Furtwänglers Grab

Furtwänglers
Grab
Eine Novelle
Marshall M. Kerr
EINGEWEIHT DENEN,
DEREN ARBEIT
TRITT
FÜR DAS LEBEN
EIN:
Pastor
Marsha Acord
UND
Maestro
John Adams
W as, bist du toll? Kann man doch
sehn, wie es in der W elt hergeht ohne
Augen. Schau mit dem Ohr; sieh, wie
jener Richter auf jenen einfältigen
Dieb schmält. Horch - unter uns -, den
Platz gewechselt und die Hand
gedreht: wer ist Richter, wer Dieb?
König Lear (iv:6)
(Wolf Graf Baudissin)
i
Alf Bergson k annte Zufriedenheit. Acht
W ochen vor em pfand er sie über Frühstück unter
blossen Klippen, die zu ruinierten W ände des
Heidelberg Schlosses führen. Sein Arm eek am erad,
Jim m y W ilson - m it W ink elstück en auf dem Tisch
des Straßencafés, Schläfen zwischen Daum en
k lem m end - schirm te verschwom m ene, graue
Kateraugen vom Morgenglanz ab; aber Alfs
Gesicht drehte sich gen Him m el, zufrieden.
"W as im Gottesnam en bedeutet
Idiotengrinsen?" Jim m y m urm elte.
"W enn du im m er noch
reagierte
Alf,
"den
ganzen
verschlafen hast."
dieses
nicht weisst,"
letzten
Monat
Blendende, weisse, zwischen Klippesspitze
und
Stadtspanoram a
jagende
W ölk chen
schim m erten
gegen
unwahrscheinlich
blauen
Him m el. Alf erinnerte sich an W anderung durch
Sonnengetüpfelte
W eiden
und
bewaldete
Seitenwege in den Hochländern hinter diesem
Abgrund gerade die W oche vorher. Mit dem Hasten
der Stadtstrassen - zweihundert Meter unten gedäm pft hörte sein Geistesohr nur bequem e
Beethovenian Begeisterung, das Allegro des
Quartetts des Opus-74, in dieser Landschaft.
Die
Historie,
Alf
stellte
dar,
war
ein
Rorschach-Test auf einem Spiegel.
Gedächtnisse
von
Heidelberg
flohen:
wütendes
elek tronisches
Sum m en
m it
abscheulichem Klappern füllte sein äusseres Ohr;
vergitterte Fenster link s zeigten nieselig dunk le
Bewölk ung, nicht Blau über em pfindlichem W eiss
hinaus. Die finster aussehende Höhle gerade voran
schlug Musik vor, eher Godunovs Todesszene oder
Rheingolds
unsichtbarer
Alberich
unglück lich
versk lavte, schreiende Zwerge durch Festigk eit
Niebelheims treibend: eisenvergittertes Gatter
gegen sterbende Echos eines Rufes innen
zusam m enstiess. Sergeant Alf Peter Bergson, US
Arm ee Militärisches Polizei-Korps, schlenderte den
Adm in Flur nach dem Zentralen Kontrollpunk t (ZK)
an der Mannheim er Stock ade.
"Auf dem Gatter," sang Alf heraus, da er zu
blaugem altem Gitter anging. Ein Felduniform ierter
Soldat über jenen Gittern, hinter k ugelsicherem
Glas, streck te seinen Hals vor, um den Gang hinter
Alf zu überblick en, bevor er eine Konsoletaste auf
einer Seite betätigte. Sum m en, Klappern und
Knarren, als das Gatter offen schwang: das
Klick en-Klappern ihm folgend, Alf betrat die
Halteeinzäunung zwischen dem Adm in Bereich und
eigentlichem Gefängnis, das Gatter selbst hinter
schliessend.
Alfs k ürzliches, einm onatiges Training am
130.
Station-Krank enhaus
in
Heidelberg
qualifizierte ihn (die Arm ee glaubte) als Spezialist
der
Sozialarbeit/Psychologie
am
Gefängnis.
Jedoch
vorher der 22-jährige Iowaner war
Hilfsbefehlshaber des dritten W achezugs - die
gleiche Einheit zurzeit auf Aufsichtspflicht diesen
Freitagm orgen im Novem ber 1973 gewesen.
Deshalb wurde er nicht überrascht, dass seine
Annäherung an das innere Gatter der Einzäunung
k eine sofortige Antwort vom Kontrollraum holte.
Obergefreite (PFC) George Morrell - ein
Dallas-gebürtiger Blonder m it hellgrünlichen Augen
und
einer
Luchsnase
sass
innen,
schlim m grinsend, m it einer über dem Steuerpult
balancierten
Hand.
Er
und
Alf
brachten
Schnappsschüsse und Biere am lok alen Gasthaus
häufig zusam m en und täuschten vor, jeweilige
W erte
der
Texasund
Iowa-Rindherden,
W üstenbeifusses und Maises, oder Cowboys und
Vikings zu argum entieren. "'Bitteschön' sag,
Sarge," George affek tierte durch das Fenster.
"Bitte, Brer Obergefreite," Alf zitterte, "werf
m ich nicht in die Dornstrauchstelle! "
"W ie's dir gefällt, also," gluck ste Morrell - er
k annte seinen Onkel Remus anscheinend sehr
um ständlich - und Alf erhielt zum ZK Zutritt. Einen
letzten flüchtigen südlichen Blick die drei hundert
Füsse des Adm inganges zurück nehm end, schloss
er das Gatter selbst hinter. Ein einsam er W ächter
sass k rum m unbeholfen auf einem Stuhl da,
halbwegs den Flur entlang, am geöffneten Gatter
von
Pfosten
13,
und
wartete,
um
die
Bescheinigungen je vielleicht wandernder Häftlinge
herauszufordern; über ihm irgendwo nahe dem
Kom m andantsbüro
hinaus,
schwirrte
eine
unaufhörlich Häftlingsgefahrene Bohnerm aschine,
die faul von W and zur W and aufprallte und
eingewachstene
Linoleum fussböden
zur
unwahrscheinlichen Helligk eit polierte.
Der ähnlich ruhige Vorm ittags-ZK bot wenig
an, um Alf abzulenk en, da er an Fortschritt über
ihm nach der Treppe zur oberen Etage des
Gefängnisses wendete. Der m ittelsichere Block -A
auf seinem link s, zum W esten, sass grösstenteils
leer; die Gefangenen, die dort untergebracht
wurden, waren entweder in den Klassenzim m ern
oben, in der Industrieabteilung über dem Hof zum
Norden, oder an wartungspezifischen Arbeitsplätze
andernorts in der Anlage. Die Klinik , die Bibliothek
und der Gym nasium k om plex im Ostflügel rechts
beachteten die lock ere Stunde geduldig. Das
Friseurgeschäft - das einm al wöchentlich benutzt
wurde eines deutschen Kontrak tors, deren atonales
Pfeifen
und
unverständliche
W itze
auf
gebrochenes
Englisch
teilweiser
Preis
der
Gefangenenpflege wurden - schlief in profunder,
verschlossener Schwärzung voran auf dem link s.
Alf hielt sich rechts, link s herum drei
Treppenfluchten und zwei Landungen herauf
springend, seine Fingerspitzen gelegentlich stark e
m aschendrahtzäunigen Abschirm ungen, die den
Innentreppenschacht
vor
nicht
autorisierten
Levitationen schützt, entlang bürstend. Fast
identischen,
k ontrapunk tisch
brum m enden
Ausbilderstim m en zwei Klassenzim m ern hinter ihm
entgingen, während er ein hartes Recht am
obersten Teil der Treppe drehte und nach den
oberen Hochsicherheitsblock -C voranging. Eine
k leine Einm annlatrine, in der Ostwand k urz vor der
Stahlgefängnisblock tür gestellt, zog ihn an und er
betrat sie, einen fehlgeleiteten Mopphandgriff in
seine W anne einrenk end und die neugierig
angelehnte Besenschrank tür in der Eingangwand
des Latrines schliessend.
Alf strengte sich nach dem W asserlassen
an,
um
seine
Hose
oder
spuck geglänzte
Fallschirm stiefel nicht zu besprengen, und wirk liche, zerbrechliche Spiegel offensichtlich
unannehm bare Sicherheitsgefahren unter den
Um ständen - begnügte sich m it Begradigung der
Ausgehuniform sk rawatte in einem eingebildeten
Spiegel, bevor er den Latrine verliess. Er nahm
seinen Job ernst und war sehr Stolz auf dem
k orrek ten Aussehen seiner Uniform . W as auch
im m er Pazifism usluft der Nobel-Friedenspreis und
die
neuliche
sozialistische
Praxis
seiner
norwegischen Erbschaft verliehen, stieg Alf von
einer langen Linie der US Arm eem änner ab.
Sein Grossgrossvater, Haak e, wurde nur
zwei Jahre weg vom Boot von Europa und k äm pfte,
um sich in Illinois herzustellen, als der Krieg
zwischen den Staaten ausbrach. Leidenschaftlicher
Sk lavereigegner
von
Natur
aus,
er
folgte
Bedingungslose
Kapitulation
Grant
ins
Mississippital, verlor einem Auge und einem Arm
bei
Vick sburg,
und
später
errichtete
ein
wohlhabendes Pum pe- und Gum m ireifengeschäft in
Cedar
Rapids,
Iowa.
Er
lief
sogar
für
Bürgerm eister zweim al um die Jahrhundertwende,
obwohl erfolglos.
Zwei Jahre nachdem der alte Mann starb,
sein jüngstem Sohn, Anders - Alfs Grossvater, ein
frisch graduierter Tierarzt m it hübscher junger Frau
und Babybub noch an der Brust - folgte Blackjack
Pershing zurück zu Europa, um Frank reich und
Belgien von den Boche zu befreien, und k am nie
wieder nach Hause. Er nahm nahe dem Marne eine
Nacht einen direk ten Artillerieanschlag beim
Versuchen, um einige Pferde vom früheres
Bom bardem ents angezündeten Feuer zu retten.
Die Beerdigungseinheit k önnte nicht sicher sein,
dass die sterblichen Überreste in seinem Sarg
100% seine eigene waren; die Fam ilieüberlieferung
bestätigte, dass das Gem engsel seines Blutes m it
dem der Tiere, die er liebte, eine passende
Zusam m enfassung zu seinem tragisch abgek ürzten
Leben schuf.
Alfs eigener Vater, Edm ond, war auch
gerade zwei Jahre aus Hochschule heraus, als er
den Anruf auf der Befreiung Norwegen - und der
ganzen Europa - vom Nazism us beantwortete. Aber
Altes Blut und Därme Pattons weitschweifiger W eg
nach Oslo wick elte neugierig zuerst durch
Marok k o, Algerien, Tunesien und Sizilien auf.
Edm ond nie brachte's fertig, das Grab seines
Vaters in Frank reich zu besuchen; freundlicher
Beschuss holte einen Truppetransport unten auf
seiner Einheit nahe dem Gela Landek opf und
Abbruchsauswürfe schick ten ihn vorzeitig nach
Hause - m it einer Metalplatte in seinem Kopf.
Alf stellte fest, diese gut eingerichteten
Fam ilietraditionen zu brechen. Der einzige Sohn
dieses
ernst
verletzten
Veterans
und
des
zurück gelassenen Mädchens (wer ihn im m er noch
stolz heiratete, verk rüppelnder Verunstaltungen
und aller trotz), Alf k am einen vorbildlichen
Kursteilnehm er und Pfadfinder des höchsten
Rangs
herauf:
zum
Oberpatrouilleführer
vorrück end, bevor er Pfadfinder fallen lässt, um
aufs Schulteam sich zu k onzentrieren. Er fing 14
Vorlagen während seiner Abschlussk lasse in der
Oberschule ab und sah Fussballgelehrsam k eiten
zu zwei unterschiedlichen Big Ten Universitäten;
andernfalls haftete er seine Nase in trock enen,
alten Büchern und hörte den Beethoven Quartetts,
W agner, Bruck ner oder Bach zu; er argum entierte
leidenschaftlich auf Schritt und Tritt gegen
W ashingtons irrtüm liche Indochinesische Politik .
Dann - anstatt zwei Jahre nach irgendeinem
Hauptlebenm eilenstein
warten,
wie
seine
Altvordern - den Tag, nachdem er von der
Oberschule graduiert hatte, stellte er sich dem
lok alen Arm eewerbeoffizier dar und fragte, ob es
irgendwelche
Zweiwegk arten
für
Vietnam
vorhanden gäbe.
Heftige Opposition zu einem schlecht
ausgedachten Krieg war eine Sache; Pflicht, Ehre
und Land waren etwas völlig anderes.
Aber die Arm ee täuschte ihn. Sie schick te
ihn nach Vietnam , ganz recht, aber bildete ihn als
m ilitärischer Polizist zuerst aus und wies ihn als
W ächter
US
m ilitärischen
Häftlingen
am
Gefängnisse dort zu: liebevoll bek annt als LBJ,
das Long Binh Jail. Auf Turm schichten sein M-16
richtete nicht nach aussen, auf den Viet Cong,
aber nach innen, auf seinen eigenen Mitsoldaten.
So wurde Alf das erste in seiner Fam ilie, um
unbeschädigt vom Krieg rück zuk ehren. Als seiner
Pflichteinsatz ablief, bot die Arm ee ihm eine
k räftige Barvergütung, eine Förderung und seine
W ahl der folgenden Pflichtstation an, um zu
wiederverpflichten. Er nahm das Angebot auf und
beschloss das Gefängnis am Mannheim , um seine
Jahre der oberschulischen deutschen Unterrichte
gegen die tatsächliche W elt zu prüfen.
Aber
das
geärgert
aussehende,
m ilchschok oladebraune Gesicht, das im k leinen,
quadratischen
C-Block türfenster
erscheint,
nachdem
Alf
den
Zugangssum m er
schellte,
vorschlug k ein Gespräch auf Deutsch sofort voran.
"Heut' verspätet?" PFC Benjam in Jones fragte, da
Alf die Schwelle des Block svork am m ers k reuzte.
Jones, ein stäm m iger Floridianer, schloss die
m assive äussere Stahltür m it etwas m ehr als
notwendige Kraft und das resultierendes, in hohem
Grade erfüllendes Bum m leinchen hallte sowohl von
dem
Block e
voran
wider
als
auch
vom
angrenzenden
Treppenhaus,
das
zur
Schwesterhochsicherheitsabteilung D-Block unten
führt.
"Ja,
'was
übernachteten
Einlässe
zu
verarbeiten hatten," sagte Alf. Er stand m it
Geschick zu einer Seite und wartete, dass Jones
das Block büro zuerst beträte. "Habt Ihr denn hier
je Problem e gehabt?" fragte er den Rück en des
W ächters, da sie das Kam inebüro betraten. Ein
m assives, siebverstärk tes Fenster schaute heraus
hinter dem Schreibtisch auf einem leeren, von
Fliese
gesäum tem
Suchbereich
und
einem
geöffneten Gatter, das zu einem Flügel der Zellen
führte.
"Der fick ende Leroy," Jones, unten in den
Schwenk erstuhl
am
Schreibtisch
plum psend,
beschwerte sich, "liess seine Öffnung den ganzen
verfluchten Morgen laufen." Er m einte Leroy
Beem s, ein beschuldigter Mörder, der in der
Vorverhandlungsverzögerung am Vergnügen der
deutschen
Behörden
gehalten
wurde.
Schizophrenie, was auch im m er die angenom m en
bedeutete - ein W ort in passende Kästen auf
verschiedenen Form en verk ratzt - fasste seinen
Zustand zusam m en.
"Ja, nun, er bereits gut Überschussm axim um
die Dosierung auf seinem Thorazine em pfahl," Alf
erwähnt, als er in einen Stuhl neben dem
Schreibtisch einzog, langsam seinen Kopf rüttelnd
und seine Lippen m it der Unannehm lichk eit
Joneses m itfühlend k räuselnd.
"Macht überhaupt k ein Unterschied, wie's
m ir k om m t. Er bum st den ganzen Block m it aller
diesen m aulheldenm utigen Scheisse."
Alf tat weiterhin, seinen Kopf langsam zu
rütteln und versuchte heroisch - wenn erfolglos nicht zu erwähnen, dass im Augenblick ziem lich
ruhig schien's.
"Hänge m al rum und warte nur," schnaubte
Jones.
"Ja, bin ich sicher, dass m ich verfange,
wenn zurück dort erhalte. Ich werde m it ihm
sprechen, aber k onnte doch Grossm utter Nixons
ausserdem anreden."
Jones gluck ste, "Da recht haben Sie."
"Und die anderen Männer?" Alf fragte, oben
von
seinem
Klem m brett
zur
m eterbreiten,
zeichenstiftangestrichenen, plastischen Zellenplan
auf der W and hinter dem Schreibtisch schauend.
"Noch 'was auf der Schicht geschehen, das ich
wissen soll?"
"Nein, nur das Schreien an Beem s 'rück ."
Alf flüchtig blick te über dem Schreibtisch
und nahm durcheinandergebrachte Manilaordner,
eine halbe Tasse Kaffee, im Ring der enorm en,
block steuernden
Metallschlüssel
und
einen
Aschenbecher wohl zur Entleerung lange schon
überreif
auf.
Mit
offensichtlich
falschem
Optim ism us fragte er: "So, wie ist der Kaffee
heute?" Die alte Urne am weiten Ende des
Schreibtisches war nie - zum W issen Alfs - durch
niem and gesäubert worden.
"Sehr lustig, Sarge." Jones drück te sein
Gesicht in einer - nicht unangenehm en - Karik atur
der vergifteten Überraschung zusam m en.
"Ja, nun, eh," Alf plötzlich m it einem k leinen
Grunzen stand, "verm ute, soll'ch also anfangen."
Jones sagte nichts weiteres, aber stand wieder
auch, ergriff den Schlüsselring und bereitete den
Ausweg des Büros zum Innenhauptblock sgatter. Er
liess Alf durch das Gatter, ihm wieder verriegelnd,
ehe zurück nach seinem Schreibtisch und Stuhl im
Büro sich anzupirschen.
Alf hielt rechts, den leeren Suchbereich
vorbeigehend und am geöffneten Gatter, das zu
dem
Ostflügel
des
Block es
achtzehn
Einm annzellen
führt
stillstand.
Die
Aussentem peratur m usste weniger als 10° C
gewesen sein, aber einige lichtdurchlässige,
siebverstärk te Fenster hingen weit geöffnet über
ihren abgehaltenen inneren Rahm en auf der
äusseren Flurwand hinaus. Alf passte beständigen
Nieselregen durch das nächste ein Mom ent auf und
hörte
den
scheinbar
gelegentlichen
Ham m erschlägen
in
der
blechüberdachten
Freiluftindustrieabteilung über dem Hof unten zu.
Manchm al
glaubte
er,
dass
er
ein
bezaubertes Leben führt: nicht nur eine Tour in
Vietnam , ohne überall in der Nähe vom Kam pf zu
k om m en überlebend, z.B., aber im Long Binh
Stock ade während des Aufbaus einer nagelneuen,
m odernsten Anlage dort ank om m end. W ährend der
früheren
Jahre,
Mittelund
Minim um sicherheitsgefangene
innerhalb
der
Um k reiszäune
zeltweise
unterbrachten;
Hochsicherheit sah nur Reihen stählerner CONEX
Verschiffenk isten
m it
gelegentlich
entfernten
Latten, um Ventilation auszustatten. Bis zu fast
800 Männern - ein besorgniserregend hoher
Prozentsatz von ihnen Schwarzen - wurden unter
solchen
Bedingungen
zu
einem
gegebenen
Zeitpunk t
begrenzt,
also
es
sollte
k eine
Überraschung bereiten, als in 1968 ein m assiver
Rassenaufstand ausbritt.
Die Nachm ahd des Aufstands bedingte lange
überfällige
Bem ühungen,
um
die
Anlage
auszubauen, die Qualität des W achpersonals zu
verbessern, und die Zahlen der dort Gefangenen
zu verringern: alle zum offensichtlichen folgenden
Nutzen Alfs ausschlagend. Allerdings verursachte
ihm Schm erzen, um zu sehen, wie viele Gefangene
k eine
wirk lichen
Mörder
oder
verhärteten
Verbrecher
waren,
aber
nur
einfach
Kriegsneuroseleidenden
m it
gehindertem
gesundem
Menschenverstand,
Männer
deren
Persönlichk eiten
m it
denen
ihren
Feldk om m andanten zusam m enstiessen, oder nur
harm lose
Drogensüchtigen
m it
erstaunlichem
Unglück . Etwas über die W eise die Arm ee so viele
Jahre wartete, um eine passende Anlage zu
errichten, nur um sie den Südvietnam esen weniger als zwei Jahre nach Vollendung überzugeben, einen sauren Geschm ack ausserdem
in seiner Öffnung liess.
Der k örperliche Betrieb in Mannheim wurde
nur zehn Jahre alt, doch das endlose Patt m it den
Russen zeigte k eine Zeichen des Herabsetzens,
also stellte Alf dar, dass die Arm ee seines Geldes
W ert aus dieser Reihe der Zellen heraus sowieso
erhalten würde.
Das erste von neun Einm annzellen auf
seinem link s leer stand, seine vergitterte Stahltür
auf Läufern zu einer Seite des Einganges rollend
geöffnet. Alf ging bis zur äusseren W and
gegenüber von der zweiten Zelle und brachte die
DD
Form
509,
Kontrolleaufzeichnung
des
Gefangenen in der Abtrennung, von seiner Hülse
dort auf sein Klem m brett. Abgesehen vom
Kopfzeilesk ennzeichnen, zeigte die vollständige
Seite nichts, ausser Anm erk ungen Alf dort selbst
an den früheren Tagen geschrieben hatte - jede
einige Stunden später von Leutnant-Oberst (LTC)
Grantham s
k urzem
"RLG"
gefolgt.
Der
Stock adesk om m andant und Alf wurden prak tisch
die einzigen zwei Seelen auf Erde, die überhaupt
spezifisch auf Zweck diese Männer in ihren
bescheidenen Häusern gerade zu besuchen
k am en.
"Herr Jack son, guten Morgen," Alf sagte
hell. "Möchten Sie m it m ir sprechen heute?" Der
junge, schwarze Mann in der Zelle, auf seiner
link en Seite auf der Koje liegend, m it einem Arm
über dem Gesicht gespannt, hob den Arm ein
Bisschen an und blick te triefäugig durch die Stäbe
bei Alf. Er löschte die Kehle und liess seinen
Haupt zurück auf das Kissen fallen.
"Eigentlich
nicht,
Sarge.
Ich
wirk lich
benötige nur grade 'was Schlaf, da ich die ganze
Nacht m it Beem s durchgefeiert habe."
"O.K.," Alf antwortete, "tut's m ir leid. Ruhe
sich aus, wenn Sie's k önnen." Er zog zurück in
Richtung
zur
äusseren
W and
um ,
schrieb
"Schlafenberaubt
von
den
nächtlichen
Block störungen,
andernfalls
aufm erk sam
und
freundlich" nach dem Datum und der Stunde auf
dem 509 und zeichnete ihn ab, bevor er das
Form blatt zurück in seine Schutzhülle auf der
W and glitt.
Die folgenden Männer auf der Reihe waren
gesprächiger, aber die Resultate wurden im
Allgem einen dieselben. Niem and k önnte nachts
schlafen, wenn der Irre an der lautesten Stim m e
ständig k reischte. Alf hörte zu jedem höflich und
entschuldigte
sich
herzlichst,
aber
jeder
betroffener wusste, dass nichts über das Problem
erfolgt werden k önnte.
Leroy Beem s war an der Stock ade für fast
zwei Jahre gewesen: fast so lang wie irgendwelche
der gegenwärtigen W ächterk raft und zweifellos
länger als jeder m öglicher andere Gefangene
überhaupt dort gehalten. Gefangene blieben in
Mannheim nur vor ihren Verhandlungen oder beim
sehr
k urzen,
bis
zu
sechsm onatlichen
Strafm assen. Die zu längeren Perioden verurteilten
norm alerweise in den Staaten versendet worden
würden, um ihre Zeit bei Leavenworth zu dienen.
Aber Leroy Beem s war ein spezieller Fall.
Der Hauswirt seiner deutschen Freundin verfing
sich
ihn
buchstäblich
m it
roten
Händen:
zerstück eln
des
Mädchens
auf
dem
Küchefussboden, nach der Erm ordung sie m it
einem
Messer.
Innerhalb
zwölf
Stunden
Beschränk ung an der Stock ade, wurde er in drei
verschiedenen
Auseinandersetzungen
m it
Mitgefangenen gewesen und wurde getrennt; bis
zum seiner sechsunddreissigten Stunde in der
Hochsicherheit, verwirk lichte jeder, dass sein
Geisteszustand irgendwie nicht richtig war. Er
zerstörte den ganzen m ageren beweglichen Inhalt
seiner Zelle, zerriss seine Kleidung herauf und
versuchte, sie zu essen. Er trug auf ausgedehnten
Schreiwettk äm pfe m it Jesus Christ und ihm
stum pfe Anzeigen auf die Zellwände m it seinen
eigenen Fäzes schrieb.
Der
Vollvogel-Oberst,
der
alle
psychiatrischen Dienste der Arm ee in Europa
beherrscht, k am aus Heidelberg herab und, nach
k urzer Prüfung, sprach den Beem s schizophren
aus und em pfahl seine sofortige Abfuhr zum
sicheren psychiatrischen Anlage in den Staaten.
Aber
die
deutsche
Regierung
hielt
die
entscheidene Stim m e im Schick sal Leroys; der
Status
der
Kraft-Vereinbarung
verband
die
Vereinigten Staaten, angebliche Missetäter gegen
deutsche
Angehörige
für
lok alen
Versuch
zurück zuhalten. Ein gerichtlich bestellter deutscher
Psychiater k am ordnungsgem äss in der Stock ade,
überprüfte den Gefangenen sogar k ürzer an, als
der Oberst von Heidelberg hatte und erk lärt ihm
sim ulierend, um Verfolgung zu verm eiden.
Einm al jeder Monat während den letzten
zweiundzwanzigen erk lärte ein am erik anischer
Arm eepsychiater
Beem s
geistesk rank ,
seine
Abfuhr zur psychiatrischen Anlage in den Staaten
em pfehlend; und ein deutscher Psychiater nannte
ihn einen schlechten Schauspieler und verlangte,
dass er fortfahre, am Ort gehalten zu werden bis
zur Bereitschaft, um für Mord Probe zu stehen.
Unterdessen hielten Dutzend oder m ehr andere
junge Männer auf C-Block - die m eisten ihnen auch
nicht
schon
irgendeines
Verbrechens
über
vielleicht
geringfügigen
Verletzungen
der
Stock adedisziplin hinaus verurteilt - wurden
vierundzwanzig Stunden pro Tag von seinen
zusam m enhanglosen
W ortschwallen
und
haarsträubenden Schreien unterworfen.
Die Nam en und die Gesichter änderten
m anchm al von W oche zur W oche, aber die Profile
und die Verbrechen der Männer Alf k ontrollierten
jeder
W ochentagm orgen
wundervoll
Uniform
blieben. Sie waren achtzehn bis einundzwanzig
Jahre alt; weiss, schwarz, braun, gelb oder Rot;
und bis fast auf den letzten Mann entweder
direk ten Drogenübeltätern oder zu den anders
geringfügigen Verbrechern durch Droge- oder
Alk oholm issbrauch gefahren. Die Arm ee seiend
eine ziem lich leistungsfähige Maschine für das
Säubern seiner eigenen Rank der verhärteten
Verbrecher,
besonders
bevor
Einsatz
zu
gefechtlosen Überseezonen, der Inbegriff des
m ilitärischen Verbrechens in Deutschland im
Allgem einen m it Quantitäten Haschisch oder
Metham phetam ine
in
einer
Truhe
irgendwo
einbezogen wurde.
