VO “Budgetpolitik und staatliche Verteilungspolitik” (LV.Nr. 267.044) WS 2010/11 Robert Wieser Fachbereich Finanzwissenschaft und Infrastrukturpolitik Centre of Public Finance and Infrastructure Policy IFIP Department of Spatial Development, Infrastructure and Environmental Planning - E280 Centre of Public Finance and Infrastructure Policy www.ifip.tuwien.ac.at Disposition 1. Der Staat und die Wirtschaft - Ziele des Staates - Gründe für Staatseingriffe - Staatsfunktionen - Aufgabenbereiche - Instrumente 1 Disposition 2. Die Finanzierung der Staatstätigkeit Welche Arten von Einnahmen stehen dem Staat zur Verfügung? Welches sind die zentralen Grundlagen der Besteuerung? (Begriffe, Konzepte, Funktionen des Steuersystems) Welche Wirkungen haben Steuern im Hinblick auf die Verteilung der Steuerlast und die ökonomische Effizienz? (Steuerinzidenz, Wohlfahrtsverluste, optimale Steuern) Wie schaut die Besteuerung im internationalen Vergleich aus? (Einkommensteuern, Körperschaftsteuern, Umsatzsteuern usw., effektive Steuerbelastung von Arbeitnehmern und Unternehmen; Steuerwettbewerb vs. Steuerharmonisierung) 2 Disposition Wann ist es gerechtfertigt, dass der Staat Schulden macht? Welches Staatsschuldenniveau ist angemessen bzw. wo liegen die Grenzen der Staatsverschuldung? Brauchen wir Begrenzungsregeln für die Staatsschulden und wenn ja, woran sollten diese ansetzen? Was sind die Ursachen der zunehmenden Staatsverschuldung? Wer profitiert und wer verliert durch die Staatsverschuldung? 3 Disposition 3. Fiskalpolitik für Stabilität und Beschäftigung (Konjunkturpolitik) Was versteht man unter Konjunkturschwankungen und wie misst man sie? Welche volkswirtschaftlichen (und privaten) Konsequenzen haben Konjunkturschwankungen? Was sind die Ursachen von konjunkturellen Schwankungen? (Konjunkturtheorien) 4 Disposition Soll der Staat aktive Konjunkturpolitik betreiben? Welche Positionen vertreten dazu die unterschiedlichen ökonomischen Richtungen? Welche budgetären Instrumente stehen dem Staat zur Verfügung? Was ist der Multiplikatoreffekt? Was sind die praktischen Schwierigkeiten der aktiven (disktretionären) Konjunktursteuerung? 5 Disposition 4. Fiskalpolitik für Wirtschaftswachstum und Beschäftigung Welche Bedeutung hat Wirtschaftswachstum? Was spricht für eine aktive Wachstumspolitik des Staates? Was sind die zentralen Aussagen der Wachstumstheorien? Was sagt die empirische Evidenz dazu? Wo sind die Ansatzpunkte fiskalpolitischer Einflussnahme auf das Wachstum? 6 Disposition 5. Verteilungspolitik Was soll der Staat umverteilen und warum sollte er umverteilen? (Einkommensdefinitionen, Umverteilungsziele, Umverteilungskriterien) Was können Ökonomen zur Verteilungsdebatte beitragen? (Wohlfahrtsökonomie und Verteilung) Welche volkswirtschaftlichen Nutzen und Kosten hat Umverteilung? Wie kann man diese messen? Wie misst man Ungleichverteilung? Wie schaut die (Um-)Verteilungsrealität in Österreich aus? (WIFO-Studie aus dem Jahr 2009) 7 Basisliteratur •Blankart, B., Öffentliche Finanzen in der Demokratie, 2001. •Edling, H., Der Staat in der Wirtschaft, Vahlen-Verlag München, 2001. •Mankiw, N.G., Makroökonomik, Schäfer-Poeschl, 2003. •Musgrave, R.A. et al., Die öffentlichen Finanzen in Theorie und Praxis, 1987. •Rosen, H.S., Finanzwissenschaft I, 1992. •Stiglitz, J.E., Schönfelder, B., Finanzwissenschaft, Oldenburg-Verlag, Wien, 1989. 