Wie ich zum Lauftraining gekommen bin Seitdem ich laufen kann, laufe ich: Als Kleinkind hatte ich bereits einen ausgeprägten Bewegungsdrang und in den zahlreichen Sportarten, die ich als Kind ausprobierte, waren häufig Laufelemente zu finden. Trotzdem musste ich erst 17 Jahre alt werden, um mich für das Laufen zu begeistern. Mein Vater, zu dieser Zeit leidenschaftlicher Marathonläufer und Triathlet, überredete mich dazu, an einem 10km-Wettkampf teilzunehmen. Ich investierte ein überschaubares Maß an Training und stand dann irgendwann mit einer Handvoll von „Verrückten“ hinter der Startlinie (Laufen war noch weit entfernt davon, ein Massensport zu sein). Es lief im besten Sinne des Wortes gut und ich landete in meiner Altersklasse auf einem der vorderen Plätze. Auch wenn das eher der Tatsache geschuldet war, dass einfach sehr wenige Teilnehmerinnen in meiner Altersklasse teilgenommen hatten, war ich mit dem Laufvirus infiziert. Andere Sportarten kamen und gingen, aber dem Laufen bin ich immer treu geblieben. Obwohl Laufen für mich zunächst nie mehr als ein Hobby war, betrieb ich den Laufsport durchaus mit einem gewissen Ehrgeiz, insbesondere im Wettkampf, denn sonst hätte ich mir ja das Startgeld sparen und stattdessen alleine gemütlich durch den Park trotten können. Anfangs lief ich noch eher kurze Strecken, aber irgendwann traute ich mich an meinen ersten Halbmarathon - im BERGischen Land, wofür ich meinen Vater heute noch verfluche. Und schließlich absolvierte ich 2002 gemeinsam mit meinen beiden Trainingspartnern meinen ersten Berlin-Marathon. Und schon wieder war ich infiziert – dieses Mal mit dem Marathonvirus. Mit Ausnahme des Jahres 2003 bin ich dann durchgehend beim Berlin-Marathon am Start gewesen, was mich 2013 in den "Jubilee-Club" für 10maliges Finishen gebracht hat. Wer richtig rechnet, merkt schnell, dass ich es dann wohl einmal nicht bis ins Ziel geschafft haben muss. Tatsächlich hatte ich 2004 die Auswirkungen von Schwangerschaft und Geburt auf meinen Körper unterschätzt und musste bei km 33 aufgeben. Für einen Ehrgeizling wie mich keine leichte, aber im Nachhinein total richtige Entscheidung, denn die Gesundheit geht vor! Auch wenn ich in Wettkämpfen geradezu verbissen werden kann, stehen für mich beim Laufen die Gesundheit und der Spaß an der Bewegung im Vordergrund - vielleicht ein Grund dafür, warum ich noch nie ernsthaft verletzt oder krank war. Leider kann man das von meinem Lieblingstrainingspartner nicht behaupten. Nachdem wir viele Jahre gemeinsam trainiert und unsere Schweinhunde gegenseitig in Schach gehalten hatten, schlug er sich plötzlich mit starken Kniebeschwerden herum. Nichts half und in meiner Verzweiflung (wer sollte mir denn nun bei langen Läufen Gesellschaft leisten und im Winter mit der Stirnlampe den Weg ausleuchten!?) begann ich nach typischen Läuferverletzungen zu recherchieren. Dabei stieß ich auf die Seite von MARQUARDT RUNNING®. Das, was der Arzt, Laufexperte und Autor der „Laufbibel“ Dr. Matthias Marquardt da so schrieb, klang einleuchtend. Also beschloss ich, bei ihm eine Lauftrainerausbildung zu absolvieren - eigentlich nur, um meinen Laufpartner endlich wieder fit zu kriegen. Aber im Laufe der Ausbildung überzeugte mich das Konzept des MARQUARDT-RUNNING® so sehr, dass ich mich entschloss, auch als Lauftrainerin aktiv zu werden und anderen Läufern die Geheimnisse des ökonomischeren und langfristig gesünderen Laufens näher zu bringen. Seit 2012 bin ich also auch als Lauftrainerin aktiv und unterstütze Laufanfänger und ambitionierte Läufer in Gruppen oder im Personal Training darin, effizienter und