Jesus ist... das Brot des Lebens

Predigtscript
07.02.2016
Jesus ist… das Brot des Lebens
Benoît Violier. Vor einer Woche hat sich der
erfolgreichste Koch der Schweiz 44-jährig das
den kommenden Wochen ganz neu über ihn
ins Staunen kommst.
Leben genommen. Man muss nicht Koch sein
und man muss auch kein Gourmet-Spezialist
Ich habe nicht dafür gebetet, dass dies einfach
eine tolle Predigtreihe wird, die neue Jesus-
sein, um eine tiefe Betroffenheit zu spüren.
Man fragt sich schlicht: „Warum?“ An medialer
Fans generiert und die bisherigen Fans bei
Laune hält. Es geht mir nicht darum, dass du in
Präsenz hat es Violier sicher nicht gefehlt. An
Erfolg ebenso wenig. 2013 wurde er nach einer
den Gottesdiensten, die vor uns liegen, einfach
gut unterhalten wirst. Ich habe dafür gebetet,
eigentlichen Bilderbuchkarriere zum Koch des
Jahres gewählt. Erst vor wenigen Wochen ist
dass Menschen vom Wirken des Heiligen Geistes überrascht werden. Jesus selber macht
sein Restaurant gar zum besten Restaurant der
Welt gekürt worden. „Was willst du noch
nämlich gegen Ende von Johannes 6 deutlich
(V63), dass es der Heilige Geist ist, der echtes
mehr?“ Sicher ist: Eine einfache Antwort auf all
diese Frage gibt es nicht.
Leben schafft. Mit weniger können wir nicht
leben. Und mehr brauchen wir nicht, als dieses
kraftvolle Wirken des Heiligen Geistes.
Vielleicht wird mit dem tragischen Tod von
Benoît Violier aber etwas von der tiefen Wahrheit des Jesuswortes deutlich (Matthäus 4,4):
Jesus hat im Verlauf seines Wirkens ein paar
ganz konkrete Aussagen über sich selber ge-
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern
von einem jeden Wort, das aus dem Mund
macht. Die bekanntesten Selbstaussagen von
ihm fangen alle mit den beiden Worten Ich
Gottes geht. Wenn wir nur existieren, möglicherweise sogar sehr erfolgreich und auf benei-
bin… an. Oder von unserer menschlichen Warte aus gesehen: Jesus ist… Hier ein Überblick
denswerte Art und Weise existieren, ist das auf
jeden Fall zu wenig. Jesus stellt klar, dass für
über diese Selbstaussagen:
- Ich bin das Brot des Lebens…
unser Leben Nahrungsmittel alleine nicht genügen. Wir spüren, dass er Recht hat. Und Jesus bietet sich selber an. Mitten im aufwühlenden und verwirrenden Kapitel sechs des
Johannes-Evangeliums sagt er (V35): Ich bin
das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, wird
-
Ich bin das Licht der Welt…
Ich bin die Tür…
Ich bin der gute Hirte…
Ich bin die Auferstehung und das Le-
-
ben…
Ich bin der Weg, die Wahrheit und das
-
Leben…
Ich bin der Weinstock…
nicht mehr Hunger haben.
Mit diesem Jesuswort starten wir in die neue
Predigtreihe, die uns bis Ostern begleiten wird.
„Schön gesagt“, magst du mit Blick auf diese
Die Predigtreihe heisst schlicht: Jesus ist…
Wenn du am Rand oder am Anfang des Glau-
Liste sagen. All diese Worte verlieren aber augenblicklich jede wohlige Beschaulichkeit und
bens stehst, dann wirst du in den kommenden
Wochen eine ziemlich konkrete Vorstellung von
alle esoterische Beliebigkeit, sobald wir etwas
genauer in den griechischen Grundtext hinein
dem bekommen, wer dieser Jesus ist. Wenn
dein Leben schon lange unter dem Einfluss von
schauen.
