René Deltgen Filmreihe im Zeughauskino Achtung! Feind hört mit! (D 1940, Regie: Arthur Maria Rabenalt) Filmeinführung vom 9. Oktober 2015 Stefanie Mathilde Frank „Nicht Kolportage, sondern Reportage“ und „vorzüglich gemachter Spionage-Film“ titelten die Vorberichterstattungen und Rezensionen von ACHTUNG! FEIND HÖRT MIT 1940.1 Selbst der oft kritische Reichspropagandaminister, Joseph Goebbels, notierte nach der Sichtung am 20. August 1940 beinahe euphorisch in seinem Tagebuch: „Spionagefilm von Rabenalt. Sehr gut geworden. Der deutsche Film macht augenblicklich einen kühnen Sprung nach oben. Das ist nach den vielen Mühen und Enttäuschungen erfreulich.“2 So verwundert das Prädikat „staatspolitisch wertvoll“ kaum. Und auch dem zeitgenössischen Publikum schien der Film zu gefallen: In weniger als einem halben Jahr spielte er 3,3 Millionen Reichsmark ein. Das war mehr als das Dreifache seiner Produktionskosten.3, wobei diese Zahlen vorsichtig zu bewerten sind, denn die Auswertung deutscher Filme 1940 fand nicht nur im Gebiet des Deutschen Reiches statt, sondern ebenso in Tonfilmwagen und Soldatenkinos in den besetzten Ländern. Hier bestimmten Organisationen der Wehrmacht das Filmprogramm. ACHTUNG! FEIND HÖRT MIT! etwa – so lässt es sich der Filmpresse entnehmen – stand auf dem Weihnachtsprogramm der Soldaten im besetzten Westeuropa.4 Diese Einschränkung gleich zu Beginn soll wegführen von der zeitgenössischen Begeisterungsrhetorik und den Erfolgsmeldungen und vielmehr zurückkehren zu den ‚harten Fakten‘ der Produktionsgeschichte und den beteiligten Filmschaffenden. Insbesondere der Star des Films, René Deltgen, verweist mit Blick auf seine Rolle wie auch die gesamte Besetzung auf eine grundlegende Konzeption der Dramaturgie. Diese ist verknüpft mit dem pädagogischen und historischen Anspruch, den sowohl die Mitwirkenden, die Kritik als auch der Film selbst reklamierten. Vor der Untersuchung desselben kommen zunächst einige Details der Produktionsgeschichte. Am 3. September 1940 wurde ACHTUNG! FEIND HÖRT MIT! im Ufa-Palast am Zoo feierlich uraufgeführt. Am 3. April hatten die Dreharbeiten begonnen. Ursprünglich war Erich Engels – 1 Rolf Marben: „Nicht Kolportage, sondern Reportage“, in: Der Film, Nr. 32, 10.8.1940, Ernst Jerosch: „Vorzüglich gemachter Spionage-Film: Achtung! Feind hört mit!, in: Der Film, Nr. 36, 7.9.1940 2 Joseph Goebbels am 20.8.1940, in: Die Tagebücher von Joseph Goebbels, hg. von Elke Fröhlich, Aufzeichnungen 1923-1941, 1998, Teil 1, Bd. 8, S. 281. 3 Ulrich J. Klaus: Deutsche Tonfilme. Berlin, Berchtesgaden, 2000, Bd. 11, S. 15f. 4 Vgl. „Welche Filme sieht der Soldat zu Weihnachten?“, in: Der Film, Nr. 51, 24.12.1940, 25. Jg. Seite 2 „routinierter Umsetzer […von] Kriminalfilmen“5 – für die Spielleitung vorgesehen.6 Diese übernahm dann Arthur Maria Rabenalt, der seit Januar des gleichen Jahres bereits Regie beim Zirkusfilm DIE 3 CODONAS führte, in dem ebenfalls Deltgen eine Hauptrolle spielte.7 Noch vor der Premiere von ACHTUNG! FEIND HÖRT MIT!, am 26. August, begannen die Dreharbeiten des Ufa-Films …REITET FÜR DEUTSCHLAND (1941) unter der Regie Rabenalts,8 welcher den Regisseur – neben seinen publizierten Plädoyers für einen „unpolitischen Film im Dritten Reich“9 – für die ideologiekritische Filmgeschichtsschreibung in Deutschland nachhaltig diskreditieren sollte.10 Mit deutlich mehr politischem Impetus übrigens beschrieb Rabenalt sein eigenes Filmwerk vor 1945, worauf später eingegangen wird. Für den Regisseur und den Hauptdarsteller Deltgen