Ein
zwanzigjähriger,
braun-gem usterter
Südk alifornier, dessen ordentlich beschnittener,
schwarzer Schnurrbart und eck iger Kiefer sich z.Z.
zwischen Stäben der letzten Zelle des Flügels
zeigten, Steven Lynch veruntreute angeblich einen
LKW 2½-tonne aus der Fahrzeugflotte seiner
Einheit für einen Drogenhandelsentwurf. Er hatte
"Seem ann" unter der Überschrift "Zivilbesetzung"
auf einer Selbstgeschichte geschrieben und
ergötzte Alf während seines Einlassinterviews m it
überflüssigen
Geschichten
segelnder
Einm annexpeditionen zur Catalina Insel in seinen
"jüngeren Tagen." Alf hielt ihn für einen
k lassischen
"bezaubernden
Soziopath,"
m öglicherweise
unfähig,
um überhaupt jede
Verantwortlichk eit
für
irgendeine
falschen
Tätigk eiten zu bestätigen.
Trennend die W oche vor nach einem Kam pf
im Speisesaal, den ein anderer Gefangener
verm utlich anstiftete, Lynch sah jedoch jetzt positiv
verlassen
aus.
W ie
alle
Hochsicherheitsgefangenen,
seine
zerk nitterte,
abzeichenlose Felduniform trug k ein Koppel und
seine abgenutzten Stiefel k eine Schnürsenk el. Die
weniger als 11 Kubik m eter von seinem 1,8 m x 2,4
m x 2,4 m Betonk astenhaus bot offensichtlich
wenig Charm e an für einen Mann, dessen
vernarrteste Gedächtnisse Freiheit auf der hohen
See m iteinbezogen.
"Herr Lynch," Alf lächelte grim m ig, "guten
Morgen."
"So gut wie's nur geht, ach, ja," Lynch
ironisch reagierte.
"Möchten Sie m it m ir sprechen heute?" Alf
erk undigte sich.
"Sicher,"
der
Gefangene
beantwortete,
"doch, um die W ahrheit zu sagen, ich gerade jetzt
ein Bisschen geröstet bin." Korrodierte W annen die
Insassen weder ein- noch ausschalten k onnten und sitzlose, deck ellose Toiletten, die sie nicht
spülen k onnten - waren zusätzlich angebotene
Freuden der getrennten W ohngelegenheiten.
"Dann geb' ich Ihnen etwas W asser," sagte
Alf. Er bog um die Eck e zu einem anschliessenden
Gang zwischen Zellenflügel und betrat den
feuchten
Dienstk orridor
zwischen
den
Zellenreihen. An den Kontrollen hinter Lynches
W ohnsitz, er öffnete den Kaltwasserhahn.
Ein entsetzlicher Aufschrei, scheinbar des
erniedrigtsten Schreck ens, gab durch die W and
direk t hinter ihm heraus. Sogar von der Möglichk eit
vorher warnend, Alf verfing sich der Fall laienhaft
und streifte vom Schlag zurück , seinen Kopf gegen
die W asserrohre vor ihm abschürfend. Unwirk liche
Echos des gelittenen Schreies prallten von beiden
Enden des Dienstk orridors zurück , ihre Obertöne
grob zusam m en wringend.
"Nein, Jesus!
Beem s schrie.
Nein!
Nein,
nein! "
Leroy
"Stopf 'ne Sock e in's, Beem s! " einer den
Männer - zurück entlang der Linie, die Alf bereits
interviewt hatte - rief.
"Halt's fick endes Maul," eine andere Stim m e
k lang
vom
weiten
Flügel,
"du
fick ender
Schwanzsauger! "
"Leroy, Leroy! " ein anderer heulte. Alfs arm e
Ohren polterten m it gedäm pftem Dissonanz, als
das Brüllen in der schm alen seltsam en Ak ustik des
Flures verfiel.
"Hör m ich auf, Jesus! " Beem s rief. Und dann
schrie er wieder genau wie vor, an der Spitze
seiner Lungen.
"O.K., Dank , Sarge! " der fast vergessene
Steve Lynch rief durch die W and. Alf stellte das
W asser ab und zurück nach vorderer Tür des
Kaliforniers aufbrach.
"Du hörst her, Jesus?" Beem s wollte wissen.
Lynch blick te an der roten Mark ierung auf
Stirn Alfs und lachte: "Dachte, dass ich etwas auf
der Rohr dort 'rück schlagend hörte, als Leroy
anfing." Er bildete ab, was ein schm erzlich
ausgedehntes Lächeln gewesen sein m usste,
während W asser von seinem Schnurrbart und von
Back en tropfte.
"Hör m ich auf! " Beem s flehte an.
"Ja," Alf liess zu, den Punk t m it seiner
Palm e reibend, "er gab m ir wohl einen Ruck ."
"Hör, Jesus! " Beem s befahl.
"Stopf's, Beem s! " eine verschiedene Stim m e
fiel aus der weiten Seite des Block es ein. Eine
Zelletür im gleichen Bereich ratterte und k lirrte
gegen seine Läufer k urz.
"Nun," Lynch sagte, "wenn Sie m öchten m ich
ein Paar Minuten herauslassen, ich würde froh
sein,
diesen
k leinen
Mutterfick er
für
Sie
einzuschnüren." Aber er lächelte nach der
Äusserung angenehm wieder und seinen Augen
tanzte m it abgefundenem Spass.
"Geben
gluck ste.
Sie
m ir
jetzt
k eine
Ideen,"
Alf
"Doch ernsthaft," Lynch fuhr fort, "warum
nicht nur heute m ich vergessen und sehen, ob Sie
ihn etwas beruhigen k önnen? Das wäre das Beste
für jeden hier, ich wette."
"Ich höre Sie," beantwortete Alf, "und
versuche's, aber ich bin nur m enschlich, wisse." Er
schrieb: "Aufm erk sam , passend hum orvoll; über
Effek t der neulichen Störungen auf gesam tem
Block betroffen" auf dem 509. Dann k am er zum
anschliessenden Flur zurück und nach dem
W estflügel der Zellen aufbrach.
Da er der weiten W and durch einen Oasis
der vorübergehend gesegneten Ruhe sich näherte,
k onfrontierte ihn der in zunehm endem Masse
bek annte Geruch von reifem Leroy Beem s. Morgen,
Sam stagm orgen, eine Einheit von drei W ächtern
würde aufpassen, als der C-Block s Kalfactor
Beem s hinunter den Flur nach acht anderen Zellen
auf einem Schutztuch zum offenen Duschestall für
sein wöchentliches Bespritzen anschleppte. Der
Kalfactor würde den Mann dort einseifen, scheuern
und ausspülen, bevor er ihn im m er noch
patschnass zurück zu seiner Zelle schleppte.
Beem s k önnte ziem lich heftig und unvorhersehbar
sein - verk ratzend und beissend Leute, die ihm
sich näherten - wenn verriegelt in seiner Zelle,
aber unveränderlich k atatonisch wurde, wenn
im m er die Zelletür sich öffnete und Verschiebung
auftauchte.
PFC
Luis
Martinez,
ein
Mexik anischAm erik anischer, dessen Vorfahren bereits in
Kalifornien wohnten, als Frem ont eintrat - als
Grossgrossvater Alfs noch in Norwegen ein
Bauernbub
wurde
teilnahm slos
faulenzte
ausserhalb Leroys Zelle auf einem schulartigen
hölzernen Stuhl m it einem geöffneten Logbuch auf
der Schreibplatte ihm vor und eine Zigarette
rauchten. Beem s 24-stündige Selbstm ordwache jede Viertelstunde in diesem Buch (und in einigen
früheren Ausgaben) genau dok um entierte - datierte
fast zum Anfang seiner Beschränk ung, obwohl er
nie wirk lich versucht hatte, sich zu verletzen,
ausserdem von Zeit zur Zeit seinen Kopf
unwirk sam gegen die Stäbe oder die W ände zu
schlagen. Sogar tat die W ächter selbst m anchm al
ähnliches, als die Stunden schleppten.
"Toll," Alf m urm elte,
heutzutage, nicht?"
"er'st
wirk lich
reif
"Hält m ich zu rauchen, Mensch," Martinez
ausdruck slos witzelte. Seine leeren braunen Augen
und
herabhängenden
Schultern
sprachen
pathetisch
von
den
zerquetschenden
Langeweilestunden, die das Aufpassen von Beem s
anspornte. Er gehörte dem jüngeren Generation
der W ächter, die spezifisch gewählt wurden während der k orpsbreiten Verbesserungen, die der
Long Binh Störung folgten - für Intelligenz, anstatt
bloss k örperlicher Stärk e.
Alf drehte sich um und blick te zweifelhaft zu
Beem s W ohnsitz. Leroy stand zur Mom ent m it
abgewandtem Rück en ziem lich stum m , scheinbar
oben in die weite Eck deck e der Zelle anstarrend.
Ein Fuss stand auf der einheitlich ausgebener
Matratze - wie er, von aller Bedeck ung leer - auf
dem Fussboden neben ihm still. Der Schm utz und
Betonstaub einer W oche auf seiner Rück seite und
Gliedern verk rustet vergegenwärtigte Alfs Sinn
heftigen Xhosak rieger auf Schlachtsk ante.
Dieser Mom ent wie k ein anderer in seinem
Tagesablauf stets erinnernte Alf gerade wie
unzulänglich ausgebildet er fühlte angesichts der
echten
Verrück theit.
W elche
m ögliche
Vorgehensweise oder W örterk om bination k onnte
Zustand dieses Mannes positiv beeinflussen? Trost
lag nur in stark em Verdacht, dass durch und durch
ausgebildete Psychiater verm utlich genau so ohne
Anhaltspunk t wie er unter ähnlichen Um ständen
wurden.
"Herr Beem s," sagte Alf - m öglicherweise
allzu freundlich - "guten Morgen. Möchten Sie m it
m ir heute sprechen?"
Keine Antwort.
"Ruhig,
Sarge,"
Martinez
nach
einem
annehm baren Abstand weich befahl, seine Augen
ironisches Vergnügen glänzend. "Er hört auf Jesus
zur Mom ent."
Alf schoss den W ächter ein schelm isches
Grinsen über seiner Schulter zurück . "Oh, seh'
ich," er sagte, "m eine Entschuldigungen also zu
beiden. Ich werde warten." Er drehte sich von der
Zelle weg und trat zu einem geöffneten Fenster
gegenüber.
Ihm schien es neugierig passend, dass
Martinez auf einem von Beem s ungestüm sten
"andächtigen" Tagen die Selbstm ordwache zog.
Luis, ein überzeugter und m ilitanter Atheist, nahm
scheinbar m ehr Vergnügen die Dogm en und
Hierarchien des röm isch-k atholischen Glaubens
auszulachen, als von jeder m öglichen anderen
Tätigk eit. Alf spielte den Advok aten des Teufels in
dienstfreien Disk ussionen und warm verteidigte
das
m ögliche
Bestehen
des
Gottes
und
Nützlichk eit der organisierten Religionen.
Nicht, dass Alf jeder grosse Gläubiger war:
eine Kindheit der endlosen sonntagsm orgendlichen
lutherischen Diensten dulden schuf bei ihm eine
Veranlagung, um zu zweifeln; aber er heilige
Schriften
aller
Kulturen
unvoreingenom m en
studierte. Die hinduistischen, buddhistischen und
Taoistischen Verm ächtnisse - baharrend, dass die
vernünftige W irk lichk eit der alltäglichen Erfahrung
aus eine blosse Illusion über einer einheitlichen
geistigen Leere drapiert besteht - schienen ihm
vorherwissende
Ahnung
der
m odernen
Partik elphysik zu sein. Aber die jüdisch-christliche
und m uslim ische Bücher, er traurig folgerte,
enthielten nur ungefähr 90% selbstsüchtigen
Quatsch und 9% k ahles Lügen.
Das
übrige
1%
dennoch
durchaus
unvergänglich
notwendige
W ahrheiten
ein
Mensch dabei leben k önnte: und verteidigend
sterben. W arum organisierte Religionen sich
unverm eidlich auf dogm atischer Spreu schwelgten,
während
realer
geistiger
W eizen
von
der
absichtlichen Vernachlässigung verrottete, k onnte
er sich nicht vorstellen. "So viele Leute verbringen
so viel Zeit m it Schreierei über was jem and
behauptet 'Gott sagte' 3500 Jahren vor," Alf
m ehrm als beharrte, "dass sie nicht hören k önnen,
was Gott im Augenblick auf der Stelle sagt. Sie
sollen nur einm al gerade die Münder halten und
zuhören."
Er starrte durch doppelte Reihen des
stacheldrahtspitzigen Maschendrahtzauns über die
zweistöck ige Mittelsicherheitsflügel auf seinem
link s hinaus in Regen und in flaches, braunes
Rheintalsack erland im Abstand darüber hinaus an.
"Jesus, Du weisst nicht," Beem s sich quälte, "ich
erk läre Dir! Du weisst nicht! " Dann etwas wie "Du
dor glop friezhen" beendete m it einem wirk lich
herzzerreissenden, schluchzenden und k nurrig
fauchenden Seufzer. Alf bewog sich zurück zu dem
vergitterten Zelleseingang und sprach in der
stillsten,
nüchternsten,
sanftm ütigsten,
besorgtesten und ruhigsten Stim m e, die er finden
k önnte.
"Leroy. Hier, Leroy."
Der Kopf des Gefangenen drehte sich um ;
der
Rest
seines
k lobigen,
m edizinisch
überbehandelten Körpers folgte, endlich; er stellte
den Zelleseingang gegenüber. Seine Augen sahen
gleichzeitig irgendwie leer und gelitten aus. Eine
Art eines flach rasselnden Keuchens galt als
seinen Atem .
"Leroy, Jesus besitzt hervorragende Ohren.
Sie brauchen nicht schreien, um m it Ihm zu
sprechen."
"Er... hasst... m ich," zögernd erk lärte Leroy:
scheinbar m ehr zur W and, als zu Alf.
"Er hasst niem and, wer sein vollständiges
Herz zu Ihm dreht, Leroy."
"Er... hasst..." der Gefangene wiederholte;
folglich beiseite plötzlich drehend, als ob eine
andere Stim m e von einer verschiedenen Richtung
hörend, er zwingend an seinem Schädel m it beiden
Händen erfasste und in der Bauchlage auf der
Matratze m it einem Tierächzen einstürzte. Alf
passte den Mannesatem , der stufenweise in tiefere
Muster sich entspannte, auf und schliesslich
folgerte, dass er eingeschlafen wurde oder in
irgendeine Art einer Trance überschritten hatte. Er
hoffte herzlichst, dass dieser Jesus, dem Beem s
ständig
anspricht,
k einerlei
schlaugenannten
Däm on sei.
"Sie sollten Pfarrer geworden sein, Sarge,"
Martinez k rum m beobachtete.
"Ich sollte die
haben," Alf reagierte.
Kriegsm arine
verbunden
ii
"Die Flotte ist befohlen worden, um m orgen
wegzutreten,"
Spezialist
Lark in,
die
Korrek turbüroangestellter von Delaware, vertraute
zwischen m assiven Kartoffelbreibissen an, "ich
erhielt es heute m orgen auf dem Horn von dem
Brigade HQ Angestellten." Lark in k önnte ungefähr
zwanzig
Pfunde
nützlich
verlieren,
aber
Kartoffelbrei - nicht der von den Flock en Art, aber
tatsächlicher, echtaufrichtiger, von Grund auf
bereiteter - wurde unüberwindliches Hindernis zur
Verwirk lichung des lobenswerten Ziels. "Ich
schätze, dass wir nicht nach Israel befohlen
werden, nach allen."
"W ir würden nie nach Israel befohlen worden
sein, Lark in," Morrell blöd grinste, "sie wollten nur,
dass
die
Russen
'n
Rauch
aufgingen."
Nichtsdestoweniger während der ganzen letzten
W oche im Ok tober unterzog sich einm al alle acht
Stunden jederm ann in der W ächtereinheit zusam m en m it Tausenden anderen der Belegschaft
durch jede Eck e von Süddeutschland verbreitet Feldausrüstungsk ontrolle, um m it dem Defcon-3Beschluss, der während des Yom Kippur Krieges
erlassen wurde, übereinzustim m en. Die 6. Flotte
wurde einige W ochen m ehr auf erhöhtem Alarm
geblieben. "Ausserdem ," erhellte Morrell, "würden
sie uns weg zur W üste verpack en und alle diesen
verzweifelten Gefangenen in den Händen 'was
widerlicher Greenhorns lassen?"
Dieses Mal behinderte ein sehr grosser
Klum pen des Ribey-Steak s das Gespräch, aber
Lark in k önnte nicht zu lange warten, um seine
Retorte anzufangen. "Ich erblick te die Pläne, euch
erk läre! " Technisch Angestellter zum ProvostSergeant, Vizek om m andant und Kom m andant der
Anlage, er nur "der Oberstesm ann" in seinem
eigenen Verstand war: den ganzen Respek t die
Position
angedeutet
verdienstvoll.
"Die
Gefangenen alle m it einem Flugzeug unter einer
W ächtereinheit aus CONUS in die Staaten
geflogen sein würden, und wir nach Israel gingen."
"Nun, Scheisse," Morrell gab zu, "ich
berechne, k onnte im ungefähren Augenblick 'was
Sand und Sonn' irgendwie verwenden. W ie glaubst
du denn, Sarge? W ären wir nach Is-rei-el
gegangen?"
"He,
Kerle,
lasst
m ich
ausserdem
wegfallen," Alf protestierte. "Ich wählte nach allen
für McGovern."
"Ha! " Morrell explodierte, "Ha-ha! Ich wette,
's ist wahr auch! Ha ha-ha-ha! "
Die drei sassen bei einer von halbem
Dutzend vierplätzigen Tischen im Belegschafts
Kellerspeisesaal. Alf wurde gerade von den
Hochsicherheitsblöck en hinunter gek om m en und
einige Minuten nach dem Mittagessen über Kaffee
leerlief. Ausserhalb der schwachen W ände des
W ächterbereichs,
Hälfte
der
Anlages
Mittelsicherheitsbevölk erung
etwa
neunzig
Männer vom B-Block oben - k önnte ebenso sehr
gespürt, wie auch gehört, sein: ein stum pfes
Poltern schwang durch alles.
PFC
Tim
Higgins,
ein
anderer
W ächter
dritter W achezugs, ehem aliger Offensive Tackle
für eine Oberschule in Kolorado, schlängelte
hinauf m it Steak und Beilagen auf einer Schale.
Seine bewertende, blauäugige, flüchtige Blick e um
den Tisch offenbar debattierten: entweder m it
Morrell und Alf oder nicht m it Lark in zu sitzen. Er
legte eine fleischige Palm e auf dem Tisch,
nachdem er die erstere W ahl gewählt hatte und
sagte: "He, Morrell, hast d'das sogenannte
Fischgum bo, was die Gefangenen heute frässen,
gesehen?"
"Kann
n'sagen,
dass
habe,"
Morrell
beantwortete,
seine
Augen
fest
auf
der
vorliegenden Aufgabe: eine grosszügige Portion
Schok oladepuddings abessen. Er genoss im m er zu
hören, wie schlecht die Insassen frassen. "W ie's
aussah denn?"
"W ie blutige Scheisse," erk lärte Higgins,
"und das ist nicht nur m ein englischer Ak zent, den
du hörst."
Lark in blich an der Rohheit, aber nur eine
geringfügige Unterbrechung im Rhythm us seiner
Mahlzeit resultierte. Seine som m ersprossigen
Back en gewannen etwas Kontrast für eine
Sek unde;
dann nahm en k auvorgangserzeugte
Erschütterungen seines entsetzlich roten Haares
wieder auf. Higgins und Morrell hin und her führten
schelm isches Grinsen.
"He," schwärm te Morrell, "das m ich erinnert
an 'ne grosse
vorher gehört
ich am Fort
Freundin einst
m it m ir an 'em
Geschichte, die ihr Kerle sicher nie
habt. Ihr werdet nicht glauben! Als
Gordon ausbildete, k am m eine
aus Dallas 'raus, um 's W ochenende
Motel in Augusta zu verbringen."
"Süss," zwitscherte Higgins.
"Das war's," vereinbarte Morrell. "W ir
verbrachten das vollständige W ochenende im Bett.
Riefen die ganze Nahrung hinein an. Blosse Lust.
Sowieso lang' über Sonnenuntergang Sam stag,
glaubte ich, dass das ganze alte hinein-heraus
endlich 'n Bisselchen m ühsam würde, also
schlitterte nach unten südwärts und fing auf 'en
glatten k leinen Einschnitt zum Ausleck en und
Schlürfen an."
Lark in ging von bleich zu ziem lich m erk lich
rosa und fing an, in seinem Sitz fast unverk ennbar
sich zu winden. "Verdam m t, wenn's nicht die
süsseste Lück e war, die'ch überhaupt schm eck te,"
Morrell setzte gnadenlos fort. "Mam pfte sie
Stunden lang."
Lark ins unterer Kiefer flau hing und einen
Bausch des halbgek auten Steak s - endlicher
Zielort unbek annt - bebte zu einer Seite zwischen
Zähnen und Zunge. Mit einer sichtbaren Bem ühung
richtete er einiges gerade herauf und fuhr fort zu
k auen. "Nach einiger Zeit," berichtete Morrell m it
ansteck end luftigem Vertrauen, "begriff, dass m ir
zu pink eln nötig wurde, also hörte zu leck en auf
und zog weg."
"Morrell, bitte," Lark in regte sich auf, "Leute
versuchen, hier zu essen."
"Gut, so tat auch ich, Mensch," Morrell breit
lächelte zurück , "so tat auch ich. Ich stolperte in
die Dose und schaltete das Licht ein und
betrachtete m ich im Spiegel. Dort stand ich,
durchnässte grade im Blut von Nase zum
Drehk nopf und wieder zurück : rot als reife
Erdbeere und verdoppeltes Spass. Sie würde auf
den Lappen gek om m en, als ich sie ass! "
"Herrgottnochm al! " Lark in zischte. Er schien
auf der Kante des Spuck ens seiner Mittagessen
zurück auf dem Tisch vor jeder; aber der
Angestellter
sich
schliesslich
bestand,
m it
irgendeinem Erscheinen von W ürde zu stehen
gelang, und absichtlich aus dem Zim m er heraus
nach der Treppe zu den oberen Etagen pirschte.
Higgins und Morrell k icherten wie Schüler
und wurden genau so rot im Gesicht, wie Lark in
auf seiner Höhe der Bedrängnisses wurde. Higgins
um arm te sich m it Entzück en. "Nun," Alf trock en
erk lärte nach einigen Mom enten, "ich m uss sagen,
der war ein epischer Fall."
"W asis'?" Morrell k euchte
"m ein W ochenende in Augusta?"
durch
hi-his,
"Nein," Alf reagierte nüchtern, "Lark in
gerade zum ersten Mal überhaupt liess 'was
Nahrung hinter sich auf der Platte."
Frische Stürm e des Gelächters flossen von
den zwei W ächtern aus und Alf m achte m it. Lark in
schien wirk lich gerade ein Bisschen zu zim perlich
für Gefängnisarbeit, er zulassen m usste. "Ich
scherz' aber nicht," Morrell wiederaufnahm , sobald
die Stürm e nachliessen, "'s war die süsseste
verfluchte Lück e, die 'ch überhaupt schm eck te."
"Ach, glaub' ich dir," Alf reagierte.
"Aber gingst du direk t auf's Essen zurück ?"
Higgins wollte wissen.
"Also," gluck ste Morrell, ein Mom ent oben
auf die Deck e für Inspiration blick end, "nein." Und
alle drei lachten noch einm al. "Aber sicher i'
stoppte nicht, sie zu bum sen - das k önnt ihr bei
der Bank anlegen." Er blick te flüchtig auf seine
Uhr und sagte: "Scheisse, m uss jetzt fort und lasse
jem and anderes futtern, oder sie mich auf den
Lappen steck en werden."
"Ja, ich auch," sagte Alf. Sie beide drück ten
vom Tisch weg und überliessen ihren Schalen
einem
bedienungshelfenden
Häftling
wegzuräum en.
Im
k leinen
zum
Treppenhaus
führenden
Gang ein dauerhafter Strom Gefangenen aus BBlock unter den wachsam en Augen eines einzelnen
steinartiggesichtigen W ächters ging vom Insassens
Speisesaal heraus ab. Morrell watete ungeduldig
ins dichteste Gewühl, aber Alf, der ruhig zu einer
Seite gestanden wurde, liess die Insassen die
Treppe vor ihm herauf. Er ahnte eine Anwesenheit
an seiner Seite.
"Sergeant
Bergson,"
eine
sehr
k leine
Stim m e versuchsweise k lang, "darf ich m it Ihnen
sprechen?"
Alf drehte den Kopf und schaute unten, um
Rick y
Niem eyer
zu
sehen.
Ein
Vorverhandlungshäftling, er erwartete Prozess auf
Diebstahl, der in Verbindung - selbstverständlich m it einer ernsten Drogegewohnheit stand. Ein
neunzehnjähriger Virginianer, er sah m ehr wie ein
frühzeitiger vierzehnjähriger aus: k urz, geringfügig,
bartlos und unbehaglich in seinem Körper. Die
sehr grosse, sehr dunk le Plastik sonnenbrille, die
er unaufhörlich trug, schlug eine finstere Note im
fensterlosen Kellergang an.
"Herr Niem eyer," Alf sagte, "gewiss, zu jeder
Zeit. W as haben Sie auf dem Gem üt?"
"Ich m eine, nicht hier," erk lärte Niem eyer.
"Dürfen wir in Ihrem Büro sprechen?"
"Sicher," reagierte Alf angenehm , "das auch.
W as geschah Ihrem Auge?" Sogar sehr grosse
Sonnenbrille
k onnte
nicht
ein
offensichtlich
frisches, blaues Auge, das über der link en Back e
des Jungens verbreitete, vollständig verdeck en.
"Genau seinetwegen m öcht' ich m it Ihnen
sprechen," Niem eyer sagte.
"Richtig," Alf nick te. "O.K., hänge m ir an und
wir eines Tages ank om m en." Alf liess die letzten
Gefangenen, welche den Speisesaal verliessen,
die Treppe herauf zu verschwinden und dann folgte
in einem behaglichen Abstand. Er und Niem eyer
verwunden und verdrehten W eg durch sechs Flügel
und fünf Landungen, einschliesslich das ZK, bevor
sie am geöffneten B-Block s Gatter im ersten Stock
gerade
hinter
dem
letzten
Knoten
der
zurück k om m enden Insassen hereink am en. Alf
signalisierte m it seiner Hand, dam it Niem eyer
beiseite nahe dem Gatter steht und ging in BBlock s Büro. Ein einzelner schwarzer W ächter,
Spez4 Eli Morton von Neu-Jersey, stand m it seinen
Händen auf dem Schreibtisch lehnend und
versessen passte durch ein m assives Fenster auf,
da Gefangene zur Bucht B-1 zurück k am en.
"W as benötigen Sie, Sergeant?" Morton
fragte, seine Augen nie entfernend vom Dutzend
oder so den Männern, die im W ohnsitz über dem
Glas hinaus herum schwirrten.
"Ich habe hier Niem eyer, R., aus B-4
heraus," berichtete Alf. "Muss ihn eine W eile
herauf nach Adm in nehm en."
Morton ergriff W achsstift und Lappen weg
vom
Schreibtisch
und
fing
an,
das
Plastik registerbrett auf der W and über dem
Fenster
zu
suchen.
"Niem eyer,
Niem eyer,"
m urm elte er zerstreut. "O.K., dort." Er wischte
sauber die Beschreibung "Schule," nahe bei dem
Nam en des Jungen ab, "Bergson 1210 Stunden" in
den Platz schreibend. "Aller Ihr, Sergeant. Habe
Spass."
"Dank ," Alf grinste, "wir werden's, sicher." Er
nahm Niem eyer durch den oberen Gang und
hinunter die Treppe wieder zurück : in das ZK. ABlock s
Gefangene
gingen
das
unterere
Treppenhaus zum Speisesaal hinunter; Alf zerteilte
die Reihe ein Mom ent, um sein Aufsichtsling durch
zu ziehen und stellte sich am Kontrollraum fenster
m it Jungen im Schleppseil dar.
Morrell, schon an seinem Kontrollpfosten
zurück , schien überrascht worden, Alf m it einem
Gefangenen zu sehen. "W as, wieder bereits
arbeitend, Sarge?" er fragte.
"Die Gottlosen haben k einen Frieden,
richtig," verk ündete Alf. "Dieser junge Mensch
m uss eine W eile m it m ir nach Adm in hinaufgehen."
