2.3 Routing im Internet

2.3 Routing im Internet
Carsten Köhn
Prof. Dr.- Ing. Carsten Köhn
LABOR FÜR MEDIEN,
INTERNET UND ROBOTIK
Protokolle: TCP/IP
Application Layer
umfasst Dienste, die als Prozesse des
Betriebssystems ausgeführt werden
SMTP, FTP, HTTP, MIME
Application
Layer
Transport Layer
regelt die Kommunikation zwischen zwei Prozessen
auf den durch IP adressierten Rechnern
TCP, UDP
Transport
Layer
Internet Layer
sorgt für die Verbindung zwischen einzelnen Hosts
im Netz
Routing, Adressierung
Internet
Layer
Network Layer
stellt das Übertragungsmedium dar, das genutzt
wird, um zum nächsten IP-Knoten zu gelangen
LAN, WAN, Telefon/Modem
Network
Layer
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TCP/IP-Architektur
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Internetworking
Ein Internet ist ein Netz, das aus Subnetzen
(Teilnetzen) besteht, die untereinander
vernetzt sind. Die Verbindung zwischen den
Subnetzen wird durch Zwischensysteme
(intermediate system) hergestellt. Die in
den Subnetzen vorhandenen Systeme
werden hingegen als Endsysteme bezeichnet,
sie bieten Dienst für Netzwerknutzer an.
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Verbindungsarten
Der Begriff Punkt-zu-Punkt-Verbindung wird bei der Klassifikation
von Methoden der Netzwerkkommunikation verwendet. Grundsätzlich
spricht man bei allen direkten Verbindungen zwischen zwei
Netzwerkteilnehmern von Punkt-zu-Punkt-Verbindungen. Der Begriff
wird jedoch in zwei verschiedenen Zusammenhängen gebraucht:
Punkt-zu-Punkt vs. Ende-zu-Ende
Punkt-zu-Punkt-Verbindungen sind Verbindungen ohne vermittelnde
Zwischenstation. Darunter fällt die Kommunikation in den unteren
Netzwerkschichten (1-3 im OSI-Modell). Damit grenzen sich solche
Verbindungen von den so genannten "Ende-zu-Ende-Verbindungen" auf den
höheren Netzwerkschichten (4-7 im OSI-Modell) ab. Bei der Ende-zu-EndeKommunikation wird die Weitervermittlung durch Zwischenstation genutzt.
Man spricht dabei auch von Multihop-Kommmunikation.
Punkt-zu-Punkt (Unicast) vs. Broadcast (bzw. Multicast)
Punkt-zu-Punkt-Verbindungen sind Verbindungen, an denen genau zwei
Kommunikationspartner beteiligt sind. Beim Broadcast hingegen wird eine
Nachricht an alle Teilnehmer gesendet, beim Multicast nur an eine
bestimmte Menge von Teilnehmern.
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Zwischensysteme
Repeater / Hub
Bridge (Brücke) / Switch
Router
Gateway
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Einordnung in das OSI-Modell
7
6
5
4
3
2
1
Endsystem
Zwischensystem
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Funktion eines Repeaters
C1
C2
Cn
Abschlusswiderstand
Segment 1
Segment 2
Repeater
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Vorteile von Repeatern
Repeater verbinden Segmente (z.B. Ethernet)
Vergrößerung und Ausdehnung von NW
Repeater können nicht filtern, hoher Traffic
möglich
Repeater senden transparent auf der
Bitebene
Ausprägung Hub
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Hub
Zentrales Element eines Netzwerks
Zweck ist die Neugenerierung und Neutaktung
von Netzwerksignalen auf Bitebene
Einsatz als Netzwerkkonzentrationspunkt
Fungiert wie ein „Multiport Repeater“
Aktive / Passive Hubs / Intelligente Hubs
Keine Filterung von Netzwerkdaten