markierten die Jahre 1939/40 wichtige Punkte ihrer Karrieren beim Film. Rabenalt hatte nach seinem Berufsverbot als Opernregisseur 1933 im darauffolgenden Jahr recht erfolgreich mit der Komödie PAPPI (1934) beim Film debütiert. Doch bereits seine vierte Kino-Arbeit wurde verboten,11 weshalb der Regisseur zunächst in Italien und Österreich drehte und erst 1938 mit LIEBELEI UND LIEBE nach Deutschland zurückkehrte. Ab 1939 verantwortete er Filme in eben jenem Tempo, das sich bereits um ACHTUNG! FEIND HÖRT MIT! andeutete. Bis 1945 entstanden so 23 abendfüllende Spielfilme. René Deltgen, Ensemblemitglied der Volksbühne und 1939 zum „Staatsschauspieler“ ernannt, spielte insgesamt fünfmal unter dem Regisseur.12 All seine Figuren in diesen Spielfilmen sind durch einen eher rauen Charme, physische Kraft und Athletik charakterisiert, wie beim Vergleich aller drei Zirkusfilme des Regisseurs augenfällig wird.13 5 Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Berlin, 2001, Bd. 2, S. 557. Vgl. „Das neue Terra-Programm“, in: Film-Kurier, 22.07.1939, Nr. 168, 21. Jg. und „Achtung! Feind hört mit!“, in: Der Film, 22.07.1939, Nr. 29, 24. Jg. 7 Die Dreharbeiten von DIE 3 CODONAS begannen am 16.1.1940, am 12.6.1940 wurde der Film erstmals der Zensur vorgelegt und schließlich am 1.8.1940 in Hamburg uraufgeführt, vgl. Klaus 2000, S. 32. 8 Klaus 2000, Bd. 11, S. 256. 9 Vgl. Arthur Maria Rabenalt: Film im Zwielicht. Über den unpolitischen Film des Dritten Reiches und die Begrenzung des totalitären Anspruches. Hildesheim, New York, 1958 (Neuauflage 1978), ders.: Joseph Goebbels und der „Großdeutsche“ Film. München, Berlin, 1985. 10 Vgl. u.a. Dorothea Hollstein: Antisemitische Filmpropaganda. Die Darstellung der Juden im nationalsozialistischen Spielfilm. München, Berlin, Pullach, 1971; Erwin Leiser: Deutschland erwache! Propaganda im Film des Dritten Reiches. Hamburg, 1978; Hans Krah, Marianne Wünsch: Der Film des Nationalsozialismus als Vorbehaltsfilm oder ‚UfaKlassiker’: vom Umgang mit der Vergangenheit. Eine Einführung. In: Ders. (Hg.) Geschichte(n). NS-Film – NS-Spuren heute. Kiel, 1999, S. 9-30. 11 Bemerkung zu EIN KIND, EIN HUND, EIN VAGABUND (1934). 12 In den bereits erwähnten Filmen DIE 3 CODONAS und ACHTUNG! FEIND HÖRT MIT!, sodann in FRONTTHEATER (1942), CIRCUS RENZ (1943) und schließlich in WIR BEIDE LIEBTEN KATHARINA, der am Ende des Zweiten Weltkriegs zu ¾ abgedreht war und unvollendet blieb. 13 Im Vergleich etwa mit der Besetzung der männlichen Hauptrolle in MÄNNER MÜSSEN SO SEIN, Rabenalts erstem Zirkusfilm, mit Hans Söhnker, fällt auf, dass Deltgen vor allem Kraft und Energie herausstellt, während Söhnker mit Charme brilliert. 6 Seite 3 In ACHTUNG! FEIND HÖRT MIT! gibt Deltgen einen britischen Spion mit dem deutschen Pseudonym Faerber als modernen Lebemann. Dabei vermag er durchaus das Herz der jungen Forschungsassistentin zu erobern. Er spioniert an der Seite seiner Komplizin Lilly, gespielt von der norwegischen Schauspielerin Kirsten Heiberg, die einst als Konkurrenz zur Schwedin Zarah Leander aufgebaut werden sollte14 und Ehefrau des Filmkomponisten Franz Grothe war. Dieser schrieb auch die Musik für ACHTUNG! FEIND HÖRT MIT! und ein kurzes Chanson („Reviens, cherie“). Die Opfer der Agenten sind die Angestellten eines Rüstungsbetriebs: zunächst die junge Assistentin, sodann der Sohn des Werkbesitzers, gespielt von Rolf Weih und Lotte Koch. Für Koch ist es die erste große Rolle und auch Weih war bis dato eher als Nebendarsteller präsent. Deltgen ist im Gesamtensemble