02/2014

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Extremisten im Übungsdorf
4
Das Geb Inf Bat 7 erprobt ein neues Reglement
Armee und Polizei Hand in Hand
7
Das Geb Inf Bat 30 und die Tessiner Polizei befreien prominente Geiseln
Nachts am Simplonpass
Die Art Abt 49 wählte eine besondere Kulisse für ihre nächtliche Schiessübung
14
Editorial
Unsere Gelegenheit!
Seit fast einem Jahr führe ich die Gotthardbrigade. Alle WKs haben
stattgefunden und die Vorbereitungsarbeiten für die nächsten Dienstleistungen einzelner Bataillone laufen bereits auf Hochtouren.
Wenn bis vor wenigen Monaten jemand von einem Dritten Weltkrieg
gesprochen hätte, wäre er womöglich als Fanatiker, realitätsfremd
oder gar als Verschwörungstheoretiker abgestempelt worden. Leider
erleben wir aufgrund der internationalen Entwicklungen, so wie es
Papst Franziskus unlängst definierte, «einen Dritten Weltkrieg auf
Raten und in Einzelkapiteln». Womöglich haben wir dies hier in der
Schweiz noch nicht wahrgenommen oder nur am Rande. Wir leben
immer noch in Sicherheit, in einer Komfortlage, wo diese Sicherheit
durch die dafür vorgesehenen Mittel garantiert wird. Frühere Konfliktformen (mit Panzern) wird es wahrscheinlich so nicht mehr geben, wenngleich die Krim und die Ukraine uns eines Besseren belehren.
Hybride Konflikte, oder – als Synonym – bruchstückhafte Konflikte,
oder 360°-Kriege stellen die Zukunftsszenarien dar: eine Mischung
aus Kriegen zwischen Staaten der Peripherie, Bürgerkriegen, Terrorismus, Wirtschaftskrisen, sozialen Unruhen, organisierter Kriminalität, Cyber-Angriffen, Epidemien und Naturkatastrophen. Dies ist
eine Mischung, bei welcher der Urheber schwer auszumachen ist und
die Seiten stark variieren. Das sind internationale Gegebenheiten,
welche auch die Schweiz rasch aus der von mir definierten Komfortlage zwingen können.
Die Armee muss in diesem Sinne in der Lage sein, zu operieren, auch
wenn die Akteure mit ihren Handlungen und ihren Mitteln niemanden und nichts mehr respektieren.
Nur unsere Streitkräfte sind befähigt, in Situationen ausserhalb der
Komfortlage – oder, deutlicher ausgedrückt, in «Notlagen» – zu bestehen. Unsere Streitkräfte müssen dafür vorbereitet, ausgerüstet und
mit genügend Mitteln ausgestattet sein. Es geht um HELFEN,
SCHÜTZEN, KÄMPFEN.
In diesem Kontext stellt die Weiterentwicklung der Armee (WEA) eine fundamentale Etappe für unsere Streitkräfte dar. Sie ist notwendig,
entspricht dem Zeitgeist und ist die Grundlage für eine moderne und
flexible Milizarmee.
des letzten Grades innerhalb eines praktischen Dienstes wird
die wichtige Erfahrung der realen Führung wieder vermittelt. Die Kadervorkurse dauern eine Woche, um die Führungskompetenzen zu
festigen und eine allgemeine Verbesserung der praktischen Vorbereitungen der WKs zu garantieren. Ebenso beinhaltet dieser Teil eine
Fortbildung der Kader mittels Taktisch-Technischer Kurse im zweijährigen Rhythmus.
Drittens: vollständige Ausrüstung
Die Verkleinerung der Armee und eine neue Zuteilung des Materials
ermöglichen eine vollständige Ausrüstung. Die Milizverbände mit erhöhter Bereitschaft werden jeweils mit Material ausgerüstet, das bei
den Armeelogistikcentern eigens dafür reserviert ist.
Viertens: regionale Verankerung
Die flexible und rasche Unterstützung zu Gunsten der zivilen Behörden erfolgt mittels Territorialdivisionen als Verbindungselemente zu
den Kantonen. Die Territorialdivisionen planen und führen die Sicherungs- und Unterstützungseinsätze. Zudem gewährleistet sie den
Schutz und die Sicherheit des rückwärtigen Raums.
Die Territorialdivisionen werden mittels organisatorischer Unterstellung von Truppenkörpern (ein Stabsbataillon, vier Infanteriebataillone, ein Geniebataillon sowie ein Rettungsbataillon) und der dauerhaften Zuweisung eines MP-Bataillons verstärkt.
Wir wünschen uns, dass die WEA, welche per 01.01.2017 umgesetzt
werden sollte, innerhalb der Vorgaben realisiert wird. Dies unabhängig von den Vorbehalten der einen oder anderen Gruppierung, welche diese sehr wichtige Anpassung unserer Armee zu verzögern drohen. Das internationale Umfeld entwickelt sich immer weiter!
Ich wünsche allen eine gute Lektüre und ein auf Wiedersehen bis zum
nächsten Dienst.
Freundliche Grüsse
Zweitens: bessere Kaderausbildung
Alle zukünftigen Kader durchlaufen wieder eine gesamte Rekrutenschule (Dauer: 18 Wochen). Dank dem vollständigen Abverdienen
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Bild: zvg
Die vier Grundpfeiler der WEA
Erstens: erhöhte Bereitschaft
Es kommt zur Wiedereinführung eines Mobilmachungssystems für
die Armee. Ein neues, abgestuftes Bereitschaftssystem ermöglicht,
auch bei unvorhergesehenen Ereignissen vollausgerüstete Truppen
ohne Vorwarnung aufzubieten und diese rasch einzusetzen. Zudem
werden Milizverbände mit erhöhter Bereitschaft zur Vervollständigung und als Support der bereits eingesetzten Truppen definiert.
