James Bond trifft Jesus – Die Ansprache

Ansprache im Jugendgottesdienst 2010
James Bond trifft Jesus – Die Ansprache
Bond. James Bond, Ich bin mir sicher jeder von uns hat diesen Namen auch vor unserem
Jugendgottesdienst schon mal gehört.
Wer von euch hat denn schon mindestens einen James Bond Film gesehen? Im Kino, im Fernsehen
im Internet,…
Wer hat schon zwei gesehen? Drei? Wie war’s? Was muss man über James Bond wissen? (…)
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Agent im Britischen Geheimdienst,
immer im Auftrag ihrer Majestät, der Königin von England unterwegs,
verbringt seinen Tag damit die Welt zu retten und nutzt dabei seine Lizenz zum Töten voll,
aus indem er eigentlich alle Orte an denen er auftaucht in ein paar Minuten in Schutt und
Asche zerhexelt.
Wir haben uns im Jugendgottesdienstteam vor zwei Wochen bei mir zuhause einen gemütlichen
James Bond-Abend gemacht, haben Pizza gegessen und uns danach aufs Sofa vor den Fernseher
gesetzt und „Stirb an einem anderen Tag“ angeschaut. War ein richtig lustiger Abend… Vor allem
war es lustig, wie unterschiedlich die Reaktionen waren. Julia und Anja und vor allem Carolin saßen
die ganze Zeit da und haben vor sich hin geblubbert „Blööd… Blöhöd! Ach je… Uuunrealistisch!
Sooo Unrealistisch! Jetzt schau dir das mal an! Da stehen zwanzig Gangster um diesen James Bond
rum und schießen wie die blöden auf ihn und keiner trifft ihn! Und dann schießt er einmal und alle
fallen um! Sooo Unrealistisch! Und natürlich…, jetzt fliegt gleich das ganze Auto in die Luft… und…“
Und wir Jungs waren uns einig: Wir schaue nie wieder einen Actionfilm zusammen mit Frauen an.
Das klappt nicht. Die sind dafür entweder zu intelligent oder was weiß ich…!
Also, wie dem auch sei. James Bond ist auf jeden Fall für viele Menschen der berühmteste Filmheld
der Kinogeschichte. Stark, immer am Gewinnen, schlau, einer von den Guten, ein typischer Held
eben. Aber ich finde es ganz spannend, ihn mal dem für viele Menschen größten Helden der
Menschheitsgeschichte gegenüberzustellen. Wir sind hier in der Kirche, also ist schon ziemlich klar
wen ich meine: Jesus.
James Bond und Jesus. Zwei Helden, beide sind weltberühmt, beide bekämpfen das Böse, über
beide gibt es unzählige Bücher und viele Filme und trotzdem sind beide auf den ersten Blick
irgendwie ziemlich unterschiedlich, oder? Kann man Jesus mit einem Actionhelden vergleichen?
Darf man das überhaupt? Mal schauen…
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Bei der Vorbereitung für diesen Gottesdienst habe ich mal versucht mir vorzustellen was
passieren würde, wenn sich die beiden plötzlich begegnen. Es gibt dazu natürlich keine genau
passende Bibelstelle, aber soweit ich Jesus bisher kenne, könnte so ein Treffen zum Beispiel
folgendermaßen Ablaufen….
Also ich bin mal James Bond. Nachdem ich mehrere Autos zu Schrott gefahren, ein paar feindliche
Armeen in die Luft gejagt und mit drei oder vier hübschen Frauen geschlafen habe, habe ich
tatsächlich herausgefunden, wo die Bombe versteckt ist, die mich, euch, das Gemeindehaus und
eigentlich ganz Gundelfingen in die Luft sprengen soll und das auch in genau 20 Sekunden tun wird,
wenn ich sie nicht im letzten Moment entschärfe. Und zwar steht sie genau da drüben…
Jackett an, Sonnenbrille aufsetzen, Pistole in die Hand nehmen…
THEATER
Jackett aus, Sonnenbrille absetzen
Ich finde, es gibt ganz spannende Parallelen zwischen den beiden. Und andererseits merkt man bei
so einem Vergleich wieder ganz deutlich, dass Jesus eben kein typischer Actionheld ist. Auch wenn
sich das viele schon vor 2000 Jahren zum Beispiel bei seinem Einzug in Jerusalem sehnlichst
gewünscht hätten.
Ich gehe mal auf drei Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen den beiden ein, die mir aufgefallen
sind und die ich besonders interessant und wichtig finde.
1)
Beide versuchen auf ihre Art die Welt zu retten. James Bond ganz offensiv: Wer sich ihm in den
Weg stellt, wird erschossen. Eine schnelle und ziemlich einfache Lösung: Wenn alle Bösen tot sind,
dann bleiben nur noch die Guten übrig. Klingt wunderbar einfach.
Klappt aber nicht so ganz. Zumindest sind immer noch genügend Böse übrig, dass es einen neuen
Film geben kann. Jesus geht einen anderen Weg. Und darüber bin ich ehrlich gesagt sehr froh.
Ansonsten hätten wir vermutlich alle ein großes Problem: Ich strenge mich ja nun wirklich an, ein
guter Mensch zu sein und an einigen Stellen funktioniert das hoffentlich auch. Aber im Vergleich zu
dem was Jesus einen wirklich „guten Menschen“ nennt bin ich da trotz allem nicht sonderlich
erfolgreich. Und ich glaube, da bin ich nicht der Einzige.
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Jesus nutzt in solchen Fällen aber nicht die Lizenz zum Töten, sondern er hat den Wunsch
zu heilen. Er will aus dem Bösen etwas Gutes machen. Auch aus mir. Ich muss es nur zulassen.
