Inhalt Kommentar“ Thomas Steensen: Der „eiserne Kanzler“ und Nordfriesland 2 Chronik Biike-Empfang 2015 Nationale Minderheiten: Thema an der Europa-Universität Flensburg Limericks auf Friesisch: Tams-Jörgensen-Preisaufgabe 2015 100. iirdäi foon Alfred Boysen Hans Ahrenstorf (* 8. April 1918, † 10. Dezember 2014) Aufruf: Christian-Feddersen-Preis 2015 Ellins wäält: „Schäriti“ üüb Sal? Üt da friiske feriine Nordfriesland im Winter 3 4 5 5 6 6 7 8 9 Aufsätze Friesische Grußkarten 11 Günter Frank: August Jakobs – ein Amrumer Kapitän Ein Lebensbericht 14 Zehn Jahre Friesisch-Gesetz 21 Heinrich Kröger: Plattdüütsch in de Kark – wie es begann Zum 75. Todestag von Pastor Heinrich Hansen 23 Ferteel iinjsen! Gary Funck: Plachte 26 Bücher Niebüll in der NS-Zeit Klaar Kimming – Eine fotografische Reise Das Watt aus der Luft / Nolde ohne Legende Ladelund: Gedenken Kaland und Trauerkultur 27 28 29 30 31 Gesamt-Inhaltsverzeichnis 2014 (Hefte 185–188) Impressum 31 32 Titelbild Auto auf dem Vordeck der „Amrum“ Mitte der 1960er-Jahre (Foto: Sammlung August Jakobs) Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 28. Februar 2015 Nummer 189 von N steht am Anfang eines Jubiläumsjahres: 1965, vor 50 Jahren, nahm das Nordfriisk Instituut als hauptamtliche wissenschaftliche Einrichtung zur Erforschung, Förderung und Dokumentation der Sprache, Geschichte und Kultur Nordfrieslands seine Arbeit auf. Die erste Ausgabe der Vierteljahresschrift N erschien im Dezember 1965, gegründet und zunächst alleine redigiert von Reimer Kay Holander. Der vierteljährliche Rhythmus konnte nicht immer eingehalten werden, es erschienen im Laufe der Jahre 19 Doppelund zwei Dreifachausgaben. Die Zeitschrift wird mit der Dezember-Ausgabe 2015, die speziell auf das Institutsjubiläum ausgerichtet sein soll, „erst“ Nr. 192 erreichen und nicht Nr. 200. N ist und bleibt die einzige Zeitschrift, die sich auf ganz Nordfriesland mit allen Themenbereichen bezieht. Sie bildet einen in der Satzung verankerten Eckpfeiler in der Arbeit des Nordfriisk Instituut, das nun auf ein halbes Jahrhundert zurückblickt. Der „eiserne Kanzler“ und Nordfriesland Das Jahr 2015 bringt manche Gedenktage mit Belang für Nordfriesland. Vor 60 Jahren verkündeten die Regierungen in Bonn und Kopenhagen Erklärungen, die der dänischen und der deutschen Minderheit Rechte zusicherten, die Nordfriesen allerdings wurden „vergessen“. Vor 75 Jahren starb im KZ Sachsenhausen bei Berlin der große friesische Dichter Jens Mungard; NS-Deutschland besetzte Dänemark und die Niederlande. Vor 125 Jahren gelangte die nordfriesische Insel Helgoland, bis dahin britische Kronkolonie, zu Deutschland, und auf Amrum begann in Wittdün der Fremdenverkehr. Vor 150 Jahren wurde die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger gegründet, die seither nicht weniger als 80 000 Menschen aus Seenot rettete und die auch in Nordfriesland Stationen unterhält. Vor 200 Jahren endete der Wiener Kongress, der für den dänischen Gesamtstaat, zu dem Nordfriesland gehörte, vor allem den Verlust Norwegens brachte. Und am 1. April 1815 wurde im Schloss Schönhausen in Sachsen-Anhalt Otto von Bismarck geboren. Warum aber ist der 200. Geburtstag des „eisernen Kanzlers“ ein Gedenktag für Nordfriesland? Ganz gewiss sind es nicht allein die „großen Männer“, die Geschichte machten. Aber sicher ist: Bismarck hatte entscheidenden Anteil an den später so genannten drei Einigungskriegen, die sich für Nordfriesland als folgenreich erwiesen. Der deutsch-dänische Krieg 1864 bedeutete mit der erstmaligen Lösung von Dänemark eine besondere Zäsur, der deutsche Krieg 1866 ließ auch unsere Region zu einem Teil Preußens werden, der deutsch-französische Krieg 1871 löste hier nationale Begeisterung aus. 2 1965 50 iir 2015 Foto: Thomas Steensen Kommentar Das maßgeblich von Bismarck gegründete Deutsche Kaiserreich war für Nordfriesland eine Zeit großer Veränderungen und wirtschaftlichen Fortschritts. Viele repräsentative Gebäude zeugen noch heute davon. Es endete knapp ein Vierteljahrhundert nach Bismarcks Entlassung indes im Ersten Weltkrieg, in dem Tausende Nordfriesen ihr Leben ließen. Bismarck einigte Deutschland „von oben“. Auf die Mitwirkung der Bürger legte er keinen Wert. Freiheitlich Gesinnte beklagten dies heftig. Der vielleicht schärfste zeitgenössische Kritiker war ein Mann aus Nordfriesland: Theodor Mommsen (1817–1903), in Garding geboren, weltweit bekannter Althistoriker, der 1902 als erster Deutscher den Nobelpreis für Literatur erhielt. Im deutsch-dänischen Krieg 1864 hatte er sich noch ganz auf die Seite Bismarcks geschlagen: „Warum soll Preußen in den Elbherzogtümern einen neuen Kleinstaat, das heißt einen neuen Gegner, eine neue Nullität, ein Schwaben des Nordens errichten helfen?“ Mommsens Biograf Stefan Rebenich meint: „Im nationalen Taumel war Mommsen umgefallen, machte Bismarcks Politik zur Politik des deutschen Volkes, stellte seine konstitutionellen Forderungen hintan.“ Damit sei Mommsen, so schrieb bereits Alfred Heuss, zum „Schrittmacher einer Entwicklung geworden, deren Ergebnis ihm später so viel Kümmernis bereitete“. Die Hoffnungen, die der Liberale Mommsen mit den „Einigungskriegen“ verknüpfte, zerstoben schnell. Er wurde zum entschiedenen Gegner Bismarcks und warf ihm vor, „der Nation das Rückgrat gebrochen“ zu haben. Preußen bezeichnete er nun als „Junker- und Pfaffenstaat“. Die „Bismarckerei“ habe den Deutschen den Bürgersinn ausgetrieben. Dringend notwendig sei es, „Herrn Bismarck und den Seinigen gegenüber die Verfassung zu verteidigen“. Der Reichskanzler strengte sogar einen Beleidigungsprozess an. Mommsen gewann. Ein anderer mit Nordfriesland verbundener Mann hingegen wirkte daran mit, dass sich die weithin herrschende Bewunderung für den Bredstedter Bismarck-Büste Reichskanzler zu einem BismarckKult steigerte: Harro Magnussen (1861–1908), der zu den bedeutenden Bildhauern des Kaiserreichs zählte. Eine von ihm 1889 angefertigte Bismarck-Büste war zehn Jahre später bereits in 1000 Exemplaren verbreitet. Im Bredstedter Rathaus steht bis heute ein von Magnussen im Todesjahr Bismarcks 1898 angefertigtes Bronzebildwerk des Kanzlers. Der Künstler machte es Bredstedt zum Geschenk, dem Heimatort seines Vaters, des Malers Christian Carl Magnussen (1821– 1896), als der Flecken im Jahre 1900 zur Stadt erhoben wurde. Zu manchen Erscheinungen des Kaiserreichs hielt Harro Magnussen aber Distanz. In einem „Mahnwort“ an seine friesischen „Heimatsgenossen“ wandte er sich gegen die herrschende Gleichmacherei: „… seid stolz auf Euch, auf Eure Geschichte und lasst die Preußen stolz auf die ihrige sein. … Ihr müsst und sollt Friesen bleiben! Hütet Eure eigene Sprache, Ihr seid die einzigen fast unter den deutschen Völkern, die noch eine solche besitzen.“ Dieser Geist der Zeit war es, der 1902 zur Gründung des Nordfriesischen Vereins führte. Trotz mancher Vorbehalte hielten seine Mitglieder den Reichsgründer in Ehren. Die seit 1920/23 auftretenden „nationalen Friesen“ indes sahen in ihm den prominentesten der preußischen „Junker“, die Nordfriesland im deutschen Sinne „kolonisiert“ hatten. An Bismarck scheiden sich die Geister, auch in Nordfriesland. Thomas Steensen Nordfriesland 189 – März 2015 Biike-Empfang 2015 Die Botschaft des Biikebrennens lautet: „We friiske san deer!“ Wir Friesen sind da! Mit diesen Worten begrüßte Ilse Johanna Christiansen, Vorsitzende des Frasche Rädj, 200 Gäste zum Biike-Empfang 2015 am 21. Februar im Multimar-Wattforum in Tönning. Ein wesentliches Ergebnis des friesischen Engagements ist die Aufnahme des Feuerbrauches in das nationale Verzeichnis der Vorschläge für die UNESCO-Liste des immateriellen Weltkulturerbes. Deutschland, das dem UNESCO-Abkommen zum Schutz dieses Erbes 2013 beigetreten ist, hat bislang insgesamt 27 Traditionsformen in dieses Verzeichnis aufgenommen, zum Beispiel den rheinischen Karneval mit all seinen lokalen Varianten, vorgeschlagen vom Land Nordrhein-Westfalen, die deutsche Brotkultur, federführend vertreten vom Land Berlin, und das von Mecklenburg-Vorpommern eingereichte Reetdachdecker-Handwerk (vgl. www.unesco.de). Auf nationaler Ebene gibt diese Anerkennung des Biikebrennens dem Friesischen, das betonte die Friesenrats-Vorsitzende, eine erhöhte Präsenz. Dr. Gerd Meurs, Direktor des Multimar-Wattforums eröffnete den Reigen der Grußworte. Gudrun Fuchs, Vorsitzende des Nordfriesischen Vereins, begrüßte in Eiderstedter Tracht die Gäste „in de Kulturlandschaft Eiderstedt mit Schiewerslüüd, Künstler un Musikanten“. Ein Schwerpunkt der Arbeit sei hier die Vermittlung des Plattdeutschen an die Kinder. Die Aufnahme der friesischen Biike in das nationale UNESCO-Verzeichnis zeuge von der Souveränität der Mehrheitsgesellschaft im Umgang mit einer Minderheit. So formulierte es Robert Habeck, Minister für EnerNordfriesland 189 – März 2015 dition durchaus entspreche. Mary Ebsen, stellvertretende Tönninger Bürgermeisterin, berichtete, dass in Tönning 2015 zum vierten Mal eine Biike entzündet werde. Die aus dem Norden des Kreisgebietes stammende Tradition sei auf dem Weg, sich in Eiderstedt festzusetzen. In Dänemark geboren, familiär bedingt in die Niederlande umgesiedelt, dort zeitweise für die Provinz Fryslân tätig und danach langjähriger Sekretär des trilateralen Wattenmeersekretariats in Wilhelmshaven, gehört Jens Enemark zu den führenden Experten für die friesisch geprägte Küste zwischen Esbjerg und Den Helder. Die Nordsee, das Mare Frisicum, bildet mit den kraftvollen Seefahrer-Gesellschaften an seinen Küsten und dem Erbe genossenschaftlicher Autonomie eine Wiege der modernen Weltkultur, sagte er in seinem Vortrag zur Nordseekooperation. Im Jahre 2018 werde Ljouwert/ Leeuwarden in Fryslân europäische Kulturhauptstadt sein, davon seien inspirierende Impulse zu erhoffen. Den Biike-Empfang umrahmten musikalisch der eiderstedtische Sänger Rainer Martens und die friesische Pädagogin Thora Kahl. Sie sang zum Schluss den vom Sprachlektor am Nordfriisk Instituut Tams Jörgensen 1974 gemeinsam mit dem Musiker Knut Kiesewetter geschriebenen Biikensung mit der Schlusszeile: Frasch wan we weese än bliwe! fp Foto: Harry Kunz Chronik giewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume. Das Immaterielle an der Biike sei das Feuer. Eine elementare Kraft werde genutzt, um eine der Dingwelt am Ende überlegene Geistwelt entstehen zu lassen. Um dieses Erbe gehe es eigentlich, auch und gerade, wenn sein materieller Nutzen unbezifferbar bleibe. Habeck überbrachte die Grüße der Landesregierung und insbesondere der Minderheitenbeauftragten Renate Schnack, die wegen eines kurzfristig anberaumten minderheitenpolitischen Perspektivgesprächs mit dem Auswärtigen Amt ihre Teilnahme am Empfang hatte absagen müssen. Jede Generation präge das Biikebrennen in ihrem Sinne neu, die Seele des Festes aber bleibe erhalten, diese Auffassung vertrat Landtagspräsident Klaus Schlie, Vorsitzender des Landtagsgremiums für Fragen der friesischen Volksgruppe. Die sich am Feuer versammeln, seien in ethischer Verantwortung mit denen verbunden, die vor ihnen hier standen, und die in Zukunft dort stehen werden. Der Kreis Nordfriesland warte dringend auf den weiteren Ausbau der Bundesstraße 5. Die umfangreichen Mittel, die dem Kreis im kommunalen Finanzausgleich entzogen wurden, werde man nicht kampflos aufgeben. Mit diesen Ansagen nutzte Kreispräsident Heinz Maurus dem Empfang für ein offenes Wort, wie es, so hob er hervor, der Biikentra- Friesenrats-Vorsitzende Ilse Johanna Christiansen (Mitte) führte mit viel Engagement durch das Programm des Biike-Empfangs. 1965 50 iir 2015 3 Foto: Temmo Bosse Nationale Minderheiten: Thema an der Europa-Universität Flensburg Teilnehmende des Seminars „Minderheiten in Deutschland im europäischen Zusammenhang“ mit der Minderheitenbeauftragten Renate Schnack und Prof. Dr. Thomas Steensen Häägar Wo hat die Hauptorganisation der Minderheiten Europas ihren Sitz? Wer oder was sind eigentlich die Sorben? In welchen Staaten leben Friesen? Nur wenige Studierende der Europa-Universität Flensburg wissen auf diese Fragen präzise zu antworten. Das zeigte sich während des Wintersemesters in der Lehrveranstaltung „Minderheiten in Deutschland im europäischen Zusammenhang“. Am Semesterschluss wussten es die 30 Teilnehmenden indes genau: Die Föderalistische Union Europäischer Volksgruppen hat ihren Sitz in Flensburg. Die Sorben sind eine slawische Minderheit südöstlich von Berlin. Friesen leben in Deutschland und den Niederlanden. 4 Seit 2007 bietet Professor Dr. Thomas Steensen dieses Seminar mit jeweils unterschiedlichem Schwerpunkt an. Inzwischen haben fast 300 Studierende, zumeist angehende Lehrkräfte für die Fächer Geschichte und Friesisch, daran teilgenommen. „Wer sich mit Minderheiten beschäftigt, lernt auch Respekt vor dem Anderssein und der kulturellen Vielfalt“, meint der Direktor des Nordfriisk Instituut in Bredstedt, das auch als „An-Institut“ der Universität fungiert. Die minderheitenpolitische Regelung im deutsch-dänisch-friesischen Grenzland gilt weithin als mustergültig. Die Nähe Flensburgs zu mehreren Minderheiten und deren Organisationen wurde genutzt, um die Studierenden ins Gespräch mit handelnden Personen zu bringen. Gäste waren Erk Hassold für die Friesen, Martin Lorenzen für die dänische Minderheit und Matthäus Weiß für die Sinti und Roma in Schleswig-Holstein. Zum Abschluss kam die Minderheitenbeauftragte des Ministerpräsidenten Renate Schnack nach Flensburg. Aus Berlin war die Sorbin Judith Walde angereist, die das Sekretariat der vier in Deutschland anerkannten nationalen Minderheiten leitet. Das Wissensdefizit über die Minderheiten in der Bundesrepublik sei groß, sagte sie und fügte hinzu: „Das Beispiel der Europa-Universität Flensburg sollte auch an anderen Universitäten Schule machen.“ FS Man hi kür wes diarme Jil fortiini. Ik ken et ek ütstuun, wan di Hün bi Naachtert sa beđert. 