Wenn die Nahrung zum Feind wird - Allgeier

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D e r
B l i c k
d a h i n t e r
Wenn die Nahrung zum Feind wird
Mond, Pluto und Bulimie
v o n
S ILVIA
G ERI S CH
B
ulimie, Stierhunger, Ess-Brechsucht, Kotz-Fresssucht stehen
für eine Essstörung, bei der die
Nahrung nicht ihren „normalen“ Weg
durch den Körper findet. Eine heimliche Sucht, bei der die Betroffenen zwischen unmäßigen „Fressanfällen“ und
anschließendem Erbrechen versuchen,
ihr Gewicht zu halten oder abzunehmen. Betroffen sind zwar eher Frauen,
meist zwischen 20 und 30, aber auch
immer mehr Männer. Der Familienhintergrund ist oft stark leistungsbezogen und von immens hoher Erwartung
geprägt. Das körperlich perfekte Erscheinungsbild wird über das Gewicht
reguliert. Aus der Tiefe schreit die Seele
nach emotionaler Wärme und Liebe.
Bulimie verbirgt sich lange Zeit hinter
­einer perfekt angepassten Fassade. Oft
erst einige Jahre später wird sie erkannt,
eingestanden und behandelt.
„Ich kotze bis zum Salat, den behalte
ich drin, denn mein Körper braucht die
Vitamine!“ „Ich esse als erstes Tomaten,
denn wenn ich dann kotze, sehe ich,
dass alles draußen ist, wenn die Tomaten kommen.“ So, oder so ähnlich beschreiben Bulimiker ihre Techniken,
mit denen sie ihren Körper kontrollieren und beherrschen. Der verdeckte
Hilferuf kommt sehr selbstbestimmt
rüber, die Probleme werden gut versteckt, die mit dem Essen und die mit
dem Leben. Aber was ist passiert, wenn
man sich selbst oder das Leben „zum
Kotzen“ findet? Was hat die Seele erlitten, wenn der Mensch die Lebens-Mittel bewusst, oft unter Schmerzen, erbricht und anverdaut die Toilette hinunterspült?
Die Astrologie führt uns mit ihren
Analogien zu tiefen Einsichten. Der
Mond steht für die Seele, Gefühle, für
Nähe und Geborgenheit, emotionale
Sicherheit, für die nährende weibliche
Seite, die Mutter, die eigene Mutterschaft, aber auch die Kindheit, das
Kind oder die kindliche Seite. Mit der
Mondseite haben wir den großen
Wunsch, geliebt und angenommen zu
werden. Die Nahrung, der Magen sind
Mondbereiche. Pluto, der Gott der Unterwelt, vertritt den dunklen Reichtum
der Tiefe. Er bringt uns in Kontakt mit
Urkräften, aber auch Abgründen und
Schattenseiten. Erfahrungen mit ihm
haben immer mit Macht- und Ohnmachtsthemen zu tun, sind extrem,
kontrollierend, von einer Vorstellung
nahezu zwanghaft besessen, klammernd bis verschlingend. Die Geschlechtsorgane, aber auch der Enddarm und der After sind plutonische
Körperorte, passend dazu auch die Toi­
lette im Außen. Beide in ihrer Zerrform
können als Ursache für bulimisches
Verhalten zuständig sein. Dazu zählen
besonders Mond im Skorpion, Mond
im Quadrat/Opposition oder Konjunktion zu Pluto, Mond im 8. Haus
oder Pluto im 4. Haus.
Bulimie findet sich oft bei perfektionistischen, ehrgeizigen Menschen, die alles
im Griff haben wollen und ihre Probleme „auffressen“, weil sie im Moment zu
einer Lösung nicht fähig sind. Bulimie
kann die körperliche Antwort auf eine
sehr dominante, kontrollierende, nahezu „gefräßige“ Mutter sein, die ihr Kind
von sich seelisch abhängig macht und
aus dieser Abhängigkeit nicht in ein eigenständiges Leben entlässt. Das Kind
versucht natürlich ihre Erwartungen
perfekt zu erfüllen, hungrig nach Anerkennung und Liebe. Eine gesunde Abgrenzung oder Auflehnung gegenüber
der Mutter scheint unmöglich.
Um diesem Dilemma zu entkommen,
werden Probleme und Spannungen im
Gefühlsbereich später über das Essen
autoaggressiv ausgelebt. Alles dreht
sich nur ums Essen. Essen wird mit
Nähe und Zuwendung verwechselt,
seelischer Hunger mit unkontrollierbaren Fressanfällen gestillt. Auf unbewusster Ebene erkennt die Seele diesen
Irrweg und veranlasst den Menschen,
die falsche Nahrung zu erbrechen. Auf
bewusster Ebene stoppt der Finger im
Mund die Kalorienzufuhr. Die Kon­
trolle über den eigenen Körper gibt ein
Gefühl der Unabhängigkeit und Macht,
Bulimie tritt oft als Folgekrankheit von
Anorexia nervosa auf. Bei der Magersucht
sind Mond-Saturn-Konstellationen vorrangig, bei Bulimie Mond-Pluto-Themen.
zeigt kurzfristig einen Ausweg aus
emotionalen Verstrickungen. Scham,
Minderwertigkeit und Einsamkeit
nach dem Erbrechen zwingen wieder
zu erneuten Liebesbeweisen in Form
von Essanfällen. Ein Teufelskreis der
Sucht, zwischen Lebenshunger und
Lebensverweigerung.
Sich helfen lassen, vor allem therapeutisch, ist keine Schwäche, sondern lebenswichtig. Eine Lösung kann in einem ganz neuen Essverhalten, gepaart
mit einem liebevollen Umgang mit dem
eigenen Körper, wachsendem Selbstvertrauen zu allen Gefühlen und viel
mehr Eigenliebe liegen. So bekommt
der Satz „Liebe geht durch den Magen!“
eine ganz neue Dimension.