Feststellung eins: Diese Textstellen sind wort-
Jesus steht, dann wünsche ich dir, dass du in
wörtlich ins Deutsche übersetzt. Jesus sagt
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tatsächlich: „Ich bin…“ Feststellung zwei: Die
tert als am Tag zuvor. Es heisst dort (V66), dass
wörtliche Übersetzung mag bei weitem nicht
aussagen, was im Grundtext steckt. Jesus ver-
viele seiner Jünger sich zurückzogen und von
da an nicht mehr mit ihm gehen wollten.
steht sich nämlich nicht einfach als das Brot,
das Licht, die Tür usw. Jesus bezeichnet sich
Schliesslich stellt Jesus sogar seinem engsten
Kreis die Frage (67): Und ihr, wollt ihr auch
vielmehr, als das Brot, das Licht, die Tür usw.
Eine sinngemässe Übersetzung müsste etwa so
gehen… Die Antwort, die Petrus auf diese Frage
gibt, ist um die Welt gegangen: Herr, zu wem
lauten: Ich und ich allein und ausser mir niemand, ist das Brot des Lebens.
sollten wir gehen? Du hast Worte des ewigen
Lebens. Petrus hat offensichtlich verstanden,
Beim Brot mögen wir diese Tatsache möglich-
was Jesus mit dem Satz Ich bin das Brot des
Lebens gemeint hat. Es geht um seine Worte.
erweise noch gut verdauen. „Dann ist Jesus
halt das Brot.“ Spätestens beim Thema Wahr-
Jesu Worte ermöglichen und verschaffen Leben.
Jesus sorgt für das wahre Brot.
heit, besteht aber schon die akute Gefahr, dass
wir uns verschlucken. Ich und zwar ich allein
Natürlich dürfen wir beim Stichwort Brot auch
und ausser mir niemand…ist die Wahrheit,
sagt Jesus. Das ist nicht nur heute, sondern das
an das Grundnahrungsmittel Brot denken.
Jesus hat seine Jünger schliesslich beten ge-
war schon damals hochexplosiv. Wir werden
am 13.März auf diese Stelle zurück kommen.
lehrt (Matthäus 6,11): Unser täglich Brot gib uns
heute. Wir sind darauf angewiesen, dass uns
Heute geht es um das Thema Brot. Jesus sagt:
Gott auf diese ganz praktische Weise versorgt.
Es passt nicht allen und es erfordert auch ein
Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir
kommt, wird nicht mehr Hunger haben. Am
bisschen Denkarbeit. Aber Tatsache ist, dass
das Geld, das dir jeden Monat überliefert wird
Tag zuvor hat Jesus mit zwei Fischen und fünf
Gerstenbroten fünftausend Menschen satt ge-
– von der AHV, von deiner Firma, von deinen
Kunden - nicht einfach vom Staat, von deinem
macht (6,1ff). Das war vielleicht ein Spektakel.
Diejenigen, die dabei waren, hatten echt etwas
Arbeitgeber oder von irgendwelchen Menschen
kommt. Es kommt von Gott. Vielleicht erlaubst
zu erzählen. Kein Wunder, dass die Leute am
nächsten Tag schon wieder dastehen. Sie ha-
du dir heute Nachmittag einmal den Luxus und
überlegst, was passieren müsste, bis es deinen
ben Lust auf mehr.
Aber Jesus sagt es ihnen platsch ins Gesicht
Arbeitsplatz, deine Firma oder gar deinen Staat
nicht mehr in dieser Form gibt. Du wirst stau-
(V26): Ihr sucht mich…weil ihr von den Broten
gegessen habt und satt geworden seid. Ja, die
nen, wie wenig es braucht. Gut, dass Gott uns
ganz praktisch versorgt. Ich bin das Brot des
Masse will, dass die Show weitergeht. Der
Blick, die Schweizerillustrierte und sogar die
Lebens.
Oberthurgauer Nachrichten haben eiligst ihre
Redakteure nach Kapernaum gesandt. Die Mik-
Die Zuhörer von Jesus haben aber selbstverständlich blitzartig noch einen anderen Schluss
rofone sind eingeschaltet und die Kameras
laufen.
gezogen. Sie sprechen ihn auf das Brot vom
Himmel und auf Mose an (V30). Und Jesus
Aber Jesus tut kein neues Wunder. Er hält seine
steigt auf diese Diskussion ein. Er macht deutlich, dass dank Mose nicht nur das Brot für den
Ich bin das Brot des Lebens-Predigt und will
mit den Leuten über tiefere Dinge reden. Als er
Körper, das Manna, sondern sozusagen auch
das Brot des Gesetzes – zu den Menschen ge-
damit fertig ist, sind die Leute weniger begeis-
kommen ist. Diese Gedankengänge waren den
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Zuhörern bestens bekannt. Niemand wider-
schliesst diese Option mit seinen Selbstaussa-
spricht ihm.
