Markus 7, 32 – 35 „Berührt von Jesus!“ 1. „Fass mich nicht an!“ Es gibt - Menschen mit unterschiedlicher taktiler Wahrnehmung (die Sensibilität der Haut kann sehr verschieden sein!). - Menschen mit „dickem Fell“ oder „dünner Haut“ / Das hat oft mit ihrer Vergangenheit zu tun. Wir alle brauchen Berührung – nicht nur als Kinder! Berührung aber benötigt Vertrauen, um hilfreich zu sein. Viele Menschen sehnen sich nach Berührung und haben doch gleichzeitig Angst davor. Sie fahren ihre Stacheln aus, weil sie schlechte Erfahrungen gemacht haben. Bei ihnen ist Misstrauen gewachsen, weil andere ihnen zu nahe gekommen sind und sie verletzt haben! Viele Menschen – manche auch hier unter uns – haben genauso Angst davor, von Jesus berührt zu werden, und gleichzeitig sehnen sie sich danach. Einige von uns sind am vergangenen Sonntag von Jesus besonders berührt worden. In der Anbetungszeit nach der Predigt liefen so manche Tränen – und das war heilsam! Ich wünsche mir, dass wir einander hier in unseren Versammlungen einen solchen Schutzraum geben, dass das geschehen darf, ohne dass man sofort denken muss: „Oh, was denken jetzt die anderen?“ Ja, lasst uns Jesus einladen, unsere Herzen und unsere verletzten und verletzlichen Stellen zu berühren, damit sich sein Heil in unserem Leben weiter ausbreiten kann! 2. Das „Jesus-Shuttle“ – einmal Jesus und niemals zurück. Auch in dieser Geschichte finden wir wieder den Hole- und Bringedienst derer, die Jesus vertrauen und den Kranken zu ihm bringen. Dazu sind wir in diese Welt gesandt, dazu lebst Du in Deiner Umgebung, um Menschen zu Jesus zu bringen – nicht in erster Linie in eine Gemeindeveranstaltung, sondern zu Jesus, vor Gottes Thron, in Seinen Einflussbereich! Gebet am Morgen: „Herr Jesus, lass mich ein Segen sein für jeden Menschen, dem ich heute begegne! Ich will ihn mit Deinen Augen sehen und ihm in Deiner Gesinnung begegnen und ihn in Deinem Namen segnen!“ 2 3. Wer nicht gut hört, kann oft auch nur schlecht reden! „Sag mal, bist Du taub?“ Allein, wie man diese Frage betont, macht deutlich, dass es offensichtlich verschiedene Formen von Taubheit gibt: - da gibt es Menschen, die von Geburt an gehörlos oder hörgeschädigt sind, - es gibt andere, die durch einen Unfall oder eine Krankheit taub oder schwerhörig wurden, - und wieder andere erleben, wie ihre Hörfähigkeit mehr und mehr nachlässt, z.B. dadurch, dass zu große Lärmbelastung (Arbeit an lauten Maschinen, zu laute Musik…) irreparable Schäden verursacht hat, oder dadurch, dass Stress und nervliche Überlastung den Hörnerv in Mitleidenschaft gezogen hat, oder aber auch als Folge des Älterwerdens. (Es gibt sogar eine Ohrenrente!) Von Hörproblemen ist auch die Sprache mit betroffen: Wer sich selbst nicht richtig hört, kann z.B. die Lautstärke seiner Stimme nicht angemessen einstellen (Versuch, mit Kopfhörer und Musik anderen etwas zu sagen). Und wer sich selbst und andere nie richtig hören konnte, lernt das Sprechen erst gar nicht oder zumindest nur sehr unvollkommen. Für Gehörlose gibt es darum eine eigene Sprache: Die Gebärdensprache – für Kinder schon die Zwergensprache. Aber es gibt noch andere Taubheit oder Schwerhörigkeit: - Da weist jemand einen anderen auf eine Gefahr oder Schwäche hin und bekommt zu hören, das könne gar nicht sein, das wäre das erste Mal, dass das bemängelt würde. Doch aus der Umgebung dieses Menschen ist zu hören, dass ihm gleiches schon ein ums andere Mal gesagt wurde, aber er will es einfach nicht hören. Wie schwer ist solche Taubheit zu heilen?! - Es gibt auch eine gewisse Taubheit gegenüber dem Reden Gottes. Wir hören und verstehen ihn nicht, weil wir Filter eingebaut, Vorentscheidungen getroffen, Weichen längst gestellt, Vorzensuren verteilt haben. 3 Im Wort Gottes klingt das so: „Es wird eine Zeit sein, da sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern nach ihren eigenen Begierden sich selbst Lehrer aufhäufen werden, weil es ihnen in den Ohren kitzelt.