Brigadier Maurizio Dattrino
Kommandant
Gebirgsinfanteriebrigade 9
Inhalt
Titelbild
Beobachtungsposten der Geb Inf Bat 48
erkunden das Gelände.
Inhalt
4 Geb Inf Bat 7
Das Geb Inf Bat 7 führte dieses Jahr bei der Ausbildung auf der
modernen Übungsanlage Äuli SG das neue Infanteriereglement ein.
7 Geb Inf Bat 30
Das Geb Inf Bat 30 und die Tessiner Kantonspolizei übten gemeinsam in Bodio TI für das Szenario einer Geiselnahme im Zug.
10 Geb Inf Bat 48
Für die Infanteristen hiess es Abriegeln, Evakuieren, Durchsuchen.
Das Geb Inf Bat 48 war im WK im Raum Gossau-St. Gallen im
Einsatz.
13
Art Abt 49
Die Art Abt 49 übt dieses Jahr im Hochgebirge. Der WK
war der geglückte Einstand des neuen Kommandanten
Oberstlt i Gst Manuel Rigozzi.
10Überwältigt
13Erhellt
Das Geb Inf Bat 48 trainiert das
Einsatzverfahren des neuen
Infanteriereglements.
16Dienstleistungsplan
Zur Verstärkung des Kommunikationsteams der Gebirgsinfanterie­
brigade 9 suchen wir:
Übersetzer DE → IT
Ist die entsprechende Zielsprache Ihre Muttersprache und verfügen Sie
über berufliche Erfahrung im Kommunikations-/Medienbereich oder im
Journalismus? Wir bieten Ihnen an, Ihren Militärdienst in einem kleinen
Team im Kommunikationsbereich zu leisten. Für weitere Auskünfte
oder Bewerbungen kontaktieren Sie bitte Maj Stefan Lehmann:
[email protected]
Beim Nachtschiessen der Art Abt 49
auf dem Simplon wird die Nacht
zum Tag.
Impressum
armee.ch, die Zeitschrift für die Angehörigen der Geb Inf Br 9,
erscheint zweimal jährlich
Herausgeber: Chef der Armee und Kommandant Geb Inf Br 9
Redaktionsadresse: Kdo Geb Inf Br 9, Postfach 2018,
6501 Bellinzona
Redaktion: Kommunikationsgruppe Geb Inf Br 9:
Maj Stefan Lehmann, Chef Komm; Sdt Beda Lötscher;
Sdt Thomas Oswald; Sdt Jonas Rüegg; Sdt Gregorio Schira
Fotograf: Sdt Marco Cortesi
Übersetzungen: Oblt Gilles de Diesbach, Sdt Johann Roduit
Layout: Sdt Fabio Henggeler
Druck: Fratelli Roda SA, 6807 Taverne
Adressänderungen: Alle eingeteilten AdA schriftlich beim
Sektionschef des Wohnorts
Alle anderen schriftlich beim Kommando Geb Inf Br 9
ISSN: 1663-3628
Copyright: VBS, Bereich Verteidigung
Internet: www.armee.ch
www.armee.ch/gebinfbr9
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Einsatz
Das Geb Inf Bat 7 im Wiederholungskurs
Einmalig im Soldatenleben:
Kampf gegen Extremisten im Simulationsdorf
Das Geb Inf Bat 7 führte in seinem diesjährigen WK bei der Ausbildung auf der
modernen Übungsanlage Äuli das neue
Infanteriereglement ein. Beim Durchsuchen von Häusern stösst es plötzlich
auf Gegner, die ihm mit Handgranaten
erhebliche Schwierigkeiten bereiten. Doch
die Infanteristen lernen schnell.
Sdt Jonas Rüegg
«Psst! Ich höre Schritte hinter der Tür», zischt
ein Mann in Militäruniform zu seinen Kameraden. Alle halten inne und lauschen. Es ist
mucksmäuschenstill. Sekunden zerrinnen.
Eine elektrisierende Spannung liegt in der Luft.
«Hier ist die Schweizer Armee, öffnen Sie
die Tür», ruft der Soldat nach einem weiteren
Augenblick mit fester Stimme. Wieder zerrinnen Sekunden. Doch nichts passiert. Schweissperlen bilden sich den Leuten auf der Stirn. Die
Hitze an diesem sommerlichen Frühlingstag
hat sich in der obersten Etage des Hotelgebäudes aufgestaut und macht sich nun bemerkbar.
Türschloss gesprengt
Bereits drei Stockwerke des Hotels haben die
Einheiten gesichert. Nun stehen vier Soldaten
auf einer Treppe vor einer verschlossenen Tür,
die zum Dachstock des Gebäudes führt. Zwei
weitere Kameraden sichern gegen hinten ab.
Da ertönt ein Knall: Mit einer Sprengladung
hat die Vorhut das Türschloss geknackt.
Ein Geruch von Schwarzpulver dringt einem
in die Nase.
Mit einem heftigen Tritt gegen die Tür
verschaffen sich die Soldaten Zutritt zum
Dachstock. Zwei Soldaten stürmen nach
links, zwei nach rechts in den Raum. Schüsse
fallen. Erneut schallt der Knall einer Explosion durch den Raum. Die Soldaten zur Linken
sacken schreiend zu Boden. Die Soldaten zur
Rechten können sich in Sicherheit bringen.
