Praxis 24 PPF 1/2016 Schuhe für die Getränkeindustrie – leicht und atmungsaktiv Brauerei Weihenstephan setzt auf Gore-Tex Sicherheitsschuhe (E) Sicherheit, Nässeschutz und Tragekomfort – in der Arbeitswelt bewähren sich hochfunktionelle Gore-Tex Schuhe seit Jahrzehnten. Mit einem neuen, extrem atmungsaktiven Schuhlaminat, das zugleich wasserdicht und chemikalienresistent ist, erfüllt Gore die zuneh- Das erste Produkt dieser Schuhgeneration, ein leichter, wasserdichter und klimakomfortabler S3-Schuh, hat jetzt seine Leistungsfähigkeit in der Getränkeindustrie demonstriert. Die Praxiserfahrungen wurden über zwei Jahre in einem renommierten bayerischen Unternehmen gesammelt: der Bayerischen Staatsbrauerei Weihenstephan, der ältesten Brauerei der Welt. cherte „Bierwürze“ im 93 °C heißen Whirlpool geklärt wird. Danach wird es kühler, vom Gärkeller, in dem die Hefe die Würze zu Alkohol vergärt, über das feuchte, historische Gewölbe und den neuen Bereich des Lagerkellers, in dem die Biere bei 0 °C reifen, bis zu den Hallen der automatischen Abfüllung und des Lagers, in denen Normaltemperaturen herrschen. Wie vor fast 1000 Jahren herrscht auf dem Weihenstephaner Berg in Freising auch heute ein „spezielles Klima“. Unser Produktionsprozess umfasst eine Warm- und eine Kaltzone", sagt Mario Schäfer, Technischer Leiter der Brauerei. Am Anfang steht das tropisch warme Sudhaus, in dem Malz „gemaischt und geläutert“, bei 104 °C gekocht und die mit Hopfen angerei- „An vielen Stellen treten permanent Feuchtigkeit und Nässe auf, und als Lebensmittelbetrieb müssen wir überall in der Brauerei ständig reinigen. Hierfür wollten wir einen modernen, bequemen, wasserdichten und zugleich klimakomfortablen S3-Sicherheitsschuh beschaffen“, sagt Schäfer. mende Nachfrage nach leichteren, sportlichen Sicherheitsschuhen, die auch bei höheren Temperaturen ein angenehmes Fußklima gewährleisten. Damit können Gore-Tex Sicherheitsschuhe auch während der Sommermonate im Indoorbereich mit hohem Tragekomfort genutzt werden. Staatsbetrieb mit starkem Export Die älteste noch bestehende Brauerei der Welt – anfangs als Klosterbrauerei geführt – wurde im Jahr 1040 erstmals urkundlich erwähnt. Sie produziert heute an ihrem einzigen Standort, dem Stadtteil Weihenstephan der Stadt Freising, pro Jahr rund 50 Mio. Flaschen (60 %) plus 320.000 Fässer Bier. Rund die Hälfte geht ins Ausland - nicht nur in europäische Länder, unter anderem auch nach Amerika, China, Japan und Australien. Einsatz von Textilschuhen in der Abfüllung / Fotos: Brauerei Weihenstephan Dies hat seinen Grund: Weihenstephan ist ein historisch gewachsener Staatsbetrieb. „Der Staat sollte zu den privaten Unternehmen der Region nicht in Konkurrenz treten, aber doch wirtschaftlich arbeiten und Arbeitsplätze sichern“, sagt Schäfer. Deshalb habe man sehr früh auf den Export gesetzt. Heute sei die Brauerei Weihenstephan aufgrund ihrer Praxis 26 PPF 1/2016 ISO 20345 mit schlagfester Zehenkappe und durchtrittsicherer Sohle vorgeschrieben. Bis 2013 wurden unterschiedliche Modelle von verschiedenen Herstellern genutzt, die keine Membran enthielten. Nachteil: Sie waren nicht ausreichend flüssigkeitsdicht. „Die Initiative für die neuen Schuhe ist von den Mitarbeitern ausgegangen“, sagt Gerd Abstreiter, der an der Beschaffung maßgeblich beteiligt war. Als Maschinenmeister ist er verantwortlich für den Ersatzteil- und Instandhaltungsbereich der Brauerei. Weil an den bisherigen Schuhen immer mehr Kritik geübt wurde, wollte man nun „gleich auf eine neue Schiene“ gehen. hohen Qualitätsstandards und des forcierten Marketings eine weltweit renommierte Firma. Dazu genießen die Bierbrauer einen besonderen Vorteil: Weihenstephan ist heute ein ausgedehntes Wissenschafts- und