1965 50 iir 2015 Nordfriesland 189 – März 2015 Limericks auf Friesisch: Tams-Jörgensen-Preisaufgabe 2015 Sprache und Identität zu gewinnen. Bei seinem Ausscheiden aus dem Institut 1984 nannte ihn der damalige Vorsitzende des Institutsvereins Jakob Tholund einen „Missionar des Friesischen in Friesland“. Die Erträge des 2005 anlässlich des 40-jährigen Bestehens des Nordfriisk Instituut ins Leben gerufenen TamsJörgensen-Fonds werden alle zwei Jahre für den Tams-Jörgensen-Preis ausgeschüttet. Diesmal geht es also um einen friesischen Limerick. Ein Limerick ist ein scherzhaftes Gedicht mit einem bestimmten Reimschema. In der ersten Zeile werden die handelnde Person und ein Ort genannt, in den folgenden Zeilen wird etwas über diese Person erzählt. Die letzte Zeile sollte möglichst mit einer überraschenden Pointe aufwarten. Ein hochdeutsches Beispiel: Foto: Nordfriisk Instituut Die diesjährige Aufgabe für den Tams-Jörgensen-Preis des Nordfriisk Instituut besteht im Verfassen eines friesischen Gedichts nach der Art eines Limericks. Der mit 250 Euro dotierte Preis erinnert an den Frisisten Tams Jörgensen (1924–1987), einen der Hauptinitiatoren des Nordfriisk Instituut, das 1965 als hauptamtliche wissenschaftliche Einrichtung seine Arbeit aufnahm. Zwei Jahrzehnte lang war Tams Jörgensen an dieser Arbeit maßgeblich beteiligt. Mit großer Sorgfalt betreute er zahlreiche Veröffentlichungen zum Friesischen. Jörgensen redigierte von 1968 bis 1985 als verantwortlicher Schriftleiter das Nordfriesische Jahrbuch, wirkte ab 1971 als Lehrbeauftragter für Friesisch an der damaligen Pädagogischen Hochschule in Flensburg und leitete zahlreiche friesische Sprachkurse. Stark beeinflusst wurde er von dem Gedankengut des dänischen Theologen und Philosophen Nicolai Frederik Severin Grundtvig (1783– 1872), dessen Ideen er für die friesische Arbeit fruchtbar zu machen suchte. Ein wesentliches Anliegen war es ihm, junge Menschen für die Tams Jörgensen Einsendeschluss für die Vorschläge ist der 31. März 2015. Eine vom Nordfriisk Instituut benannte Jury wählt die überzeugendste Dichtung aus. Der Rechtsweg ist dabei ausgeschlossen. Einsendungen per Post an: Nordfriisk Instituut, Süderstr. 30, D-25821 Bräist/Bredstedt, NF, per Fax: 0049(0)4671/1333 oder per E-Mail: info@nordfriisk instituut.de. Red. Ein Kettenraucher aus Nizza, der im Tank seines Wagens nach Sprit sah, der flog mit ’nem Krach durchs Garagendach einem staunenden Gast in die Pizza. Di 14. önj e biikenmoune 1915 wörd Alfred Boysen önj Lunham tuläid. Dåt lait nü 100 iir tubääg. Ma 88 iir as’r 2003 störwen. Deertu schriif Marie Tångeberg önj jüheer tidschraft: „Alfred Boysen as foon üs gingen, ouers önj snååk, toochte an schraft wårt’r heer önj Fraschlönj nuch lung bestönje.“ Alfred an san ålere brouder Carsten kömen ål as bjarne önj berääring ma jare oome Johannes Oldsen an sin toochtewråål. Sü wörden da biise „bewuste frasche“. Ouers jarst iinjsen gäng hi eefter Ameerika än årbed önj en store ma di spoosie noome Hell‘s Kitchen („döiwels köögen“). 1959 wörd hi sekretäär önj e Foriining for nationale Frasche (diling Friisk Foriining). Hi bliif et döör Nordfriesland 189 – März 2015 Foto: Friisk Foriining 100. iirdäi foon Alfred Boysen Alfred Boysen 1965 50 iir 2015 24 iir! Hi wörd tu en begrip önj Nord-, Ååst- än Weestfraschlönj, ouers uk önjt dånsch. Tuhuupe ma san brouder Carsten seet hi tum baispal et interfriisk böredrååwen önj e gung, wat et diling nuch jeeft. Alfred schriif uk dächte än schunge, wat nuch diling süngen wårde. Sunt 1994 wus’r iirenlasmoot foon e Feriin Nordfriisk Instituut. Döör iirtiinde heet‘r et instituut heelp än stipe dänj än lung önj e bairädj mamååged. Alfred köö mödj mååge fort frasch. Di frasche spräke wus for ham en goowe foon Gooden. Ai tuleest deeram heet‘r tou ewangeelie tut frasch ouerseet än bait schungebök „Loow nü e Hiire“ maårbed. Dåt uurd „Rüm hart, klåår kiming“, wat uk ouer e döör foon sin hüs stöö, heet hi laawed. ts 5 Hans Ahrenstorf (* 8. April 1918, † 10. Dezember 2014) Landdagspräsident in Kiel, överall hett Hans Ahrenstorf sik för dat Plattdüütsche insett. Foto: Ingwer Oldsen Bequem weer Hans Ahrenstorf nümmer nich, strietbar bit toletzt. Hans wull wedder in’e Gang, wull wat för Plattdüütsch doon. Mit över 96 Johr is he in Husum inschlapen. Sien Fru Christel hett em passt bit an’t Enn. To Welt kamen 1918 un groot worrn in Husum weer he vun 1947 bit 1963 Hauptlehrer in Horstedt un vun 1963 bit 1980 Rektor an de Friedrich-Paulsen-School in Langenhorn. Plattdüütsch in de Europäische Sprachencharta, Plattdüütsche Zentren in Ratzeborg un in Leck, en Plattdüütsche Professur in Flensborg, dat weern na 1981 de zentralen Forderungen vun Hans Ahrenstorf: „Wi sind en parteienunabhängige Börgerinitiative för de plattdüütsche Spraak.“ 20 Johr Plattdüütsche Runn, Fachgrupp Plattdüütsch bi de Kulturringe, Plattdüütsche Birat bi de Mit „Dörpslüüd un Dörpsleven“ as Book, as Postkorten un as Diavördrag is he dörch dat Land reist un hett för Plattdüütsch warven kunnt. Jüss as mit „Talk op Platt“ in Nordfreesland, „Plattdüütsche Week in Husum“ un „Husum vör 50 Johr“. Över 200 Mitglieders (130 Ämter un Gemeenden) för de Fördervereen Plattdüütsch Zentrum Leck hett he meist in Alleengang winnen kunnt. „Wenn Du Hans Ahrenstorf dörch de Döör vörn ruutjagst, denn kümmt he dörch de Achterdöör wedder rin …“, dat hett so mennig een dacht. Dat Priesgeld vun de Hans-Momsen-Pries 2004 weer Grundlaag för de Stiftung „Mien Moderspraak“. Intwischen is dat Stiftungskapital op över 100 000 Euro anwussen. Över 12 000 Euro hett de Vörstand um Wiebke Jensen bit hierto utschüttet. Hans Ahrenstorf sien Vermächtnis, de Stiftung, warrd Plattdüütsch bi de praktische Arbeit mit Kinner un Jugendlichen en Tokunft geven. Klaus Groth schreev: „Min Moderspraak, wa klingst du schön! / Wat büst du mi vertrut! / Weer ok min Hart as Stahl un Steen, / Du drevst den Stolt herut.“ Ingwer Oldsen Aufruf: Christian-Feddersen-Preis 2015 Friesische Sprache und Geschichte in der Schule – das macht nicht nur Spaß, man kann damit sogar einen Preis gewinnen! Das Nordfriisk Instituut hat den Christian-Feddersen-Preis 2015 ausgeschrieben. Mit dem seit 2001 jährlich vergebenen Preis werden Schülerinnen und Schüler in Nordfriesland ausgezeichnet, die sich in besonders umfassender, gründlicher oder kreativer Weise mit ihrer Heimat, ihrer Sprache, Kultur oder Geschichte befasst haben. Alle Schulen im Kreis Nordfriesland und auf der nordfriesischen Insel Helgoland sind eingeladen, Kandidaten zu nominieren. Das Preisgeld stellt die Ute-KarlFriedrich-und-Carsten-Hagemann-Stiftung zur Verfügung. Die Stiftung wurde 1996 aus dem Nachlass des Husumer Geschäfts6 manns Karl-Friedrich Hagemann errichtet, dem die friedliche Entwicklung im dänisch-deutsch-friesischen Grenzland ein besonderes Anliegen war. Benannt ist der Preis nach Pastor Christian Feddersen 1965 50 iir 2015 (1786–1874), der aus dem friesischen Dorf Wester Schnatebüll stammte und der in der Mitte des 19. Jahrhunderts nach Wegen für die Erhaltung der friesischen Sprache und Kultur suchte. Gleichzeitig trat er nachdrücklich für ein friedliches Miteinander der Völker ein und war auch damit seiner Zeit voraus. Auch Projektgruppen, Arbeitsgemeinschaften oder Klassen kommen für die Auszeichnung in Frage. Es werden bis zu fünf Preise vergeben, die jeweils mit einem Geldbetrag, einem Buchgeschenk und einer Urkunde dotiert sind. Vorschläge werden bis zum 16. Mai 2015 erbeten an das Nordfriisk Instituut, Süderstr. 30, 25813 Bräist/Bredstedt, NF; Tel.: 04671/60120; Fax: 04671/1333; E-Mail: info@ nordfriiskinstituut.de. NfI Nordfriesland 189 – März 2015 Ellins wäält „Schäritii“ üüb Sal? Wan ik üüb Sal san, kem mi imer weler dönsalew toochter huuch. Ik san heer tesk soföl fersandring mensken, dön eenen maage feerien, dön ölern werke an fertiine jil, wat dön ölern muar of maner hal ütjdu. An ölern haa det jil ianfach, saner dat’s diar grat wat för du. Heer mingle jo nü altumool trochenöler: dönen, wat mä iarelk werk knaap wat auer haa, wan a muun üüb’t aanj henleept an dönen, wat soföl haa, dat’s nant üüb teel täär. Hü kön at uungung, dat at 70 juar efter de grat krich al weler soföl mensken jaft, wat jo för ian of tau miljuunen euro en letj hüs üüb Sal hual, huar jo ferlicht fjauer weg uun a somer an ualjuarsinj tubring, an a rest faan’t juar stäänt det hüs leesig. Hü kön at tu a like tidj uungung, dat jong mensken uun wenwaanjer hüüse, am jüst döndiar ölern tu betiinin, oober ei nooch fertiine, am en orntlik wening tu hüüren? An dön rik lidj, jo kem tup uun hör rik lidjs hüsing an wiartshüsing, huar de pris faan en glees weeder ekstra so huuch as, am dön „aarmer“ mensken bütjenföör tu leeten. Dach ian probleem haa dön rik lidj: Jo haa soföl, man jo wurd plaaget faan lungwiil. Diaram san jo nü üüb en nei idee kimen: Jo gung üüb „Charity“. Charity – schäritii – det as ingelsk för Wohltätigkeit üüb tjiisk an wat gud dun üüb fering. An wat wiar’t, wat jo letst gud ded? Jo skraabet det tup, huar jo alikwent al en mase faan haa: jil! An hü skraabet jo det tup? Jo maaget en Versteigerung, nuadigd uu so wichtig lidj iin an broocht en draapen mä de een of öler faan döndiar wichtig lidj oner a höömerk. En inj mä en ferbleud promi tu’n bispal, huar de, wat det „woon“, was uk noch Nordfriesland 189 – März 2015 a reegning uun’t restorang betaale moost. Wat oober miast ferwonert, wat ik manst ferknuuse küd, hed mä en maan tu dun, wat för 38 juar ens ütjtaanjen wiar, Tjiisklun tu ferbeedrin. Een, wat uun a uasten üüs Dissident ütjkwartiaret wurden wiar, huar wi domools begand tu twiiwlin, of Sozialismus taatsechelk gud, beeder wiar... Wi, det generatjuun „twiiwel“, wat ei liaw küd, wat a ualaalern üs auer a krich fertääld, auer soföl laanjen wurden wiar. Wi, wat det grat Ameerika ei muar bluat üüs halper siig, man jin a krich uun Vietnam uunskandiaret. Wi, wat feiert, üüs uun Spanien, Chile, Portugal nei ideen uun a politiik trochkaam. Wi wiar domools uk diarjin, dat een, wat dach niks ölers ferbreegen hed, üüs en paar dachtingen tu skriiwen an do döndiar toochter mä en gitare oner iarem ölern föörsoong, dat so een nü üüb mool ei muar tüs moost, dat so een ei sai moost, wat hi toocht. Wat ik nü oober belewe skal, det dee mi muar tu teenken üüs aal det teaater faan 1976. Desalew maan, wat ütj a DDR rütjsmeden wurden wiar, auer hi uun a waasten hög staken soong, komt nü üüb Sal oner a höömerk: För 6 000 euro leet hi ham ferkuupe, 6 000 euro betaalet so’n riken knaker diarför, dat Wolf Biermann bi ham en inj uun san wendörnsk uun Kaamp, Rantem of Waasterlun sin ual protest-staken föörschongt. Wat, so fraage ik mi, schongt hi jo wel föör? Schongt hi faan ünrocht, faan’t skaften an faan wat gud dun? Schongt hi faan aaremmud, honger, krich an duas uun a wääreld trinjam üs? Schongt hi för dön jilseeker faan Ellin Nickelsen ist eine preisgekrönte sische frie- Schrift- stellerin, die sich Gedanken macht über das Leben in Nordfriesland. In „Ellins wäält“ erscheinen ihre Einschätzungen, die den Vorzug haben, in modernem Friesisch verfasst zu sein. (Adresse: Brahmsstr. 3, 27616 Beverstedt.) ünrocht, wat uun a nööm faan’t grat jil uk daaling, muar üüs iar ferlicht goor, aueraal den wurt? Fertäält hi jo faan dön „Fleischtöpfe der Sklaverei“ ? An wat maage dönen, wat ham tuharke, uun en dörnsk faan en hüs, wat 1, 2, 3 miljuunen koostet hee, saner at wäärt tu weesen? Schong jo mä tuaren uun a uugen, fol faan schampus an gans beden faan’t aanj gud leewent, faan’t gud dun duun, an gratem mä? An hen jin madernaacht paaket Wolf B. sin musiik weler iin, traawet ufsteed an kön so widjerlewe? Aal det för en betj Charity, betaalet faan lidj, wat föör luter lungwiil ei witj, huaram jo auerhood noch jil haa. För lidj, wat en grünj schük, jil mä en „moraal“ tu beleien, an ging’t uk bluat, so üüs nü uun Kaamp, am säälten krankelsen. Jaft at en kraankels so säälten, dat am diarför sin sial ferkeeft? Man det, det witj wi, as nian säälten kraankels, ei woor? – Wat hedst dü diartu wel saad, gud ual Pider Lüng? Wat haa’s maaget ütj din: „leewer duad üüs slaaw“? Ged för’t hood Det Instituut Iar wiar det fölsis so, dat at instituut a loft uftrakt wurd. Nü kön wi entelk ens rocht trochöösme. Wer det wel iiwig so blaft? Jakob Tholund 1965 50 iir 2015 7 „schwarzen Perlen“. Untergebracht waren die Gäste wiederum bei ostfriesischen Gastgeberfamilien. Es waren auch wieder neue Teilnehmer dabei, sodass die Zukunft des traditionsreichen Treffens gesichert erscheint. Carl-Friedrich Thormählen Üt da friiske feriine Interfriesisches Bauerntreffen Das 55. Interfriesische Bauerntreffen fand vom 4. bis zum 7. Februar 2015 in Ostfriesland statt. Organisiert hatte das Treffen Gerd Cordes, Leer, im Auftrag des Interfriesischen Rates. 65 Teilnehmer aus den Frieslanden, davon 20 aus Nordfriesland, ließen sich über kulturelle und wirtschaftliche Aspekte informieren. Im Heimatmuseum „Klottje Huus“ in Leer begrüßte Bürgermeisterin Beatrix Kuhl die Gäste. Auf dem Programm standen das Heimatmuseum Rheiderland in Weener mit einer Präsentation der regionalen Archäologie, Wirtschafts-, Sozial- und Kirchengeschichte, die Sammlung historischer Musikinstrumente „Organeum“, eine der ältesten erhaltenen Burgen Ostfrieslands „Steinhaus Bunderhee“ und das Bünting-Teemuseum in Leer. Besichtigt wurde zudem die Papierfabrik Klingele in Weener als Beispiel des mittelständischen Gewerbes. Vorträge zum Thema Landwirtschaft und Agrarpolitik gab es in der Reithalle des „Polderhofs“ in Bunderhee. Hier residiert das Gestüt Brümmer, das seine eindrucksvollen Friesenpferde präsentierte, die Wiedingharder Friesenverein Unter Leitung seines Vorsitzenden Peter Ewaldsen traf sich der Wiedingharder Friesenverein Ende Januar im Gasthof Brodersen in Emmelsbüll zu seiner Jahresversammlung. Ein Höhepunkte im abgelaufenen Vereinsjahr war der Besuch von Gästen aus Westfriesland, diese Tradition werde auch 2015 fortgesetzt, berichtete Schriftführerin Erika Botte in ihrem Rückblick. In ihren Ämtern wiedergewählt wurden bei der Versammlung die stellvertretende Vorsitzende Antje Neumann und der Kassenwart Ernst Nissen. Der Verein, so wurde berichtet, hat derzeit über 280 Mitglieder. Fering inj Rund 70 Gäste konnte Vorsitzender Charly Rickmers am 25. Januar beim Fering inj des Fering Ferian in Utersum im Gasthof „Zur Post“ begrüßen. Die beiden früheren Mitarbeiter der Nordfriesischen Wörterbuchstelle der Universität Kiel Dr. Alastair Walker und Dr. Ommo Wilts blickten zurück auf ihre friesische Arbeit, bei der sie auf Föhr stets gute Unterstzützung gefunden hätten. Die Geselligkeit kam nicht zu kurz. Nach der Musik von Roluf Hennig, Wirt des Gasthofes „Zur Post“ und Leiter des Männergesangvereins Föhr-West, tanzten die Föhringer Trachtenträgerinnen und schließlich alle Gäste. „Biiki fan Söl“ Das Biikebrennen stammt in seiner modernen Form von Sylt. Die Sölring Foriining brachte zur diesjährigen Biike die CD „Biiki fan Söl“ heraus mit friesischen Liedern und Tänzen sowie einem Gedicht zu Biikebrennen und Petritag. Der Titel kommt vom Beginn des Liedes „Biiki fan Söl, helig ual Jöl flami ap!