"Okey dokey," Morrell lächelte. "tu nichts,
das ich nicht tun würde, also."
"Dick e Chance dessen," Alf gluck ste. Er und
Niem eyer sum m ten durch die doppelte Reihe der
Gatter und k am en bald im Sozialarbeitbüro an.
Spez6 Jeff Ferguson, Alfs unm ittelbarer Chef - ein
m agerer Illinoiser m it einem Magister Sozialarbeits
- sass an seinem Schreibtisch nahe bei dem weiten
Fenster,
Feder
über
Papier
verk ratzend.
Gegenübergestellt
m it
einem
Mangel
an
rotationsfähigen Spezialisten um sein Büro m it
Personal zu versorgen, Ferguson hatte letzter
Som m er LTC Grantham überzeugt, dass Bergson
einen vollk om m enen Sozialarbeiter - m it einem
Bisselchen Trainings - bilden würde. Seine grünen
Augen schauten oben durch horneingefasste
Gläser; er stellte seine Feder m it einem Seufzer
ab.
"Ei, dort bist du," sagte Ferguson. "Ich
glaubte, Beem s m usste dich heute gegessen
haben."
"Er sagte m ir, dass er so was zu tun
vorhatte, Jeff, doch schätze, dass ich grade zu
schnell für ihn bewegte. Ich schon jedenfalls zum
Mittag ass, wenn du bereit bist."
"Gut, so hoffte." Ferguson schnellte aus dem
Stuhl in die Höhe hinauf und wand sich in seinen
Kleidm antel für den Trip zum Speisesaal. "W as los
ist, übrigens?" er fast als nachträglicher Einfall
fragte, k urz den Gefangenen m it seinen Augen
anzeigend.
"Oh, Herr Niem eyer hier m öchtet m ir etwas
unter vier Augen anreden," erk lärte Alf.
"Na, gut, gut," nick te Ferguson, "dazu sind
wir hier. Ich geh' denn gerade aus dem W eg." Und
durch die Tür er m arschierte, sie selbst zu
hinterem verschliessend.
Alle Fenster der W estseite Adm ins schauten
auf dem Sportplatz der Gefangenen und auf Turm Eins heraus. Ein hier wurde spaltweisig geöffnet,
also hörte - sowie sah - Alf, dass Nieselregen sich
zum leichten Landregen verstärk t hatte. Der
Him m el bem erk enswert sich verdunk elte, seit
seiner
letzten
Ansicht
von
den
Hochsicherheitsblöck en; die Sonnenbrille des
Gefangenen schien in zunehm endem Masse
lächerlich unter den Um ständen - obwohl Alf ihre
Bedeutung verstand. Er drehte sich, um den
Jungen gegenüberzustellen und einer Hand aus
erreichte.
"Tun Sie m ir einen Gefallen und gebt m ir
jene Gläser eine Minute, dass ich Ihr Auge
betrachten k önne." Niem eyer willigte ein und bot
seine Back e Alfs Kontrolle an. Die Prellung war
nicht so ziem lich schlecht aussehend, aber Alf
beachtete m ehrere zerrissene, frisch schorfige,
k leine Einschnitte auf dem Hals des Jungen jetzt
ausserdem . Mit sonst jederm ann, k onnte er's ein
Rasierunfall angenom m en haben: aber nicht auf
diesem Hals.
"Na, überleben werden," sagte Alf. "Lass
uns hinsitzen und die vollständige Geschichte
hören." Er zog an seinem Schreibtisch ein und
setzte die Sonnenbrille auf ihn gerade aus
Niem eyers einfacher Reichweite heraus. Der Junge
nahm den angrenzenden Interviewstuhl, Hände
zusam m en auf seinem Schoss verbindend.
"Ich
k am
gestern
Abend
auf
einem
Passierschein von der Bibliothek zu m einer Bucht
zurück ."
"W ann war's, genau?"
"Etwa
nach
zwanzig
hundert,
Möglicherweise zehn nach, schätze."
gewiss.
"O.K."
"Der schäbige Spanischer, Cortez, k am auf
der Treppe herauf hinter m ich und ergriff m einen
Arm " - Niem eyer seinen eigenen link en Trizeps an
diesem Punk t um zu veranschaulichen griff - "und
zwang m ir in die Latrine ausser C-Block ."
"Von
seinem
Job
im
Speisesaal
zurück k om m end," sagte Alf: m ehr zu sich selbst,
als zu Niem eyer.
"So schätze," der Junge sagte. "Er war ganz
schm ierig und stank genug, gewiss."
"Nein," Alf m urm elte, "ich m einte nicht zu
unterbrechen, tut m ir Leid. Dann was?"
"Dann schlug er m ich auf dem Kopf und
k lopfte m eine Gläser weg und drück te m ich auf
m einen Knien im W andschrank dort unten. Er zog
einen Schaft und setzte ihn gegen m einen Hals
und sagte, dass er würde eher m ich töten, als m ich
irgendwie noch
betrachten." Eine dick e Träne
rollte hinunter die Back e des Jungens über der
Prellung,
tauchte,
und
platschte
von
schossbleibender Hand daunten weg.
"'S ist alles in Ordnung, Rick y," Alf
beschwichtigte ihn. Er spürte ein nebelhaftes
Hervorquellen in eigenen Augen und k äm pfte den
Antrieb. "Hole 's raus."
Niem eyer gerader sass m it einem plötzlichen
Ruck ,
Flüssigk eiten
in
der
Nase
zurück
schnüffelnd. "Na, m einetwegen," er sagte, einen
aufsässigen,
verärgerten,
m it
Feuchtigk eit
eingefassten Glanz Auge Alfs fixierend. "Er zwang
m ich seinen Schwanz zu saugen und als fertig
wurde, sagte, dass er diesm al m ich am Leben
lassen würde, wenn ich die Öffnung geschlossen
halte."
"O.K.," Alf nick te, "Sie sind da auf dem
richtigen W eg, und grade zum Teufel gestern dort
nichts Unrechtes getan haben; Sie wissen's, nicht
wahr?"
"Ja."
"W ir werden im Augenblick um 's k üm m ern,
und er wird sich zuk ünftig Sie überhaupt nicht
nähern, sogar nicht auf Ihnen zu blick en, solange
wie Sie hier bleiben: in Ordnung?"
"'S würde nett sein."
"Erk lären Sie m ir nur ein Bisschen noch, und
dann stell' ich m it den W ächtern alles k lar."
"W as?"
"Hatten Sie m öglicherweise jeden anderen
Kontak t m it Cortez, vor gestern Abend?" Alf fragte
nicht, ob er Kontak te m it irgendjem andem anderen
hatte, denn die Sonnenbrille - verbunden m it dem
geringfügigen Körperbau und der jugendlichen
Haltung des Knabes - waren unverk ennbare
Zeichen. Jeder in der Anlage gewiss wusste, dass
Niem eyer Anschaffender war, aber gleichm ässig
auch Freudenbub Schutz vor Vergewaltigung und
Blutvergiessen verdiente.
"Er wohnt sogar nicht auf dem gleichen
Block wie ich, Sarge. Ich sagte zu ihm zwei W örter
vorher nie."
"Insoweit Sie wissen, tat jedes sonst Zeuge
irgendein Teil des Ereignisses?"
"Ich sah k eines. Ich wurde auch zu
erschrock en, um jedes Geräusch auszupiepen."
Alf fragte nicht, warum er den Angriff BBlock s W ächtern gleich danach nicht berichtete.
Selbst Alf also nicht sicher wäre, dass sie nicht
gerade in seinem Gesicht gelacht und was roh
beleidigend gesagt haben würden. "Erk läre m ir
über den Schaft. Sahen Sie, wo er ihn hielt?"
"Im Stiefel, rechts. Es ist auf einem alten
Zahnbürstehandgriff."
Alf hatte Niem eyer das Hem d weg von
seinen Schultern herablassen und k ontrollierte die
Prellungen auf seinem oberen Arm . Dann k nöpfte
der Junge wieder zu und sie stiegen zusam m en in
den Flur aus, nach rechts drehend in Richtung der
Oberk om m andobüros und Hauptanlageseingangs.
Alf stoppte am Pfosten 13 und dort fragte den
W ächter, ob er wusste, wo Oberfeldwebel Morgan,
Kom m andant des dritten Zuges, sein k onnte.
Hörend,
dass
Morgan
oben
im
Haupteingangk ontrollraum sei, Alf wies Niem eyer
gleich dort auf die W and zu warten an und erk lärte
dem W ächter, dass er nach gerade einigen
Minuten zurück für den Gefangenen sein würde.
Alf schritt den Flur herauf: bei Fonds-undEigenschaft, drei Interviewzim m er, Aufnahm e-und-
Entlassung, dem Besuchszim m er, Korrek turbüro
und Kom m andant; bei dem letzten grossen
Innenhofgatter, das zu der Sicherheitsschleuse
und äussere W elt führt, vorbei. Er dachte an
Herm an
Cortez:
ein
ehem aliger
Versorgungsfeldwebel,
ein
Mexik anischAm erik aner - noch ein Kalifornier - 28-jähriger und
beschuldigtes
Superhirn
einer
beträchtlichen
Diebstahls-, Erpressung- und Drogeschm uggelnsVereinigung am Frank furt Luftwaffenstützpunk t. Er
wurde in zwei Morden in der Angelegenheit
ausserdem im pliziert, aber Beweis auf jenen
Behauptungen bis jetzt aus Forschern wich.
Noch etwas traf plötzlich Alf: Niem eyer, der
notorische Zelleschwul, nach nur einem einzelnen
Tropfen von den Tränen weg rüttelnd: so viel für
Stereotypen.
In
über
drei
Jahren
Stock adesdienstes,
Alf
nur
einen
einzelnen
Gefangener
wirk lich
ins
hilflose
Heulen
zusam m enbrechen gesehen hatte: ironischerweise
auch der einzige beauftragene Offizier überhaupt
in Mannheim auf seiner W acht begrenzt. Ein Nam Veteran,
Airborne
Ranger
Hauptm ann
der
Fallschirm springer m it zwielichtigen Deutschen
gem ischt veruntreute irgendeine M-16s von seinem
Einheitswaffenk am m er
und
m it
ihnen
Tageslichtüberfälle an deutschen Bänk en zog,
zwar irgendjem anden nie wirk lich schiessend. Die
Durchschüsse der M-16s gaben Polizei den
Anhaltspunk t, der benötigt wurde, um die Gruppe
um zuk rem peln und der Am erik aner verbrachte zwei
Tage in Mannheim vor seinem Übergang in die
Staaten; die Deutschen froh und schnell gaben
Status
der
Kraft-Vereinbarungsrechte
aus
irgendeinem Grund in seinem Fall auf.
Natürlich fing plötzlich jeder W ächter der
Anlage an, das alte Grundausbildungsm arschlied
herum gehend zu singen: "ich m öchte Airborne
Ranger ein sein, 's Leben gefährlich m ir wird so
fein," also dieser eingesperrte Hauptm ann während
seines
k urzen
Auftrags
in
Mannheim
in
superisolierter Abtrennung geblieben wurde. Alf,
als Hilfsbefehlshaber des dritten W achezugs,
stellte unter den sehr auserwählten wenigen
erlaubten jeden m öglichen Kontak t m it ihm dar; er
lieferte und holte die Mahlzeitbehälter des Mannes
zu und von seiner Zelle zurück , während beider
Tagschichten.
Am
zweiten
Tag
fragte
der
Gefangene ihn etwas über das Treffen eines
Rechtsanwalts und Alf sagte, dass er nicht viel
Hilfe von irgendjem andem verm utlich erwarten
sollte, bevor Aufstellung in den Staten erhalten
wird; es angem essener Rat schien. Aber dann
platzte der Mann plötzlich heraus: "Ach, Gott, was
wird m ein Vater jetzt an m ich denk en," plum pste
unten auf seine Koje m it Kopf in Händen und
schluchzte wie ein bitterlich enttäuschtes Kind.
Alf
k lopfte
auf
dem
Kontrollraum zugangsfenster;
einer
Angestellter
liess ihn zu. SFC Eric Morgan, ein Bär eines 22jährigen Veterans von Ak ron - der in Korea
k äm pfte, lange zuvor Alf bei Long Binh gewesen
wurde
und
Pflichteinsätze
bei
Ok inawa,
Leavenworth und anderwohin erfolgte - schaute
von einigen Ak ten auf dem Schreibtisch vor ihm
herauf, seine Augen befragend auf Alf fest. Sein
verdünnendes, strohblondes Haar - scheinbar
hinwegsetzend über den regulationsvorgegebenen
Länge, besonders auf die Oberseite - blieb im
Platz
unter
rigorosen
Anwendungen
von
fünfzigerjahrestil Schm iere. "Sergeant Bergson," er
sagte, erwartungsvoll Grim assen schneidend, "was
ist los?"
"Ich
hörte
gerade
eine
glaubwürdige
Beanstandung," Alf fing m it guter Geschwindigk eit
an, "vom Gefangenen Niem eyer, R., dass Herm an
Cortez gestern Abend ihn sexuell in der oberer
Reihe
allgem einen
Latrine
angriff.
Er
hat
m ehrfache
gleichbleibende
Prellungen
und
W unden; und ich beachtete früh heute etwas
Störung im W andschrank dort - lediglich zufällig die sich an der Geschichte anpasste."
"Na, Halleluja, Alf," Morgan grinste. "Ich
habe für W ochen den Kotzbrock en weg von den
m ittelsicheren Buchten gewünscht, aber er nur
allzu fick end schlau für m ich gewesen wurde. Sie
schreiben ein D.R. auf diesem auf?"
"Bevor ich heute abend austrete, gewiss."
"Hervorragend," Morgan sagte. Er schloss
die Ak te, die er rüber studierend wurde, schob den
Ganzstapel zu einer Seite, drück te seinen Stuhl
zurück und stand, seine Feldhosen m it beiden
Händen heraufziehend. "W ir k önnen im Augenblick
Cortez vom Speisesaal ergreifen und gleichzeitig
der vollständigen Bucht ein gutes Durchsuchung
leisten."
"Ei, Niem eyer," warf Alf ein, "m uss in die
Schutzhaft sofort einsteigen auch - ja?"
"Verdam m t, ja," Morgan schoss zurück . "W o
ist er?"
"Gepark t am Pfosten 13."
"W arum nicht eben jetzt Sie selbst seine
Sachen zupack en und ihn zurück zum C-Block
nehm en? Nein, nein, W artezeit - lassen W ir uns
Cortez auf C-Block setzen. Die Zelle nahe bei
Beem s ist frei, nicht wahr?"
Kurzzeitig überrascht, Alf hörte ein deutlich
übles Gluck sen: anscheinend in seiner eigenen
Kehle. "Das recht ist, Sarge," nick te er, "und eine
erstk lassige Idee auch, wenn ich so sagen darf."
"Sie
dürfen,"
Morgan
grossm ütig
vereinbarte. Er k am von hinten des Tisches herum
und zweck m ässig schritt zu einer Konsole unter
den
Fenstern
rüber,
die
heraus
auf
der
Haupteingangsvorhalle darstellten. Einen Schalter
dort um drehend, er bellte heraus: "D-Block ! "
Nach
einigen
Sek unden
k nisterte
der
Konsolelautsprecher und eine Stim m e zurück k am :
"D-Block . Spezialist Lindale."
"Sergeant Morgan ist da, Lindale. Bei Ihnen
findet ein Bett für einen neuen Schutzhäftling
statt?"
"Bestätigend, Sergeant."
"Gut. Sergeant Bergson wird nach einigen
Minuten Ihnen einen holen."
"W ir werden bereit sein, Sergeant."
Morgan drehte zu Alf und sagte: "O.K., da
haben Sie's. Ich werde Nash von B-Block und, oh,
Higgins von A-Block nehm en, und wir werden
Cortez einen k leinen Besuch im Speisesaal
abstatten. Gott, hoff' ich, dass er uns m it einem
Messer droht! "
"Ja," plötzlich erinnerte sich Alf, "halte
Ausschau nach einem Schaft in seinem Stiefel
auch. Den brauchen wir als Beweis an der
Raubverhandlung."
"Gut, hoff' ich, dass er ihn zieht. Dann
zerstossen wir ihn zurück in die Kindersprache und
das wird seinen Schwanz in den Unterhose 'ne
W eile einschränk en."
"Na, gutes Glück ," Alf bat an.
"Um Glück geht's überhaupt nicht," Morgan
sagte. Einen anderen Schalter auf der Konsole
betätigend, er bellte: "C-Block ! "
Alf drehte sich um und ging nach der Tür,
um sich in den Adm in Flur zurück zulassen.
"C-Block . Gefreiter Jones."
"Sergeant Morgan da, Jones. Bei Ihnen steht
eine freie Zelle nahe bei Beem s, nicht wahr?"
Die Tür k lick te ein; Alf schlenderte m it
einem unverblüm ten Grinsen den Gang hinunter.
Die zum Kom m andantsbüro führende Flurtür
vorbeigehend, sah er LTC Grantham hinter seinem
Schreibtisch am Telefon und die Rück seite einer
Felduniform plattierten Figur im Interviewstuhl nahe
bei dem Schreibtisch sitzend. Zwar schwierig sich
auf einen Blick von der Rück ansicht zu erk lären,
da Gefangene und W ächter beide Felduniform en
trugen, Alf spürte, dass ein Insasse war es.
"Sergeant Bergson! " eine stäm m ige Stim m e
- scheinbar durch Lautsprecher in der Deck e
geleitet - dröhnte zwei Sek unden später durch den
Flur. Oberst Grantham schrie nicht, nur gerade
seine
norm alerweise
robuste
Befehlsstim m e
verwendete.
Alf
drehte
sich
brüsk
ins
Korrek turbüro
um ,
an
der
Innentür
zum
Kom m andantsbüro haltend und hinein blick end.
"Mein Herr?"
Grantham hielt den Telefonem pfänger nahe
bei seiner Back e, eine sehr grosse Hand das
Mik rophonende um fassend, und schoss Alf einen
fragenden Blick . "Können Sie eine Minute warten
und m ir einige Sek unden danach geben?" der
Oberst fragte. Der am Stuhl Befragter war in der
Tat Gefangener: Alf stellte dar, dass Grantham
irgendwohin
im
Kom m andoinstanzenweg
des
Mannes über irgendeinen Prozessendetail seines
Haftstatuses anrufte.
"Jawohl, m ein Herr," Alf reagierte, k räftig
seinen Kopf nick end. Er drehte sich weg von der
Tür des Obersts und auf einen Blick das
Korrek turbüro verinnerlichte. Schreibtisch Major
Legrands in der Inneneck e, m itte des Raum es am
45-Grad-W ink el gegenüberstellend, sass nicht
charak teristisch Schreibarbeitfrei, während der
stellvertretende
Kom m andant
irgendein
Brigadegeschäft
in
Kaiserslautern
anfasste.
Sergeant Major Ocasio, Provost der Anlage - ein
schlank er, drahtiger Puertoricaner, die Monate zu
den 30. Jahrruhestandplänen auf den Fingern
zählend - sass über einem Stapel Ak ten auf
seinem Schreibtisch gebuck elt, m it seinem Rück en
zu den Fenstern auf dem Sportplatz. Ein oberes
Fach des Ak tenschrank s, nahe bei der W and, hing
prek är nah seinem Kopf auf.
Ein nervösaussehender Huey Hubschrauber
hinter ihm - seine Heck rotoren der NordSudm ittellinie entlang hin- und herschwingend niedrig über einer anderen Abteilung der Kaserne
schwebte, ungefähr 3000 Meter weg.
Spez4 Lark ins Station sass in der anderen
Eck e nahe bei den Fenstern, parallel zum
Schreibtisch des Sergeant-Majors. Sein Stuhl
stellte einen Schreibm aschinesstandplatz gegen
die W and gegenüber, aber jetzt den oberen Torso
des Spezialistes über dem Schreibtisch verdrehte,
da er auf einem Unterarm sich lehnte und eifrig
dem Fortschritt des rechten Indexfingers des
Unterleutnants
Pogues
über
irgendeinem
Dok um ent auf dem Schreibtisch folgte. Der Rhode
Islander, Artem us Pogue - m it seinen Brillen m it
Metallrahm en, Kindergesicht und unaufhörlich
verblüfften Verhalten - nom inal beherrschte die
Stock adeunterlagensabteilung; aber jeder k annte
einen schwarzen Erm ächtigungsoffizier 15 Jahre
sein Älterer die Einheit wirk lich führte und alle
Entscheidungen traf.
Pogue
stellte
zentral
in
einem
der
schludrigsten jüngsten Ereignisse des Stock ades
dar. Fort vom Pfosten auf irgendeinem finanziellen
Geschäft zugewiesen, der Leutnant trug einen
Nebenarm , um das beteiligte Verm ögen und die
Dok um ente zu schützen. Auf seiner Rück k ehr zum
Stock ade - protok ollgem äss - der Torwächter an
der
Sicherheitsschleuse
k ontrollierte
den
Ak tenk offer und Nebenarm des Offiziers, bevor er
ihn
zu
der
Anlage
zuliess.
In
die
Hauptaufnahm evorhalle gesum m t, Pogue übergab auch protok ollgem ässig - seine W affe dem
Hauptk ontrollraum angestellter, bevor er hinein sich
einschrieb. Der Angestellter zog die Führung auf
der 45-Kaliberpistole zurück , überprüfte einem
leeren Zündungraum , liess die Führung zur
Ausgangsposition zurück , und - alle angeblich
protok ollgem ässig
ruhig
feuerte
eine
Gewehrk ugel in den Abfalleim er und Boden an
seinen Füssen ab.
Keine der drei, selbstverständlich, hatten
sich bem üht, um die Leerheit des Gewehrm agazins
zu versichern; das sollte einer der ersten
Prozessschritte für jede gewesen sein. Indem er
die
Führung
freigab,
lud
die
Kontrollraum angestellter eine Kugel aus dem
vollen Magazin: seine Sichtk ontrolle des leeren
Zündungraum es, als die Führung geöffnet war,
geschick t um stossend. Zwar nicht der feinste
historische Mom ent der Militärische Polizei-Korps.
Schlim m er noch, der nachlässigen Parteien
folgende adm inistrative Bestrafungen - durch die
W ächtereinheit, nicht das Stock adek om m ando,
übergeben - nur weiter trübte das Korps. Der
eingeschüchterte
Torwächter
an
der
Sicherheitsschleuse verlor einen Dienstgrad und
zahlte eine steife Geldstrafe aus seinem Gehalt für
drei
Monate
heraus;
der
straffällige
Kontrollraum angestellter verlor einen Dienstgrad
und zahlte eine noch steifere Geldstrafe jeden
Monat, für die folgenden sechs. Leutnant Pogue der Mann ursprünglich verantwortlich für die W affe
und auf weit höherer Rangstelle, als die niedrigen
Gefreiten an den Kontrollschaltern - liess einen
ernsten
Verweisbrief
in
seiner
dauerhaften
Aufzeichnung legen: für sechs Monate, welche
Periode nachdem der für im m er verschwand.
Der
Spezialist
Leutnant, seine
Lark in beendet,
Erk lärungen
schlich aus
zum
dem
Korrek turbüro in den Hauptadm influr heraus, seine
Augen fest gehalten auf was er anscheinend für
ungewöhnlich gefährlicher Halt auf dem Fussboden
voran hielte. Fast sofort erschien der Gefangene in
Kom m andantsbüro auch: hinter Alf bürstend, wie er
auch in den Flur herausstieg und zu der Pflicht
zurück ging. Direk t hinter ihm verwirk lichten LTC
Grantham im Büroeingang, leicht seinen Kopf
beugend, um nicht auf dem Türsturz zu berühren;
er war ein grosser Mann in fast jedem Sinne des
W ortes.
In Alfs Gefühl, dass er ein bezaubertes
Leben führt, Robert Grantham stellte vorstehend
dar.
Ein
Mitiowaner
von
einer
k leinen
Bauerngem einde
nahe
der
Minnesotagrenze
stam m end,
Grantham
graduierte
von
der
Landesuniversität, bevor er die Arm ee während der
m ittleren fünfzigen Jahren eintrat. Auf dem
Militärischen Polizei-Korps nach einigen Jahren als
Infanterist transferiert, erwarb er Magister in der
Krim onologie und ging von Erfolg zum Erfolg als
Polizeiverwalter.
Als Alf im Long Binh Stock ade als roher,
frisch ausgebildeter Rek rut ank am , Aufbau der
neuer
Anlage
Beendigung
näherte,
aber
Insassestörungen und rassische Disharm onie unter
den
CONEX
Kästen
fortfuhren.
Angriffe,
geheim nisvolle Feuer, häufige k leine Aufstände
und Dem onstrationen quälten das Lager; k aum
eine W oche für viele Monate fuhr, ohne die
zusam m engebauten
W ächterzüge
angefordert
werden zu sein, um in vollen Schutzausrüstung
anzuk leiden und etwas Ordnungsanschein zu einer
oder
anderer
Abteilung
des
Lagers
Krafterscheinung wieder herzustellen.
durch
Endlose
Prozessionen
zwölfstundiger
Schichten,
unnachgiebige
Anim ositäten,
Rassenspannung und ständiges Zurück greifen zur
notwendigen Kraft bedrohten, um Alf nur noch
einen herzlosen, zynischen Schrauber zu m achen;
dann k am Bob Grantham an und nahm das
Kom m ando an. Fast vom ersten Tag, als er die
Gefangenen verblüffte und die W ächter alarm ierte,
indem er unbewaffnet und fast allein - m it nur dem
zitternden Geistlichen an seiner Seite - ins
dichteste Gewühl eines verärgerten W ohnsitzes
watete, durch nur blosse Kraft der Vernunft
Ordnung wieder herstellend: der Flutwechsel am
Long Binh Stock ade sich ereignete. Monat für
Monat und W oche für W oche, die Ausdehnung der
Gewalttätigk eit
und
des
Auflehnens
fiel
stufenweise zur Geringfügigk eit ab.
Erfolg Grantham s lag im nicht eingängigen aufrichtig zenbuddhistischen - Gebrauch seiner
natürlichen Stärk en. Seine achtunggebietende
Körpergrosse von fast 2 Metern, hypnotisch
befehlende Stim m e, durchbohrende blaue Augen
und
patrizische
Eigenschaften
blieben
fast
ausschliesslich auf Hintergrund; er nie brauste
oder Gehorsam und Respek t verlangte, da viele
würden.
Er
bildete
sich
eine
lebendige
Anwesenheit sowohl unter den W ächtern als auch
den Gefangenen: im m er bereit, zur Beanstandung
oder zur Meinung irgendeines Mannes bescheiden
anzuhören
wirk lich
anzuhören;
und
als
Kom m andoentscheidungen schliesslich k langen,
k annte jeder den leistungsfähigsten Kom prom iss,
die angem essenste Lösung, den m enschlichsten
und anständigsten Kurs festgestellt worden war.
W eit von Verweichlichen oder Kotauen zu
den Gefangenen, er regte häufig langschlafende
Sinne der Selbstachtung und der W ürde im Innern
an, aufstrebende Selbstdisziplin funk end. Sein
Effek t auf die W ächterk raft war ähnlich. Als Alf
(aus Asien heraus transferiert, wiederverpflichtet,
auf Europa um gelagert und als Hilfsbefehlshaber
eines W ächterzugs eingezogen) erst hörte, dass
Bob Grantham sich auch um lagert - in den Job des
Kom m andeurs am Mannheim - er wusste, dass sein
Leben wirk lich bezaubert worden war.
Den
Eingang
erfolgreich
überwindend,
Grantham lehnte sich bequem an dem Türrahm en
zurück , wie eine grosse Katze, die auf den W änden
der Höhle sich m assiert. Sogar bei 188 cm und 84
k g, Alf fühlte sich m anchm al wie ein Zwerg in
seiner Anwesenheit. "W as halten Sie von Steve
Lynch am C-Block ?" der Oberst fragte.
"Er ist fähig, um in Linie anzutreten," Alf
reagierte. "Und ich glaube, dass er wirk lich nur
verteidigte sich selbst gegen Murcheson in diesem
Geschäft im Speisesaal." Murcheson wurde seine
eigene Grossm utter für das letzte Tortestück
erstechen, Alf aufrichtig glaubte: aber sagte nicht.
