Ralf Marador Ich bin … das Buch über das Geheimnis Deines Lebens … 3 Anmerkung Der Autor Ralf Marador weist ausdrücklich darauf hin, dass er in keiner Weise gegen medizinische Behandlungen ist. Die Inhalte des Buches ersetzen keinen Arztbesuch. Sie sollen jedoch gezielt zu einem besseren Verständnis für die Entstehung von krank machenden Lebensumständen beitragen. Deswegen reicht Ralf Marador der medizinischen Wissenschaft von einem ganz anderem Ansatz ausgehend die Hand. Die Erläuterungen in diesem Buch erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder gar wissenschaftliche Fundierung. Vielmehr geht es darum, dem Leser den Sinn des Lebens auf einfache, verständliche Weise nahezubringen. 4 Ich widme dieses Buch allen Menschen, die einen Neuanfang für ein sinnvolles und glückliches Leben beginnen wollen und erfahren möchten, wer sie wirklich sind. „Wenn du in deinem Leben etwas ändern möchtest, dann musst du etwas in deinem Leben ändern!“ Brian Tracy 5 INHALT Worte der Wahrheit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 TEIL EINS. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 1 AUF DEM FALSCHEN WEG. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 2 AM WENDEPUNKT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 3 MARY UND SAMUEL. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 4 DER KÖRPER. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 5 ÜBERSÄUERUNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 6 ENTGIFTUNG. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 7 SAUERSTOFF. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 8 BEWEGUNG. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 9 ERSTE HAUSAUFGABE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 10 MEIN ENGEL. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 11 FUNKTIONSSTÖRUNGEN. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 12 TRAUMA. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 13 DAS ERSTE PSYCHISCHE TRAUMA. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 14 DIE KINDHEIT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 15 GESETZMÄSSIGKEITEN. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 16 DER VERSTAND . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 17 ZWEITE HAUSAUFGABE. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 18 ERSTE ERFOLGE. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 19 DIE UNSICHTBARE KRAFT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 20 DAS GEHEIMNIS DES WASSERS. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126 21 DIE GRÖSSTE ANGST . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136 22 BEDINGUNGSLOSE SELBSTLIEBE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 23 DIE POLARITÄT. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .156 24 DAS SPIEL DES LEBENS. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166 25 DER KREIS SCHLIESST SICH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 26 WAHRES BEWUSSTSEIN. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186 27 EINE NEUE SICHTWEISE VERÄNDERT ALLES . . . . . . . . . . 190 28 EINE NEUE ZEIT. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196 29 ICH BIN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210 6 TEIL ZWEI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219 ZU DEN KAPITELN: AUF DEM FALSCHEN WEG. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220 AM WENDEPUNKT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222 MARY UND SAMUEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224 DER KÖRPER. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226 ÜBERSÄUERUNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228 ENTGIFTUNG. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231 SAUERSTOFF. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233 BEWEGUNG. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235 ERSTE HAUSAUFGABE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 237 MEIN ENGEL. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239 FUNKTIONSSTÖRUNG. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 242 TRAUMA. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244 DAS ERSTE PSYCHISCHE TRAUMA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246 DIE KINDHEIT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 248 GESETZMÄSSIGKEITEN2�����������������������������������������������������������������250 DER VERSTAND . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 252 ZWEITE HAUSAUFGABE. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 255 ERSTE ERFOLGE. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257 DIE UNSICHTBARE KRAFT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259 DAS GEHEIMNIS DES WASSERS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 262 DIE GRÖSSTE ANGST 2���������������������������������������������������������������������265 BEDINGUNGSLOSE SELBSTLIEBE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 267 DIE POLARITÄT. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 270 DAS SPIEL DES LEBENS. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 272 DER KREIS SCHLIESST SICH2���������������������������������������������������������274 WAHRES BEWUSSTSEIN. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281 EINE NEUE SICHTWEISE. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 285 EINE NEUE ZEIT. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289 ICH BIN. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293 WORTE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 297 Worte der Klarheit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 298 Worte der Dankbarkeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .306 7 WORTE DER WAHRHEIT Du hältst dieses Buch in der Hand, weil dich vielleicht der Titel oder das Cover angesprochen hat. Eventuell hast du es von jemandem empfohlen oder geschenkt bekommen. Doch ganz egal, wie du an dieses Buch gelangt bist, es hat seinen Grund, dass du es in diesem Augenblick aufgeschlagen hast. Wenn du weiterliest, kann es dein Leben verändern − so wie die darin geschilderten Erkenntnisse auch meines verändert haben. Du erhältst die Möglichkeit zu erfahren, wie das Leben funktioniert und wer du wirklich bist, denn es ist das Buch deines Lebens. Viele Menschen leiden heute an den sogenannten Zivilisationskrankheiten wie Herz- und Kreislaufproblemen, Bluthochdruck, Rückenbeschwerden, Allergien, Unverträglichkeiten, Depression, Burnout und und und. Die Liste kann beliebig verlängert werden, da die Auswirkungen unseres Lebenswandels sehr vielfältig sind. Auch ich habe viele Jahre darunter gelitten, was mich in eine tiefe Lebenskrise stürzte. Damals war mein Leben geprägt von Schmerz und wurde deswegen zu einem Kampf. Die Lebensfreude ging mir verloren. Als ich „ziemlich weit unten war“, stellte ich mir die Frage, was ich getan hatte, dass mich das Schicksal so strafte. Ich begann mein Umfeld für meine Situation verantwortlich zu machen. Doch das Schicksal wurde noch erbarmungsloser. Irgendwann lernte ich Menschen kennen, die mir erklärten, wie das Leben funktioniert und was der Sinn des Lebens ist. Zunächst völlig ungläubig, befolgte ich ihre Ratschläge, weil sie der letzte Strohhalm waren, an den ich mich klammerte. Doch als ich merkte, dass ihre „Lebensanleitung“ meine Situation zum Positiven veränderte, wurde mein Interesse geweckt mehr über die Gesetzmäßigkeiten des Lebens zu erfahren. Ich las Bücher, schaute mir DVDs an und besuchte Seminare, die sich alle um das komplexe Thema „Körper, Geist und Seele“ drehten. Das geschah vor 15 Jahren. Damals war ich ein unbewusst lebender Mensch, der alle anderen für sein Schicksal verantwortlich machte. Heute lebe ich bewusst, weil ich weiß, dass ich für alles, was in meinem Leben geschieht, selbst verantwortlich bin. Diese Tatsache veränderte mein Leben auf allen 8 Ebenen so nachhaltig, dass es mir heute gesundheitlich besser geht denn je. Ich habe den Sinn des Lebens verstanden und weiß, wer ich bin. Keine der Erfahrungen, die ich machen durfte, polarisieren oder münden gar in einem Extrem. Vielmehr eröffneten sie mir die Möglichkeit mich auf meine eigene Weise zu finden. Die Inhalte hängen keiner Religionsgemeinschaft oder Sekte an, sondern zeigen einen Weg, der aus dem Leid herausführt, mit der Absicht, das persönliche Lebensziel zu erkennen. Dieses Wissen ist für die gesamte Menschheit von großer Bedeutung, weil dadurch eine Veränderung jedes Einzelnen und damit der Gesellschaft möglich ist. Da es kein Buch gibt, das dieses Wissen als Ganzes vermittelt, und weil die bereits vorhandene Literatur zu den einzelnen Themen überwiegend in Sachbuchform vorliegt und daher leider von der Mehrheit der Menschen nicht gelesen wird, habe ich mich entschlossen in Romanform zu schreiben. Darin die drei Themenkomplexe „Körper, Geist und Seele“ anzugehen und miteinander zu verknüpfen, eröffnete mir die Möglichkeit meine persönlichen Zweifel und Erfahrungen in fachliche Informationen so einzubauen, dass aus trockenem Lehrstoff eine mitreißende Geschichte wurde. Eine Geschichte, mit der du, liebe Leserin, lieber Leser, dich idealerweise während der Lektüre identifizieren kannst. Eine einfache und verständliche Sprache ohne überflüssige Fachbegriffe und Fremdwörter liegt mir dabei sehr am Herzen. Wo ein Fremdwort unumgänglich ist, findet sich die Erklärung anbei. Das war mir wichtig, weil du in keiner Passage dieser Geschichte den Faden verlieren solltest. Alle Kapitel bauen so aufeinander auf, dass sich erst am Ende die wahre Lösung offenbart. Darum ist es notwendig das Buch Kapitel für Kapitel zu lesen und nicht nur einzelne Abschnitte herauszugreifen oder gar das Ende vorweg zu lesen. Wenn du an einem bestimmten Punkt nicht weiterkommst, weil du nicht damit einverstanden bist, was dir gerade vermittelt wird, so merke dir dieses Kapitel und lies inzwischen weiter. Vielleicht werden deine Fragen oder Zweifel auf den nächsten Seiten bereits beantwortet bzw. entkräftet. Ich empfehle dir, den Roman auf jeden Fall zu Ende zu lesen. 9 Dieses Buch setzt sich aus zwei Teilen zusammen. Den ersten Teil bildet der Roman. Die darin vorkommenden Personen und Namen sind frei erfunden und haben keinen Bezug zu noch lebenden oder bereits verstorbenen Identitäten. Der zweite Teil enthält meine Biografie, die synchron zu den jeweiligen Kapiteln verläuft. Darin findest du alle Ereignisse, Bücher, DVDs und Seminare, die mir auf meinem Weg das Verständnis und die Bestätigung für mein Leben und dieses Buch gaben. Sollte also an irgendeiner Stelle des Romans dein Verstand sagen, dass nicht sein kann, was da steht, so hast du die Möglichkeit weitreichendere Informationen zu bekommen durch direkt beigefügte Fakten. Meine Homepage www.marador-verlag.de bietet dir ebenfalls die Möglichkeit dein Wissen zu erweitern. Leseempfehlung: Um das Geheimnis deines Lebens zu verstehen und dadurch in deinem Leben eine Wende einzuleiten, möchte ich dir im Buch einige Tipps geben. •Nimm dir Zeit für die Lektüre dieses Buches. •Lies nur dann, wenn du deine ganze Aufmerksamkeit diesem Lesestoff widmen kannst. Das heißt, sei ausgeruht und mit deinen Gedanken voll beim Inhalt. •Lege nach jedem Kapitel eine kurze Pause ein und lasse die Geschichte auf dich wirken. Vergleiche sie mit deinem Leben. •Mach dir eventuell Notizen. Am Ende des Buches findest du Platz dafür. Du hast zwei Möglichkeiten dieses Buch zu lesen: Entweder beginnst du mit dem Roman und betrachtest anschließend meine Biografie. Oder du liest abwechselnd ein Kapitel des Romans und das dazugehörige Kapitel der Biografie. Hierzu kannst du die beiden Lesebändchen im Buch verwenden. Nun wünsche ich dir bei der Lektüre dieses außergewöhnlichen Buches eine spannende, informative und erleuchtende Reise durch dein Leben, damit schlussendlich auch du in deine volle Kraft und Stärke kommst und dich wieder daran erinnerst, wer du wirklich bist. Ralf Marador 10 TEIL EINS „Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.“ Mahatma Gandhi 11 1 AUF DEM FALSCHEN WEG „Ich befand mich in einem Hamsterrad, aus dem es kein Entkommen gab.