der einzige Film-Star der ersten Reihe und übernimmt interessanterweise eine Rolle auf der Seite des Feindes. Die Diskrepanz in der Besetzung zwischen positiv und negativ konnotierten Figuren und ihrer Darsteller lässt sich weiterführen: Auf der Seite der Spionage agiert als gefühlskalter französischer Geldverleiher Erich Ponto, Schauspieler am Dresdener Hoftheater und zumeist Chargendarsteller im Film – ein „Oberschurke […] mit eisiger Stimme und schneidender Schärfe“, wie die Kritik schaudernd bemerkte.15 Sein Opfer ist der verschuldete Kantinenkellner Böttcher. Ihn gibt Ernst Waldow, der im deutschen Film der Zeit vor allem in Komiker-Rollen brillierte. Dieses Rollenfach lässt sich übrigens auch in einigen Szenen des überaus ernstgemeinten Spionagefilms beobachten, die deutlich überspielt erscheinen. Im Laufe der Erpressung wird er den ebenfalls überschuldeten Werkzeichner Grelling als Spion anwerben (Rudolf Schündler). Auf der Seite der positiv besetzten Figuren spielen Michael Bohnen als Werkdirektor, Christian Kayssler als Chefingenieur und Josef Sieber als Werkmeister Böttcher. Sieber ist bekannt durch seine Rolle an der Seite von Heinz Rühmann aus DAS PARADIES DER JUNGGESELLEN mit dem dazugehörigen Schlager „Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern“. Der Werkmeister ist Vertrauter des Chefingenieurs Hellmers seit der gemeinsamen Frontzeit im Ersten Weltkrieg. Als Vertreter der Arbeiter im Werk wird er Hellmers den Vorarbeiter Portloff als Vertrauensmann empfehlen, der zwar früher „bei der Kommune“ war, aber nunmehr fest integriert ist. Dieser soll helfen, die Produktion der wichtigen Erfindung, des überaus reißfesten Drahts, vor den feindlichen Spionen zu schützen. Karl Dannemann spielt diesen Portloff, der bei der Verfolgungsjagd am Ende den Heldentod sterben wird. Das ultimative Opfer für die Volksgemeinschaft, deren integratives Potential auch durch die Freundschaft und gemeinsame Arbeit von Ingenieur und Werkmeister herausgestellt wird. In dieser knappen Vorstellung der Figuren und Darsteller fallen bereits einige Aspekte auf: Erstens sind, abgesehen von Deltgen, die meisten anderen Schauspieler vor allem Debütanten und ausgesuchte Nebendarsteller. Dabei aber lässt sich differenzieren, dass die Antagonisten prominenter besetzt erscheinen. Zweitens lässt sich konstatieren, dass jene Deutschen, die 14 15 Weniger 2001, Bd. 3, S. 615, Sp. 1. Ernst Jerosch: „Vorzüglich gemachter Spionage-Film: Achtung! Feind hört mit!“, in: Der Film, Nr. 36, 7.9.1940. Seite 4 schuldhaft für die feindlichen Spione agieren, allesamt aus materiellen Interessen handeln. En passant vermittelt der Film also nicht nur ein Ideal der Bescheidenheit, sondern entlarvt materielles Eigeninteresse als Gefährdung für den Einzelnen und die Gemeinschaft. Dieses Moment wird dadurch unterstrichen, dass die verliebte Assistentin genau in jenem Moment den Betrug erkennt, als der Spion seine zwielichtige Bitte mit materiellem Eigennutz begründet. Drittens aber zeitigt die Vielzahl an Protagonisten zahlreiche Handlungsstränge, wobei die Einzelfiguren blass bleiben, Charaktere sich nicht finden lassen. Diese Einzelbeobachtungen an Figuren und Besetzung führt zu der Frage, wer denn nun der Gegenpol zu Deltgen bzw. seiner Figur sein könnte. Oder im Vokabular der Dramaturgie: Wer ist der Protagonist, wenn der Star Deltgen als Gegenspieler agiert? Günther Sawatzki beantwortet diese in seiner Besprechung des Films (gleich) mit Blick auf die Zuschauerwirkung: Wenn es in einem historischen Film um den Helden bedenklich steht, so erfüllt uns bange Besorgnis; wir wünschen seinen Triumph, wir möchten nicht Augenzeugen seiner Niederlage oder seines Untergangs werden. Diese Sympathiegefühle aber steigern sich zu größter Stärke, wo der bedrohte Held die Volksgemeinschaft ist, wo unseresgleichen im Kampf um des Vaterlandes Lebensrechte stehen, mit denen, falls sie eine Niederlage erlitten, wir alle mit geschlagen waren [sic]. 