Predigt über Jakobus 3,1-18 Die Macht des positiven Redens Liebe Gemeinde Es gibt die Redewendung: „Referenten bekommt man leichter als Putzfrauen“. Zur Zeit des Jakobus war es höchst begehrenswert, ein Lehrer zu werden. Viele rissen sich darum, die christliche Gemeinde lehren zu dürfen. Das ist zunächst einmal positiv. Viele waren bereit zur Mitarbeit. Viele wollten sich engagieren. Viele wollten der Gemeinde am Wort dienen. Von Predigermangel keine Spur. Dennoch warnt Jakobus: Liebe Brüder, nicht jeder von euch soll ein Lehrer werden; und wisst, dass ihr ein desto strengeres Urteil empfangen werdet (Vers 1). Jakobus zeigt auf: Lehrer sein ist eine grosse Verantwortung. Würde ist auch Bürde. Ehre hat ihren Preis. Wer die Gemeinde lehren will, muss bereit sein, grosse Verantwortung zu t ragen. Auch jeder von uns trägt eine Verantwortung, wenn er das Wort ergreift. Also: Mitarbeiter sind gesucht. Auch Redner sind gesucht. Doch welche Kriterien müssen sie erfüllen? Was ist ihre Qualifikation? Der richtige Redner ist gesucht. Der richtige Redner beherrscht seine Worte. Für Jakobus ist klar: Wer Lehrer wird, bleibt dennoch ein Sünder. Denn wir verfehlen uns alle mannigfaltig (Vers 2). Beim Reden ist die Gefahr besonders gross, Fehler zu machen. Wer sich aber im Wort nicht verfehlt, der ist ein vollkommener Mann und kann auch den ganzen Leib im Zaum halten (Vers 2). Wer viel redet, macht mehr Fehler mit Worten. Wer im Lehrerberuf ist, braucht umso mehr Vergebung. Jeder Lehrer sagt Wahres und Falsches nebeneinander. Darum fordert Paulus die Gemeinde auf: Prüfet aber alles, und das Gute behaltet (1 Thessalonicher 5,21). Es ist aber möglich, sich selbst zu beherrschen. Ja, es gibt eine Stelle, von der aus man den ganzen Leib zügeln kann, sagt Jakobus. Das illustriert er mit zwei Beispielen. Das erste Beispiel ist der Zaum, den man den Pferden ins Maul legt (Vers 3). Mit dem Zaum, der doch so leicht ist, lenken wir den ganzen Leib des Pferdes. Das zweite Beispiel ist das Ruder (Vers 4). Ein kleines Steuerruder bestimmt den Kurs eines grossen Schiffes. Genauer: Der Wille des Steuermannes, der sich des Ruders bedient. Jakobus schliesst: So ist auch die Zunge ein kleines Glied und richtet grosse Dinge an (Vers 5). Die Zunge hat Macht. Worte haben Macht. Siehe, ein kleines Feuer, welch einen Wald zündet’s an (Vers 5)! Das Feuer ist das dritte Bild. Ein Streichholz, achtlos weggeworfen, kann zu einem riesigen Waldbrand führen. So verheerend kann die Zunge wirken. Wie vernichtend können Worte sein. Sie können eine ganze Biografie zerstören. Beim sündigen Menschen richtet die Zunge grossen Schaden an. Ihre Bosheit stammt von 1 der Hölle. Menschliche Worte haben grossen Einfluss auf die Geschichte genommen. Aber sie schaden nicht nur der Umwelt, sondern auch dem Redner selbst. Nach einem Wortwechsel oder manchem Witz fühlen wir uns wie beschmutzt. Es ist leichter, wilde Tiere zu zähmen, als seine Zunge zu zügeln. Die Zunge ist unruhig, haltlos, wankelmütig. Mal redet sie so, mal so. Sie richtet viel Unheil an. Menschen werden durch sie in den Tod getrieben, teilweise zum Suizid. Oder der Mensch zieht sich selber den geistlichen Tod zu, weil ihn seine Worte in die Verdammnis bringen. Jakobus schärft uns einmal mehr ein, welche Verantwortung ein Lehrer trägt. Wer das Evangelium lehrt – in der Kinderarbeit, in der Jugendarbeit, im Hauskreis, im Gottesdienst, in der Seelsorge –, sollte seine Zunge beherrschen. Das geht nicht ohne den ernsten Willen, aber auch nicht ohne göttliche Bewahrung. Der richtige Redner ist gesucht. Richtig redet, wer seine Zunge beherrscht. Und richtig redet, wer eindeutig redet. Wie viele Möglichkeiten liegen in unseren Worten! Wir können loben oder fluchen, danken oder kritisieren. Wir haben eine Zunge, die zu Gutem und Schlechtem fähig ist. Mit ihr loben wir den Herrn und Vater, und mit ihr fluchen wir den Menschen, die nach dem Bilde Gottes gemacht sind (Vers 9). Es kann passieren, dass wir im Gottesdienst singen und beten und, kaum haben wir die Kirche verlassen, über unseren Mitmenschen herziehen. Das darf nicht sein. Unter