Meiner Meinung nach ist es nicht zwingend notwendig, die Kirche zu besuchen, um an Gott zu glauben. Legt die Karten im Raum aus und nehmt euch dann Zeit, die Statements zu lesen. Vorschläge für Durchgänge: Suche die Haltung, die deiner am ähnlichsten ist. Suche die Begründung, die dich gar nicht überzeugt. Suche die Aussage, die dich am nachdenklichsten stimmt. Ich denke, dass es viele Leute gibt, die ihren Glauben nicht über Kirche definieren, was nicht heißt, dass sie nicht beten oder Gott sie weniger liebt. Allerdings bin ich auch davon überzeugt, dass Kirche unserem Glauben eine Form geben kann und uns viele Denkanstöße und Erklärungen geben kann, wenn man sich darauf einlässt! Stellt euch zu eurer jeweiligen Karte. Wenn alle stehen, erklärt reihum euren Standpunkt. "Ein Christ ist kein Christ!" - so ein Kirchenvater des zweiten Jahrhunderts. Ich kann nicht mein Christ-Sein alleine leben, sondern brauche die anderen. Schon Jesus hat seine Jünger nicht als Einzelkämpfer, sondern immer zumindest zwei und zwei ausgeschickt. Damit mein Glaube lebendig bleibt, brauche ich die Rückbindung an andere, den Austausch, aber auch das Glaubenszeugnis derer, die mit mir zur Kirche gehören. Die Erfahrung zeigt, dass alle, die allein ihren Glauben meinen leben zu können, sich verrennen oder ihn verlieren. Weihbischof Matthias König, Paderborn Hannah Hesse, 16 Jahre, Jugendkirche Himmelszelt Nein. Man muss unterscheiden zwischen der (Amts-)Kirche, Religion und Glaube. Glaube ist individuell. Religion ist Glaube in Gemeinschaft. Die Kirche ist eine Institution. Seit ich das trenne, kann ich von mir sagen, dass ich glaube; und vor Glaube in einer Gemeinschaft, der ich anmerke, dass sie es ernst meint, habe ich durchaus Respekt. Aber mit der Amtskirche kann ich nichts anfangen. Lena Berkemeier, Kindergruppenleiterin KLJB Ich staune immer wieder, dass mich die Botschaft von Jesus Christus erreicht hat! So vielen Generationen von Menschen war der Glaube so wichtig, dass sie ihn immer wieder weitergegeben haben. Hätte irgendwann mal eine Generation gesagt: „Schluss damit, wir glauben nicht mehr, wir geben das unseren Kindern nicht mehr weiter, wir leben Glauben nicht mehr vor“ – ich hätte nie von Jesus Christus gehört, hätte mich nie für ihn und seine Botschaft vom liebenden Vater begeistern können, hätte nie unsere Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod teilen können. Dafür braucht es / brauche ich die Kirche: damit diese Hoffnung weiter getragen wird! Thomas Bensmann, BDKJ-Diözesanseelsorger Paderborn Für mich allein zu glauben und zu beten, das wäre mir oft zu schwer. Ich brauche das Miteinander mit Menschen, die andere Erfahrungen im Glauben gemacht haben, deren Leben aus ihrem Glauben heraus lebendig wird und die mich dann ein Stück weit auf ihrem Weg mitnehmen. Ich brauche sie vor allem dann, wenn ich mich nicht mehr so recht traue zu glauben: Darf ich wirklich auf einen Gott hoffen, der mich nicht verloren gibt? Bin ich nicht in Wirklichkeit doch ganz allein? Wenn ich nicht allein bin und Menschen finde, die mich ermutigen, daran zu glauben, dass Gott meinen Weg mit mir geht, dann erlebe ich Kirche sehr lebendig. Dann ist sie mir auch einigermaßen erträglich, wenn mich vieles an ihr ärgert. Jürgen Werbick, Theologieprofessor im Ruhestand, beruflich tätig in München, Siegen und Münster, verheiratet, drei erwachsene Kinder, auch in der Jugendseelsorge engagiert (u. a. als Pfadfinderkurat) Glauben hat für mich nichts mit Kirche zu tun. Ich glaube nicht an DEN Gott aus der Bibel. Ich habe die Erfahrung gemacht: Wenn es einen Glauben gibt, der Berge versetzen kann, dann der Glaube an die eigene Kraft. Es gibt mit Sicherheit irgendwas anderes, was da oben rumschwirrt, was das Leben regelt und woran man glauben