leichter zu laufen und vor allem darin, dem Spaß am Laufen (wieder) zu entdecken. Dass Laufen nicht immer leicht ist und auch nicht immer Spaß macht, kann ich neuerdings aus eigener Erfahrung bestätigen: Denn nachdem ich im Herbst 2013 mein langfristiges Ziel (Aufnahme in den Jubilee-Club) erreicht hatte, bin ich in eine Art „Laufburnout“ geraten und musste mich eine Zeitlang zum Lauftraining regelrecht zwingen. Dazu kam, dass ich wegen einer Grippe 2014 erstmals nicht am Berlin-Marathon teilnehmen konnte, obwohl ich doch unbedingt mit meiner grünen Startnummer, die mich als Jubilee-Club-Member identifizierte, angeben wollte. Und nun stand ich mit einer Thermoskanne Erkältungstee und einer ordentlichen Portion Frust an der Strecke. Ich war am Tiefpunkt meiner Hobbyläuferinnenkarriere angelangt. Glücklicherweise hatte mich ein Lauffreund einige Monate zuvor zur Teilnahme an einem Ultramarathon in Südafrika überredet. Obwohl mir gar nicht der Sinn danach stand, trainierte ich also für den Two Oceans Ultramarathon. Das Training dafür war hart und kostete mich echte Überwindung – aber im Nachhinein hat sich jeder einzelne Trainingskilometer gelohnt. In einem anderen Land eine wunderschöne Strecke zu laufen, umgeben von sympathischen und freundlichen Mitläufern, für die das Erlebnis und weniger die Zielzeit im Vordergrund stand, war eine sehr besondere Erfahrung. Ich hatte in der Nacht zuvor kaum geschlafen, weil ich solche Angst hatte zu versagen. Und dann flog ich nach 56km mit reichlichen Höhenmetern geradezu ins Ziel – getragen von einer Mischung aus Gemeinschaftsgefühl, Erleichterung, Stolz und purer Lust am Laufen. Ich hatte das erste Mal beim Überqueren der Ziellinie Tränen des Glücks in den Augen, auch weil ich die Freude am Laufen wiedergefunden hatte. Und mein Mann hat jetzt große Angst, dass ich nun mit dem Ultramarathonvirus infiziert bin, aber (noch) freue ich mich einfach, dass es wieder „läuft bei mir“. Trotzdem war es sehr lehrreich für mich zu erfahren, wie es sich anfühlt, wenn das Laufen schwer fällt und man sich buchstäblich zu jedem Schritt zwingen muss. Ich kann mich nun noch viel besser in meine Kunden hineinfühlen, was vor allem bei Laufanfängern sehr wichtig ist. Auch das Aufgeben beim Berlin-Marathon 2004 oder das Nicht-Starten-Können beim Berlin-Marathon 2014 waren wichtige Erfahrungen, mit denen ich meine Muskulatur für die Verarbeitung von Misserfolgen und Enttäuschungen trainiert habe. Außerdem konnte ich auf diese Weise 2014 eine nette LaufkursTeilnehmerin bei ihrem ersten Marathon begleiten, was fast so schön war wie selbst zu finishen. Laufen ist und bleibt für mich die beste Form der Bewegung – ob mit oder ohne Ehrgeiz, ob langsam oder schnell. In diesem Sinne: Run happy (bekomme leider kein Geld von Brooks, finde den Slogan aber trotzdem gut )! Wie ich zum Coaching gekommen bin Seitdem ich denken kann, denke ich. Ziemlich viel. Manchmal auch zu viel - weshalb ich in den letzten Jahren die Achtsamkeit als wirksames Mittel gegen das "Gedankenkarussell" entdeckt habe. Das gilt auch fürs Coaching. Wenn ich coache, dann höre ich zuerst einmal achtsam zu. Und dann erst denke ich nach. Ich versuche meine Kunden genau zu verstehen, denn nur so können alternative Sichtweisen und passende neue Handlungsmöglichkeiten entwickelt werden. Dazu braucht es Einfühlungsvermögen, aber auch die Fähigkeit, die Situation von außen zu betrachten. Und es braucht fundiertes psychologisches Fachwissen, um zu erkennen, wo genau das Problem des Kunden liegt, ob Coaching in dieser Situation die Methode der Wahl ist und falls ja, welche Methoden