World of Coffee Höchste Aroma-Qualität in der Tasse — das ist die Grundphilosophie der Kaffeeröstereien Hochstrasser AG in Luzern Exquisiter Muntermacher: Kaffee von Don George und Hochstrasser Während die Japaner im Kaffee baden, geniesst man ihn in der Schweiz lieber in der Tasse statt in der Badewanne. Die Schweiz importiert jährlich rund 100 000 Tonnen Rohkaffee. Auch die Kaffeeröstereien caffè Don George in Untervaz und die Hochstrasser AG in Luzern widmen sich der Verarbeitung der edlen Bohne. Warum hier «geili Sieche» arbeiten und weshalb er vom Kaffee nicht loskommen kann, erläutert Geschäftsinhaber René Vesti im folgenden Beitrag. Text: Andrea Schelbert, Fotos: zVg. Kaffee ist eines der interessantesten Getränke überhaupt. Er ist Lebenselexier und «das Benzin» in den Büros: Ohne das edle Brühgetränk läuft der Wirtschaftsmotor nicht. Die Schweiz importiert jährlich rund 100 000 Tonnen Rohkaffee. Davon wird etwa ein Drittel in der Schweiz selbst veredelt und als löslicher Kaffee, entkoffeinierter Kaffee oder Röstkaffee exportiert. Der lnlandkonsum beläuft sich auf rund 65 000 Tonnen Rohkaffee. Kaffee hat auf den Menschen eine stimulierende und positive Wirkung. Er ist auch in Zeiten des Mangels ein unentbehrliches Gut. Die Landesregierung in Bern hat deshalb bei den schweizerischen Kaffee-Importeuren eine Pflichtlagerhaltung angeordnet. Aus diesem Grund 108 sind die Kaffeeimporte einer Bewilligungspflicht unterstellt. Die Fakten zum Kaffee u Kaffee inspiriert: Der Komponist Ludwig van Beethoven machte es sich zu Lebzeiten zur Gewohnheit, regelmässig 60 Kaffeebohnen abzuzählen, um daraus eine Tasse Mokka zu brauen. Der französische Romancier Honoré de Balzac wiederum trank täglich mehrere Tassen starken Kaffee, um wach zu bleiben. Er arbeitete meist zwölf Stunden pro Tag. Und Johann Sebastian Bach schrieb eine humorvolle Kaffeekantate. Das Stück dreht sich um den damals verschrieenen, sündhaften Kaffeegenuss und betrachtet dies mit einem Augenzwinkern. u Kaffee ist gesund: Ungeröstete Kaffeebohnen werden häufig in Schmerzmitteln eingesetzt. Kaffee reduziert das Risiko einer Leberzirrhose um bis zu 80 Prozent und kann zudem das Leberkrebs-Risiko senken. Im Kaffee sind mehr Antioxidantien als in jedem anderen Lebensmittel enthalten. Ausserdem bekämpft Koffein Cellulite, hilft gegen Haarausfall und bei geschwollenen Augenpartien, da es sich positiv auf den Abtransport von angestauten Flüssigkeiten auswirkt. u Kaffee steigert die Denkleistung: Wie Forscher der Johns Hopkins University in Baltimore feststellten, ist Kaffee respektive das darin enthaltene Koffein nicht nur ein Wachmacher – er verbessert auch die Gedächtnisleistung. Schon 200 Milli- 11/15 World of Coffee und der caffè Don George Gourmetrösterei AG in Untervaz. gramm Koffein steigern das Erinnerungsvermögen und helfen beim Lernen. Auch bei Hirn-Scans im Magnettomographen zeigte sich, dass die Kombination aus Koffein und Glucose die kognitiven Prozesse der Probanden — insbesondere Aufmerksamkeit, Merkfähigkeit und Denkeffizienz — steigerte. u Kaffee soll schön machen: Die japanische Badekultur ist legendär – und treibt seltsame Blüten: In einem Spa auf der Insel können Gäste in Kaffee baden und sich damit übergiessen lassen. Das soll die Haut verschönern und Müdigkeit vertreiben. u Kaffee spricht die gleichen Regionen in unserem Gehirn an wie Heroin und Kokain – natürlich mit viel geringerer Wirkung: Deshalb hatten die Menschen Anfang des 18. Jahrhunderts vielleicht gar nicht so Unrecht: Damals wurde «Kaffeesucht» noch als soziales Problem angesehen, und Cafés galten als Lasterhöhlen. u Kaffee steht dem Wein in nichts nach: Als der Kaffee im 17. Jahrhundert Europa erreichte, wurde er noch als «arabischer Wein» bezeichnet. Sensorisch hat Kaffee mindestens genauso viel zu bieten wie der Wein. Im Wein konnten bereits über 500 verschiedene Aromen identifiziert werden, bei Kaffee sogar über 800. u Die Kaffeepflanze bildet die Substanz Koffein nur, um Ungeziefer von sich fernzuhalten. Das in der Kaffeebohne enthaltene Koffein ist für viele Insekten giftig. u Rohkaffee ist nach Erdöl der meist ge- 11/15 handelte Rohstoff weltweit: Über 100 Millionen Menschen arbeiten im Kaffeesektor. Dabei kümmern sich rund 25 Millionen Kaffeebauern um Anbau und Ernte des Kaffees. Britische Ingenieure konnten 2010 beweisen, dass Kaffee seinem grossen Bruder, dem Erdöl, in nichts nachstehen muss. Mit einem mit Kaffee betriebenen Auto mit dem Namen Car-puccino fuhren sie von London nach Manchester und verbrauchten dabei pro Kilometer ungefähr 35 Espressi. Damit schafften sie es ins Guinnes-Buch der Rekorde. Verbreitung in Europa Auch die Geschichte des Kaffees ist interessant: Im 16. Jahrhundert gelangte der Kaffee über Arabien und Mekka nach Kairo und Konstantinopel (heute Istanbul), wo 1554 die erste Kaffeeschenke die Leute erfreute. Erst 1615 wurden die ersten Kaffeesäcke nach Europa gebracht. 1683 mussten die Türken die Belagerung von Wien abbrechen und 500 Säcke Kaffee zurücklassen. Glück für die Wiener. Denn damals wurde in Wien der Grundstein für die heute noch weltbekannte Wiener Kaffeehauskultur gelegt. Von da Sie sind Kaffeeunternehmer mit Herzblut: Gery Camenzind und René Vesti (rechts), die beiden Firmeninhaber der caffè Don George Gourmetrösterei AG und der Kaffeerösterei Hochstrasser AG. 109 World of Coffee Röstmeister André Strittmatter von der Hochstrasser AG kontrolliert die Qualität der Rohkaffeebohnen, bevor er sie in Rahmen des schonenden Trommelröstverfahrens sorgfältig weiterverarbeitet. an setzte der Kaffee seinen Siegeszug durch ganz Europa fort, fand immer mehr Geniesser und ist heute nicht mehr aus unserem Leben wegzudenken. 1699 pflanzten die Holländer, die damals zu den einflussreichsten Seemächten gehörten, auf ihrer Insel Java in Indonesien Kaffee an. Es folgten Plantagen auf Ceylon und in Indien. Auch nach Südamerika bzw. Surinam (Niederländisch Guayana), brachten die Holländer den Kaffeebaum. Von dort aus verbreitete er sich in all jene Gebiete mit tropischem und subtropischem Klima, welche heute den grössten Teil der Weltproduktion an Kaffee liefern. Kaffee als Passion Einer, der sich seit 40 Jahren mit viel Leidenschaft dem Kaffee widmet, ist der Unternehmer René Vesti. «Ich komme einfach nicht davon los», sagt er lachend zu GOURMET. Der langjährige Kaffeekenner besitzt und führt zusammen mit dem Innerschweizer Gery Camenzind die Hochstrasser AG in Luzern und die caffè Don George Gourmetrösterei AG in Untervaz. Und der Erfolg gibt den zwei Schweizer Unternehmern Recht: «Wir wachsen in einem stark rückläufigen Markt überdurchschnittlich und rasant. Wir rösten mittlerweile bei caffè Don Die Geschäftsleitung der beiden Kaffeeröstereien, welche gegenwärtig den Kaffeemarkt in