“ (Biike von Sylt, heiliges altes Feuer flamme auf!). Die Inselhymne „Üüs Sölring Lön“ ist ebenfalls zu hören. Die CD kostet zehn Euro und ist erhältlich bei der Sölring Foriining (vgl. www.soelring-foriining.de). „Di Widergunger“ auf DVD Einen deutsch untertitelten VideoMitschnitt des nordfriesischen Musicals „Di Widergunger“, das am 6. April 2014 in Niebüll aufgeführt wurde (vgl. Nordfriesland 186), haben die Friisk Foriining und der Frasche Feriin for e Ååstermååre nun auf DVD herausgebracht. Laufzeit: 122 Minuten, Preis: zehn Euro, erhältlich im Friisk Hüs in Bredstedt und im Andersenhaus in Klockries. fp 26. Friesenkongress tagt auf Sylt Gur Frinj, kum iin! Guter Freund, komm herein! Vom 5. bis zum 7. Juni 2015 in der Akademie am Meer Klappholttal Workshop-Themen unter anderem: Nordseekooperation, Friesisch im Kindergarten, friesisches Theater, Friesisch in der Kirche (Die Präsenz des Friesischen in der Kirche soll durch eine Resolution gestärkt werden.) Nähere Angaben: Frasche Rädj, Friesenrat Sektion Nord e. V., Friisk Hüs, Süderstr. 6, 25821 Bräist/Bredstedt, NF; Tel.: 0049 (0)4671/6024150/51; Fax: 04671/6024160; E-Mail: [email protected]; Homepage: www.friesenrat.de 8 1965 50 iir 2015 Nordfriesland 189 – März 2015 Nordfriesland im Winter 1. Dezember 2014 – 28. Februar 2015 n „Liebe Sylter, legt eure Scheu ab und wagt wieder, Sölring zu sprechen. Habt Mut! Denn: Stirbt unsere Sprache, stirbt auch ein großes Stück Identität unserer Insel, das dürfen wir nicht zulassen!“ Mit diesem Appell begann Renate Schneider ihre Dankesworte für den C.-P.-Hansen-Preis 2014, der ihr am 7. Dezember im Friesensaal in Keitum übergeben wurde. Die mit friesischer Muttersprache aufgewachsene gelernte Handweberin, die als Hauswirtschaftin tätig war und 2001 auf ihre Heimatinsel zurückkehrte, gibt unter anderem Friesischkurse, schreibt die Kolumne „Harki jens tö“ für die Sylter Rundschau, führt ehrenamtlich Gäste durch das Sylter Heimatmuseum, wie es schon ihre Mutter tat. Den Preis erhielt sie, „um ihren kontinuierlichen Einsatz für den Erhalt des Sölring durch Öffentlichkeitsarbeit für die Sprache im Kulturbereich der Insel und des Festlandes zu würdigen“, das sagte Maren Jessen, Vorsitzende des C. P.-Hansen-Kuratoriums. n Die Nordsee Akademie in Leck wurde zum Kulturknotenpunkt für den Bereich Nordfriesland und Nordschleswig. Das vom Land entwickelte Konzept „Kulturperspektiven Schleswig-Holstein“ dient dazu, Kerne kultureller Infrastruktur insbesondere im ländlichen Raum zu erhalten und abzusichern, sagte Kulturministerin Anke Spoorendonk am 5. Februar bei einer Feierstunde in Leck. „Die Landesregierung möchte die Angebotsstrukturen im ländlichen Raum sinnvoll untereinander und mit den großen Zentren vernetzen, Kulturakteure professionell beraten, KoNordfriesland 189 – März 2015 operation fördern und die Öffentlichkeitsarbeit für kulturelle Angebote unterstützen.“ Für diese Aufgaben erhält die Akademie zunächst für fünf Jahre jeweils 20 000 Euro. Ansprechpartnerin ist Dr. Herle Forbrich vom dortigen Seminarund Veranstaltungsmanagement. Die Nordsee Akademie sei eine belastbare, grenzüberschreitende Bildungseinrichtung im ländlichen Raum, diese Einschätzung werde durch die Übertragung dieser Verantwortung unterstrichen, freute sich Akademieleiter Oke Sibbersen. Das Landeskonzept sieht weitere Kulturknotenpunkte vor, so für die Bereiche Dithmarschen und Herzogtum Lauenburg. n 580 der rund 3 000 Mitarbeiter des französischen Druckerei-Konzerns Chevrillon Philippe Insdustrie (CPI) arbeiten in der Lecker Druckerei Clausen & Bosse. Der Mutterkonzern hatte angesichts massiven Konkurrenzkampfes zu entscheiden, in welchem seiner Tochterunternehmen die neueste Generation des Digitaldrucks installiert wird. Bei Clausen & Bosse vereinbarten Geschäftsleitung, Betriebsrat und Gewerkschaft Anfang Dezember 2014, dass die Mitarbeiter auf einen Großteil der aktuell ausgehandelten Lohnerhöhung verzichten. Zusammen mit dem angesehenen Know How des Betriebes gab dies den Ausschlag: CPI setzt die Quantum Colour Inkjet-Technologie in Leck ein. Durch Lohnverzicht hat die Belegschaft schon seit 2005 mehr als elf Millionen Euro an Kapital freigemacht und dadurch den Konzern nachhaltig veranlasst, hier zu investieren, das teilten Betriebsratsvorsitzender Bernd Johannsen und sein Stellvertreter Arne Klindt der Presse mit. Es gehe nicht zuletzt darum, den Standort Leck auch insgesamt zu sichern. n Mit 55 % der abgegebenen gültigen Stimmen gewann am 11. Januar der 40-jährige Bauamtsleiter von Kronshagen Nikolas Häckel 1965 50 iir 2015 die Stichwahl um das Bürgermeisteramt in Westerland auf Sylt. Der geborene Insulaner erzielte damit einen unerwartet deutlichen Sieg über seine Konkurrentin, die ehemalige Fürther Landrätin Gabriele Pauli, der im Vorfeld die besseren Chancen eingeräumt worden waren. Mit zuletzt einigen populistisch anmutenden Wahlversprechen wie etwa einer Geburtenprämie oder einem eigenen Sylter Autokennzeichen zerstörte sie ihre guten Aussichten. Der sehr besonnen und etwas brav wirkende Verwaltungsmann Häckel konnte u. a. mit dem Versprechen einer größeren Bürgerfreundlichkeit punkten. Die Stichwahl wurde nötig, nachdem beim ersten Wahlgang am 14. Dezember keiner der sechs Kandidaten die absolute Mehrheit erreichte. n Die Stadtbücherei in der Kreisstadt Husum zählte rund 180 000 Besucher im Jahr 2014, teilte im Februar Bücherei-Leiterin Auguste Carstensen-Lenz mit. Das Medienangebot umfasste etwa 49 000 Exemplare, darunter 38 000 Bücher und sonstige Druckwerke. Sie wurden rund 170 000 Mal ausgeliehen. Mehr als 13 000 Mal wurden sie auf E-Book-Reader, iPads oder Smartphones heruntergeladen. Das ungefähr 11 000 Exemplare umfassende Angebot an audiovisuellen und elektronischen Medien wurde rund 130 000 Mal ausgeliehen. Beliebte Themenbereiche waren Gesundheit, Technik, Reisen und Geschichte wie etwa der Beginn des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren. Zu den gefragtesten Schülerthemen gehörten Cybermobbing, Drogenmissbrauch und Ess-Störungen. n Die Fähre „Schleswig-Holstein“ ist das erste deutsche Schiff mit einem digitalen Schiffssicherheitszeugnis. Für die Fähre der Wyker Dampfschiffs-Reederei (WDR) hat die Berufsgenossenschaft Verkehr Ende Januar 2015 das Zeugnis in der Datenbank ihrer Dienststelle Schiffssicherheit in Hamburg 9 n Der mit einem Preisgeld von 1 500 Euro dotierte dritte Platz beim Integrationspreis SchleswigHolstein 2014 ging an die Stadt Niebüll für das Projekt „Deutsch vor Ort“ (DORT). Das Projekt richtet sich an Mütter mit Migrationshintergrund. Die Idee dafür entstand 2010 auf einer Sitzung der „Aktiv Region Nord“. Heute werden in Niebüll Deutschkurse angeboten, sie werden von der Stadt gefördert und finden in der Kindertagesstätte „Bunte Welt“ statt. Deren Leiterin Inken Korbmann und Kursleiterin Monika Hahn-Nanninga organisieren „niederschwellige“ Angebote, in denen es vor allem um die Verständigung im Alltag geht. „Trotz begrenzter Mittel gelingt hier eine sehr kreative Umsetzung der Idee.“ So heißt es in der Begründung der Jury, die aus zehn eingereichten Vorschlägen drei Preisträger auswählte. Der erste und der zweite Preis gingen an Integrationsprojekte in Norderstedt und Flensburg. Innenminister Stefan Studt rief bei der Übergabe der Auszeichnungen am 9. Dezember in Kiel speziell die Kommunen dazu auf, den Fremden mit einer konstruktiven Grundhaltung zu 10 Foto: Dieter Wrege eingestellt. Statt eines Zeugnisses in Papierform erhält die Reederei jetzt per E-Mail eine Identifikationsnummer (Zeugnis-ID), mit der das Zeugnis im Register unter der Internet-Adresse www.deutscheflagge.de beispielsweise bei Kontrollen durch Behörden jederzeit und weltweit abgerufen werden kann. „Die regelmäßige Ausstellung und Überprüfung von Zeugnissen durch die Dienststelle Schiffssicherheit im Auftrag des Bundes sorgt für Zuverlässigkeit an Bord. Damit das auch im Digitalzeitalter so bleibt, hat das Bundesverkehrsministerium jetzt die elektronischen Zeugnisse eingeführt“, berichtete Enak Ferlemann, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, in einer Pressemitteilung des Ministeriums am 23. Januar. „Deutsch vor Ort“ in Niebüll, vierte von links: Kursleiterin Monika HahnNanninga, rechts dahinter: Inken Korbmann von der Kita „Bunte Welt“ begegnen. Mit dem IntegrationsPreis wurden bereits zum vierten Mal Projekte und Maßnahmen gewürdigt, die Chancengleichheit und gleichberechtigte Teilhabe von Migrantinnen und Migranten verbessern sollen. n Die Ladelunderin Heike Prechel belegte den zweiten Platz beim Wettbewerb „Mensch des Jahres 2014“. Geehrt wurde sie für die Initiative zur Einrichtung des „Bürgerbusses Ladelund“, der die Mobilität von Dorfbewohnern ohne eigenes Auto erweitern soll (vgl. „Nordfriesland im Sommer“ in Nordfriesland 187) und der inzwischen gut angenommen wird. 16 Regional-Redaktionen des Schleswig-Holsteinischen ZeitungsVerlages und des A. Beig-Verlages schickten die von ihren Lesern gekürten Kandidatinnen und Kandidaten als Mensch des Jahres ins Rennen. Gewürdigt wurden verschiedenste herausragende Leistungen für das Allgemeinwohl. Stellvertretender Ministerpräsident Robert Habeck übergab die Auszeichnungen am 11. Februar im Plöner Schloss. n Am 19. November starb in Strande der Jurist Dr. Kurt Boysen. 1933 in Havetoftloit geboren, befasste sich Boysen, der unter anderem von 1974 bis 1985 als Staatssekretär im Kieler Kultusministerium tätig war, mit geschichtlichen und kulturellen Themen Schleswig-Holsteins. Dabei erlangte sein Wirken auch für Nord1965 50 iir 2015 friesland Bedeutung. Im Jahre 1967 erschien seine Dissertation über „Das Nordstrander Landrecht von 1572“, eine grundlegende Arbeit über die Rechtstradition der friesischen Utlande. Boysen war ein wichtiger Förderer der Museumslandschaft. Neben seinem Engagement für die Haithabu-Forschung gehörte er mehr als drei Jahrzehnte dem Kuratorium der Ludwig-Nissen-Stiftung an, davon 19 Jahre als Vorsitzender. n Am 22. November starb der frühere Lehrer Walter Raabe. 1924 in Westerhever geboren, arbeitete er nach Kriegsdienst, Gefangenschaft und pädagogischem Studium in Kiel von 1949 bis 1966 als Lehrer in seiner Heimatgemeinde, an der deutschen Heimvolkshochschule in Tingleff und in Garding. Von 1967 bis zu seiner Pensionierung 1987 leitete er schließlich die Realschule in Friedrichstadt. Bekannt wurde Walter Raabe vor allem als leidenschaftlicher Flieger und als Fotograf. In einer Reihe von Büchern und Artikeln und in zahlreichen Vorträgen zeigte er die nordfriesische Heimat, vor allem das Wattenmeer und Eiderstedt aus der Luft. Mit seinen Bildern wurde der friesische Fotokalender Jarling 2000 gestaltet. „Vom Wasser geprägt: die Region Friedrichstadt“ heißt Raabes Beitrag zu dem 2000 von Prof. Dr. Thomas Steensen herausgegebenen Werk „Das große Nordfriesland-Buch“. Harry Kunz, Fiete Pingel Nordfriesland 189 – März 2015 Friesische Grußkarten Auch in der schnelllebigen Zeit des 21. Jahrhunderts gibt es immer noch Anlässe, zu denen man Verwandten, Freunden, Nachbarn Grüße in einer schönen und greifbaren Form übermitteln möchte. Die E-Mail hat den klassischen Brief in vielen Bereichen abgelöst, gleichwohl erfreuen sich Grußkarten immer noch großer Beliebtheit. Vor allem zum Geburtstag, zur Konfirmation und zur Hochzeit werden diese Karten über den traditionellen Postweg verschickt oder persönlich überreicht. Bei Trauerfällen möchten viele ebenfalls mit einer Karte ihr Mitgefühl ausdrücken. Das Nordfriisk Instituut begeht 2015 sein 50-jähriges Bestehen. Man kann nun allen Geburstagskindern, Hochzeitspaaren und Konfirmanden auf Friesisch gratulieren. Das Institut hat Karten mit Grüßen auf Sölring, Fering, Öömrang, Halunder, Wiringhiirder Freesk, Nordergoosharder Fräisch und Mooringer Frasch herausgebracht. Der Husumer Grafiker Bernd Bednarz gestaltete die insgesamt elf Motive. Unterstützt wurde die Herstellung von der Ute-KarlFriedrich-und-Carsten-Hagemann-Stiftung. Auch Weihnachts- und Neujahrsgrüße sowie Beileidskarten in gedeckten Farben sind zum Preis von je 1,75 Euro erhältlich. NfI Die allgemeine Glückwunschkarte mit dem Innen-Design „Rosen“ gibt es in drei Varianten: Hartliken lukwansch! (Frasch), Härtliken lokwänsch! (Nordergoeshiirder Fräisch) und Härtliken lokwänsk! (Wiringhiirder Freesk). Die Glückwunschkarte „Tulpen“ liegt ebenfalls in drei Varianten vor: En hartelken lokwansk! (Fering-Öömrang), Grotliire! (Halunder) und Hartelk Lekwensk! (Sölring). Die drei Varianten der Hochzeitskarte „Eis am Strand“ sind: Ales guuds tu jau bradlep! (Fering-Öömrang), Ales goude to järnge koost! (Nordergoeshiirder Fräisch) und Alis Gurs tö juu Brölep! (Sölring). Nordfriesland 189 – März 2015 1965 50 iir 2015 11 Die Hochzeitskarte mit dem Innenbild „Gummistiefel“ gibt es mit folgendenden Sprüchen: Hartlike lukwansche tu jarnge koost! (Frasch), Allet Guds tu djerrem Kos! (Halunder) und Härtlike lokwänske to järnge breerlep! (Wiringhiirder Freesk). Karte zur Konfirmation, Motiv „Kirchenfenster“, Texte: Åles goue tu din oufsolfiiren! (Frasch) und Alis Gurs tu din Friimaakin! (Sölring) Zur Konfirmation, Motiv „Segelschiff“, zwei friesische Varianten: Ales guuds tu’t freimaagin! (Fering-Öömrang) und Allet Guds tu diin Beerigen! (Halunder) Weihnachts- und Neujahrskarte mit Innenmotiv „Filzfiguren“. Die beiden friesischen Varianten sind: En fröögen jül an en seegent neijuar! (Fering) und En faini Wiinachen an Sinhait, Glik en Seägen uun’t nai Djooar! (Halunder). 