"Ich erwäge die Möglichk eit, ihn nach dem
W ochenende zurück in den A-Block zu befehlen."
"Mir k lingt's wie eine gute Idee," nick te Alf.
"Er scheinbar sich m eistens die rechte Art
Denk ens dort im Kasten geübt hat."
SFC Mason plötzlich erschien im Eingang
hinter Alf; beide Redner drehten ihre Köpfe, an ihm
erwartungsvoll
zu
blick en.
Der
W ächterk om m andant
genauso
erwartungsvoll
schaute von einem zum anderen, dann zum Oberst
sprach: "Sergeant Bergson schon Ihnen erk lärt was
weitergeht, m ein Herr?"
"Ich glaube so nicht, nein," Oberst Grantham
reagierte, m it gehobenen Augenbrauen sein
Gesicht zurück zu Alf drehend.
"W ir
besprachen
eben
etwas
verschiedenes," Alf deutete Mason aus. "Ich habe
über Niem eyer oder Cortez schon nichts gesagt."
"W orüber Cortez?" Grantham warf ein; er
hatte anscheinend auch schon ein Auge auf
diesem .
"Scheint's, dass er angriff und vergewaltigte
Niem eyer gestern Abend in den oberen Fluren, auf
Rück k ehr von seinem Job im Speisesaal,"
erläuterte Mason.
"Niem eyer's berichtete m ir vor einigen
Minuten," Alf gab zu. "Er hat alle die richtigen
Prellungen und's gab 'was Indizienbeweis am
Tatort, das ich beachtete heute früher, bevor er
hervortrat."
"Beweis?" Oberst Grantham fragte, ein
schiefes Gesicht ziehend. "Ich habe Angst zu
bitten."
Mason und Alf schnaupten zusam m en, als
wenn auf Stichwort. "Es gab einen deplaziert
wordenen Moppwanne genau wo Niem eyer sagte,
dass der Raub auftrat," lächelte Alf. "Das alles ist,
was beachtete sowieso heute m orgen; ich erk annte
nicht, dass es noch etwas das Suchen wert
gegeben haben k onnte."
Mason
und
Grantham
beide
langsam
rüttelten ihre Köpfe nach diesem Geständnis, ihre
Lippen
gegen
weiteren
Kom m entar
fest
geschlossen. "Es sollte im Augenblick zwei Männer
am ZK auf m ich erwartend sein," Mason erk lärte
Grantham nach einem Tak t. "Ich stellte dar, um
Cortez aus der Küche heraus gerade nach C-Block
zu nehm en, bevor die Schichtänderung."
"Keine Zeit wie die Gegenwart," stim m te
Grantham zu. "Ich m öge grade verfolgen und
beobachten, wie die Sache sich entwick elt." Sein
Gesicht
nach
Alf
drehend,
er
fortdauerte:
"Begleiten Sie auch?"
"Eigentlich, m ein Herr," Alf reagierte, "ich
habe Niem eyer auf Pfosten 13 stehen und soll
verm utlich voran laufen, um ihn in Schutzhaft auf
D-Block zu bepflanzen."
"O.K.," nick te Grantham , "gehen Sie voran
und wir geben Ihnen ein Paar Minuten, um durch
das ZK m it ihm auszuräum en."
Niem eyer und der W ächter am Pfosten 13 den Gang in der Erwartung anscheinend bereits
aufpassend - beide m usterten Alf neugierig, da er
vom Büro auftauchte. Alf näherte sich m it
trügerischer Musse, Fragm ente vom öffnenden
Allegro Mozarts des G-Moll Klavier-Quartetts
pfeifend. Dasselbe war sein dauernder, tröstender
Geistesbegleiter
während
langen,
Vollfeldausrüstung-Eilschrittform ationen gewesen,
während der Grundausbildung.
"Dank für das Babysitten, Stepanovich,"
sagte Alf zum W ächter, da er dem Pfosten sich
näherte.
"Jederzeit, Sarge," der W ächter antwortete.
"O.K., Herr Niem eyer," sagte Alf, ohne einen
Schritt zu verm issen, "lasst uns gehen." Der
Gefangene m usste im Schnellschritt springen, um
aufzuholen. Sie gingen ein Mom ent später wieder
einer hinter dem anderen, da sie den Kalfaktor in
seinen Sock en gewachste Linoleum fussboden
m ethodisch zur unwahrscheinlichen Helligk eit
polierend vorbeigingen.
§§§
Alf
stellte
dar,
Niem eyer
zuerst
verwirk lichte, dass etwas nicht richtig war, als der
Sozialarbeiter den Gefangenen gerade innerhalb
des Hauptblock gatters seine Fersen abk ühlen
lassend im B-Block s Büro verschwand und dort m it
dem W ächter ausführlich sprach. Als alle drei
zusam m en
m eistens
leere
nachm ittags
W ohnsitzk äfige
und
dunk le
Dienstk orridore
zwischen Reihen offener Toiletten und Duschen
vorüberziehend den langen Flur zur Bucht B-4
hinunter gingen, Zweifel noch nicht m öglich
gewesen
sein
würde.
Kein
ständiger
Adm inm itarbeiter würde ein Gefangener vollständig
zurück zu seiner Koje begleiten; das war der Job
der W ächter.
"O.K., Herr Niem eyer," sagte Alf ruhig,
sobald der vergitterte Buchttür öffnende Schlüssel
sich drehte, "erhalte Ihren ganzen Kram und hole
die Truhe m it."
"Sie nehm en m ich zum Loch," verk ündete
Niem eyer. Es war k eine Frage.
"Zu Ihrer eigenen Sicherheit," Alf erk lärte.
"Sie sagten, dass ich nichts Unrechtes getan
hatte," plädierte Niem eyer.
"Sie nicht haben," Alf fest sagte. "Sie
steigen in die Schutzhaft ein; es ist k eine
Bestrafung."
"Ich m öchte nicht dort hinten gehen."
"Ich tadele Sie nicht," Alf stellte sachlich
fest. "Aber wir haben k eine W ahl. Die Regelungen
sind darüber k lar." Drei Monate früher, Alf nie m it
einem
Gefangenen
über
eine
Bewachungsgradänderung auf einer offenen Bucht
so gefolgert haben würde k eineswegs. Er selbst
hinter
spürte
den
m it
Unannehm lichk eit
beunruhigten W ächter und erk annte, wie der
fühlte.
"Jetzt k rieg' ich nicht m ein GED," Niem eyer
sich beschwerte. W ieder war es k eine Frage.
"Sie k riegen Ihr GED, k eine Bange. Und Sie
werden nicht bestraft worden, ich versichere Ihnen.
Aber Sie werden, wenn Sie nicht im Augenblick auf
dieser Truhe k nack end erhalte."
"Also, gut," sagte der Junge, seine Schultern
sink end. "Meine Sachen sind gewiss schon drinnen
dort." Er zog den Deck el auf und einige Male
hinein herum stiess, nur um sicher zu sein. Dann
zog er sie hoch auf seinem Rück en auf und den
langen Marsch zur Abtrennung anfing.
Als sie halbwegs zurück die Flur entlang
erreicht hatten, eine Stim m e von einer den weiten
Buchten
zweifellos
ein
Gefangener
m it
irgendeiner Art m edizinisches Profil zum Quartier
eingeschränk t - ausrief: "Bis später, hübscher!
W irst uns sehr fehlen! "
§§§
Alf k önnte es nicht übers Herz bringen, um
Niem eyers
k örperliche
Durchsuchung
und
Dem ütigung durch D-Block s W ächter aufzupassen,
also im Vorzim m er dort er sich verabschiedete
nach k urzen Erk lärungen den Mitarbeitern und
einer Versprechung, dass der Junge ihn wieder
jeden Tag ab sofort sehen würde und dass Sachen
für ihn ausarbeiten würden. Zurück im Büro, häufte
die tägliche Arbeitsbelastung voran und sogar noch
Zeit veflog, als der im m er neugierige Ferguson
über jedem Gebrauchtdetail von Alfs Nachm ittag
wiederk äute. Durch Essenszeit, m it dem vierten
W ächterzug bereits zwei Stunden in seine Schicht
hindurch und Ferguson zu seiner Frau und Kinder
ausser
Kaserne
für
das
W ochenende
zurück zuk ehren eifrig werdend, Alf hatte noch
nicht den versprochenen Disziplinarischen Report
geschrieben. Er nahm einen Eck tisch, weg von der
gegenwärtigen W ächterschicht im Speisesaal und
zwischen Bissen Sätze verk ratzte.
Nachdem er die ausgefüllte Form an den
neulich diensthabenden W ächterk om m andanten
geliefert
hatte
und
dennoch
wieder
jedes
hervorspringend unzüchtiges Detail der Niem eyerCortez
Angelegenheit
vorzutragen
überredet
worden sein würde, stellte er seine Schritte in
Richtung zur Hochsicherheit ein. Jeder Knoten im
W eg führte hinter dennoch einem anderen
ungläubigen
diensthabenden
W ächterbitten:
"Kennen Sie nicht, dass es schon Freitagnacht ist,
Sarge?"
"Überhaupt nicht! " er reagierte, in C-Block s
Vorzim m er. "Ich m öchte nur grade auf'm Paar
Einzelheiten dort hinten überprüfen, und dann
aus'm W eg schaffe."
"He, schlage bewusstlos selbst, Sarge. Ich
geh' zur Mom ent sonst anders nirgendwohin."
Anstatt direk t gehen, k reiste er durch den
Ostflügel herum wieder ein: bei Cortez zuerst über
Leroy Beem s zu k om m en. Am Ende des Flügels
entdeck te er Lynch, der gegen seine Zelletürstäbe
lehnte, eine Zigarette rauchend.
"Kennen
Sie
nicht,
dass
es
schon
Freitagnacht ist, Sarge?" der Gefangene lächelte.
"Überhaupt nicht! " Alf lachte. "Ich brauche
nur einige Kleinigk eiten hier hinten k lären, und
dann werde verschwunden."
"Na, 'ch war im Begriff, Ihnen Montag zu
dank en, aber verm ute, dass ich's ebensogut im
Augenblick tun k ann."
"Mir dank en?"
"Ja. W eiss nicht, was Sie zu Beem s heute
m orgen taten, aber der piepte den ganzen Tag
wieder nicht einm al, nachdem Sie durchk am en."
Alf lachte über das gut aus. "O.K.," gluck ste
danach, "ich nehm e Ansehen für den, aber sicher
bin, dass es bloss reiner Zufall wurde. Er wurde
durchaus ganz erschöpft worden, bis ich an ihn
gelangte. Verm utlich er wartet nur jetzt, dass ich
im Augenblick auf ihn überprüfe, bevor er wieder
zu schreien anfängt."
"Ja, nun, das und der Oberst sprach m it m ir
durchaus'ne W eile heute nachm ittag nach dem
Ablesen Ihrer Anm erk ung über m ich auf dem 509.
Er sagte, er denk t, dass ich am Montag verm utlich
zurück zu den Buchten gehe, wenn ich m eine Nase
dort draussen Sauber halten k ann."
"Oh, gut, hervorragend," Alf sagte. Er
wunderte sich untätig, ob das vor - oder nach dem Gespräch über Lynch im Korrek turbüro wurde.
"W ie der Teufel bin ich grade froh, dass
irgendjem and jene Sachen wirk lich liest."
"Er liest sie jeden Tag, Sarge."
"Ich glaube, dass
bilden
k önnen.
Lasse
Sie dort draussen es
die
schlaubergischen
Arschlöcher ihre Öffnungen laufen, und nichts zum
Herzen nehm e. Nur weil irgendein anderer Kerl
prüfen m uss, wie dum m er ist, ist k ein Grund, um
Sie hier wieder zurück beendet werden zu
m üssen."
"Ich schon verstehe, glaube m ir."
"Na, hoff' ich, dass Sie alle'n ruhiges
W ochenende haben und ich sehe Sie verm utlich
Montag."
"Dank , Sarge. Ich sehe Sie dann."
Sogar Gestank Beem s schien seit dem
Morgen
ein
wenig
zerstreut.
Das
Selbstm ordwachelogbuch
zeigte
einer
unveränderlichen Monotonie der Eintragungen alle
15 Minuten, allen Nachm ittag: "Schlafen. Schlafen.
Schlafen. Schnarchen. Schlafen...." In die Zelle
blick end, Alf beachtete stille, regelm ässige Atm ung
und
lächelte
k urz
am
staubigen,
nack ten,
schwarzen
Gesäss:
in
der
Luft
hinauf
hinaufsteigend, gerade wie eines Babys...
"Gegrüsst sei der erobernde Held! " eine
grim m ige,
sark astische
Stim m e
von
der
benachbarten Zelle zischte.
"Herr Cortez," Alf sagte ruhig, "guten
Abend." Er unternahm die wenigen notwendigen
Schritte, um sich im Gesicht des Schurk es direk t
zu errichten und starrte ihn abk ühlend im Auge an.
Hätte
es
die
schwarzgerahm te,
Berufsbildunglehrerartige Brille auf seinem öligen
Gesicht
nicht
gegeben,
des
dunk elhäutigen
Mannes stark es, pock ennarbiges Aussehen würde
ähneln
nichts,
m ehr
als
zeitgenössischer
Beschreibungen von... Ludwig van Beethoven.
Ek elhaft.
"Zurück gek om m en, um an Ihrem Sieg sich
zu weiden, also?" Intensiver Hass glühte in den
dunk len Augen des Mannes.
"Ihre
erlittene
Niederlage
nicht
notwendigerweise bedeutet m einen gewonnenen
Sieg, Cortez."
"Ja, ja, ja. Höre zu, was ist dieser Geruch,
jedenfalls? Riecht nach etwas gestorbenes hier
drinnen."
Fast fünf Stunden auf C-Block und Cortez
im m er noch nicht die geringste Ahnung von Leroy
Beem s hatte: wirk lich nicht so m erk würdig, da
W ächter
anstehende
adm inistrative
Verhandlungen m it unbeabsichtigten Anm erk ungen
nicht benachteiligen wünschend - zeigten frischen
disziplinären Hochsicherheiteinlassenden häufig
die k alte Schulter. Ausserdem bildete das eine
geschick te
Art
von
einem
um gek ehrten
W illk om m en selbst ernannten Bösewichtern, die
erlernen m ussten, dass ablehnende Grundhaltung
in einer hilflosen Einm annzelle nirgendwohin führt.
"Oh, das ist nur Ihrer unm ittelbare Nachbar,"
Alf enthüllte. "Ich hoffe, dass Sie ihm freundlich
behandeln werden; er ist ein sehr k rank er
Mensch."
"Krank er? W as bedeuten Sie, k rank er?"
"Krank er im Kopf, Herr Cortez. Paranoid.
W ahnhaft. Schizophren. Er sollte ein Denk zettel
Ihnen sein, über was geschehen k ann Leute, die
Feindseligk eiten
pflegen
und
Rache
über
im aginären Feinde auftragen."
"W eg
m it
dem
psycho
Kauderwelsch,
Bergson. W eiss ich, was alles bedeutet."
"W irk lich?"
"Es geht um den hübschen Schwulbub hoto.
Sie wissen, dass ich ihn nie raubte. Er wünschte's.
Er bat um 's. Sie sind nur abgünstig, weil er mich
wünschte und Sie ihn nicht haben k önnen."
"Sie verletzen
glaube m ir."
nur
sich
selbst,
Cortez,
"Lasse zu, dass Sie ihn wünschen."
"Schaue, selbst wenn das wahr wäre, das
nicht der Punk t sein würde. Selbst wenn das wahr
wäre, würd' ich ihn nicht herum schlagen und eine
Schneide zu seiner Kehle halten, um m eine
Neigung
zu
zeigen."
Möglicherweise
eine
Halbsek unde des Durcheinanders - nicht zu sagen,
Schande - blitzte über den Augen des Gefangenen,
bevor sie sich wieder verhärteten. "Höre auf, für
den Rest Ihres Lebens im m er sich selbst im Fuss
zu schiessen," Alf beendete.
"Alle Sie glatte Anglo hoto Schwuler k otzen
m ich an."
"Stelle die W ahrheit gegenüber, Cortez. Sie
beherrschen Ihr eigenes Leben noch nicht m ehr.
Möglicherweise beherrschten Sie's auch vorher
nie, ich weiss nicht. Sie werden alle die Hilfe, die
Sie erhalten k önnen, von hier an benötigen."
"Niem and hilft m ir. Ich helfe m ir selbst.
Niem and k riecht in m einen Kopf und Sachen
um setzt auch nicht."
"So sei's," Alf sagte. "Ich sehe Sie Montag
an Ihrer Verhandlung." Er drehte sich und
zweck m ässig hinunter den Flur gegen den
Ausgang schritt: in Richtung zu Bäum e, Frischluft
und ein W ochenende der absoluten Freiheit.
"Alle schert sich zum Teufel," Cortez schrie
nach
ihm :
"Alle
glatte
Anglo
schwule
Schwanzensauger dürfen Schwanzen in der Hölle
saugen! "
"Jesus in der Hölle! " Leroy Beem s schrie
und einige Sek unden nachher heftig seine
vergitterte Tür in seinem Läufer ratterte. "Jesus
herrscht in der Hölle! Eeeeeeiiiiii! "
Ein festes, k leines Lächeln tanzte über Alfs
andernfalls gänzlich gereizte Eigenschaften: ein
bezaubertes Leben, in der Tat - und ein feines.
Echos von Beem s wildem Ruf verwarfen sich und
verfielen in den Labyrinthen des schm alen
Flurum gebens. Die Um erziehung von Herm an
Cortez hatte angefangen.
iii
Der
Regen
zog
vorüber
und
nur
windgepeitschte, frische, sternk lare Nacht grüsste
Alf, als er aus die Stock adeböden ausstieg. Nach
einer schnellen Dusche an der Kaserne, er zog
was in seiner Garderobe galt als Zivilk lam otten an:
k hak ifarbige
Hosen
von
der
Som m erausgehuniform ,
blaues
Zivilfrack hem d,
burgunderroten
Pullover
und
graues
W ollsportsak k o aus einem lok alen Geschäft.
Abgetragene
Standardstiefel
von
seinen
Grundausbildungstagen - die nicht spuck putzend
wie
die
am
alltäglichen
Dienst
getragene
Springerstiefel, doch im m er noch in hohem Grade
poliert wurden - seine Füsse schützten.
Auf dem Ausweg überschritt Alf des dritten
W ächterzuges Kaserneabteilung und hörte etwas
Aufruhr herausgeben aus dem Zim m er, welches
George Morrell m it einzelnen anderen teilte. Obladi
obladate und das Leben fortfuhr und eine Bö des
gedäm pften Lachens durch die geschlossene Tür
entging, also stoppte er und k lopfte an. Tim
Higgins
spaltweise
die
Tür
öffnete
und
m isstrauisch herausblick te.
"Sergeant Bergson," er sagte schliesslich,
"gute Zeitsteuerung! Hol den Arsch 'rein." Er
reichte einer m assiven Hand hinaus und Alf bei
einem Arm tatsächlich ins Zim m er zog, schnell die
Tür dahinter schliessend und sie verriegelnd. Luis
Martinez und ein anderer langfristiger drittes
Zuges W ächter, Alex Sinclair, noch in den
Felduniform en von der Arbeit, lungerte gegen der
weiten W and an den gegenüberliegenden Enden
von Morrells Koje; Sinclair - ein schlank er blonder
vom Hinterland Neu-York s irgendwoher - hielt eine
halbleere Flasche Jim Beams beim Hals auf
seinem Schenk el. Morrell, nichts ausser T-Shirt,
Herrenhem dhosen und die Hundem ark e tragend,
sass zwischen ihnen m it der des Beatles W eisseAlbum-abdeck ung auf den Knien: eben jetzt das
durchdachte Ritual des Zerbröck elns m it Opium
durchsetztes schwarzes Haschisch in einen Stapel
des Zigarettetabak s vollendend und das Ganze in
eine alte Pfeife des Doktor Grabows ladend.
"Grade rechtzeitig, die Honneurs zu m achen,
Sarge," lächelte Morrell, das abschliessende
Produk t m it dem Rohrstam m gerade auf Alf
zeigend ausdehnend anbietend.
"Besser zuerst von dieser Flasche abziehen,
um den Mut zu fassen," Alf widersprach.
"Also," Sinclair sprach gedehnt, den W hisk y
Alf
herüberreichend,
"du
m öchtest
zuerst
bewusstlos werden, bevor du niederfällst."
"Genau," reagierte Alf, "weniger Chance des
Verletzens so."
Einige
Pfeifrunde
m it
häufigen
Hustenanfällen - um das Quintett herum später
Sinclair und Martinez lungerten sogar irgendwie
bequem er gegen die W and; und Higgins - unten
auf den Fussboden an den Füssen Sinclairs m it
seinem Rück en gegen Garderobeschliessfach
Morrells geplum pst - starrte örtlich festgelegt an,
durch etwas über das W andform teil unter dem Bett
des Texaners fasziniert. W ährend einiger Mom ente
nur die Langspielplatte auf dem Stereo - und das
Klim pern der Hundem ark en Morrells, als seine
Schultern m it der Musik einher sich windeten k önnte gehört werden. Irgendeine Billgenannte
Person, die anscheinend in k leinem , einstöck igem
Haus
irgendwo
wohnte,
m achte
fleissige
Befragungen über seine Jagdpraxis durch.
"Also setzten sie Cortez in die Zelle nahe
bei Beem s ein," risk ierte Morrell.
"So haben sie," erinnerte sich Alf, "und er
schien gar nicht allzu glück lich über's."
"Ich wusste im m er, dass bei diesem Bum ser
etwas verdächtig gab's," setzte Morrell fort: "ich
m eine, m ehr als des üblichen Gefangeners
Verdachtsquotient."
"Ja, der ist fast so versetztäugig wie der
Nixon," folgerte Alf.
"Schon gut," Martinez warf ein, "das völlig
genügt
beim
Beschim pfen
deinen
Oberbefehlshaber hier in dieser elegant m öblierten
Unterk unft, die er persönlich für deinen Kom fort
und deine Sicherheit vorwählte."
"Ich bin traurig, Luis," Alf erwiderte, "du hast
Recht. Ich sollte sagen, dass er fast so
versetztäugig wie der Agnew ist."
"Das viel besser geht," grinste Martinez.
"Also," fing Morrell an, auf und ab Alf
anschauend, seine Lippen gek räuselt, "du bist,
was, rüber zum Club gehen, heute abend?" Er
bedeutete
das
Sportk lub
Blum enau,
ein
Hinterzim m er des Gasthauses ausserhalb des
Hauptzauns der Kaserne, nahe dem Stock ade
gegenüber.
Siegfeiern
der
lok alen
Fussballm annschaften
vom
angrenzenden
Sportfeld aufzufangen entworfen, er lag ungefähr
so tief in der deutschen Kultur, wie viele
Stock adewächter
überhaupt
je
zu besuchen
risk ierten.
"Eigentlich dachte, dass ich in die Stadt
gehen würde, um m ein Glück an der Disk othek zu
versuchen," Alf antwortete. "Möchtest begleiten?"
"Nein, habe noch 'ne weitere Tagschicht zu
ziehen; ich würde heute abend besser hier gleich
herum bleiben und selbst in die Stum pfheit
k neipen. Ich würde jedoch m orgen gehen."
"Ich
werde
vielleicht
m orgen
nach
Heidelberg reisen," sagte Alf, "aber ich schlage
dich definitiv nach, wenn nicht - oder wenn ich
genügend früh heim k ehre."
"O.K."
"Dank für den Rauch dennoch, Mensch. Ich
verdank e dir ein."
"Jederzeit," Morrell sagte. "Oh, hier gehen
die! " Er sprang auf und fing an, m it dem Beatles zu
tanzen und zu singen: etwas über eine Äbtissin
eines Klosters und ihre Feuerwaffe - Alf nicht ganz
sicher sein k önnte, was. Martinez und Sinclair
schlossen das Singen an, als erreichten das Teil
über die W affewärm e, die die Quelle solcher
überweltlichen Freude sei.
§§§
Unter
k larem ,
doch
m ondlosem
Him m el
glühte die Mannheim er Stock ade in rauhen
Um k reisram penlichtinseln wie ein Spiel, das weder
Athleten noch Zuschauer zu beachten sich
erinnerten.
Nach
Überfahrt
verlassene
Bahnschienen nahe der Kaserne und Überwinden
über eine pechschwarzen Senk e, in der die einzige
Zufuhrstrasse
des
Stock ades
einen
selten
benutzten Schiessplatz sich vorbei wand, Alf über
die Blendung bewundernd schlenderte durch den
Anlagepark platz. Der W ächter in Turm -Eins nick te
und ihn zuwink te, aber der Mann im W achstube der
Sicherheitsschleuse zu irgendwelchem Angehen
weltvergessend etwas eifrig lesend schien.
Ebenso
gut,
denn
nahe
der
Sicherheitsschleuse Alf drehte scharf rechts,
k reuzte einen k nappen Grasstreifen und duck te
sich durch ein füglich m enschgerechtes Loch im
Kasernezaun
auf
den
nachbarschaftlichen
deutschen Fussballfeld. Dieser Bruch im Zaun direk t
unter
dem
Anstarren
des
Abfertigungsschalters des Stock adevorgatters Kaserneingenieure reparierte wie Uhrwerk , einm al
alle sechs Monate; gerade wie unverm eidlich er
im m er wieder erschien, gleich am nächsten Tag.
Die
W ahrscheinlichk eit,
dass
deutsche
Stattsangehörigen oder russische Spione k onnten
in
den
Zähnen
des
Gefängnisses
hinein
schleichen,
schien
behaglich
entfernt;
aber
dringendes Bedürfnis des dienstfreien W ächteres,
den
nachbarschaftlichen
W ässernloch
ohne
m eilebreit Um weg durch den Hauptk aserneeingang
zu besuchen, verweigert würde nicht.
Die anregende Nacht; duftendes, feuchtes
Spielfeldgras; und in der Nähe sum m endes Glühen
der
Stock adeum k reisbeleuchtigung:
alle
k om binierten,
um
denk würdiges
etwas
vorzuschlagen. Einen flüchtigen Blick entlang
seinen eigenen grasum randeten Schatten zum
entfernten Feldrand werfend, dann 180° drehend,
um die glänzenden Lichter gegenüberzustellen, er
erinnerte
sich
schliesslich
an
sein
Abschlussk lassespiel gegen Jefferson Oberschule:
genau auf ähnlichem , Regen-getränk tem Rasen
gespielt. Die J-Falken, spät im vierten Viertel
unten bei vier, fuhren stark und hatten Mannschaft
Alfs zurück auf ihren Fersen gesetzt. Früh in einem
Gedränge er wurde auf nassem Gras geglitten,
verpfuschte seinen Auftrag und endlich lief
hoffnungslos, um sich den Mann nahe dem
Nebenerwerb einzuholen, als der Quarterback der
J-Falken von der gegenüberliegenden Seite eine
Bom be ausstiess. Voll heraus laufend, sein Kopf
zurück gedreht, verlor er den Ball in den
Stadium lichtern; in einem schreck lichen Blitz
wusste er, dass der gewinnende Touchdown im
Begriff war - auf seinem eigenen Fehler gezählt zu
werden.
Im folgenden Blitz war der Ball eben dort gerade innerhalb der Reichweite ank om m end; der
Jefferson Spieler unten auf seinem Arsch rutschte,
nachdem er die Zahnräder zu schnell verschoben
hatte,
um
die
untergeworfene
Vorlage
zurück zuk riegen; Alf stiess den Ball hinauf, sich
unter ihn einzustellen gelang, und zu seinen
Zahlen ihn um arm te, als der schliesslich herab
k am . Er lief sogar ungefähr fünfundzwanzig Yards
zurück nach Mittelfeld, bevor zwei Kerle von
entgegengesetzten Richtungen - und hoch und tief
- ihn k lebten und hinab ging er, wie ein Strom m ast
in einem Tornado.
Der Heim zuschauerraum explodierte und die
vollständige Bank fiel über ihn her, da er den Feld
verliess; aber der Trainer nur gerade schaute,
rüttelte seinen Kopf und sagte: "Sie sind etwa der
glücklichste Schweinepriester, den je ich gek annt
hab' überhaupt, Bergson."