«Wir haben einen Gefallenen!», teilen sie
über Funk der Truppe mit. Doch sofort korrigieren sie den Funkspruch: «Wir haben zwei
Gefallene!»
System erfasst Schutzverletzungen
Was an einen Agentenstreifen aus Hollywood
erinnert, spielt sich in Tat und Wahrheit in
einem beschaulichen Weiler in der Ferienregion Heidiland ab. Es handelt sich um eine
Übung der Schweizer Armee, die mit Markiermunition abgehalten wird. Äuli, so heisst
das Übungsdorf in der Nähe von Walenstadt,
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Mit Sensoren ausgestatteter Radschützenpanzer im Übungsgelände Äuli SG.
besteht aus knapp zwei Dutzend Häusern mit
bis zu vier Etagen und Strassen mit eigenen
Namen. In der Mitte des Dorfes stehen ein
Marktplatz und davor ein Hotel.
Die Übungsanlage wird vom Rüstungsunternehmen Ruag betrieben und ist mit dem
sogenannten LASSIM, dem LaserschussSimulator, ausgestattet. Jeder Teilnehmer ist
mit einem Simulationsgerät ausgerüstet, das
nicht nur jede einzelne Bewegung sondern
auch Schussverletzungen und dergleichen
registriert. Die Anlage ermöglicht die Ausbildung im Kampf im überbauten Gebiet unter
realitätsnahen Bedingungen.
Überall Kameras
Oberstlt i Gst Frédéric Terrapon, damaliger
Kommandant des Geb Inf Bat 7, ist begeistert
von der Übungsanlage: «Überall sind Kameras
installiert. Jede Aktion eines jeden Soldaten
wird aufgezeichnet. So können wir anschliessend analysieren, ob die Soldaten richtig gehandelt haben.»
Die Soldaten Nicolas Amstutz und Garry
Bender sind die ersten Gefallenen während
der heutigen Übung. Sie sind Opfer einer
Sprengfalle geworden. Kurz bevor sie den
Dachstock des Hotels gestürmt haben, hat ein
Extremist eine Granate gezündet und ist da-
Einsatz
Bilder: Sdt Yann Lerjen
Getroffenes Körperteil und Schwere der
Verwundung werden auf einem Gerät angezeigt.
Überwältigte Widerstandskämpfer werden
mit Kabelbindern dingfest gemacht.
vongerannt. Die Granate ist explodiert, als die
Soldaten in den Raum getreten sind.
«Wir konnten nicht mehr reagieren», sagt
Sdt Amstutz. Der Simulator signalisiert ihm
und Sdt Bender, dass sie tödlich getroffen worden sind. «Wir waren schon sehr angespannt,
da wir wussten, dass sich jemand hinter der
Tür befindet», erzählt der 22-jährige Bieler
weiter. «Schade, jetzt müssen wir bis zum
Übungsende warten.»
Extremisten unter der Dorfbevölkerung
Das Geb Inf Bat 7 hat im diesjährigen WK das
neue Infanteriereglement eingeführt. Wurde
früher der Häuserkampf geübt, steht heute
das Durchsuchen einer urbanen Zone auf
dem Tagesbefehl. Anders als beim Häuserkampf liegt beim neuen Übungsszenario die
Bedrohungslage tiefer.
Die Soldaten durchsuchen und evakuieren ein Dorf, in dem sich die Mehrheit der
Zivilbevölkerung friedlich verhält. Jedoch
haben sich vereinzelte militante Extremisten
unter die Dorfbevölkerung gemischt. Die
Schwierigkeit besteht darin, dass die Soldaten den Personen nicht ansehen, ob sie militant sind. Der Verhältnismässigkeitsgrundsatz erlaubt ihnen den Waffengebrauch erst,
wenn sie selber an Leib und Leben bedroht
sind.
«Das neue Infanteriereglement bedeutet
einen Paradigmenwechsel für den Soldaten»,
sagt Oberstlt i Gst Terrapon. Der 40-Jährige
aus Yverdon-les-Bains erklärt: «Der Soldat
darf in seinem Gegenüber nicht mehr automatisch einen Gegner sehen. Vielmehr muss
er situativ entscheiden und nötigenfalls eskalieren können. Das neue Infanteriereglement
stellt hohe Anforderungen an die mentale
Bereitschaft der Soldaten».
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5
Einsatz
Jeder Winkel wird abgesucht
Im diesjährigen WK bietet sich dem Geb Inf
Bat 7 die Möglichkeit, das neue Infanteriereglement auf der Übungsanlage Äuli zu verinnerlichen. Als armee.ch vor Ort zu Besuch ist,
darf sich die Geb Inf Kp 7/1 auf dem Übungsgelände versuchen.
Die Übung spielt sich zusammengefasst
so ab: Ein Zug dringt als erster mit vier Piranhas ins Dorf ein, sichert den Anschlussraum
und richtet in einem gesicherten Gebäude vor
Ort unter anderem eine Logistikzone ein, wo
die evakuierten Zivilisten in Empfang genommen werden können. Anschliessend begeben
sich zwei weitere Züge mit ihren Piranhas ins
Dorf. Im Schutz ihrer Fahrzeuge oder in Deckung von Gebüschen, Hecken und Hausmauern tasten sich die Soldaten vorsichtig im
Übungsdorf voran. Dabei achten sie darauf,
dass die beiden Züge stets parallel durchs Dorf
vorrücken.