“ U m 6:15 Uhr klingelte mein Wecker. Es war, als ob mir jemand einen Eimer kalten Wassers ins Gesicht schleuderte. Ich konnte nicht fassen, dass die Nacht bereits vorüber war. Hatte ich doch das Gefühl gerade erst eingeschlafen zu sein. Ich erinnerte mich daran, dass ich am Vorabend wieder einmal lange nicht zur Ruhe kommen konnte. Es waren viele Gedanken, die mich am Einschlafen hinderten. Gedanken, die mir fast jeden Tag in den Sinn kamen. Ich ärgerte mich darüber, dass sie immer dann präsent waren, wenn ich sie überhaupt nicht gebrauchen konnte. Doch sie ließen sich partout nicht abstellen, denn sie waren ja so wichtig. So bedeutsam, dass ich unbedingt eine Lösung für alle aufkommenden Fragen und Zweifel erhalten musste. Es tauchten oft dieselben Fragen auf, die sich in dem Moment besonders in den Vordergrund stellten um gelöst zu werden. Doch anstatt sie zu lösen um endlich einschlafen zu können, wurde mir noch nicht einmal bewusst, dass ich sie ungelöst einfach so stehen ließ um zu der nächsten Frage und damit zum nächsten vermeintlichen Problem überzugehen. Diese vertrackte Endlosschleife erzeugte immer nur neue Fragen und Probleme. Ich befand mich in einem Hamsterrad, aus dem es kein Entkommen gab. Irgendwann musste ich dann doch vollkommen übermüdet eingeschlafen sein. Es dauerte aber nicht lange, da meldete sich meine Blase und ich war gezwungen aufzustehen. Als ich kurz darauf erleichtert wieder in mein warmes Bett zurückkehrte um weiterzuschlafen, waren sie wieder präsent: die quälenden Gedanken. 12 6:20 Uhr. Der Wecker klingelte zum zweiten Mal, jetzt allerdings noch viel penetranter. Ich wusste, dass es nun höchste Zeit war aufzustehen, lag jedoch wie gerädert im Bett. Mein Nacken, meine Schultern und mein Rücken schmerzten, und als ich versuchte aufzustehen wurde mir klar, dass dies heute wieder genauso schmerzhaft werden würde wie gestern und vorgestern und schon so lange Zeit. Irgendwie gelang es mir dann doch, ins Bad zu gehen um meine Morgentoilette zu erledigen. Ich schaute kurz in den Spiegel und sah darin ein bemitleidenswertes Gesicht: alt, verbraucht und unattraktiv. Wann immer es möglich gewesen war, vermied ich bislang diesen Anblick, weil ich ihn hasste. Bei der Vorstellung dessen, was mich an diesem Tag alles erwarten würde, fiel ich innerlich zusammen. Augenblicklich meldeten sich mein Rücken sowie die Schulter mit heftigen Schmerzen. Am liebsten mochte ich zurück ins Bett, doch war mir bewusst, dass die Pflicht dies nicht zulassen würde. So nahm ich wie gewohnt eine starke Schmerztablette aus dem Arzneischrank um damit den Tag einigermaßen zu überstehen. Wahrscheinlich würde ich im Laufe des Tages noch eine zweite benötigen. Vorsorglich steckte ich sie mir in die Hosentasche. In der Küche startete ich den Kaffeeautomat. Sofort duftete es nach frischen Kaffeebohnen, was mich sogleich in den Alltag zurückholte. Diese Gewohnheit war für mich längst zur Belohnung geworden für den bevorstehenden Tag. Ohne Kaffee konnte kein Tag vernünftig beginnen. Für ein Frühstück blieb mal wieder keine Zeit mehr, doch daran war mein Körper bereits seit Langem gewöhnt. Später, wenn der Hunger sich meldete, würde ich einen kleinen Snack einschieben, und mittags, wenn die Zeit es zulassen sollte, wie so oft die Imbissbude besuchen. Ich stieg in mein Auto und startete den Motor. Als ich aus der Tiefgarage fuhr, bemerkte ich, dass an jenem Morgen ein wunderschöner Tag heraufzuziehen begann. Die Sonne schien bereits mit weichen Strahlen vom Himmel und ließ die Umgebung in warmen Farben leuchten. Doch ich würde von diesem wundervollen Tag wieder einmal nichts mitbekommen, denn es warteten viele Aufgaben auf mich. 13 Auf der Fahrt zur Arbeit musste ich an den alltäglichen Kampf um einen Parkplatz denken. Wahrscheinlich würde ich wieder viermal um den Block fahren, um endlich fündig zu werden. Und genau so kam es auch. Schon jetzt völlig genervt, ging ich an meinen Arbeitsplatz. Im Flur fragte mich ein Kollege, ob ich ihm bei einem Auftrag behilflich sein könne, denn er habe momentan so viel zu tun und außerdem könne ich das sowieso viel besser als er. Eigentlich hatte ich selbst viel zu viel Arbeit zu erledigen. Doch anstatt nein zu sagen entglitten meinem Mund die Worte: „Ja. Komm nachher einfach mal zu mir rüber. Ich helfe dir dann.“ In diesem Moment hätte ich mich ohrfeigen können für diese Aussage. Wie konnte ich nur so blöd sein ja zu sagen, obwohl ich meine eigene Arbeit selbst kaum erledigt bekam. Aber das passierte mir häufig. Jetzt musste ich mit der Konsequenz leben, dass es heute Abend wieder spät werden würde. An meinem Arbeitsplatz fand ich einen Zettel vor mit der Botschaft, dass ich in einer halben Stunde zu einem Besprechungstermin bei meinem Chef, Herrn Winter, zu erscheinen hätte. Als ich sein Büro betrat, saß er an seinem Schreibtisch, blickte mich über seine Brille schielend an und begrüßte mich mit strengen Worten: „Ich habe da eine Beschwerde von einem Kunden über Sie, die Sie sofort wieder geradebiegen.“ Er schilderte mir den Vorgang in knappen, unfreundlichen Worten und forderte mich auf, die Sache umgehend zu erledigen. Eigentlich wollte ich mich wehren, denn die Sachlage stellte sich für mich ganz anders dar. Ich hielt jedoch den Mund und versprach, dass ich den Kunden sofort anrufen würde. Als ich wieder draußen auf dem Flur stand, war mir zum Heulen zumute, denn es lief in meinem Leben gerade alles schief. Verzweiflung kroch in mir hoch. Mein Nacken verspannte sich und der ganze Rücken schmerzte bis hinab zum Steißbein. Für die zweite Schmerztablette jedoch war es jetzt noch zu früh. Also schleppte ich mich unter Qualen an meinen Arbeitsplatz und erledigte meine Aufgaben. Am Nachmittag rief meine Schwester an um mir vorzuhalten, dass ich mich endlich wieder einmal bei unseren Eltern melden solle. Ich würde es mir ja sehr einfach machen, weil ich mir so gut wie nie die Zeit nehme, mal bei ihnen vorbeizuschauen oder sie wenigstens anzurufen. 