Alf stim m te zu. Die war die gleiche Nacht
Cindy W etm ore (im m er das äussere Mädchen auf
der
link en
Seite
in
zweiter
Reihe
der
Cheerleadernpyram ide - deren Haar wie Äpfel
roch) hatte auf dem Park platz heraus ihn nach dem
Spiel gewartet. Sie fuhren zum Coralville See und
sie gab sich ihm unter einigen Bäum en gerade
gegen das W asser; bevor dieser Nacht er blieb
durchaus ohne Anhaltspunk t, dass sie ihn sogar
m ochte.
W as auch im m er Cindy W etm ore geschah,
wunderte sich er. Verm utlich fuhr nach Iowa City
fort, um Beifallsrufe zu führen, er darstellte; dann
lachte als erinnerte, dass die Hawkeyes 12-28-2
ging, während der Jahre, die er dort gewesen sein
würde. Gott sei denn Dank , dass er die Arm ee
verband! er lachte wieder und drehte seinen Blick
ein
letztes
Mal
zu
rauh
beleuchteten
Stock adebetonwände hinter Zaunliniensystem en,
den
vier
Türm e
und
dem
stock dunk elen
Um rissvorschlag einer Baum linie jenseits - auf
Lam pertheim weg.
Er k onnte eben jetzt sein Anfängerjahr im
NFL
spielend
sein:
wenn
er
zur
Schule
fortgefahren hätte; wenn er gut dort gespielt hätte
und nicht verletzt worden wäre; wenn er
aufgehoben durch den Draft worden wäre; wenn
sein Leben wirk lich bezaubert wäre. Aber die
waren die Sterne und Streifen, die dort flogen:
irrtüm liche politische Richtlinien oder k eine,
überhaupt k einer Bergson würde den Rück en auf
dieser Fahne drehen. Keiner Bergson von Iowa
k önnte nur den Fussball gespielt haben, k ennend,
dass andere Männer gerade für ihn in den
Dschungeln von Indochina - oder irgendwoanders bluteten und starben.
Er ging am geselligen Tönen des Sportclub
Nachtlebens vorbei und pflanzte sich an einer
ruhigen Bushaltestelle nahe der Strasseseite des
Gasthauses hin. Zehn Minuten auf einem Bus von
diesem schläfrigen Nordvorort würden ihn zu der
etwas
weniger
schläfrigen
vorstädtischen
Strassenbahnhaltestelle bei Sandhofen nehm en;
zusätzliche fünfzehn Minuten auf einem Zug ihn
auf dem Paradeplatz im Stadtzentrum Mannheim
platzieren würden. Dort k onnten das sum m ende
Gebrum m der Um k reislichter und das widergehallte
Gek lirr der betriebsam en Sicherheitsgatter alle
vergessen werden.
Alf fand sein Gym nasium deutsch - unter dem
anspruchsvollen Ohr einer eingeborenen, k urz
nach dem Krieg m it ihrem neuen GI-Ehem ann
transportierten Rheinländerin erlernt - ziem lich
nützlich in dieser alten württem bergischer Stadt.
Sogar an der Stock ade wurde er regelm ässig
ausgerufen, um das Korrek turbürotelefon von
Spez4 Lark ins der unbrauchbaren Hand für
Übersetzung zu nehm en; er beherrschte beständig
die
Sonderpatrouillen,
die
eben
zuerk annte
Gefangene auf deutsche Gefängnisse brachten; er
diente sogar einm al als Ad-hoc-Fragesteller, als
irgendeiner türk ische Gastarbeiter, der einen Löffel
und eine Kaffeetasse von dem Anlagespeisesaal in
seinem Ranzen zu k lauen versuchte. Die Ironie der
Arm eeanerk ennung für seine Talente k annten
k eine Begrenzungen.
Vater seiner Mutter unterrichtete Kunst am
Coe College in Cedar Rapids; als Jugendliche
k annte sie Grant W ood, Malcom Metcalf, Marvin
Cone und andere Maler der von den dreissigen
Jahren gefeierten Stone City Art Colony. Sie
erm üdete nie von der Erzählung, wie während des
ersten W eltk rieges der eingetragene Cone - sobald
die
Arm ee
seine
bereits
beträchtlichen
Bürstefähigk eiten
entdeck te
auf
Arbeit
Flick werk tarnungen auf Panzer in Frank reich
anzustreichen eingestellt wurde. Alf dachte, dass
er diese Geschichte ein Bisselchen verbessern
k önnte: während der Lageorientierungwoche seiner
Grundausbildung, verbrachte er einen gesam ten
Tag - vier Stunden Hören am Morgen und vier
Stunden Lesen am Nachm ittag - die deutschen
Fähigk eiten zeigend und erwarb den Status
Übersetzer-3. Doch, als Monate später die
abschliessenden Anweisungen für Absolventen
seiner letzten Trainingk om panie vom Pentagon
herunterk am en,
gingen
die
deren
m it
den
Buchstaben
A-M
anfangenden
Nam en
nach
Vietnam und die übrigen ... nach Deutschland. Die
Tour
in
Vietnam
war
nicht
die
Frage,
selbstverständlich; Alf in Kam pf von Anfang an
gesendet werden vorhatte. Aber die anscheinend
Routinevergeudung der Arm ee der Talente, der
Bem ühung und der Intelligenz beunruhigte ihn.
Auf den ersten Blick , Mannheim schien
ziem lich
einförm ig
k onstruiert
völlig
aus
fünfstöck igen Gebäude der fünfzigen Jahre.
Alliierte Bom ber während des Krieges drück ten
system atisch die Stadt flach; der Angriff einer
einzelne Nacht im Septem ber 1943 liess m ehr als
ein Viertel ihrer Einwohner heim atlos. Aber eine
strategische Lage - wiederholt zerstört und
wiederbesetzt
während
des
Dreissigjährigen
Krieges, die erste schriftliche Aufzeichnung deren
Nam en datierte zu 766 A.D. - aushielt.
Ein Hauptcharm e des Orts für Alf floss von
der Mannheim er Schule aus dem 18. Jahrhundert,
ernster Konk urrent m it W ien für Ehre als den
Geburtsort vom Klassizism us in der Musik . Der
Vater und der Sohn, Johann und Karl Stam itz zusam m en m it einem anderen berühm ten Kind des
Ruhm es, C.P.E. Bach - bildete Innovationen in der
Form und in dynam ischer Praxis, die offenbar die
Nachwelt beeinflussten: einschliesslich Beethoven,
den Meister. Alle Mozart, Goethe, Klopstock ,
Lessing, W ieland, Berlioz und W agner besichtigten
Mannheim ; und Schiller fand dort Schutz, nachdem
Behörden in Stuttgart seine Verhaftung suchten,
wegen Die Räuber des Schreibens.
Die
gesam ten
Disk othek Countdown
ersten Stock eines
besetzte den
k om m erziellen
Gebäudes, nicht weit vom Paradeplatz, irgendwo in
dem
wieder
aufgebauten
quadratischen
Kaninchenbau
des
17.
Jahrhunderts
vom
Stadtzentrum Mannheim s. Alf schlängelte sich
durch eine plappernde Masse der jungen Leute auf
dem Bürgersteig draussen, m ehrm als auf dem
Treppenhaus hinauf spinnend, um die ähnlich
spinnende herabk om m ende Jugend zu verm eiden,
und schliesslich auf dem Rand des Tanzbodens in
wirbelnden Lichter halbierten Tabak rauchwolk en
über den ruck artig bewegenden Köpfen der Masse
stand.
Des
gegenwärtigen
Stück es
unveränderlicher
Trom m elschlag
und
unvollständige Lyrik en waren nicht, ausschliesslich
zu sprechen, von der Mannheim er Schule; aber die
Kinder von Mannheim zufrieden schienen.
Alf überblick te die rechteck ige Bar, die fast
die volle Länge der rück seitigen W and des
Betriebs sich erstreck te und entdeck te nur einen
einzelnen unbesetzten Sitz: nah an dem hinteren
Eck nächsten, m it einer Ansicht des Tanzbodens
durch den Barschacht und die gegenüber sitzenden
Gönner. Er glitschte auf den hohen Stuhl und
bestellte
Bourbon
über
Eiswürfeln,
seinen
Alk oholverbrauch für die Nacht auf der gleichen
Spurweite haltend. Nicht lange danach fand ein
Fall
statt,
den
Alf
von
Mom ent
seines
Besitznehm ens
des
Platzes
ab
m it
böser
Vorahnung absah: das benebeltes, von m ittlerem
Alter ausschauendes, übergewichtiges W esen im
Sitz nach link s sein die "Ruhe" zwischen ihnen
brach.
"You are an American soldier," der Mann
sagte in passierbarem , obwohl leicht ak zentuiertem
Englisch.
"Ja, das ist wahr," Alf antwortete auf seinem
vorsichtigsten Deutsch und sich drehend, um
hintergeglättetes, verdünnendes, blondes Haar und
Adlernase seines Ank lägers zu k onfrontieren. "Ein
Feldjäger, um genauer zu sein." Er verwendete die
verhältnism ässig
verworrene
m ilitärische
Bezeichnung, Feldjäger, an der Gefahr von
Pedanterie - aber m it elek trischem Effek t auf
seinem Zuhörer.
"Sind
Sie,
wirk lich?"
der
plötzlich
aufgerichteter
sitzende
und
braune,
schachbrettartige Sportjack e gegen reichlichen
Bauch unwirk sam geraderichtende Mann schoss
auf Deutsch zurück . "Ich war ein Feldjäger selbst,
einm al. Vor Jahren im russischen Krieg." Fast als
träum erisch nachträglicher Einfall, er fuhr fort: "Bei
Chark ov."
Dieses pik ierte Neugier Alfs und - trotz des
nachhaltigen, allgem einen Klam auk , der die
Frem den zwingt, Gesichter fast zu verriegeln und
zu schreien, um gehört zu werden - Gespräch hob
ab. "Chark ov," Alf wunderte sich, "lieber Gott!
Chark ov in '42 oder in '43?"
"Ach," verbreiterten die Augen des Mannes
m it Überraschung, "Sie k ennen Ihre Geschichte zu
wohl. Sind Sie sicher, dass Sie am erik anisch
sind?"
"Ziem lich sicher," grinste Alf und schätzte
das zweischneidige Kom plim ent. "Man braucht k ein
Professor zu sein, um zu k ennen, dass die
russische Front - ganz an sich selbst allein - wurde
überhaupt
das
grösste,
k ostspieligste
und
schreck lichste Kam pagne je irgendeines Krieges."
"Ja, 's ist wahr: Sie k ennen Ihre Geschichte
allzu wohl. Ich war dort, als wir Chark ov in '42
nahm en, und ich war auch dort in '43, als die
Sowjets es von uns zurück nahm en. Ich träum e
im m er noch über diesen verfluchten W inter
m anchm al und wache das Zittern zum Knochen
auf. Manchm al glaub' ich, dass ich dort starb und
nur zu verdam m t k alt wurde, um 's zu begreifen."
Ein plötzlicher Ruhestoss zwischen Liedern
holte Dutzende der um gebenden Gespräche in
rüttelndem Fok us und verfing sich Alf zurück . Er
erinnerte sich an viele gelesene Bücher; er
blätterte, in einem Verständnisauges Augenblick ,
Hunderte erblick ter Ablichtungen durch: Körper
fest gefroren und so viel gestapelt durch Hunderte
wie Klafterholz zeigend; zu den Pfannk uchen in
den
Rüstungsspuren
auf
Schm utzstrassen
zerquetschte Männer; Dutzende auf den Lippen der
eilig
ausgeschaufelten
Massengräber
hintereinander
durchführende
Exek utionsk om m andos; schaltragende, Gram über
leblosen Kindern die Him m el anschreiende Frauen.
Hier war denn ein Mensch, der dort gewesen war.
Ein Feldjäger, wie er selbst.
Der ältere schien Alfs Gedank en lesend zu
sein. "Übrigens," vertraute er an, nachdem ein
neues Lied durch die Lautsprecher zu dröhnen
anfing, "ich war nie ein Nazi, wenn Sie so was
denk en.
Ich
hasste
jene
arroganten
Schweinscheissen. Aber ich war im m er ein
deutscher Patriot und im m er einer sein werde."
"Ich k ann das verstehen," sagte Alf. "Ich
hasste, was m ein Land in Vietnam tat; aber ich
ging dort sowieso und m einer Pflicht genügte."
"Genau," der Mensch ernsthaft nick te. "W ir
sind denn wirk lich Kam eraden. W ir beide k äm pften
die Kom m unisten, um unsere Heim aten zu dienen."
Alf war nicht so sicher, dass er diese Idee
m ochte, aber k önnte k einen passenden oder
bereiten W iderspruch anzubieten erdenk en. Es
würde nicht genau diplom atisch gewesen sein,
grosse Freude an den Russen, welche die Hintern
der Deutschen zurück nach Hause getreten hatten,
zu verk ünden; und er war zweifellos nicht im
Begriff zu sagen, dass er aufrichtig nicht sah, was
über das k om m unistische Ideal so schreck lich war
- in der Theorie, jedenfalls. "W irk lich, das einzige
Käm pfen, dass ich in Vietnam überhaupt tat, war
m it Verbrechern in m einer eigenen Arm ee," er
lachte schliesslich.
Aber sein Gefährte erfuhr k eine gute
Stim m ung in dieser Beobachtung. "Der Feldjäger
im Krieg häufig k ennt nicht, wie viele wirk liche
Feinde er hat," er flach reagierte. Von hier ab
Gespräch
degenerierte
in
eine
Reihe
in
zunehm endem Masse aufschlussreiche Monologe;
Teilnahm e Alfs ging stufenweise in zurück haltende
Kopfnick en und in bedeutungslose Gesichtsgesten
über.
Der Mensch war k ein Nazi, aber m usste
zulassen, dass die Nazin über die Kom m unisten
Recht hatten. Kom m unism us und Sozialism us
waren gem eine, gottlose, seelenlose Perversionen
der Sk laverei, die den m enschlichen Geist töteten.
Die Deutschen, die Sk andinavier, die Engländer
und die Am erik aner waren natürliche historische
Verbündete gegen Kom m unism us. Erst der Krieg
folgerte, dann die Am erik aner gezwungen wurden,
den besiegten Kam pf der Deutschen gegen dieses
gottlose System aufzuheben.
Fast unm erk lich, da die W ortschwalle
fortfuhren,
fing
Kneipgenosse
Alfs
an,
Kom m unisten
m it
Russen
im
allgem einen
gleichzustellen; dann Russen m it Slawen; Slawen
m it Mongolen; Mongolen m it Asiaten; Asiaten m it
allen dunk elen Rassen; und der Kreis k am voll. Er
erwähnte nie Juden, aber Im plik ation, dass Juden
natürlich asiatisch und dunk el waren, wenig m ehr
als eine überschreitene Fussnote gewesen sein
würde,
in
dieser
Masse
des
rassistischen
Gequassels. Gerade als Alf über alle gehört hatte,
die
er
tolerieren
k önnte,
und
bereit
war
Gegenargum ente, anzubieten zu beginnen, der alte
Soldate eine plötzliche W ende fuhr: "Sie sind ein
Junggeselle?"
"Keine Frau
behutsam sagte.
schon,
's
ist
wahr,"
Alf
"Na, Sie sind vernünftig, ansehnlich, und
achtbar," der Mensch verk ündete. Er reichte seine
rechte Hand hinaus und sie auf Alfs link en
Schenk el nahe dem Knie setzte: "Sie sollten
einm al k om m en, m eine Tochter zu treffen. Sie
k onnten sie m ögen."
Alf
k ehrte
zu
dem
zurück haltenden
Gestik ulieren zurück nach dem und das Gespräch
im W esentlichen starb. Um die Bar und den
Tanzboden nach Rettung wiederholt Aufschau
haltend, beachtete er schliesslich, dass jem and,
den er von früheren Besuchen hier k annte, zum
Kopf der Treppe von der Strasse unten k am . "Ach,
gibt es einen Freund von m ir," sagte er hell zum
jetzt verdriesslich ausschauenden, m ittlealten,
fetten Mensch ihm neben. "Es gibt 'was, das ich
erk lären ihm m uss." Er leerte seines Bourbons bis
zur Neige und anfing, um nach die andere Seite
der Bar hinzuwirk en.
Das Gedränge der hereink om m enden oder
hinausgehenden
Leute;
der
die
Toilette
besuchenden oder davon rück k ehrenden; der
Barwärts, um ihre Getränk e wieder aufzufrischen
zuwandernden
oder
vorsichtig,
ohne
die
aufgefrischte
zu
verschütten
Zurück gehen
suchenden;
der
Freunde
oder
Frem de
anpirschenden:
alles
k om binierte
m it
fortwährendem W irbeln der Tänzer, dem Stam pfen,
und
dem
ruck artig
Kopfbewegen
gegen
unaufhörliche Trom m elschläge, um fast jeden
m öglichen erdenk lichen Zweck zu verwirren. Alf
entschuldigte sich durch alle geduldig, bis
schliesslich stand innerhalb der Grüssensdistanz
eines
erstaunlich
schwarzbehaarten,
dunk len
jungen Mannes, der sehr enge und sehr hellblaue
Hose, blaues, geblüm tes Hem d, und Kam el-farbige
Strick jack e gerade so eng anliegend, als seine
Hose, trug. Der Jüngling stand gegenüber der Bar,
gerade dort irgendeine Art der Getränk e vom
Barm ixer bek om m end.
"Behar,"
"Behar! "
Alf
rief
den
Jungesrück en
an,
Behar Kovachi, ein 17-jähriger Zigeuner oder Sinto, da er unerm üdlich zu jeder, den er traf,
beharrte - stellte einen rüttelnden W iderspruch
jedem m öglichen populären Missverständnis über
den Sinti dar. W eit vom Tragen des bunt
ethnischen und idiosynk ratischen Kostüm s, war er
bei weitem der schärfste und am stilvollsten
gek leidete Mann in der ganzen Disk othek . Nie in
einem Pferdewohnwagen lebend, von Platz zum
Platz abwandernd, er wurde in Mannheim geboren
und wohnte sein ganzes Leben im gleichen Haus
dort. Nie einm al sich vorstellend, um sich durch
geringfügige Verbrechen oder Gaunerschwindel zu
stützen, er war bereits - gerade da sein Vater, an
seinem Alter gewesen wurde - ein ausgebildeter
Autom echanik er,
der
zur
Reparatur
fast
irgendeiner Art Fahrzeugs schnellstm öglich, häufig
m it schlau im provisierten W erk zeugen und Teilen
fähig war.
Alf traf ihn hier einige Monate vor und ging
m anchm al
zu
den
ruhigeren
Lagen
für
Nachtm ützen m it Behar und seinen Freunden
weiter, als das Tanzen seinen Reiz verlor. Behar dessen Deutsch sorgfältig genauer als der vieler
ethnischer Deutscher schien - wollte alles über
Am erik a wissen; und Alf ihm gefällig wurde, m it
was auch im m er er dachte, dass er über seine
eigene Heim at sich ausk annte. Seinen Nam e jetzt
in der Disk othek verrück theit gerufen hörend, der
junge Sinto drehte sich um und ein gewinnendes
Lächeln am jungen Am erik aner blitzte. "Alf," er
sagte, "wie geht's?"
"Behar," Alf sagte nochm als, "tu m ir einen
grossen Gefallen: stell dich an, als ob wirk lich froh
bist, m ich anzusehen."
"Hab' ich denn doch nicht das schon getan?"
Behar fragte m it erheiterter Verwirrung.
"Ja," Alf liess zu, "aber drüben dort hinter
dir sitzt ein alter Scheissk opf, der m ich seine
Tochter heiraten wünscht."
Der
Sinto
drehte
m it
studierter
Zwanglosigk eit seinen Kopf um und schnell die
Reihe der Trink er gegenüber verinnerlichte. Dann
k am sein Gesicht in Ansicht Alfs zurück , sein
Ausdruck
entschieden
grim m .
"Du
m einst
denjenigen alten Nazi Schweinhund?"
"Den, ja."
"W ahrscheinlicher wünscht er dich im Haus,
um dich selbst allein zu behalten," Behar k nurrte.
Kein W ink eines W itzes - weder im Ausdruck noch
im Ton der Stim m e - erwich die Beobachtung.
"Sorg dich nicht; wir halten ihn weg von dir."
"Du k ennst ihn, dann?"
"Ich k enne ihn," Behar om inös erk lärte, "und
er k ennt m ich." Dann wendete er sich ziem lich
absichtlich wieder am Gegenstand des Gespräches
starrend an. Der alte Soldat stand jetzt und lehnte
sich auf der Bar m it seiner rechten Hand, beim
ziem lich realistisch vortäuschen, sich in seiner
Krawatte m it dem link en selbst aufzuhängen. Sein
Kopf hing zur Seite, seine Zunge obszön räk elnd
von der verdrehten, k laffenden W unde seines
Mundes.
"W ir sollen so glück lich sein," lachte Behar.
"Kom m , nim m hier zwei von diesen," er fuhr fort,
Alf zwei Getränk e übergebend. "Die Mädchen
haben einen Platz rüber gegen die W and." Er
führte Alf durch die spinnenden Massen und sie
k am en nicht auf einem Tisch, aber auf einer Art
Felsbank , gegen die weite W and errichtet. Nicht
ein oder zwei, aber wirk lich drei junge, deutsche
Frauen warteten dort geduldig auf der Ank unft des
stattlichen, jungen Zigeuners.
Die Um stände verblüfften Alf ein wenig; aber
k eine der Mädchen schienen enttäuscht, um ihn zu
sehen, also er schnell erhellte. Alf wusste, dass
Behar schon verlobt wurde - wirk lich entschieden
hinter Zeitplan an seinem Alter, durch Sinti
Gewohnheit - zu einem passend tugendhaften, und
sehr jungen, Sinto Mädchen, wer nie erlaubt
würde, die Strassen nachts ohne beträchtliche
Begleitung
der
m ännlichen
Verwandtschaft
um herzustreifen. Aber Anna, Gretchen und Lisle die drei Rheinmädchen, wie er sie sofort in seiner
Phantasie
betitelte
waren
anscheinend
interessiert nur für zu tanzen; und das, so bald wie
m öglich. Sie nahm en Um drehungen m it Alf und
Behar auf der Tanzfläche, bis ein anderer junger
Mann bis zum Anspruch für eine W eile auf das
überzählige Mädchen zuk am , und die W elt - alte
deutsche Soldaten, Gefangene, Irre und andere
Ausstösse selbstverständlich ausgeschlossen - zu
seiner
beabsichtigten
vollk om m enen
Balance
während einer Zeit zurück gebracht herausk am .
Alf vag traurig fühlte für die Generation
seiner Eltern, weil die Rituale des Tanzes in jenen
prähistorischen Zeiten fast gleichm ässig stilisiert
und absurd schienen, zu den Kindern der Rock und-Roll. Einige Leute im m er noch beharrten, dass
es noch bestim m te Schritte und Bewegungen
gaben, die heutzutage im k orrek ten Tanzen m it
einbezogen wurden - sogar beschreibende Nam en
ihnen erfindend - aber Alf nie die Massen die
wenigsten Aufm erk sam k eit zu diesen offiziösen,
k ulturellen W ichtigtuern bezahlend sah. Einige
Leute tanzten m it ihren Köpfen; einige m it ihren
Füssen; einige m it ihren Arm en oder Hüften oder
Hände; einige bloss m it Term inalstadien der
locomotor ataxia betrübt schienen.
Tanz Behars k onnte "die Trance" genannt
worden sein: er stand perfek t aufgerichtet, Kopf
hoch getragen, seine Eigenschaften unglaublich
gefasstes
Desinteresse
anzeigend,
eine
unbewegliche Hand auf seiner eigenen Hüfte
stillstehend, die andere m it Handfläche oben auf
ungefähr Schulterhöhe ausgestreck t, dass sein
Partner sie als Stütze herum tanzt, während etwas
unbestim m te Bewegungen seiner Füsse und Knie
die Anstrengung durchführten. W enn Gretchen
anfing,
die
anderen
Rheinmädchen
zusam m enzutreiben - m it atem losen W arnungen,
das ihr Vater sie zweifellos töten würde, wenn sie
nicht im sofortigen Nu nach Hause ginge - Alf
durchaus k urzatm ig und ein Bisschen Nass von
allem Dreschen und Beugen wurde. Aber Behar
stand ganz ungerührt glatt, jedes Haar noch im
Platz und anscheinend bereit, die ganze Nacht
durch zu tanzen.
§§§
"Du m agst am Fluss drunten 'was rauchen?"
der Sinto bat Alf um , nachdem sie die Mädchen an
ihrer
Strassenbahnhaltestelle
verabschiedet
hatten.
"Hervorragende Idee," Alf lächelte. Sie
k ehrten weg von den beschäftigteren Bereichen ab
und wählten eine der schm aleren, weniger
gereisten, südwestlich im Stadtzentrum gelegenen
Strassen,
die
zur
Bism arck strasse,
dem
ehem aligen
k urfürstlichen
Schloss
und
Flussuferpark führend. Alf beachtete fast sofort,
dass Behar, wenn m öglich, in sogar nüchterneren
Anschein als üblich sich verwandelt hatte.
Sie gingen etwa einen Block und eine Hälfte
auf dieser neuen Strasse in der Ruhe, als Behar
plötzlich
absolut
vor
dem
Geschäft
eines
Uhrm achers gestoppt wurde. Alf hielt einige
Sek unden auf gehen und hielt dann auch, sich
herum
drehend,
um
zu
sehen,
was
die
Angelegenheit war. Behar verschob seinen Rück en
zu dem jungen Am erik aner, drehte einem schnellen
180° auf seinem rechten Fuss, seinen link en
gerade m it seinen Hüften herauf holend und ihn
ruck wärts, direk t in die vordere Glastür des
Geschäftes fahrend.
Glas schauderte einen Augenblick , dann zu
den Massen von Shards zerbricht und in den
Eingang der Geschäfte eingestürzt. Ein Alarm
drinnen fing zum Klappern an und Alf sah den
gesam ten zuk ünftigen Kurs seiner Karriere der
Militärischen Polizei plötzlich sein Innenauge
vorbei schim m ern, als wie im vorwurfsvollen
Abschied. Aber Behar war nicht, wie Alf sich
fürchtete, auf Diebstahl verbogen.
Der Sinto stand wieder aufrecht, seine
Achseln zuck te und nach Alf ziem lich beiläufig zu
gehen anfing, als wenn nichts insbesondere
gerade aufgetreten wäre. Alf m it Herz in der Kehle
sagte nichts, bis die zwei einige Schritte
zusam m en
in
ihre
ursprüngliche
Richtung
unternahm en und die scharfe, angreifende Glock e
ein Bisschen in Hintergrund zurück trat. Jede neue
Sek unde abwesende Ton entfernter Sirenen holte
frische Erm utigung.
"So, um was ging denn das?" Alf fragte
schliesslich.
"Nazin," Behar reagierte einfach.
"Inhaber des Geschäftes sind Nazin?" Alf
beharrte.
"Sie sind alle Nazin," Behar antworte, sich
auf der Them a wärm end. "Alle alten verwünschten
deutschen gadjé Schweinbum ser richteten jeden
Morgen gerade aus, um Arschloch Hitlers zu
leck en. Und sie beten ihn noch an."
Alf protestierte nicht, dass viele Deutsche
schreck lich unter den Nazin litten; dass viele m it
den Allierten oder dem Untergrund - einige gerade
hier in Mannheim - k äm pften und m it ihren Leben
zahlten; oder dass gewöhnliche Männer, Frauen
und Kinder überall auf jeden Fall ganz hilflos
gegen
unerbittliche
Geschichte
und
ihre
Konsequenzen sind.
"Kennst du jede m ögliche Idee, was sie
m eine Fam ilie antaten?" Behar fragte rhetorisch.
"Nein,
selbstverständlich
nicht,"
Alf
m urm elte. "Doch ich weiss, dass Zigeuner ebenso
sehr ein Ziel zu ihnen wie Juden, Kom m unisten,
Slawen,
Hom osexuellen,
die
Krank en
oder
Blödsinnigen waren."