Haus für Haus wird abgesucht. Kein
Raum, kein Versteck wird ausgelassen. Mit
den auf ihren Sturmgewehren montierten
Scheinwerfern leuchten die Soldaten in jeden
dunklen Winkel. Langsam, aber kontinuierlich
schreiten die Züge voran. Bei der nachträglichen Übungsbesprechung zeigt sich Oberstlt i
Gst Terrapon zufrieden: «Positiv war, wie die
zwei Züge entlang der Strassen das Dorf durchsuchten und die Zivilbevölkerung evakuierten.
Auch den kleineren bewaffneten Widerstand
im Hotel meisterten die Soldaten gut.»
Widerstand bei Haus Nummer 13
Erst als die Soldaten beim Haus Nummer 13
auf massiven Widerstand stossen, gerät die
Übung ins Stocken. Die Gegenseite hat das
Treppenhaus verbarrikadiert und wehrt sich
mit Handgranaten gegen die eindringenden
Soldaten. Ein Soldat nach dem anderen fällt
dem Widerstand zum Opfer.
Oberstlt i Gst Terrapon bemängelt nachträglich: «Die Soldaten haben ihr Verhalten
nicht der geänderten Eskalationsstufe angepasst. Sie hätten ihren Vorgesetzten melden
müssen, dass sie mit Handgranaten bekämpft
werden. Dann hätten die Einsatzverantwortlichen einen anderen Mitteleinsatz befehlen
können, um das Haus zu säubern.»
Einmal im Soldatenleben
Dass die Soldaten aus ihren Fehlern lernen,
stellen sie bereits am Folgetag bei einer Demonstrationsübung im Rahmen des Behördentages unter Beweis. Für Oberstlt i Gst Terrapon ist dies ein Zeichen der Effizienz der
Ausbildung in Äuli: «Fortschritte sind in gerade Mal zwei Tagen erkennbar gewesen». In
diesem Punkt stimmen ihm die Soldaten zu.
«Es handelt sich um ein sehr realistisches
Übungsszenario», meint etwa Sdt Damien
Rubio. Für den 30-Jährigen aus Saint-Imier ist
es der letzte WK. Er ist überzeugt: «Hätten wir
in jedem WK solche Übungsanlagen gehabt,
so wären meine infanteristischen Fähigkeiten
mit Sicherheit um einiges besser».
Jeden WK auf einer Übungsanlage zu
absolvieren, dürfte indes ein frommer Wunsch
bleiben. In einem Rhythmus von fünf bis
sechs Jahren kann ein Bataillon seinen WK
auf einer solchen Simulationsübungsanlagedurchführen. In einem durchschnittlichen
Soldatenleben verbringt ein Infanterist somit
gerade mal einen WK auf einer solchen
Übungsanlage.
Ein Zug dringt mit vier Piranhas ins Dorf ein und sichert die Umgebung (links). Das Übungsdorf Äuli SG mit Hotel und Häusern.
Haus für Haus und Raum für Raum werden abgesucht (links). Handgranaten der Gegner fordern während des Übungszenarios mehrere «Verletzte».
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Einsatz
Das Geb Inf Bat 30 im Wiederholungskurs
Geiselnahme: Das Tessin ist alarmiert
Bilder: Marco Cortesi
«Es befinden sich Terroristen im Zug. Sie haben Geiseln genommen». Das Geb Inf Bat 30 und die Tessiner Kantonspolizei
haben am 5. Juni in Bodio gemeinsam die Übung «SICURO – POLCA» bestritten.
Stramm gestanden! Das Geb Inf Bat 30 bei der Fahnenübernahme in Bellinzona.
Sdt Gregorio Schira
«Drei Terroristen haben einen Zug mit einer ausländischen Delegation an
Bord in ihre Gewalt gebracht. Die Mitglieder der Delegation wurden als
Geiseln genommen». So lautete kurz gefasst der Alarm, der von Bodio
(Kanton Tessin) aus an die Zentrale der Kantonspolizei in Bellinzona gesendet wurde. Die Tessiner Behörden hatten an diesem Tag den Teilnehmern
eines wichtigen internationalen Meetings in Locarno die Gelegenheit
geboten, einige ausserordentliche Bauten des Kantons zu besichtigen, darunter auch die Baustelle von AlpTransit. Allen Vorkehrungen zum Trotz
(die Haltestelle des Zuges wird durch eine Kompanie des Geb Inf Bat 30 bewacht und durch zwei Höheposten auf beiden Seiten des Leventinatales
überwacht; das Netz von Sensoren und Effektoren wurde auch durch Gebirgsspezialisten aus Andermatt verstärkt) konnte nicht verhindert werden,
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Einsatz
Soldaten kontrollieren ein ziviles Auto an einem Checkpoint.
dass die Terroristen bei einem früheren Halt in
den Zug eingestiegen sind.
Diese Ausgangslage bot sich an diesem Tag
im Juni dem Geb Inf Bat 30 (das in Bodio für seinen
jährlichen Wiederholungskurs stationiert war)
und den Sondereinsatzkräften der Kantonspolizei
in der gemeinsamen Übung «SICURO – POLCA».
Eine lange Übung ab den Morgenstunden
Ab den frühen Morgenstunden befanden sich die
Angehörigen des Geb Inf Bat 30 in ihren Stellungen, wo sie die Befehlsausgabe und die Übungsbestimmungen entgegennahmen: Sie mussten den
Raum um die Endstation des Zuges überwachen.
Bei Übungsbeginn steht der Zug still, das Personal
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(alles Angehörige des Bataillons in Zivilkleidern,
in der Rolle von Figuranten) ist an Bord, die Sensoren befinden sich auf den Anhöhen und überwachen. Soldaten patrouillieren im Gebiet um den
Zug.