kann. Aber dieses Etwas kann mir nicht meine Warum-Fragen beantworten und hat nichts mit der spießigen und verklemmten und prüden und total unmoralischen Kirche zu tun! Anna Schmidt, Kindergruppenleiterin KLJB Schon, aber dieses Bewusstsein hat seine Zeit gebraucht. Immerhin stelle ich mich als Christ in eine Jahrtausende lange Tradition und egal, wo ich hinkomme (Urlaub, Besuche, Umzug), ist da jemand, der ähnlich tickt wie ich, bei dem ich willkommen bin und mich zu Hause fühlen kann: Gott und damit - so verstehe ich Kirche - auch der Raum und die Institution Kirche. Natürlich läuft nicht alles rund, aber wo gibt es schon perfekte Rahmenbedingungen? Und sonst hätten gerade wir jungen Menschen ja auch gar nichts, woran wir arbeiten könnten. Maik Schmiedeler, 27, Kolpingjugend DV Paderborn Der Glaube kommt aus meinem Inneren heraus. Um Glauben erleben zu können, brauche ich Menschen, die sich mit mir auf den Weg zu Gott machen. Dieses kann ich in der Kirche erfahren. Doch viele meiden die Kirche. Reden nicht über Gott. Auch Eltern nicht mit ihren Kindern. Aus diesem Grund bin ich Kuratin geworden. Ich versuche Kindern und Jugendlichen den Glauben nahezubringen, damit sie Gott erleben können und spüren: „Gott ist immer für mich da“. Heike, 37 Jahre, verheiratet, 3 Kinder, Kuratin Entdeckt, was anderen beim Thema Gottesdienst wichtig ist oder aber ihnen gegen den Strich geht. Jede/r von euch formuliert eine eigene Stellungnahme— ohne mit den anderen zuvor zu reden. Mischt die Ergebnisse verdeckt. Jede/r zieht eine Karte. Tipp, von wem die Stellungnahme stammt, die du gezogen hast. Tickt ihr alle ähnlich? Oder gibt es Überraschungen? Ich denke, dass keiner seinen Glauben alleine leben kann. Denn: Damit unser Glaube nicht ausstirbt, braucht es Menschen, die ihren Glauben bezeugen, in dem sie voll Freude und mit Begeisterung darüber berichten und davon weitererzählen – bei mir waren dies meine Eltern, denen ihr eigener Glaube so wichtig war, dass sie mich ebenfalls daran teilhaben lassen wollten und mich taufen ließen. Auch sollen wir als Christen durch Taten nach außen zeigen, dass wir es Ernst meinen mit unserem Glauben: Wir als christliche Jugend tun dieses beispielsweise, wenn wir beim Sternsingen diejenigen in den Blick nehmen, denen es nicht so gut geht wie uns – auch das geht nicht alleine, sondern nur in Gemeinschaft mit anderen. Kirche ist nicht nur ein Gebäude oder eine Institution, sondern genau das: die Gemeinschaft mit anderen Gläubigen. Daher brauchen wir die Kirche für unseren Glauben – trotz berechtigter Kritik an der Institution Kirche. Patrick Robrecht, Bonijugend Paderborn Erstmal: Was möchte die Frage? Sonntag ist der erste Tag der Woche. Der Tag Gottes, an dem wir nicht arbeiten sollen, sondern uns ganz Gott zuwenden. Mit dem sonntäglichen Gottesdienstbesuch habe ich diesem Gott ganz entspannt innerhalb von einer Stunde Platz in meinem Leben gegeben, die Dorfgemeinde freut sich, dass ich die Kirche mitnutze, und keiner stellt meine christliche Konfession infrage. Meine Meinung zu sonntags in die Kirche? Man sollte jederzeit bereit sein, Zeit für Gott zu haben. Er hat schließlich auch immer Zeit für mich. Folglich kann ein Gottesdienst (und die erfrischende Erfahrung habe ich schon oft gemacht) jederzeit und überall stattfinden. Weg von den Spuren, in denen sich die Messen und der Glaube hierzulande festgefahren haben. Man braucht nicht einmal eine Kirche. Ein Geistlicher und etwas Brot und Wein reichen aus. So war es schon früher ;-). Man sollte sich ab und an Zeit für einen Gottesdienst nehmen, aber es ist meiner Meinung nach nicht sinnvoll das immer sonntags in der Kirche zu tun, wenn man außerhalb dieser Struktur viel mehr lernt und aus der Bibel mitnehmen kann. Mathis von der Jugendkirche Himmelszelt