12 1965 50 iir 2015 Nordfriesland 189 – März 2015 Weihnachten und Neujahr mit dem Motiv „Lore“, drei friesische Grüße: En fröiliken jül än en luklik nai-iir! (Frasch), En fröölagen jul an en seegent neijuar! (Öömrang) und En lekelk Jööl en en gur Niijaar! (Sölring) Die Trauerkarte mit dem Innenbild „Pfähle im Watt“ in zwei friesischen Versionen: Kondoliare, wi seenk am jam (Öömrang) und Järng söri äs uk üüs söri (Wiringhiirder Freesk) Die Beileidskarte mit dem Motiv „Lorendamm“ in zwei friesischen Mundarten: Wi tanke am jäm (Goesharder Fräisch) und Kondoliari. Wü fööl me juu (Sölring) Die Beileidskarte mit dem Innenbild „Wasserfläche im Watt“ in drei friesischen Versionen: Kondeliare, wi teenk am jam (Fering), Wi tånke am jam (Frasch) und Wi truure med djüm (Halunder) Nordfriesland 189 – März 2015 1965 50 iir 2015 13 August Jakobs — ein Amrumer Kapitän Ein Lebensbericht, aufgezeichnet von Günter Frank Kapitän August Jakobs, geboren auf Langeneß, ist seit über 60 Jahren als Seemann, Reeder, Touristiker, Politiker eine herausragende Amrumer Persönlichkeit. Eine kurze Beschreibung seines langen Lebens mit seinen verschiedenen Initiativen und Erfahrungen diktierte er dem Mediziner Prof. Dr. Günter Frank, der ihm als Kamerad im Nautischen Verein und als hilfsbereiter Nachbar in vielen Belangen zur Seite steht. Nordfriesland bringt eine für den Druck bearbeitete Fassung. August Jakobs wurde am 16. Oktober 1920 auf der Hallig Langeneß, auf der alten Kirchhofswarft geboren. „Mit fünf Jahren habe ich erste Ruderpartien mit meiner Schwester Regina im Halligpriel Ilf unternommen“, erzählt er. Einmal hatte das Boot ein Leck, das dichtete er mit Halliglehm ab, was eine Flutzeit lang hielt. Ab 1927 besuchte August die Halligschule auf der Warft Hilligenlei, anfangs bei einem „schlagkräftigen“ Lehrer. „Mit einer offenen Sicherheitsnadel zerstörte er mit einer Ohrfeige das Trommelfell eines Mädchens. Der nächste war Lehrer Lorenzen, ein hervorragender Pädagoge, der mit allen neun Stufen in einer Klasse spielend fertig wurde. Seine sechs Schüler schafften mit seiner Hilfe über das Doppelte des damals geforderten Pensums. Er unterrichtete auch beispielsweise Trigonometrie.“ 1935 grassierte auf der Hallig eine schwere Diphterie, der zwei Erwachsene und drei Kinder zum Opfer fielen. Während der gesamten Zeit musste Vater August Jakobs senior mit seinem Schiff täglich den Arzt von Föhr holen und zu den Warften bringen. Freund Hinrich Johannsen und August junior passten auf die „Hilligenlei“ auf und erlernten dabei wie selbstverständlich, wie man mit Schiffen umgeht. Zudem war es ihre Aufgabe, die Medikamente in der Apotheke in Wyk abzuholen und auf den Warften zu verteilen. Am Ende sagte Dr. Dirks zu August: „Werde nie Arzt, Apotheker oder Halligschiffer, dann kannst du nachts stets ruhig schlafen!“ Die Dienste auf dem Halligschiff des Vaters in den folgenden Jahren, kamen dem heranwachsenden Seemann später sehr zu gute. Nach der Schulentlassung 1937 absolvierte August 14 Jakobs die Ausbildung zum Schiffsoffizier auf den Schonern „Bertha von Busch“ und „Jul von Wyk“. Bei seinem „besten Lehrer“ Kapitän Jan Mattsen durfte er als 17-Jähriger auf der „Jul“ nachts auf der Elbe und bei regem Schiffsverkehr selbstständig den Kurs absetzen und das Schiff steuern. Es folgten sechs Reisen bei der HAPAG, wo sein Onkel Ludolph Petersen als zweiter Offizier fuhr. Bei der letzten Überfahrt zog August Jakobs sich eine schwere Angina zu, die zu akutem und später zu chronischem Gelenkrheumatismus führte. Im Juni 1939 wurde er nach Hause entlassen und kam in die Behandlung von Dr. Hebeling in Wyk auf Föhr. Aufgrund der Erkrankung wurde August Jakobs nicht Soldat. Bei der Untersuchung fragte ihn Militärarzt Prof. Dr. Steppes, nachdem er ihn freigestellt hatte, was er denn vorhabe. Er sagte, dass er an der Seefahrtakademie in Hamburg studieren wolle. Die Antwort lautete: „Am 4. Januar 1940 beginnt das Semester, und Sie erscheinen dort!“ Bereits im März 1941 bestand August Jakobs das Examen als Steuermann auf großer Fahrt. Danach hatte er acht Tage Zeit, seine Sachen von zu Hause zu holen. Er heuerte sodann als zweiter Offizier bei der Oldenburgisch-Portugiesischen-DampfschiffsReederei (OPDR) auf der „MS Mallila“ an. Das Schiff fuhr zunächst von Hamburg nach Italien als Truppentransporter, später im Geleitschutz. Der Kapitän vertraute dem jungen zweiten Offizier bei vielen Gelegenheiten das Kommando an. Die riskanteste Fahrt ging um die Südspitze Norwegens mit einer Decksladung von100 Stoß Seeminen, aber die englischen Flieger hatten an die- 1965 50 iir 2015 Nordfriesland 189 – März 2015 Nordfriesland 189 – März 2015 Fotos, falls nicht anders angegeben: Sammlung August Jakobs sem Tage frei. Bei einer anderen Fahrt hatte Jakobs das Kommando, weil Kapitän und 1. Offizier zu einer Kriegsgerichtsverhandlung in Hamburg waren, und bekam die Order, 4 000 Tonnen Benzin in Fässern zu je 200 Litern nach Libau zu bringen. Ohne Kapitän war das mit Kohlefeuerung betriebene Schiff nicht versichert. Als Ersatz kam ein 75-jähriger Herr, der nachtblind war. „Ich habe ihn in die Koje geschickt“, erzählt Jakobs, „das Schiff ohne Feindberührung nach Libau und die Ladung an Land gebracht.“ Auf der nächsten Fahrt war das Schiff personell wieder vollständig besetzt, dafür hatte man 4 000 Tonnen Fliegerbomben an Bord, allerdings ohne Zünder. Der Lebensmittelhandel in Lettland war völlig frei, man konnte genügend einkaufen, auch für die Verwandtschaft daheim. Zum Abholen der dort erstandenen Waren hatte der 3. Offizier Rudolph Kaiser seine Schwester Gertraude nach Stettin kommen lassen. August Jakobs und Gertraude Kaiser lernten sich dort kennen, wurden ein Paar und verlobten sich später in Danzig. Nach einem Jahr Seefahrt erkrankte August Jakobs an einer Gelbsucht und wurde zur Behandlung nach Hause auf die Hallig geschickt. Im August 1942 war er genesen, kam als 2. Offizier auf die „MS Rabat“ (Käpitän Dirk Oltmann, ein Oldenburger) und fuhr bis zum 5. Oktober 1943, als in Nordnorwegen 20 amerikanische Moskitos den Schiffsverband bombardierten. Mit vier Treffern auf jeder Seite wurde das Schiff versenkt, 56 Mann wurden gerettet, der 57. wollte seine goldene Uhr holen und ertrank. Es waren noch weitere deutsche Schiffe gesunken. Im Laufe des Tages kamen bis zu 2 000 Schiffbrüchige in Bodö in Norwegen an Land. Die Lebensmittelversorgung klappte, aber mit der Unterbringung und medizinischen Versorgung war der kleine Küstenort völlig überfordert. Mit dem Postdampfer und einem Reisebefehl fuhr Jakobs sodann über Trondheim nach Oslo und mit dem Truppentransporter „Donau“ zurück nach Stettin. Von dort ging es mit der Bahn nach Flöha in Sachsen, wo Familie Kaiser wohnte und wo am 23. November 1943 Hochzeit gefeiert wurde. Vermittelt durch einen Freund, Direktor Rolf Pahntke von der Reederei Sartorius und Berger in Kiel, kam Jakobs als 1. Offizier auf ein Schiff namens „Carl“, das Anfang 1945 als Versorger zwischen Hamburg und Königsberg fuhr und August Jakobs, ein Junge von der Hallig schließlich im Hamburger Hafen verloren ging. Von Hamburg fuhr er dann mit der „Ludwig“, dem kleinsten Schiff der Reederei, zur Außerdienststellung nach Dänemark. Damit war für August Jakobs der Krieg zu Ende. Am 10. Mai 1945 hatte Jakobs ein halbstündiges Gespräch mit dem Stadtkommandanten von Svendborg und dem Reeder Claussen über den aktuellen Zustand der deutschen Schiffe und über Vorschläge für deren Instandsetzung und Weiterverwendung. Daraufhin erhielt er die Genehmigung zur Ausreise und eine Fahrkarte mit der Fähre Faaborg-Mummark nach Flensburg. Auf dieser Reise traf er viele Deutsche aus dem Osten, darunter 180 Soldaten, die auf dem Rückweg nach Deutschland waren. „Die versprochenen englischen Lastwagen waren nicht gekommen, also mussten wir vor der Grenze beim Bauern übernachten, am nächsten Morgen verteilte dieser Milch und wollte uns mit dem Fuhrwerk über die Grenze bringen.“ Es galt die Vorschrift, dass kein dänisches Geld nach Deutschland gebracht werden durfte, also organisierte August Jakobs, dass alles dänische Geld eingesammelt und dem Bauern gegeben wurde, etwa 35 000 Kronen. Eine 1965 50 iir 2015 15 Rückmeldung gab es später nicht, aber immerhin brachte er die Truppe und deren Gepäck in zwei zusätzlichen Fahrten nach Flensburg. Von dort fuhr Jakobs mit dem Lastwagen nach Husum und meldete sich bei Kaufmann Petersen in der Wasserreihe. Ein Pellwormer Schiff lag im Hafen und durfte nicht auslaufen, weil ein Besatzungsmitglied fehlte. Jakobs meldete sich als Ersatz und gab seinem Vater auf Langeneß telefonisch Bescheid, dass er gegen halb vier auf Pellworm sein werde. Jakobs senior holte ihn dort mit dem Segelboot ab. So war er am 13. Mai 1945 um fünf Uhr nachmittags zu Hause auf Langeneß. Er fand dort auch seine Familie vor, die über Pinneberg hierher geflüchtet war. Im Mai 1945 erzählte Hubert Koch, der noch vor Kriegsende als Lehrer mit Frau und Kindern auf die Hallig gekommen war, einem Studienfreund, Sergeant in der kanadischen Armee, von den Halligen. Dieser berichtete seinem Vorgesetzten davon, dem alliierten Kommandanten der Westküste. Der wollte daraufhin sofort die Halligen besuchen. August Jakobs’ Eltern luden ihn zu Pfingsten ein. Er erkundigte sich nach der Herkunft ihres mitten in der Notzeit sehr guten Kaffees. „Unser Sohn August hat von jeder Reise nach New York zehn Pfund grünen Kaffee mitgebracht, und wir haben ihn selbst geröstet.“ Den Neuanfang auf der Hallig Langeneß bildeten für Familie Jakobs drei Segelboote für den Makrelenfang und für den Transport von Halligleuten nach Föhr zum Einkauf oder zu Behördengängen. Fahrgastschiffe durften seinerzeit von Dagebüll keine Passagiere befördern, die keine Entlassungspapiere der Wehrmacht vorweisen konnten. Mehr als 100 solche Hallig- und Inselbewohner brachte August Jakobs mit dem Segelboot nach Hause. In einer der ersten Wochen kam eine Order aus Husum, ein Fuhrwerk bereitzustellen, um unter englischer Aufsicht alle Waffen, Ferngläser und Fotoapparate einzusammeln. Diese Aufgabe übernahm August Jakobs und tauschte mit den Engländern trotz „Fraternisierungsverbots“ Witze aus. Der nächste Auftrag war schlimmer und peinlicher: Der ehemalige Bürgermeister und Ortsgruppenleiter war mit dem Schiff abzuholen. Unter englischer Bewachung mit dem Gewehr im Anschlag musste dieser auf dem Boden sitzen. August Jakobs genoss das Vertrauen des alliierten Kommandanten der Westküste und erhielt einen Freibrief, um nach dem Schiff seines Vaters zu suchen, das 1941 zur Operation „Seelöwe“ eingezogen worden war. Aber erst Jahre später kam der Bescheid, dass dieses Schiff wohl in der Hafeneinfahrt von Dünkirchen versenkt worden war, um den Zugang zu versperren. Ehepaar Jakobs im Oktober 1960. Gertraude Jakobs, geb. Kaiser (Jahrgang 1920) starb 2009. Fünf Töchter kamen zur Welt: Gerlinde 1943 in Chemnitz, Anke am 14. Februar 1945, dem Tag des großen Bombenangriffs in Flöha bei Dresden, Helga und Frauke 1946 und 1949 auf Amrum sowie Inke 1954 in dem nach der westlichsten Langenesser Warft benannten Hause Hilligenlei in Steenodde, das sich die Familie Anfang der 1950er-Jahre baute; dieses Haus bewohnt August Jakobs bis heute. 16 1965 50 iir 2015 Nordfriesland 189 – März 2015 Die Jakobs-„Flotte“ 1945, Farbzeichnung des Malers Willy Graba (1894—1973), der über Jahrzehnte viele Sommer und ab 1965 seinen Lebensabend auf Langeneß verbrachte Im September 1945 wurde August Jakobs durch Vermittlung des Regierungsdirektors Arfsten (Marschenbauamt für die gesamte Westküste) Kapitän der „Uwe Jens Lornsen“. Es handelte sich um das auf Amrum stationierte Bereitschaftsschiff des Wasser- und Schiffahrtsamtes Tönning. Mit dem Kommando war eine Dienstwohnung beim Amrumer Leuchtturm verbunden. Nach drei Jahren konnte Jakobs sodann aus den Beständen der ehemaligen Wehrmacht ein größeres Schiff kaufen. Er ließ es in der Werft Hans Kröger in Husum umbauen und nahm den Fahrgastverkehr zwischen Bongsiel, den Halligen und Amrum auf. Die drei Gemeinden Amrums waren damals sehr arm, und man konnte Einigkeit darüber erzielen, August Jakobs aus privater, auch finanzieller Initiative für Amrum auftreten zu lassen. Jakobs fuhr mit einem nagelneuen VW-Bus der Firma Sterner, Bredstedt, alle größeren Städte nördlich der Mainlinie an und übergab unter Beteiligung und Planung der örtlichen Presse Prospekte der Halligen und Inseln sowie die Fahrpläne der jeweiligen Schiffsverbindungen. Dies war ein großer Erfolg Nordfriesland 189 – März 2015 für den anlaufenden Tourismus an der nordfriesischen Küste. Ein korrespondierendes Reise- und Verkehrsbüro in Hamburg fuhr täglich mit dem Bus Ausflugsgäste nach Bongsiel. Für Berlin war die Firma Bähr tätig, die zweimal wöchentlich Gäste brachte. Eine Übernachtung kostete damals drei Mark. An die Stelle von Bongsiel trat nach der Eindeichung des Hauke-Haien-Kooges 1959 der Anlegeplatz bei Schlüttsiel als neuer Hafen für die Halligwelt. 1960 sodann gründete August Jakobs die Amrumer Schiffahrts-Aktien-Gesellschaft (ASAG). Man versprach sich von der Gründung ein Gegengewicht zur Wyker Dampfschiffs-Reederei (W.D.R.), mit der es in den folgenden Jahren einen spürbaren Konkurrenzkampf gab. Innerhalb von 14 Tagen kam das erforderliche Privatkapital zusammen, die Kreise Südtondern und Husum traten als Gesellschafter mit ein. Jakobs bekam den Auftrag des Vorstandes, sich nach einem geeigneten Schiff umzusehen. Schließlich bestellte er bei der Werft in Büsum die damalige „Amrum“ für 250 Passagiere. Bei einem Besuch in Büsum, landete 1965 50 iir 2015 17 er in einer Gastwirtschaft. Dort wurde er, wie er in seiner humorvollen Art erzählt, als „armer Amrumer Sandhopser“ begrüßt. Der Nordfriese erwiderte: „Die Büsumer taufen ihre Kinder in einem aus Nordfriesland geraubten Taufbecken, das ist auch nicht gerade ein Zeichen von Finanzkraft.“ (Das Becken stammt angeblich von Pellworm, wo Dithmarscher es, so heißt es, im 15. Jahrhundert „mitgehen ließen“.) Es folgten dem Wortwechsel, so berichtet August Jakobs, vergnügte Stunden. Das bestellte Schiff konnte erst zum Oktober 1960 ausgeliefert werden, also nach dem Ende der Saison. Das war ein großer Nachteil für den Start der Reederei, der aber hingenommen werden musste. Die Probefahrt der „Amrum“ ging von Büsum nach Amrum durch die gesamte Halligwelt, wo dem Schiff überall ein großartiger Empfang bereitet wurde. Eine wichtige Funktion der ASAG bildeten die Versorgungsfahrten für die Halligen, so zum Beispiel der Transport von Lebensmitteln, Medikamenten und vor allem Trinkwasser nach der Sturmflut vom Februar 1962. Die „Amrum“ war nach sieben erfolgreichen Jahren zu klein. Vorstand und Aufsichtsrat der ASAG waren sich einig, sodass ein größeres Schiff für knapp 500 Passagiere und 20 PKW zu einem Preis von 1,2 Millionen Mark bei der Husumer Werft in Auftrag gegeben werden konnte. Dies war ein Freundschaftspreis von Werftbesitzer Hans Kröger gegenüber August Jakobs. Kröger sagte: „Es freut mich, dir als meinem Freund aus der Verlegenheit helfen zu können, auf die Gefahr hin, dass jemand das gleiche Schiff zum selben Preis bestellt.