Aus dem Innern des Zuges ergeht ein echter
Anruf an die Zentrale der Kantonspolizei – mit
dem Codename «Übung in der Leventina», um
keine reale Krise auszulösen. Auch die Sensoren
auf den Bergen, welche Schüsse in der Gegend
gehört haben, erkennen den Ernst der Lage und
benachrichtigen die Polizei. Die Polizei analysiert
die beiden Informationen und aktiviert daraufhin
sämtliche Ressourcen. Sie setzt sich sofort in Kontakt mit dem Bataillonskommandanten der Kom-
panie, die im Raum patrouilliert. Nach gegenseitiger Absprache ersucht die Polizei die Armee darum, die Zone abzuriegeln und sämtliche
Bewegungen darin zu untersuchen. Der Einsatz
kann beginnen.
Nur die Polizei soll direkten Kontakt mit den
im Zug verbarrikadierten Terroristen haben. Sie
kommt mit drei Elementen auf Platz: das Verhandlungsteam, die Scharfschützen und das Sondereinsatzkommando (bestehend aus Beamten,
die eine Struktur, hier einen Zug, stürmen, um die
Geiseln im richtigen Moment zu befreien). Die
Armee hingegen nimmt eine untergeordnete Rolle ein: Sie sucht keinen Feuerkampf und keine direkte Begegnung mit den Terroristen.
Einsatz
Eine weitere Schwierigkeit habe darin bestanden, die integrierte Kommunikation zwischen der Kantonspolizei und der Armee sicherzustellen. «Es handelt sich um zwei Welten mit
ganz bestimmten Regeln, fast zwei Parallelwelten,
mit unterschiedlichen Operationsmethoden, Begrifflichkeiten und Einsatzprozessen», so der Offizier weiter.
«Alles in allem», so lautet das Fazit des Offiziers, «sind wir sehr zufrieden mit der Übung. Und
auch die Truppe scheint zufrieden zu sein. Heute
Morgen waren wir noch ein wenig nervös, auch
weil die Übung nicht ganz klar war. Aber dies war
unvermeidlich: unsere Truppen ist der Umgang in
diesem Umfeld nicht gewohnt. Im Verlauf der
Übung wurde es aber allen nach und nach klarer.
Die Soldaten an den Checkpoints haben zusehends
sicherer gehandelt. Auch mit der zivilen Seite gab
es keine Probleme. Niemand hat sich negativ geäussert. Deshalb können wir glücklich sein»
Die Übung band für einen ganzen Tag die
Kantonspolizei und die Armee zu Ausbildungszwecken. Sie lieferte dem Bataillon aber auf allen
Ebenen zahlreiche Lehren. So konnte gemäss dem
neuen Infanteriereglement (das seit dem letzten
Juli in Kraft ist) auf Stufe Bataillon ein «Task» eingeübt werden. Kurzum: Übung gelungen.
«Achtung HG!» Ein Soldat wirft die neue Explosiv-Übungshandgranate 11.
Die Verhandlungen dauern Stunden. Sie beginnen mit der Evakuierung eines im Zug befindlichen Sicherheitsmannes, der bei der Geiselnahme verwundet wurde. Nach einer Weile fragen die
Terroristen nach Verpflegung und Wasser (um die
Lage authentischer wirken zu lassen und auch um
die Spannung zu fördern, wurde absichtlich nichts
im Zug gelassen). Die Polizei hält sich aber nicht an
die Bedingungen der Terroristen. Eine erste Geisel
wird hingerichtet und aus dem Zug geworfen. Dieser Umstand erhöht unmittelbar die Anspannung
und die Bedrohungslage. Die Polizei reagiert und
stürmt den Zug. Glücklicherweise kommt es zu
keinen weiteren Verletzten. Die Operation gelingt
auf Anhieb.
Übungskritik und Bewertung
«Es war keine einfache Übung», erklärt uns ein
Offizier der Armee. «Wir bewegten uns im zivilen
Umfeld mit all den damit verbundenen Schwierigkeiten. Es gab Pendler, frei verkehrende Autos,
Lastwagen usw. Die patrouillierenden Soldaten
hatten eine schwierige Aufgabe. Es ist nicht einfach, zu entscheiden, welches Fahrzeug sie durchsuchen und wen sie kontrollieren müssen,
da auch die Figuranten zivil gekleidet waren.
Die Aufmerksamkeit muss stets sehr hoch sein,
da – es ist ja bekannt – bei Geiselnahmen häufig
auch Akteure von draussen unverzüglich Informationen in das Innere, also hier in den Zug,
liefern können».
Der WK des Geb Inf Bat 30
Nach einem längeren Unterbuch hat im WK 2014
wieder einmal das Tessin das Geb Inf Bat 30 beherbergt. Das Bataillon, unter dem Kommando von
Oberstleutnant Giovanni Ortelli und seinem Stellvertreter Hauptmann Fabio Carrara, befand sich
seit dem 19. Mai in seinem jährlichen Wiederholungskurs. Der Infanterietruppenkörper besteht
hauptsächlich aus Soldaten und Offizieren aus den
Kantonen Tessin und Graubünden. Es ist das einzige italienischsprachige Infanteriebataillon der
gesamten Armee.