"W ir waren alle Blödsinnigen in ihren Augen,
Gott, ja." Eine unbehagliche Ruhe folgte diese
Äusserung, da Behar k äm pfte, um seine Gedank en
zu bestehen. "Von der Seite m eines Vaters, gibt es
k eine übrig geblieben. Es gab vierzehn Leute, die
ich nie wusste. Meine Grossgrosseltern waren
1944 bei Auschwitz vergast; es gab so viele tötete
Sinti in dieser einzigen Nacht, dass sie's im m er
noch sie die Zigeunernacht nennen. Meine
Grosseltern
wurden
von
ihrem
Auto
einer
Landstrasse
in
Österreich
entlang
im
ausgedehnten
Tageslicht
gezogen
und
im
Abzugsgraben wie Hunden geschossen.
"Mein Onk el Chavula und Tante Marilis
wurden m it Dutzenden anderer Fam ilien hunderte
Kilom eter durch Ungarn auf Fuss m arschiert und
starben am Fleck typhus in einem schm utzigen
Lager, nachdem m an bereits beinahe zum Tod
verhungert worden war. Mein Onk el Lensar starb
im Lager in Lodz; niem and weiss, wie. Mein Onk el
Danior ein Tag nach Brennholz suchend einfach
verschwand und nie wieder gesehen wurde.
"Mein Vater überlebte nur, weil er in die
Schweiz entging und ein Band in den Bergen
verband, wie ein Flüchtender oder ein gejagtes
Tier lebend - sogar unter dem überhaupt-so-
duldsam en Schweizer."
"Behar," Alf stam m elte, "es ist schreck lich,
undenk bar, unsäglich."
"Ja und bis diesen Tag m eine Mutter sagt
überhaupt nicht davon, was ihr und ihr Blut in
jenen Jahren geschah. Ich habe nur eine alte Frau
getroffen, die ihre Tante ist, sie sagt. Zahnlos und
k aum zu sprechen fähig, diese arm e Frau, so
verwirrt
m it
Leid
von
den
unbek annten
Grausigk eiten, die sie sah."
Stum m
getroffen
angesichts
dieser
herzzerreissenden Darstellung, Alf stoppte in der
Strasse selbst jetzt absolut, verbissen am
Gebäudeum geben anstarrend. Behar stoppte auch
und zur Alfs Seite zurück ging. Beide ihre Munde
waren grim m ige Linien.
"Es tut m ir leid, m ein Freund, so widerlich zu
sein. Du bist gadjé, aber dein Herz ist gut. Du hast
ein Recht zu wissen, welche Sachenart Ihr neuer
Freund an der Bar im Krieg getan hat."
"Er ist k ein Freund von m ir," Alf k nurrte.
"Du hast gesagt, dass dein Vater k äm pfte
und fast getötet wurde, versuchend, um ihre
Verrück theit zu beenden. Ich bin sicher, dass er
nicht nam ens der Sinti k äm pfte, aber an sein Opfer
wird erinnert und geehrt."
"Er hat sein ganzes Leben seither an dieser
W unde erlitten, ja."
"Er k äm pfte nicht um sonst, m ein Freund."
"So was m uss
geschehen, Behar."
überhaupt
nie
wieder
"Bah, 's war nicht das erste m al, und wird
nicht das letzte. Das gadjikano hab uns für 700
Jahre hier in Europa gejagt und verfolgt.
"Zigeunerjagden" sind eine alte und altehrwürdige
Tradition, am ganzen Kontinent."
"Doch warum ?"
"W arum ? W eil wir dunk le Augen und dunk le
Haut haben. W eil wir halten zusam m en und ehren
die Gedächtnisse und die Gewohnheiten unserer
Vorfahren, anstatt unsere W eisen verbiegen, um
ihre Vorurteile zu passen."
Das Paar fuhr im Schweigen dann fort, bald
bei
einem
verhältnism ässig
ruhigen
Bism arck strasse ank om m end. Das m assive und
wiederholt wieder hergestellte Gebäude des aus
dem 18. Jahrhundert barock en Schlosses am
Flussufer
dort,
jetzt
tagsüber
die
Szene
verschiedener Regierungsfunk tionen, lag in der
stoischen Mitternachtruhe vor ihnen. Um dieses
historische Denk m al um leitend und durch einen
langen Fussgängertunnel unter Eisenbahnschienen
schlendernd,
sie
k am en
zum
Kopf
einer
k ilom eterlangen Streck e einer Park anlage am
Rhein an, die in schweigsam er Vereinsam ung lag.
Behar
führte
über
schattenhaftem
Hochlandrasen zu einer besonders dunk len Stelle
nahe einer Baum linie ziem lich entfernt von jedem
m öglichen Gehsteig. Die Aussicht des Antreffens
aller m öglicher anderen Seelen an dieser späten
und k ühlen Stunde schien entfernt, aber Alf
schätzte die Vorsicht. Behar duck te sich unten auf
seinem Gesäss und geschick t produzierte eine
k leine Metallpfeife, ein Taschenm esser und einen
Metallfoliewürfel; in Kürze rasierte er einige
k räftige Flock en von einem allgem eineren lok alen
bräunlich-grün-gelblichen Haschischk lum pen im
Pfeifenk opf und schraubte eine windbesiegende
Kappe über selben. Eine k leine Bohrung in der
Kappe erlaubte in den Pfeifenk opf gesogen zu
werden
Flam m e,
resultierenden
Rauch
eindäm m end,
dam it
der
ganze
durch
den
Rohrstam m in die Lungen der Benutzer gelenk t
werden k onnte.
"O.K., m ein Freund," fing Behar feierlich an,
"jetzt vergessen wir eine W eile die Belastungen
der Vergangenheit und nur zur Versprechung der
Zuk unft voran schauen. Eine W oche vom Morgen,
esse ich blutbefleck tes Brot."
"Entschuldigung?" Alf beeilte zu bitten. Das
Erinnern an Morrells obszönen Speisesaalm onolog
passte irgendwie wohl nicht m it Erwartung der
bevorstehenden Berauschung.
"Ich verheirate m ich, m eine. Es ist eine alte
Sinti Gewohnheit. Der Mann und seine Braut jeder
ihr Blut auf Klum pen des Brotes tröpfeln lassen,
eintauschen und essen."
"Ach, seh' ich," Alf m it Entlastung erwiderte.
"Ich biete euch denn beide m eine aufrichtigen
Glück wünsche an. Ein langes Leben, Freude und
gerade die rechte Anzahl den Kindern, um euere
Strapazen im Ruhestand zu erleichtern! "
"Dank e, m ein Freund," Behar nick te, Pfeife
und Streichhölzer zu Alf ausstreck end, um ihn
einzuladen, das Ritual anzufangen. Dieses tat Alf
froh,
im
Geschm ack
und
im
Arom a
des
unverfälschten
Haschisches
jubelnd,
seinem
entspannenden Charm e im Gehirn und in Gliedern
sofort spürend. Sobald die Pfeife erschöpft wurde,
die zwei jungen Männer blieben während einiger
Zeit duck end, jeder heraus auf dem entfernten
W asser anstarrend und die privaten Gedank en
überlegend.
Verbindungen
des
Bluts
und
des
Geschlechtes störend überwältigten Alfs Verstand.
Behars
Zigeunerhochzeitritual
und
die
Nahausrottung seines Blutstam m es während des
Krieges; geschm ack lose tischzeitliche Erinnerung
Morrells und die raubenverursachten W unden auf
Niem eyers k indlichem Hals; hinzugefügt einem
neulichen eigenen Gedächtnis, welches Bedauern
und Ek el m it unvorstellbar stark er Zufriedenheit
vereinte: entnervte ihn. Das Leben in der
tatsächlichen
W elt
schien
eine
prek äre,
schm utzige, gefährliche, schm erzliche, blutige und unglaublich wertvolle - Sache.
"Ich soll lieber nach Hause gehen, denn,"
Behar m om entan sagte und ehob sich m it einem
k leinen Ächzen auf unsicheren Beinen zu seinen
Füssen. Alf unbeabsichtigt ahm te die Gesten
m ak ellos nach, da er sich auch erhob. "Ich sehe
dich bald wieder," setzte der Sinto fort. "Ich
verheirate, aber nicht auf den Mond um ziehe."
"Ich sollte hoffen nicht," lachte Alf. "Dank für
den Rauch und eine wundervolle Hochzeit zu dir,
wenn ich dich vorher nicht wiedersehe."
"Dank e, m ein Freund," Behar ruhig sagte. Er
drehte sich um und wurde gegangen. Noch steif
vom langen Hock en, Alf hum pelte eine leichte
Steigung flusswärts hinunter und k am schliesslich
an einem Eisengeländer am Rand des W assers
sich lehnend stillzustehen. Des schnellen Strom es
hypnotisches, spritzendes Gluck sen wundervoll
bearbeitete auf den beträchtlichen Freiflächen, die
der Haschisch in seinen Schädel gelöscht hatte.
Der eindeutige Ton eines Bootsm otors k am über
das W asser, obwohl k eine Lichter oder andere
Verk ehrszeichen auf der wirbelnden Oberfläche
sichtbar waren. Das Stadtgebiet Lufwigshafens
ungefähr 500 Meter flussaufwärts glühte; das
Pfeifen, das m etallische Schwirren der Autos und
Lastwagen auf der m assiven Brück e, die die zwei
Städte dort anschliess, als wenn vom Him m el
gefallen in Alfs saugfähiges Ohr ank am en.
Jedes vorige Mal Alf nahe dieser Stelle k am ,
sein
innerliches
Ohr
hörte
stolze
und
beschleunigende Töne von Siegfrieds Rheinfahrt
von Götterdämmerung. Aber das veralbernde
Gewicht der Nazigrausam k eiten erinnert während
des Abends hinter ihm betätigte sich unten auf
seiner Gewissenhaftigk eit jetzt: W agner zur
Mom ent grob und tak tlos schien. Er suchte
inbrünstig eine W eile durch Gehirnhöhlen, hoffend
m ehr passendes am Flussufer sinneerfreuendes
Them a aufzufinden und bewusst auszuwählen.
Aber das Gehirn ist Schlawiner und W agner
nicht verweigert würde. Bilder von Anna, Gretchen
und Lisle in der Disk othek tanzend entsprangen
unberufen zu Gedank en Alfs; diese führten
unverm eidlich zu Rheingolds erstem Ak t und der
höhnische ha ha-ha-ha ha-has der unglück lichen
Alberich quälenden Rheinmädchen, die seine
hoffnungslose
Liebe
verspotteten.
Der
m issgestaltete Zwerg leugnete ernst dann die
Liebe für im m er ab: das verzauberte Gold der
Mädchen dadurch stehlend; er arbeitete von selben
um und verfluchte einen Ring der enorm en Kraft
und so stellte in Bewegung Ereignissefolgen, die
schliesslich selbst die Götter in den brennenden
Ruinen W alhalls abwarfen.
Die Verbindung m it Hitler lag auf der Hand;
Verbindung m it Herm an Cortez in Alfs suchender
Vorstellung war auch sofort unverm eidlich. Cortez
war eine verfluchende und schädliche Fehlgeburt,
wenn überhaupt unachtsam e Natur je eine
erlaubte. Er ruinierte sein eigenes Leben m it
unziem lichen W ahlen und ruinierte noch anderen
in
den
Vork am m ern
der
Hölle
beim
Bestrafungserwarten.
Und was hatte arm er Rick y Niem eyer getan,
um sein einsam es Schick sal heute abend zu
verdienen? Er war ein m öglicher Krank heitvek tor
selbstverständlich: eine m ögliche Quelle der
heftigen Unterbrechung auf den offenen Buchten,
da er seinen unerlaubten Handel für Zigaretten,
Drogen oder schm uggelten Alk ohol ausübte - oder
m öglicherweise einfach für die Liebe wie er sie
k annte. Die Regelungen waren zweifellos k orrek t,
den Jungen zum W ohle aller getrennt worden zu
verlangen; aber wo war das gute für Niem eyer in
ihm ?
Der Fluss - vorüber trübend, gurgelnd,
ächzend, an ihm m it unerm esslicher, ungezähm ter,
geistloser, überweltlicher Mächtigk eit ziehend zwang ihn ein Bisschen sich selbst wie Alberich zu
fühlen.
Nicht
das
hässliche,
schleim ige,
sadistische Teil, selbstverständlich: aber das
liebeableugnende Teil, wusste er ziem lich gut. Um
dem Beatles ihren Anteil zu geben, war er von
seine Liebe weg verstecken gänzlich k rank ; das
einfache agape, das er k äm pfte, um jedes
em pfindungsfähige W esen in seinem W eg - jede
Stunde, jeden Tag - darzustellen, nicht genug war.
Cindy W etm ore wurde auf jeden Fall nicht
sein einzelner geschlechtlicher Abenteuer in der
Oberschule. Er wurde nach allen ein Fussballstar;
er war nicht schlecht aussehend; Leute ihn
attrak tiv fanden. Aber er hatte die ganze Zeit nie
den Mut, um diejenige einzelne Person sich zu
nähern: die einzige, von wem er nachts träum te:
die einzige, die er überhaupt wirk lich liebte.
Alf beneidete fast Behar Kovachi seine reine
Braut und arrangierte Heirat bei siebzehn; er
wünschte ihnen Fröhlichk eit, Frieden, Sicherheit,
Glück und Liebe, während langer Leben herzlichst.
Er betete Gott hilft ihm selber, um die dunk le
Furcht innen zu überwinden, die unveränderlich
sein
eigenes
Leben
zum
unbrauchbaren
Ausrechnen in jedem m enschlichen Herzen drehte.
Er betete Gott schick t den verzeihenden Jesus zur
nack ten Zelle Leroy Beem s: Vernunft und Geist
des Mannes wiederherstellen, zum W ohle aller.
iv
Die beträchtliche, in der rosarotschim m ernden Nachdäm m erung überflutete Betonsüdfassade
der Stock ade glänzte gegen den wolk enlosen
Him m el. Durch die ruinierte Kasernenzaunlinie in
Blum enau wieder entgehend, Alf überwand über
einige k urze Blöck e der untersetzten, ruhigen,
weisswandigen, deutschen Häuser m it leeren
Vorbauten
in
der
Morgenk ühle.
ParallelEisenbahnschienen am Dorfrand überschreiten
führte zu einem ausgedehnten, grasartigen W eg
durch m ak ellos gelenk tes W aldland.
W ald dehnte auf beide Seiten zum Ende des
Sehverm ögens aus: Reihe nach gepflegter Reihe
der identisch gereiften Norwegen Fichten über
gleichförm ige Nadelbetten ohne Unterholz. Nur der
wechselhafte W ind zeigte jeden m öglichen Hinweis
des Unterschiedes unter den Bäum en, während sie
verbogen und zurück drängten, ihre höhere Äste
leicht zitternd. Ein Kaninchen schiess über dem
W eg voran, seiner weisse Schwanz unter den
Grünen und Braunen der W aldarchitek tur blitzend.
W ald gab unerwartet zu leicht schlingernder
oder flacher Brache nach; Alf stellte seinen W eg
nach
einer
niedrigen
Hügelk ette
der
weinergiebigen Berge ungefähr 15 Kilom eter zum
Osten ein. Abgesehen von einer Bäuerin nach
W esten auf entferntem , parallelem Pfad gehend ihr langer, blauer, gelegentlich peitschender Rock
auf zeitweiligen Brisen vor - er sah k eine andere
m enschliche Gestalt in jeder m öglicher Richtung.
Trotz des von gestern Regens reinigten k leine
Staubwirbelstürm e das leere Gebiet als der W ind
das Land durchforschte.
Rhythm isch stark e Echos von Sym phonie in
C Stravinsk ys herum taum elte, da Alf nach dem
entfernten purpurroten Gebirgsk am m entschlossen
trat. Ringsum her harm onisierten ausgedehnte
historische Landschaften: halbm illionjährige homo
erectus Scherben unterirdisch; ruinierte röm ische
Festungen
auf
den
Hochländern
voran;
Überlieferung
der
m ittelalterlichen
fahrenden
Ritterschaft
durch
sagenum wobenen
Rhein
dahinter. Der Dom zu W orm s, der zum bequem en
Nordwesten hinter ihm sich niederhock te, setzte
sogar Martin Luther an seinem W ink elstück .
Ach, doch die beissende Hülle des dunk len
Nazism usverm ächtnisses! Gleichwohl wie viele
grosse Hum anisten, W issenschaftler, Dichter,
Musik er oder Gottesgelehrte dauerhaften Einfluss
über dieses gesegnete Tal bearbeiteten, die W elt
hörte
nur
das
kristallnächtliche
Fensterglaszerbrechen
und
Ächzen
der
Unterdrück ung: sah nur brennende Synagogen und
Viehwagen m it m enschlicher Ladung verpack t:
riech nur Zyk lon-B und Leichen in Massen. Sogar
schrum pfte
das
arm e
Hak enk reuz
erdk ugelspreizendes, fünftausendjähriges Sym bol
des überweltlichen Glück s - im populären Verstand
zur blossen Fratze des Völk erm ords.
An
dem
pathetischen
ehem aligen
W ehrm achtsm ann durch grelle Disk othek lichter
erinnernd, Alf schreck te vorm Ausgleichen den
W aagen der Gerechtigk eit auf diesem grotesk en
Kopf zurück . W elcher Teil staatlicher Schuld
gehörte einfachen, Herd und Heim at dienenden
Soldaten; bescheidenen, Arm een einziehenden
Landwirten;
oder
den
Allgeister
täuschende
W eisen fertigenden Musik ern? W elche einzelne
m enschliche Hand k onnte gefühllose Moloche der
Geschichte abwenden?
Zweifellos seine eigene Fam ilie wurde auf
jenen unpersönlichen Zahnrädern häufig genug
um strick t. Sein Vater - durch den Krieg W ilsons
verwaist, von Roosevelts verk rüppelt - schien ein
lebendiger Index den m ajestätisch gelassenen,
tödlichen Konsequenzen der Schlacht. Der enorm e,
m issgestaltete Krater auf einer Seite seines
Schädels; undeutliche, schwank ende Rede; die
spastischen Arm bewegungen und das k lobige, Obeinige Gang, vor welchem Frem den auf der
Strasse instink tiv zurück schreck ten: die alle waren
sein tägliches Kreuz.
Aber das bewusste Gehirn unter dem
beschädigte Schädel blieb im wesentlichen intak t.
Edm ond Bergson zitierte Shak espeare ausführlich,
schwärm te auf Pracht der Natur und gab seine
Liebe
von
Kam m erm usik
Brahm s
durch
ek statisches Beispiel an seinem Sohn weiter. Er
verdiente einen annehm baren Lebensunterhalt m it
dem
Verk auf
der
Lebensund
Krank enversicherung:
während
der
Kundenansprache
seine
eigene
bescheidene
Person als in hohem Grade wirk ungsvoller
Vorschlag der rohen Begierde des Schick sals
subtil vorwärts stossend.
Alf war auf Mut und Stärk e der Vorsatz
seines Vaters gewaltig stolz. Nichts bereitete ihm
grösseres
Vergnügen
als
Gedächtnisse
des
offensichtlichen Stolzes des Alters in ihm an seiner
Adlerzerem onie
oder
seine
quietschend
m erk würdige
Rufe
der
Erm utigung
vom
Spielfeldrand während der Fussballspiele. W äre er
europäischer, fussballspielender, deutscher Junge,
dessen von Stalingrad zerfleischter Vater nach
Haus k am , würden die Anreize irgendwie weniger
scharf sein?
Stolz Alfs in seinem Vater verlängerte
natürlich auf den vollständigen Generation der
Männer und der Frauen, die - viele halbwegs um
die W elt herum reisend, nur um in zertrüm m ernder
Brandung, geduck t in irgendeinem schlam m igem
Schützenloch, oder hilflos am Ende verdrehter
Fallschirm linien baum elnd zu sterben - litten und
k äm pften, um die Pläne von Tojo und von Hitler zu
vereiteln. Aber er k önnte nicht anders als fraglich
finden, wie scharf geschnitten die W ahrheiten des
Krieges - die Jahre später zu den am tlichen
Historik ern so offensichtlich schienen - Teilnehm er
zu der Zeit auf allen Seiten trafen. Sogar
Churchills
glänzende
W ahrheit
hatte
seine
"Leibwache von Lügen."
Sogar General Patton - seines Vaters
ehem aliger
Kom m andant,
dessen
tödlicher
Nachk riegsautounfall gerade südlich von hier in
Seck enheim geschah - scharf k ritisierte übereifrige
Entnazifizierungm assnahm en, vorschlagend, dass
die m eisten Deutschen wurden Nazin ganz wie
Am erik aner wurden Republik aner und Dem ok raten.
General Eisenhower dann befreite ihn von seinem
Kom m ando der Drittenarm ee: ihn ausschliesslich
seinen Mund zuk ünftig zu halten bestellend. Etwas
über Kriegspropaganda - ob von den heissen
Kriegen oder den Kalten - Alf tief beunruhigend
fand.
Aber was über Krieg k annte er?
§§§
Sobald
Alf
den
nordsüdlichen
Hauptautobahn k reuzte, durch die schm alen
m ittelalterlichen Gassen von W einheim auf der
Bergstrasse latschte und sein Ziel auf nahe
gelegene Höhen über der Stadt hinaus einstellte,
er begriff: das Marschieren, selbst - das W andern,
m it seinen Gedächtnissen der Pfadfindertage rührte die Unannehm lichk eit in seinem Geist. Es
war nicht die Ersteigung: er hatte höhere Berge als
diese in W isconsin, m it einem 25-k g Ruck sack
gek lettert. Er wurde auch verm utlich in den hundert
Fahnezerem onien oder Ehrehöfen gestanden und
dort versprach - oder ernst schwor.
Etwas über Vietnam , auf der oftwiederholten
Aufgabe des Pfadfinder-Eides "Pflicht zum Gott
und zu m einem Land" gehaftet, würde nicht unten
gehen. Es war nicht seine eigene Tour dort; er
hatte nichts schändliches in Vietnam getan:
behandelte jeden Mann m it reichlichem Respek t
und verletzte niem and, der nicht gerade offenbar
gesetzliche Befehle widerstanden hatte oder
jem and anderes versetzte. Er wurde nie auf allem
sogar
im
Entferntesten einem Kam pfauftrag
gleichend gewesen - viel weniger an allen
m öglichen Grausam k eiten teilgenom m en.
Doch der Präsident - ernst auf "Frieden m it
Ehre" auf Fernsehapparat ratternd nachdem die
Nordvietnam esen früh dieses Jahr schliesslich
"dam it einverstanden wurden," um am erik anische
Zurück nahm e aus dem Land zu erlauben - ihn
abgrundtief beschäm te. Möglicherweise lagen fünf
Millionen Seelen in Kam bodscha, in Vietnam und
in Laos nach einer Generation der reinen Hölle
durch die Vereinigten Staaten gefördert, erm utigt,
und endlich unternom m en tot. Sogar Eisenhower
liess zu, dass Ho Chi Minh die Genf-beauftragte
W ahl in 1954 m it einem Durchm arsch gewonnen
haben würde, aber die US-geförderte Marionette im
Süden lehnte ab, um sich bei einer populären
Stim m e zu unterwerfen.
W o war in dem die Ehre?
Selbst als ein neunjähriger Jüngling Alf
k annte, dass etwas völlig daneben m it Richard
Nixon wurde: "Fünfuhrschatten," der während im
Fernsehen übertragenen Debatten m it Kennedy
bem erk te nur Spitze des Eisbergs der zuck enden,
schlauäugigen Nervosität die versteck te Person
des Mannes verriet. Jetzt Nixons vollständiger
Vorsitz taum elte in der Schwebe, da er Mitwirk ung
in verlassenem , drittrangigem Einbruchversuch
scham haft verweigerte; Vizepräsident Agnew hatte
gerade in der Ungnade resigniert, nachdem er
abgelehnt hatte zuzulassen - oder verweigern - ein
allgem einer Erpresser zu sein. Alf wunderte sich,
wie viele Insassen in Long Binh oder in Mannheim
m it einem nolo contendere Gefängnis verm ieden
haben k onnten.
Herr
Dok tor
Kissinger,
angeblich
Universalgenie der Realpolitik, Alf betrachtete
einfach als eine Reak tionärk röte und einen
Kriegverbrecher.
Kissingers
offensichtliches
Deichseln des neulichen Um sturz und des Mordes
Salvador Allende - Chiles k onstitutionell-gewählten
Präsident, dessen unsägliche Verbrechen einen
täglichen Halbliter Milch für jedes Schulk ind
verordnet hatte - direk t zu seiner Berufung als
Staatssek retär zu führen schien. Die Jahre der
verwüstenden und geheim en Bom benteppiche von
anscheinend neutralem Kam bodscha - nur im
vorigen August beendeten - perfek t beehrten
seinen neu-zuerk annten Nobel Friedenspreis.
"Ein Politik er," wie der Hamlet-zitierende
Edm ond Bergson liebte zu sagen, "eines, der Gott
den Herrn hintergehen wollte." Dieser dicht
bewaldeten
Abhang
zu
einem
unsichtbaren
Vorgebirge
k letternde
Serpentinenpfad
in
westzentralem Deutschland ziem lich pochte m it
Gedächtnis verfehlten Hintergehens. Deutschland
k onnte oben gegen einen harten Platz in ihrer
Reise durch Zeit zertrüm m ert haben, aber die
Vereinigten Staaten anscheinend nur fortsetzend
durch glitschte.
Der W eg unerwartet beendete und liess Alf
auf dem Gipfel stehend: zusam m engeschrum pft
durch m assive, baufällige Reste von Schloss
W indeck , einer früher m ärchenbetürm ten Schloss
aus dem 12. Jahrhundert. Seine ziem lich schlecht
während der Dreissigjährigen Krieg ergehenden,
restlichen Teile der vierstöck ig-hohen Steinwände
jahrhundertejährige
Bäum e
den
ruinierten
Bergfried ihnen hinter bewohnend - hatten
philosophisch über das ausgedehnte Rheintal
unten fast drei hundert Jahre finster geblick t. Sein
einzelner Steinturm - sogar m it dem Oberteil weg
abgesprengt dreim al bei weitem höher als die
grösste überlebende W and - verlassen oben
zeigte: wie eine ausser Gefecht gesetzte Kanone
nach erfolgloser Schlacht m it Engeln.
So viel wie er seines eigenen Landes
Fortschritte in der politischen Theorie liebte, Alf
bedauerte die absichtlich unwissende Arroganz,
die sie häufig angesichts der Historie spuck te.
Deutschland war ein hilfloses Spielzeug der
Arm een von vielen Nationen gewesen lange zuvor
die Vereinigten Staaten Atem holten; sogar Leute
so berühm t friedliebend und neutral wie die
Schweden in den Jahrhunderten hinter sie zu
verwüsten
geholfen
hatten.
Dennoch
viele
Am erik aner - scheinbar Napalm gegen unschuldige
Neutralen in abgelegenen Ländern weltvergessen fühlten sich völlig qualifiziert, um die deutsche
Nation auf den Gebräuchen und den Methoden von
Krieg vorzutragen.
Alf wusste, dass am erik anische Soldaten in
Vietnam - beiseite My Lai und Gerüchte einer
sogenannten Tigerkraft, die Dörfer des zentralen
Hochlands
reinigte
nie
völk erm örderische
Todesgruppen gewesen waren. Aber auch k eine
hat die beträchtliche Majorität der deutschen
Truppen unter Hitler Monster gewesen sein. Die
m eisten auf allen Seiten in allen Kriegen waren
einfache
Patrioten,
was
die
Nationenführer
benötigten tun.
Eine Generation nach dem Ende von Hitler
Deutschland im m er noch lag - geteilt und sich
niedergeworfen - unter Vorwärtspositionen der jetzt
gegenseitig
feindlichen
ehem aligen
Feinde.
Russland
und
Am erik a
prüften
im m er
leistungsfähigere Kernwaffen und hetzten einander
in den W eltraum und regelwidrige Verwünschungen
aneinander
vorangehend
schleuderten.
Unterdessen waren viele Hunderte Tausenden in
Zentralafrik a
unter
Dürrebedingungen
verhungernd;
viele
Millionen
verhungerten
routinem ässig weltweit jedes Jahr unter blossem ,
wie üblichem Geschäft.