“ Im Jahre 1971 schlossen sich die ASAG und die W.D.R. dann aber zusammen. Als Ortsangabe führt die Reederei seither neben Föhr auch Amrum im Namern. Die Schwarz-Weiß-Rote W.D.R.-Flagge wurde ergänzt um eine links oben im Schwarzen angebrachte „Gösch“ in den Friesenfarben Gold, Rot, Blau. August Jakobs wirkte bis 2001 im Aufsichtsrat der WDR mit. Nach 1983 hat August Jakobs kein Schiff mehr aktiv geführt. Dafür verstärkte er die Werbetätigkeit für die Reederei und insbesondere weiterhin für Amrum und die Halligen mit bestem Erfolg. Jedes Jahr nahm er an Touristikmessen teil. Schon um 1970 kamen aus westdeutschen Städten Buchungen zum Festpreis für Busreisen mit zwei bis drei Übernachtungen, und die Gästezahlen wuchsen weiter. 1979 betreute Jakobs einen Stand von 32 Quadratmetern auf der Internationalen Tourismus Börse. Er warb zunächst nur für bestimmte Häuser auf Amrum. Die Insel als Ganze war noch nicht wirklich dabei. Die Presse griff in der Folge Die „Amrum“ von 1960 18 1965 50 iir 2015 Nordfriesland 189 – März 2015 die Kurverwaltung Amrum heftig an. Schließlich wurde jedes Jahr auf den Messen geworben. In der Zeit vor dem Internet war das besonders wichtig. Auch politisch setzte sich August Jakobs ein. Von 1976 bis 1991 gehörte er für die CDU der Nebeler Gemeindevertretung an, von 1986 bis 1991 war er Bürgermeister. Die Gemeinde würdigte seine Verdienste mit der Verleihung der Ehrenbürgerwürde im Jahre 2000. Nautischer Verein August Jakobs ist Seemann mit Leib und Seele. Ein wesentlicher Teil seines ehrenamtlichen Einsatzes gilt dem Nautischen Verein Nordfriesland (NVNF). Dieser ist Teil des Deutschen Nautischen Vereins von 1868 e. V., der satzungsgemäß „alle im allgemeinen Interesse liegenden Angelegenheiten der Schifffahrt, des Schiffbaus, der Hafenwirtschaft und der maritimen Umwelt“ fördert, wie es auf seiner Internetseite www.dnvev. de heißt. Zu diesem Zwecke werden Gutachten und Stellungnahmen erarbeitet, Empfehlungen veröffentlicht sowie Tagungen veranstaltet. Der nordfriesische Regionalverein war 1869 als Nautischer Verein Westküste in Husum gegründet worden. Sein Einzugsgebiet reichte von Altona bis Röm und hatte als wichtigste Häfen Altona, Husum und Wyk auf Föhr. Der Verein leistete seinerzeit viel für die Betonnung und Befeuerung der Westküste. Durch die Neufestlegung der deutschdänischen Grenze 1920 ging Röm an Dänemark verloren. Durch das „Groß-Hamburg-Gesetz“ des NS-Regimes, das 1937 in Kraft trat, kam Altona zu Hamburg. Der Nautische Verein wurde im NS-Sinne „gleichgeschaltet“. Die eigentliche Arbeit kam zum Erliegen. Erst im Jahre 1971 wurde der NVNF neu gegründet. Erster Vorsitzender war Konrad Zorn, der als WDR-Geschäftsführer bei der Fusion der Inselreedereien August Jakobs’ wichtigster Verhandlungspartner war. Jakobs hatte sodann von 1974 bis Nordfriesland 189 – März 2015 2000 den Vorsitz inne und brachte den Verein auf 179 Mitglieder. Heute sind es rund 100, August Jakobs ist Ehrenvorsitzender. Zum 25-jährigen Jubiläum des NVNF konnte er 1996 im „Thomas Hotel“ in Husum 100 Gäste begrüßen. Der Verein beobachtet sehr genau die politische Entwicklung und nimmt immer wieder Stellung, beispielsweise im Zusammenhang mit der Einrichtung des Nationalparks 1985 im Sinne der Nutzung des Wattenmeeres für die Schifffahrt. Um einen sachgerechten Ausbau des Amrumer Fahrwassers zu sichern, wandte sich August Jakobs im Jahre 2001 sogar an Königin Margarethe von Dänemark als Nachfahrin der ehemaligen Landesherrschaft. Ihre Majestät ließ diplomatisch korrekt reagieren und mischte sich nicht ein, aber der Impuls für die Diskussion war gegeben. Gewissermaßen als Hobby stellte August Jakobs eine Präsentation mit 90 Schiffsexponaten und einem Raumbedarf von 100 Quadratmetern zusammen. Diese Ausstellung wurde in zwei Jahrzehnten 140 Mal gezeigt. Das hörte erst auf, als die Banken und Sparkassen ihre Ausstellungsflächen zugunsten des Kundenservice verkleinerten. Im Jahre 1989 richtete der NVNF unter Führung von August Jakobs in Husum den 26. Deutschen Seeschifffahrtstag aus. Am Ende wurde die Frage gestellt, „ob man diesen Seeschifffahrtstag nicht immer in Husum abhalten könne“! Das Husumer Unternehmer-Ehepaar Karin und Peter Cohrs, Inhaber des Textilkaufhauses C. J. Schmidt, nahm 1965 50 iir 2015 19 Foto: Thomas Graue den Tag zum Anlass, um das Schiffahrtsmuseum Nordfriesland zu gründen. August Jakobs steht dem Museum freundschaftlich zur Seite und hat wesentliche Impulse und Anregungen gegeben. August Jakobs wurde immer wieder interviewt und stand auch vor Film- und TV-Kameras. Um 1934 wurde auf Langeneß der Dokumentar-Film „Hallig-Bauern im Sturm“ gedreht, so erinnert er sich, in dem Streifen ist der 14-Jährige zu sehen. Im Jahre 2009 erschien von Stefan Krücken, Sandro Pezzella und Achim Mulhaupt das Buch „Wellenbrecher. Kapitäne erzählen ihre besten Geschichten“. Darin berichtet Jakobs von der Sturmflut 1962 und ihren Folgen. Bereits 1968 veröffentlichte er den Band „Der Betonseehund und andere harte Sachen“, in dem er seinen verschmitzten Humor unter Beweis stellt, den jeder erlebt, der August Jakobs persönlich kennenlernt. „Ich komme mir vor wie im Museum“, sagte der Kapitän, als einmal auf einer Sonntagsfahrt besonders viele besonders hübsche junge Damen an Bord waren, charmant: „Lauter Sehenswürdigkeiten, und nichts darf man anfassen.“ August Jakobs 2006 Anleger vor dem Haus Hilligenlei in Steenodde, auf Amrum als „Jakobs-Steg“ bekannt, mit der „Ambronia“ 20 1965 50 iir 2015 Nordfriesland 189 – März 2015 Zehn Jahre Friesisch-Gesetz Nordfriesland 189 – März 2015 die meisten Bahnhöfe in Nordfriesland sind jetzt mit zweisprachigen Schildern versehen. Friesisch ist somit sichtbarer geworden und hat dadurch einen Statusgewinn in der Öffentlichkeit und bei den Menschen vor Ort erlangt. Es gibt viele weitere kleine und große Regelungen im Gesetz, die mehr oder weniger starke Auswirkungen hatten. Ganz allgemein kann man aber sagen, dass das Friesisch-Gesetz dazu beigetragen hat, das Bewusstsein der Friesen für ihre Sprache und Kultur zu wecken und zu stärken und die Mehrheitsbevölkerung erst überhaupt auf das Friesische stoßen zu lassen. Und dabei spreche ich nicht nur über die Schleswig-Holsteiner, sondern insbesondere auch über die vielen Tausend Gäste, die zu uns kommen und beispielsweise die zweisprachige Beschilderung in Nordfriesland und auf Helgoland als eine Besonderheit erkennen, ein Eindruck, den sie als Urlaubserlebnis mit nach Hause nehmen. Das Friesisch-Gesetz hat aber für die Friesen noch eine Errungenschaft mehr mit sich gebracht, die vielfach übersehen wird, übrigens eine Errungenschaft, die von Prof. Dr. Thomas Steensen vom Nordfriisk Instituut in die Beratungen zum Gesetzentwurf eingebracht wurde, nämlich das Bekenntnisprinzip. In der Kieler Erklärung von 1949 wurde die Bekenntnisfreiheit für die dä- Foto: SSW Der Schleswig-Holsteinische Landtag verabschiedete am 11. November 2004 das „Gesetz zur Förderung des Friesischen im öffentlichen Raum“ (Gesäts fort stipen foont friisk önj e öfentlikhäid), kurz: Friesisch-Gesetz. Unter der Überschrift „10 Jahre Friesisch-Gesetz“ hatte Lars Harms, Vorsitzender des SSW im Kieler Landtag, für den 11. Dezember 2014 in das Landtagsgebäude eingeladen. Der Hamburger Jurist Prof. Dr. Stefan Oeter hielt dort einen Vortrag zur Bedeutung des Friesisch-Gesetzes und zu den Entwicklungsperspektiven für die friesische Volksgruppe. Sein Text wird in Nordfriesland 190 abgedruckt. Lars Harms blickte zurück auf die Entstehung und auf die Wirkungen des Gesetzes. Er sagte unter anderem: Warum ein Friesisch-Gesetz und warum ein Gesetz für eine so kleine Minderheit? Und das ist eigentlich auch schon die Antwort: ein Friesisch-Gesetz, weil die Friesen eine so kleine Minderheit sind. Am Anfang stand der Gedanke, der Minderheit der Friesen Rechte zu geben, damit sie ihre Sprache auch in anderen Zusammenhängen nutzen kann als nur zu Hause am heimischen Küchentisch. Eine Minderheit mit eigenem Staat in der Hinterhand, wie zum Beispiel die dänische Minderheit hier bei uns oder die deutsche Minderheit in Dänemark, wird im Zweifel im Bezugsstaat und auch in den eigenen Einrichtungen – zum Beispiel den Schulen, Kindergärten und Versammlungshäusern – immer auch die eigene Sprache und Kultur außerhalb der eigenen vier Wände pflegen können. Die Voraussetzungen für kleine Völker sind völlig anders. Friesen, Cornwaliser, Rätoromanen oder auch die Samen in den nordischen Ländern sind darauf angewiesen, dass im öffentlichen Leben auch ihre Sprache genutzt werden kann, weil sie eben keine großen eigenen Einrichtungen oder gar eine flächendeckende Infrastruktur haben. Das sollte nun auch in Schleswig-Holstein ermöglicht werden. Es sollte ein erster Schritt getan werden. Und das hat geklappt. Weiter sollte ein Anstoß für mehr Sichtbarkeit des Friesischen im öffentlichen Raum gegeben werden. Auch hier ist manches geschehen. Neben den zweisprachigen Ortsschildern, die es seit 1997 immer öfter gibt, hat das Land alle seine Behörden und Gerichte zweisprachig beschildert. Und auch Lars Harms 1965 50 iir 2015 21 Foto: Fiete Pingel Zweisprachiges Schild der Auskunfts- und Beratungsstelle der Deutschen Rentenversicherung in Husum nische Minderheit festgeschrieben und festgelegt, dass dieses sinngemäß auch für die Friesen gelten solle. Wie auch immer man diese Bestimmung zugunsten der Friesen damals deutete, in jedem Falle wurde zum ersten Mal staatlicherseits anerkannt, dass es sich bei den Friesen um etwas Eigenes handelte und dass sich die Friesen zu ihrem Eigensein bekennen konnten. 1955 – bei Annahme der Bonn-Kopenhagener Erklärungen – wurde die Kieler Erklärung ersetzt; sie fiel also weg. Und damit entfielen auch die besondere Berücksichtigung der Friesen und die Freiheit des Bekenntnisses als Friesen. Deutsche in Dänemark konnten Deutsche sein und sich dazu bekennen, ohne dass dies überprüft oder gar in Zweifel gezogen werden durfte. Und gleiches gilt seitdem auch für die dänische Minderheit in Deutschland. Nur den Friesen war dieser Weg – zumindest formalrechtlich – verwehrt, was auch immer wieder dazu führte, dass man Zweifel an ihrem Status äußerte. 22 Die Diskussionen um die Landesverfassung 1990 hatten dies ebenfalls eindrucksvoll gezeigt. Deswegen war es eine wichtige Errungenschaft, dass in der Präambel des Friesisch-Gesetzes genau auf diese Bekenntnisfreiheit abgehoben wird. Nun steht dort der Halbsatz „im Bewusstsein, dass das Bekenntnis zur friesischen Volksgruppe frei ist“, was nichts anderes bedeutet, dass Friese ist, wer Friese sein will und dass das Bekenntnis weder geprüft noch angezweifelt werden darf. Damit haben die Friesen an dieser Stelle die gleichen Rechte wie die anderen beiden Minderheiten im Grenzland. Und das ist auch vor dem Hintergrund von Minderheitenkonflikten in vielen anderen Ländern schon ein leuchtendes Vorbild. Bei der Verabschiedung des Friesisch-Gesetzes 2004 gab es eine große Einigkeit. Ich hoffe, dass diese Einigkeit auch in Zukunft bestehen wird, wenn es um die Minderheitenpolitik und speziell um die friesische Minderheit geht. 1965 50 iir 2015 Nordfriesland 189 – März 2015 Heinrich Kröger: Plattdüütsch in de Kark — wie es begann Zum 75. Todestag von Pastor Heinrich Hansen Am 17. April 1940, vor 75 Jahren, starb in Breklum Pastor Heinrich Hansen. Er gab wichtige Impulse für die Verkündigung des Evangeliums in der Volkssprache Niederdeutsch. Pastor Dr. Heinrich Kröger, Soltau, Gründer der Plattform „Plattdüütsch in de Kark“, erinnert an den Theologen, der 1917 auf Pellworm erstmals einen vollständig plattdeutschen Nebengottesdienst hielt. Plattdüütsch in de Kark wurde im 20. Jahrhundert zu einer überraschenden Erfolgsgeschichte und Teil einer Reformbewegung. Das hat seinen Ursprung an der alten Salvator- (Erlöser-)Kirche auf der Nordseeinsel Pellworm. Dies geriet freilich jahrzehntelang in Vergessenheit und wurde erst 1975 wiederentdeckt.1 Die gründliche Aufarbeitung des Anfangs von Plattdüütsch in de Kark um 1900 wirkte nachhaltig bis ins 21. Jahrhundert. Das unterstreicht die Bedeutung des Urhebers als Spiritus rector eines Unternehmens, das unscheinbar begann und inzwischen vielfältig weiterentwickelt worden ist. Als der nordfriesische Pastor Heinrich Hansen (13. Oktober 1861–17. April 1940) im Sommer 1896 in die kleine Ev.-Luth. Kirchengemeinde an der Westküste Pellworms kam, predigte er über die Verse 1 und 2 aus dem zweiten Kapitel des ersten Briefes des Apostels Paulus an die Korinther: „Und so bin ich denn auch zu euch gekommen nicht mit hohen Worten menschlicher Weisheit, euch zu verkündigen die göttliche Predigt, sondern ich hielt mich nicht dafür, daß ich etwas wüßte unter euch, ohne allein Jesus Christus, den Gekreuzigten.