Der Gottesdienst – besonders die Eucharistie - ist die Zeit und der Ort, an dem ich in einer Intensität wie sonst nirgendwo mit Jesus in Verbindung kommen kann. Es geht im Leben eines Christen ja darum, ihm näher zu kommen, ihn besser kennenzulernen, das Leben von ihm gestalten zu lassen. Natürlich kann ich auch anders mit ihm in Verbindung kommen, ich kann auch woanders beten, ich kann auch eine Gotteserfahrung in der Natur machen, und vor allem kann ich ihm begegnen im Mitmenschen, besonders in dem, der in Not ist – das ist alles wahr. Aber die Schrift bezeugt uns, dass es der Wunsch Jesu ist „Tut das zu meinem Gedächtnis!“ Und er macht auf diese Weise sein Versprechen wahr, dass er immer bei uns sein wird – mit Fleisch und Blut, als Mensch und als Gott. Da wundert es schon, wenn die meisten Katholiken zu sagen scheinen, „Ist lieb gemeint, aber geht auch ohne…“ Es wird ja nicht weniger als die Lebenshingabe Jesu gefeiert und gegenwärtig. Er gibt alles und lässt seine Liebe und Hingabe in der Eucharistie gegenwärtig werden. Da kann man sich nur wundern, wie leichtfertig viele Katholiken dann meinen: „Naja, ist aber auch nicht so wichtig, Schlafen ist ja auch wichtig und Sport natürlich erst recht.“ Die Feier der Eucharistie ist Jesu Vermächtnis an uns. Wer mit ihm leben will, muss sein Vermächtnis annehmen. Domkapitular Dr. Thomas Witt, Vorsitzender des Diözesancaritasverbandes Paderborn … gehen macht nur Spaß, wenn ich wirklich mitgenommen werde: sei es durch eine gute Predigt, schöne Lieder, die Liturgie, dadurch, dass ich aktiv als Lektor, Messdiener oder Kommunionhelfer teilnehme - oder eine Mischung aus allem. Wir sollten alle lernen, die liturgische Vielfalt, die wir als Katholiken haben, zu nutzen, und nicht ständig darüber streiten, was denn jetzt die schönste, modernste oder die richtigste Art ist, Gottes-Dienst zu feiern. Maik Schmiedeler, 27, Kolpingjugend DV Paderborn Ich nicht! Für mich ist es keine Auszeichnung für einen guten Glauben oder Christen, dass ich sonntags in die Kirche gehe. Ich mag die Gottesdienste, die einen besonderen Hintergrund haben, in denen es auch mal verrückt, bunt und vielfältig ist, wo die Lieder gerne und laut mitgesungen werden und wo ich Ich sein kann. Aber diese Gottesdienste sind für mich nicht sonntags in der Gemeinde, sondern meist auf Pfadfinderveranstaltungen - und da eben nicht regelmäßig jeden Sonntag, sondern dann, wenn wir als Pfadfinder beisammen sind. Aber dann gehört es für mich einfach dazu! Warum das so ist, kann ich, glaube ich, ganz gut mit dem Wort „Gemeinschaft“ beschreiben: In der Sonntagsmesse sind einige Menschen und doch hatte ich nie das Gefühl von Gemeinschaft. Und genau das ist es, was mich gestört hat: alleine da zu sitzen, obwohl um mich rum Menschen waren. Ich erlebe es immer wieder in Erzählungen von den Kindern und Jugendlichen, dass sie sich nicht vorstellen können, sonntags in den Gottesdienst zu gehen. Aber dann erzählen sie mit leuchtenden Augen, was für einen coolen, nachdenklichen oder spannenden Gottesdienst sie im letzten Zeltlager erlebt haben! Und genau das macht für mich einen Teil des Glaubens aus und dazu brauche ich kein Gebäude mit festen Zeiten zum Beten und ruhig werden. Kristina Drüke, Referentin FAK Behindertenarbeit DPSG Für mich ist der Glaube ein Geschenk Gottes. Um an Gott zu glauben, bedarf es keiner Kirche oder keines Ganges in den Sonntagsgottesdienst. Um aber diesen Glauben aufrecht zu halten und zu stärken, ist diese Gemeinschaft wichtig. Daher bereite ich in meiner Gemeinde eine besondere Art Gottesdienst vor, um Menschen zu ermutigen, den Gottesdienst zu besuchen und in der Gemeinschaft Gott erleben zu können. Heike, 37 Jahre, verheiratet, 3 Kinder, Kuratin
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