14 Nach kurzer, aber heftiger Diskussion versprach ich ihr mich am Abend bei unseren Eltern zu melden. Als ich auflegte, hatte ich eine Riesenwut im Bauch. Wie konnte sie mich so beschuldigen, wo sie doch genau wusste, dass ich beruflich viel zu stark eingespannt war und bin, während sie als Hausfrau über genügend Zeit verfügte, sich um unsere Eltern zu kümmern. Nach einem wieder langen und harten Arbeitstag fuhr ich auf dem Nachhauseweg noch am Supermarkt vorbei um mir ein schnelles MikrowellenFertiggericht zu kaufen. Mittlerweile hatte ich meine zweite Schmerztablette eingenommen und es ging mir für den Augenblick sehr gut. Als ich das heimische Treppenhaus hinaufstieg und meinen Schlüssel in die Wohnungstüre steckte, freute ich mich schon auf mein weiches Sofa und den Fernseher. Vorher musste ich jedoch noch bei meinen Eltern anrufen wie ich es meiner Schwester versprochen hatte. Als am anderen Ende der Leitung mein Vater abhob, begrüßte er mich mit vorwurfsvollen Worten: „So, rufst du auch mal wieder an! Wir haben ja schon lange nichts mehr von dir gehört, aber das ist ja nichts Neues bei dir …“ Dann klagte er mir sein Leid. Wie schlecht es ihm und meiner Mutter gehe, und dass sie beide jetzt wohl in der „ersten Reihe säßen“, um als Nächstes hoffentlich vom lieben Gott und nicht vom Teufel geholt zu werden. Als ich ihm erzählte, dass es mir zurzeit auch nicht so gut ginge und ich bei der Arbeit sehr viel zu tun hätte und habe, meinte er bloß, dass ich nicht jammern solle. Ich sei ja schließlich noch jung. Er hätte da ganz anderes erlebt. Außerdem habe er mir ja schon immer gesagt, dass man hart arbeiten müsse, um es einmal zu etwas zu bringen und um Anerkennung zu erhalten. Schließlich sei das Leben kein Wunschkonzert. Diese Worte kannte ich nur zu gut. Begleiteten sie mich doch schon mein ganzes Leben lang. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass diese Bemerkungen nicht stimmten. Als ich schließlich nach einem belanglosen Gespräch über das Wetter und die schimpfenden Nachbarn frustriert das Telefonat beendete, knurrte mein Magen. Zu meinem Leidwesen bemerkte ich außerdem, dass meine Schmerzen sich wieder zurückmeldeten. Als die Mikrowelle klingelte, freute ich mich auf mein Abendessen und setzte mich genüsslich aufs bequeme Sofa. Ich schaltete den Fernseher ein. Nachdem die erste Sendung vorüber war, stand ich auf, um mir eine Cola 15 und eine Packung Chips zu holen, denn jetzt lief meine Lieblingssendung und das bedeutete, dass nun, nach diesem schrecklichen Tag, endlich das Leben beginnen konnte. Während der dritten Fernsehsendung musste ich wohl irgendwann eingeschlafen sein, denn ich wachte plötzlich an starken Rückenschmerzen wieder auf. Ich schleppte mich in mein Bett, doch statt dort weiterzuschlafen, kamen plötzlich diese Gedanken wieder. Es waren dieselben, die mich morgens beim Aufwachen bereits begrüßt hatten. Ich verfluchte sie. Im Wirrwarr dieser inneren Stimmen vernahm ich plötzlich Worte, die mir sagten, dass es so nicht weitergeht. Auf einmal hatte ich das Gefühl, dass ich etwas ändern muss. Ich spürte, dass ich auf dem falschen Weg war. 16 2 AM WENDEPUNKT „Was wäre, wenn du deine ganze Kraft und Stärke, die in dir steckt, wieder vollkommen nutzen könntest?“ A ls ich am nächsten Tag nach der Arbeit in mein Auto stieg, beschäftigten mich noch immer die Ereignisse und Vorfälle der Vergangenheit. Zudem belastete mich mein Rücken wieder so sehr, dass ich mir vornahm zum Arzt zu gehen. Mit einer Spritze würde das Problem bestimmt schnell erneut behoben sein. Ich war tief in Gedanken versunken und lenkte mein Auto wie ferngesteuert. Immer und immer wieder kreisten meine Gedanken um meine momentane Lebenssituation. Ich wusste keinen Ausweg mehr. „Wenn das so weitergeht, muss ich wohl einen Psychiater aufsuchen“, dachte ich. Dieser Gedanke machte mir Angst. War es wirklich so schlimm um mich bestellt, dass ich reif war für die Klapsmühle? Oder bildete ich mir das alles nur ein? Ich hatte Fälle vor Augen, wo am Ende eine Bandscheibenoperation unumgänglich war, um mit den Schmerzen leben zu können. In meinem Bekanntenkreis wusste ich von einem guten Freund, der mit dem Burn-out-Syndrom kämpfte. War ich damit nun auch konfrontiert? Plötzlich begannen meine Hände zu zittern und umfassten krampfhaft das Lenkrad. Mit sturem, leeren Blick fuhr ich durch die Straßen der Stadt und bemerkte erst in allerletzter Sekunde, dass die Ampel vor mir auf Rot stand. Ich trat mit voller Kraft auf die Bremse und sah aus dem Augenwinkel, dass bereits eine Person über die Straße ging. Während ich meine Augen schloss, wartete ich auf den Aufprall. In dieser Sekunde schossen mir die schrecklichsten Gedanken durch den Kopf. Jetzt hatte ich durch meine Unkon17 zentriertheit auch noch ein Menschenleben auf dem Gewissen und würde dafür ins Gefängnis kommen. Ich sah mein Leben schon völlig am Ende und versank in Selbstmitleid. Tränen rannen mir über die Wangen und ich war dem Zusammenbruch nahe. Völlig abwesend saß ich in meinem Auto und starrte auf das Armaturenbrett. Plötzlich klopfte jemand energisch an die Scheibe der Fahrertüre. Da ich nicht sofort reagierte, wurde das Klopfen fordernder. Es waren bestimmt einige Sekunden vergangen, bis ich endlich den Knopf des automatischen Fensterhebers betätigte und die Scheibe sich langsam nach unten bewegte. Schon begann die Person neben mir lauthals zu schimpfen. „Haben Sie denn gar keine Augen im Kopf, was fällt Ihnen eigentlich ein! Sie hätten mich beinahe überfahren! Sind Sie etwa betrunken?“ Langsam drehte ich mein wie zu Stein erstarrtes Gesicht in die Richtung, aus der die Beschimpfungen kamen. Meine tränenüberschwemmten Augen schauten mein Gegenüber mit fragendem Blick an. Ich stammelte: „Habe − ich − Sie – nicht − gerade − überfahren?“ „Na, Gott sei Dank nicht, aber beinahe!“, antwortete eine aufgeregte Stimme. Plötzlich öffneten sich bei mir alle emotionalen Schleusen, ich begann laut zu weinen und legte dabei meinen Kopf auf das Lenkrad. „Haben Sie sich verletzt?“, fragte die Stimme draußen. „Soll ich einen Krankenwagen holen?“ „Nein, nein. Es ist schon gut. Es ist nur − ich meine − ich bin so froh, dass ich Sie nicht verletzt habe, denn das hätte ich nicht auch noch überlebt“, fügte ich mit zitternder Stimme an. „Na, wenn das jemand nicht überlebt hätte, dann ja wohl eher ich“, sagte die Stimme zu mir, die jetzt schon etwas sanfter klang. „Aber, sagen Sie, was ist mit Ihnen denn los, Sie sehen ja ziemlich mitgenommen aus? Wollen Sie nicht rechts ran fahren und erst einmal aussteigen um sich von Ihrem wohl offensichtlichen Schock zu erholen?