Von den Ruinen von Schloss W indeck
westlich über Rheintalflachland zu den entfernten
Bergen des Pfalz schauend, Alf stellte sich vor,
dass er dem Planeten unter seinen Füssen
ostwärts rum pelnd em pfinden k onnte. Um etwa
1050 Kilom eter pro Stunde in diesem Breitengrad,
die axiale Um drehung der Erde in andere
Milliardenjährige
W uchten
durch
W eltenraum
verwischt wurden: 31 Kilom eter pro Sek unde um
die Sonne; 220 Kilom eter pro Sek unde um den
galak tischen Drehpunk t, einm al alle 230 Milliarde
Jahre. W elche Geschwindigk eit und Kurs die
Galaxie selbst durch das grössere Universum folgt
ein grosses Geheim nis blieb.
Alf erinnerte sich wie ein fauler Nachm ittag
während seiner Abschlussk lasse in der Oberschule
er
nahe
bei
Denny
Hutchinson
in
einem
Studierzim m er
sass.
Mit
dick er,
runder,
Schostak owitschartiger Brille und selbständiger
Miene, Hutchinson wurde der vorstehendste
Eierk opf der Schule, bereits bestim m t - Gerücht
vorschlagte - für eine Karriere im auswärtigen
Dienst
nachdem
ein
unverm eidlichen
ak adem ischen Grad oder zwei von Harvard
genom m en worden wurde. Den Jungen beachtend
seinen Kopf über irgendeinem Absatz wechselnd
zu rütteln und zu nick en, Alf fragte nach dem
ziem lich grossen Buch, das vor ihm geöffnet lag.
"Es ist eigentlich Band 21 der gesammelten
W erke von W .I. Lenin," Hutchinson hell erk lärte,
scheinbar entlastet unterbrochen worden zu sein.
"Sie haben zweifellos von ihn gehört."
"Sicher, der ist der alte russische Kerl, der
wie der Teufel aussieht, nicht wahr?" Alf
beantworte, m it ironischem Unterton.
"Vater der russischen Revolution, ja,"
Hutchinson nüchtern reagierte - den W itz des
geringeren
Geschöpfs
anscheinend
nicht
schätzend, wie Genies häufig nicht tun. "Verm uten
Sie aber, dass der Teufel so wie das wirk lich
aussieht?
Oder
m öglicherweise
wurde
jede
Abbildung von Satan, das Sie überhaupt gesehen
haben gerade absichtlich gezeichnet, um Lenin zu
ähneln?"
Alf lachte: "Gute Frage." Der Gedank e
wirk lich war nie zu ihm aufgetreten. "So, bek ehren
Sie sich jetzt Kom m i um ?"
"Oh,
bezweifele
ich
das.
Es
ist
hauptsächlich nur weiss deinen Feind und alle den
Unsinn, ich annehm e. Aber ich denk e, dass ich
gerade einen der Gründe herausfand, warum Joe
McCarthy so fest entschlossen wurde, dass diese
Ideen aus am erik anischem Verstand heraus
gehalten werden m ussten." Das Buch Alf rüber
führend und einen Punk t auf einer der geöffneten
Seiten anzeigend, er sagte: "Nehm en Sie einen
Blick an gerade diesem einem Satz, den er 1915
schrieb."
Die Vereinigten Staaten der W elt
(nicht
aber
Europas)
sind
jene
staatliche Form der Vereinigung und
der Freiheit der Nationen, die wir mit
dem Sozialismus verknüpfen - solange
nicht der vollständige Sieg des
Kommunismus
zum
endgültigen
Verschwinden eines jeden, darunter
auch des demokratischen, Staates
geführt haben wird. 1
W as "endgültigen Verschwinden eines jeden
... Staates" angeblich bedeutete, k önnte Alf sich
nicht vorstellen. Aber das Übrige lag eher
schm erzlich auf der Hand.
"Die Vereinigten Staaten der W elt, wie?" er
risk ierte und jetzt seinen eigenen Kopf in der
Bestürzung wechselnd rüttelte und nick te.
"Genau,"
1
Hutchinson
zurück
schiess,
"Über die Losung der Vereinigten Staaten von
Europa," Lenin Werke, Band 21, Seite 342-346;
Dietz Verlag Berlin, 1972.
äusserst erheiterte Ironie sein Gesicht belebend.
"W as für ein Anschlag des Propagandagenies: der
Vorlagenplan
für
eine
welterobernde
Sk lavendik tatur, direk t aus der Quelle! " Und er
lachte: eine Art eines hohlen, trock enen Gluck sen,
das stufenweise weg in etwas wie ein Ächzen
starb.
Vom
windgepeitschten,
ruinierten,
m ittelalterlichen Zinnen, Alf stieg in uraltes
W einheim ab, fast sofort einen nach Süden
gehenden Schnellzug erreichte und - fünfzehn
Minuten nachher - auf dem Bahnsteig des
Hauptbahnhofs Heidelberg stand.
v
Plötzlich ausgehungert, er suchte einen W eg
durch überraschend dichtes Bahnhofsgedränge
nach einen grossen Schnellim biss nahe dem
Haupteingang
aus.
Ein
Sprachverblüffen
m indestens
Deutsch,
Italienisch,
Türk isch,
Englisch und Holländisch - k onfrontierte ihm in
um gebenden Stim m en. Das Ganze k am in dicht
gedäm pften, verzerrten Echos weg von den hohen
Deck en und W ände zurück .
Ein Junge von m öglicherweise fünfzehn
Jahren, der jem ands alte deutsche Arm eefeldjack e
und sehr dunk le, Plastik sonnenbrille auftragte,
schüchtern lehnte an der W and ausserhalb des
Schnellim bisseingangs
zwischen
allgem einen
Toilettentüren. Etwas über den rosawangigen
Blonder traf Alf sonderbar, bis er begriff, dass
Sonnenbrille, Körperbau und Haltung alle Rick y
Niem eyer vorschlug, der etwa soeben zweifellos
erst recht anfangen wurde, in seinem auf D-Block
neulich
eingeschränk ten
Lebensraum
richtig
übergeschnappt zu werden. Der Junge gab Alf
einen offensichtlich suchenden und folgenden
Blick über die Brillerahm en, da der Soldat
überschritt.
Alf k aufte eine W urst und ein Brötchen und
gliederte zahlreiche andere an den frühen
Nachm ittagm ahlzeiten
um
den
Im bissschalter
stehende Gönner an. Er beachtete, dass der
wandverpflichtete Junge ihn auf einer ziem lich
k urzen Liste der Gegenstände zu überwachen
hielt. Obwohl Alf sich ihm zweifellos nie nähern
würde oder vorteilhaft reagieren, falls genähert
worden, etwas unleugbar süss in der offenen
Bewunderung eines anderen m enschlichen W esens
ihn wärm te.
Alf glaubte plötzlich, dass sozusagen
Krallen eines bem erk enswert grossen Vogels
seinen link en Unterarm um k lam m erte. Dort m it
studierter Ruhe schauend, er k onfrontierte einen
ziem lich
k leinen
orientalischen
Herrn
von
m öglicherweise 60 oder 70 Jahren, der eine
grosse, blaue, wattierte Jack e und etwas wie eine
schwarze Griechischefischersk appe auf seinem
grau-behaarten Kopf trug. Alf dachte zuerst, dass
ein japanischer Diplom at in Deutschland nach der
Niederlage der Achse gescheitert worden sein
k onnte; aber das schien lächerlich.
"Sie sehen sehr stattlich aus," der alte Mann
sprach auf ausgezeichnetem , wenn piepsigem
Deutsch aus. Er behielt seinen Griff auf
Unterarm Alfs bei, als wenn nicht im stande, anders
zu stehen, und anscheinend am Gesicht Alfs
lächelte - obwohl der Punk t strittig wäre. "Sind Sie
ein Kursteilnehm er?"
Öffentlich bewundernd werden war eine
Sache, aber diese fasste auf W ahnsinn ein. "Nein,"
Alf reagierte m it k aum verborgener Entzündung.
"Ich bin ein Soldat - ein Polizist, um genauer zu
sein." Dieses Mal er verwendete das allgem einhin
erk ennbare Gegenstandswort Polizist, nicht die
fachk undigere m ilitärische Bezeichnung Feldjäger.
Durch reinen glück lichen Zufall er spionierte aus
der Eck e eines Auges heraus, dass ein deutscher
Polizeioffizier am Schnellim bisseingang sofort
hereink am . Nach diesem patrouillierenden Offizier
zeigend, m it einem Hinweis des Trium phes er
sagte: "Und k om m t hier einer m einer Kollegen
jetzt."
Alf drehte seinen Kopf zurück , um die
Reak tion des alten Mannes zu sehen, aber der
schrum plige Erdgeist wurde durchaus gegangen:
irgendwie in die Masse verschwunden, als wenn
nie bestehend worden zu sein. Alf lachte grim m ig
und beachtete dann, dass der Junge gegen die
Toiletten auch gerade irgendwann während der
letzten Sek unden verschwunden war. Er erledigte
das Essen und, seinen Kopf an der Absurdität und
am Pathose von allen im m er noch rüttelnd, verliess
den Schnellim biss und den Bahnhof, um die Reise
zum 130. Station-Krank enhaus fortzusetzen.
Sobald bequem auf einer nach Süden
entlang
Rohrbacherstrasse
fahrenden
Tram
verborgen, Alf richtete sein Augenm erk auf seinem
unm ittelbaren link s auf den Gaisberghöhen. Zwar
spärlich und braun in der Mittelnovem bersk ühle,
der schwer bewaldete Bergabhang noch verlock end
glühten
unter
blauem
Him m el
und
früher
Nachm ittagssonne. Der Anblick erinnerte ihn an
das letzte Mal, das er Jim m y W ilson sah - und die
unglück lichen Um stände ihrer Trennung.
Sie wurden einander begegnet und sofort
sich
gut
verstanden:
in
dem
Krank enhausspeisesaal
am
Mittagessen
des
allerersten Tags von Alfs tem porärer Pflicht auf
der psychiatrischen Abteilung. Ein 19-jähriger PFC
Krank enpfleger der allgem einen Abteilungen, der
Nashville geborene Jim m y W ilson anscheinend
entweder sah den Film M*A*S*H Altm ans oder
diente wirk lich als ursprüngliches Modell für die
witzelnden Mediziner, die im Sk ript verwendet
wurden. Er stossweise rasierte und irgendwie
im m er zerk nittert und zerzaust aussah, egal wie
sauber seine Uniform oder sorgfältig gebürstet
sein drahtiges, braunes Haar.
Alf m orgens in Heidelberg abgesondert in
einem leeren Büro verbrachte, seine Nase
langwierig in Psychlehrbüchern und in Arm eeTraining Handbüchern begrabend. Nachm ittags
beschattete
er
Sozialarbeit/Psychologiespezialisten
auf
den
Abteilungen und Um läufe hinter dem VogeloberstHauptseelenk lem pner tat. Öfters die einzigen
nachgesehenen
Patienten
wurden
k linisch
niedergeschlagenen Frauen der Stabsoffiziere.
Das
zweite
Mal
eine
unk ontrollierbar
schluchzende, zittrige, m ittelälterliche Frau unter
Einschränk ungen auf einer Bahre in die Abteilung
gerollt wurde, Alf entschied, dass ein Schaft in den
Rück en an der Stock ade nicht so schlecht sein
k onnte.
Jim m y W ilson diente als echtes Antidot zur
bedrück enden
psychiatrischen
Abteilungk ultur.
Seine
Speisesaalm onologe
verspotteten
die
Krank enhausleitung, USAREUR Kom m ando, das
Pentagon, die Joint Chiefs und den Präsident k lipp
und k lar. Jim m y traf nie einen Republik aner, den er
nicht verachtete, und die einzige ihm gefällige
Sache von Dem ok raten war die Tatsache, dass sie
nicht Republik aner waren.
Alf fing Jim m y abends in seiner Unterk ünfte
zu besuchen an und sie spielten zusam m en
Schach oder bem itleideten über die traurigen
Sachlagen in der Arm ee, in der Nation und in der
W elt. W elcher Jim m y nicht in Historie ausk annte,
glich er in häufig überraschendem Bewusstsein der
gegenwärtigen Fälle aus. Er wusste weit m ehr über
die Allende Regierung in Chile als Alf, z.B.: den
Arm eecoup eigentlich m indestens zwei W ochen vor
dem Fall dort voraussagend.
Alf schleppte den Tennesseaner - wer wenig
oder nichts über k lassische Musik wusste - rüber
zum USO einen Sam stagnachm ittag und zwang ihn
zum ersten Quartett Rasumovsky Beethovens und
Mahlers 6. Sym phonie durch die Kopfhörer zu
horchen. Er stellte dar, dass der Krank enpfleger
Mahler m ögen würde und nicht in dieser Erwartung
enttäuscht war. Aber als Jim m y heraus in
Sonnenschein
danach
k am ,
das
drall
weitschweifige
Hauptthem a
des
Beethovens
Allegrettos pfeifend - m it einer Stunde von
bom bastischem Mahler zwischen seinem Innenohr
und erstem Zuhören des Beethovens - Alf
entschied, dass er einen Freund wert das Halten
angenom m en hatte.
Die einzige Sache Alf Jim m y nicht zu tun
überreden k onnte, heisst auf die Stadt ausgehen.
Er würde Haschisch rauchen oder am NCO Club
Bier zur Besoffenheit trink en, aber um k einen Preis
weg von der Kaserne würde: behauptend, dass er
schon alles, was die Deutschen und ihre oompahpah Touristenk lappen anzubieten hatten, gesehen
hatte. Überzeugt, dass dieses lediglich ein
Sprachlück eproblem war, Alf ständig beharrte,
dass er dem Krank enpfleger eine gute Zeit im
Altstadt zeigen k önnte, wenn nur ihm die
W ahrscheinlichk eit gegeben wäre. W iderstand
Jim m ys schliesslich scheiterte; er zustim m te, um
den Versuch den Freitagabend nach Alfs letztem
Pflichttag am Krank enhaus durchzuführen.
Die Sache ging nicht ziem lich so glatt, da Alf
hoffte. Sie wanderten um die Altstadt herum und
halbes Dutzend Studententrink - und Tanzpunk te
entlang dem Unteren Strasse besuchten, aber
Jim m y brütete offenbar über etwas und es nicht
besprechen würde. Schliesslich fing er an, den
gänzlich unausstehlichen Betrunk ener zu spielen
und sogar eine Cock tailk ellnerin bat, ihre Stelle
sofort aufzugeben, ihn m it ihr nach Hause zu
nehm en, und die ganze Nacht hindurch ihn doof zu
bum sen.
Knappe
Sek unden
später
Sprachlück eproblem e oder k eine - Leiter und
Arbeitnehm er zusam m en Alf und Jim m y die Tür
des
Betriebs
ungezwungen
zeigten.
Jim m y
schwank te entlang das Kopfsteinpflaster hinter
seinem verlegenen Führer und sie stiessen endlich
auf einem alten Hotel, Der rote Hahn, auf einer der
südlichsten Altstadtstrassen. Dieser Nam e, The
Red Cock, duftete nach etwas, also Alf ein
Doppelzim m er nahm und Jim m y auf die Treppe
herauf zum Bett führte.
Schon zu seiner Unterhose enthüllt, Alf hatte
fast Schluss gem acht, um Jim m y aus seiner
eigenen Kleidung heraus zu helfen, als es
geschah. Etwas ähnliches im m er ein Teil der
Abm achung, Alf hatte freiheraus nichts m ehr
erwartet, als um dem jüngeren Mann flott einen zu
blasen
und
danach
in
getrennten
Betten
einzuschlafen. Aber plötzlich war Jim m y ihn ganz
überall: ihn leidenschaftlich k üssend, seinen Hals
beissend, Hände allerorts auf und ab Körper Alfs
laufend und ihn zurück auf das Bett drück end.
Er hatte es nicht erwartet: aber ihn
zweifellos em pfing und dem gem äss reagierte. Er
hatte so viele - in der Arm ee so viele - einsam e
Frustjahre ohne Antwort erlebt: m it k einer
Hoffnung irgendeiner Erwiderung. Sie wurden
blitzschnell nack t und Alf in Rück enlage m it seinen
Knien gegen eigene Schultern und des Jim m ys
aufgeblähtes Glied fest unten errichtete.
Analverk ehr
k onnte
verschm utzt
und
übelriechend sein: fast im m er unbequem , wenn
nicht
regelrecht
schm erzlich.
Alf
weitaus
bevorzugte
die
leichteren,
beherrschbareren
W ahlen
von
gegenseitigem
Knutschen
und
anhaltender
Serienfellatio.
Aber
die
Neigunganstürm e, die seine Liebe für Jim m y
eröffneten, ergaben sich genau in der Art, der sie
m ussten: der einzigen Art, in der sie gewesen sein
k önnten.
Die Körper Jim m y W ilsons war auch nicht
die Art Alf im Allgem einen begeisternd fand.
Seines Lebens grosse, unbesungene Neigung: ein
k urzer, 61-k g Ringk äm pfer an der Oberschule, der
jeden W inter selbst unten bis 56 für Gewichtvorteil
fastete: ein Hälfte-Cherok ee-Indianer, dessen feste
Musk ulatur einen prak tisch unbehaarten Körper
bewohnte. Der einzigen Musk eln Jim m y rühm te
sich, die Grundausbildung hinterliess; Massen von
federleichten, zentim eterlangen Haaren seinen
unteren Torso und Beine um fassten; aber Alf fand
sich jetzt, grosse Knäuel m it Freude zu zwick en:
sie durch seine Finger k äm m end, während er
k om plizierte Beck enbogen in die Luft über ihm
führte - oder folgte.
Sie fuhren wortlos fort, was eine Ewigk eit
schien:
Münder
verriegelten
sich
bei
erforschenden, tiefen Küssen; jeder des anderen
Ohren, Hälse, Schultern beissend; Hände überall
in Reichweiten, Eisengriffe m it unaussprechlich
subtilen Liebk osungen wechselnd; Hüften in
vollk om m enem
Gleichlauf
tanzend,
als
Durchdringungen vorrück ten und verebbten. W ie
k onnte irgendeiner so behutsam und doch
gleichzeitig so wütend sein? Alf k onnte nicht
sagen.
Mit einem Ächzen abbrechend, Jim m y
überraschte ihn dann dennoch wieder: nicht weil er
seinen Höhepunk t hatte - wie Alf sich k urzzeitig
fürchtete - aber um seinen Mund hin und her,
herüber und drunten auf Brust und Unterleib Alfs
zur W urzel zu bearbeiten. Mit plötzlich überlegter,
langsam er Konzentration er beschäftigte sich dort:
die Rollen Alf von dieser Nacht erwartete äusserst
um k ehrend.
Nach
einem
unanständigen
Zeitabstand sprang er oben und
zur Alfs
stützenden Form parallel auf allen vieren sich
setzte.
"Bist du dran," er raspelte, m it gezack tem
Atem . In der Annahm e, dass er m einte, in der
Reihe zu schm eck en und zu neck en, Alf haftete
seinen Kopf unter dem Bauch Jim m ys und strengte
sein Gesicht in Richtung zu den unteren Teilen an;
aber der andere seine Schulter ergriff und rollte
ihn wieder zurück heraus. "Nein, fick m ir, m ein'
ich," Jim m y beharrte: "bitte, fick m ir jetzt."
So Alf stützte sich auf einem Knie und
befolgte in der Hundestellung, so gutes zurück wie
erhalten gebend: m anchm al seinen Körper aufrecht
haltend und angenehm dünne Hüften Jim m ys m it
seinen Händen zart reitend; m anchm al vorwärts
gegen dem Rück en anderers zurück einstürzend,
Hände und Arm e um fassend, streichelnd unten von
Brust zur Leistenbeuge und wieder zurück ;
m anchm al
Schultern
Jim m ys
durch
seine
Achselhöhlen darunter greifend und gegen fester
Hebelwirk ung
stossend.
Das
Keuchen
und
ächzendes Freudek läffen durch Jim m ys Rück en in
Magen Alfs zurück dann vibrierend erk lärten ihm ,
dass alles richtig ging.
Etwa zwei Stunden oder noch m ehr die
jungen
Männer
verwendeten
einander
so:
regelm ässig
Positionen
verschiebend,
Rollen
eintauschend; vom Bett, auf Fussboden, auf
Fensterbrett
und
wieder
zurück
bewegend;
stehend, sitzend, k niend und nebeneinander
liegend oder einer auf anderem aufsteigend;
gegenüberliegend oder sich abwendend oder in
scheinbar lächerlichen W ink eln in ak robatischen
Trick s spreizend. Sie k am en die ganze W eile stets
zur m axim alen m öglichen Eindringtiefe
m it
m axim alem m öglichem Körperk ontak t zurück . Sie
k äm pften gegeneinander, um die erfinderischsten
und sinnesem pfindungsk itzelnden Kom binationen
zu erfinden; sie k äm pften zusam m en, um ein
einzelnes
dynam isches,
atem und
schweissgetränk tes Zweck zu verursachen, das
Neigung und Liebe wurde.
"Du bist so schön," Jim m y W ilson flüsterte
während einer regelm ässigen Ebbe in der W ut, als
- poco a poco meno mosso, ma sempre intenso Neigung nach ruhig durchhaltendem Tak t einige
Mom ente nachliess. Sie hatten neben- und
gegenübereinander gelegen, während Jim m y Alfs
an
der
seitlichen
Brustwurzel
wechselnd
abschleck te und leicht ank nabberte, seine Palm e
m it beharrlichem , langsam em Druck Biegungen von
der W irbelsäule des Iowans verfolgend. Gesicht
dann
Alfs
stürzte
nach
den
Mund
des
Krank enpflegers; wieder Jim m y auf seinem Rück en
drück end, er k letterte durch fortfahrenden Kuss
auf; und W ut zurück sprang: a tempo, subito.
Als alles rüber wurde, Jim m y sagte einfach,
"Ach, toll," stürzte auf seinem Magen nahe bei der
W and ein und hechtete in den Schlaf, als wenn
betäubt. Alf passte ihn einige Mom ente in
benom m ener Zufriedenheit auf, dann hink te in das
Badezim m er und schaltete das Licht ein. Sein
plötzliches Bild im Spiegel erinnerte ihn sofort an
den
Schafblattern
der
Kindheit: in seinem
schweissgebadeten Haar verstrick t und seinen
ganzen Körper von Gesicht zu Zehen um fassend:
einige hundertfache k leine Fleck e des Bluts und
des Kots.
Das
erweck te
herzliches,
sardonisches
Gelächter und eine lange, heisse Dusche m it viel
der Seife. Abgelassen und erschöpft danach, aber
neugierig zufrieden und glühend, Alf ging zum
Schlafzim m er zurück und drehte hinunter reines
Betttuch auf dem leeren Ostwandbett. Er k roch
innen und schlief.
Durch Morgenlicht betrachtete Alf den
gedäm pften
Haufen
der
schnarchenden
Bettbezügen, der Jim m y W ilson war, und Bestand
aufnahm . Die warm sättigende Trance der vorigen
Nacht wurde wom öglich gleichm ässig stärk er: wie
nichts, was er überhaupt vorher gefühlt hatte.
Keine begeisterte Nacht am See m it einer
anbetenden Cheerleader; k ein auf dem Rück sitz
ak robatisches Abenteuer m it einer National Merit
Scholar,
der
Herrin
Vizepräsident
der
Abschlussk lasse;
k ein
nach
der
Schule
Herum tollen in einem leeren Haus m it dem
verehrenden Schwulbub von der Strasse hinunter
liess ihn solcher Tiefe von Zufriedenheit und von
Freude em pfinden.
Sogar das langeingebildete Paradies der
liebevollen Arm e seines k leinen Ringk äm pfers was er nie um zu bitten Mut genug hatte, seine
Phantasie zu diesem Tag verfolgend - schien
irgendwie
zweitk lassig
angesichts
dieser
abgrundtief verwirk lichten Gefühle. Er hatte sich
nie
täuschte,
dass
Jim m y
auf
seine
Annäherungsversuche m it Liebestasten reagieren
wurde. Er hatte nie geglaubt, dass Jim m y
irgendetwas ausser durchaus heterosexuell und
beim Frauenm angel des Arm eek lim as in einem
frem den Land verständlicherweise frustriert wurde.
Jetzt schien es plötzlich, dass er m it Liebe für
diesen unvorhersehbaren jungen Mann barst; und
diese Liebe beantwortet wurde.
Jim m y wachte m it einem unangenehm
ächzenden Husten auf und stiess sein zerzaustes,
blink endes
Gesicht
in
erbarm ungsloses
Morgenlicht heraus. Sobald aus Bett heraus - die
ihn bedeck ende unreine Störung getrock netes
Bluts
und
Ausscheidung
schliesslich
völlig
erk ennend - er m urm elte einfach "Ach, Jesus
Christus! " und in das Badezim m er verschwand. Alf
versuchte,
sich
nicht
vorzustellen,
welche
unbequem e Drehungen das Reinigen Jim m ys
bedingen k onnte.
Er beschäftigte sich m it dem Abstreifen der
Tücher weg von den Betten, während die Dusche in
das Zim m er neben lief. Die am k otigsten er
bündelte in den weniger ek elhaften zusam m en, alle
weg innerhalb der prak tisch unbenutzten Tücher
von seinem eigenen Bett schliesslich bindend. Er
k ritzelte "bitte verzeiht uns" auf Deutsch auf einem
Hotelsstationärblatt, einen Zwanzig-Mark -Schein in
das Ergebnis faltend und sie unter dem Knoten der
zusam m engebündelten Tücher auf seinem jetzt
nack ten Bett verstauend.
Alf und Jim m y tauchten in leuchtenden
Morgensonnenschein auf und bald danach sassen
unter dem Schirm eines Strassencafétisches
k leines Frühstück und Kaffee herum stochernd.
Bem erk enswert wortk arg und m it offensichtlichem
Kater, Jim m y k lem m te seine Schläfeln zwischen
seinen Daum en und schirm te die Augen vom
grellen Glanz ab: sogar im Schirm schatten, eben
den steilen Abgrund unter dem Königstuhl und dem
Gaisberg. Alf starrte oben in den Him m el über
dieser Klippe hinaus an und erinnerte die vorherige
Nacht und das ek statischen Beethovenstück
einsam es
W andern
durch
jene
Hochländer
vorschlagte.
"W as im Gottesnam en bedeutet dieses
Idiotengrinsen?" Jim m y m urm elte. Alf betrachtete
ihn nachsichtig, k einerlei Pik ieren em pfindend.
"W enn du im m er noch nicht weisst, den
ganzen letzten Monat verschlafen hast."
"Verflucht,"
Jim m y
weich ächzte, "ich
wünsche, dass ich jetzt im m er noch schliefend
wäre."
"Du k annst gewiss heute später an der
Kaserne den Tag verschlafen," Alf betonte. "Ich
m uss jedenfalls m eine Scheisse zusam m enpack en
und nach Mannheim zurück . Ich k ann schon
besorgte Gefangene m einen Nam e auf dem W ind
zwitschernd hören."
"Tu m ir einen grossen Gefallen, Alf, wirst
du?" Jim m y sagte weich - nicht wie vor
k ratzbürstig, aber in ernsthaftem ruhig.
"Ich würde jedes beliebige für dich tun,
Jim m y W ilson," Alf beantwortete direk t, "jedes."
"Das ist, was m ich erschrick t," Jim m y
antwortete. In einer vollk om m enen W elt würde er
gelacht haben, nachdem er das gesagt hatte; aber
in der tatsächlichen W elt, er tat es nicht. "Hör, ich
bin nicht traurig darum , was gestern Abend
geschah; ich bin froh, dass wir es getan haben.
Aber zuk ünftig wenn wir überhaupt einander
begegnen, würd' ich's schätzen, wenn du grad's
nicht erwähnen würdest."
Mit bem erk enswert falscher Tapferk eit, sein
Herz brechend, Alf schoss ruhig zurück : "Kein
Problem , Jim m y. Du wirst noch k ein einziges
Piepsen von m ir über's hören. Lass m ich einfach
dir herzlichst einm al dank en, bevor ich den Mund
halte: Ich vergesse es nie - ich vergesse... dich nie
- so lang, wie ich lebe."
