Handreichung für Lehrerinnen und Lehrer

Handreichung für Lehrerinnen und Lehrer zur Ausstellung
„Der gefühlte Krieg“ im Museum Europäischer Kulturen in Berlin Dahlem
(27.06.2014 – 28.06.2015)
zur Vorbereitung und Durchführung eines Ausstellungsbesuches mit der Schulklasse
für die Fächer Geschichte, Kunst, Ethik/Philosophie, Deutsch (fächerübergreifend)
Diese Handreichung gibt kurze Informationen zum Anliegen der Ausstellung, zu zentralen Objekten
und zeigt methodische Einstiegsmöglichkeiten für eine Annäherung an das Thema Gefühle und Krieg
auf.
Liebe, Angst und Trauer im Ersten Weltkrieg sind die zentralen Themen der Ausstellung „Der gefühlte
Krieg“. Durch ein besonderes Ausstellungsdesign und eine Soundinstallation ist ein individueller
Zugang möglich, der die allgemeine Distanz zum Thema aufbricht und die Gefühle der Schülerinnen
und Schüler ansprechen kann. Viele junge Menschen zogen mit Begeisterung in den Krieg, ließen
einen geliebten Menschen zurück, hatten Angst vor dem Tod oder mussten um einen Angehörigen
trauern.
Die Besonderheit der Ausstellung liegt in der Gegenüberstellung von originalen Zeugnissen aus
beiden Weltkriegen und Künstlerarbeiten, die zueinander in ein Spannungsverhältnis treten.
Organisatorische Hinweise:
Bitte melden Sie alle Gruppen an, auch wenn keine Führung gebucht wird. Damit können Sie
sicherstellen, dass die Materialien zur Verfügung stehen und Sie mit der Klasse erwartet werden.
Tel.: 030 - 266 42 4242 (Mo - Fr 9 - 16 Uhr)
Fax: 030 - 266 42 2290
E-Mail: [email protected]
Im Museum sind Hocker, Stifte, Papier und Unterlegmappen vorhanden. Die Arbeitsblätter 1 bis 6
liegen vor. Es gibt einen Kommunikationsraum in der Ausstellung, in dem ein Austausch nach dem
Ausstellungsbesuch möglich ist. Teilen Sie ihre Schulklasse in mehrere Gruppen, damit den
Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit gegeben wird, persönliche und intensive Erfahrungen zu
machen. Bitte bewerten Sie die Arbeiten der Schülerinnen und Schüler nicht.
Themenschwerpunkte:
Nagelungen in ihren unterschiedlichen Ausdrucksformen und Beweggründen: Der Wald von Günther
Uecker (1984) und Nagelfigur Eiserner Hindenburg (1915)
Propaganda – ein Mittel der Kriegsführung: Kriegsbilderbögen, Vivatbänder, Kriegsspielzeug
Liebe im Krieg: Feldpost zwischen Frieda Milewski und Georg Ehrenberg
Angst vor der unsichtbaren Gefahr: Simon Menners Fotoreihe Camouflage und der Giftgaseinsatz im
Ersten Weltkrieg
Trauer und Erinnerung: Pietá und Tagebucheinträge von Käthe Kollwitz
Bezug zur Gegenwart: Konflikte und Friedensarbeit heute
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Nagelungen in ihren unterschiedlichsten Ausdrucksformen und Beweggründen
Objektbezüge:
Skulptur Der Wald von Günther Uecker (1984), Nagelfigur Eiserner Hindenburg von Georg Marshall
(1915 / Nachbildung 2014)
Der Wald von Günther Uecker
Günther Uecker (*1930) versteht seine Arbeiten als Einladung
zum Dialog. Die Verletzung des Menschen durch den
Menschen ist ein wiederkehrendes Thema des Künstlers.
Das Kunstwerk Der Wald steht für solche Verletzungen
des Natürlichen, des Organischen, des Menschlichen.