“ Was ich eben hörte, klang vernünftig. Als die Ampel auf Grün schaltete, legte ich den Vorwärtsgang ein und fuhr über die Kreuzung. Dort stellte ich mein Auto in der nächsten freien Parkbucht ab. Dann stieg ich behutsam aus meinem Wagen, weil mein Rücken sich schon wieder mit stechenden Schmerzen meldete. Ich hätte schreien können, was ich jedoch nicht tat, sondern stattdessen mein Gesicht schmerzhaft verzog. „Haben Sie sich wirklich nicht verletzt?“, fragte die Stimme, die schon wieder neben mir stand. „Sie sehen gar nicht gut aus. Kommen Sie, wir setzen uns da vorne hin, dann erzählen Sie mal, was für eine Laus Ihnen über die 18 Leber gelaufen ist.“ Dabei deutete die rechte Hand auf ein Straßencafé, das in etwa zehn Metern Entfernung lag. Ich fragte mich, warum ich einer wildfremden Person von meinen Problemen erzählen sollte. Das hatte ich noch nie getan und würde es bestimmt auch jetzt nicht tun. „Nein, nein, ich möchte Ihre Zeit nicht in Anspruch nehmen. Sie haben bestimmt noch einiges zu erledigen“, entgegnete ich beschwichtigend. Doch die Antwort kam prompt: „Das hat Zeit. Ich glaube, Sie können jetzt jemanden zum Zuhören gebrauchen. Machen Sie sich darüber mal keine Gedanken. Wenn ich es nicht wollte, hätte ich es Ihnen nicht vorgeschlagen, okay?“ So etwas hatte ich noch nie erlebt. Dass jemand mir völlig Fremdes so einfühlsam auf mich einging und noch dazu dermaßen Vertrauen erweckend auf mich wirkte. Plötzlich ließ ich von meinem Vorsatz ab, keinesfalls etwas von mir preiszugeben und hörte mich sagen: „Also gut, aber nur, wenn ich Sie einladen darf. Schließlich war es ja meine Schuld, dass ich Sie beinahe überfahren hätte.“ Kaum hatte ich die letzten Worte ausgesprochen, fragte ich mich, warum ich meine Meinung so schnell geändert hatte, denn das kannte ich gar nicht von mir. Wir saßen in der warmen Abendsonne und tranken unseren Cappuccino, als ich zu erzählen begann, was mir schon seit geraumer Zeit auf dem Herzen lag. Es tat gut mir all meine Sorgen, die geistigen ebenso wie die körperlichen, von der Seele zu reden. Ich war erstaunt, wie leicht es mir fiel, mit einem fremden Menschen über meine Probleme zu sprechen. Und dieser Mensch hörte einfach nur zu. Das kannte ich so nicht. Immer wenn ich mit jemandem darüber sprach, der mir nahestand − meistens waren das meine Eltern, ein guter Freund oder eine Freundin −, fielen meine Gesprächspartner entweder in mein Wehklagen ein und erzählten mir von ihren Problemen − was mich dann völlig nach unten zog − oder sie gaben mir besserwisserische Ratschläge, mit denen ich nichts anfangen konnte. Das jedoch, was ich nun erlebte, war etwas vollkommen anderes. Denn nichts von den bisherigen Erfahrungen bestätigte sich hier. Ganz im Gegenteil. Bereits nach einer Viertelstunde waren wir zu dem viel persönlicheren Du übergegangen, was mir zusätzlich Vertrauen in die Situation schenkte. Innerhalb einer Stunde erlebte ich das längst verloren geglaubte Gefühl verstanden zu werden. 19 „Was hast du jetzt vor, ich meine, wie soll es jetzt bei dir weitergehen?“ „Ich glaube, dass ich mir als Nächstes einen Termin bei meinem Hausarzt hole, eventuell sollte ich auch mal zu einem Psychiater.“ „Warst du deswegen schon einmal bei einem Arzt?“ „Ja, schon mehrmals.“ „Und, konnte er dir helfen?“ „Na ja, schon. Nachdem ich starke Schmerztabletten und Beruhigungsmittel sowie Schlaftabletten bekommen habe, wurde es recht schnell besser. Ich konnte abends schneller einschlafen, weil mich die Gedanken nicht mehr quälten. Und am Morgen wachte ich nur noch mit leichten Schmerzen und Verspannungen auf. Die Krankengymnastik, die er mir verschrieben hatte, zeigte auch ihre Wirkung.“ „Und wie lange ging es dir dann gut?“ „Schon einige Wochen, oder waren es sogar Monate? Ich weiß es nicht mehr so genau.“ „Und dann, was geschah dann?“ „Na ja, irgendwann war alles wieder beim Alten, das heißt, ich war wieder an dem Punkt, an dem ich auch jetzt gerade bin. Nur ist es jetzt noch viel schlimmer.“ „Viel schlimmer deswegen, weil du weißt, dass es beim letzten Mal auch nur von beschränkter Dauer war, und du jetzt befürchtest, dass es dieses Mal genau gleich ablaufen wird. Hast du das Gefühl, dass du dich in einem Hamsterrad befindest, aus dem es kein Entrinnen gibt?“ „Ja, so ähnlich könnte es sein“, bestätigte ich, „aber sag, warum kannst du das so genau beschreiben? Ich habe das Gefühl, dass du mich gut verstehst. Kennst du dich damit aus, bist du etwa vom Fach, also Arzt oder sowas Ähnliches?“ „Nein, das bin ich nicht, aber mir ging es vor einiger Zeit fast genauso wie dir. Ich hatte einen ähnlichen Werdegang und Leidensweg.“ „Ehrlich?“, fragte ich erstaunt, „das hätte ich nicht gedacht. Du siehst sehr gesund aus, gerade so, als ob du Bäume ausreißen könntest. Was hast du von deinem Arzt verschrieben bekommen?“ Ein lautes Lachen schallte mir entgegen. „Bitte entschuldige, dass ich gerade laut lachen musste. Es war nicht wegen dir, sondern weil ich vor einiger Zeit noch genauso dachte.“ 20 „Was dachtest du?“, fragte ich. „Was meinst du, was ich deiner Meinung nach denke?“ „Na, dass man mit Medikamenten alles heilen kann!“ „Ist das nicht so?“, warf ich vorwurfsvoll ein, „sind es nicht die Medikamente, die uns Menschen vor großem Leid bewahren − wie Penicillin und Antibiotika zum Beispiel?“ „Natürlich sind Medikamente in lebensbedrohlichen Situationen äußerst wichtig und unverzichtbar, jedoch sind sie kein Allheilmittel, das Wunder bewirkt“, erhielt ich zur Antwort. „Was haben wir denn sonst für Möglichkeiten, wenn wir krank sind, um wieder gesund zu werden?“, fragte ich als Nächstes auffordernd. In meinem Kopf spielte gerade ein Tonband jede Menge Argumente ab, die andere Möglichkeiten nicht akzeptierten. Ich hatte solche Aussagen schon oft von einer Freundin zu hören bekommen. Sie war voll auf dem Alternativtrip, mit vegetarischer Ernährung, Kräutertees, homöopathischen Globulis und so weiter. Davon hatte ich auch schon Einiges ausprobiert, was aber meiner Erfahrung nach nicht von dauerhaftem Erfolg gekrönt war. Ich hielt mich deswegen lieber an die moderne Wissenschaft. Jede Menge Untersuchungen und Studien belegten genau, was funktioniert und was nicht. Wenn sich jemand damit auskennen würde, dann doch wohl nur ein Arzt. Nicht umsonst hat so jemand studiert und alles andere konnte nur Hokuspokus sein, um nicht zu sagen: unseriös. „Bist du so ein Gesundheitsapostel, der glaubt mit Kräutertees und ein paar Kügelchen sei alles schnell wieder in Ordnung?