Ex 18,13-27: Aufatmen – Verantwortung teilen 13 Am folgenden Morgen setzte sich Mose, um für das Volk Recht zu sprechen. Die Leute mussten vor Mose vom Morgen bis zum Abend anstehen. 14 Als der Schwiegervater des Mose sah, was er alles für das Volk zu tun hatte, sagte er: Was soll das, was du da für das Volk tust? Warum sitzt du hier allein, und die vielen Leute müssen vom Morgen bis zum Abend vor dir anstehen? 15 Mose antwortete seinem Schwiegervater: Die Leute kommen zu mir, um Gott zu befragen. 16 Wenn sie einen Streitfall haben, kommen sie zu mir. Ich entscheide dann ihren Fall und teile ihnen die Gesetze und Weisungen Gottes mit. 17 Da sagte der Schwiegervater zu Mose: Es ist nicht richtig, wie du das machst. 18 So richtest du dich selbst zugrunde und auch das Volk, das bei dir ist. Das ist zu schwer für dich; allein kannst du es nicht bewältigen. 19 Nun hör zu, ich will dir einen Rat geben, und Gott wird mit dir sein. Vertritt du das Volk vor Gott! Bring ihre Rechtsfälle vor ihn, 20 unterrichte sie in den Gesetzen und Weisungen, und lehre sie, wie sie leben und was sie tun sollen. 21 Du aber sieh dich im ganzen Volk nach tüchtigen, gottesfürchtigen und zuverlässigen Männern um, die Bestechung ablehnen. Gib dem Volk Vorsteher für je tausend, hundert, fünfzig und zehn! 22 Sie sollen dem Volk jederzeit als Richter zur Verfügung stehen. Alle wichtigen Fälle sollen sie vor dich bringen, die leichteren sollen sie selber entscheiden. Entlaste dich, und lass auch andere Verantwortung tragen! 23 Wenn du das tust, sofern Gott zustimmt, bleibst du der Aufgabe gewachsen, und die Leute hier können alle zufrieden heimgehen. 24 Mose hörte auf seinen Schwiegervater und tat alles, was er vorschlug. 25 Mose wählte sich tüchtige Männer in ganz Israel aus und setzte sie als Hauptleute über das Volk ein, als Vorsteher für je tausend, hundert, fünfzig und zehn. 26 Sie standen dem Volk jederzeit als Richter zur Verfügung. Die schwierigen Fälle brachten sie vor Mose, alle leichteren entschieden sie selber. 27 Mose verabschiedete seinen Schwiegervater, und dieser kehrte in sein Land zurück. Blicke auf den Text: – Was ist das Problem? Wie kommt es zur Lösung? Blicke auf das Leben: – Bin ich bereit, Verantwortung zu übernehmen und / oder Verantwortung loszulassen? – Wie kann unsere Gemeinde oder Gruppe sich entlasten? Zum Mitnehmen in die Zukunft: Zum Weiterlesen: – Das Vorhergehende: Ex 18,1-12 – Gönn dir selbst etwas: Sir 14,4-5 – Die Aussendung der 72 Jünger / Arbeiter für die Ernte: Lk 10,1-2; Mt 9,35-38 – Arbeitsteilung in der jungen Kirche und Einsetzung der „Diakone“: Apg 6,1-7 – Der eine Leib und die vielen Glieder: 1 Kor 12 Informationen zum Text: Manchmal hilft eine „Sicht von außen“, um sich von eingefahrenen – vielleicht uneffizienten – Strukturen zu befreien. Jitro, der Schwiegervater des Mose und als Priester von Midian ein Ausländer, führt mit Mose ein Beratungsgespräch und verbessert damit die Rechtsorganisation Israels erheblich. Entscheidungslast auf eine Person zuzuspitzen, ist ungesund und belastet Mose, aber auch das Volk. Für dieses bedeutet es eine ungesunde Zumutung, lange anzustehen. Auch Mose ist überfordert. Arbeitsteilung, Delegieren und subsidiäre Strukturen helfen einem Volk, effizient und kräfteschonend zu arbeiten. Die Amtsträger sollen nicht nach Herkunft, Stand und Titel ausgesucht werden, sondern Tüchtigkeit und Können sind das Kriterium. Ex 18 bewahrt die Erinnerung Israels an das, was es Fremden verdankt. Andere Sichtweisen und Erfahrungen tun Israel gut. Die Aufgabe, die die Amtsträger mit Mose teilen, wird mit verschiedenen Ausdrücken bezeichnet: „Gott befragen“, „Gottes Weisung mitteilen“, „vor Gott vertreten“, „Fälle entscheiden“. Sie sind Schiedsleute in Streitfällen. Die offizielle Amtsbezeichnung „Richter“ fällt noch nicht, sondern wird erst im Richterbuch gebraucht. Ihre Aufgabe hat eine klar religiöse Dimension. Recht wurde in Israel theologisch aufgefasst. Mose und seine Mitarbeiter sind Mittler von Gottes Weisung und Gesetzen. Obwohl nur Männer im Text erwähnt werden, ist es nicht ausgeschlossen, dass auch Frauen diese rechtssprechende Funktion übernahmen. Mit dem Titel „Richterin“ wird beispielsweise Debora in Ri 5 bezeichnet.
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