16 Damit lässt sich ACHTUNG! FEIND HÖRT MIT! mit seiner ausgestellten Ensemble-Dramaturgie, die von der Besetzung unterstrichen wird, in einer Reihe von Filmen verorten, für die u.a. der Staatsauftragsfilm URLAUB AUF EHRENWORT (1938) exemplarisch war. Frank Maraun verallgemeinerte das Konzept unter dem Titel „Der Held: die Gemeinschaft“ in Der deutsche Film.17 In URLAUB AUF EHRENWORT spielte Deltgen auch, und zwar den proletarischen Grenadier Sasse, der erst noch in die Soldatengemeinschaft am Ende des Ersten Weltkriegs zurückfinden musste. In beiden Filmen lässt sich ein zentrales Integrationsmoment beschreiben. Im Vergleich aber fällt auch auf, dass jene „Sympathiegefühle“ in ACHTUNG! FEIND HÖRT MIT! nicht an historische, dramatische Einzelschicksale gebunden sind. Zudem ist der Film ausgestellt aktuell, auch wenn er 1938 angesiedelt ist. Vom erzieherischen Impetus, „Mahnung und Warnung zugleich“18 zu sein, kündet bereits der Filmtitel. Wirklichkeitsnähe und Aktualität propagiert auch die Laufschrift am Beginn des Film,19 wie es in der Kritik unter dem Titel „Nach amtlichen Akten“ heißt: „warnend 16 Dr. Günther Sawatzki Filmwelt 1940 (ohne Datumsangabe), zitiert nach: Kay Weniger: Film im ‚Dritten Reich‘. Berlin, 2010, Bd. 1, S. 64, Sp. 1. 17 Das Konzept stellt der Leitartikel Frank Marauns „Der Held: die Gemeinschaft“ vor, in dem neben dem genannten Film auch Kriegsfilme wie POUR LE MÉRITE, VERRÄTER und KADETTEN genannt werden. 18 „Dieser Film ist Mahnung und Warnung zugleich, und darüber hinaus ist er mit hinreissender Spannung geladen und gibt in meisterhaft photographierten Bildern […] und in Situationen, die sich im Tempo geradezu jagen, einen Einblick in internationale Spionage-Zentralen, wie sie der berüchtigte ‚Secret Service‘ und andere Organisationen unterhielten und heute noch unterhalten.“, Rolf Marben: „Nicht Kolportage, sondern Reportage“, in: Der Film, Nr. 32, 10.8.1940. 19 Der Film beginnt mit der Laufschrift: „Spionage ist eine Form des totalen Krieges! Sie betrifft uns alle. Es geht dabei nicht nur um die Geheimnisse der Laboratorien und Waffenschmieden. Ebensosehr geht es um die Treue, die Verschwiegenheit und Festigkeit des Herzens. Denn: Nur bei den Schwächen des Einzelnen vermag die feindliche Seite 5 und beschwörend“.20 Die eingebundenen dokumentarischen Aufnahmen authentifizieren die Spielfilmhandlung, wie Uli Jung in seiner Analyse detailliert herausarbeitete.21 So wird England mitsamt seinen Agenten als treibende, aber technisch unterlegene Kraft für den Beginn des Weltkriegs bereits am Beginn des Films diffamiert und die Spielfilmhandlung in Wochenschauaufnahmen verankert.22 Ob aber insgesamt die von der Kritik proklamierte Steigerung der Sympathiegefühle „ zu größter Stärke“ bei einem solch großen, aber im Einzelnen blass gezeichneten Ensemble und den verschiedenen Handlungssträngen tatsächlich entsteht, bleibt fraglich. Schon 1940 finden sich vereinzelt kritische Stimmen. Hans Spielhofer etwa attestierte dem Film zwar „große Wirkung“, bemerkte aber: „Von der Form her sind allerdings die aufgebotenen gewaltigen Stoff- und Bildmassen nicht restlos bewältigt, Lyrik und Dramatik, Spielfilm und Kulturfilm laufen streckenweise wie zwei getrennte Welten nebeneinander her.