Familien- & Lebensberatung der Bremischen Evangelischen Kirche vertrauliche Beratung (Schweigepflicht) offen für alle (unabhängig von Konfession & Religion) Beratung soll nicht an den Finanzen scheitern, Eigenbeteiligung von einem Prozent des Nettoeinkommens pro Sitzung ist erwünscht. Psychologische Beratung bei Konflikten und in Lebenskrisen, z.B. durch gesundheitliche, berufliche oder persönliche Probleme Beratung bei Partnerschafts-/ familiären Problemen sowie Erziehungsfragen Mediation: Vermitteln, um den Streit zu versachlichen Elterntraining „Kinder im Blick“ für Eltern in Trennung und Scheidung Schwangerenberatung, Infos zu Pränataldiagnostik und vertraulicher Geburt Unterstützung bei Fragen und Problemen in der Schwangerschaft Schwangerschaftskonflikt-Beratung (mit Beratungsschein) Kontakt: Telefon 0421/33 35 63 [email protected] Als Paar in der Beratung Wenn das Fundament rissig wird Irgendwann wuchs sich der ganz normale Alltagswahnsinn bei Kathrin (31) und Markus (36) zur Krise aus, deshalb gehen sie jetzt zur Paarberatung der Evangelischen Familien- und Lebensberatung. Seit 12 Jahren sind sie ein Paar, mittlerweile haben sie zwei kleine Kinder im Kita-Alter. Sie arbeiten in Berufen mit unregelmäßigen Arbeitszeiten, gleichzeitig studieren sie noch, um später bessere berufliche und finanzielle Perspektiven zu haben: „Ein bewegter und voller Alltag, aber es wurde einfach irgendwann zu viel, die Fetzen flogen fast dauerhaft“. Der vollgeschriebene Kalender über der Küchenbank zeigt, wie das Leben dieser Familie Kopf steht und was Markus und Kathrin alles „auf dem Zettel haben“. Kathrin: Unsere Auseinandersetzungen wurden immer heftiger. Schon an Kleinigkeiten wie „Du hast den Tisch nicht abgewischt“ konnte sich ein Konflikt entzünden, bei dem wir oft beleidigend wurden. Streitigkeiten schaukelten sich oft ins Grundsätzliche hoch, und wir haben uns gegenseitig mit Worten verletzt. Wir haben Grenzen überschritten, so dass wir irgendwann gesagt haben: Jetzt brauchen wir Hilfe von Außen, sonst geht unsere Beziehung kaputt, und unsere Kinder leiden darunter. Markus: Es war ein Pingpongspiel, unser Streit war nicht produktiv. Wir haben uns im Kreis gedreht. Aus dieser Spirale wollten wir beide raus – ohne eine Trennung, wobei auch diese Möglichkeit im Raum stand. Aber mit drei Kindern sucht man erstmal nach anderen Lösungen. Wir waren uns einig, dass das Fundament unserer Partnerschaft Risse bekommen hat. Wir waren nur noch erschöpft, leicht reizbar und hatten kaum Freiraum, überhaupt über irgendwas zu sprechen. Ständig wuseln die Kinder herum, ansonsten ist man damit beschäftigt, denn Alltag am Laufen zu halten. Dort, wo wir abends aufgehört hatten zu streiten, fingen wir am nächsten Morgen wieder an. Es war einigermaßen ausweglos, über Wochen und Monate hinweg. 16 bremer kirchenzeitung März 2016 · www.kirche-bremen.de Kathrin: Ich möchte nicht, dass unsere Kinder das Gefühl haben, dass man so mitei- Markus: Das gab’s vorher vielleicht auch schon, aber wir haben uns nicht mehr nander umgeht, wenn man sich lieb hat. Meine Kinder sollen lernen, wie man höflich gesagt, dass es uns gut tut. Wir haben gelernt, anders über uns selber nachzudenken und respektvoll miteinander umgeht. Davon waren wir weit entfernt. und verständlich auszudrücken, was uns verletzt und belastet. Markus: Kathrin hat sich dann über die Beratungsmöglichkeiten für Paare in Bremen informiert, wir haben gemeinsam die