Dienstag, 18. August 2015 / Nr. 188 Obwalden Nidwalden NEUE LUZERNER ZEITUNG NEUE ZUGER ZEITUNG NEUE NIDWALDNER ZEITUNG NEUE OBWALDNER ZEITUNG NEUE URNER ZEITUNG 19 BOTE DER URSCHWEIZ Einfacher Ball mit hohem Symbolwert ALPNACH 575 Schulkinder wanderten am ersten Schultag zur Seerose. Dort bestanden sie gleich eine Prüfung – nicht auf Papier, sondern auf spielerische Art und Weise. ROMANO CUONZ [email protected] So einen ohrenbetäubenden Pegel wie am ersten Tag des neuen Schuljahres hatte wohl selbst die Gästival-Seerose zuvor noch nicht erlebt: 575 Alpnacher Schulkinder – von den 54 Erstklässlern bis hin zu den erfahrenen Oberstufenschülern – waren zur Tourismusplattform am Stader Ufer marschiert. Dort hatte die Technik bereits für den richtigen Sound gesorgt, der sich alsbald in Wettstreit mit dem fröhlichen Durcheinander der Kinderstimmen begab. Schon am Steg eine Überraschung: Da begrüsste der eben frisch pensionierte Lehrer Urs Kessler die Schüler: als Portier uniformiert und vollbärtig! Und wie er dann zu sprechen begann, herrschte plötzlich Ruhe. Als er erklärte, wie sich das Pilatus-Dorf Alpnach seit eh und je der Gastfreundschaft verpflichtet gefühlt habe, hörten alle gespannt zu. Danach gab Schulleiterin Beatrice Hodel das Motto fürs Schuljahr 2015/16 bekannt: «Die Schule Alpnach schaut hin!» Hingucken und achten könne man auf mehrere Sachen, so Anita Dönni: Dass sich in der Klasse alle wohl fühlen und Sorge zueinander tragen, dass die Älteren den Jüngeren ein Vorbild sind. Mit Augen und Herz hinschauen Ein weiterer Aspekt des Hinschauens kam von Seiten der Religionspädagogen und Katecheten Felix Koch, Vreni von Rotz und Ruth Kasper. Nach einem kleinen Spiel mit begeistert fotografierenden Touristen wiesen sie darauf hin, dass man eben nicht nur mit den Augen, Schuljahresbeginn der Alpnacher Jugend auf der Seerose: Gleich zweimal beförderte die Schülerschar den Ball im Kreis herum. Bild Romano Cuonz sondern stets auch mit dem Herzen hinschauen sollte. Es gebe so viel Gutes, so viel Schönes, das man vor lauter Gewohnheit gar nicht mehr sehe und dankbar staunend zur Kenntnis nehme. «Zum Beispiel auch den Pilatus vor unserem Fenster», meinte Ruth Kasper. Miteinander bat man um Gottes Segen fürs neue Schuljahr. Lehrpersonen und Schüler taten dies auch, indem sie im Alpnacherlied aus voller Kehle sangen: «Mis Heimatdorf, mis Alpnach, liesch zwischet Berg und See, Alpnach, mis liebi Alpnach, ich bi dies Chind, juhe.» Lustig die Wünsche, welche die Kinder fürs neue Schuljahr äusserten: Viel Spass und Spannung wollen sie haben, zahlreiche Freunde und wenig Hausaufgaben. Die Schulleiterin soll im Klassenlager für gutes Wetter sorgen, und die Oberstufe will ein tolles Abschlussfest. Musikgehör und Ballgefühl gefragt Für den weiteren Verlauf der fröhlichen Feier auf der Seerose waren dann vor allem zwei Sachen gefragt: zuerst einmal das Musikgehör, um zwei Besonderheiten zu geniessen – den Auftritt der Familienkapelle Wallimann mit Nuno an der Gitarre, Tim als Blockflö- tenspieler, Mia als Klarinettistin und Grossvater Noldi am Keyboard. Die mutigen kleinen Musiker bekamen viel Applaus. Nicht weniger begeistert war das junge Publikum, als die Lehrerband mit tollem Sound für die ganze Schule an die Himmelstür klopfte: «Knockin’ on heaven’s door»! Den Höhepunkt der Eröffnungsfeier aber leitete Barbara Ming ein, als sie den Schülern einen riesigen rosaroten Ball zuwarf. Man wolle doch sehen, wie gut die Kinder aufeinander und auf den Ball aufpassen könnten. Ob er wohl einmal die Runde machen könne, ohne zu Boden zu fal- len? Alpnachs Schuljugend bestand die schwierige Prüfung. Und wie: Der Ball ging gleich im Kreis herum. Zum Lohn und als Andenken erhielt jede Klasse noch einen bunten Klassenball. Den durften sie mit auf den Heimweg und ins neue Schuljahr nehmen. Viel Beifall zeigte, dass mit einem solchen ersten Schultag auch das Lehrerteam den Test bestanden hatte. Insgesamt sind im Kanton Obwalden 370 Erstklässler zu ihrem Bildungsweg gestartet, im Kanton Nidwalden haben 387 Kinder zum ersten Mal in ihrem Leben die Schultasche gepackt. Stanser Musiktage sind definitiv gerettet STANS Im nächsten Jahr finden die Stanser Musiktage wieder statt. Allerdings in geänderter Form. Man will sich aufs Wesentliche konzentrieren. MATTHIAS