellé, die nicht fassen kann, wie Victor in der
Öffentlichkeit die Tatsachen verdreht, klagt ihn noch während der Pressekonferenz an und
macht so die Wahrheit publik. Die Geschichte um die Abtreibung und darauf folgende
Trennung schlägt große Wellen in den Medien. Beide werden zu Geächteten. Victor bleibt
nichts anderes übrig als bei seinem besten Freund Henri unterzutauchen.
Ellé, die weiterhin nur auf ihre oberflächliche Hülle reduziert wird, sucht nach einiger Zeit
der Einsamkeit erneut Kontakt mit Victor. Sie sieht bei einer Party in Henris Wohnung die
perfekte Gelegenheit für eine Aussöhnung. Victor ist inzwischen mit Elisabeth, in
welche er sich während seines Aufenthaltes bei Henri verliebt hat, verlobt. Als Ellé dann
noch Andeutungen einer möglichen Schwangerschaft hört, bringt sie, getrieben von
Enttäuschung und Wut, Elisabeth um. Als Victor die Mörderin anklagen will, macht diese
ihn seiner Unglaubwürdigkeit bewusst und drängt ihn, Henri des Mordes zu verdächtigen.
Nach dessen Verurteilung steht Victor vollkommen allein da. Ellé sieht sich nicht nur mit
Mord und ihrem ungeborenen Kind, sondern auch mit ihren zerplatzten Wunschträumen
konfrontiert. In einem letzten Gespräch mit Victor deutet sie ihren Selbstmord an, doch
wie ihre Geschichte ausgeht bleibt offen.
Figurenkonstellation
Victor Frankenstein
ein junger Agent, gelangweilt und scheinbar perspektivlos. Er strebt nach oberflächlichem
Erfolg. Seine Angst vor Veränderung und das nicht Eingestehen von Fehlern treiben ihn in
den Ruin.
Ellé
eine schöne junge Frau, unsicher und unscheinbar. Sie wird von Victor entdeckt und
genießt darauf folgende Aufmerksamkeit und Popularität. Sie wird zum willigen Spielball,
was sie unattraktiv und langweilig werden lässt. Zuerst schiebt sie die entstandene
Tragödie auf Victor. Schlussendlich bekennt sie sich zu ihrer Schuld.
Henri
Bester Freund von Victor, herzlich und umsichtig.
Als moralisch denkender Mensch heißt er viele von Victors Machenschaften nicht gut, steht
ihm jedoch in emotionaler Hinsicht immer zur Seite. Victors Erfolg ist nicht ohne Henris
Beistand zu denken. Mit Henri wird in diesem Stück das Ideal einer stabilen Persönlichkeit
gezeichnet. Er ist nicht auf Oberflächliche Anerkennung angewiesen.
Elisabeth
Hernis Schwester, Victors spätere Verlobte. Eine solide Frau. Eher weltlichen Dingen
zugewandt. Für Victor stellt sie eine unkomplizierte Frau dar. Das eindeutige Gegenstück
zur attraktiven aber aufwendigen Ellé.
Elisabeth ist auf ihre derbe, trockene Art ebenfalls einer der stabilen Charaktere des
Stückes.
Der Pianist
Eine komische Rolle, der man sein Herz ausschütten kann und die unter dem Deckmantel
der Narrenkappe Wahrheit sprechen kann. Er gibt immer wieder musikalische Kommentare
Chor
Der Chor besteht aus vier Menschen in grauen Anzügen, die oftmals eine kommentierende
Funktion einnehmen oder aber in den Szenen als Spielpartner dienen. In letzterer
Möglichkeit nimmt der Chor die Rolle der Öffentlichkeit ein und überhöht die Reaktionen
derselben sowohl humoresk als auch dramatisch. So kann er in der einen Szene eine
Verfolgungsjagd betreiben, in der nächsten schon durch ein munteres Lied zur guten
Stimmung einer Feier beitragen. Somit rückt auch die Wechselhaftigkeit der öffentlichen
Meinung ins Licht.
Der Chor funktioniert fast ausschließlich als Kollektiv. Einzelne Personen treten nur
vereinzelt bspw. Als Nachrichtensprechen, Barkeeper etc. hervor. Diese Rollen
funktionieren über Stereotypen, nicht über Charakterarbeit. Der Chor funktioniert also
über handlungsbasiertes Spiel und bietet den Darstellern Aktion geladenes Schauspiel und
eine große Bandbreite an Emotionen, die sie ausspielen können. Ziel für das Stück ist, dass
eine organische Vierertruppe entsteht, die mit ihrem Spaß an der Sache und ihre Energie
maßgeblich zum Gelingen des Stückes beitragen und immer wieder neuen Wind in die
Szenerie bringen.
Bühnenbild
Der Bühnenraum ist komplett in weiß gehalten. Der Boden ist weißer Tanzboden, die
Seitenwände sollen schräg nach hinten verlaufende weiße Vorhänge sein, die Rückwand eine weiße
Wand, die leichtem Gegendruck standhält, so dass man sich bspw. dagegen lehnen kann.
Einzige weitere Elemente des Bühnenbilds sind zwei rollbare weiße Stellwände (2,5 X 2 m)
hinter denen jeweils ein rollbares Podestelement von 1,2 m Höhe über Treppenstufen
begangen werden kann. Diese werden sowohl mit der Wand, als auch den Podesten zur
Vorderseite zeigend verwendet. So können Menschen, hinter der Wand auf dem Podest
stehend, nur zur Hälfte eingesehen werden. Sind die Wände andersherum aufgestellt
entstehen, durch die auch sonst weiße Umgebung, beinahe hügelähnliche Gebilde.
Des Weiteren verwenden wir einen Beamer. Dies geschieht auf zweierlei Weise: Zum Einen
werden Fachbook- Profile, live Fotobearbeitung und kurze Video Sequenzen direkt auf die
Rückwand projiziert, zum Anderen ist der Beamer unser einziges Mittel, mit dem wir die
Szenerie farbig gestalten. Die Stellwände bieten uns die Möglichkeit Dinge nicht nur auf die
Rückwand, sondern auch auf Flächen im Raum zu projizieren. Für öffentliche Interviews
etc. werden sich die Charaktere in einen dafür eingeblendeten Rahmen begeben. Ganze
Settings werden nicht durch Requisite, sondern durch Projektion erzeugt. Das Bühnenbild
wird nur durch sehr wenige Requisiten ergänzt. Der Fokus liegt entweder auf der
Darstellung der Spieler, oder auf den genannten Projektionen.