8 Disposition 1. Ziele, Gründe, Funktionen, Aufgabenbereiche und Instrumente des Staates - - Ziele des Staates (Ökonomische Effizienz, Ökologische Verträglichkeit, Gerechtigkeit, Fairness) Gründe für Staatseingriffe (Marktversagen, meritorische und demeritorische Güter; Unerwünschtheit der Einkommensverteilung, mangelnde Anerkennung des Einzelnen) Staatsfunktionen (Allokationsfunktion, Stabilisierungsfunktion, Verteilungsfunktion, Koordinierungsfunktion, Humanisierungsfunktion Aufgabenbereiche (Allg. Verwaltung, Verteidigung, usw.) Instrumente (Eigentums- und befugnisbegründende Rechtsnormen, Information und Koordination, Verhaltenslenkende Normen, Staatsausgaben- und einnahmen) 9 Fachbereich Finanzwissenschaft und Infrastrukturpolitik Department für Raumentwicklung, Infrastruktur- und Umweltplanung – Technische Universität Wien Anschrift: Resselgasse 5/2/2, 1040 Wien – Tel.: ++43/1/58801-26701 (Sekretariat), Fax: ++43/1/58801-26799, e-mail: [email protected] A. Ziele des Staates bezüglich menschlichem Handeln1) Technische Funktionalität B. Gründe 2) 1. Marktversagen 1.1 Mangelnder Wettbewerb 1.2 Reine öffentliche Güter 1.3 Externe Effekte 1.4 Marktversagen durch Konsumentenschwäche infolge v. Informationsmängeln 1.5 Marktversagen bei Inkaufnahme von Risiken 1.5.1 Versicherungen 1.5.2 Vergabe von Darlehen mit mangelhafter Besicherung 1.5.3 Erwerb v. produktionstechnischem know-how (Patente) 1.6 Marktversagen bei komplexen langfristigen Koordinationserfordernissen 1.6.1 Verfall von Stadtvierteln 1.6.2 Verarmung in Ländern des Südens 1.7 Arbeitslosigkeit, Inflation und gesamtwirtschaftliches Ungleichgewicht 2. Erwünschtheit meritorischer oder Unerwünschtheit demeritorischer Güter 3. Unerwünschtheit der Erwerbseinkommenverteilung 4. Mangelnde Anerkennung des einzelnen in seiner gruppenspezifischen Besonderheit 6) Quelle: SCHÖNBÄCK, W., Wien, 2007, unveröffentlicht VO Budgetpolitik und staatliche Verteilungspolitik, LV-Nr.: 267.044, WS2008 Studienblatt 0 Ökonomische Effizienz statisch oder dynamisch Übersicht: Ziele, Gründe, Funktionen, Aufgabenbereiche und Instrumente des Staates Zukunftsorientierte Technologieentwicklung C. Funktionen 3) Ökologische Verträglichkeit mit künftigen Generationen D. Aufgabenbereiche 1. Allokationsfunktion, unterteilbar in: E. Instrumente Aufgabenbereiche nach COFOG (OECD, 2006) COFOG = Classification Of the Functions Of Government 1.1 Festlegung der Höhe des Staatsanteils 1.2 Föderalistische Einnahmenaufteilung und Budgetpolitik ieS. 1.3 Einflußnahme auf die Allokation im Unternehmenssektor 1. Allgemeine öffentliche Verwaltung 2. Verteidigung 3. Öffentliche Ordnung und