gen aus. Wenn Jesus sich auf eine Stufe mit
Gott stellt, dann ist er tatsächlich geisteskrank,
Dann aber zieht Jesus diese Linie voll aus: Ich
bin das Brot des Lebens. Bei Jesus Sirach (24,21)
ein Scharlatan – oder aber wirklich Gottes
Sohn.
einem jüdischen Lehrbuch aus der Zeit vor
Jesus steht über das Gesetz des Mose: Wer von
Falls Jesus für dich ein geisteskranker Spinner
mir isst, den hungert immer wieder nach mir;
und wer von mir trinkt, den dürstet immer
ist, hast du dich für eine der Wahlmöglichkeiten entschieden. Es wäre spannend, anschlies-
nach mir. Jesus dagegen sagt: Ich bin das Brot
des Lebens. Wer zu mir kommt, wird nicht
send bei einer Tasse Kaffee mit dir darüber ins
Gespräch zu kommen.
mehr Hunger haben und wer an mich glaubt,
wird nie mehr Durst haben.
Falls Jesus für dich Gott ist, dann müssen wir
Spätestens an dieser Stelle wird den Zuhörern
klar, dass Jesus sich über das Gesetz stellt. Jetzt
uns unbedingt Klarheit darüber verschaffen,
was es mit diesem Brot auf sich hat. Wenn
wird es schwierig, denn über dem Gesetz kann
ja nur der Gesetzgeber – also Gott selber -
Gottes Reden durch Jesus buchstäblich
menschliche Gestalt angenommen hat, und
stehen. Und prompt behauptet Jesus wenige
Sätze später (V40): Denn das ist der Wille des
wenn das, was Jesus sagt, tatsächlich lebensspendendes Brot ist, dann müssen wir uns
Vaters, dass jeder, der den Sohn sieht und an
ihn glaubt, ewiges Leben habe; und ich werde
dringend fragen, wie wir mit dem was er sagt,
umgehen wollen.
ihn auferwecken am Jüngsten Tag.
Jetzt war Feuer im Dach. Wenn Jesus ein paar
Es besteht kein Zweifel: Gott spricht durch die
Brote und zwei Fische auf wundersame Art und
Weise vermehrt, dann hat niemand ein Prob-
Natur zu uns. Er spricht durch andere Menschen zu uns. Er spricht durch seinen Geist zu
lem damit. Mit so einer Tat schaffst du dir
höchstens ein paar Neider.
uns. Gott spricht auf sehr vielfältige und kreative Weise zu uns (vgl. Hebräer 1,1ff).
Aber wenn Jesus nicht nur Brote vermehrt,
Ob all dieser Vielfalt sollten wir aber den entscheidenden Hinweis aus dem Hebräerbrief
sondern sich selber als das Brot bezeichnet,
dann wird es problematisch. Wer so etwas
nicht vergessen: Am deutlichsten und am unmissverständlichsten hat Gott durch Jesus zu
sagt, stellt sich nämlich auf eine Ebene mit
Gott. Und wer so etwas tut – darauf hat schon
uns Menschen gesprochen. Zuerst und vor allem spricht Gott durch seinen Sohn zu uns.
C.S.Lewis hingewiesen - der ist entweder geisteskrank und gehört in geschlossene psychiat-
Nicht die Natur ist das Brot des Lebens. Nicht
irgendwelche Propheten sind das Brot des Le-
rische Klinik. Oder er ist ein Sektenbruder, ein
Scharlatan oder etwas noch Schlimmeres. Oder
bens. Nicht einmal der Heilige Geist sagt von
sich selber, dass er das Brot des Lebens ist.
aber – und darauf zielt Jesus hier ab – er ist
tatsächlich Gottes Sohn.
Jesus ist das Brot des Lebens und durch ihn
spricht Gott auf ganz direkte Weise zu uns.