Wie in seinen Werken angesprochen, wird auch im Krieg
die persönliche und natürliche Idylle des Menschen durch
den Menschen zerstört.
Viele seiner Kunstwerke haben eine ambivalente Botschaft:
Sie erzählen sowohl von enttäuschten Hoffnungen und
zerstörten Utopien menschlichen Zusammenlebens, als auch
von wiederholten Versuchen auf Friedensstiftung. Ueckers
künstlerische Aufforderungen zum Dialog lassen sich daher
auch selbst als stetige Versuche der Pazifizierung verstehen.
Der Nagel
Der Nagel stellt bei Uecker einen visuellen Störfaktor dar, den er auch in Alltagsgegenstände
hineintreibt und somit die Sehgewohnheiten des Betrachters provoziert. Das Nageleinschlagen ist
ebenso ambivalent wie die Werke des Künstlers. Der Nagel kann als Erinnerung oder geschichtlicher
Verweis, als Zeichen von Inbesitznahme und als aggressiver Akt, als Wehrmittel, aber auch als
Zeichen von Verletzung gedeutet werden. In Bezug auf die Nagelfiguren im Ersten Weltkrieg lässt sich
auf das Ritual der Fahnenweihe verweisen, bei dem Fahnen von militärischen Einheiten und
Kriegervereinen benagelt wurden.
Nagelfigur Eiserner Hindenburg von Georg Marshall
Die Nagelung von Kriegswahrzeichen wurde im Ersten Weltkrieg in vielen deutschen Städten und
Gemeinden durchgeführt. Mit dem Einschlagen eines Spendennagels in die Figur zeigten die Bürger
ihre Solidarität mit den Kriegsopfern und unterstützten diese auch finanziell. Schulen und Vereine
organisierten eigene Nagelaktionen und nutzten diese zur patriotischen Erziehung, wie die
Nagelscheiben in der Ausstellung zeigen. Der fast 13 Meter hohe und ca. 27 Tonnen schwere Eiserne
Hindenburg wurde von dem Maler und Bildhauer Georg Marshall (*1871) entworfen. Die Figur wurde
am 4. September 1915 vor der Siegessäule errichtet. Für eine, fünf oder hundert Mark konnten
eiserne, silberne oder goldene Nägel erworben werden. Die Nagelfiguren sollten zum Wahrzeichen
der damaligen Zeit werden, sind aber heute weitestgehend vergessen. Mit der steigenden Not der
Bevölkerung und sinkender Siegesgewissheit verschwanden auch die Nagelfiguren auf Anweisung
des preußischen Innenministeriums.
„Unser Eiserner Hindenburg soll zeugen von den Heldentaten deutscher Männer,
den gefallenen Helden zur Ehre, den Hinterbliebenen zum Trost und zur Unterstützung
und der Jugend zur Nacheiferung.“
Karl-Heinz Ziessow - Auszug aus dem Faltblatt zur Nagelung.
Quelle: „Der Erste Weltkrieg“ Museumsdorf Cloppenburg 2009
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Arbeitsblatt: Nagelungen in ihren unterschiedlichsten Ausdrucksformen und Beweggründen
Vorschläge für Methoden:
Mindmap, kreative Umsetzung, Vergleich
1. Mindmap
2. kreative Annährung an den Nagel
Welche Begriffe und Gefühle verbindest du mit
dem Nagel?
Wähle einen Begriff aus und fülle
den Nagel damit.
Arbeitsblatt 1 (Vorderseite)
Arbeitsblatt 1 (Rückseite)
Bearbeiten Sie das Thema weiterführend im Unterricht durch eine künstlerische Annäherung an den
Nagel oder ähnliche Objekte: Collagen entwickeln, Schreibprozesse anregen usw.
3. Vergleich:
Vergleiche beide Objekte miteinander. Nutze das Arbeitsblatt mit den Hinweisen.