“, fragte ich jetzt provokativ. „Willst du etwa behaupten, dass ein Arzt mit seinem Wissen und den Möglichkeiten der modernen Medizin ersetzbar wäre?“, konterte ich weiter. „Nun, lass es mich dir so erklären: Es ist immer das Ganze, das betrachtet werden muss.“ Eine kurze Phase der Stille trat ein. „Ich sagte ja bereits, dass ich an einem ähnlichen Punkt stand wie du. Damals war auch ich der Meinung, dass mir nur ein Arzt helfen kann. Diese Meinung bekräftigte sich noch, weil die meisten Menschen genauso denken. Das zeigt sich deutlich an den übervollen Wartezimmern. Doch mit jedem Arztbesuch, der immer auch mit einem mehr oder weniger langen Aufenthalt im Wartezimmer verbunden war, wo sich all die kranken Menschen gegenseitig ihr Leid klagten, merkte ich plötzlich, dass es mir nicht sukzessive besser ging, sondern in zunehmendem Maße schlechter. Die Gespräche mit den Patienten täuschten 21 mir vor, dass es fast normal ist krank zu sein, ja, dass es sogar ein ganz normaler Werdegang ist. Statt langsam wieder zu gesunden werden wir schleichend noch mehr krank. Die Medikamente, die ich verschrieben bekam, führten stets nur zu kurzen Erfolgen. Nach einiger Zeit jedoch zeigten sich andere Symptome, die wiederum mit neuen Medikamenten behandelt werden mussten. So hatte ich zum Schluss zehn pharmazeutische Produkte täglich einzunehmen. Das Schlimme daran war, dass ich sogar Medikamente gegen die Nebenwirkungen der eigentlichen Medikamente schluckte. Das ist doch verrückt, oder? Besserung trat jedoch nie dauerhaft ein. Stattdessen kamen andere Schmerzen hinzu, oder sie verlagerten sich auf weitere Bereiche des Körpers. Ich war verzweifelt.“ Mit voller Konzentration und Spannung hörte ich zu, denn ich kannte diese Situation nur allzu gut. „Was hast du gemacht, dass es dir heute so gut geht?“ „Wie gesagt, ich war völlig verzweifelt und fragte mich immer öfter, was ich getan hatte, dass mir das alles widerfährt. Wenn ich es mit einem Bild beschreiben kann, so steht mir das Szenario vor Augen, dass ich in eine tiefe Grube gefallen war, aus der ich ohne fremde Hilfe nicht wieder herauskommen konnte.“ „Aber du hattest doch Hilfe durch deinen Arzt. Warum konnte er dir nicht helfen?“, fragte ich erstaunt. Die Antwort kam prompt: „Erst wenn du ganz unten bist, merkst du, dass kein anderer dir helfen kann außer du selbst.“ Das verstand ich nicht. „Sagtest du nicht eben, dass du bildlich gesehen in einer tiefen Grube saßest, aus der du ohne fremde Hilfe nicht wieder herauskommen würdest? Wie kannst du jetzt behaupten, dass kein anderer dir helfen kann außer du dir selbst. Das ist doch ein Widerspruch!“ Meinem Gegenüber entglitt ein Lächeln. „Genauso dachte auch ich. Doch es braucht jemanden, der dir bewusst macht, dass es nur eine reale Möglichkeit für dauerhafte, vollkommene Heilung gibt. Der Schlüssel liegt in deiner Einstellung zu dir, zu deinem Körper und zu deinem Leben.“ „Was heißt das denn jetzt schon wieder?“, fragte ich leicht genervt, denn das verstand ich nun überhaupt nicht. Was sollte das schon bringen: meine Einstellung zu ändern. Das hatte doch nichts mit meinen Schmerzen zu tun. 22 Sanft kam die Antwort. „Ich entnehme deiner Frage, dass dir das zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht verständlich ist. Aber ich kann dich beruhigen. Das war damals, als jemand mit mir erstmals darüber sprach, genauso.“ Es trat wieder eine nachdenkliche Gesprächspause ein. „Das beruhigt mich natürlich schon, dass du das auch nicht gleich verstanden hast.“, bemerkte ich erleichtert, „doch wie bist du zu der Erkenntnis gelangt? Wer hat dir da weitergeholfen?“ „Meistens ist es eine Begebenheit, in Form eines Ereignisses oder einer Begegnung, dass wir jemanden kennenlernen, der uns den entscheidenden Hinweis gibt. Und genau das ist kein Zufall.“ „Du meinst, unsere Begegnung heute und die vorauseilende Tatsache, dass ich dich zuvor dich beinahe überfahren hätte?“, fragte ich erstaunt. „Genau, das meine ich.“ „Aber das ist doch Zufall gewesen. Es hätte ebenso gut ein anderer Fußgänger sein können, der gerade in dem Augenblick über die Straße geht!“, entgegnete ich vorwurfsvoll. „Das hätte ich vor meiner Begegnung mit Mary und Samuel auch gesagt. Sie waren es nämlich, die mir zu der Weise verholfen haben, wie ich heute darüber denke.“ „Und wie denkst du heute darüber?“, fragte ich gespannt. „Dass es keine Zufälle gibt − im Sinne von Willkür −, sondern dass alles einen tiefen Sinn hat. Nennen wir es ‚Fügung‘. Man könnte aber auch sagen, um bei dem Wort Zufall zu bleiben, wenn dir das lieber ist, dass dir etwas zugefallen ist. Verstehst du das?“ „Ich glaube schon“, sagte ich, „ich frage mich jedoch, warum das so sein soll, schließlich habe ich das so bisher noch nie von jemandem gehört.“ „Das könnten dir Mary und Samuel viel besser erklären als ich“, wurde mir die Frage knapp beantwortet. Irgendwie interessierte mich das Ganze jetzt schon, obwohl ich so meine Zweifel hegte. Ob das nicht doch irgendeine durchgeknallte Aussage war, die einem sehr fantasievollen Gehirn entsprang? „Wer sind die beiden, dieser Samuel und diese Mary, und woher kennst du sie?“ „Das ist eine lange Geschichte, die ich dir gerne einmal erzählen möchte. Doch lass es mich dir vorerst so erklären: Wie bereits erwähnt, gab es auch in meinem Leben einen Punkt, an dem ich ganz unten war, und damals 23 atte ein Kollege in meiner Firma mitbekommen, wie schlecht es mir ging. h Er riet mir, mal was anderes auszuprobieren als das, was ich bis dahin schon mehrfach ohne Erfolg getan hatte. Darüber haben wir uns ja schon ausführlich unterhalten, und du hast damit ja auch so deine Erfahrungen gemacht. Ich war zu dem Zeitpunkt dermaßen verzweifelt, dass ich mich an jeden Strohhalm klammerte, der mich vor dem totalen Untergang bewahren sollte. So gab der Kollege mir die Adresse der beiden und meinte, wenn jemand mir helfen könne, dann sie. Heute, nach über zwei Jahren, muss ich sagen, er hatte recht.“ Das versetzte mich durchaus in Erstaunen, weswegen ich sogleich die Frage nachschob: „Was machen die zwei denn so Besonderes, dass es dir so gut geholfen hat?