Im WK 2014 hat das Geb Inf Bat 30 einen
Fortbildungsdienst der Truppe geleistet und war
der Geb Inf Br 9 unterstellt. Insbesondere ging es
darum, in abschliessender Art und Weise die
Grundbereitschaft zu erstellen, die fachspezifische
Ausbildung gemäss Leistungskatalog zu konkretisieren, die Teilnahme an Events zu unterstützen
und die Kontakte zu den Behörden an den Truppenstandorten zu fördern. Zudem wurden die
Soldaten an neuem Material, neuen Waffen und
neuem technischen Gerät ausgebildet. Die Kadervorkurswoche diente der Ausbildung mit der neuen Granate (HG 11), der zentralen Ausbildung der
Infanterie cbe, und der Festigung der Ausbildung
an den Waffen, den Geräten und den Fahrzeugen
(wie dem GMTF, das neue geschützte Mannschaftstransportfahrzeug). Zudem gab es noch
Ausbildungen in den Fachbereichen Logistik und
Führungsunterstützung.
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Einsatz
Das Geb Inf Bat 48 im Wiederholungskurs
Bilder: Komm Geb Inf Bat 48
Die Achtundvierziger beherrschen
ihr Handwerk präzise
Treffsicher: Die Infanteristen des Geb Inf Bat 48 gehen hartnäckig gegen Gegner vor.
Der Wiederholungskurs 2014 stand für das Geb Inf Bat 48 im Zeichen der Ausbildung. Im Raum Gossau–St. Gallen festigten die rund 950 Bataillonsangehörigen
den Umgang mit Bedrohungslagen in herausfordernden Übungen.
Sdt Beda Lötscher
Der Truppenübungsplatz von Bernhardzell
macht an jenem sonnigen Donnerstagmorgen Ende August einen durchaus friedlichen
Eindruck: Idyllisch in einer Flussschleife der
Sitter gelegen, befinden sich auf beiden Seiten des Wassers Baumgruppen, Wiesen und
Häuseranlagen.
Eine Gruppe Infanteristen der Geb Inf
10 armee.ch Gebirgsinfanteriebrigade 9 2 / 14
Kp 48/1 wartet plaudernd auf ihren Einsatz.
Doch Hptm Christian Messerli (Hombrechtikon ZH), der sich in einiger Distanz
zu den Soldaten positioniert hat, zeigt aufs
nächste Haus und verkündet knapp: «Sobald die Infanteristen das Gebäude dort
drüben betreten, kommt eine Mark HG 85
geflogen.»
Abriegelung und Evakuation
Hptm Messerli ist Chef Regie der Übung
SITTER. Diese gilt es für die drei Gebirgsinfanteriekompanien des Geb Inf Bat 48 während ihres WKs zu absolvieren. Der diesjährige Dienst der Achtundvierziger fokussiert
auf die Ausbildung der Truppe. Im
Vordergrund steht das Einsatzverfahren des
neuen Infanteriereglements (siehe Kasten
Seite 12).
Im Rahmen von Einsätzen wie SITTER
soll die Abriegelung und Durchsuchung einer urbanen Zone sowie die Evakuation der
Zivilbevölkerung durch die Infanterie ein-
Einsatz
Beobachtungsposten sammeln am Vorabend
des Einsatzes Informationen.
Hohe Anforderungen: Soldaten müssen auf dem Übungsgelände jeden Winkel durchsuchen
und verhältnismässig eingreifen.
geübt werden. «Es ist für unsere Soldaten
wirklich herausfordernd, eine Balance zu
finden», erläutert der Hauptmann. «Sie sollen einerseits verhältnismässig eingreifen,
andererseits aber auch das gesamte Gewaltspektrum abdecken, dem sie ausgesetzt
sind.»
Anfänglich hat es der Inf Kp 48/1
dabei noch an Fingerspitzengefühl gefehlt:
«Die Soldaten sind vorbildlich gestartet,
dann jedoch allzu konsequent in die
Häuseranlage eingedrungen – ich hätte
da nicht Zivilist sein wollen», schmunzelt
Messerli.
Verräterische Taschenlampen
Begonnen hat SITTER für die beübte Kompanie bereits am Vorabend. Unter der Aufsicht des Bataillonskommandanten, Oberstlt i Gst Filip Vincenz (Oberdiessbach BE),
bezog sie den Bereitstellungsraum und begann mit dem Gefechtsexerzieren am Geländemodell.
In der Nacht errichteten die Sensoren
Beobachtungsposten und leiteten die Nachrichtenbeschaffung ein. «Allerdings», bemerkt Bat Kdt Vincenz kritisch, «waren dabei ihre Taschenlampen für die Gegenseite
derart gut sichtbar, dass die Auftragserfül-
Planung für den Einsatz in der urbanen Zone.
lung in Realität aufgrund fehlender Überraschung erheblich erschwert worden wäre.»
Nach dem morgendlichen Lagerapport
startete die Kompanie damit, das betreffende Geländeteil abzuriegeln.
Grosses Gewicht legt Vincenz beim
Übungsszenario auf die Durchmischung
von Zivilbevölkerung und Gegenseite:
«Hier können die Soldaten also nicht einfach alles bekämpfen, was sich bewegt.»
Seine minutiöse Planung umfasst zahlreiche
Störmanöver. Eines davon ist der mit einer
Sprengladungsattrappe versehene Puch, der
auf den Checkpoint der Soldaten zurast.
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Einsatz
Auge fürs Detail
Selbst ein Auge fürs Detail beweist Kdt Vincenz. So hat er zur Darstellung der Figuranten eigens alte Vierfrucht-Anzüge aufgetrieben. Bei
der Übungsbesprechung zeigt sich der Kommandant erfreut, wie das
neue Einsatzverfahren auf allen Stufen funktioniert hat: «Die Zivilbevölkerung wurde unversehrt evakuiert, die Gegenseite neutralisiert,
die Kompanie hat präzise Arbeit geleistet.»