“2 Hier fand der „Lutheraner orthodoxer Prägung“, wie er sich nach seinem Theologiestudium in Kiel und Erlangen bezeichnete, neue und günstige Voraussetzungen für seinen Dienst. Statt der 1 200 Gemeindemitglieder in seinem Geburtskirchspiel Lindholm, wo vorwiegend Friesisch gesprochen wurde, zählte die Alte Kirche auf Pellworm mit ihrem 1611 eingestürzten Turm nur die Hälfte an Mitgliedern, und die sprachen allesamt PlattNordfriesland 189 – März 2015 deutsch! Nun konnte Hansen die Einsichten und Erkenntnisse, die er 1887/88 in Gesprächen mit dem Lehrer und plattdeutschen Schriftsteller Joachim Mähl (1897–1909) in Reinfeld/Holstein gewonnen hatte, aktivieren, vertiefen und anwenden. Anders als in seiner ersten Pfarrstelle Lindholm, wo die Leute nach dem Grundsatz lebten, wie sich Hansen erinnerte, dass alles beim Alten bleiben solle, waren die Pellwormer gegenüber ihrem Seelsorger aufgeschlossen und machten bei der Umsetzung seiner Ideen mit. Das erste Neue, was der 35-jährige Hansen tat, war eine Änderung der wöchentlichen Bibelstunde. Angesichts der Tatsache, dass die Gemeinde untereinander Plattdeutsch sprach, hielt er die Bibelauslegung in der Schütting-Schule3 umschichtig auf Platt. Damit folgte Hansen dem Beispiel seines Freundes Johannes Paulsen (1847–1916) in Kropp und des Hermannsburger Erweckungspredigers Louis Harms (1808–1865). Beide interpretierten in häuslichen Versammlungen ihren Gemeinden und Gästen die Bibel in plattdeutscher Mundart und fanden auf diese Weise großen Anklang mit „Vertellen un Utleggen“ 4. Dem sprachgewandten und gelehrten Pastor, der dreisprachig aufgewachsen war und auch in Fremdsprachen dichten konnte, ging bei seinem ersten Schritt in unbekanntes Neuland zweierlei auf: Es genüge nicht, der Gemeinde die Bibel plattdeutsch auszulegen, er müsse den Leuten auch ermöglichen, plattdeutsche Choräle zu singen. Vor allem müsse er sich die Geschichte der plattdeutschen Sprache aneignen und ihren Gebrauch in der Kirche genauer untersuchen. Für 1965 50 iir 2015 23 beide Anliegen ließ er sich Zeit und handelte nach dem lateinischen Grundsatz, erst nach neunjähriger Beschäftigung etwas zu veröffentlichen. Da bot 1905 die Visitation durch Theodor Kaftan (1847–1932), Generalsuperintendent für Schleswig, ihm Gelegenheit, die erarbeiteten Ergebnisse vorzulegen und weitere Schritte zu erörtern. Erstaunlicherweise machte der kirchliche Vorgesetzte Hansen Mut, die übertragenen Gesänge drucken zu lassen und auch für seinen Aufsatz über „Die niederdeutsche Sprache, insbesondere in Schleswig-Holstein“ einen Verleger zu suchen. Der erste Rat ließ sich umgehend realisieren, allerdings auf eigene Kosten. So wurde 1905 in J. Paulsens Druckerei in Kropp ein Heft „20 sassische Leeder ut‘t Hochdütsche öwerdragen“ hergestellt und vom Autor über die Landesgrenzen hinaus angeboten. Der Absatz scheint gering und zögerlich verlaufen zu sein, doch Hansen machte unverdrossen weiter und rief die Kirchen zur sprachlichen Umkehr auf. Seine wissenschaftliche Arbeit über die plattdeutsche Sprache konnte er in Schleswig-Holstein nicht unterbringen; erst in Bremen wurde sie von dem Redakteur Hans Pfeiffer angenommen und erschien 1906 in der überregionalen Zeitschrift Niedersachsen, deren plattdeutschen Teil der Schriftsteller Friedrich Freudenthal (1849–1929) in Fintel betreute. Es gelang jedoch nicht, den Verleger Carl Schünemann zur Herausgabe des Aufsatzes als Sonderdruck zu bewegen. Hansen hatte sich davon eine breitere Wirkung erhofft. Da das nicht in Erfüllung ging, musste er sich weiter auf das Schleswig-Holstein-Lauenburgische Kirchenund Schulblatt konzentrieren. Hier waren seine Artikel – anders als in den Kropper Blättern – namentlich gekennzeichnet. Das machte den Pellwormer Pastor im Lande bekannt. Als auf der Theologischen Lehrkonferenz in Mölln/Lauenburg 1910 die Frage der plattdeutschen Verkündigung auftauchte, wurde er zu einem Referat über „dialektische“ Wortverkündigung eingeladen. Heinrich Hansen meisterte diese Aufgabe dank seiner profunden Kenntnisse souverän. Er nutzte seinen Auftritt und bot der zahlreichen Versammlung lutherisch-konservativer Geistlicher aus Norddeutschland fundierte und konstruktive Überlegungen. Sein überzeugender Vortrag mündete in den Vorschlag, einen Verein für „sassische“ Wortverkündigung, wie er gern formulierte, zu gründen. 24 Das geschah nach lebhafter Aussprache am selben Tag. Adalbert Paulsen (1851– 1932) aus Brügge wurde Vorsitzender. Er war ein Bruder des Kropper Pastors und verstärkte in seiner neuen Funktion die plattdeutschen Aktivitäten, ohne allerdings dem Verein neue Impulse geben Heinrich Hansen 1935 zu können. Der Leiter der Konferenz Dr. Hugo Bestmann (1854–1925) wurde Schriftführer und Christian Mahrenholtz (1860–1943) aus der Landeskirche Hannovers Schatzmeister; ein älterer Präpositus aus Mecklenburg und ein Hamburger Pastor ergänzten die regionale Zusammensetzung. Wie sich bald zeigte, fehlte dem Vorstand Heinrich Hansen als treibende Kraft, auch wenn dieser sich publizistisch für die Sache weiter einsetzte; der Verein kam nicht in Gang. Mitten im Ersten Weltkrieg, als Plattdeutsch unter den Soldaten die Zusammengehörigkeit stärkte und als Sprache wieder geschätzt wurde, erlebte Hansen eine Krönung seiner zwanzigjährigen Bemühungen: Im Verlag H. H. Nölke, Bordesholm, erschien 1916 sein „Psalmbook. Dat heet: 60 christlige Leeder vör sassische Lüd“. Es war das erste plattdeutsche Gesangbuch in Norddeutschland nach über 250 Jahren.5 „Um Martinidag“ hatte der Verfasser seine „Vörred“ geschrieben, am Aschermittwoch 1917 führte er das „Psalmbook“ in der Gemeinde ein und hielt in der Pellwormer Alten Kirche plattdeutsche Passionsandachten, die besser besucht waren als gewöhnlich. Die Nachricht davon verbreitete sich deutschlandweit und wurde zum Teil sehr übertrieben, sodass sich der Urheber genötigt sah, sie zurechtzurücken. Mit dem Wechsel nach Kropp als Nachfolger von Johannes Paulsen unternahm Hansen im Herbst 1917 dort den nächsten Schritt und feierte mit der Gemeinde in der Kirche Abendgottesdienste mit plattdeutscher Liturgie. Für seinen Bekanntheitsgrad spricht, dass ihn der Verleger Fritz Priest d.J. in Blomberg/Lippe bat, auf Wünsche von Soldaten eine plattdeutsche Predigt zu schreiben: „Sassische Predigd öwer Ev. Joh. 8,12 Ick bin de Welt 1965 50 iir 2015 Nordfriesland 189 – März 2015 ehr Lichd, woll mi nafolgen deit, de geit nichd in Düsternis, sundern hett dat Lichd vunt Lewend.“ Die Auflage des vierseitigen Blattes betrug 4 000, es kostete zehn Pfennig pro Stück; ein Nachdruck erschien im Nordfriesischen Jahrbuch von 1985 und ebenso 2011 in einem Hansen gewidmeten Band der von Thomas Steensen im Bredstedter Nordfriisk Instituut herausgegebenen Reihe Nordfriesische Lebensläufe.6 Micheel 1918 – eine Woche vor seiner Reise nach Berlin zur Gründung der Hochkirchlichen Vereinigung – verfasste Hansen das Vorwort zur zweiten Auflage des „Psalmbook“, das 1919 im Richard Hermes Verlag Hamburg mit 80 Liedern erschien. Es veranlasste manche Kollegen zu eigenen Versuchen, die freiere Übertragungen und mehr Neudichtungen enthielten. Ihnen gehörte auf weite Sicht die Zukunft. 1920 reiste Heinrich Hansen während der Abstimmung über die Neufestlegung der deutsch-dänischen Grenze in der Folge des Versailler Friedensvertrages erstmals wieder in seine erste Gemeinde Lindholm und predigte dort. Im folgenden Jahr wiederholte er den Besuch „mit sassischer Predigt“, wie er in der Kropper Kirchenchronik betont, ebenso auf Pellworm. Damit endete sein 25-jähriger Einsatz für Plattdüütsch in de Kark. Künftig trat er nur vereinzelt hervor, so 1927 zum 100. Geburtstag von Jochen Mähl und 1938 im Hannoverschen Sonntagsblatt. Plattdeutsche Liedübertragungen wirkten weiter und wurden in fast alle folgenden Gesangbücher übernommen, bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg. Nachdem sein Dienst am Plattdeutschen durch Beiträge, besonders in der Zeitschrift Nordfriesland und im Nordfriesischen Jahrbuch, wiederentdeckt und erforscht worden war, folgten 1998 und 2014 Nachdrucke seines grundlegenden Vortrags von Mölln 19107. So bleibt die Erinnerung an den Anfang von Plattdüütsch in de Kark mit Heinrich Hansen und seiner Gemeinde auf Pellworm verbunden und wird auch noch 75 Jahre nach seinem Tod lebendig gehalten. Auf der Nordseeinsel hat der jüngste Sohn8 Karl Hansen (1899–2002) von 1935 bis 1965 drei Jahrzehnte als Pastor an der Neuen Kirche im Geiste seines Vaters gewirkt.9 Sönke Hansen, 1939 dort geboren, war bis zu seinem Ruhestand Pastor in Kropp und lebt jetzt in Garding. Er hält wie Pastor Melf Binge, der von der Hallig Hooge Nordfriesland 189 – März 2015 stammt, auf Pellworm gelegentlich plattdeutsche Gottesdienste. Ich habe dort 2013 und 2014 im Anton-Heimreich-Haus, dem ehemaligen Pastorat der Neuen Kirche, über Heinrich Hansen plattdeutsch referiert. Im Jahre 2017 zum 500. Reformationsjubiläum werden es 100 Jahre, dass dieser Pellwormer Pastor seine geschliffenen 95 Thesen „Stimuli et Clavi“ (Spieße und Nägel) zu seinen Vorstellungen von einem zeitgemäßen Christentum lateinisch und deutsch veröffentlichte. Inzwischen sind sie elfmal nachgedruckt, zuletzt 2011 in dem genannten Band „Zwischen Volkskirche und Hochkirche“ auf S. 104–116 und haben über die von Hansen mit gegründete Hochkirchliche Vereinigung zur Ökumene in unserer Zeit beigetragen. These 56 verankert Plattdüütsch in de Kark in Luthers Wiederentdeckung des Evangeliums und kritisiert die nachfolgenden Generationen heftig: „Es ist ein Abfall von den Grundprinzipien der Reformation, wenn in vielen Ländern Deutschlands das Evangelium in einer fremden Sprache, nämlich in der hochdeutschen statt der niederdeutschen gepredigt wird.“ (Adresse des Verfassers: Lönsweg 28, 29614 Soltau.) 1 Vgl. Heinrich Kröger: Pastor Heinrich Hansen (1861–1940). Ein Wegbereiter zur plattdeutschen Verkündigung. In: Heinrich Kröger u. a.: Zwischen Volkssprache und Hochkirche. Zu Leben und Wirken des Pastors Heinrich Hansen, Bräist/Bredstedt 2011 (Nordfriesische Lebensläufe 10), S. 34–51. 2 Vgl. Heinrich Kröger: Dokumente zum Leben und Wirken des Pastors Heinrich Hansen. In: Nordfriesisches Jahrbuch 21 (1985), S. 67–89, dort S. 73–75 die Abschiedspredigt auf Pellworm, gehalten am 8. Juli 1917 über denselben Bibeltext. 3 Diese Schule hatte zeitweilig über 50 Kinder und bestand bis 1957. Der jetzige Besitzer des Gebäudes, Hellmut Bahnsen, richtete daneben ein reichhaltiges Rungholt-Museum ein. 4 Der Untertitel des Buches lautet „Honnig“ von L. Harms, hrsg. von seinem Bruder Theodor Harms, Hermannsburg 1869 ff. 5 1651 erschien: Geistlyke Leeder vnde Psalmen D. Martini Lutheri vnde anderer framen Christen. Lüneborch 1649. 6 Kröger u.a.: Zwischen Volkssprache und Hochkirche, S. 48–50. 7 Heinrich Kröger (Hrsg.): Plattdüütsch in de Kark in drei Jahrhunderten. Bd. 3: Quellen und Lesetexte 18. bis 20. Jahrhundert. Hermannsburg 1998, S. 104–112; Kröger u.a.: Zwischen Volkssprache und Hochkirche, S. 23–34. 8 Der älteste Sohn Friedrich Hansen (1891–1980) war von 1946 bis 1950 Pastor an der Pellwormer Alten Kirche, die durch ihre Arp-Schnitger-Orgel von 1711 international bekannt ist. 9 Karl Hansen war auch schriftstellerisch tätig: Chronik von Pellworm, Husum 1938 (wie sein Vater Heinrich Hansen: Pellwormer Chronik, Schleswig 1917), 3. Aufl., Breklum 1954, 6. neubearb. u. erw. Aufl. unter dem Titel „Pellworm“, Breklum 1969, 7. Aufl., Breklum 1977; Wenn de Diek ut Glas weer, Husum 1975; Abend am Meer. Erzählungen und Gedichte. (Zu seinem 100. Geburtstag), Husum 1999. 1965 50 iir 2015 25 Ferteel iinjsen! Plachte Foon Gary Funck Birge treet üt e schaame foon e weenwite kåstewoin aw e stripel tubai e stroote. Jü kiiket foon e huuchde dil, weer e B5 har döör en siie üt buumstumpe tjucht. Et as junk, ouers heer än deer kiiket e moune foon ääder e wulkne for än düket e bärj önj en wit jåcht.Har uugne ruchte jam eefter sööden än säke e kiming ouf. Dan schucht’s da biise jåchte foon en woin, wat gau näre kaame. Jåå, et as en lastwoin, gödj. Wat for en woin huum rüttjucht än wat for woine huum widere kääre leet as nån tufål. Uk wan huum da stäägpräiwe oofting foont lifgefäil bestame leet. Unti eefter en sliik statistik. Bütelönjsch, banelönjsch, bütelönjsch äsw. Unti tou tunge Ååsteuropa, iinjtooch Söödeuropa iinjtooch wat ouders. Et as uk såchtetseelew, irgendwan fäit huum en lastwoin tu påken, weer et ham luunt. Da biise jåchte årbe jam e stroote ap än gliks san’s bai e toop foon e Stålbärj. Birge woitet ma e rüüdje käle. „Halt“, stoont deeraw, än da jåchte wårde sanier. Önj e schin foon e låmpe späägelt e schraft aw har gööl wäst önj grute bökstääwinge et uurd „Zoll“ tubääg. E lastwoin wårt sanier än seet e blinker. Birge schucht et kåntiiken. „En hollönjer, Oke!“, biiljket’s harn koleeg tu, wat bait ääm waning önj e latje bus sat. Hi mååget da woinjåchte önj än ouer e latje rastplåås tubai e stroote schint bliik en huulewhalen fächer, döör wat ham fiine trätje foon språnkle tiie. Et as en slinen lastwoin suner hänger, wat aw ja tukamt. „Tulip King Rotterdam“ koon Birge aw e leescontainer leese. En rousetransporter südänji. 26 E beåmtin fertjucht et oonlas än fäit en hiinj gefäil önjt lif. Eentlik jeeft et nuch nåne grün, ouers jü mååget di båntje ål lungenooch än wiitj, wat huum wan fermousem weese schal. En slinen leescontainer ma lüftungsluche, niinj käiling än woorschiinjlik en labyrinth foon grute stoopel üt europaläte. Önj e junke ma en tåschenlåmp ai gau ouftusäken. Oke as ütstäägen än kamt aw har tu, wilt’r san gräinen goreteks-parka tachtmååget. „Nå super, rouse üt Rotterdam aw en fraidieen“, murmelt hi. „Dan schan we iinjsen, ai? Eeling schan we je naame, wat kamt.“ Hi smeelt wat kunstlik än koon ai ferbärje, dåt’r liiwer ine bai sin wüf än sin biise bjarne sate wörd. E lastwoin kjart aw e sidestripel än håålt önj. Birge låpt foorne forbai tut waning aw e käärersid, Oke blaft for e lastwoin stönjen. „Guten Abend, good evening. Wohin soll die Reise gehen?“ Jü kiiket di süwat 50 iir üülje moon ma bjard än hal häär äädert stjör önj e uugene. „Esbjerg“, swåårt di än begant ål än håål en latjen bunk papiire üt et feek bai e baikäärersid. „Führerschein, Fahrzeug- und Ladungspapiere, bitte“, fordit Birge ham ap än namt e papiirbunke önjtiinj. Ma en ööweden löke kiiket jü da papiire gau iinjsen groow döör. Dan krööget jü e stoopel Oken önj e hönj, wat deerma önj e tiinjstwoin ferswant. „Sie haben also Zierpflanzen geladen?“, frååget’s di käärer, ouers di moon ferstoont har ai: „Excuse me?“ – „Flowers? You are driving flowers?“ widerhåålt’s aw änglisch. – „Ja, ick fahr Bloomen“, swåårt di käärer nü. Birge drait et hood än kiiket långs e leescontainer. Deer wus et wi, dåtdeer gefäil. Et as niinj waasen, uk niinj gasing. Iinjfåch en flau gefäil önjt e lif än en spåning, wat et hart wat gauer slüünj leet. Dåtdeer gefäil, wat säit, dåt di woin diling flicht ai mör önj Esbjerg önjkamt, wan jü iinjsen äädern et lees kuntruliirt. Et jeeft koleege, wat dåtdeer gefäil hål mooge. Birge mäi et ai. En spåning baget ham önj har ap. Stal! Heet jü 1965 50 iir 2015 deer ai wat hiird? En kort hoosten, duf än unerkrööged? Jü håålt en lung suurt tååschenlåmp üt e jåk än wånt har wi tu e käärer. „Please come out and open the cargo!