Technologie-Zentrum. Die Technische Universität München (TUM) hat hier ihre Fakultät für Ernährung, Landnutzung und Umwelt eingerichtet, die Brautechnologie umfasst. Vertreter der Universität sitzen auch im Verwaltungsrat des Unternehmens. Abstreiter und Kollegen entwickelten dafür einen umfassenden Kriterienkatalog: Mit dem neuen S3-Schuh sollte man auf den harten Fliesen- und Betonböden der Brauerei komfortabler laufen können. Als stundenlang getragener Arbeitsschuh sollte er möglichst leicht sein. Er musste bei den herrschenden So können Brauerei und Wissenschaft in enger Nachbarschaft kooperieren und von Synergien profitieren, wenn etwa Prozesstechniken optimiert, besondere Bierhefen genutzt oder neue Biersorten entwickelt werden. Die Brauerei Weihenstephan zählt derzeit 139 Mitarbeiter. 80 von ihnen sind ständig oder zeitweise in der Produktion tätig. Für sie sind S3-Sicherheitsschuhe gemäß der Norm EN Im Gärkeller bewähren sich Lederschuhe Indoor-Temperaturen, von kühlen Lagerhallen über Produktion und Logistik mit normaler Raumtemperatur bis zum heißen Sudhaus, angenehm zu tragen sein. Bei permanenter Nässe und dem Kontakt mit Flüssigkeiten, vor allem in der Reinigungsanlage und in der Abfüllung, sollte der Fuß trocken bleiben. Bei der Suche nach dem Lieferanten der neuen Sicherheitsschuhe wurde die Brauerei beim Schuhhersteller Haix im nur 30 Kilometer entfernten Mainburg fündig. Die Firma hatte damals gerade auf der Messe A+A 2013 in Düsseldorf den gemeinsam mit Gore entwickelten, besonders leichten sportlichen S3-Sicherheitsschuh „Black Eagle Safety“ mit hoch atmungsaktiver Gore-Tex Membran vorgestellt. Praxiserfahrungen über zwei Jahre Haix präsentierte das neue Schuhmodell in Weihenstephan. „Die Mitarbeiter waren sofort begeistert“, erinnert sich Gerd Abstreiter. Das Design ähnelte dem von Sportschuhen und verfügte über glänzende Streifen in Blau, der PPF 1/2016 27 Farbe von Weihenstephan. „Entscheidend war aber, dass der präsentierte Schuh alle Kriterien unseres Katalogs erfüllte." So bestellte die Brauerei Ende 2013 eine erste Serie für alle Mitarbeiter. Im ersten Jahr der Nutzung wurden die neuen Schuhe mit der rauen Industriepraxis in Weihenstephan konfrontiert. Obwohl die Mitarbeiter insgesamt mit den neuen Schuhen recht zufrieden waren, gab es auch Kritik. Weil sie mitunter auch kniend arbeiten, kam es im Bereich der Zehenkappen zu erhöhtem Verschleiß, und auch die Ösen der Schnürsenkel zeigten Schwächen. Haix hatte zeitgleich auch bei anderen Nutzern Erkenntnisse gesammelt. Auf ihrer Basis und mit den Erfahrungen in Weihenstephan lieferte die Firma eine zweite, verbesserte Serie der S3-Sicherheitsschuhe. Diese erfüllt nun seit über einem Jahr alle Anforderungen. „Der Tragekomfort ist sehr hoch“, sagt Abstreiter. Die Mitarbeiter konnten unter vier Varianten mit besonders hoher Atmungsaktivität wählen: Halbschuh oder knöchelhoher Stiefel, jeweils mit schwarzem Leder oder Textilgewebe als Obermaterial. 180 Paar Schuhe wurden bestellt, zwei für jeden Mitarbeiter, um sie im Wechsel tragen zu können, und 20 als Reserve. Die Gore-Tex Sicherheitsschuhe müssen vielfältige Anforderungen meistern, so muss die Zehenkappe gegebenenfalls einem 63 Im Sudhaus Kilo schweren Fass widerstehen. In mehreren Hallen herrscht hohe Feuchtigkeit, in der Abfüllung und im Lager können Glasscherben am Boden liegen, und die Mitarbeiter können bei Reinigungsarbeiten mit Chemikalien wie verdünnter Salpeter- und Peressigsäure sowie Chlor- und Natronlauge in Kontakt kommen. Gemäß der Auswertung von Abstreiter wurde in den Bereichen mit Nässe ausschließlich die Ledervariante gewählt. Bei der zweiten Serie hingegen waren Mitarbeiter aus dem Abfüllungsbereich dann aber auch zu Textil gewechselt, weil das