Es ist wichtig, dass du dir das bewusst machst:
Jesus gibt uns ausdrücklich nicht die Möglich-
Wir sind in der glücklichen Lage, dass die Jün-
keit, ihn einfach als einen wohltätigen und
weisen Religionsstifter zu bezeichnen. Viele
ger von Jesus ganz viel von dem aufgeschrieben haben, was Jesus gesagt und getan hat. In
mögen sich das wünschen. Aber Jesus selber
der Bibel erhältst du einen unmittelbaren und
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frischen Eindruck von dem lebensspendenden
aller Regel schon ab 6.00 Uhr in meinem Büro.
Reden von Jesus. Wie gesagt: Gott kann auf
sehr vielfältige und kreative Weise zu dir re-
Ich nehme mir dann unter anderem ungefähr
20 Minuten Zeit, um konzentriert in der Bibel
den. Ausgangspunkt und Navigationspunkt
bleibt aber immer die Bibel. Sie ist eine sehr
zu lesen und den Text auf mich wirken zu lassen. Für mich sind diese Zeiten immer wieder
unmittelbare, inspirierende und sprudelnde
Quelle von Gottes Reden.
unheimlich stimulierend, inspirierend und vor
allem wird es oft sehr konkret. Ich spüre dann
In der Bibel zu lesen ist für mich deshalb so
etwas von der Energie und von der Kraft, die
von dem ausgeht, der von sich selbst sagt: Ich
selbstverständlich wie beispielsweise das Morgenessen. Manchmal fällt es aus – das Bibelle-
bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt,
wird nicht mehr Hunger haben und wer an
sen oder das Morgenessen oder beides – aber
normalerweise gehört beides fix zu meinem
mich glaubt, wird nie mehr Durst haben. Ich
bin begeistert von Jesus und ich bin begeistert
Alltag.
Gott spricht durch Jesus, durch sein Wort. Was
von seinem Reden – und manchmal merkt
man es mir sogar an. Ich setzte mich nach dem
er sagt, ist nicht nur lebensprägend, sondern
oftmals regelrecht lebensverändernd. Das Fas-
Gottesdienst auch gerne für einen Kaffee mit
dir hin, um mit dir über dieses Reden Gottes zu
zinierende an diesen uralten Worten ist, dass
sie nichts an Aktualität und Kraft verloren ha-
sprechen.
ben. Mehr noch: Sie sind quicklebendig. An
den Rändern meiner Bibel findest du an man-
Wir Menschen leben offensichtlich nicht nur
vom Nahrungsmittel Brot allein. Der Tod von
chen Stellen ein Datum oder eine Notiz. Das
sind meistens Erinnerungen an ein starkes
Benoît Violier führt uns das auf sehr schmerzliche Art und Weise vor Augen. Wir brauchen
Reden Gottes. Ich mache nicht jedes Mal eine
Randnotiz in meiner Bibel. Aber wenn es wirk-
dieses Reden Gottes. Wir sind darauf angewiesen, dass die biblischen Texte nicht einfach der
lich markant ist, dann kann ich es nicht lassen.
Im Hinblick auf den Wechsel von Zürich nach
Lektüre dienen, sondern in unseren Herzen
ihre ganze Kraft entfalten können. Wir brau-
Romanshorn wurde der 11. Januar 2015 für mich
beispielsweise zu einem gewaltigen Schlüssel-
chen diese Erfahrung, dass Jesus tatsächlich
das Brot des Lebens ist. Immer wieder fängt es
erlebnis. An diesem Tag wurde mir durch die
Bibellese klar, dass einige der stärksten Ver-
einfach mit dem kurzen Gebet an: „Jesus, werde für mich ganz neu zu diesem Brot des Le-
heissungen, die Gott mir für meinen Dienst
gegeben hat, gar nicht für die Zeit in Zürich
bens. Rede zu mir.“
bestimmt sind. Du kannst dir sicher vorstellen,
dass ich unterdessen ziemlich gespannt Ausschau danach halte, ob die ersten Zeichen der
Erfüllung dieser Verheissungen schon zu erkennen sind. So spannend kann Bibellesen
sein.
Für mich ist übrigens der frühe Morgen die
inspirierendste Zeit. Wähle für dich eine andere Zeit, wenn du dann noch nicht aus den Augen siehst. Aber wähle eine Zeit. Ich sitze in
Chrischona Romanshorn – Gott und Menschen
begegnen
Hueber Rebgarten 16
8590 Romanshorn
© Chrischona Romanshorn, 2016
Predigt: Martin Maag, 07.02.2016
www.rebgarten.ch