Keine optimale Pfadbestimmung
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Funktion einer Bridge
LAN 1
C1
LAN 2
Cn
faseroptisches
Modem
Glasfaser
LAN 1
C1
C2
Cn
Cn
LAN 2
C2
Cn
schmalbandige
Leitung
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Funktionen Bridge
Verbindung von Segmenten zu Netzwerken
Logische Trennung, Brücken filtern Adressen
Analyse von eingehenden Frames und
Weiterleitung (Remote Bridges)
Paketsammlung und Weiterleitung zwischen
zwei Segmenten
Flaschenhals wenn der Traffic zu hoch ist
Einsatz primär zum Verkehrsmanagement
Vergleichbar ist der Switch
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Funktionen Switch
Multiport-Bridge
Funktionen wie Hub, nur mit intelligenter
Verteilung
Analyse von eingehenden Frames und
Weiterleitung
Nächste Stufe ist der Router
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Funktion Router
172.16.3.0
Router
172.16.1.0
172.16.2.160
Router
Subnetz 2
Host z.B. 160
Netzwerk 172.16.0.0
Internet
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7
Funktionen Router
Übergang zur OSI-Schicht 3
Router verbinden Netze, die dadurch zu
Subnetzen werden
Entscheidungen werden nicht auf Basis der
MAC-Adresse, sondern auf Basis der
Netzwerkadresse getroffen
Primäre Funktion im Internet: Pfadauswahl
und Versand der Pakete über die optimale
Route
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Funktion Gateways
Gateways verbinden Netzwerke zu einem
System
Ermöglichen Kommunikation zwischen
Anwendungsprogrammen auf
unterschiedlichen Endsystemen
Übersetzen Anwendungsprogramme
ineinander, damit abhängig vom
Anwendungsprogramm
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Einsatz der Geräte in ISO / OSI
7
Application Layer
Anwendungsschicht
6
Presentation Layer
Darstellungsschicht
5
Session Layer
Sitzungsschicht
4
Transport Layer
Transportschicht
3
Network Layer
Netzwerk- /Verbindungsschicht
Gateways 5-7
Router
2
Data Link Layer
1
Physical Layer
Verbindungssicherungsschicht
Bridge / Switch
Physikalische Schicht
Repeater / Hub
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Routing
Das Routing (Wegewahl, Leitweglenkung)
ermittelt Wege (Pfade, Routes) von einem
Quellen- zu einem Zielsystem. Zwischen
Quellen- und Zielsystem liegen (in der Regel
mehrere) Router (Vermittlungsrechner). Die
Router ermitteln einen Weg (Route) auf Basis
der Adresse des Zielsystems oder der
Adresse eines Subnetzes, in dem sich das
gesuchte Zielsystem befindet.
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Routing
Unterscheidung von Wegewahl (route
discovery) und Weitergabe von Paketen
(forwarding)
forwarding heißt die Anwendung einer RTabelle
route discovery ist die Erstellung dieser
Tabellen (das eigentliche Routing)
Erstellung manuell (eher selten) oder mittels
Routing-Protokoll
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Einsatz Routing-Verfahren
Routing-Verfahren für die 1:1 Kommunikation
(Unicast)
Routing-Verfahren für die 1:n Kommunikation
Multicast (z.B. Video-Konferenz, VideoServer)
Broadcast: Nachricht an alle im Netz
befindlichen Rechner. Sonderfall des
Multicast.
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Einteilung Routing (R) Alogrithmen (A)
globale R-A (link state A.) / dezentrale R-A
(distance vector A.)