Arbeitsblatt 2
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Propaganda – ein Mittel der Kriegsführung
Objektbezüge:
Vitrine mit militärischem Kinderspielzeug, Kriegsbilderbögen, Vivatband von Lovis Corinth
Kriegsspielzeug
Das Militär hatte in der Kaiserzeit eine hohe politische
und gesellschaftliche Stellung. Die damit verbundenen
Werte von Opferbereitschaft und Heldentum
waren allgegenwärtig. Schon Kinder wurden zu
militärisch geprägter Vaterlandsliebe erzogen.
Dementsprechend war ihre Alltagswelt gestaltet. Der
Krieg wurde verherrlicht und heroisiert und Krieg
„spielen“ war eine beliebte Beschäftigung. Viele junge
Männer waren begeistert, als der Krieg ausbrach und
meldeten sich freiwillig für den
Kriegseinsatz. Aber auf dem Feld wurde aus dem Spiel Ernst.
Vivatbänder
Vivatbänder wurden in Deutschland und Österreich gegen eine Spende für die
Kriegsopfer ausgegeben. Das gespendete Geld kam beispielsweise dem Roten Kreuz
zu Gute. Von namhaften deutschen und österreichischen Künstlern
entworfen, erlangten die Vivatbänder auch Bedeutung als Sammelobjekte. In den
Vivatbändern, aber auch in den gezeigten Kriegsbilderbögen und Plakaten zeigt sich,
dass Kunst Propagandazwecken, dem Entfachen der Begeisterung diente.
Viele Künstler und Intellektuelle unterstützten den Krieg. Dies zeigt sich hier durch die
verherrlichenden und verharmlosenden Darstellungen und motivierenden Sprüche.
Vivatband von Lovis Corinth
Lovis Corinth (* 1858) war ein deutscher Maler und zählt zu den wichtigsten
Vertretern des deutschen Impressionismus. Ebenso wie Liebermann, der das
Manifest der 93 unterzeichnete, unterstützte auch Corinth den Krieg. Er sah im Krieg
die Chance eines Neubeginns, in dem die deutsche Kunst ihre Überlegenheit
beweisen könne.
Kriegsbilderbögen
Als »Aktualitätenbogen« griffen
Kriegsbilderbögen aktuelle
Kriegsgeschehnisse auf. Sie dienten der
Berichterstattung und Information der Bevölkerung
und waren somit ein wichtiges Propagandainstrument.
Die bildlichen Darstellungen entsprangen zumeist
dem Vorstellungsvermögen der Zeichner. Sie sind
bewusst verherrlichend und verharmlosen die
Ereignisse, um die patriotische Haltung der Bürger zu
bestärken und Ängste zu beschwichtigen.
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Arbeitsblatt: Propaganda – ein Mittel der Kriegsführung
Vorschläge für Methoden:
Objektsuche
Welche Mittel der Propaganda wurden im Ersten Weltkrieg genutzt?
Arbeitsblatt 3
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Liebe im Krieg
Objektbezüge:
Feldpostbriefe im Original und transkribiert (zum Teil als Hörstation), Postkarten, kleine Geschenke
von Frieda und Georg
Feldpost als Verbindung zwischen Heimat und Heer
In der Ausstellung werden Auszüge aus dem Briefwechsel
zwischen Frieda Milewski und Georg Ehrenberg gezeigt,
beide wohnten in Berlin. Georg war erst 19 Jahre alt, als
er im Juli 1915 zum Kriegsdienst eingezogen wurde
(*19.10.1895). Zwischen Juni 1915 und Januar 1917
verschickten die Liebenden etwa 650 Postsendungen. Georg
wurde 1917 im Krieg getötet.