Sicherheit 4. Wirtschaftliche Angelegenheiten 5. Umweltschutz 6. Wohnungswesen und kommunale Einrichtungen 7. Gesundheitswesen 8. Freizeitgestaltung, Sport, Kultur und Religion 9. Bildungswesen 10. Soziale Sicherung 2. Stabilisierungsfunktion 3. Redistributionsfunktion 5. Humanisierungsfunktion 1. Eigentums- und befugnisbegründende Rechtsnormen 2. Information und Koordination 4.1 Allgemeine Angelegenheiten der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes 4.2 Land- und Forstwirtschaft, Fischerei, Jagd 4.3 Brennstoffe und Energie 4.4 Bergbau, Herstellung von Waren und Bauwesen 4.5 Verkehr 4.6 Nachrichtenübermittlung 4.7 Andere Wirtschaftsbereiche 4.8 Angewandte Forschung und experimentelle Entwicklung im Bereich wirtschaftliche Angelegenheiten 4.9 Wirtschaftliche Angelegenheiten, a.n.g. 4. Wirtschaftliche Koordinationsfunktion 4.1 Koordination der Budgetpolitik 4.2 Koordination des Zusammenwirkens zwischen privatem und öffentlichem Sektor Soziale Ausgewogenheit (Gerechtigkeit, Fairness 6), Partizipation) Stabilisierungspolitik Verteilungspolitik 3. Verhaltenslenkende Normen 3.1 Bewilligungen 3.2 Verbote 3.3 Gebote (Sonderform: Flächenwidmung) 3.4 Privatrechtl. Vereinbarungen 4. Staatsausgaben und -einnahmen 4.1 Staatsausgaben 4.1.1 Ausgaben für die Herstellung von Realtransfers (staatl. Dienstleistungen) 4.1.2 Geldtransfers 4.1.3 Bruttosachvermögensbildung (Investitionen) 4.1.4 Beteiligungskapital, Darlehen, bedingte Ausgaben als Folge von Garantien und Haftungen 4.1.5 Sonstige Ausgaben 4.2 Staatseinnahmen 4.2.1 4.2.2 4.2.3 4.2.4 Steuern Beiträge Gebühren Sonstige Einnahmen Politik zur Wahrung der Menschenwürde 6) 1) H. Zimmermann und K.-D. Henke (Finanzwissenschaft, 7. Aufl., Vahlen, München, 1994, S. 2-6) unterscheiden zwischen „vorgegebenen Zielen“ (Allokations-, Distributionsund Stabilisierungsziele; vgl. Funktionen) und „abgeleiteten Zielen“ (fiskalisches Ziel der Mittelbeschaffung und staatsinterne Effizienz). Alternativ wird hier zwischen Effizienz und Gerechtigkeit unterschieden. Weitere Alternative: Ziele d. Nachhaltigkeit, d.s. (1) ökonom. Effizienz, (2) soziale Ausgewogenheit (Akzeptanz) u. (3) ökolog. Verträglichkeit. Allerdings sollte (0) technische Fuktionalität davor u. (4) ästetisch-gestalterische Qualität danach hinzugefügt werden; weiters kann (6) kulturell-historische Kompatibilität v. Aktivitäten mit tradierten Lebenswelten u. Wertvorstellungen als auch Normen. 2) Gründe 1 bis 3 siehe J. E. Stiglitz und B. Schönfelder, Finanzwissenschaft, 2. Aufl., Oldenbourg, München-Wien, 1989, S. 96-108. 3) R.A. Musgrave, P. B. Musgrave und L. Kullmer (Die öffentlichen Finanzen in Theorie und Praxis, Bd. 1, 6. Aufl., J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen, 1994, S. 1-19) benennen die Funktionen 1 bis 4. 4) Siehe Bundesfinanzgesetz 1997, Amtsbehelf zum Bundesfinanzgesetz für das Jahr 1997, I. Teil (Allgemeine und Kapitel-Erläuterungen), Österreichische Staatsdruckerei, Wien, 10
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