"Ja,
ich
auch
unergründlich zu; "das
erschrick t."
nicht,"
Jim m y
ist, was m ich
liess
auch
Und so es beendete.
Alf sprang aus der Strassenbahn heraus wie
ein Mensch, der irgendwo zu sein hätte, dann auf
dem Bürgersteig vor den Aussenanlagen des
Krank enhauses
stillstand;
schreck liche
vorwegnehm ende Schm etterlinge - m it unm öglicher
Hoffnung, Entschlossenheit und Liebe gem ischt innen grassierte. Er war nicht im Begriff, es wieder
zu erwähnen; er war nicht im Begriff, Jim m y zu
erk lären, dass er jede Nacht diese letzten acht
W ochen erinnernd, neu darlegend, sehnend wach
lag; er nicht war. Aber zum Teufel gewiss er war im
Begriff, ihn im Auge gerade zu schauen und ihm zu
erk lären, dass er ihn viel verm isste: und zum
Teufel schert die Israelis und die Araber für ihren
fick enden Krieg, der ihn in Mannheim Grundtücher
und Atropininjek toren in der Feldausrüstung
einzupack en und auszupack en zwang, wenn er in
Heidelberg m it Jim m y W ilson Schach gespielt
haben sollte.
Möglicherweise hatte sich irgendein Stachel
des Gewissens oder der Not ins Herz Jim m ys
hineingeschlichen und in der Zwischenzeit seine
Augen
zur
W ahrheit
geöffnet:
grade
m öglicherweise.
Alf betrat die altgewohnte Kaserne m it
Magensaufprallen und hörte seine eigenen Schritte
vom Ende des Flures widerhallen. Er blick te
schliesslich innen an der geöffneten Tür des
Zim m ers Jim m ys und schaute schnell zurück
hinunter die Diele, um sicher zu sein, dass er dem
rechten Gebäude gewählt hatte. Nichts in diesem
Zim m er Jim m y W ilson gehörte; k ein Zweifel über
das: nichts in diesem abgerüsteten Zim m er gehörte
jederm ann, ausser der Regierung der Vereinigten
Staaten.
Er stum m stahl hinunter den Gang zurück
und jeder geöffneten Tür innen betrachtete.
Schliesslich sah jem and, den er wusste: PFC
Partinelli,
ein
anderer
Krank enpfleger
der
allgem einen Abteilungen, der auf einer Koje sass
und einen Knopf auf einem Hem d nähte. "He,
Party," Alf sagte hell, "wie geht's?"
"He,
Sergeant
Bergson,"
Partinelli
beantwortete, nachdem er von seinen Reparaturen
hinaufgeschaut hatte. "Lange nicht gesehen! W o
sind Sie gewesen?"
"Schaffend an der Stock ade in Mannheim ,
als 'ne Sündenbestrafung," Alf ihm vertraute.
"Sage m al, ich suchte nach Jim m y W ilson, doch
scheinbar
er
'st
aus
dem
Zim m er
'raus
um gezogen."
"Oh," Partinelli stum pf sagte, "Sie haben
dann nicht gehört."
"W as gehört?" Alf zurück schoss.
"W ilson ist, oh je," der Krank enpfleger
zögerte, seine W örter schluck end. Er schaute
unten auf den Fussboden eine Sek unde und dann
zum Gesicht Alfs zurück , offenbar unfähig, um
etwas zu sagen; dann seufzte er. "Jim m y W ilson
ist tot, Sarge."
"Nein," Alf antwortete, "Oh, nein! W as zum
Teufel geschah?"
"Eine Überdosis des Heroins spritzte."
"Heroin?" Unsinn. "Er nahm nie Heroin, das
ich je wusste. Ein Bisschen Haschisch vielleicht,
wie jeder sonst. Aber Heroin?"
"Ja, das ist auch was jeder sonst sagte. Sie
glauben, dass er gerade entschieden hatte, es zu
versuchen und den Löffel m it der ersten Nadel
abgab, weil er nicht wusste, was er tat."
"Sie glauben nicht, dass..." - jetzt wurde Alf
um zu stolpern dran - "dass er's absichtlich tat,
wie?"
"Nein," Partinelli sagte nüchtern, "es wurde
sowieso als Unfall herausgegeben. Er hatte Ihnen
überhaupt was gesagt über den W unsch, sich
selbst zu töten?"
"Oh, zum Teufel, nein," Alf betonte, "Gott,
nein. Oh, was für eine Vergeudung! W as für eine
fick ende Vergeudung! "
"Ohne Zweifel."
"W ann ist's geschehen, doch?"
"Scheisse, W ochen vor. 's war die letzte
W oche im Septem ber, ich glaube." Er betrachtete
oben auf der Deck e und anscheinend dort gem alt
worden - oder schwebend - die Antwort sah. "Ja,
spät im Septem ber: bevor der Krieg in Israel
anfing, sicher bin ich."
Und die Tränen fingen von den Augen Alfs
zu fliessen an. "Mensch, verzeihe," er m urm elte
durch einen Stim m bruch. "'s ist nur solche
Vergeudung."
"Ohne Zweifel," Partinelli wiederholte. "'s
schlug m ich auch zuerst stark . Er war k reuzbraver
Kerl."
"Ja, stim m t," Alf einigte sich. "Ich m uss ab,
Scheisse, 's ist schreck lich."
"Tut m it leid, Sarge."
"Mir auch," Alf reagierte: den Gang entlang
gehend, seine Tränen k äm pfend.
Die Sonne draussen noch glänzend schien:
äusserst verblüffend. Er ging aus die Kaserne
zurück auf Karlsruherstrasse wie ein Zom bie ab.
W ohin dieser Mansch der Deutschen in allen ihren
k leinen Autos überhaupt gehen werden k önnten;
m anche nach Süden, m anche nach Norden: waren
sie
verloren?
Ein
enorm er
Handelsbrum m i
schleuderte
m it
einem
stark en,
rauchigen
W indstoss vorbei.
Irgendwie
verwirk lichte
er,
dass
eine
Fussgängeram pel wechseln m usste, bevor er zur
W estseite der Strasse hinübergehen k önnte. Der
k leine weisse Mann m it den stark en Stock gliedern
auf
der
grünen
Abschlussscheibe
blitzte
schliesslich und Alf trat in den Zebrastreifen
heraus. Zwei Schritte weg von dem Bordstein,
streifte er plötzlich weg von seiner Jack e ab und
fing zu laufen an: Traurigk eit und Leid sofort in
weissglühender Raserei um wandelte.
Er verfluchte alle Männer in den aparten
Anzügen, die in Kapitolen überhaupt sassen und
dum m e Gesetze schrieben. Zigarre-rauchende,
W hisk y-und-Soda-trink ende,
tablettensüchtige
Heuchler alle: wer Männer verurteilten, um für ein
Gott-vorgegebenes Unk raut gefangenzusetzen und
süffisant lächelten, während andere m it Nadeln in
ihren Arm en starben, weil niem and die zutreffende
Stärk e einer Schwarzm ark tstrassendroge k ennen
k onnten. Süffisant lächelten und hielten sich selbst
für
rechtschaffene
Verteidiger
der
selben
Gesellschaft, die ihre Idiotgesetze dezim ierten.
Seine grenzenlose W ut verfluchte alle
Gesetzgeber und selbstgerechte Prediger in ihren
glänzenden, hohen Kanzeln. Eines Mannes Liebe
war ein heiliges Sak ram ent, der Grundstein aller
Zivilisation; des folgenden Mannes war eine
k rim inelle Abscheulichk eit, in der eigentlich
vorgestellten Nase Gottes stink end. Verboten, um
sich zu verheiraten oder sogar so viel als seine
wahren Gefühle öffentlich sichtbar zu m achen,
seine infolgedessen k urzen und schattenhaften
Verhältnisse
dann
heiss
als
Beweise
der
k ongenitalen
Funk tionsstörung
verurteilt;
routinem ässig in Massen von den allgem einen
Plätzen durch die Polizei vertrieben, wurde er zum
Selbstm ord von der Verzweiflung, von der
Einsam k eit und von der Schande gereizt.
Nordwärts, zurück nach den Altstadt: so
schnell wie m öglich lief er engen Bürgersteigen
entlang, Rasereitränen hinunter sein Gesicht
ström end. Er betrachtete nie die Kreuzstrassen
(alle führen sowieso nur zum Berg) und lief vorbei
alle die Sam stagnachm ittagsdeutschen in ihren
Sam stagnachm ittagsk leidungen. Ein stoppte und
k reischte etwas an ihm ; "Dir auch, Arschloch! " Alf
schrie über seiner Schulter am Mann - dann ganz
das härtere laufen liess.
Nach etwa fünf Kilom eter - auf den Bahnhof
und das Stadtzentrum wiederk om m end, zurück auf
Rohrbacherstrasse wieder gedreht - er hörte auf zu
laufen und blies grosse Klum pen des Schleim s aus
seinen Stirnhöhlen heraus in ein Taschentuch aus.
Er hustete ausserdem etwas herauf aus seinen
Lungen heraus, und fühlte sich viel besser. Er
setzte die Jack e zurück an und erk annte plötzlich
den westlichen Rand des alten Bergfriedhofs, an
seinen Füssen. Mehr als ein W eg - über den
Steigerweg oder den Oberen Gaisbergweg - führte
von diesem Friedhof heraus auf die Hochländer
oben; Alf dachte, dass er gerade oben k lettern und
sehen k onnte, wenn irgendein Beethoven dort
gefunden werden k önnte: selbst wenn nur der
Trauermarsch vom Eroica.
Er stellte weg an einem gem ässigten Schritt
ein, pustend und regelm ässig stoppend, um sich
die Beine und den Rück en in abk ühlenden
Übungen zu streck en. Über die Länge eines
Fussballfelds voran, am Ende eines leicht
steigenden, pfeilgeraden, baum liniierten W eges,
eine Art von Pseudogriechischentem pel m it vier
Säulen - die Fassade von einem der ältesten in
Deutschland überlebenden Krem atorium s des 19.
Jahrhunderts - ragte. Liegende Frauen oder Engel
auf dem Sim sfriese des Gebäudes m itfühlend
betrachteten einander, da er sich näherte.
Alf stoppte am Fundam ent des Krem atorium s
in Betracht seiner W ahlen. Die Abteilung zum
nahen Südosten enthielt den einzigen ak tiven
jüdischen Gräberfeld in Heidelberg, der ältere Plot
am Klingenteich am Flussufer seine Kapazität bis
zum 1876 erreichend. W ährend der Nazi Dek ade
brachen
häufiger
Vandalism us
und
andere
Beleidigungen hier aus: die Leichenfledderer nicht
einfach erfüllt worden, hinunter die Synagogen
gebrannt zu haben, alle die Häusern und
Geschäften der Juden gestohlen zu haben, und
ihnen zum Tod in den Lagern bei Gurs und bei
Dachau vertrieben zu haben. Sogar Knochen der
seit langem toten Juden scheinbar beleidigten
arische rassische Reinheit und Erde.
Alf stellte dar, dass er während neulicher
Stunden bereits genug auf dem Holocaust m editiert
hatte - der Steigerweg lag sowieso m ehr zum
Nordosten von hier - so er drehte sich und stellte
weg entlang einen einladenden, nördlich führenden
Pfad ein. Um randet m it gem ässigt jungen Bäum en
und Sträuchen, k am die Illusion eines einfachen
W egs im Park leicht: solange die Bedeutung der
Denk m äler und der Inschriften entlang dem Pfad
fleissig ignoriert blieb. Ausgearbeitete Bildhauer
ausserdem gelegentlich erschienen: nachdenk liche
W ächterengel träge drapierten über den Steinen
und starrten k aum verborgenes Gefühl unten auf
verschwiegene Gräber an.
Ständig nordwârts und ostwärts haltend, Alf
streifte einen Überfluss der Gehwege um her, um
hinsichtlich heraus auf dem Steigerwegs Pfad zum
Bergrück en
oben
schliesslich
zu
stolpern
überzeugt. Stufenweise nahm en östliche W ege die
steileren
und
steileren
Steigungen
an,
überwiegend im m ergrüne Um felder in k ahler
m ittlernovem berlichen laubwechselnden Nack theit
verdünnten, und Denk m äler in zunehm endem
Masse verwittert, m oosbefleck t, und entfärbt
einwuchsen. Schliesslich Ablehnung, dass der
Schauplatz nur einfach ein alter Friedhof wurde nicht ein Bildhauerthem apark - absurd schien.
Auch k eine Ablehnung, dass Jim m y W ilson
tot wurde.
Irgendwo nahe dem offensichtlichen Kam m
einer Erhebung, ein k läglich erstauntes Quietschen
durchbohrte
die
Luft
gerade
voran;
ein
erschrock enes Eichhörnchen raste über dem Pfad
in einen Seitenweg, gelegentlich stoppend, um
seinen Schwanz zu schnalzen und m issbilligenden
W arnungen am störenden Menschen zurück zu
gluck en. Grim m ig gluck send an der paranoiden
Bedrängnis des Tieres, Alf stoppte ein Mom ent und
bem erk te, dass der gewählten Pfad anscheinend
durch eine andere Abteilung der neueren Steine
führte.
Leuchtender
Mittlernachm ittagssonnenschein,
scheinbar
m it
wirbelnden Staubk örnern der atm osphärischen
Trüm m er lebendig, durchschnitt ein Bruch in den
um gebenden Föhren, auf einer Abteilung der
Grabsteine etwa halber W eg den Pfad herauf
verführerisch glänzend.
Alf m achte sich auf diesen W eg entlang,
unbeabsichtigt das unglück liche Eichhörnchen
stufenweise vor ihn treibend und gelegentlich
dem selben versichernd, dass er k einen Schaden
bedeutete, aber nur durch überschreiten wollte. An
der Insel des Tageslichtes stoppte er und
betrachtete das Hauptdenk m al belichtete - eine
einfache graue Felsplatte wie ein Sargdeck el,
senk recht zum W eg gestellt m it seinem Kopf etwas
erhöht. Eingeschrieben um die Seiten- und
Unterk anten der Platte, auf Luthers grossm ächtig
schm uck losen Deutsch, die W örter der 1. Korinther
13:13:
Nun aber bleibet Glaube, Hoffnung
und Liebe, diese drei: aber die Liebe
ist die grösste unter ihnen.
Am Kopf der
W ilhelm Furtwängler.
Platte
eingestellter
Nam e:
Eine elek trische Aufladung der reinen
Ungläubigk eit schoss entlang der W irbelsäule Alfs,
das Haar auf seinem Genick dahinter anhebend. Er
k annte,
dass
Robert
Bunsen,
Quäler
der
Chem ielaborstudenten überall, lag irgendwo in
diesem Friedhof begraben; er k annte, dass
Friedrich Ebert, der sozialdem ok ratische erste
Präsident der W eim ar Republik , südöstlich von hier
unter einem m assiven Dolom itblock zurück lehnte;
er sogar k annte, dass 27 antifaschistische durch
die Nazin hingerichtete deutsche Ak tivisten im
Bergfriedhof Mahnm al bek om m en und begraben
wurden. W arum denn hatte er nicht gek annt, dass
auch W ilhelm Furtwängler hier stillstand?
Schon alteingeführt als einer der fünf oberen
Dirigenten der W elt bis zum den frühen dreissiger
Jahren, Furtwängler hatte sich 50 genähert, als die
Nazin an die Macht k am en. Als Direk tor der Oper
Berlin, des Leipzigen Gewandhauses, der Berliner
Philharm onik er
und
des
Bayreuthen
Festspielorchesters, er Auslandsk apitalen - und
sogar Am erik a - zum grossen Beifall wiederholt
bereist hatte. Die prächtige Feder, die sein
Ansehen in der deutschen nationalen Mütze
anheftete,
Hitler
und
seine
Spiessgesellen
auszunutzen scharf wurden.
Aber W ilhelm Furtwängler bedauerte den
Machtsaufstieg der Nazin. Er widerstand k räftig
Bem ühungen, Juden von Besetzungen in den
deutschen Künsten auszuschliessen und, als
Goebbels Aufführung Paul Hindem iths eher zu
durchsichtig anti-Nazi historischen Oper, Mathis
der Maler, verbot, Furtwängler dank te seine
Direk torstelle der Oper Berlin ab. Aber Vorschläge,
dass er Hindem ith und anderen im selbst
auferlegten Exil beitrete gingen zu weit, er glaubte.
Vorgesetzte Furtwänglers - laut eigenen
Lichtern - waren Beethoven, Bach, Brahm s und die
Zuk unft der deutschen Kultur: nicht Hitler, Goering
und Goebbels. Er glaubte, dass der achtbare Kurs
der deutsche Musik dienend fortsetzen und
Barbaransprüchen zur Führung im k ulturellen
Bereich widerstehen wurde. Aber Nazisteuerung
der
Rundfunk m edien
nah
verunm öglichte
wirk ungsvolle
W iderstand
und
der
Krieg
selbstverständlich zerstörte alles: nicht allein
W ilhelm Furtwänglers guten Ruf. Für im m er nach,
versenk ten W olk en der bitteren Kontroverse über
seine angenom m ene Mitschuld m it den Nazin
verschlangen seine Arbeit und Person. Einige
glaubten
seiner
schnellen
Abnahm e
und
verhältnism ässig frühen Tod in 1954 folgte direk t
von diesem giftigen Aufruhr.
Manche behauptete, dass wilde Intensität in
den Kriegsaufnahm en Furtwänglers zeigte auf
seinen - und seines Orchesters - gelittenen Trotz
angesichts der Nazi Tyrannei und Gewalttätigk eit.
Die verhältnism ässig geringe Qualität der Alfs
erk annten Aufnahm en sogar gegeben, er m usste
etwas
ausserordentliche
geistige
durchbearbeitende
Kraft
zustim m en.
Eine
Produk tion spät-1944 von Bruck ners unbeendeter
9. nahm insbesondere das sogar norm alerweise
unverm eidliche
Pathos
des
abschliessenden
Adagios zu den fast unerträglich ergreifenden
Höhen.
Aber
am
gruseligsten
Kriegfall
der
deutschen Musik zum Verstand Alfs wurde nicht
wirk lich von Maestro Furtwängler geleitet - obwohl
er das Podium besetzte, da er schwitzte. Spät in
dem dritten Aufzug der Meistersinger von Nürnberg
lacht ein Stadtm enschenchor einen anm assenden
Blödm ann - frisch als ink om petenter Betrüger
blossgestellt - zu wohlverdientem Verachten aus.
Aber die Sänger 1943 einer Bayreuthsaufführung plötzlich von der Disziplin sorgfältig definierter
Noten unter historischgesetztem Text befreit gelangen, an diesem Punk t in der Partitur nur
pathetisch falschen Karik aturen des Gelächters
abzudrosseln. Unterström ungen der Betroffenheit,
des Gram s und der Scheu in ihren Stim m en
sprachen m ehr zu Stalingradsgrauen, zu m assiven
Luftbom bardierungen und endlosen Unfallreports,
als zu fröhlicher wagnerischen Spottschrift oder
den Trosten der Kunst.
Alf
drehte
seinen
Rück en
heiss
auf
Grabstein Furtwänglers, sein Herz am plötzlichem
auf
unerbittlicher
Verzweiflung
durchstochen.
Erschrock ene Zuschauer, Opfer und Schik aneure
lagen durcheinander zusam m en in jede Richtung
um ihn: alle stiegen unten in die gleiche
verschwiegene Erde ein: überall auf der W elt.
Nazin, Juden, Deutsche und Zigeuner; Ariere und
Slawen; Muongstam m esangehörigen und Airborne
Rangers;
m agere
afrik anische
Babys,
fette
am erik anische
Geschäftsm änner
und
fette
russische
Kom m issare;
Landwirte,
Dok toren,
Soldaten,
Politik er,
Versicherungsvertreter,
Mörder, Prediger, Künstler, Frauen, Musik er;
schwarz, weiss, rot, gelb, braun: alle stiegen unten
in die gleiche k alte, gleichgültige Erde zusam m en
ein.
Als Soldat, der nie einen Schuss gegen den
Feind abfeuerte, ein hooch hinunter brannte oder
jederm ann in Um zugslager trieb; als Bürger, der
durchweg gegen waghalsige Führung wählte und
gegen
unm enschliche,
verlassene
Politik
argum entierte;
als
Steuerzahler,
der
nichtsdestoweniger Cäsar seinen Anteil abführte:
wie viel weniger Schuld wurde er, als die, die die
Abzüge zogen oder die Entscheidungen trafen?
W ie viel weniger verantwortlich, als höhnische
Kaffeestubequarterback s, die gegen "Hippies und
Antik riegsprotestler, die die Truppen in dem
Rück en erstechen" schim pften? W ie viel weniger
Schuld für den durchschnittlichen Am erik aner dessen Vorfahren einen Kontinent entvölk erte, um
ihn m it Sk laven von einem anderen zu füllen - m it
dem
durchschnittlichen
heutigen
Deutschen
verglichen?
Dass seine eigenen Vorfahren k eine solche
Sache getan hatten, eigentlich Leben und Glied
der Hilfe, um Sk laven und andere zu befreien
opfernd, bot dürftigen Trost an. Volk stüm liche
Abneigung gegen die deutschen, japanischen,
russischen, chinesischen, nordk oreanischen und
nordvietnam esischen
Völk er
erwies
die
Kollek tivschuld als unverm eidlich. Die W elt an
grossem würde gewiss nicht an My Lai, Napalm ,
Agent Orange oder Nagasak i sich freundlich
erinnern.
Als Hom osexueller - Bisexueller oder was
auch im m er er war - der k ulturellen Hass und
Furcht still ertrug, um sein Job und das Aussehen
der Selbstachtung aufzubewahren, welcher Anteil
seiner eigenen Unterdrück ung selbst erschuf er?
Er nach allen gerade m it seinen eigenen Händen
half, um Rick y Niem eyer in einem Kasten zu
versperren;
er
unbedingt
bedrohte
einen
pathetischen alten Mann im Bahnhof
Polizei. Die Polizei! er war die Polizei.
m it
der
Er
half,
um
Jim m y
W ilson
zum
hoffnungslosen Draufgängertum - sogar zum
Selbstm ord, m öglicherweise - m it seiner Liebe
anzutreiben.
Als Alf acht Jahre alt auf Fam ilieferien an
der Carolinak üste war, eine W elle ihn unten in der
Brandung k lopfte; der Sog ihn weg vom Ufer zog.
Der bittere Geschm ack des unerbittlichen Druck s
des Meeres und seiner hilflosen Panik dann k am
zu ihm jetzt zurück ; er irgendwie auf dem Grund
sitzend wurde: vor Grab Furtwänglers sitzend,
Gesicht
in
den
Händen.
Tränen
in
einer
verärgerten Flut k ursierten seinen Handgelenk en
vorbei in seine Jack eärm el und in Pullover unten
zu seinen W ink elstück en.
W as hatte er getan; was hatte er getan oder
nicht getan; was hatte er getan? W as wünschten
sie von ihm ? Tränen flossen gegen allen
W iderstand, bis sein Kopf pochte und seine Ohren
schellten. Schliesslich warf er sich selbst sogar
vor, dass er bloss selbstsüchtiges persönliches
Leid fühlte, angesichts soviel der tatsächlichen
Tragödie weltweit. Da ihm der Kragen platzte.
Alf schwank te betrunk en zu seinen Füssen,
seine Nase dennoch wieder in ein Taschentuch
jetzt
gänzlich
getränk t
m it
verstossener
Feuchtigk eit leerend. Ohne sogar zu wissen zu
wem oder zu was, er schm erzende Augen hinauf
drehte und durch zusam m engebissene Zähne
ächzte: "ich m uss wissen..." W as W issen? W as auf
Erde? "Ich m uss wissen..., was Du wirklich an m ich
denk st."
Ruhe regierte selbstverständlich: k eine
dröhnende
überirdische Ansage folgte; k ein
betäubender Donnerschlag oder wütender W ind die
Bäum e zum Boden verbogen; k eine Chöre der
him m lischen Trom peten prok lam ierten. W enn alles,
das häufige W ehen des Tages zur absoluten Stille
verm inderte
und
die
schauk elnden
im m ergrünum gebenden W ipfel einfroren. Er stand
und oben behielt ein aufsässiges, verärgertes
Anstarren
bei:
in
das
Kristall-blaue,
sonnengebadete,
gleichgültige
Gesicht
eines
stum m en Alls.
Dann sprach eine äusserst stille, nüchterne,
sanftm ütige, besorgte und ruhige Stim m e von der
Luft direk t über ihm , sagend: "Du sollst zur
Abwechslung deinem eigenen Rat folgen."
Die Stim m e war nicht in seinem Kopf; das
war über allem Zweifel hinaus. Die Stim m en, die in
seinem
Kopf
waren,
schnatterten
"Trick ,"
"W ahnbild," "hör nicht zu," und sogar "auf den
Knien, Depp! " Aber Alf - plötzlich erstarrt und
atem los
m it
verwundertem ,
ahnungsvollem
Schreck en
folgte
am erik anische
ureinwohnerschäftliche W eisheit: er dastehend
blieb in Anwesenheit des Grossen Geheimnisses.
Er stellte sich vor, dass Hinweise des
ironischen
Vergnügens
schoss
durch
die
Luftraum stim m e, wie zunächst sie ruhig seine
eigenen ehem aligen W örter zurück zu ihm
wiederholte:
"Nur einm al gerade den Mund halt und hör
zu."
Alf und alle seine internen Monologe die
Münder hielten und zuhörten.
"Ich liebe dich," die Stim m e folgerte einfach.
Alf senk te sein Anstaunen und erwähnte - in
einem
flüchtigen
Blick
die
Masse
der
um gebenden Grabstätten, die ordentliche und
liebevolle Obacht, die jetzt durch lebendige für
jene lang toten gezeigt wurde, die ausgiebig
glänzend goldenen Sonnenstrahlen, die unter
Föhren, Buchen und Eichen tanzten. "Dank e," er
rauschte in Richtung zu den Bäum en; dann
bedenk end, er drehte sein Gesicht gen Him m el
wieder und deutlich sagte: "Dank e vielm als." Er
wusste in seinem Herzen, dass nichts in diesem
Mom ent noch gebeten, geantwortet oder erwartet
werden sollte.
Mischchöre und ein Knabenchor steigen
über m assiven verbundenen Orchestern im Veni,
creator spiritus von Mahlers ek statischer 8.
Sym phonie an, auf einer Hym ne aus dem 9.
Jahrhundert basiert:
Accende Lumen sensibus,
Infunde amorem cordibus.
Zünd die Sinne mit Licht an,
giess in die Herzen Liebe
Alf wieder weinte; aber jetzt m ischte Gram
m it Dank bark eit, Hoffnung, Glauben, Entschlossenheit und Liebe.
Es nützt allen irgendwie endlich. Es genügt
einem Zweck , dass die Millionen erleiden, dass
alle die scheinbar unbelohnten und zerquetschten
opfern, sogar dass eine furchtsam e, undank bare
Maus wie er zweifelt und sich gräm t. Irgendein
Prozess, über unergründlichen dunk len Äonen des
Alters ausbreitend, sich baute ins Licht: in die
Erleuchtung und den Frieden.
Selbst wenn sie wäre nur eine Stim m e
seines Kopfes innen - oder aussen oder hindurch
den - sie sagte, was er hören m usste. Im Schm utz
und Blut getragen: jedes Auge, Ohr und Herz wird
bezaubert; Licht - und die Lyrik der Liebe - sie
hinanziehen! Ergebenen Abschied zum Grab
Furtwänglers
bietend,
Alf
Peter
Bergson
m arschierte den Hügel hinunter zurück - Märtyrern,
Monstern, bloss Tödlichen und ihren Denk m älern
vorbei - zum Hauptbahnhof Heidelberg, der Arm ee,
der Mannheim er Stock ade, der Vereinigten Staaten
von Am erik a: und der W elt.
M A R S H A L L M. K E R R D I E N T E I N D E R A R ME E D E R
VEREINIGTEN STAATEN - MILITÄRISCHEN POLIZEIKORPS W ÄHREND DER FRÜHEN SIEBZIGER JAHRE.