“ „Sie zeigen dir, wie du deine Einstellung zu dir, zu deinem Körper und zu deinem Leben verändern kannst.“ „Und das soll alles sein?“, fragte ich enttäuscht. Jetzt wurde die Erklärung deutlicher: „Was wäre, wenn du deine ganze Kraft und Stärke, die in dir steckt, wieder vollkommen nutzen könntest? Was wäre, wenn du die Freude in deinem Leben wiederfinden würdest? Was wäre, wenn du dadurch wieder ganz gesund würdest? Und was wäre, wenn du den Sinn deines Lebens erfahren könntest?“ Ich war erst einmal sprachlos. Es klang wie ein Lichtblick am dunklen Horizont. Als ich mich wieder gesammelt hatte, antwortete ich mit leiser, sehnsüchtiger Stimme: „Das wäre wundervoll.“ 24 3 MARY UND SAMUEL „Bist du dabei, wenn es darum geht herauszufinden, wie das Leben tatsächlich funktioniert und wer du wirklich bist?“ D ie letzten Worte hatten voll ins Schwarze getroffen. Sie ließen mich nicht mehr los. Sollte es tatsächlich möglich sein, all das zu erreichen? Bestand wirklich die Möglichkeit, in seine volle Kraft und Stärke zu kommen, den Sinn des Lebens zu erfahren, völlig zu gesunden und wieder Freude am Leben zu haben? Das alles beschäftigte mich noch den ganzen Abend und die halbe Nacht. Und auch am nächsten Morgen drehten sich meine Gedanken nur um das, was ich gestern erfahren hatte. Darum entschloss ich mich, bei Mary und Samuel anzurufen. Ein paar Tage später machte ich mich nach der Arbeit auf den Weg zu meinem vereinbarten Termin. Schon am Telefon hatte mich eine vertrauenswürdige männliche Stimme begrüßt, und ich war sehr gespannt, wer mich nun gleich empfangen würde. Ich bog in die Straße ein und mein Blick fiel auf ein kleines Haus mit einem sehr schönen Vorgarten, in dem ausgefallene Pflanzen wuchsen. Ein großer Quellstein mit sprudelndem Wasser zierte die Mitte des Grundstücks. Das muss es sein, dachte ich, und als ich die Hausnummer am Eingangstor entdeckte, war ich erstaunt, mit meiner Vermutung richtig zu liegen. Ich stieg aus meinem Wagen und drückte den Knopf der Fernbedienung. Das Schloss verriegelte mit einem leisen Klick. Ich öffnete das Gartentor und ging den schmalen gepflasterten Weg entlang auf die Haustüre zu. Vor der großen Holztüre waren links und rechts je ein weißer Engel postiert und über der Türe hing ein tönernes Schild, auf dem die Worte „An Kana Te“ zu lesen waren. Vögel sangen in den Bäumen. Es war alles ganz friedlich. 25 Als ich den Knopf der Klingel betätigte, dauerte es eine Weile, bis die Türe geöffnet wurde. Ein Herr, circa 65 Jahre alt, strahlte mich mit leuchtenden Augen an und begrüßte mich mit den Worten: „Hallo, schön dass du da bist. Ich bin Samuel und das ist meine Frau Mary.“ Dabei deutete er auf die Frau, die gerade den Flur entlang auf mich zuging. Ich war erstaunt, dass er mich gleich mit „du“ anredete, doch die Begründung kam sofort. „Wer zu uns ins Haus kommt, gehört zur großen Familie, die sich schon immer kennt, und deswegen sagen wir auch gerne gleich ‚du‘ zueinander. Ist das für dich in Ordnung?“ Etwas verwirrt ob der Begründung antwortete ich: „Ja, das ist schon okay.“ Die beiden führten mich in einen Raum, in dem eine bequeme Sitzgruppe stand. Eine Massageliege befand sich auf der gegenüberliegenden Seite. Ein kleiner Zimmerbrunnen plätscherte leise vor sich hin, ohne die Entspannungsmusik im Hintergrund zu übertönen. Der ganze Raum duftete angenehm nach einer Blumenwiese im Frühling. „Setz dich doch bitte“, entbot Mary. „Darf ich dir etwas zu trinken anbieten?“ Sie deutete auf einen Glaskrug, der mit Wasser gefüllt war und auf dessen Boden verschiedene Steine lagen. Ich nahm dankend an und fragte, was es mit den Steinen im Krug auf sich habe. „Ja“, sagte Samuel, „da wären wir schon bei einem sehr wichtigen Thema, nämlich dem Wasser und seinen außergewöhnlichen Eigenschaften. Doch zunächst so viel: Die Steine verleihen dem Wasser eine besondere Energie, und dadurch wird es für uns wertvoller.“ Ich musste ihn wohl mit einem sehr ungläubigen Gesichtsausdruck angeschaut haben, denn er meinte weiter: „Das musst du jetzt noch nicht verstehen, aber es wäre schön, wenn du es fürs Erste akzeptieren könntest, denn schon bald wirst du es begreifen.“ Ich nickte und sagte: „Gut, ich lasse es mal so im Raum stehen.“ „Dann würden wir gerne von dir wissen, weswegen du bei uns bist“, wendete Mary sich mir zu. Ich erzählte den beiden von den Problemen mit meinem Rücken, meiner Konzentrationsschwäche und den Schwierigkeiten einzuschlafen. Ich teilte ihnen mit, dass ich schon mehrere Behandlungen verschiedenster Art genoss und dass leider keine einen dauerhaften Erfolg zeitigte. 26 „Was erwartest du von uns − oder anders gefragt: Was, glaubst du, werden wir mit dir machen?“ „Was ihr mit mir machen werdet, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass es etwas anderes ist als das, was bisher mit mir gemacht wurde. Und davon erhoffe ich mir, dass ich wieder gesund werde.“ „Das ist gut, dass du Vertrauen in uns hast, denn das hast du bestimmt gemeint, als du sagtest, dass du dir erhoffst mit unserer Hilfe wieder gesund zu werden. Es wäre jedoch schön, wenn du das Wort erhoffen durch das Wort wünschen oder daran glauben ersetzen könntest, denn in ‚hoffen‘ steckt der Zweifel und die Unsicherheit, ob es das Richtige ist, was du gerade tust, stimmt’s?“, ertappte mich Mary. Natürlich hatte sie recht mit ihrer Bemerkung. Ich war skeptisch. Darum antwortete ich: „Ich muss zugeben, dass ich noch kein hundertprozentiges Vertrauen in das, was ihr mit mir vorhabt, aufbringen kann. Das liegt höchstwahrscheinlich daran, dass ich keine Vorstellung davon habe, wie eure Behandlung aussieht.“ „Dann erkläre ich dir jetzt in groben Zügen, wie die einzelnen Schritte aussehen, die wir mit dir gemeinsam gehen“, sagte Samuel und machte eine kurze Pause. „Wir werden dir zeigen, dass deine momentane Situation von deinem Bewusstseinszustand geschaffen wurde. Darum werden wir dich deiner Verantwortung, die du für deinen Körper, deinen Geist und deine Seele hast, bewusst machen. Das bringt dich wieder in deine Kraft und Stärke und aktiviert somit deine Selbstheilungskräfte. Ich weiß, dass auch diese Aussage momentan für dich nur schwer zu verstehen ist, doch bitte ich dich, sie einfach wertungsfrei stehen zu lassen.