Aus Angst vor dem Verlust der Briefe und vor seinem Tod,
schickte Georg Friedas Briefe regelmäßig zurück, damit sie
diese aufheben konnte. So sind glücklicherweise beide Teile
der Korrespondenz erhalten. Den Briefen und Postkarten
waren auch Andenken von der Front oder Fotografien
beigefügt. Feldpostbriefe waren die einzige Möglichkeit,
um persönliche Beziehungen im Ersten Weltkrieg zwischen
Front und Heimat fortzuführen. Sie erzählen von der Liebe
und Sehnsucht der beiden sowie ihren Zukunftsplänen,
aber auch von der Angst den Anderen zu verlieren.
„Mit deinem Bilde in der Tasche und dem einen Gedanken wieder heim zu kommen scheide ich von
dir und weiß ich dass du in Gedanken stets bei mir bist und dies wird mir ein besonderer Trost sein.
Und nun die nächsten Zeilen werden wohl etwas andere Stimmung in dir bringen, aber ich muss es dir
auch unterbreiten, du wirst wohl deinen Schorchl verstehen. Herzliebste Friedl, sollte ich wider
Erwarten nicht heimkehren, so denk und vergiss deinen Schorchl, und lass dein Leben dadurch nicht
verwelken, versteh deinen Schorchl aber recht, so wie du ihn bisher verstanden hast.“
(Georg an Frieda, 6. Oktober 1915)
„Bin ja so glücklich, habe ich doch gestern wieder Post von dir bekommen. War so aufgeregt vor
Freude, dass ich am ganzen Körper gezittert habe. So wie dieser Brief, hat wohl noch nie einer
gewirkt. Nun ist ja alles gut u waren meine Gedanken, Gott sei Dank, unnütz. Hätte sie mir nicht
machen brauchen, wenn deine Karte vom 25. angekommen wäre. Denn bis heute habe ich sie noch
nicht erhalten.“
(Frieda an Georg, 5.Februar 1916)
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Arbeitsblatt: Liebe im Krieg
Vorschläge für Methoden:
Kreatives Schreiben, Illustrieren der Geschichte
Der Vorschlag für das kreative Schreiben ist an der Vier-Spalten-Methode angelehnt.
Die Beantwortung der Fragen der ersten Spalte kann die Auflösung einer Schreibblockade bewirken.
Kreatives Schreiben
Lerne Frieda und Georg durch ihren Briefwechsel besser kennen und nutze dafür alle zur Verfügung
stehenden Medien. Schreibe eine Geschichte darüber, wie Georg und Friedas Liebesgeschichte hätte
weitergehen können, wenn er überlebt hätte.
Arbeitsblatt 4
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Angst vor der unsichtbaren Gefahr
Objektbezüge:
Fotoserie Camouflage von Simon Menner (2010-2013), historische Gasmasken und Fotos,
Herzschutzplatte, Schutzbrief, Filmausschnitt über Kriegszitterer und Amputierte
Camouflage
Simon Menners Fotografien scheinen
idyllische Landschaften zu zeigen, doch
sie verbergen eine tödliche Gefahr:
auf jedem Bild versteckt sich ein Scharfschütze. Die Fotos verdeutlichen die Angst vor
der unsichtbaren Gefahr und stellen somit eine
Verbindung zu den ersten Giftgaseinsätzen im
Ersten Weltkrieg her. Gleichzeitig lassen sie
sich aber auch auf aktuelle Diskussionen um
Drohnen, Biowaffen und andere „unsichtbare“
Waffen beziehen.
Giftgas im Ersten Weltkrieg
Giftgas wurde erstmals im Ersten Weltkrieg als Kampfmittel eingesetzt. Fritz Haber gilt als „Vater des
Gaskrieges“. Am 22. April 1915 erfolgte der erste große Giftgaseinsatz in der Geschichte. Verbunden
hiermit war die Angst vor der unsichtbaren Bedrohung, die von dem Gas ausging: es konnte zu
Erblindung und Erstickungstod führen. Mit dem Einsatz umstrittener Chemiewaffen war ein neues
Zeitalter der Kriegsführung angebrochen.
