2 MB 10.06.2015 10.06.2015, Fuchs, du hast die Gans gestohlen, TT

Mittwoch, 10. Juni 2015 | Nummer 159
Tiroler Jägerverband 7
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Auch der Jungfuchs ist nicht als Meister vom Himmel gefallen – selbst er muss sein Handwerk früh erlernen.
Foto: Albert Mächler
Fuchs, du hast die Gans
gestohlen – gib sie wieder her
Dass Füchse mitten in menschlichen Siedlungen leben, ist nicht ungewöhnlich. Sie haben sich an den Menschen gewöhnt.
Viele Menschen erfreut das Spiel der Fuchswelpen, andere fürchten sich vor Krankheiten, die Füchse verbreiten können.
Füchse gehören zu unseren
tierischen Nachbarn, selbst
in großen Städten und industriellen Ballungsräumen streifen sie umher. Vom einen
bewundert, vom anderen als
gefährlicher Krankheitsüberträger abgestempelt, sorgen
sie immer wieder für Diskussionen und es wird gefragt:
„Was hat der Fuchs bei uns
im Ort oder der Stadt verloren?“
der Welpen zuständig sind.
Die Welpen würden ohne sie
schlichtweg verhungern. Laut
Auskunft der Jägerschaft würden aus diesem Grund Füchse
während der Frühlings- und
Sommermonate nicht bejagt
– auch wenn sie keine gesetzliche Schonzeit haben, gilt
bei allen jagdbaren Tieren der
Muttertierschutz. Ein Verdrängen der Füchse aus den
Siedlungsgebieten ist zudem
durch eine Bejagung nicht
möglich, da der Stadtfuchs
als Kulturfolger an ein Leben
mit den Menschen hervorragend angepasst ist bzw. sogar
davon profitiert.
In Geräteschuppen
versteckt er sich
Viele Menschen sind der
Meinung, er gehört hier
nicht her. Unsere Siedlungen
werden immer größer und
dringen immer mehr in den
Lebensraum der Wildtiere
ein. Aber verdrängen wir alle
Wildtiere aus ihrem Lebensraum? „Nein! Tiere wie Krähen, Eichhörnchen und auch
der Fuchs haben den Spieß
umgedreht und passten sich
im Laufe der Zeit an das Leben
im Siedlungsraum an“, erklärt
Martina Just, Wildtierökologin beim Tiroler Jägerverband. Es sei keine Seltenheit
und auch nicht ungewöhnlich, dass man Füchse nicht
nur am Dorf- bzw. Stadtrand
antrifft, sondern auch mittendrin auf Plätzen und in
Parks. Auch wenig genutzte
Geräteschuppen werden gerne als Verstecke genutzt und
offen gelassene Hühnerställe
bleiben als Futterquelle nicht
unentdeckt.
Bis zu sieben Welpen
kommen auf die Welt
Vor allem im Jänner/Februar während der Hochzeitssaison sind die Füchse auf Partnersuche und vermehrt auf
den Läufen. Anschließend
kommen im März/April vier
Einfache Hygieneregeln
beachten
Eine Füchsin säugt ihre Welpen, ein kleiner Fuchswelpe lugt hinter einer Mauer hervor.
bis sieben Welpen im unterirdischen Zuhause – dem
Fuchsbau – auf die Welt. Die
Welpen sind dunkel behaart
und während der ersten zwei
Lebenswochen blind. Erst
nach drei Wochen verlassen
sie den Bau, um ihre Umgebung zu erkunden. Verspielt
und sehr neugierig, macht
es ihnen Spaß, auch nahe
an Häuser zu kommen und
bei Gelegenheit auch einmal
Gartenschuhe oder Ähnliches zu klauen, um diese als
Spielzeug zu benutzen.
Die Jungenaufzucht fordert
von den Elterntieren ein hohes Maß an Jagderfolg, bis
zum Auszug der Jungtiere
haben sie zusätzliche Mäuler zu stopfen. Somit sind die
Erwachsenen ständig auf der
Pirsch nach etwas Fressbarem,
um die kleinen Füchse wohlgenährt in die Selbstständigkeit schicken zu können.