Neue Handgranate
granate 11. Sie ist im Vergleich mit der älteren HG 85 leichter, besitzt mit 83 Gramm weniger Sprengstoff und hat keine Splitterwirkung.
Ende 2015 leistet das Geb Inf Bat 48 seinen Wiederholungskurs im Gefechtsausbildungszentrum Ost in Walenstadt. In der
modernen Simulationsanlage werden die Einsatzverfahren der
Infanterie und die Waffenhandhabung weiter angewendet und
vertieft.
Eine Neuerung technischer Art im WK ist die Verwendung der
Handwurfmunition mit Kipphebelzünder. Nebst Irritations- und
Nebelkörper umfasst diese auch die neue Explosiv-Übungshand-
Neues Infanteriereglement –
Regeln für Einsätze in der Zivilbevölkerung
Das neue gültige Infanteriereglement 53.005 beschreibt das taktische
Können der Infanterie auf den Stufen Bataillon, Kompanie und Zug über das
ganze Einsatzspektrum der Armee. Gleichzeitig soll es Impulse vermitteln,
wie und mit welchen Rüstungsprioritäten die Infanterie in Zukunft weiterentwickelt werden kann.
Gemäss Brigadier Lucas Caduff (Igis GR), Kommandant des Lehrverbandes
Infanterie in Colombier, liegt die Stärke des Reglements darin, die
Einsatzverfahren der Infanterie einheitlich und klar für alle Bedrohungslagen
zu regeln. «Infanterieeinsätze finden heute inmitten der zivilen Bevölkerung
und primär in urbanem Gelände statt», sagt der Brigadier. Ebenso könne
die Gegenseite sowohl symmetrisch wie asymmetrisch oder hybrid sein.
Auch sei mit schlecht fassbaren, latenten Bedrohungen zu rechnen. Das
Einsatzverfahren stützt sich mit dem Infanteriereglement insbesondere auf
die Tatsache, dass im heutigen Umfeld primär die zivilen Behörden die
Verantwortung tragen.
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Drei Grundfertigkeiten
Sämtliche taktischen Verfahren der Infanterie beruhen nun auf drei
Grundfertigkeiten: dem Aufbau der taktischen Grundplatte, dem Manövrieren der Verbände auf dieser Platte sowie dem Aufbau der technischen
Grundplatte.
«Während die taktische Grundplatte durch den Sensor-Wirkungsverbund
sichergestellt wird, der aus Aufklärern, Scharfschützen und Minenwerfern
besteht, manövrieren die Infanterieverbände mittels Bewegung, Feuer und
Reserve aus Bereitschafträumen im Einsatz. Die technische Grundplatte
wiederum wird durch Führungsunterstützungs- und Logistikaufgaben der
Stabskompanie bereitgestellt», erklärt Brigadier Caduff.
Das Reglement wurde vom Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport sowie den militärischen Verantwortlichen im August 2013
genehmigt. Es besitzt Gültigkeit bis Ende 2016, um den Anforderungen im
Rahmen der Weiterentwicklung der Armee stets zu entsprechen.
Bilder: Marco Cortesi
Einsatz
Der Weg hoch zum Simplon ist lang und beschwerlich.
Die Art Abt 49 im Wiederholungskurs
Artillerie im Hochgebirge
Unter der Führung des neuen Kommandanten hat die Artillerieabteilung 49 ihren WK im Gotthardgebiet absolviert.
An den Tag der offenen Tür im Rahmen des Dienstes werden sich die Besucher der Truppe noch lange erinnern.
Oblt Gilles de Diesbach
Furchtlos AdA
Am vergangenen 6. Oktober fand im Hof
der eindrücklichen Burg Stockalper in Brig
aus dem Jahre 1666 die Standartenübernahme der Art Abt 49 statt. Umso eindrücklicher war der Moment, weil der neue Kommandant, Oberstlt i Gst Manuel Rigozzi,
zum ersten Mal vor seiner Truppe mit zirka
600 Angehörigen sprach.
«Chi è nel giusto, non teme nulla» (wer
das Richtige tut, der fürchtet nichts), dies
die Devise für den Truppenkörper, der
mehrheitlich AdA aus der italienischen
Schweiz umfasst. Die Devise konnte während des WKs durch die Soldaten in die Tat
umgesetzt werden. Die Ausbildung der
Truppe erfolgte grösstenteils im deutschsprachigen Teil des Wallis.
somit nicht viel breiter als die M109 mit ihren 3.29 Metern.
TARTARUGA fordert alles
Auf der Höhe von über 2000 Metern herrschten am Behördentag herbstliche Farben vor,
der Himmel war verschleiert durch grauen
Nebel. Für den Abt Kdt Rigozzi bot dies ein
ideales Umfeld, am Tag der offenen Tür den
angereisten Gästen aus Politik, Militär und
Kirche das Übungsumfeld zu zeigen. «Wir
können es uns nicht leisten, die Kompetenzen
der Truppe nicht zu trainieren. Das gilt insbesondere für jene Truppen, die den Kampf
als Hauptaufgabe haben», so Rigozzi. «Das
Training muss in diesen politisch instabilen
Zeiten natürlich von Erfolg gekrönt sein»,
erklärte er seinem Publikum.
Die erste Aufgabe bestand in der Verschiebung der Geschütze auf die Schiessplätze.
Dies war keine leichte Angelegenheit, galt es
doch, 50 kurvenreiche Kilometer Asphaltstrasse vom Tal ins Gebirge zu überwinden.