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Arbeitsblatt: Angst vor der unsichtbaren Gefahr
Vorschläge für Methoden:
Diskussion, Assoziationen
1. Diskussion
Welche „unsichtbaren“ Waffen sind bekannt?
Sind „unsichtbare“ Waffen ethisch vertretbar?
2. Assoziationen
Welche Bedrohungen empfindest du im Alltag?
Wie schützt du dich vor Gefahren?
Arbeitsblatt 5
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Trauer und Erinnerung
Objektbezüge:
Bronzeplastik Pietá (1937/38) und Ausschnitte aus Tagebucheintragungen von Käthe Kollwitz (19141918, Hörstation)
Käthe Kollwitz: Pietá
Mit der knapp 40 cm großen Bronzeplastik einer
um ihren Sohn trauernden Mutter verarbeitete
Käthe Kollwitz die Trauer um ihren eigenen
Sohn Peter, der sich mit 18 Jahren als
Kriegsfreiwilliger meldete und kurze Zeit später
bei einem Einsatz in Vlandern stirbt. Zugleich
setzte sie ein Erinnerungsmal an die gefallenen
Soldaten. Die Pietà ist in der bildenden Kunst
die traditionelle Darstellung der trauernden
Maria mit dem toten Jesus Christus im Schoß.
Käthe Kollwitzs Einstellung zum Krieg ist zwiespältig: Einerseits liebt sie ihr Vaterland und fühlt sich
verpflichtet, ihren Sohn in seinem Eifer zu unterstützen. Über seinen frühen Tod (1914) tröstet sie sich
zunächst mit der Idee des Heldentods fürs Vaterland. Allmählich erlebt sie die zunehmenden Gräuel
des Krieges mit seinen millionenfachen Opfern durch Waffen und Hunger. Sie nimmt zunehmend eine
pazifistische Haltung ein, je länger der Krieg dauert. Zugleich fühlt sie sich unwohl, da sie sich gegen
die Ideale ihres toten Sohnes stellt. „Ist es treulos gegen dich – Peter – das ich nur noch den
Wahnsinn jetzt sehen kann im Kriege? Peter, starbst gläubig.“
Ausschnitte aus Tagebucheinträgen
An diesem Tag war es wohl, als Peter bei einem Gang durch die Stadt die Franzer ausrücken sah.
Unter brausendem Volksgesang der „Wacht am Rhein“. Er lässt sich die Haare schneiden. Karl sagt:
diese herrliche Jugend – wir müssen arbeiten dass wir ihrer wert werden.
An diesem Tage war's wohl auch, an dem Peter abends Karl bittet, ihn vor Aufgebot des Landsturms
mitgehen zu lassen. Karl spricht mit allem dagegen was er kann. Ich habe das Gefühl des Dankes,
dass er so um ihn kämpft, aber ich weiß es ändert nichts. Karl: das Vaterland braucht Dich noch nicht,
sonst hätte es dich schon angerufen. Peter leiser aber fest: das Vaterland braucht meinen Jahrgang
noch nicht, aber mich braucht es. Immer wendet er sich stumm mit flehenden Blick zu mir, dass ich für
ihn sprechen. Endlich sagt er: Mutter als du mich umarmtest, sagtest du: glaube nicht, dass ich feige
bin, wir sind bereit. Ich stehe auf, Peter folgt mir, wir stehen an der Türe und um Armen uns und
küssen uns und ich bitte den Karl für Peter. Diese einzige Stunde. Dieses Opfer zu dem er mich
hinriss und zudem wir Karl hinrissen.
(10. August 1914)
Später eingetragen: in dieser Nacht stirbt Peter
(22. Oktober 1914)
Heut Nacht den Plan zu einem Denkmal für Peter gefasst, aber wieder aufgegeben weil es mir
unausführbar schien… An einem herrlichen Sommertage soll es fertig sein und eingeweiht werden.