“ Birge mååget en trees tu sids än leet e käärer ütsteege än foram eefter äädern luupe. Flicht as et en lait lachtsani än kam åliine ma eefter äädern, fålt har in. Jü fjart et funkgeräät, wat leefts boowen önj en latj schruk önj e jåk steecht, tu e müs: „Oke, ik kiik me et lees äädern önj. As bloot sün gefäil.“ Kort hiirt huum rüsen, dan: „Okay, ik kam gliks. Da papiire san aw e ra, sü as et ütschucht.“ Wilt e käärer da grute stäljne dööre ääm mååget, jåchtet Birge nuch iinjsen e leescontainer foon büte ouf. E win krööget aw e lastwoin, südåt’r en batje wåkelt. Unti banefor låpt huum, schüt et Birge döört hood. Flicht seecht en hoonful manschne Werden Sie Mitglied! Werben Sie Mitglieder! Unterstützen Sie die wissenschaftliche Arbeit für die nordfriesische Sprache, Geschichte und Kultur! Als Mitglied haben Sie Vorteile: — Sie erhalten die Zeitschrift Nordfriesland und das Nordfriesische Jahrbuch kostenlos. — Weitere Veröffentlichungen des Instituts können Sie zum Vorzugspreis erwerben. — Sie werden zu Veranstaltungen eingeladen, können sich an Arbeitsgruppen beteiligen und die Arbeit des Instituts mitbeeinflussen. — Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar. 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Deer äädern lait en lääsi plastiikbudel aw e teele tubai en hooltpaläte. Har hart kloopet widere, jü blaft önjspånd. Deer! Heet jü ai wat hiird? En korten süft flicht? Unti wus et duch e win? Unti e rin, wat önj droope foon e äämstönjene wängedööre droopet? Dan snuublik jeeft en korten rums, as wan en schouf iinjt containeruuch sloit. Gåns kort, üt fersiien bloot. Birge taket tuhuupe. Än deer, nuch iinjsen, nü foole grutemer. „Sorry“, mumelt di käärer gnadri suner har önjtukiiken, än sloit nuch iinjsen hu tunge ma sin schuur iinj et ääderst fiilj as wan’r wat oufkloope wal. „Dogshit, verdammich!“ Dan kamt foon leefts en gestålt döör e junke aw har tu än jåchtet har ma en låmpt önjt oonlas. „Än? Åles paläti?“, frååget Oke, än Birge ouerläit kort. Dan oomet’s üt. „Åles klåår, di koon widere kääre.“ Gary Funck, hier mit Ellin Rosteck, Moderatorin der Abschlussveranstaltung, stammt aus Husum. Seit 2002 ist er Kulturkonsulent der Friisk Foriining. Frasch hat er als Erwachsener gelernt. In kreativer Weise setzt er sich für das Friesische ein, 2014 produzierte er beispielsweise ein eigenes friesisches Musical „Di Widergunger“. Beim Wettbewerb „Ferteel iinjsen!“ — das Thema lautete „hartklopin“ — gewann er mit seiner ZollGeschichte „Plachte“ den zweiten Preis. Ausrichterin des Wettbewerbs war zum achten Mal die NDR 1 Welle Nord gemeinsam mit dem Nordfriisk Instituut, als Sponsorin neu dabei war die Föhr Touristik GmbH. Nordfriesland 189 – März 2015 1965 50 iir 2015 Bücher Niebüll in der NS-Zeit Foto: Harry Kunz fertwiweld nuch gau en jarn ääder da paläte unti önj papkåste am jam tu fersteegen. En floose manschne, wat jam for waage unti sügoor moune önj Syrien unti Erithrea, Afghanistan unti Irak aw e wäi eefter Europa mååged häin. Ma bjarne flicht unti ma krunke üülje. Mat müülj Dånmark unti Swärik unti Finlönj woorschiinjlik. Flicht hääwe’s famiili tubääg leet, ouerdåt bloot sam änkelte di huuge pris for e slüüsere betååle köön. Än gliks as åles forbai, åles amsunst. Birge schüwet di toochte tu sids. Et as ai harn apgoowe, et schaksool foon flüchtlinge hiinjer unti bääder tu måågen. Jü seet bloot rucht än gesäts döör, sü as et önj en ruchtstoot weese schal. Ma en kwiitschen swinge da grute leesdööre eefter leefts än ruchts. „Bloomen... only flowers“, säit di käärer än kiiket har wat kiif önj. Unti as deer uk ünsääkerhäid önj sin uugne? As hi flicht sügoor trung? Birge mustert ham kort, ouers et as tu junk deerfor än fin foole önj sin uugne. Än as’s ham ma e låmp önjstroolt, plainket hi. Bloot nuch en korten uugensteblak flicht, än dan mååget jü e tukamst foon en jung famiili önjstööge, kamt Birge wi önj e san. Et hoowen aw en laawen önj sääkerhäid, suner hunger än for ålem önj frihäid. Wal jü dåt? Nåån, natörlik ai. Ouers jü schal et. Natörlik schal jü, wat for’n toochte. Einen besonderen Beitrag zur Heimatgeschichte Niebülls leistete der ehemalige Direktor der FriedrichPaulsen-Schule: Wolfgang Raloff (Hrsg.): Niebüll in der Zeit des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation in Auszügen von Zeitungen. 480 S. 19,90 Euro. Verein für Niebüller Geschichte e. V., Niebüll 2015. Der Herausgeber lässt die Zeit selbst zu Wort kommen. Er hat die Niebüller Zeitung Nordfriesische Rundschau sowie ab 1937 das Nachfolgeblatt Südtondernsche Zeitung lückenlos durchgesehen und für die Jahre 1930 bis 1945 mehrere Hundert „sprechende“ Artikel abgeschrieben. Wer in dem Buch liest, taucht damit ganz ein in nationalsozialistische Ausdrucksformen und Denkweisen. Deutlich wird, wie alle Lebensbereiche von der NS-Ideologie durchdrungen wurden, etwa Abiturthemen an der Friedrich-Paulsen-Schule: „Warum bezeichnete Adolf Hitler das Jahr 1938 mit Recht als das ‚reichste Erntejahr unserer Geschichte‘?“ In der Niebüller Sektion der Universitätsgesellschaft wurden Themen der nationalsozialistischen Rassenkunde von Professoren der Kieler Universität „wissenschaftlich“ behandelt. Welche Tragik, welche Verquickung von Kummer und Liebe mit hohlem nationalsozialistischem Pathos zeigt eine der ersten Todesanzeigen des Zweiten Weltkriegs: „Im Felde gefallen. Wir erhielten die Nachricht, daß unser innigst geliebter Sohn, Bruder, Schwager und Onkel, der Oberleutnant und Kompanieführer Broder Julius Lorenzen im Alter von 29 Jahren im Kampf an der Schelde, in treuer Pflichterfüllung für Führer 27 und Vaterland gefallen ist. Im festen Glauben an den Endsieg, im Kampf um die Freiheit seines geliebten Vaterlandes, sein Leben geopfert zu haben, soll ihn in seinem letzten Schmerz gestärkt haben. In tiefer Trauer …“ Die aus heutiger Sicht kaum nachvollziehbare Verblendung zeigte sich etwa auf einer Kreistagung der NSDAP im September 1944 in Niebüll: „Die Tagung schloss mit einem fanatischen Glaubensbekenntnis zum Führer, das uns die Kraft zum endgültigen Sieg verleiht.“ Noch im März 1945 tönte Südtonderns Kreisleiter Hans Jensen: „Wir kennen die schwere Gefahr, in der wir uns befinden, aber wir werden ihr aufrecht stehend trotzen wie der Führer und niemals wanken und weichen.“ Im Monat darauf brachte der „Führer“ sich um. Die Lektüre wirkt an vielen Stellen verstörend. Man mag kaum glauben, dass dies die vergangene Wirklichkeit in einem Ort Nordfrieslands ist. Gerade dies konkret am Beispiel Niebüll zu zeigen ist ein großes Verdienst des Herausgebers, dessen Fleiß imponiert. (Eine ausführliche Besprechung ist für das Nordfriesische Jahrbuch 2016 vorgesehen.) Thomas Steensen Klaar Kimming — Eine fotografische Reise Zahlreiche Fotografen fanden ihre Motive in der vielgestaltigen und eindrucksvollen Landschaft Nordfrieslands. Einer von ihnen war Max Broders (1886–1974), Kaufmann in Hamburg, der sich 1904 von seinem Lehrlingsgehalt eine erste Kamera kaufte. Zum Einsatz kam die fünf Kilo schwere Apparatur vor allem auf seinen zahlreichen Wanderungen. 1903 hatte Broders mit Gleichgesinnten den „Touristenverein Morgenrot“ aus der Taufe gehoben, der unter den Idealen des Wandervogel seine Touren machte. Als Einzelreisender besuchte er auch die Heimat seines Vaters: Eiderstedt und vor allem die Hallig Langeneß, der er bis ans Ende seines Lebens verbunden blieb. Bilder aus seinem Nachlass sind nun zu bewundern in Max Broders, Jochen Missfeldt: Klaar Kimming. Eine fotografische Reise durch Norddeutschland in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts. 240 S. 39,95 Euro. Emons Verlag, Köln 2014. Die Texte zu den einzelnen Kapiteln verfasste der renommierte Schriftsteller Jochen Missfeldt, Träger des Italo-Svevo-Preises 2014, der im Jahre 2013 beispielsweise mit einer ganz besonderen 28 Biografie Theodor Storms hervorgetreten ist. Er stellt Max Broders vor, gibt Impressionen von den Wandergebieten und Informationen zu den einzelnen Aufnahmen. Zu sehen sind Landschaften, bauliche Ensem- bles und vor allem Menschen und ihre Arbeit in einer vergangenen Zeit. Hier wurde dankenswerterweise ein bislang weitgehend unbekannter Schatz gehoben. Red. Eines der frühesten der abgedruckten Fotos. Hallig Langeneß Juli 1911, von links: Anni Bonken, Adele Hansen, Henni Bonken, Hilde Bonken und Hein Bonken 1965 50 iir 2015 Nordfriesland 189 – März 2015 Noch ein Bildband zum Wattenmeer? Ja, aber dieses Buch bietet mehr: Martin Stock, Pieter de Vries: Wattenmeer. Mit Texten von Jens Enemark, Martin Stock, Jennifer Timrott und Pieter de Vries. 204 S. 49,80 Euro. Wachholtz Verlag / Murmann Publishers, Neumünster/Hamburg 2014. Das Buch bringt grandiose Luftbilder des Wattenmeers, aufgenommen von den renommierten Fotografen Martin Stock und Pieter de Vries. Die „Wunderwelt der Watten“, so lautet eine Kapitelüberschrift, wird vor Augen geführt, beginnend in den Niederlanden und endend an der nördlichsten Watteninsel Langli beim dänischen Esbjerg. In knappen Texten schildern vier Autoren die Besonderheiten des Weltnaturerbes. Rungholt wird als „Hafenstadt“ bezeichnet, aber eine Stadt ist es sicherlich nicht gewesen. Auf einigen Nolde ohne Legende War Emil Nolde Nazi? In sensationsheischenden Artikeln, etwa in der Wochenzeitung Die Zeit, wurde vor einigen Monaten diese Frage gestellt und weitgehend bejaht. Man konnte meinen, neue Dokumente seien aufgetaucht – aber letztlich wurde nur Altbekanntes in neuer Verpackung geliefert. Die Nolde Stiftung Seebüll hat nun zwei Vortragstexte des 2013 verstorbenen Rhetorik-Professors Walter Jens neu herausgegeben und sie mit Erläuterungen des früheren langjährigen Seebüller Direktors Manfred Reuther versehen: Manfred Reuther: Walter Jens über Emil Nolde. Befreiung von Legenden. 80 S. 16,90 Euro. Nolde Stiftung Seebüll 2014 (Seebüller Hefte 03). Zweimal hielt Walter Jens Vorträge über Nolde, zuerst 1967 zum hundertsten Geburtstag des Künstlers in Seebüll, sodann zur Eröffnung einer Ausstellung 1987 in Stuttgart. Bereits vor fast einem halben JahrNordfriesland 189 – März 2015 Bild aus Stock, de Vries: Das Wattenmeer Das Watt aus der Luft Kulturspuren im Watt nördlich von Pellworm Bildern wird die kulturgeschichtliche Dimension deutlich. So zeigen zwei eindrucksvolle Luftfotos Kulturspuren nördlich von Pellworm. ts hundert, als die Beschäftigung mit der NS-Zeit zumeist noch tunlichst vermieden wurde, als Verdrängen und Verschweigen vorherrschten, analysierte der in Tübingen tätige Wissenschaftler Noldes Verhältnis zum Nationalsozialismus in ebenso klarer wie brillanter Weise: Die Nationalsozialisten verfolgten, sagte er, „ausgerechnet den, der gern ihr Paladin gewesen wäre“; so bewahrten sie „den großen Maler davor, mit dem Kainsmal des Söldlings gebrandmarkt zu werden – entehrt und vielleicht bis zu dieser Stunde geächtet“. Manfred Reuther beschreibt in differenzierter Weise Noldes Stellung in der NS-Zeit sowie Vorgeschichte und Wirkung der Geburtstagsrede von 1967: „Neben der Würdigung des künstlerischen Werks hat Jens Noldes bitteren Zwiespalt, seine anfangs großen Erwartungen und seine Sympathie für die nationalsozialistische Bewegung, doch ebenso die Ächtung seiner Malerei und zugleich das beharrliche Festhalten an seiner künstlerischen Authentizität aufgezeigt und miteinander zu verbinden gewusst.“ Wichtige Quellen werden im Faksimile abgedruckt. Es ist sehr zu begrüßen, dass die Nolde-Stiftung diese auch gestalterisch gelungene Schrift veröffentlicht hat. Mit Recht trägt sie den Untertitel: „Befreiung von Legenden“. Thomas Steensen 1965 50 iir 2015 29 Ladelund: Gedenken Die Häftlinge in den Konzentrationslagern Husum-Schwesing und Ladelund, die im Herbst 1944 als Außenlager des bei Hamburg gelegenen KZ Neuengamme betrieben wurden, hatten mitzuarbeiten am „Friesenwall“, einem militärisch sinnlosen Grabensystem entlang der deutschen Nordseeküste. Hunger, Krankheiten und die mörderische Gewalt der Bewacher führten dazu, dass in nur wenigen Wochen Hunderte starben. Nach dem Krieg herrschte in der bundesdeutschen Gesellschaft weithin ein stillschweigendes Übereinkommen, an die Verbrechen der NS-Zeit nicht zu rühren. Erst in den 1980er-Jahren begann auf private Initiative hin eine öffentliche Auseinandersetzung mit dem Lager HusumSchwesing; so weit, so „normal“. Die Nachgeschichte des Ladelunder Lagers verlief dagegen atypisch. Der dortige Gemeindepastor Johannes Meyer wandte sich mit einem Bekenntnis zur deutschen Schuld an die Hinterbliebenen von KZ-Toten. Bereits 1950 wurde bei den Massengräbern auf dem Ladelunder Friedhof, in denen die 300 Opfer begraben sind, eine Gedenkstätte errichtet – eine der frühesten überhaupt. Intensiv wurde der Kontakt zu dem Ort Putten im Gelderland in den Niederlanden. Die Puttener Männer wurden als Vergeltung für eine Aktion des niederländischen Widerstands von dort verschleppt, 540 von ihnen kamen um, 111 allein in Ladelund. Meyers offene Bemühungen um Versöhnung führten dazu, dass er bereits 1950 in der Puttener Kirche predigen konnte. Pastor Harald Richter, ab 1958 Meyers Amtsnachfolger, beschrieb nun die Geschichte des Lagers und zog eine Bilanz der Versöhnungsarbeit, an deren Weiterentwicklung er maßgeblich mitwirkte: Harald Richter: Hinabgestiegen in das Reich des Todes. Das Konzentrationslager, Pastor Johannes Meyer und kirchliche Gedenkstättenarbeit in Ladelund. Herausgegeben von Hannegreth 30 Grundmann. Mit Bildern von Uwe Appold. 239 S. 19,80 Euro. Lutherisches Verlagshaus, Hannover 2014. Als Zeitzeuge gibt Pastor Richter intensive Einblicke in die Gedenkarbeit, wie sie sich zum Beispiel in der Gemeinde Ladelund selbst entwickelte oder in der Beziehung zu Wyk auf Föhr, von wo Flieger-General Friedrich Christiansen stammte, der als Kommandant in den Niederlanden für die Razzia von Putten verantwortlich war. Der Künstler Uwe Appold hat zwölf Bilder zum 84. Psalm beigefügt, aus dem die Puttener Männer Verse sangen, als sie im Herbst 1944 aus ihrer Kirche in die deutschen Lager abgeführt wurden; hier das Motiv zu Vers 13: „Herr Zebaoth, wohl dem Menschen, der auf dich vertraut!