dann Sinn machen. Deshalb ruhe ich mich nicht auf meinem Psychologie-Diplom und meiner CoachingAusbildung aus, sondern füttere mein Gehirn regelmäßig mit Denkfutter in Form von psychologischer Fachliteratur und kontinuierlicher Weiterbildung. Außerdem reflektiere ich meine Arbeit im Lehrcoaching oder in der Intervision mit erfahrenen Kollegen, um mich und meine Kompetenzen immer wieder weiterzuentwickeln und blinde Flecken zu bearbeiten. Aber der Reihe nach – ich wollte ja nicht darüber schreiben, was mir in meiner Arbeit als Coach wichtig ist, sondern wie ich zum Coaching gekommen bin. Wie wir Psychologen das so gerne machen, fange ich mal mit meiner Kindheit an: Als ältestes Kind in einer Familie, in der Sucht ein Thema war, fühlte ich mich schon früh verantwortlich für das Glück anderer Menschen. Dabei kamen meine eigenen Bedürfnisse auch gerne mal zu kurz. Mit dieser Biographie war ich eigentlich prädestiniert dafür, nach dem Abitur Psychologie zu studieren, um meine eigenen Probleme zu beackern und zu versuchen mich selbst zu therapieren – ganz so, wie es das gängige Klischee über Psychologen impliziert. 1990 war die Psychologisierung der Gesellschaft allerdings noch lange nicht so fortgeschritten wie heute, und Psychologie als Studienfach kam mir gar nicht in den Sinn. Also studierte ich, was meine Mutter mir vorschlug, nämlich BWL mit Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik. Das Ganze fand in Form eines dualen Studienganges mit abwechselnden Studienphasen an der Beuth-Hochschule in Berlin und Praxisphasen bei IBM Deutschland in unterschiedlichen Funktionen statt. Ich merkte ziemlich schnell, dass viele Bereiche der BWL mich nur peripher und die Wirtschaftsinformatik mich eigentlich gar nicht interessierten. Eigentlich fand ich nur Marketing und Personalmanagement spannend und quälte mich mit allem anderen. Aber ich neige nun mal zum Beenden einmal angefangener Dinge, und so hatte ich mit knapp 23 Jahren mein BWL-Diplom in der Tasche und den Arbeitsvertrag mit einer für mein Alter nicht unbeträchtlichen Gehaltssumme auf dem Tisch. Aber mein Bedürfnis, mich selbst weiter zu entwickeln (oder mich selbst zu therapieren - siehe oben) und mein Wunsch, mich inhaltlich mit Dingen zu beschäftigen, die mich wirklich interessierten, waren größer als die monetäre Verlockung. Also zerriss ich den Arbeitsvertrag und opferte die Managementkarriere bei IBM dem ausgiebigen Psychologiestudium an der TU Berlin. Ausgiebig nicht nur deshalb, weil ich mein neugewonnenes Studentenleben so genoss, sondern auch deshalb, weil ich mich ja irgendwie finanzieren musste und neben meinem Studium ziemlich viel arbeitete. Zunächst als Marketingassistentin, dann als Personalsachbearbeiterin und schließlich als Personalreferentin und Beraterin der Geschäftsführung in einem mittelständischen Unternehmen. In meinem Studium wählte ich im Hauptstudium den Schwerpunkt Arbeits- und Organisationspsychologie und entdeckte in einem Seminar bei Dr. Astrid Schreyögg die Beratungsform Coaching. Hier sah ich die optimale Möglichkeit, meine Querschnittskompetenz aus BWL und Psychologie sowie meine zwischenmenschlichen und intellektuellen Fähigkeiten einzusetzen. Ich beschäftigte mich intensiv mit der wissenschaftlichen Literatur zum Thema, die damals noch dünn gesät war. Konsequenterweise schrieb ich auch meine Psychologie-Diplomarbeit zum Thema Coaching und untersuchte reale Coaching-Prozesse mit einer qualitativen Methode. Schließlich absolvierte ich in der Elternzeit eine Coaching-Ausbildung am Berliner artop-Institut, denn wir Frauen brauchen ja für alles, was wir