der Schweiz aufmischen (v.l.n.r.): René Vesti, Gery Camenzind, Michaela Hochuli, Sandro Stehli und Jeannette Keller. George Gourmetrösterei vier Mal mehr Kaffee als anfangs 2012», betont René Vesti. Rund 1500 Tonnen Kaffee werden in den zwei Unternehmen jährlich geröstet. Um dem wachsenden Nachfragevolumen gerecht zu werden, wird man im Traditionshaus Hochstrasser noch dieses Jahr rund eine Million Franken in eine neue Verpackungsanlage investieren. Auch das Personal wurde in beiden Kaffeeröstereien aufgestockt. Klare Strategie Die Geschäftsphilosophie der zwei Kaffeeröstereien ist klar: Es geht vorwärts! Mutig, offensiv und voller Elan schreitet man voran, um so die zwei Schweizer KMU auf dem Markt noch besser zu positionieren. Die Hochstrasser AG wurde 1852 gegründet und hält in der Zentralschweiz in diesem Segment eine Leaderposition inne, während die caffè Don George Gourmetrösterei in Untervaz die Kundschaft aus der ganzen Schweiz beliefert. Die beiden Betriebe gehören zu den wenigen traditionellen Röstereien in der Schweiz. In beiden Röstereien werden alle Kaffees mit grösster Sorgfalt im aufwändigen Trommelröstverfahren und mit viel Hingabe geröstet. Nur die allerbesten Rohkaffees finden hier Verwendung in den auserlesenen Kaffeemischungen. Ein anspruchsvoller Röstprozess Bei der Trommelröstung geht es darum, das Beste aus der Kaffeebohne herauszuholen. Es ist ein handwerkliches Röstverfahren, das magenschonenden, hocharomatischen Kaffee zum Ergebnis hat. Im Unterschied zu Heissluft-Röstungen in 110 11/15 World of Coffee Röstmeister Beat Bandli von der caffè Don Geroge Gourmetrösterei in Untervaz überwacht an der Trommelröstmachine den Röstgrad der Kaffeebohnen. der Industrie ist die Temperaturkurve bei einer schonenden Trommelröstung wesentlich flacher. Industrielle, schnelle Röstverfahren können bei der Qualität nicht mithalten. Den Unterschied schmeckt man klar. Rösten in der Trommel ist darum ein hochstehendes Handwerk, das Feingefühl, Wissen, Erfahrung, Talent und eine ausgereifte Philosophie verlangt. Das Prinzip ist relativ einfach: Eine Trommel dreht sich um den eigenen Mittelpunkt und wird von aussen beheizt. Die Bohnen werden einerseits durch den Kontakt mit der Trommel und anderseits durch die heisse Luft im Innern erhitzt. Eine der wichtigsten Reaktionen, die sich bei der Röstung entwickelt, heisst «Maillard-Reaktion». Dabei verbinden sich verschiedene Zucker und Proteine bzw. deren Aminosäuren zu neuen Verbindungen, die über 800 Aromen hervorbringen. Die gleiche «Maillard-Reaktion» sorgt beispielsweise für eine knusprige Kruste beim Brot oder auch für den Bratgeschmack, wenn man Fleisch in der Pfanne brutzelt. Der alles entscheidende Röstmeister Man muss Kaffee lieben und verstehen, um ihn perfekt rösten zu können. Der Röstmeister ist ein sehr wichtiger Mann. Von seiner Berufserfahrung und seiner Aufmerksamkeit hängt es ab, dass der Kaffee den definierten Röstgrad präzis erreicht. Die Kunst des Röstmeisters liegt darin, für jeden Kaffee die richtige Röstkurve zu entwickeln. Denn nur bei richtig eingestellter Temperatur und Röstdauer kann der perfekte Geschmack aus dem Kaffee herausgearbeitet werden. Der Röstmeister entnimmt der Rösttrommel während des Röstprozesses laufend Muster, um den Verlauf der Röstung und den Röstgrad zu über- Eine konsequente Qualitätspolitik ist das A und O für eine optimale geschmackliche Qualität in der Tasse: Betriebsleiter Sandro Stehli (links) und Firmeninhaber René Vesti bei der Degustation der Röstkaffeemischungen. 