Nachrichten - Religramme - Gesichter der Religionen

Evangelischer Pressedienst
Nachrichten
Aus dem Inhalt
Tempel, Synagoge, Kirche und Moschee
Landesdienst Niedersachsen-Bremen
Ausgabe Nr. 007 | 18.01.2016
Interaktive Wanderausstellung zeigt Alltag von Religionen in Niedersachsen
Kirchen
Meyns kritisiert
Hagens-Ausstellung als
„ethisch grenzwertig“
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Senat sieht Religionen als
„Garanten der Menschenwürde“
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Käßmann: Deutschland kann
große Flüchtlingszahl bewältigen
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„Wir müssen
einander kennenlernen“
Kundgebung und Friedensgebet
gegen rechten Freundeskreis
Von Charlotte Morgenthal (epd)
Fassade eines unscheinbaren Gebäudes verbirgt sich Norddeutschlands größter hinduistischer Tempel. Zwischen Götterfiguren und
senen Augen auf dem Boden und lauscht dem monotonen Gesang
des Priesters. Ramani ist einer von 20 Vertretern unterschiedlicher
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Religionen aus Niedersachsen, die sich ab Montag in Wolfsburg
in einer neuen Wanderausstellung „#Religramme - Gesichter der
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Niedersächsisches Bündnis zur
Flüchtlingshilfe wächst weiter
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Kultur
Landesmuseum widmet sich
europäischen Künstlerdörfern
liegt der Duft indischer Räucherstäbchen in der Luft. Hinter der
Kerzen sitzt der 38-jährige Balsubramanian Ramani mit geschlos-
Gesellschaft
Gedenkstätten finden ungebrochenes Besucherinteresse
Soziales
Bildungsprogramm „grips
gewinnt“
vergibt Schülerstipendien
Wolfsburg/Hannover (epd). In einem Gewerbegebiet von Hannover
Religionen“ präsentieren.
Für die Ausstellung hat Ramani sich im Tempel und zu Hause
fotografieren lassen und erzählt in einem Interview von seinem Leben.
Ihm ist dabei wichtig, eine ehrliche Perspektive auf den Glauben
zu vermitteln. „Für mich ist Hinduismus nicht nur Religion, sondern
eine Lebensweise“, sagt er. Der aus Indien stammende promovierte
Naturwissenschaftler nimmt mehrmals in der Woche an den Ritualen
im Tempel teil. Auch zu Hause betet er jeden Morgen und jeden
Abend. „Ich danke dafür, dass ich den Tag überlebt habe, es kann ja
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immer etwas passieren.“
Der Ausstellungsmacher, Professor Wolfgang Reinbold von der
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hannoverschen Landeskirche, nennt das Projekt bundesweit einmalig.
In Deutschland habe die Vielfalt der Glaubensrichtungen in den
vergangenen Jahrzehnten stark zugenommen. Diese Entwicklung
Umwelt
Konventionelle Landwirte
demonstrieren für
mehr Anerkennung
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Impressum
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werde durch die hinzukommenden Flüchtlinge noch verstärkt. „Dieser
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multireligiösen Realität geben wir Gesichter.“ In den kommenden
anderthalb Jahren wird die Ausstellung landesweit an 15 Orten
gezeigt.
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Nachrichten
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epd-Landesdienst, Fon 0511/1241-701, Fax:0511/32 33 13, E-Mail: hannover@epd, Internet: epd-niedersachsen-bremen.de
Die Wanderausstellung soll Reinbold zufolge auch den Dialog der Religionen
fördern. Insgesamt 20 Frauen und Männer aus 20 Religionsgemeinschaften
werden auf Schautafeln porträtiert. Neben den Jesiden sei das Christentum mit
fünf Personen aus fünf Glaubensrichtungen vertreten, dazu je vier Muslime,
Juden und Buddhisten sowie zwei Hindus. In anderen Ländern wollten
Menschen dieser Religionen oft nichts miteinander zu tun haben. „Wir zeigen
damit auch, dass ein friedvolles Miteinander möglich ist.“ Ein begleitendes
Buch zur Ausstellung erkläre die Hintergründe der Glaubensrichtungen.
Um besonders jungen Menschen einen möglichst einfachen Einstieg in die Welt
der Religionen zu geben, informieren die 20 Protagonisten zudem im Internet
über ihren Alltag. Im sozialen Foto-Netzwerk „Instagram“ veröffentlichten sie
private Bilder unter dem Hashtag „#religramme_ausstellung“, erläutert Reinbold,
der auch Vorsitzender des Vereins „Haus der Religionen“ in Hannover ist.
Die lutherische Vertreterin Wencke Breyer hat unter anderem in einem Park ihr
Smartphone gezückt, ein Foto gemacht und es gepostet. Sie sei an diesem Tag
bewusst „mit der biblischen Tageslosung im Kopf“ durch die Natur gelaufen,
sagt die 38-Jährige. Vor allem erhofft sie sich von der Ausstellung einen
stärkeren Dialog zwischen den Religionen, sagt Breyer, die sich in ihrer Freizeit
vor allem kirchenpolitisch in der Landessynode engagiert.