machen (auch wenn wir es vielleicht schon ganz gut können), ein Zertifikat. Eigentlich war geplant, nach der Elternzeit wieder zurück in meinen Job als Personalreferentin zu gehen und meine neu gewonnene Coaching-Kompetenz an meinen Vorgesetzten auszuprobieren, aber das Mutterwerden bzw. -sein hatte zu völlig anderen Prioritäten in meinem Leben geführt. Ich wollte Zeit mit unserer Tochter verbringen und zunächst einmal nur wenige Stunden arbeiten, was sich leider als ziemlich schwierig herausstellte. Als mich meine ersten Coaching-Klienten weiterempfahlen und ich schon während der Coaching-Ausbildung die ersten Rechnungen schrieb, entschloss ich mich, Ende 2005 den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen - vor allem deshalb, weil ich darin eine Möglichkeit sah, flexibel zu arbeiten und Familie und Beruf besser unter einen Hut zu bekommen. Zu Beginn dieser etwas unfreiwilligen Selbstständigkeit habe ich mich auf Langzeitstudierende und berufstätige Mütter spezialisiert, wobei sich die erste Zielgruppe aufgrund des später eingeführten Bachelor-und-Master-Systems als aussterbende Rasse entpuppte. Berufstätige Mütter zählen nach wie vor zu meinen Coaching-Kunden, denn die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für viele aufgrund der äußeren Bedingungen, aber auch aufgrund eigener Ansprüche ein schwieriges Thema – wovon ich selbst auch ein Lied singen kann. Aber auch immer mehr Männer wollen sich nicht mehr für die Arbeit aufreiben und suchen nach Möglichkeiten, die verschiedenen Lebensbereiche miteinander zu vereinbaren. Zu einer ausgewogenen Lebensbalance gehören meiner Meinung nach eine sinnvolle Tätigkeit, die aktive Pflege der eigenen Gesundheit, positive soziale Beziehungen sowie die persönliche Weiterentwicklung. Ich liebe es, im Coaching Menschen dabei zu unterstützen, brachliegende Ressourcen in diesen verschiedenen Bereichen zu aktivieren. Außerdem liebe ich die Natur, weshalb es mir ein Anliegen ist, natürliche Ressourcen zu schützen und dafür notfalls auf Bequemlichkeit zu verzichten. Und ich liebe Tiere, weshalb ich sie nicht esse. Schließlich liebe ich alle veganen Kochbücher, die mit ihren Rezepten dafür sorgen, dass mir dabei weder Nährstoffe noch Genuss fehlen. Aber am allermeisten liebe ich meinen Mann (meinen Lieblingskoch, auch wenn er auf Eier und Milch nur schwer verzichten kann) und unsere gemeinsame Tochter (meine Lieblingsfeedbackgeberin, auch wenn sie dabei immer gnadenlos ehrlich ist). Aber ich schweife schon wieder ab - also zurück zum Coaching. In den letzten Jahren gesellten sich zu meinem Standbein Einzelcoaching auch Gruppen- und Teamcoachings, Trainings und Seminare sowie Lehraufträge als Hochschuldozentin (u.a. auch zum Thema Coaching). Und 2008 kam ich auf die Idee, meine private Leidenschaft des Langstreckenlaufs mit meiner beruflichen Tätigkeit als Coach zu verbinden: Ich erfand die Kombimethode „LaufCoaching“, bei der ich Menschen im Laufen – zu Beginn auch oft im Gehen - coache. Weil der Coaching-Begriff so abgedroschen und die Berufsbezeichnung Coach nicht geschützt ist, habe ich schon oft überlegt, wie ich das, was ich da beruflich so treibe, sonst noch nennen könnte. Aber leider ist mir bisher nichts Sinnvolles eingefallen. Und wer weiß, was die Zukunft bringt. Vielleicht ebbt die Coaching-Welle irgendwann ab, und es bleiben nur noch die übrig, für die das wirklich ein(e) Beruf(ung) ist. Oder mich packt erneut die Midlife-Crisis und ich mache einen veganen Dönerladen oder einen Laufladen für Frauen auf. Man darf gespannt sein …
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