“ Ausführlich befasst sich Harald Richter mit der Rolle von Pastor Meyer während der NS-Zeit. Meyer, ursprünglich überzeugter Nationalsozialist, sei angesichts des Leidens der Häftlinge seinem christlichen Gewissen gefolgt und habe die Namen der Toten und Angaben zu ihren Herkunftsorten notiert, um den Hinterbliebenen Nachricht geben zu können. Er habe zu diesem Zwecke zum Beispiel Druck auf den Lagerkommandanten Hans Griem ausgeübt. Eingehend zitiert wird eine Aussage von Pastor Martin Pörksen, der zur Bekennenden Kirche gehörte. Pörksen besuchte demnach Ladelund im November 1944. Pastor Meyer habe unter der dringenden Bitte der Verschwiegenheit vom Lager gesprochen und eine Liste der Opfer aus einem Versteck geholt. 1965 50 iir 2015 In der Ladelunder Kirchenchronik schließlich berichtet Meyer unter der Überschrift „Sylvester 1944“ über das Lager und das in der Gemeinde ausgelöste Entsetzen. Der Flensburger Gymnasiallehrer und Historiker Dr. Jörn-Peter Leppien, der an der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Geschichte des Lagers großen Anteil hat, gelangt dagegen zu dem Schluss, dass es sich bei den Erzählungen zu Meyers Wirken vor Kriegsende um eine Legende handelt. Bereits 1983 stellte er in seiner quellenkritischen Studie „‚Das waren keine Menschen mehr.‘ Aus der Chronik der Kirchengemeinde Ladelund“, Hinweise darauf zusammen, dass Meyers Bericht erst nach dem Krieg verfasst wurde. Im Jahrbuch 2014 der Grenzfriedenshefte (S. 79– 114) kommt er unter der Überschrift „Von der Nummer zum Namen. Die KZ-Toten in Ladelund 1944“ nun zu dem Ergebnis, dass Namen und Herkunftsorte der Toten nicht von Pastor Meyer unter besonderen Risiken festgehalten, sondern ganz bürokratisch vom Lager an die Friedhofsverwaltung gemeldet wurden, wie dies etwa auch für Husum-Schwesing geschah. Die Legendenbildung habe vor allem zu Beginn das hohe Ansehen gestützt, das Meyer besonders in Putten genießt. Es sei nun aber an der Zeit, „das vermittelte Bild von Pastor Meyer nachdrücklicher als bisher mit dem derzeitigen Forschungsstand in Einklang zu bringen oder durch eigene quellenbezogene Recherche und Reflexion neue Ergebnisse zu Tage zu fördern“, schließt Leppien. Das Wirken von Pastor Johannes Meyer im Sinne einer Versöhnung über den Gräbern hat, das gilt es festzuhalten, ein für eine Dorfgemeinde wohl einzig dastehendes Versöhnungswerk in Gang gesetzt. Sechs Wochen Untaten und Leiden im Herbst 1944 stehen inzwischen fast sieben Jahrzehnte zunehmend gemeinsamen Gedenkens gegenüber. Zur Vorstellung des Buches von Harald Richter am Volkstrauertag 2014 kamen 130 Gäste aus Putten nach Ladelund. fp Nordfriesland 189 – März 2015 NORDFRIESLAND Neu im Nordfriisk Instituut Gesamt-Inhaltsverzeichnis 2014 Kaland und Trauerkultur Religion und Kirchlichkeit bildeten in alter Zeit – wesentlich stärker als heute – prägende Elemente für die Menschen in Europa, auch in Nordfriesland, auch in Eiderstedt. Ein emeritierter Pastor hat zwei wichtige Aspekte von Glaube und Kirche für Eiderstedt eingehend beschrieben. Johann-Albrecht G. H. Janzen: Geistliche Versammlung und Trauerbrauchtum in Eiderstedt. Zwei Beiträge zur Kirchen- und Kulturgeschichte. 256 S. 15,80 Euro. Nordfriisk Instituut, Bräist/Bredstedt 2014. In den Kalands-Versammlungen kamen Persönlichkeiten aus dem Umfeld der Kirche zusammen, um zu beten, über religiöses Leben zu sprechen und zu feiern. Trauer, Begräbnisse und Toten-Gedenken boten den Menschen Anlässe, sich mit dem Jenseits zu befassen. Bestimmend war dafür die biblische Tradition. Das weist der Verfasser am Beispiel Eiderstedt nach. Zahlreiche bildhafte Darstellungen hat er dafür aufgespürt und präzise beschrieben. Sowohl den Kaland als auch den Umgang mit Tod und Vergänglichkeit ordnet der Verfasser mit analytischem Blick ein in die geistige Entwicklung der Region, in der sich die europäische kulturelle Geisteshaltung insgesamt widerspiegelt. Johann-Albrecht Janzen – gelernter Reedereikaufmann – studierte in Hamburg Theologie und wurde Pastor, unter anderem von 1996 bis 2005 in Koldenbüttel. Neben dem Amt und seither als Pensionär hat er als „Laie“ mittels eingehender Quellenforschungen grundlegende Beiträge zu Eiderstedter Themen erarbeitet. Das vorliegende Buch ist der bislang umfangreichste. NfI Nordfriesland 189 – März 2015 Nr. 185–188 Arfsten, Antje: Di Widergunger (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186 Århammar, Nils: Ein nordfrisistisches Potpourri Dankesrede zum Hans-Momsen-Preis 2014 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 Bammé, Arno: Thusnelda-Kühl-Gesellschaft aufgelöst (Chronik) . . . . . . 187 Becker, Heinrich: Eisenzeitliches Kulissendorf am Stollberg (Chronik). . . 188 Burck, Werner: Tierhaltung in Großbetrieben: contra – deeriinj. . . . . . . . 185 Faltings, Volkert F.: Zwischen Event und Symbol. Das Biikefest der Nordfriesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185 Frasche Rädj: Interfriesisches Frauentreffen 2014 (Chronik) . . . . . . . . . . 188 Goy, Sakia und Nomke Johannsen: 40 Jahre Öömrang Ferian (Üt da friiske feriine) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185 – 25 Jahre Pellwormer Friesenverein (Üt da friiske feriine). . . . . . . . . . . . 185 – Nordschleswig entdecken (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185 Grützmacher, Lena: En besuneren däi (Ferteel iinjsen!) . . . . . . . . . . . . . . 188 Haupenthal, Uwe: Zwischen Tradition und Aufbruch. Nordfriesland als Thema der Malerei im 19. und 20. Jahrhundert . . . . . . . . . . . . . . . 187 – Lehmpfuhl malt Nordfriesland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 Heitmann, Werner: Auflaufend Wasser (Bücher). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185 Johannsen, Kalle: Spöören (CDs) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186 Junge, Werner: Naturschutz im Wattenmeer begann vor 40 Jahren (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185 Kahl, Nis-Ove: Di latje (Ferteel iinjsen!) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185 Kööp, Karl-Peter: Dat geiht to Enn mit dat Plattdüütsche – in Iowa. Eine Reise in den „Corn State“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 Koschyk, Hartmut: „Eine besondere Verantwortung des Staates“. Antworten des neuen Minderheitenbeauftragten . . . . . . . . . . . . . . . . . 186 Kunz, Harry: Als Sylt erwachte (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185 – Vermächtnis eines Sylter Fotografen (Bücher). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 – Konspirativ im Sönke-Nissen-Koog (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 – Das Morsum-Kliff auf Sylt (Neu im Nordfriisk Instituut) . . . . . . . . . . 188 – und Fiete Pingel: Nordfriesland im Winter (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . 185 – Nordfriesland im Frühling (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186 – Nordfriesland im Sommer (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 – Nordfriesland im Herbst (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 Marti, Philipp: Der Fall Reinefarth [Interview] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186 Newig, Jürgen: Sylter Seebären. Meteotsunamis an der Inselküste . . . . . . 186 Nickelsen, Ellin A.: Maut of ei Maut (Ellins weelt) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185 – Faan’t faantjin fun – an huaram a salringen ütjsterew küd (Ellins wäält) 186 – Wüfhööd uun nuad (Ellins wäält) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 – Wat at för nian jil jaft, man likwens keeft wurd (Ellins wäält). . . . . . . . 188 Nordfriisk Instituut: Textsammlung (Neu im Nordfriisk Instituut). . . . . . 187 – Jarling 2015 (Neu im Nordfriisk Instituut). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 – Husum im Zentrum (Neu im Nordfriisk Instituut) . . . . . . . . . . . . . . . 188 – Hallighäuser auf Langeneß (Neu im Nordfriisk Instituut) . . . . . . . . . . 188 – Nordfriesisches Jahrbuch 2015 (Neu im Nordfriisk Instituut) . . . . . . . 188 – Zwischen Ems und Weser (Neu im Nordfriisk Instituut) . . . . . . . . . . . 188 Pauseback, Paul-Heinz: Unsere fremde Power (Kommentar) . . . . . . . . . . 185 – 20 Jahre Auswanderer-Archiv Nordfriesland (Chronik) . . . . . . . . . . . . 187 Pingel, Fiete: Üt da friisk feriine (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186 – Erinnerung (Kommentar) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 – KZ-Gedenkstätte Husum-Schwesing wird erweitert (Chronik) . . . . . . 187 – Üt da friisk feriine (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 – Harro-Harring-Gesellschaft – eine Bilanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 1965 50 iir 2015 3 18 7 7 13 10 6 8 8 30 27 14 16 30 32 6 28 12 9 29 31 31 32 9 8 10 10 29 23 7 5 8 8 32 32 30 31 31 32 2 6 7 2 4 9 23 31 – Vom Sichtbarmachen der Literatur (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 – Thema „Hartklopin“ (Ferteel iinjsen!). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 – Kleines Husum-ABC (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 – und Harry Kunz: Nordfriesland im Winter (Chronik) . . . . . . . . . . . . . 185 – Nordfriesland im Frühling (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186 – Nordfriesland im Sommer (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 – Üt da friisk feriine (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 – Nordfriesland im Herbst (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 – und Thomas Steensen: Fritz-Reuter-Preis für Cyriacks & Nissen (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186 Quedens, Kai: Zinedine (Ferteel injsen!) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186 Redaktion: Biike-Emfång 2014 (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185 – Friesen und Minderheiten im Schulgesetz (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . 185 – Aufruf: Christian-Feddersen-Preis 2014 (Chronik). . . . . . . . . . . . . . . . 185 – Friesische Medaillengewinner (Üt da friiske feriine) . . . . . . . . . . . . . . . 185 – Vielfältige Verdienste [Gerd Kühnast] (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . 186 – Friisk Foriining verlangt „mediale Grundversorgung“ für die Friesen (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186 – Christian-Feddersen-Preise 2014. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 – Friedrich Paulsens Ehrengrab in Gefahr (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . 187 – Preis für Kalüün (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 – Ausschreibung: Ferteel iinjsen! 2014 – Thema „hartklopin“ (Chronik) 187 – Mit Gott für Kaiser und Reich. Vor 100 Jahren: Nordfriesland im Ersten Weltkrieg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 – Grundstein gelegt (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 – 5th European Minority Film Festival (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 – Am Ruttebüller See – Ved Rudbøl sø . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 Schnack, Renate: Sprachenvielfalt in Schleswig-Holstein. Das nördlichste Bundesland betritt Neuland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 Sörensen, Christian M.: Zweitstimmen (Reaktionen) . . . . . . . . . . . . . . . . 185 Staacken, Dieter: Eiderstedter Nachrichten alias „Dat Blatt“ . . . . . . . . . . 186 Stapelfeldt, Wolfgang: Tierhaltung in Großbetrieben: pro – deerfor . . . . . 185 Steenbuck, Dietmar: Wald an Wasser und Wind. Kleine Waldgeschichte Nordfrieslands . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185 Steensen, Thomas: Oufschiis foon Klaus Petersen (Chronik) . . . . . . . . . . . 185 – Hark Martinen 80 (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185 – Nordfriesland als Restekiste? (Kommentar). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186 – Gerd Kühnast † (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186 – Neueste Nachrichten für Nordfriesland. Seit 215 Jahren Zeitungen für die Region . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186 – Zum Tode von Magnus C. Feddersen (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 – Der „Odysseus der Freiheit“ in Bredstedt. Ein Höhe- und Tiefpunkt im Leben Harro Harrings . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 – Weg vom Gönnerhaften (Kommentar). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 – Die Kultur der Sorben (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 – Der Schimmelreiter: historisch-kritisch (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 – und Fiete Pingel: Fritz-Reuter-Preis für Cyriacks & Nissen (Chronik). . 186 – und Inken Völpel-Krohn: Maike Ossenbrüggen (1939–2014) (Chronik) 185 Tholund, Jakob: Wat för’n wüf! – Ei tu liawewn: Marie Tångeberg as 90 wurden (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .188 Thormählen, Carl-Friedrich: 54. Interfriesisches Bauerntreffen (Üt da friiske feriine). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .186 Vanselow, Wendy: Piratenhase Adrian (Bücher). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .185 Völpel-Krohn, Inken und Thomas Steensen: Maike Ossenbrüggen (1939–2014) (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .185 Wedemeyer, Manfred: „Wie ein Trunkener lief ich stundenlang den Strand entlang.“ Emil Nolde auf Sylt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .185 4 27 30 9 8 10 9 10 6 31 3 5 6 8 5 6 3 5 6 8 12 3 3 26 28 31 18 12 14 3 4 2 4 11 5 22 2 29 29 6 5 5 7 30 5 24 Herausgegeben vom Nordfriisk Instituut Redaktion: Peter Nissen, Fiete Pingel, Thomas Steensen Schlusskorrektur: Harry Kunz Verlag: Nordfriisk Instituut, Süderstr. 30, D-25821 Bräist/Bredstedt, NF, Tel. 04671/60120, Fax 04671/1333, E-Mail: [email protected] Internet: www.nordfriiskinstituut.de Druck: Husum Druckund Verlagsgesellschaft, D-25813 Hüsem/Husum, NF. Preis je Nummer 3,00 Euro, Jahresabonnement (4 Nummern) 12,00 Euro. Für Mitglieder des Vereins Nordfriesisches Institut e. V. ist der Bezug der Zeitschrift im Jahresbeitrag enthalten. Bankverbindungen: Spar- und Leihkasse zu Bredstedt AG (BLZ 217 512 30) 737, Nord-Ostsee Sparkasse (BLZ 217 500 00) 31 161. NORDFRIESLAND ist ein Forum freier Meinungsäußerung; alle Beiträge geben die persönliche Meinung ihrer Verfasserinnen und Verfasser wieder. Wiedergabe in jeglicher Form nur mit Genehmigung der Redaktion. Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Gewähr übernommen. ISSN 0029-1196
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