112 Mehr zum Thema: caffè Don George, Gourmetrösterei AG, Industriestrasse 4, 7204 Untervaz, Tel. 081 332 41 61, Fax 081 332 33 11, [email protected], www.dongeorge.ch 11/15 World of Coffee Wichtiger Fairtrade Frisch geröstet, umgehend verpackt und an die Kunden ausgeliefert: Die speditive Verpackung und Auslieferung trägt Entscheidendes zur Kaffeequalität bei. wachen. Ein professioneller Röstmeister muss deshalb über eine ausgeprägte Sensorik, ein hohes Qualitätsbewusstsein und über eine langjährige Erfahrung verfügen. Mit André Strittmatter hat die Hochstrasser AG einen solchen Experten gefunden. Vor zwölf Jahren hat er mit dem Rösten von Kaffee begonnen. Inzwischen ist der Basler nicht nur SCAE-autorisierter Trainer, sondern auch als erfahrener Juror beim globalen Wettbewerb «Cup of Excellence» tätig. Das ist ein Programm, bei dem es darum geht, die weltweit besten sortenreinen Kaffees zu prämieren. André Strittmatter ist auch in der Schweiz als Kaffeekenner und Koryphäe auf diesem Gebiet bekannt. In den Schulungsräumen der Hochstrasser AG gibt er sein Wissen weiter und verrät viele Tricks und Tipps. Inspiration holt er sich auf seinen Bildungsreisen in die Ursprungsländer des Kaffees, wo er sich mit Kaffeebauern austauscht und die Gegebenheiten vor Ort mit viel Interesse und Freude miterlebt. Wie gross der Arbeitsaufwand bei der Ernte ist, sieht man daran, dass für 500 Gramm Kaffeebohnen 2,5 Kilogramm Kaffeekirschen gepflückt werden müssen. Solche Besuche vor Ort gewährleisten auch, dass in den beiden Kaffeeröstereien nachhaltig produziert und mit den Kaffeebauern ein fairer und respektvoller Umgang gepflegt wird. Denn für caffè Don George und die Hochstrasser AG ist Nachhaltigkeit ein zentrales Thema, welches das tägliche unternehmerische Handeln mitbestimmt. Der schonende Umgang mit den Ressourcen und ein ethisches Verhalten sind dabei selbstverständlich. So wird auch Fairtrade Max Havelaar-Kaffee angeboten. Für Unternehmer und Kaffee-Experte René Vesti ist klar: Die beiden Schweizer Kaffeeröstereien reiten auf einer Erfolgswelle. «Wir arbeiten mit beiden Firmen im oberen Segment der Horeca», sagt er mit leisem Stolz. Dass unter seiner Führung der gesamte Prozess vom Ursprungsland der Kaffeebohne bis zum feinen Endergebnis in der Tasse aktiv beobachtet und gestaltet wird, zählt sicher zu einem weiteren Erfolgsrezept. «Beste Qualität des Kaffee nützt nichts, wenn die Menschen, die sich um die Verarbeitung des Kaffees kümmern, nicht dafür ausgebildet sind», erklärt René Vesti. Deshalb seien unter anderem «zehn geili Sieche» im Aussendienst der beiden Unternehmen tätig. «Das sind erfahrene Berater, die schon lange in der Kaffeebranche arbeiten und wissen, wovon sie reden.» nd A052 Halle 1.2, Sta Zehn «geili Sieche», wie Kaffeeunternehmer René Vesti sein Aussendienst-Team bezeichnet (v.l.n.r., vorne): Rolf Jenny, René Vesti, Georg Steiner, Moritz Ludin. (hinten): Bernhard Schmutz, Luc Dafflon, Markus Roggli, Christian Gerber, Roger Fiedler und Gery Camenzind. 11/15 Mehr zum Thema: Hochstrasser AG, Kaffeerösterei, Grossmatte Ost 22, 6014 Luzern, Tel. 041 259 29 29, Fax 041 250 50 73, [email protected], www.hochstrasser.ch 113
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