Gemeinde Schulkinder singen 'Wir treten zum beten' und 'kein schönrer Tod ist auf der Welt als wie
vorm Feind erschlagen'. Das Denkmal soll Peters Gestalt haben… es soll den Opfertod der jungen
Kriegsfreiwilligen gelten, es ist ein wundervolles Ziel, und kein Mensch hat ein solches Anrecht darauf
dieses Denkmal zu machen wie ich. Diese Einsamkeit jetzt.
(1. Dezember 1914)
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Arbeitsblatt: Trauer, Trost und Erinnerung
Vorschläge für Methoden:
Diskussion/Gespräch, Innere Reflexion, kreatives Schreiben (Synästhesien)
1. Diskussion:
Diskutiert in der Gruppe, welche Gedanken und Gefühle die Plastik hervorruft.
Warum hat Kollwitz eine Pietà-Darstellung gewählt und welche Funktion hat die Figur?
2. Innere Reflexion:
Welche Formen der Trauer kennst du? Was spendet dir Trost?
3. kreatives Schreiben (Synästhesien)
Schreibe deine Gedanken dazu auf:
Wie klingt Trauer? Wie klingt Trost? Was ist die Farbe der Stille?
Wonach schmeckt Trauer? Wie schmeckt Trost? Wie spricht Traurigkeit?
Wie spricht Trost?
Arbeitsblatt 6
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Konflikte und Friedensarbeit heute
Objektbezüge:
Kriegsfotografien von Anja Niedringhaus (1968-2014)
Flitterwochen für den Frieden / Make Love not War mit Yoko Ono und John Lennon
Kriegsfotografien
Die Bilder von der am 4. April 2014 in Afghanistan getöteten Kriegsfotografin Anja Niedringhaus
(1968-2014) stellen Bezüge zu aktuellen Kriegskonflikten in Jugoslawien, Afghanistan und im Irak her
und zeigen, dass dort dieselben Emotionen eine Rolle spielen.
Flitterwochen für den Frieden:
Am 25. März 1969, veranstalteten Yoko Ono
und John Lennon ein Bed-Happening im
Amsterdamer Hilton Hotel. Eine Woche lang
blieben sie im Bett und protestierten vor den
Augen der Weltöffentlichkeit für den Frieden
und gegen den Vietnam-Krieg. Die Fotografie
von Yoko Ono und John Lennon zeigt den
Einsatz für den Frieden und den Verweis auf
die Friedensorganisationen.
Dieser Bereich befindet sich im Kommunikationsraum und eignet sich dazu, nach der Gruppenarbeit
zusammen zu kommen und die Ergebnisse evtl. zu besprechen und/oder eine gemeinsame,
abschließende Diskussion zu führen.
Vorschläge für Methoden:
Diskussion/ Gespräch
Kann ich Einfluss darauf nehmen, ob Krieg oder Frieden herrscht?
Was bedeutet Krieg für mich und welche Gedanken und Gefühle verbinde ich mit diesem Thema?
Abbildungsnachweis
S. 2: Ausstellungsansicht mit Der Wald von Günther Uecker (Leihgabe der Nationalgalerie SMB) und dem Nachbau der
Nagelfigur Eiserner Hindenburg © VG Bild-Kunst, Bonn 2015, Staatliche Museen zu Berlin, Museum Europäischer Kulturen /
Ute Franz-Scarciglia
S. 10: Ausstellungsansicht mit der Pietá von Käthe Kollwitz (Leihgabe des Deutschen Historischen Museums)
© VG Bild-Kunst, Bonn 2015, Staatliche Museen zu Berlin, Museum Europäischer Kulturen / Ute Franz-Scarciglia
S. 4 und 6: Objektansichten © Staatliche Museen zu Berlin, Museum Europäischer Kulturen
S. 12: Foto: Eric Koch / Anefo, Nationaal Archief The Hague, 2.24.01.05 922-2311, license CC-BY-SA
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