Judit Marach hat erst mit der Zeit gelernt, offener mit ihrem jüdischen Glauben
umzugehen. „Ich habe immer wieder vor allem verbale antisemitische Anfeindungen erlebt“, erzählt die 22-jährige gelernte Altenpflegerin aus Hannover.
Mittlerweile werde sie eher neugierig auf ihren Glauben angesprochen. Auf den
Fotos in der Ausstellung trägt Marach Gebetsschal und Kippa, die im Liberalen
Judentum auch Frauen erlaubt sind. Stolz lächelt sie in die Kamera.
Marach hat sich mit neun Jahren für das Judentum entschieden. Ihre Mutter
stammt aus Israel, ihr Vater ist evangelisch. Wenn sie es mit der Arbeit
vereinbaren kann, ist nimmt sie am Freitag am Schabbatgottesdienst in der
Synagoge ihrer Gemeinde teil. „Meine Gemeinde ist wie meine Familie“, betont
die junge Frau. Für die Zukunft wünsche sie sich für den Umgang mit Juden
mehr Normalität, so dass keine Sicherheitsmaßnahmen mehr nötig sind. Über
das Foto-Netzwerk zeigt sie daher neben religiösen Bildern wie ihrer Halskette
mit dem Davidstern auch viele alltägliche Einblicke wie Spaziergänge mit ihrer
Hündin. „Mir ist wichtig, dass ich auch als Mensch wahrgenommen werde und
nicht nur als Jüdin.“ (5042/15.01.16)
Interaktive Wanderausstellung porträtiert Religionen
Hannover/Wolfsburg (epd). Eine interaktive Wanderausstellung der Landeskirche Hannovers gibt Besucherinnen und Besuchern einen Überblick über
Kirchen
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die religiöse und kulturelle Vielfalt Niedersachsens. 20 Frauen und Männer
aus 20 Religionsgemeinschaften geben darin Auskunft über sich und ihren
Glauben, wie das Haus kirchlicher Dienste in Hannover mitteilte. An diesem
Montag eröffnet die Ausstellung erstmals im Rathaus in Wolfsburg. Danach
ziehe sie anderthalb Jahre durch mindestens 15 verschiedene Orte im ganzen
Bundesland.
Unter dem Titel „#Religramme - Gesichter der Religionen“ zeige sie unter
anderem wichtige religiöse Gegenstände wie eine Thorarolle, den Koran oder
eine Taufschale, hieß es. Es seien aber auch religiöse Musik und Interviews zu
hören. Über das soziale Foto-Netzwerk Instagram können die Besucherinnen
und Besucher zudem mit den Porträtierten in Kontakt treten, Bilder posten,
Fragen stellen und Kommentare schreiben.
An jedem Ausstellungsort werde ein Begleitprogramm mit den Religionsgemeinschaften vor Ort entwickelt. In Wolfsburg sind unter anderem Rundgänge durch
die Ausstellung mit der evangelischen Superintendentin Hanna Löhmannsröben, dem Rabbiner der orthodoxen jüdischen Gemeinde, Yakov Harety,
und dem Geschäftsführer des Islamischen Kulturzentrums, Mohamed Ibrahim,
geplant.
Die Ausstellung ist bis zum 9. Februar in Wolfsburg zu sehen. Schirmherren
sind der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und der
hannoversche Landesbischof Ralf Meister. (5044/15.01.16)
Meyns kritisiert Hagens-Ausstellung als „ethisch grenzwertig“
Wolfenbüttel/Braunschweig (epd). Die Ausstellung „Körperwelten der Tiere“ ist
aus Sicht des braunschweigischen Landesbischofs Christoph Meyns „ethisch
grenzwertig“. Es sei fragwürdig, wenn tote Tiere als plastinierte Exponate zur
Schau gestellt würden, sagte Meyns am Freitag in Wolfenbüttel. Die Schau
wird vom 16. Januar bis 10. April im Naturhistorischen Museum Braunschweig
gezeigt.
Die schöpfungstheologische Debatte der vergangenen Jahre habe darauf
aufmerksam gemacht, dass der Mensch Tieren mit Ehrfurcht begegnen sollte,
sagte Meyns weiter. Auch Tiere seien Geschöpfe Gottes, „mit denen wir
achtsam und verantwortungsvoll umgehen müssen“. Ihre toten Körper sollten
nicht für voyeuristische Zwecke instrumentalisiert werden.
Gleichzeitig äußerte Meyns die Hoffnung, dass sich die Besucher der Ausstellung von einem naturkundlichen Interesse leiten ließen. Das pädagogische
Angebot, die Ausstellung in den Schulunterricht einzubinden, sei zu begrüßen.
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