2)
Der zweite Unterschied den ich wichtig finde ist eigentlich ganz einfach, aber unglaublich wichtig:
Es ist das Unterschied dass James Bond, so leid es mir für ihn auch tut, ein erfundener Filmheld ist.
Ian Fleming hat ihn sich 1952 ausgedacht. Jesus nicht. Der ist real.
3)
Eine Gemeinsamkeit zwischen beiden ist: Beide sind Vorbilder. Wenn ich James Bond im Fernsehen
oder auf einem Filmplakat sehe, dann strahlt er schon was aus… Wäre schon toll, ein bisschen so zu
sein wie er, oder? Zumindest so ein bisschen? Sportlich, gute Figur, wird mit allem und jedem fertig,
weiß immer einen Ausweg…. Stark, Selbstbewusst, mutig … oder zumindest auch so eine tolle Uhr
tragen, mal das gleiche Auto fahren… und ein richtiger Mann trinkt bei Gelegenheit natürlich
Wodka Martini! Und zwar geschüttelt, nicht gerührt. Glaubt ihr nicht? Also nach „Goldeneye“
wurden plötzlich 1 Million Flaschen Smirnoff-Wodka mehr verkauft als vorher. Und seit Bond eine
Original Omega-Uhr trägt, werden viereinhalb mal so viele davon verkauft…
Das ist ein bisschen wie wenn sich Kinder an Fastnacht als Pirat oder Prinzessin verkleiden, weil sie
auch mal so stark und mutig oder so schön und reich sein wollen. Das machen wir Erwachsenen
und Jugendlichen natürlich nicht mehr! Obwohl… wenn man so vor dem Jugendgottesdienst im
schwarze Anzug zum Bond-Soundtrack durchs Gemeindehaus schleicht… das hat schon was. Und
mal mit lauter Filmmusik in einem schnellen Cabrio durch die Gegend zu heizen… Würde jemand
mitkommen?...
Bei Jesus ist das ein bisschen anders. Wie vorhin gesagt, für Christen ist Jesus DER Held der
Menschheitsgeschichte und der große Wunsch und das große Ziel ist es, so zu sein wie er. Ok, dabei
geht es sicherlich nicht darum, wie auf manchen Bildern dargestellt, mit langen Haaren, einem
Umhang und Birkenstocksandalen durch die Fußgängerzone zu laufen und jeden Menschen mit
„Wahrlich, ich sage euch“ anzusprechen. Nein, da geht es vielmehr darum, zu verstehen was er
meint, zu erkennen das er Recht hat und ihn deshalb in dem was er getan hat und wie er mit
anderem Menschen umgegangen ist nachzumachen. Wie auf diesen Armbändern, die ich auch
immer wieder mal hier in der Kirche bei Konfirmanden sehe, auf denen dieses WWJD, „What would
Jesus do“ aufgedruckt ist und das daran erinnern soll alles so zu machen, wie Jesus es gemacht
hätte. Also, es geht, um es wie James Bond zu sagen, darum, „Für die gleiche Sache zu kämpfen“.
Dadurch wird man dann zwar nicht Geheimagent, dafür aber Christ.
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Christ sein bedeutet also, sich sicher zu sein dass Jesus Recht hat mit dem was von ihm in
der Bibel steht. Es bedeutet, so friedlich und gut wie nur irgend möglich mit allen Menschen
zusammenzuleben, aber ohne in Glaubensfragen einfach nachzugeben und sich zu verstecken.
Dass ich Christ bin heißt, dass ich mich fest auf Gott verlasse. Das ist nicht immer so einfach getan
wie gesagt, aber ich versuche es. Und es funktioniert!
Es heißt übrigens nicht unbedingt, nur weil das vorher im Theaterstück vorkam, dass ich jeden
Sonntagmorgen pünktlich um sieben Uhr aufstehe um pünktlich in der Kirche zu sein. Heute
morgen habe ich bis halb 10 Uhr geschlafen und bin danach zu Freunden zum Brunchen gegangen.
Jesus hakt mich nicht auf irgendeiner Liste ab, ob ich auch schön regelmäßig in den Gottesdienst
komme. Aber ich komme meistens trotzdem, einfach weil es mir selbst wichtig geworden ist.
Und weil ich Christ bin, habe ich eine tolle Sicherheit:
Ich kann mir sicher sein, dass Gott mich niemals alleine lassen wird, egal wo ich bin, ob ich gerade
alleine zuhause mein Zimmer aufräume, mich mit Freunden treffe, traurig bin, eine Klassenarbeit
schreibe oder hier vor 60 Leuten stehe und meine erste Predigt im Jugendgottesdienst halte. Ich
kann mir sicher sein dass Gott mich geschaffen hat. Und dass er sich dabei genau überlegt hat, was
er da tut. Er hat sich genau überlegt was dieser Stefan, den er da gerade erschafft, alles können soll
und was nicht, weil er schon wusste, was er mal mit mir vor hat und wie ich ihm dabei helfen kann.
Und so ist das nicht nur bei mir, sondern bei allem Menschen, die er geschaffen hat. Bei dir, bei
dir…
Und wie vorhin im Theaterstück sagt er genau deshalb „Ich kenne dich gut! Du kannst gut malen
oder du bist sportlich oder du kannst dich toll um andere Menschen kümmern! Leute wie dich kann
ich brauchen! Hilfst du mir? Machst du mit?“
Ich finde das klasse.
Ok. Wenn ich mitmache, dann werde ich wahrscheinlich nicht alleine die Welt retten. Du auch
nicht. Aber Stück für Stück helfen wir Gott dabei, die Welt zu retten und umzukrämpeln. Und auf
dem Weg dahin haben wir, wie James Bond, einen Auftrag. Jeder.
Stefan Cahnbley, 2010
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