SEHT MICH VERSCHWINDEN IM KINO

INTERVIEW MIT
REGISSEURIN KIKI ALLGEIER
WIE H AT I SA B EL L E CAR O I H RE FILMIDE E AUFGE NO MME N?
Als ich sie deshalb das erste Mal per Email kontaktierte, schrieb sie mir
innerhalb kürzester Zeit zurück. Es lag Isabelle wirklich viel daran,
gehört zu werden, aber gleichzeitig wollte sie alles unter Kontrolle
behalten. Ich glaube, sie hat sich mir gegenüber geöffnet, weil ich eine
der wenigen war, die ihr mit Respekt gegenüber traten. Sie war für
mich in erster Linie ein Mensch, nicht die Magersüchtige, und ich habe
ihr zugehört. Während der Filmarbeiten ist mir klar geworden, dass
unsere Gesellschaft keine Zeit mehr zum Zuhören hat und dass diese
Fähigkeit geradezu existenziell für unser Dasein ist.
»INTENSIV«
»TIEFGREIFEND«
»PERSÖNLICH«
SEHT MICH
VERSCHWINDEN
ISABE LLE CA R O ER SC H EI NT IN IHRE M FILM VO LLE R
FEMMEFILLE – DIE GESCHICHTE DER
ISABELLE CARO
W ID E RS P RÜ C H E. WI E H A BEN S IE S IE E RLE BT ?
Isabelle war eine sehr starke Persönlichkeit. Wenn sie einen Raum
betrat, trug sie eine kraftvolle Energie mit sich. Sie war klug und wusste
die Medien für ihre Zwecke zu nutzen, sie quasi mit denselben Waffen
zu schlagen. Und sie war sehr narzisstisch, was das Zusammensein mit
ihr auf Dauer schwierig machte.
WAS G LAU B E N SI E, H AT I SA B E LLE CA RO DA ZU B E W E GT, MIT IHRER
KRAN KH E I T A N D I E Ö F F ENTL IC HKE IT ZU GE HE N?
Ehrlich gesagt, glaube ich, dass es Isabelle vor allem darum ging,
mit sich in Einklang zu kommen, sich mit ihrem Leben anzufreunden.
Aber sie ist dem Irrglauben einer anorektischen Gesellschaft erlegen,
demzufolge Ruhm die Antwort auf all ihre Probleme sei.
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/sehtmichverschwinden
AUSSE R KONKURRE NZ
L ICHT E R F IL M F E ST
F RANKF URT
IM KINO
W W W. S E H T M I C H V E R S C H W I N D E N . D E
„ E I N IN T E N SIV ES P ORTR A IT…
SCHO C K IER EN D UN D SCH MER ZVOLL.“
MOVIEPILOT.DE
DER FILM
SEHT MICH VERSCHWINDEN erzählt die Geschichte
von Isabelle Caro, die im Jahr 2007 für Aufsehen
sorgte, als sie sich nackt mit nur 32 Kilo Körpergewicht für die »No-Anorexia«-Kampagne des italienischen Modelabels »No-l-ita« von Starfotograf
Oliviero Toscani abbilden ließ. Die Weltpresse ist
fasziniert vom selbstzerstörerischen Exhibitionismus
der Bilder, die sich in Windeseile auf diversen
Plattformen und in anderen Medien verbreiten.
Gleichzeitig stößt die Kampagne auf harte Kritik –
auch aus Angst, die Bilder könnten, anstatt abzuschrecken, jungen Frauen als Inspiration dienen. So
wurden die Poster nach wenigen Tagen wieder von
den Plakatwänden der Mailänder Modemesse
entfernt – nicht aber aus dem Netz oder den Köpfen.
Was bleibt, ist Isabelles Erkenntnis über die Macht
ihrer Zerbrechlichkeit. Sie wird immer besser darin,
die Medien für ihre Zwecke zu instrumentalisieren.
»ISA B E L L E CA R O WOLLTE, DASS W IR H INSEH E N ,
S IE WO L LTE S ICH ZEIGEN U ND VOR A LLEM WOLLT E
S IE R ED E N . DA R Ü BER , W IE SIE IN D IE KR A LLEN
D E R K R A N KHE I T G ER IET U ND DA R Ü BER , W IE SCH W ER
M A N S IC H - EINMA L GEFA NGEN - VON IH R W IED E R
LÖSEN KA NN. «
ZDF ASPEKTE
Die Regisseurin Kiki Allgeier begleitet Isabelle Caro unter anderem
während ihrer Jurytätigkeit bei »Top Model France«, beim Verfassen und Veröffentlichen ihrer Autobiografie und anderen Versuchen, verstanden zu werden. Wir tauchen in verschiedene Phasen ihres Lebens ein, die sich nach und nach zu einem
kaleidoskopartigen Bild von Isabelles Welt zusammensetzen.
Nach ihrem Tod 2010 kommen unterschiedliche Versionen ihrer
Geschichte zum Vorschein, die erkennen lassen, dass Isabelles
Leben mitnichten das traurige Märchen war, das sie den Medien
erzählte. Ihre ausgemergelten Konturen erschrecken und sind
brutale Verbildlichung eines verzerrten Gesellschaftsbildes von
Schönheitsidealen. Das Gesamtbild dieser Fragmente zeigt, wie
stark Isabelles Suche nach einer Identität und dem Bedürfnis
nach Akzeptanz war und welch große Opfer sie bereit war zu
geben, um sich und ihr Leben zu gestalten.
Der Film begibt sich auf die Spurensuche nach dem Menschen
Isabelle Caro. Die Regisseurin Kiki Allgeier fragt sich, was Isabelle
Caro von der Gesellschaft wollte, was sie ihr gegeben hat und
warum. Was war ihr Lebenstraum und was hat sie angetrieben,
ihn so hartnäckig erfüllen zu wollen? Und inwiefern lassen sich
daraus Parallelen ziehen?