SFB 609 Kontrolle leitfähiger Fluide mit Methoden der mathematischen Optimierung Kontrolle freier Ränder bei der Erstarrung von Kristallschmelzen Teilprojekt A4 Michael Hinze, Stefan Ziegenbalg Institut für Numerische Mathematik Problemstellung Gegeben ist ein geschlossener Zylinder Ω mit einer Schmelze, bestehend aus einer festen Phase Ωs und einer flüssigen Phase Ωl. Ziel ist es, den freien Rand Γ (Interface zwischen fester und der flüssiger Phase) mit Hilfe der Randtemperatur auf ∂Ω zu steuern. Methode Γ ∂Ω Freier Rand wird als Graph dargestellt: Γ(t) = (x, f (t, x))T . Es soll das Funktional 1 J(f, ubc) = g(ubc) := 2 Ωl Ωs ZT Z 2 βubc 0 ∂Ω unter den Nebenbedingungen (1) bis (5) minimiert werden, wobei f die gewünschte Evolution des freien Randes bezeichnet. Mit der Lagrange-Technik wird ein adjungiertes System hergeleitet, 0 mit dessen Lösung der Gradient g (ubc) charakterisiert und nach geeigneter Diskretisierung numerisch günstig berechnet werden kann. Der Algorithmus zur Steuerung des freien Randes lautet: Wärmeleitungsgleichung innerhalb der Phasen Ωs und Ωl: ∂tu = Ds∆u in Ωs ∂tu = Dl∆u in Ωl und (1) ubc = 0, berechnen von u(0), f (0) (Vorwärtssimulation) Für alle 1 ≤ k ≤ kmax Lösung des adjungierten GLS, benötigt u(k−1), f (k−1) (u ist die normierte Temperatur; Dl, Ds sind Materialkonstanten). ◆ Erhaltungsgleichung für an Γ freiwerdende Schmelzwärme: VΓ = k s ∂ µ u − k ∂ u l µ Ωs auf Γ, Ωl (k−1) Berechnen des Gradienten g (ubc ) := v (k) (k−1) Strahlminimierung: g(ubc + sk v (k)) = min! sk (k) (k−1) ubc = ubc + sk v (k), berechnen von u(k), f (k) 0 (Stefan-Bedingung) (2) (VΓ ist die Geschwindigkeit des freien Randes in Richtung der Normalen µ; kl ,ks sind Materialkonstanten). ◆ Gibbs-Thomson-Gesetz beschreibt das thermodynamische Gleichgewicht am freien Rand: 0 = u + εC (µ)CΓ + εV (µ)VΓ auf Γ (3) Ziele Langfristig: Steuerung der Kristallisation komplexer Systeme (Strömung, Magnetfeldeinfluss, Strahlung, etc.) (CΓ ist die mittlere Krümmung; εC ,εC sind materialabhängig). ◆ Startbedingungen zum Zeitpunkt t = 0: u = u0 ◆ λ (f − f ) + 2 2 0 X Modell ◆ ZT Z in Ω Γ = Γ0 . Randbedingung: 1 α ∂η u (4) + u = ub0 + βubc auf ∂Ω Mittelfristig: Steuerung des freien Randes mit komplexen Kristallisationsmodellen (z.B. unter Berücksichtigung von Strömung) (5) (Die Randtemperatur wird in einen festen Anteil ub0 (z.B. einen Erfahrungswert) und einen steuerbaren Anteil ubc zerlegt. Mit der Funktion β kann der Einfluss der Steuergr öße ubc gewichtet werden, α → ∞ entspricht Dirichlet Kontrolle). Gegenwärtig: Optimalsteuerung des freien Randes bei Erstarrungsprozessen für eine Modellkonfiguration Ergebnisse Es soll ein gerader freier Rand angesteuert werden, d.h. f (t, x) = f (t). Die Temperaturverteilung und der freie Rand werden f ür jeweils vier verschiedene Zeitwerte dargestellt. Die Farben der Bilder geben die Temperatur an (blau: kalt, rot:warm). Der freie Rand wird durch eine schwarze Linie gekennzeichnet. u(0), f (0): Temperatur in Ω und freier Rand ohne Kontrolle (ubc = 0). u(8), f (8): Temperatur in Ω und freier Rand mit Kontrolle nach 8 Iterationen. 0.05 0 −0.05 −0.5 0 0.5 1 1.5 2 0.05 Free boundary 0 0 −0.15 0 0.5 1 1.5 2 0.1 (2) βubc (8) βubc 0.05 Free boundary 0 0 −0.05 −0.05 −0.5 −0.1 −1 (8) ub0 + βubc 0.5 −0.5 −0.1 −0.15 (2) βubc (8) βubc 0.15 (2) ub0 + βubc 0.1 −0.05 −0.5 −1 (8) ub0 + βubc 0.5 Free boundary 0 (2) ub0 + βubc 1 βubc ub0 + βubc 0 βubc ub0 + βubc 0.05 0.15 ub0 + βubc 0.1 (2) βubc (8) βubc 0.5 Free boundary 0 (8) ub0 + βubc 0.1 (2) βubc (8) βubc 0.5 (2) ub0 + βubc (0) ub0 + βubc 1 ub0 + βubc (8) ub0 + βubc 0.15 ub0 + βubc (2) ub0 + βubc (0) ub0 + βubc 1 βubc (0) 0.15 βubc (0) ub0 + βubc 1 −0.1 −1 −0.15 0 0.5 1 1.5 2 −0.1 −1 −0.15 0 0.5 1 1.5 2 Randtemperatur auf der Mantelfl äche des Zylinders Ω für k = 0, 2, 8 und Steuertemperatur ubc für k = 2, 8.
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