Sich wieder spüren lernen

Sich wieder spüren lernen
Selbstliebe ist ein Gefühl. Wenn wir verlernt haben, unsere Gefühle wahrzunehmen,
dann haben wir auch verlernt, unsere Selbstliebe wahrzunehmen. In diesem Teil des
Buches werden wir uns also wieder für unsere Gefühle öffnen und lernen, bewusst
auf sie zu achten. Damit legen wir den Grundstein für unsere Selbstliebe.
Denn vielleicht magst du dich ja und weißt es gar nicht. Vielleicht tust du aber auch
Dinge, die sich schlecht anfühlen, und bemerkst es ebenso wenig. Auf diese Weise
entfernst dich immer mehr von dir selbst.
Kann man Gefühle überhaupt verlernen?
Genau genommen haben wir das längst getan. Oft hetzen wir von einem Moment
zum nächsten und sind so sehr mit unseren Gedanken beschäftigt, dass wir nicht
mehr darauf achten, wie wir uns eigentlich fühlen. Oft laufen vor unserem inneren
Auge Filme der Vergangenheit oder der Zukunft ab, sodass wir gar nicht mehr am
richtigen Leben teilnehmen. Wir beschäftigen uns dann weniger mit der Realität um
uns herum, sondern mehr mit Hypothesen. Wir sind gar nicht richtig anwesend. Im
Gegenteil, wir lassen vieles unbewusst und routinemäßig ablaufen.
Selbst abends wird unsere Wahrnehmung vom Fernsehen belegt, und wir fallen irgendwann völlig übermüdet ins Bett, ohne darüber nachzudenken, ob unser Leben
tatsächlich so läuft, wie wir es uns wünschen. Wir haben vollkommen vergessen, wie
wichtig es ist, sich selbst zu spüren. Erst wenn wir unsere Gefühle wieder bewusst
wahrnehmen, können wir feststellen, ob uns gewisse Dinge guttun oder ob wir sie
besser meiden sollten.
Das Gefühl ist für unser Wohlbefinden entscheidend
Wenn wir uns wohlfühlen, sind wir zufrieden mit der Welt und mit uns. Wenn wir aber
gewisse Dinge tun, ohne unser Gefühl dazu befragt zu haben, übergehen wir uns
selbst. Wir handeln dann manchmal sogar gegen unser Gefühl, weil wir es gar nicht
mehr bewusst wahrnehmen. Dabei ist gerade das Gefühl ein wichtiger Gradmesser,
ob Dinge für uns geeignet sind. Tun wir oft Dinge, die uns nicht guttun, werden wir
nur schwerlich zu unserer Selbstliebe finden. In diesem Kapitel wollen wir uns nun
mit dem Körpergefühl beschäftigen.
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Übung: Ich achte auf meine Gefühle
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Minute 1–5
Schließe kurz deine Augen und spüre in dich hinein.
• Wie fühlt sich dein Gesicht an, wie fühlen sich deine Hände, deine Füße, dein Bauch, dein Rücken an?
• Ist dir kalt oder warm?
• Wie nimmst du deinen Atem wahr?
Notiere ganz spontan, was dir auffällt.
Es muss nichts Außergewöhnliches oder Besonderes sein.
Es geht nur darum, dass du dich ganz bewusst wahrnimmst.
• Bist du müde oder wach?
• Bist du angespannt oder relaxed?
• Wie fühlen sich deine Muskeln an?
• Spürst du deinen Herzschlag?
Minute 6
Lies noch einmal deine Aufzeichnungen in aller Ruhe durch und beobachte,
wie es sich anfühlt, wenn du diese Beobachtungen über dich liest.

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Mein Tipp
Dies ist eine wunderbare Übung, die man täglich ausführen kann. In der
U-Bahn, im Bus, in der Warteschlange. Je öfter wir diese Übung machen, desto stärker wird unser Gefühl für uns selbst. Wir bekommen ein
gutes Gespür für uns. Wir finden rasch heraus, was uns guttut und was
wir eher meiden sollten. Allein durch diese kurze Übung – täglich wiederholt – kann sich unser Leben auf beeindruckende Weise verändern.
Denn wir werden schon sehr rasch immer mehr Dinge tun, bei denen
wir ein gutes Gefühl haben. Auf diese Weise können wir mehr und mehr
unser wahres Potenzial und unsere Stärken einsetzen.
Ich frage mich zum Beispiel nach jedem wichtigen Gespräch oder Treffen: Wie fühle ich mich? Besser, gleich, schlechter? Was kann ich tun,
damit ich mich besser fühle? Das Gefühl sagt mir alles. Bin ich zufrieden? Unzufrieden? Dies kann ich sehr gut über den Körper abfragen: Ist
er aufgewühlt, unruhig oder beseelt und entspannt? Manchmal frage ich
mich auch, wie sich mein Gesprächspartner fühlt? Fühlt er sich ebenfalls
reicher? Fühlt er sich angenommen? Verstanden? Hat ihm das Gespräch
etwas gegeben? Oder habe ich ihm etwas genommen?
Auf diese Weise nehme ich plötzlich das Leben und mich selbst wieder
sehr bewusst wahr. Je bewusster wir uns wahrnehmen, desto mehr
Dinge können wir tun, die uns guttun. Der wundervolle Nebeneffekt dabei ist, dass sie meist anderen auch guttun.
Es gibt noch einen interessanten Effekt dieser
Übung: Wir beginnen fast automatisch, darauf
zu achten, dass wir auch immer wieder in das
Gefühl der Entspannung gehen. Denn wenn
wir wieder Verbindung mit unseren Gefühlen
aufnehmen, wissen wir sehr rasch, wann unser Körper müde oder gar überfordert ist. Unsere Selbstwahrnehmung hilft uns also auch,
uns besser zu regenerieren.
ISBN 978-3442341832 12.- €
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