Evangelische Familien- und Lebensberatung ausgesucht. Innerhalb von drei Wochen hatten wir einen Termin. Die Chemie zwischen der Beraterin und uns stimmte, was für eine solche Beratung ganz wichtig ist. Markus: Wenn heute jemand von uns am Ende ist und eine Auszeit braucht, können wir uns ein Signal geben und uns zurückziehen. Dafür haben wir in der Beratung Verabredungen getroffen. So sind wir raus aus dem Teufelskreis, dass solche Situationen eskalieren. Ich finde die Beratung sehr praxisorientiert. Gelöst haben wir unser Problem dann, wenn wir uns selber den Freiraum zum Gespräch auch außerKathrin: Mir waren Instrumente wichtig, mit denen wir unsere Streitigkeiten in den halb der Beratung schaffen. Selbst wenn wir uns jetzt noch trennen würden, haben Griff bekommen und zum Kern vordringen, warum es zwischen uns so schwierig ist. wir eine Kommunikation miteinander gefunden, die wir so vorher nie hatten. Markus: Mittlerweile sind wir seit vier Monaten dabei und gehen alle zwei Wochen zur Beratungsstelle. Wenige Male hatten wir auch ein Kind dabei, wenn es mit der Betreuung schwierig wurde. Wir haben endlich einen Raum gefunden, wo wir uns in Ruhe mit dem auseinandersetzen können, was zwischen uns steht. Kathrin: Wir haben ein neues Fundament gefunden, auch wenn die Krise nicht völlig überwunden ist. Unsere Lebensumstände, den Stress und die Belastungen können wir kurzfristig nicht verändern. Aber wir haben einen anderen Umgang damit gefunden. Stresswellen sind noch da, etwa wenn Semesterarbeiten geschrieben werden müssen. Aber wir haben neue Kraftquellen gefunden, jeder für sich und miteinander. Kathrin: Ich habe die Sichtweisen meines Mannes besser verstehen gelernt, die Ich werde zum Beispiel jetzt eine Mutter-Kind-Kur beantragen, ein ganz konkreter mir vorher nicht zugänglich waren. Wir haben inzwischen einmal monatlich eine Lichtblick. Verabredung miteinander nur als Paar – ohne Kinder. Wir brunchen zum Beispiel am Wochenende im Café. Diese Idee führte dazu, dass wir uns als Paar wieder angenä- Markus: Wir lassen unsere Probleme nicht mehr so lange vor sich hin gären, sonhert haben. Ich habe neu gelernt, meinen Mann wertzuschätzen. dern haben Strategien gefunden, sie schneller miteinander zu klären. Die Zahl und Intensität der Konflikte hat sich deutlich reduziert. Die Beratung kann einem Paar Markus: Das ist bei uns ein großes Thema, nicht nur die negativen Seiten des sehr helfen, wenn man sich darauf einlässt, statt endlos zu leiden. Anderen zu kritisieren, sondern auch neu zu entdecken, was toll an meiner Partnerin ist. Kathrin: Es muss nicht alles zerbrochen und kaputt sein, bevor man sich Hilfe holt. Kathrin: Ich habe viele Kleinigkeiten entdeckt: wann er mich umarmt und es mir gut Gesprächsprotokoll: Matthias Dembski | Illustration: Elke R. Steiner tut, dass er am Wochenende Frühstück macht, während ich noch liegenbleiben kann. Jubiläum 50 Jahre Beratungsstelle Sonntag, 17. April, 18 Uhr, Gottesdienst und Empfang: „Sehnsuchtsort Familie“ Kulturkirche St. Stephani Bremen Donnerstag, 21. April, 19.30 Uhr, Ritual und Krise in der Liebe, Vortrag von Wolfgang Schmidbauer Kulturkirche St. Stephani Bremen Eintritt : 10 / 5 / 3 Euro www.kirche-bremen.de Scheidungen in Deutschland Ehescheidungen mit und ohne minderjährige Kinder in Deutschland von 2006 - 2013; Quelle: Statista www.kirche-bremen.de · bremer kirchenzeitung März 2016 17
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