Komposthaufen oder Müllsäcke vor der Haustüre sind für
den Allesfresser Fuchs eine
willkommene Bereicherung
des Speisezettels.
Die kleinen Fuchswelpen
genießen währenddessen
unbekümmert ihre Kindheit
und erkunden von Tag zu
Tag immer großräumiger ihre Umgebung. Für uns Menschen bedeutet dies eine höhere Sichtbarkeit der Tiere zu
dieser Jahreszeit. Spielende
Fuchswelpen, ein schöner
Anblick, den man als Naturfreund genießen sollte.
Sieht man vermehrt Füchse, ist die Frage nach Krankheiten oft nicht weit. Weniger scheue Füchse sind jedoch
nicht zwingend krank. Wie
alle unsere tierischen Weggefährten und Nachbarn (Wildtiere, wie auch Haustiere)
können Füchse Krankheiten
auf den Menschen übertragen. Die wohl zurzeit am häufigsten erwähnte Krankheit
ist der Fuchsbandwurm – ein
Parasit, der sich im Darm des
Fuchses entwickelt und über
den Kot ausgeschieden wird.
Infiziert sich ein Mensch mit
dem Fuchsbandwurm, kann
es bis zu 15 Jahre dauern,
bis die gefährliche alveoläre Echinokokkose ausbricht.
Wird die Krankheit im Frühstadium erkannt, ist eine Heilung nicht ausgeschlossen. In
einem späteren Stadium ist
durch den Einsatz von Medikamenten ein Leben mit dem
Fuchsbandwurm möglich.
Screening zum
Fuchsbandwurm
Um einer Ansteckung vorzubeugen, sollte vor allem
bei der Hygiene angesetzt
werden. Das heißt, nach dem
Spielen im Freien beispielsweise im Sandkasten sowie
nach Gartenarbeiten und
Ähnlichem sollten die Hände gewaschen werden. Der
Tiroler Jägerverband führt
in Kooperation mit Partnern
in der Wissenschaft ein lan-
Fotos: René Gadient
desweites Screening zum
Fuchsbandwurm durch. Im
Rahmen dieses Projekts wurden bereits Proben von 385
Füchsen und 590 Jägern genommen. Diese werden momentan auf den Parasit hin
untersucht. Erste Ergebnisse
werden bis Sommer 2016 erwartet und im Rahmen eines
Berichtes veröffentlicht.
Gerade zu dieser Jahreszeit
erreichen den Jäger immer
wieder Anrufe aus der Bevölkerung mit der Bitte um
die Erlegung von Füchsen
in Siedlungsgebieten. Deren
verneinende Antwort stößt
in den meisten Fällen leider auf Unverständnis. Warum erlegt man zurzeit keine
Füchse, wenn sie Krankheiten übertragen können und
uns die Gartenschuhe klauen? Die Antwort auf diese
Frage ist ganz einfach – es
handelt sich oft um säugende Muttertiere, welche in dieser Jahreszeit für die Aufzucht
Leere Reviere werden von
heimatlosen jungen Füchsen
sofort wieder besetzt, denn
ein schlauer Fuchs geht immer den einfachsten Weg.
Und warum sich bei der Jagd
anstrengen, wenn man in
Menschennähe einen reich
gedeckten Tisch vorfindet?
Für uns Menschen bedeutet
dies, dass wir uns über die
Begegnung mit den Füchsen
freuen und sie nicht in die
Schublade der bösen, klauenden Krankheitsüberträger stecken sollten. Mit dem
Einhalten einfacher Hygieneregeln kann das Risiko der
Krankheitsübertragung minimiert werden. Und wenn
wir zudem unsere Müllsäcke, Gartenschuhe etc. über
Nacht im Haus lassen, umgehen wir auch den Ärger
über aufgerissene Müllsäcke
und gestohlene Gegenstände. Vielmehr sollten wir uns
an den spielenden Jungfüchsen erfreuen und die Natur
in den Siedlungsräumen genießen.