“ 2. Timotheus 4, 3 Wonach jückt es Dir und mir in den Ohren (wie es Luther übersetzt hat), was sind Deine und meine Hörbegierden, nach denen wir uns aussuchen, von wem wir uns etwas sagen lassen? Ein fast humorvoller Fall von Schwerhörigkeit und gleichzeitiger Blindheit wird uns im Alten Testament berichtet. Im 4. Buch Mose Kapitel 22 und 23 steht die Geschichte vom Propheten Bileam und seiner sprachbegabten Eselin. Ein feindlicher König will, dass Bileam – gegen gute gegen Bezahlung natürlich – Gottes Volk verflucht. Die Bezahlung findet Bileam gut, das Fluchen findet Gott aber nicht gut! Die Geschichte nimmt ihren Lauf. Manchmal weiß man nicht mehr so genau, wer hier eigentlich Prophet und wer Esel ist, und ob es nicht eher der Lockruf des Goldes war als der Lockruf Gottes, der den Propheten da vorantrieb. Aber schließlich setzt Gott sich durch und Bileam segnet das Volk Israel anstatt es zu verfluchen. Ein ganz dramatischer Fall von selbst gewählter Taubheit wird uns in Apostelgeschichte 7 beschrieben, als der Apostel Stephanus vor dem Hohen Rat steht und den selbstgerechten Gesetzeslehrern und dem Hohepriester ins Gesicht die Wahrheit Gottes sagt: „Ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herz und Ohren! Ihr widerstrebt allezeit dem Heiligen Geist; wie eure Väter so auch ihr...“ Die Reaktion ist tödlich: „Sie schrien aber mit lauter Stimme, hielten sich die Ohren zu und stürzten einmütig auf ihn los. Und als sie ihn aus der Stadt hinaus gestoßen hatten, steinigten sie ihn.“ (Apg. 7, 52+57+58) Ob es manchmal auch auf uns zutrifft, was Jesus einmal über die Menschen sagte: „Mit hörenden Ohren hören sie nicht!“ (Mt. 13, 13) Und weil Taubheit und Stummsein in einem Zusammenhang stehen, ist auch in übertragenem Sinne klar: 4 Wer nicht bereit und in der Lage ist, Wesentliches zu hören, der hat auch nichts Wesentliches mehr zu sagen! 4. „Berührt von Jesus!“ Und was tut Jesus mit diesem Taubstummen? Zunächst einmal nimmt er ihn aus der Menge beiseite! Von Jesus berührt werden ist zunächst nichts für die Öffentlichkeit, für die gaffende Menge. Hier geht es um eine ganz persönliche und geschützte Begegnung zwischen dem Sohn Gottes und einem Notleidenden. Das ist ja das Wunderbare an unserem Herrn, dass er seinen Segen nicht mit der Gießkanne verteilt – jeder ein bisschen - , sondern dass er sich uns ganz persönlich zuwendet und sich über jeden von uns ganz persönlich erbarmt! Und dann berührt Jesus die wunden und kranken Stellen – ganz intim, ganz nah, ganz persönlich. „Und er nahm ihn aus der Menge beiseite und legte ihm die Finger in die Ohren und berührte seine Zunge mit Speichel…“ Markus 7, 33 Das tut Gott bis heute, wenn er uns heilen und zurecht bringen will: Er legt seinen Finger auf unsere wunden Stellen, aber nicht, um darin herum zu bohren und uns zu quälen, sondern um noch einmal deutlich zu machen, wo der Schaden liegt, und um Glauben und Erwartung in uns zu wecken, und um uns zu heilen! Wenn Du diese persönliche Berührung durch Jesus nicht zulässt, kann es sein, dass Du seine heilende Kraft nicht erleben wirst. Wenn Du nicht ranlässt an den Schaden, wirst Du ihn vielleicht nie los! Jesus stellt nicht kalt und unbeteiligt ein frommes Rezept aus: „Bete dreimal täglich das Vater unser, spende mehr für die Kirche, geh regelmäßiger zum Gottesdienst (vielleicht solltest Du das alles tun!).“ Nein, Jesus will eine sehr persönliche, intime Beziehung zu Dir aufnehmen, will Dein Heiland und Herr sein! Er will, dass Du seine Stimme als die Stimme deines guten Hirten hören kannst. Und Er will, dass Du reden lernst, was andere ermutigt und aufbaut. Dazu brauchst Du seine Berührung! 5 „Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen!“ Johannes 10, 27 + 28 „Gott, der Herr, hat mir eine Zunge gegeben, wie sie Jünger haben, dass ich wisse, mit den Müden zu rechter Zeit zu reden. Alle Morgen weckt er mir das Ohr, dass ich höre, wie Jünger hören!“ Jesaja 50, 4 Schluss: Darf Jesus Dir auf die Pelle rücken? Willst Du es heute – vielleicht zum ersten Mal oder wieder neu – zulassen, dass Jesus seinen Finger auf Deine wunden Stellen legt und sein heilendes Wort spricht? Und dann blickt Jesus zum Himmel und ist sich bewusst, dass heilsame Vollmacht nur durch die Verbindung zu Gott, dem Vater, gegeben ist, und er seufzt. Kannst Du Dir das vorstellen? Der Sohn Gottes, ja, Gott selbst seufzt, wenn er die körperliche und geistliche Not seiner Menschen sieht! Nimm das wahr, lass das an Dein Herz heran: Gott leidet mit! Er weiß um Deine Schmerzen und Deine Not, er weiß auch um Deine geistliche Taubstummheit. „…und sah auf zum Himmel und seufzte und sprach zu ihm: Hefata!, das heißt: Tu dich auf! Und sogleich taten sich seine Ohren auf und die Fessel seiner Zunge löste sich, und er redete richtig!“ Markus 7, 34 + 35 „Ach, Herr Jesus, sprich doch dieses Machtwort auch heute, dass viele von uns neu und besser hören können, und dass wir wissen, wie wir mit anderen zu reden haben!“ Volkmar Glöckner 2014
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