“23 Auch der rhetorisch gewandte und künstlerisch reflektierte Regisseur Rabenalt betonte in seinen zeitgenössischen Überlegungen zu ACHTUNG! FEIND HÖRT MIT! von 1942 nicht die Idee einer Ensemble-Dramaturgie, in der die (gefährdete) Volksgemeinschaft filmisch verwirklicht werde. Vielmehr pries er die Größe seines „Tatsachenberichts“ und dessen erzieherische Wirkung: Die Spionageromantik früherer Filme sollte Platz machen einer bis zur exzessiven Sachlichkeit grenzenden aktenmässigen Schilderung, deren unerbittliche Realistik nebst der aufrüttelnden Spannung, - einen abschreckenden Effekt erzielen musste. Der gruselige Nervenkitzel musste ersetzt werden durch die stimmungslose Grausigkeit menschlicher Verfehlungen. 24 1945 wurde der Film von den Militärbehörden verboten. 1981 legte die Murnau-Stiftung ihn der Freiwilligen Selbstkontrolle (FSK) vor, welche ihn unter Schnittauflagen freigab. Danach war der Film zehn Minuten kürzer und praktisch das gesamte Wochenschaumaterial verschwunden.25 In Rabenalts Schriften nach 1945 erscheint ACHTUNG! FEIND HÖRT MIT! nur noch als Randbemerkung Spionage anzusetzen. Für den Betroffenen bedeutet das ein Leben in ewiger Angst, ein Ende in Unglück und Schande. Für die Nation aber können die Folgen unabsehbar sein, schlimmer als eine verlorene Schlacht! DARUM: Achtung! Feind hört mit!“. 20 „Der Film ist mächtig in den Sog der Wirklichkeit geraten, wie sehr, das verrät das Programm der neuen Spielzeit. Wie hätte es anders sein können? Aber ab und zu verläßt der Film seine Aufgabe, Wirklichkeit nachzubilden und springt vor sie hin: warnend und beschwörend. Man nennt das Aufklärungsfilme – kein schönes Wort, aber eine sehr wichtige Sache. In ihr erfüllt der Film am sichtbarsten seine merkwürdige Funktion zwischen Kunst und Propaganda, wie er hier wichtigsten Punkt seine psychologische Sensibilität der Menschenführung beweisen muß“, „Nach amtlichen Akten“, Zeitungsausschnitt, 5.9.1940 In: BA-FA Berlin, Pressemittelsammlung, Mappe 160. 21 Uli Jung: Das umkämpfte Terrain. Die politischen Filme René Deltgens im ‘Dritten Reich’, in: Ministère de la Culture, de l′Enseingement supérior et de la Recherche, Centre National Audiovisuel (Hrsg.): René Deltgen. Eine Schauspielerkarriere. 2003, S. 119-141, hier: S. 127ff. 22 Eine ausführlichere Beschreibung der Aufnahmen findet sich ebenfalls bei Jung, ebd., S. 128. 23 Hans Spielhofer, in: Der deutsche Film, Nr. 4, 1940, zitiert nach: Weniger 2010, S. 64. 24 Arthur Maria Rabenalt: Film im Spiegel. Amsterdam: Eigenverlag, 1942, S. 194. 25 Vgl. Jung 2003, S. 128. Seite 6 innerhalb seines Œuvres.26 Der Regisseur stellt einmal mehr die tragende Rolle von Joseph Goebbels für propagandistische Szenen heraus und entlastet sich nicht nur selbst. Zugleich preist er „das eigene salomonische Urteil“ über den Tod des britischen Agenten durch Absturz am Ende des Films im Konflikt zwischen dem Abwehrchef Canaris und dem Reichspropagandaminister. 26 „In dem politischen Film ‚Achtung, Feind hört mit‘ wurde dem englischen Abwehroffizier hingegen von Dr. Goebbels weder der Soldatentod noch die Exekution durch Erschießen zugebilligt, sondern – sehr zum Ärger von Canaris, der den Film betreuen ließ – nur die gemeine, konventionswidrige Hinrichtung durch den Strang“, Rabenalt 1978, S. 55.
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