Diese Übung TARTARUGA wird den
Soldaten wohl besonders wegen zwei
Engpässen in Erinnerung bleiben: Der erste
befand sich bei der Durchquerung von Visp,
der zweite verlangte den Panzerhaubitzenfahrern ihr ganzes Können ab. Der zu
passierende Tunnel Schallberg misst
gerade mal 3.4 Meter in der Breite und ist
Reelle Trainingsbedingungen
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Einsatz
NACHTSCHIESSEN
Simplonpass, 14. und 15.10.2014,
2. Woche FDT
Mit dem Einbruch der Dunkelheit, als die
letzten Unsicherheiten wegen des unbeständigen Wetters in der Höhenlage verflogen
waren, kommt es für die Batterien 49/2 und
49/3 zum Nachtschiessen.
Die Schüsse erreichen die Zielräume, und ihre
Wirkung kann durch die Schiesskommandanten, auch dank der ständigen Beleuchtung
durch die Batterien, verifiziert werden.
Es handelt sich um eine Übung, welche eine
präzise Zusammenarbeit unter den einzelnen
Geschützen verlangt. Dabei muss das ganze
Synchronisationskönnen an den Tag gelegt
werden, was die Art Abt 49 seit jeher
erfolgreich gemeistert hat.
Die Panzerhaubitzen-Batterien demonstrierten in ihren Übungen das Unterstützungsfeuer. Sie zeigten dabei ein streng methodisches Vorgehen gemäss «Schiessen und Verschwinden». Den Gästen
wurden so eindrücklich die einzelnen Phasen des Feuerbefehls demonstriert; sie lernten Aufklärung, Kommandoposten und das Schiessen mit eigenen Augen kennen. Quasi zum krönenden Abschluss
öffneten die Soldaten die Luken ihrer Fahrzeuge und luden die neugierigen Gäste ein, das Innere einer Haubitze zu erkunden.
Die Neunundvierzig ist immer bereit
Die Standartenrückgabe der «Neunundvierzig», wie der Truppenkörper von seinen Soldaten liebevoll genannt wird, erfolgte wiederum im
Stockalperschloss – das Ziel des WKs durfte dabei als erreicht
betrachtet werden. «Doch», so mahnte Kdt Rigozzi, «wir müssen als
Bürger-Soldaten immer bereit sein!» Diese Mahnung gilt auch in
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Hinblick auf den kommenden WK 2015, den die Art Abt 49 in Bière
durchführen wird.
TIRO ALTO 27.10. – 21.11.2014
Die Batterie 49/1 unterstützt den Lehrverband Panzer / Artillerie im
Rahmen der Übung TIRO ALTO. Es handelt sich um eine Sequenz in
der Ausbildung im Artillerieschiessen im Hochgebirge, welche die
Schweizer Armee für die Bundeswehr durchführt.
Diese Kooperation in der Streitkräfteausbildung ist auf eine Vereinbarung zwischen dem VBS und dem Bundesministerium der Verteidigung der Bundesrepublik Deutschland zurückzuführen. Seit
2011 stellt die Eidgenossenschaft den Schiessplatz auf dem Simplon,
das Mechanisierte Ausbildungszentrum in Thun (MAZ), Instruktoren, Truppen, Fahrzeuge, Material, Munition und Truppenstandorte
zugunsten der Ausbildung zukünftiger deutscher Schiesskomman-
Einsatz
Eine Panzerhaubitze posiert vor den verschneiten Walliser Alpen.
«Feuer frei!» Ein Soldat bedient das Maschinengewehr
auf der Panzerhaubitze.
Die Scheinwerfer der Geschütze durchbrechen
die gespenstige Dunkelheit auf dem Simplon.
danten zur Verfügung. Dabei geht es um die Eigenheiten der Artillerie im Hochgebirge, wo Regeln und Prozesse des Artillerieschusses an
die besonderen topografischen Gegebenheiten angepasst werden
müssen. Da Deutschland über keine Schiessplätze im Hochgebirge
verfügt, ist TIRO ALTO eine wichtige Gelegenheit für deutsche Offiziere und Unteroffiziere, um die wichtigen technischen Fähigkeiten
zu erlernen.
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Agenda
Dienstleistungsplan
2.2. – 6.2.2015
Stab Geb Inf Br 9
Stans-Swissint
Stabskurs I
9.2. – 6.3.2015
Bat inf mont 7
Luzern
KVK/WK
23.2. – 20.3.2015
Art Abt 49
Bière
KVK/WK
13.4. – 8.5.2015
Stab Geb Inf Br 9
Schwyz / Uri / Zug
Übung «ZEPHYR», Stabskurs II
13.4. – 8.5.2015
Fu Bat 9
Schwyz / Uri / Zug
Übung «ZEPHYR»
13.4. – 8.5.2015
Bat fant mont 30
Glaubenberg, Olten
Übung «ZEPHYR»
10.8. – 4.9.2015
Geb Inf Bat 17
Basel / Frick
Übung «CONEX 15»
21.9. – 24.9.2015
Bat inf mont 7 (–)
Thun
ELTAM
1.10. – 2.10.2015
Geb Inf Br 9
Birmensdorf
Einheitskdt Tag
12.10. –15.10.2015
Art Abt 49 (–)
Thun
ELTAM
26.10. – 20.11.2015
Geb Inf Bat 29
Hongrin
KVK/WK
16.11. – 20.11.2015
Stab Geb Inf Br 9
Tenero
Stabskurs III
23.11. – 18.12.2015
Geb Inf Bat 48
Mels / Walenstadt
KVK/WK
20.11.2015
Offiziere Geb Inf Br 9
Brigaderapport
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Tenero