“ Ich nickte verständig und sagte: „Muss ich mir das mit der Aktivierung von Körper, Geist und Seele vorstellen wie bei einer Wellnessbehandlung in irgend so einem Luxushotel mit Spabereich? Dort werben die ja auch mit den Worten ‚Wellness für Körper, Geist und Seele‘. So etwas habe ich schon ausprobiert. Das bewirkte jedoch nur einen sehr kurz anhaltenden Erfolg. Es war eher so eine Streicheleinheit, die man gleich vermisst, wenn sie vorüber ist.“ Samuel musste lachen und meinte: „So kann man das, was dort gemacht wird, bestimmt auch manchmal beschreiben, es hat aber nur bedingt mit dem zu tun, was wir machen. Bei uns bedeutet ‚Körper, Geist und Seele‘, 27 dass wir dein Bewusstsein dafür wecken werden. Deswegen erklären wir dir, was es mit den drei Begriffen auf sich hat. Denn Bewusstsein hat sehr viel mit Wissen zu tun. Das bedeutet, dass dir erst etwas bewusst werden kann, wenn du darüber etwas in Erfahrung gebracht hast. Dann erst hast du die Möglichkeit Situationen in deinem Leben bewusst, also mit voller Absicht, zu ändern. Darum werden wir dir viele Dinge erzählen, von denen du in diesem L eben vermutlich noch nie etwas gehört hast. Als Erstes werden wir dir mitteilen, wie dein Körper die Stoffe, die er nicht selbst produzieren kann, wodurch ein Mangel entstanden ist, wieder in ausreichender Menge von dir bekommt. Wir werden deinen Körper entgiften, denn Giftstoffe belasten ihn zusätzlich. Dann werden wir eventuelle Blockaden in deinem Bewegungsapparat lösen. Das zusammen wird deinen Motor wieder leistungsfähiger machen. Und das wiederum ist wichtig, damit du dich auf den zweiten Schritt besser konzentrieren kannst. Denn solange deine Beschwerden dein ständiger Begleiter sind, wird dir alles Weitere schwerfallen. Im zweiten Schritt werden wir uns mit dem Geist befassen, der dir eventuell besser bekannt ist als ‚Psyche‘ oder auch ‚Verstand‘. Der Verstand ist nur ein Teil des Geistes, der uns innewohnt. Er beeinflusst wesentlich unsere Gedanken und sie wiederum beeinflussen unser Leben. Das ist das zweite Stellrad, mit dem wir deinen Motor effizienter einstellen, damit er rund läuft. Und im dritten Teil widmen wir uns der Seele. Denn sie zeigt sich uns unter anderem gerne in Form von körperlichen Beschwerden, wenn wir sie nicht beachten. Was also die Seele ist, wo sie herkommt, wie wir sie finden und was für eine Bedeutung sie für dich und dein Leben hat, werden wir dir erklären.“ Das ist ja ganz schön viel, was die zwei mit mir vorhaben, dachte ich. Deswegen erhob ich Einspruch: „Wenn ihr meinen Motor wieder vollkommen leistungsfähig macht, wäre ich schon völlig zufrieden. Warum braucht es dann noch die anderen zwei Punkte mit Geist und Seele?“ „Weil dein Motor sonst bald wieder ins Stottern gerät und du dieselben Beschwerden bekommst wie zuvor. Das ist dir doch sicher bereits bekannt von bisherigen Behandlungskonzepten, die ja, wie du selbst sagtest, ohne dauerhaften Erfolg waren, oder?“, bemerkte Samuel mit einem freundlichen Lächeln. 28 „Die drei Größen müssen immer zusammen betrachtet werden, wenn man einen dauerhaften Erfolg verzeichnen möchte. Wenn es nicht so wäre, dann säßest du jetzt nicht bei uns, sondern würdest dich in irgendeiner Arztpraxis aufhalten und dir dort ein paar Medikamente gegen deine Beschwerden verschreiben lassen. Medikamente helfen aber nur bedingt, weil sie nicht die Ursache, sondern stets nur die Auswirkung und somit das Symptom behandeln. Die Ursache, also das in deinem Körper ins Ungleichgewicht Geratene, wird aber immer wieder dafür sorgen, dass dein Motor nicht rund läuft. Erst wenn alles wieder im Gleichgewicht ist, werden auch die Symptome verschwinden.“ Jetzt meldete sich Mary zu Wort: „Weil wir gerade vom Motor sprechen, möchte ich dir einen schönen Vergleich geben, damit du das, was Samuel eben sagte, besser verstehst. Wenn am Armaturenbrett deines Wagens die rote Ölkontrolllampe aufleuchtet, legst du dann ein paar Handschuhe davor, damit du sie nicht mehr aufblinken siehst? Nein, das wirst du natürlich nicht tun, weil du weißt, dass du sehr bald etwas dagegen unternehmen solltest, wenn du deinen Wagen vor einem Motorschaden bewahren möchtest. Also steuerst du die nächste Werkstatt an und lässt den Ölstand kontrollieren und Öl nachfüllen, stimmt’s?“ „Natürlich würde ich das machen, aber das würde doch jeder tun. Keiner würde auf die Idee kommen, die Warnleuchte zu ignorieren“, entgegnete ich vorwurfsvoll. „Das tust du aber nur, weil du in der Fahrschule gelernt hast, dass man in einem solchen Fall genauso handeln muss. Hätte dir nie jemand davon erzählt, würdest du es vielleicht ignorieren, oder du würdest eben, wenn es dich stört und du dir nicht anders zu helfen wüsstest, einfach deinen Handschuhe davor legen.“ Ich musste den beiden recht geben, doch noch bevor ich etwas sagen konnte, fuhr Samuel fort: „Und genauso verhält es sich mit einer Erkrankung. Erst wenn du weißt, dass der Schmerz, den du fühlst, nur die rote Warnlampe ist, die dir sagen will, dass deinem Körper etwas Entscheidendes fehlt, wird dir bewusst, dass du an einer anderen Stelle die Ursache dafür finden wirst.“ Eben noch wurde mir so einiges klar, doch im selben Augenblick kamen mir schon wieder Zweifel. Darum fragte ich: „Aber wie ist das bei einem Menschen, der eine schwerwiegende Erkrankung hat, zum Beispiel einen 29 Herzinfarkt, einen Schlaganfall, einen Tumor oder Krebs? Da muss man doch mit Medikamenten behandeln oder therapieren und manchmal sogar operieren, sonst ist das Risiko, dass der Patient stirbt, zu groß. So etwas wäre doch fahrlässig, oder?“ Samuel beugte sich leicht nach vorn und meinte: „Wenn ein Mensch eine so schwerwiegende Erkrankung hat, braucht es oftmals zunächst einen Notfallplan, das ist richtig. Doch gilt auch hier das gleiche Prinzip wie bei einer vergleichsweise harmloseren Krankheit. Das wirst du im Laufe unserer Reise in dein neues Bewusstsein noch zu verstehen lernen. Also: Bist du dabei, wenn es darum geht herauszufinden, wie das Leben tatsächlich funktioniert und wer du wirklich bist?“ 30
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