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Gewaltfreie Konfliktlösungen
Ein Stück Weg gemeinsam gehen
Susanne Wienholt-Kall hat in den vergangenen Jahren als ZFD-Fachkraft und
Beraterin für friedensförderndes Gemeinwesen in der Diözese Moroto im
Nordosten Ugandas gearbeitet. In der Region kommt es immer wieder zu
gewalttätigen Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit Viehdiebstählen
und Ressourcenkonflikten. Anfang des Jahres ist die Diplomtheologin nach
Deutschland zurückgekehrt und hat mit uns über ihre Erfahrungen gesprochen.
Frage: Wie haben Sie Ihren Entwicklungsdienst im Rückblick erlebt"
SUSANNE WIENHOLT-KALL: Ich habe die Zeit als sehr stark sinnstiftend
erlebt. Ich komme aus der sozialen Arbeit und habe immer gerne gearbeitet. Vor
Susanne Wienholt-Kall im
Gespräch mit Frauen, die zum Teil
selbst mehrere Jahre als
Straßenkinder lebten. Sie
erforschte, warum viele
Straßenkinder aus Karamoja aus
einer ganz bestimmten Pfarrei
kommen.
meinem Entwicklungsdienst war ich Abteilungsleiterin im Jugendamt. Ich bekam
die Probleme auf den Schreibtisch und bearbeitete sie auch dort. Ich habe diese
Zeit als sehr distanziert und frustrierend erlebt. In den vergangenen fünf Jahren
bin ich dagegen mit den Menschen, mit denen ich gearbeitet habe, ein Stück
Weg gegangen und das hat für mich einen sehr großen Unterschied gemacht.
Ich habe das Gefühl, mein Tun hat Sinn gehabt und es war die richtige
Entscheidung, in den Entwicklungsdienst zu gehen.
Frage: Was hat sich durch Ihre Arbeit im Projekt verändert"
SUSANNE WIENHOLT-KALL: Ich bin sehr froh, dass wir es geschafft haben,
dass sieben Frauengruppen mit insgesamt 70 Teilnehmerinnen mit einem
Projekt zum Anbau und zur Vermarktung von Aloe Vera ab diesem Jahr ein
festes Einkommen haben werden und damit ihre Kinder besser versorgen
können. Die Pflanzen passen sehr gut in die sehr karge Gegend in Karamoja,
da sie sehr anspruchslos und Hitze- und Dürre-resistent sind. Die Frauen
können den Anbau und die Pflege sehr gut bewältigen. Wir haben eine
ugandische Firma gefunden, die die Ernte aufkauft und die Frauen bezahlt. Ich
habe darüber hinaus viele Trainings mit verschiedenen Zielgruppen zum Thema
Gewaltfreie Konfliktlösungen
angeboten, aber Zahlen allein sagen ja nichts
darüber aus, ob sich das Verhalten der Teilnehmerinnen auch tatsächlich
verändert hat.
Die Tepeth-Frauen sprachen zum
ersten Mal über ihre schrecklichen
Erfahrungen durch die
Beschneidung und beschworen
"Frauensolidarität". Sie diskutierten,
wie sie ihren Kindern das selbe
Schicksal ersparen können.
Frage: Mit was für Gruppen haben Sie zu dem Thema gearbeitet"
SUSANNE WIENHOLT-KALL: Ich habe mit 200 Mitgliedern der Justice and
Peace Komitees auf Pfarreiebene dazu gearbeitet und nach einem Jahr noch
mal ein Folgetraining angeboten, damit die Teilnehmerinnen die Methoden
auch sicher im Alltag anwenden können. Eine weitere Gruppe waren
Frauen-Ordensgemeinschaften, die in ihrem persönlichen Zusammenleben sehr
stark mit ethnischen Konflikten konfrontiert waren. Eine weitere Gruppe waren
auch sicher im Alltag anwenden können. Eine weitere Gruppe waren
Frauen-Ordensgemeinschaften, die in ihrem persönlichen Zusammenleben sehr
stark mit ethnischen Konflikten konfrontiert waren. Eine weitere Gruppe waren
180 Katecheten, die als Gruppe innerhalb der Kirche nicht gerade mit
Fortbildungen verwöhnt werden und sehr interessiert und offen für das Thema
Gespräch mit einem Mitglied des
Justice and Peace Komitees, wie
sich erworbenes Wissen aus dem
Workshop über Kommunikation und
Konflikte im Privatleben und in der
Funktion im Komitee anwenden
lassen.
waren.
Darüber hinaus habe ich im Auftrag des Bischofs in der Diözese Moroto, die zu
den ärmsten in Uganda gehört und strukturell sehr schwach ist, den Aufbau der
Justice and Peace Kommission vorgenommen. Wir haben dies in einem sehr
langsamen partizipativen Prozess getan, damit die Arbeit der Kommission auch
wirklich akzeptiert und nachhaltig ist. Abgeschlossen habe ich den Prozess mit
mehreren Workshops zu Projektplanung und -finanzierung.
Frage: Wie wird es jetzt beruflich für Sie weitergehen"
SUSANNE WIENHOLT-KALL: Ich werde zunächst wieder als Abteilungsleiterin
im Jugendamt in Magdeburg arbeiten. Auf längere Sicht aber würde ich gerne
im Bereich der Integration von Flüchtlingen tätig werden. Ich glaube, ich kann
mich da mit meinen interkulturellen Kompetenzen und Erfahrungen gut
einbringen.
Frage: Welche Erfahrung aus dem Entwicklungsdienst ist Ihnen im
Moment besonders wichtig"
SUSANNE WIENHOLT-KALL: In Karamoja habe ich ein sehr bewusstes
Verhältnis zu Lebensmitteln entwickelt. Es gab nur wenig zu kaufen. Tomaten
und Zwiebeln waren das einzige Gemüse, das man regelmäßig auf dem Markt
Vorbereitung eines
Friedensgebetes mit
Gemeindemitgliedern.
bekommen konnte. Ich bin also jeden Morgen in den Garten gegangen und
habe geschaut, was ist reif, was können wir heute essen. Brot habe ich selber gebacken. Hier dagegen gibt es im
Supermarkt alles und bei vielen Lebensmitteln erkennt man gar nicht mehr woher sie kommen. Es ist schon etwas anderes,
wenn die Kuh vor ihnen hängt und der Verkäufer sie fragt, welches Stück davon sie nun haben möchten. Also diese Nähe zu
den Lebensmitteln, die ich in Uganda erfahren habe, möchte ich mir hier erhalten und bewusst mit Nahrungsmitteln
umgehen. Was ich auch mitnehme, ist eine große Dankbarkeit, dass ich völlig zufällig und unverdient in einem Land lebe,
wo ich mir keine Gedanken darüber machen muss, ob ich heute genügend zu essen bekomme.
Frage: Wie wird es im Projekt weitergehen"
SUSANNE WIENHOLT-KALL: Das Aloe-Vera Projekt wird weiter begleitet werden von meinem Nachfolger und ebenso die
Arbeit der Justitia and Pax Kommission in Moroto. Aber er wird sicher auch weitere und eigene Schwerpunkte entwickeln,
möglicherweise im Bereich Landrechte und Landkonflikte, da hier sehr großer Bedarf besteht. Ich bin aber sicher, dass bei
den Menschen, mit denen ich zusammengearbeitet habe, ein Bewusstsein dafür entstanden ist, was sich aus der
Unterstützung und Kooperation mit einer Fachkraft entwickeln kann, und sie werden sicher ihre Erwartungen formulieren.
Vielen Dank für das Gespräch.
Interview: Katharina Engels, Fotos. Susanne Weinholt-Kall