Christen hat das keinen Platz. Es ist möglich, daran zu arbeiten und Fortschritte zu machen. Der Heilige Geist hilft uns dabei. In seiner Kraft können wir Sünden mit Worten ablegen und überwinden. Es ist möglich, dass Segen aus unserem Mund hervorgeht. Wie geht das ganz praktisch? Ein Segen ist z. B. ein freundlicher Gruss, ein ermutigendes Wort, ein Zuspruch, ein Kompliment, ein Lob, ein Dank, einen Angegriffenen in Schutz nehmen, ein Wort einlegen für einen Verleumdeten, Anteil nehmen an Freude und Leid, oder die Fürbitte. Dem positiven Reden sind keine Grenzen gesetzt. Lernen wir von der Natur. Die Natur ist eindeutig. Keine Quelle lässt aus einem Loch süsses und bitteres Wasser fliessen (Vers 11). Kein Feigenbaum bringt Oliven hervor, und kein Weinstock Feigen (Vers 12). Denkt Jakobus hier nicht auch an die Wiedergeburt, die uns eine neue Natur vermittelt, aus der eigentlich nur das Gute hervorkommen kann? Auf jeden Fall sucht Gott bei uns Eindeutigkeit. Eindeutigkeit ist ein Segen. Eindeutiges Reden bringt Frucht für Gott und baut die Gemeinde auf. Liebe Gemeinde Der positive Redner ist gesucht. Der positive Redner beherrscht seine Worte. Er redet eindeutig. Und er ist sanftmütig. Das ist der letzte Aspekt, den Jakobus zum Thema „positives Reden“ beleuchtet. Jakobus sagt aller Diskutierlust den Kampf an. Auch aller ehrgeizige Egoismus bei Lehrern wird 2 entlarvt. Was die Welt verlacht, das segnet Gott: Demut, Sanftmut, Güte, Unbestechlichkeit. Woran erkennt man den richtigen Lehrer? Am guten Wandel. Wer ist weise und klug unter euch? Der zeige mit seinem guten Wandel seine Werke in Sanftmut und Weisheit (Vers 13). Der Lebenswandel ist das Entscheidende. Wodurch qualifiziert sich ein Lehrer also? Nicht durch seinen Intelligenzquotienten, sein philosophisches Flair, seine Rednergabe oder seine gesellige und sympathische Art. Jakobus nennt drei ganz andere Kriterien. Das erste lautet: Werke. Werke des Lehrers sind sein Umgang mit Gott, mit Menschen und mit der ihm anvertrauten Lehre. Das zweite Kriterium ist Sanftmut. Lehrer werden leicht in Lehrdiskussionen verstrickt und zu verbalen Entgleisungen gereizt. Sie stehen ständig im Schaufenster und müssen jedes Wort auf die Goldwaage legen. Sie werden immer getestet und kritisiert. Da ist ein sanftmütiges Wesen notwendig. Das dritte Kriterium ist die Weisheit. Sie macht sanftmütig und demütig, weil sie Gott fürchtet. Jesus fordert seine Jünger auf: Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig (Matthäus 11,29). Lehre und Leben gehören zusammen. Es ist Gottes Gnade, wenn wir positiv reden und sanftmütig leben können. Bitten wir Gott, dass er uns mit seiner Weisheit erfüllt. Die göttliche Weisheit ist friedfertig, nicht streitsüchtig. Wenn der persönliche Ehrgeiz zurücktritt, ist ein friedliches Zusammenleben in der Gemeinde möglich. Die göttliche Weisheit ist gütig, nachgiebig, mild. Sie lässt sich etwas sagen. Sie hört auf den Heiligen Geist und lässt sich von ihm führen. Sie ist auch korrekturfähig gegenüber dem, was die Glaubensgeschwister sagen. Sie ist reich an Barmherzigkeit. Sie lässt sich von der Not des anderen bewegen, selbst wenn dieser schuldig geworden ist. Sie ist reich an guten Früchten. Die göttliche Weisheit bringt Früchte am Lehrer selbst und Früchte an den Gemeindegliedern, die in ihm einen guten Lehrer haben. Die göttliche Weisheit ist unparteiisch. Die Lehrer schauen nicht auf das Aeussere einer Person, sie behandeln alle gleich. Zum Schluss: Die göttliche Weisheit ist ohne Heuchelei. Sie schmeichelt sich nicht ein. Sie täuscht nichts vor. Sie ist echt. Ein Lehrer darf sein, wer er ist. Die göttliche Weisheit bringt Entspannung in sein Leben. Strecken wir uns nach dieser Weisheit aus, liebe Gemeinde. So rüstet uns Gott zu, dass wir brauchbare Lehrer und Redner werden. Er hilft uns, dass unser Reden positive Auswirkungen hat. Bitten wir Gott, dass er unser Reden segnet. Beginnen wir heute damit, Gott zu loben und die Mitmenschen aufzubauen. Amen 31-5-2015, Madeleine Koch-Stoll, Pfrn., Adelboden 3
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