PIAZZA [email protected] Die Nidwaldner Kulturszene kann aufatmen. Die Zeit der Ungewissheit ist vorbei. Nach einem einjährigen Unterbruch werden die Stanser Musiktage (SMT) ab 2016 wieder jährlich über die Bühne gehen. «Wir konnten die notwendigen 250 000 Franken zusammenbringen und damit das Sanierungsziel erreichen», freut sich Vereinspräsident Josef Mahnig. Allerdings sind konzeptionelle Änderungen geplant, um ein finanzielle Fiasko künftig zu verhindern. Zur Erinnerung: Die Ausgabe 2014 schloss mit einem Defizit von 175 000 Franken ab, der Verein überschuldete sich mit 115 000 Franken. Auf Montag wird verzichtet «Wir möchten weniger auf Spontanbesucher angewiesen sein», hält Josef Mahnig fest. Denn genau dies sei dem Festival bei Wetterpech zum Verhängnis geworden. Auch werden die Musiktage 2016 vom Dienstag bis Sonntag stattfinden, um den umsatzschwachen Fes- tivalmontag zu umgehen. «Wir verzichten auf Schnickschnack und konzentrieren uns auf das Wesentliche.» Vor allem beim Rahmenprogramm wolle man sich einschränken. «Die Zeltkonzerte waren teilweise sehr teuer und aufwendig. Künftig halten wir das Rahmenprogramm in weniger Zelten ab und verzichten auf teure technische Anlagen.» Eine Überdachung des Dorfplatzes mit einem Riesenzelt, wie man es etwa vom Volkskulturfest Obwald kennt, sei keine Alternative – nicht nur der Kosten wegen, sondern auch, weil man es nicht befestigen könne. Änderungen gibts auch im kulinarischen Bereich. Anstelle einer Verpflegungsmeile, die sich über das ganze Dorfzentrum erstreckt, wird das Essensangebot künftig auf dem Steinmättli zentralisiert. Dank allen Massnahmen habe das Gesamtbudget um 400 000 Franken auf 1,1 Millionen Franken gekürzt werden können. Weniger vom Wetter abhängig Mit der Konzentration auf die Konzertbesucher sei man dann auch weniger dem Wetterrisiko ausgesetzt. Musikalisch wollen sich die Musiktage treu bleiben. Das heisst stilistische Offenheit, wo World-, Jazz- und Popklänge aufeinandertreffen. Kaum sei der Entscheid kommuniziert worden, dass es mit dem SMT weitergeht, sei er von Mails überhäuft worden. «Die Leute schätzen den Anlass, der in der Kulturszene Nidwaldens nicht mehr wegzudenken ist», streicht Mahnig her- «Eine sehr frohe Nachricht» Die neuen Festivalleiter Marc Rambold (links) und Esther Unternährer mit Programmchef Marc Unternährer. PD vor. Die Unterstützung zeige sich auch darin, dass sämtliche Sponsoren treu geblieben seien. Auch der Kanton habe die Unterstützung von 45 000 Franken wieder zugesichert. Allerdings steigt die Credit Suisse auf 2017 als Hauptsponsor des Festivals aus. Trotzdem ist Mahnig zuversichtlich, dass die Zukunft der SMT längerfristig gesichert ist, auch wenn so ein Anlass immer mit Unsicherheiten verbunden sei. Veränderungen gibt es in personeller Hinsicht. Esther Unternährer und Marco Rambold leiten das Festival künftig gemeinsam. Und Marc Unternährer ist auf Mandatsbasis für das Programm verantwortlich. Erfolgreiches Benefizkonzert Wegen der finanziellen Probleme nahmen sich die SMT heuer eine Auszeit, veranstalteten als «Alternativprogramm» ein Festival light in Form einer zweitägigen Benefizveranstaltung. Diese wurde ein Erfolg. Hunderte von Zuhörern strömten zu den Konzerten in die Pfarrkirche, in die Zivilschutzanlage und ins Chäslager. REAKTION map. «Für mich ist dies eine sehr frohe Nachricht», kommentiert der Stanser Gemeinderat und Kulturverantwortliche Lukas Arnold die Meldung, dass im kommenden Jahr die traditionellen Stanser Musiktage wieder stattfinden. Selbst am Festival Alpentöne in Altdorf sei er auf die Zukunft des beliebten Festivals angesprochen worden. «Die grosse Neuigkeit, dass es mit den Musiktagen weitergeht, stiess einhellig auf Begeisterung.» Bedeutendster Anlass Dem Anlass misst Lukas Arnold eine grosse Bedeutung zu. «Das ist der grösste kulturelle Anlass in Stans, ein Volksfest. Hier trifft man sich aus nah und fern.» Mit dem Anlass sei Stans als Kulturort weit über die Nidwaldner Kantonsgrenzen hinaus bekannt geworden. Arnold ist überzeugt, dass die Stanser Musiktage mit der Neukonzeptionierung, vor allem im Bereich der Gastronomie, wieder auf den langjährigen Erfolgskurs zurückkehren. «Wir freuen uns auf die nächsten Musiktage im frischen Kleid.»
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