Leder ohne genügende Pflege porös wurde oder sie die Erfahrung machten, dass die Schuhe mit textiler Oberware aufgrund der darunter liegenden Membran ebenso wasserdicht und stabil sind. Technik- leiter Mario Schäfer hat durch Rückmeldungen der Nutzer die Bestätigung erhalten, dass die Schuhe hohe Akzeptanz genießen und über die ganze Arbeitszeit getragen werden. Die Mitarbeiter fühlen sich beim Raumklima ihrer Arbeitsplätze in den Schuhen angenehm temperiert – vom 7 °C kühlen und feuchten Lagerkeller, über den Produktions- und Abfüllbereich mit normaler Raumtemperatur und hoher Luftfeuchtigkeit, bis zum Sudhaus mit trockener und bis zu 40 °C warmer Luft. Die Brauer und Mälzer konstatieren sogar, dass sie in den neuen Schuhen teilweise auch weniger schwitzen als in den vorher getragenen Sicherheitsschuhen ohne Gore-Tex Membran. Geschätzt wird die Wasserdichtigkeit, die sich „I’m good“ – unter diesem Motto informiert der TVP-Infopoint über fairen Handel, nachhaltige Produkte und ökologische Herstellungsverfahren. Sichern Sie sich Ihr „grünes“ T-Shirt von Neutral.com! Halle 6, Stand D88 Unterstützt durch: Borchert + Moller, Hekon, Neutral.com und Switcher 4-6 February 2016 Praxis 28 PPF 1/2016 auf nassen Böden, vor allem in der Flaschenabfüllung und im Lagerkeller bewährt. Insgesamt loben sie den Tragekomfort, das geringe Gewicht und auch das Design der neuen Schuhe. Laminat und Schuhkonstruktion Auslöser für die Entwicklung des neuen Sicherheitsschuhkonzepts war das zunehmende Bedürfnis der Endanwender nach leichteren, deutlich atmungsaktiveren Sicherheitsschuhen. Derartige Schuhe wurden zwar mittlerweile angeboten, waren jedoch in der Regel nicht dauerhaft flüssigkeitsdicht. „Innerhalb von 2 Jahren haben unsere Forscher eine neue Membran- und Schuh-Laminat-Technologie entwickelt, die extrem hohe Atmungsaktivität mit dauerhafter Wasserdichtigkeit und bedingtem Chemikalienschutz kombiniert“, sagt Leonhard Schlichting, bei Gore Produktspezialist für Sicherheitsschuhe. Ergebnis ist ein nicht isoliertes, dünnes, aber dennoch äußerst robustes 3-Lagen Schuhlaminat. Das Gore-Tex „Extended Comfort Laminat“ ist hoch atmungsaktiv und weist eine herausragende Wärmeableitung auf. Es ist dauerhaft wasserdicht und bietet gleichzeitig Schutz vor dem Durchdringen von Alltagschemikalien wie Diesel, AFFF Löschschaum (3%), Batteriesäure (37%) und Natronlauge (30%) gemäß ISO 13994/ASTM F903 C1. „Dieses Laminat bietet dem Träger eindeutig einen Mehrwert und sichert uns eine gewisse Alleinstellung im Markt für Sicherheitsschuhe“, betont er. Im Jahr 2010 wurde es zur Basis einer neuen Generation von Sicherheitsschuhen, der neu konzipierten „Athletic Gore-Tex Safety Footwear“. Gore zielt mit den leichten Gore-Tex Sicherheitsschuhen auf ein breites neues Einsatzgebiet. Dazu zählen neben Indoor-Anwendungen wie in der Getränke- und Lebensmittelindustrie wichtige Wirtschaftsbereiche, in denen abwechselnd im Freien oder in Gebäuden oder Fahrzeugen gearbeitet wird. Hinzu kommt die Nachfrage nach einer leichten Sommervariante der bislang schwereren Sicherheitsschuhe für Versorger und Entsorger. Von den Mitarbeitern kommt viel Lob. „Man merkt fast gar nicht, dass man einen Sicherheitsschuh anhat“, sagt Maschinenmeister Gerd Abstreiter. Und Frank Stefan, Leiter der Flaschenabfüllung ergänzt: „Die Schuhe sind für unseren Arbeitsbereich hervorragend geeignet.“ www.gore-workwear.com Style at Work Discovery Tour Endecken Sie in den Hallen 4 und 6 Anbieter von Berufsbekleidung und Corporate Fashion. Teilnehmer: Hakro Activewear, Lomestar, Carson, Dickies, Daiber, Snap Sportswear, Premier Clothing, Promodoro, Arem, AS system Achten Sie auf dieses Symbol 4-6 February 2016
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