THEMA DER WOCHE Wenn die Grenzen schließen, verändert sich

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28.01.2016
Daten | Fakten | Argumente
THEMA
DER
WOCHE
Wenn die Grenzen schließen, verändert
sich unsere Wirtschaftsstruktur
Zähe Grenzkontrollen
wie Eintrittsgeld
Transporteure, Touristen, Handwerker und Dienstleister – sie alle profitieren von offenen
Grenzen, ebenso der lokale Einzelhandel. Zähe Grenzkontrollen bringen den Reise- und Warenverkehr zwar nicht zum Erliegen, führen aber zwangsläufig zu Verzögerungen. Das erhöht die
Kosten und macht Reisen und Lieferungen unnötig teuer. Staus und Wartezeiten, zusätzliche
Bürokratie, die Umstellung von Just-in-time-Lieferung auf deutlich teurere Lagerhaltung oder
Umwege und zusätzlicher Treibstoffverbrauch wären die Folgen. Schärfere Kontrollen betreffen
nicht nur den Lkw-Transport. Bei der Bahn kommen Fahrpläne aus dem Takt, Schiffe werden
aufgehalten, die Flughafenkontrollen dauern noch länger.
Milliardenschäden
drohen
Die Wirtschaft in allen EU-Staaten und insbesondere in Deutschland hat sich auf den freien
Personen- und Warenverkehr eingestellt. Gerade Deutschland ist als Hochlohnland auf arbeits­
teiliges Wirtschaften angewiesen, etwa in der Automobilindustrie und im Maschinenbau. Einschränkungen beträfen nicht nur den Handel mit unseren Nachbarn, sondern auch den Transitverkehr – und damit Lieferungen weltweit. Insgesamt setzt Deutschland im Außenhandel rund 2,6
Billionen Euro um. Kommen beim grenzüberschreitenden Transport Kosten von nicht einmal einem
halben Prozent hinzu, sind wir schnell bei Kosten von etwa zehn Milliarden Euro. Das b­ elastet
die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in Deutschland. Wir brauchen aber eine starke Wirtschaft, die den Menschen hierzulande – nicht zuletzt auch den Flüchtlingen – Angebote für Ausbildung und Arbeit machen kann.
Schengen erhalten,
Sicherheit gewährleisten
Der „Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts“ – so heißen die inzwischen in den
Vertrag über die Arbeitsweise der EU übernommenen Schengener Abkommen heute. Dieser
Raum ist elementarer Bestandteil der Europäisierung und Internationalisierung der deutschen
Wirtschaft und daher Grundlage für den Wohlstand in Deutschland. Schon die Schuldenkrise
war und ist eine enorme Herausforderung. Werden nun Binnengrenzen auf längere Zeit stärker
kontrolliert, leidet am Ende Europa als Ganzes. Der Vertrag sieht vor, dass auch ohne Kontrollen
an den Binnengrenzen, etwa durch die Zusammenarbeit von Polizei und Strafjustiz, ein hohes
Maß an Sicherheit in der EU gewährt werden muss. An diesen gemeinschaftlichen Regeln gilt
es festzuhalten. Europa sollte in der Flüchtlingsfrage und beim Schutz der Außengrenzen eine
gemeinsame Lösung finden – die Kosten einer unkontrollierten Zuwanderung wie auch einer
Wiedereinführung von Kontrollen an den Binnengrenzen lägen allemal höher.
Ansprechpartner:
Dr. Dirk Schlotböller, DIHK Berlin, Telefon 030 20308-1504
Dr. Bettina Wurster, DIHK Brüssel, Telefon +32 2 286-1637
Die Schengener Abkommen haben den Internationalisierungsprozess der deutschen Wirtschaft
befördert: Die ungehinderte Mobilität in Europa ist ein hohes Gut und ein wichtiges Element des
EU-Binnenmarktes. Gerade im Mittelstand sind die Schengen-Regeln Basis für die Diversifizierung
insbesondere auch in die mittel- und osteuropäischen Staaten. Betriebe sind darauf angewiesen,
schnell überallhin liefern zu können und ihre Produkte anzubieten. Umgekehrt ist der SchengenRaum attraktiv für Geschäftspartner aus Drittstaaten, weil sie lediglich ein Visum benötigen und
sich dann frei durch den Wirtschaftsraum bewegen können. Eine Schließung der Grenzen wäre
daher eine große Belastung nicht nur für die EU, sondern auch für die deutsche Wirtschaft.