BSH – DWD: Capella–Orkan brachte vor 40 Jahren höchste

BSH – DWD: Capella–Orkan brachte vor 40 Jahren höchste Sturmflut an
der Nordseeküste. Schutz vor Sturmfluten durch präzise Vorhersagen
und Warnungen
Hamburg/Offenbach, 30.12.2015 - Am 3. Januar 1976 - vor 40 Jahren - traf die bis
heute höchste Sturmflut die deutsche Nordseeküste, Weser und Elbe. Der durch
das Orkantief Capella ausgelösten Flut fielen anders als 1962 aber an Land keine
Menschen
zum
Opfer.
Möglich
gemacht
haben
diese
erfolgreiche
Katastrophenvorsorge vor allem kontinuierlich verbesserte Vorhersagen und
Warnungen
vor
Stürmen
und
Sturmfluten,
aber
auch
umfassende
Deichschutzmaßnahmen. Heute ist die Gefährdung der Küstenbewohner und
Wirtschaftsräume durch Hochwasser noch geringer als vor 40 Jahren. Auch
künftig
wird
nach
Einschätzung
der
Experten
des
Bundesamtes
für
Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) und des Deutschen Wetterdienstes
(DWD) das Risiko, dass Sturmfluten Küstenschutzwerke beschädigen oder
zerstören könnten, beherrschbar sein
Am Vorabend des 3. Januar 1976 gab das Seewetteramt Hamburg bereits eine
Warnung vor schwerem Sturm (Bft 10) aus Südwest, später auf Nordwest drehend für
die Deutsche Bucht heraus. Der Sturmflutwarndienst des damaligen Deutschen
Hydrographischen Instituts (DHI), des heutigen BSH, warnte am frühen Morgen des 3.
Januars vor einer sehr schweren Sturmflut (mehr als 3,5 m über dem Mittleren
Hochwasser (MHW)) an der gesamten deutschen Nordseeküste für den Nachmittag
und Abend. Kurz darauf zeichnete sich eine weitere Verstärkung des Sturms auf
Windstärke Bft 11 ab. Das DHI korrigierte die Vorhersagen der Höchstwasserstände
um gut 1 Meter nach oben. Vom südlichen Teil Nordfrieslands bis zur Unterelbe wurden
Hochwasserwerte gemessen, die alle bisherigen Fluten übertrafen. Mit rund 4,5 m über
dem Mittleren Hochwasser (6,45 m über Normal Null (NN)) unter anderem am Pegel in
Hamburg stellen sie bis heute die höchsten je dort gemessenen Werte dar.
Wettervorhersagemodelle sind heute viel genauer
1976 setzte der DWD ein Wettervorhersagemodell ein, das die Erde mit einem Netz
umspannte, dessen Knoten jeweils 381 Kilometer (km) voneinander entfernt lagen. Für
jeden dieser Punkte wurde dann das Wetter vorausberechnet. Heute liegt die
Gitterpunktweite zwischen 2,8 km beim Deutschlandmodell und 13 km beim globalen
Modell des DWD. Damit können Wetterphänomene deutlich besser vorhergesagt
werden. Angesichts der vor 40 Jahren noch sehr groben Vorhersagemodelle spielte die
Berufserfahrung der Meteorologinnen und Meteorologen eine noch größere Rolle als
heute. Gudrun Rosenhagen, 1976 diensthabende Seemeteorologin des DWD: „Unser
wichtigstes Arbeitsmaterial war damals weniger die Vorhersage aus dem Rechner,
sondern die Analyse der Boden- und Höhenwetterkarte und unser Wissen um die
Entwicklungsschritte eines Sturmtiefs. Aus den dreistündigen Druckfalländerungen und
den Abständen der analysierten Isobaren wurde mit Hilfe empirischer Formeln auf die
Windstärke geschlossen.“
Deiche hielten Stand
Deicherhöhungen und der Bau von Sperrwerken führten dazu, dass die Hamburger
Bevölkerung von der Sturmflut am 3. Januar 1976 verschont blieb. Lediglich an
wenigen Stellen wie zum Beispiel im Unterelbebereich seewärts von Stade, an denen
Maßnahmen zum Schutz vor Sturmfluten noch nicht umgesetzt waren, kam es am
Nachmittag
des
3.
Januar
1976
zu
Überläufen,
Deichbrüchen
und
Überschwemmungen. Andernorts beschädigte die Sturmflut vereinzelt die Deiche
schwer. Sie hielten aber Stand. Dennoch verursachten der Sturm und die Flut Schäden
in Milliardenhöhe, besonders an den Hafenanlagen und Gütern im Hamburger Hafen.
Ausschnitt aus der handgezeichneten Analyse des Seewetteramtes vom
3. Januar 1976, 12 Uhr Weltzeit (13 Uhr gesetzlicher Zeit). Auf Grundlage
der Wettermeldungen von Landstationen und Schiffen wurden die Isobaren
(Linien gleichen Luftdrucks) und Fronten gezeichnet. Gut zu erkennen ist
die Drängung der Isobaren im Bereich der Nordsee.
Der Capella-Orkan legte als „Schnellläufer“ in 24 Stunden eine erheblich größere
Strecke zurück als der Orkan „Vincinette“, der 1962 zur verheerenden Sturmflut mit
über 300 Toten in Hamburg führte. Seine Zugbahn verlief viel weiter südlich, durch die
hohen Windstärken wurden trotz der kurzen Dauer des Sturms gebietsweise die
höchsten je gemessenen Scheitelwasserstände erreicht.
Für Rückfragen:
BSH: Susanne Kehrhahn-Eyrich
Tel.: 040/3190 – 1010
Mobil: 0151/11588574
DWD:
30.12.2015: Marie Gerber Tel: 069/8062-6040
31.12.15: Meteorologe vom Dienst 069/8062-6116
HPA: Martin Boness: 040/4284 - 72300
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