statische / dynamische R-A
load sensitive (ARPAnet 1980) / load
intensive (BGP, RIP, …)
load sensitive – Kosten einer Route variieren in
Abhängigkeit ihrer Auslastung
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Beispielsystem
B
A
R1
R2
R4
R5
R6
R3
Y
X
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Beispiel Routingtabelle
Routing
Tabelle
für
R1
R2
R3
R4
R5
R6
A
A
R1
R5
R1
R1
R2
B
R4
R5
R4
B
R4
R3
…
…
…
…
…
…
…
X
R2
X
R6
R5
R2
R2
Y
R5
R6
Y
R3
R3
R3
Ziel
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Routing Verfahren
statisches Verfahren
einmalige Tabellen-Erstellung (unflexibel)
adaptives Verfahren
regelmäßige Anpassung über Routing-Metriken
häufig in der Praxis vorzufinden
isoliertes Routing
Knoten wählen Weg über lokale Information
zentrales Routing
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Statisches Routing
Routing-Tabelle wird einmalig erstellt und
dann nicht mehr verändert
Ermittelt aufgrund festgelegter RoutingMetriken
Nutzen begrenzt, da keine Reaktion auf
Änderung im Netz
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Adaptive (dynamische) Routing-Verfahren
Routing-Tabellen werden regelmäßig oder bei
Bedarf angepasst
Einsatz von Routing-Metriken
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Isolierte Routing-Verfahren
Jeder Knoten nutzt nur die ihm verfügbare,
lokale Information für seine RoutingEntscheidung
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Zentrale Routing-Verfahren
Zentrale Stelle zur Route-Ermittlung
Qualitativ hochwertige Entscheidung
Reaktionsgeschwindigkeit bei Ausfall von
Knoten ist gering
Ausfall des zentralen Routers ungünstig
Ausfallsichere Plattform notwendig
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Verteiltes Routing-Verfahren
Jeder Router trifft eigenständig seine
Entscheidung über die Route
In Praxis wird häufig die Kombination dieses
und des dynamischen Verfahrens eingesetzt
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Einteilung der Routing-Verfahren
RoutingVerfahren
statische
Verfahren
zentrale
Verfahren
adaptive
Verfahren
verteilte
Verfahren
Distanz-VektorVerfahren
Link-StateVerfahren
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Ergänzende Routing-Verfahren
Fluten
isoliertes Verfahren
nicht adaptiv
Hot Potato
isoliertes Verfahren
lastabhängig
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Routing-Algorithmen
Distanz-Vektor-Verfahren
Kürzester Weg
kleinstmögliche Anzahl von Hops
Link-State-Verfahren
jede Teilstrecke (link) hat ein Gewicht nach einer
festgelegten Metrik (Kosten, Distanz, Bandbreite,
Auslastung, …)
Summe der Gewichte ist minimal
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Beispielsystem Routing-Verfahren
A
X
1
1
1
2
R4
R1 2
R5 5 2
2
4
5 2
R3
R2 2 R6
2
1
B
Y
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Distanz-Vektor-Verfahren
Weg von B nach X über R4, R5, R2
insgesamt 4 Teilstrecken bzw. 3 Zwischensysteme
optimal
Weg über R4, R1, R2
insgesamt 4 Teilstrecken bzw. 3 Zwischensysteme
optimal
Weg über R4, R3, R6, R2
4 Zwischensysteme nicht optimal
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Link-State-Verfahren
Weg von B nach X über R4, R1, R2
Kosten = Summe der Metriken
1+2+2+1=6 optimal
Weg über R4, R3, R6, R2
Kosten 8 ungünstig
Weg über R4, R5, R6, R2
Kosten 11 nicht optimal
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Distanz-Vektor-Algorithmus
Bellmann-Ford-Algorithmus
jeder Knoten berechnet seine R-Tabelle
Adresse + Distanz > Tupel
Austausch mit anderen Routern
(Konvergenzdauer Sekunden)
Wird alle paar Sekunden wiederholt, Ausfälle
werden sehr schnell erkannt und umgangen
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Link-State-Routing
Shortest Path First (SPF)-Routing
Ebenfalls verteilte Berechnung von Tabellen
Jeder Router bildet ein LSP (Link State
Packet) mit den Namen seiner Nachbarn und
den Gewichten der zugehörigen Links
Broadcast an alle anderen Router (Ermittlung
der Netztopologie)
Speicherung der LSP und Berechnung der
optimalen Route auf jedem Router
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Zusatzhinweise
Router verändern nicht die Quell- oder
Zieladresse im IP-Datagramm
Nächster Hop wird beim Übergang auf die
physikalische Schicht mitgegeben
Router verändert (IPv4), wenn nötig, die
Größe der Datagramme
Router verwerfen Pakete, wenn Sie kein
auffindbares Ziel haben oder fehlgeleitet sind
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Routing im Internet
Intra-Autonomous System Routing
RIP (Routing Information Protocol)
ehemals XNS (Xerox Network Systems)
verbreitet durch BSD (Berkeley Software Distribution)
RFC 1508
Distance vector Protocol (benutzt hop counts als Metrik,
jeder Link ist 1)
Aktualisierung der Nachbarrouter alle 30 Sekunden über
RIP response message
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Kurzübung
netstat –rn auf einem Unix ausführen
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